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Error

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Punk Legende Guerwitz (BAD RELIGION) leiht sich die Stimme von Querkopf Puciato (THE DILLINGER ESCAPE PLAN) und schnappt sich ein paar andere versierte studioerfahrene Musiker und macht Punkrock. Könnte man zumindest meinen. Alles bis auf letzteres stimmt auch, nur von Punkrock ist hier keine Spur. Von wütenden Texten und einem entsprechenden Flair einmal abgesehen. ERROR machen Break Beat, sie machen Electro, sie spielen mit wüsten Sampleorgien und noisigen Effekten. Und sie scheißen auf schrammelnde Gitarren und klassische Besetzungen. Lassen wir die Kirche aber im Dorf, "Error" ist ganz klar eine leckere EP geworden, die auch optisch durch eine durchsichtige CD fasziniert. Aber ERROR sind auch nur eine Band zwischen ATARI TEENAGE RIOT in einer Streichelzoovariante und PRODIGY mit fehlender Tanzbarkeit. Recht experimentell wirkt "Brains Out", einzig die Beats erhalten eine Struktur im Song. "Burn In Hell" ist dagegen mit fettem Bass konventioneller und durch einen wiederkehrenden Chorus ein kleiner Ohrwurm. Fünf Tracks sind zu wenig um zu erkennen ob die Jungs auch in diesem Genre fit sind. Alltäglich ist ERROR nicht, so recht zünden will die EP aber in meinen Ohren auch noch nicht...

Error


Cover - Error Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 5
Länge: -:- ()
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The Day After

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Hanin Elias als Deutschland Vorzeige-Elektropunkerin. Der Umstand, dass sie mit PZYCHOBITCH nach deren langer Abstinenz von den Tanzflächen einen Song performt, ist mehr als Qualitätsmerkmal denn musikalisches Vermächtnis ihrerseits zu werten. Während Elias vor allem in Ihrer seligen ehemaligen Hauptband ein ganzes Genre und ihr Image definierte, so machen PZYCHOBITCH definitiv gute Musik und Frontfrau Sina sieht tierisch lecker aus, musikalische Anarchie hört sich aber anders an. Organisierter Lärm ist aber heute vielleicht auch nicht mehr zeitgemäß. Und so ist ihr Duo "Fitter Than You" einer der packendsten aber auch straightesten Tracks des Albums geworden - und das Album "The Day After" schlicht genial, was sich bei der letzten EP "The Day Before" bereits andeutete. Wie fast alle Songs ist auch "Fitter Than You" im Midtempo angesiedelt, lebt von einem pumpenden simplen Beat auf dem sich nach und Synthesizersequenzen aufbauen. Deutlich spartanischer dagegen zum Beispiel der Titeltrack "The Day After", bei dem Sinas deutsche Vocals auf höchst tanzbarem Beat spazieren. Eine tiefe Bassline ist das Herz dieses Songs, die Durchschaubarkeit der Struktur ist erfrischend ohne unoriginell zu sein. PZYCHOBITCH sind offen für Neues, klassische EBM Parts gibt es wenige, technoide Beats dominieren dennoch das von Break Beat mit leichtem Punkflair durchsetzte Bild. Einzige Konstante ist Sinas gefühlskalter Gesang, dem die laszive Gelassenheit auf der einen und spitze Provokation auf der anderen Seite wunderbar steht. Sie spielt mit ihrer Weiblichkeit und dem Kontrast zu harter Elektronik, wenn sie es so direkt tut wie bei "Sweet Kiss" müssten ihr die meisten männlichen Hörer zu Füßen liegen. Etwas weniger dominant und aggressiv wie noch auf "Big Lover", dafür grade bei den ersten Song mit einer Hitdichte, die auf diesem Niveau ihresgleichen sucht. In Worte zu fassen waren sie noch nie so wirklich, ihre stilistische Breite wird in Maßen polarisieren und eventuell auch gespielter Szenecoolness zum Opfer fallen. Doch Tanzbarkeit wird eben nicht durch 200bpm und Coolness nicht durch schwarze Haare und weiße Schminke sondern durch Ideen gemacht. Seit Monaten das Beste auf dem Gebiet der clubtauglichen (Goten)elektronik!

The Day After


Cover - The Day After Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 13
Länge: 74:15 ()
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10000 Watts Of Artificial Pleasures

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"10.000 Watts Of Artificial Pleasures". Das ist immerhin fünfmal mehr Leistung als mein Staubsauger hat. Gelesen, gelächelt, vergessen, was will mir der Albumtitel nur sagen. Ihr Anspruch etwas allzu neues, futuristisches zu sein, erstickt aber spätestens bei Zubinden ihrer New Rock Boots, Cyberpunklook ist im Musikbiz lange keine Innovation mehr sondern eher eine Seuche. Deren Verbreiter unter anderem THE KOVENANT waren, und in deren Fußstapfen mit breitem Profil die DOPE STARS INC. nun treten. Weniger Metal, etwas rotziger und teilweise elektronisch technoider. Industrialeinflüsse sind das zumindest musikalisch hörbar kaum, auch wenn sie das behaupten mögen. Hier dominiert eher europäischer EBM als Basis, gemixt mit ein wenig jugendlichem Punkelan und stampfenden Gitarren. Denen fehlt aber leider beim Opener "10000 Watts..." ziemlich der Biss und sie versinken im Brei. Liest sich fast so, als könnte man das Album kaum hören. Ist aber nicht so, und mir bis heute nicht ganz klar geworden, warum. Die Keyboardmelodien gehen ins Ohr wie nicht oft zuvor gehört, die hochgradig simplifizierten Gitarren in Kombination mit den Drumloops sind tanzbar wie nur was. Gesanglich pendelt man bei männlichen Vocals zwischen elektronischer Entfremdung und cleanem Rotzrock, gesangliche Anarchie in Form allzu kranker Töne fehlt jedoch. Die Produktion ist von der erwähnten Kinderkrankheit abgesehen in Ordnung. Und sind wir ehrlich, Lack, Stiefel und schwarze Haare passen dazu irgendwie einfach als ein Anzug, Modetreter und gegelter Kurzhaarlook.

10000 Watts Of Artificial Pleasures


Cover - 10000 Watts Of Artificial Pleasures Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 8
Länge: 35:58 ()
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The First Step

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Beinahe banale Rhythmen eröffnen die CD. Stumpfer Beat und folkloristisch simple Melodie lassen das Schlimmste vermuten. Dass es nicht soweit kommt, verhindert die willenlose Tanzbarkeit mancher Tracks. Und solange sich dieses Einmannprojekt darauf besinnt die Beine zum zappeln zu bringen, geht auch alles in Ordnung: elektronisch dominierter, poppiger Wave. Er versetzt keine Bäume oder schäumt vor Kreativität über, aber die Melodien sind solide als Ohrwürmer gebaut, die Texte reimen sich zwingend und bleiben entsprechend im Ohr. Aber die Einzigartigkeit von Bands wie DEINE LAKEIEN oder WOLFSHEIM zu kopieren oder auch nur der vorsichtige Versuch deren Stilistik zu adaptieren, ist zum scheitern verurteilt. Und genau das passiert hier zu oft. Hand in Hand mit erwähnten Bands stampft er dem Verderben hingegen, die Eigenständigkeit völlig aufzugeben. Und auch wenn die Qualität stimmt, er die Synths beherrscht und sein Gesang sauber und emotional wirkt, ist der bittere Geschmack auf der Zunge, alles schon mal gehört zu haben, für die Musik ziemlich fatal. Das Songwriting fußt auf effektiven Beats und kalkulierbarer Dramatik, der Gesang hilft über die teils sehr einfach pumpenden Tracks hinweg. Ich bin gespannt wie es DECENCE schaffen wollen, ihren Namen in den Köpfen der Hörer zu festigen! Was hier definitiv fehlt ist das eigene Konzept, aber es ist ja erst "The First Step". Der zweite müsste deutlich größer werden!

The First Step


Cover - The First Step Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 15
Länge: 64:19 ()
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Gothic Electronic Anthems

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In der freien Wirtschaft wäre es ziemlich undenkbar, für die Konkurrenz
freiwillig Werbung zu machen. In der Musikindustrie scheint es anders zu
sein, denn was Zeromancers Ljunggren hier produziert hat, deklassiert seine
eigene Band fast in die zweite Liga. Vielleicht nicht was die Reife der
Songs angeht, wohl aber den potentiellen Verkaufswert. Denn GOTHMINISTER
trifft den Puls der Zeit, und zwar gnadenlos! Und bedient damit in etwa die
Zielgruppe, der unter anderem auch Zeromancer das Futter für die Tanzfläche
serviert. Weniger sperrig und viel direkter bringen sie ihre Botschaft
unters Volk. GOTHMINISTER sind bis unter die Zähne mit tanzbaren Songs
bewaffnet und auch wenn "Gothic Electronic Anthems" als Titel vermessen
klingen mag, so wird es sich doch als erschreckender Schlag ins Gesicht
einiger Bands erweisen, die dieses Terrain als gesichert gehalten haben.
Wenn elektronische Beats zusammen mit Gitarren auf willenlose Melodien und
grabestiefer Stimme treffen, wird GOTHMINISTER wohl in Zukunft genannt
werden wenn es darum geht dieses Genre zu klassifizieren. Und was ihnen
dabei den Kopf retten wird, ist die Tatsache, sich nicht knallhart
musikalisch auf ein Gebiet festzulegen, denn zu dieser Musik dürfen sowohl
Schwarzkittel als auch Metaller zappeln ohne befürchten zu müssen, "uncool"
zu sein - denn das scheint leider oft eine Rolle zu spielen wenn es darum
geht, welches Album als nächstes in das heimische Plattenregal wandert oder
zu welcher Musik man im Club demonstrativ nicht abgeht obwohl es in den
Beinen zuckt. Denkt mal drüber nach wenn ihr GOTHMINISTER hört, denn dieses
Album rockt definitiv! Das Album erschien neu Ende November über Drakkar/BMG im Digipack und mit zusätzlichem Bonustrack "Angel (Club Version)".

Gothic Electronic Anthems


Cover - Gothic Electronic Anthems Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 11
Länge: 43:37 ()
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Maniacal

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Man muss schon genau hinhören, aber siehe da: Rhys Fulber ist von seinem Ausflug bei Fear Factory zurück und mit ihm die gesamplten Gitarren. Das göttliche Duo ist wieder vereint, ihr altgedienter Mixer Greg Reely mit von der Partie. Und sie sind wieder da angekommen wo sie vor Jahren aufgehört haben, die bandeigene Definition ihrer Musik zwischen EBM, Industrial und Electro hat sich wiedergefunden. Düstermechanische Stimmungen, bombastische Anwandlungen zwischen Chören und Keyboards und immer wieder harsche Zwischentöne und kalter Gesang. Der Song "Maniacal" ist definitiv ein Schritt zurück zu den älteren Alben, der zweite Titel "Anti" zielt auf die Clubs, beide Songs fallen zeigen klare und einfache Rhythmen. Was auffällt ist die Spielzeit aller Tracks mit deutlich je über sieben Minuten... Scheint sehr spannend zu werden, was uns 2004 als Album erwartet!

Maniacal


Cover - Maniacal Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 3
Länge: -:- ()
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Review:

From The Heart - Live in Bratislava

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Eine der wenigen Wave & Synthie-Ikonen der 80er Jahre, Anne Clark beehrt ihre immer noch beachtliche Fangemeinde wieder mit einer neuen Akustik CD "From The Heart - Live In Bratislava". Und schon nach den ersten Eindrücken muß ich tatsächlich zugeben, das Teil gefällt mir mehr als gut, vor allem die Instrumentierung und der mächtig "volle" Klang für ein Livescheibchen überzeugt. Inhaltlich zeigt sich erneut die ernorme Vielschichtigkeit dieser sicher nicht ganz alltäglichen Musikerin, die sich heutzutage jenseits aller aktueller Trends erfolgreich bewegt. Es gab ja mal vor zig Jahren schon eine Art "Unplugged Album" aber dieser Mitschnitt eines Gigs der letzten Herbst-Tour legt doch viel mehr Wert auf die folkige Seite der Anne Clark. Hier dominieren viele fließende Gitarren, knackige Bongos, ein tolles Cello oder auch perlende Klavierläufe. Der einzigartige Sprechgesang mit diesen ungemein lyrischen Texten (u.a. vertonte Gedichte von Rainer Maria Rilke) als Markenzeichen bleibt ohne Einschränkung auch in diesem recht ungewohnten Soundgewand erhalten und ist geradezu exemplarisch für das doch eher romantisch-träumerisch geprägte Gesamtbild der Musik. Die nur nach außen hin stets etwas kühl wirkende Blonde, hatte bereits Anfang der 80er Jahre ihren recht eigentümlicher "Singstil" (in feinstem Oxford English) entwickelt und sich damit ihren festen Platz in den Charts erobert. Und dies alles in einer Zeit, als man "Hip Hop" in Europa noch für einen Hawaianischen Fruchtbarkeitstanz hielt und sich die Erfinder dieser "Bewegung" hinter brennenden Tonnen in der Bronx notdürftig verschanzten. Einer ihre bekanntesten Hits das etwas düstere "Our Darkness" (hier in einer tollen Pionofassung enthalten!), daß u.a. oft als Hintergrundmusik für viele Sendungen oder Filmbeiträge bekannt wurde, habe ich sogar noch als Vinylsingle im heimischen Plattenschrank stehen. Obwohl die 80er sicher als absolut kommerzieller Höhepunkt von Anne Clark zu sehen sind, trotz des kurzen Revivals in den 90ern bzw. im November 2002 mit "Hardest Heart" muß man der Weiterentwicklung der "Sängerin" zu einer ernsthaften Songwriterin bzw. Poetin große Anerkennung zollen. Demnächst kommt außerdem noch ihr erstes Buch heraus. Die typische wavige etwas traurig wirkende Melancholie in ihren Liedern kommt gerade bei diesen Aufnahmen besonders gut zur Geltung. Eine coole Version von "Sleeper In Metropolis" darf natürlich nicht fehlen und mutiert dabei beinahe zu einem astreinen Rocksong. Die heimliche Gewinner Tracks sind für mich aber eindeutig "Elegy For A Lost Summer" sowie "Dream Made Real" bei denen der hervorragend Keyboarder Murat Parlak mit seinen arabisch geprägten Vocals für eine wunderbar warmen Sound im Ethno-Worldmusik Gewande sorgt. Bei dem 10-minütigen Instrumental "Funky Acoustic Groove Thang Part 1" darf sich dann der Gitarrist mal so richtig austoben, so was gab’s bei Anne Clark bisher noch nie. Es befindet sich außerdem noch ein weiterer Song auf diesem Album "Abuse", der sich nicht in der Trackliste des Booklets wiederfindet aber ebenfalls sehr gelungen ist. Der Titel "From The Heart - Live In Bratislava" trifft die Sache auf den Punkt und ist daher genreübergreifend zu empfehlen.

From The Heart - Live in Bratislava


Cover - From The Heart - Live in Bratislava Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 15
Länge: 65:2 ()
Label:
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Hex Angel

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Bryan Erickson hat angeblich aufgehört Drogen zu nehmen. Das ist ein bisschen wie Atombombe und umweltfreundlich. Unter dem Pseudonym Hexfix93 war er einer derjenigen, der auf exzessivem Drogenkonsum seine Kreativität begründet hatte. Zwischen politischen Statements und Bewusstseinserweiterung machte er sich mit Alben, geschmückt durch vielsagende Titel wie "Church Of Acid" oder "Fun With Knives" einen Namen in der düsteren Electroszene. Und nun isser also clean. Der alte Schwede sozusagen. Tut seiner Musik keinen Abbruch, ganz im Gegenteil hört man es erstaunlich wenig, dass die Songs nicht im Delirium entstanden sind. Und stellt somit den Sinn und Unsinn des Konsums illegaler Rauschmittel im Rahmen der Produktion eines Electroalbums etwas in Frage. "Hex Angel" ist erneut sehr düster geraten. Erneut wird wie wild aus Filmen gesamplet, in technischer Vollendung versteht sich. Ericksons Stärke war unter anderem schon immer die Fähigkeit, Samples perfekt in das Gesamtgefüge einzufügen und nicht als kahle Sounds separiert zu präsentieren. Und das läuft ihm auch nüchtern locker von der Hand, dabei scheint es beinahe egal, ob tanzbare Electroclubsound geschaffen wird oder derbster Industrial das Licht der Welt erblickt. Wenn er fette Distortion braucht - ok. Wenn ein Hardcore Techno Beat passt - bittesehr! Simpler EBM als Mittel zum Zweck - here we go! Schnell und hart oder langsam und soft - ganz wie es bleibt. Songs wie "East", die ganz klar in Richtung Tanzbarkeit schielen und dessen Rhythmus penetrant in die Beine geht geben sich mit heftigen Lärmorgien a la "Misery" die Klinke in die Hand. Und doch passt alles in das Gesamtgefüge, was dem Untertitel "Utopia-Dystopia" wie ein Soundtrack zur Ehre gereicht.

Hex Angel


Cover - Hex Angel Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 11
Länge: 56:43 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Electrolust

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Die Hamburger von Strange Ways fielen bisher in erster Linie dadurch auf, qualitativ hohes Niveau zu bieten und sich nicht in die Überschwemmungssucht der anderen einzureihen. Was MORE MACHINE THAN MAN bei ihnen verloren haben, bleibt also schleierhaft. Wisst ihr was das sein soll? Das soll ein "Cybergoth-Electro/Industrial-Fetish-Multimediaprojekt" sein. Wer dem Genre Electro generell kritisch gegenübersteht, braucht "Electrolust" natürlich nicht eines Blickes würdigen. Soweit nicht verwunderlich. Traurig aber ist, dass selbst geneigte Ohren diesem Elektroschrott wenig abgewinnen werden können. Wenns Industrial wird, wird es uninspirierter und unkreativer Lärm - wohl grade weil einfach alle Register gezogen werden, die die Effektgeräte, Sampler und PCs so ausspucken. Wenn es rockiger zugeht, winken Ministry, KMFDM oder alte NIN - wenn auch meilenweit von deren Klasse entfernt. Und wenn das Stöhnen eines Weibchens gemischt mit martialischen Ansprachen eines Männchens schon fetisch ist, muss ich mein Weltbild etwas geraderücken. Manmanman... die Idee harte Elektronik mit Sex zu mischen ist so alt wie die ganze schwarze Szene. Das ganze derart lustlos umzusetzen, dass der Lümmel nur gelangweilt baumelt, aber schon beinahe unverschämt. Industrial ist eben mehr als sinnleeres Geballer. 130bpm alleine machen einen Track nicht tanzbar und nur den Mund aufmachen noch keinen Sänger. Ohne erkennbares Konzept reihen sich die Songs über eine quälend erscheinende Stunde aneinander. Da retten selbst die finalen Remixe von GUG oder RAZED IN BLACK wenig.

Electrolust


Cover - Electrolust Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 22
Länge: 59:48 ()
Label:
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Interview:

Kartagon

Band anzeigen
InterviewAlles neu macht der Mai... oder so ähnlich! Denn ganz unbekannte sind die beiden Protagonisten eigentlich nicht...



"Kartagon besteht aus dem Sänger und Texter Johannes und dem Produzenten und Soundtüftler Thomas. Wir sind in dieser Musikszene schon seit über 13 Jahren tätig, haben aber vor einem Jahr unter dem Namen "Kartagon" ein neues Dark Elektro Projekt auf die Beine gestellt. Zur Entstehung der Band kam es irgendwann Anfang 2001, als sich die günstige Gelgenheit ergab, in einem neuen Studio mit neuem Equipment zu experimentieren. So kam es zu ersten neuen Songs, aber vorerst noch ohne konkreten Projektgedanken. Es hat sich alles wirklich sehr ungezwungen entwickelt. Johannes begann Texte für die neuen Songs zu schreiben, wir entwickelten Gesangslinien und irgendwann stand er dann auch in der Kabine, um den Gesang aufzunehmen. Der Funke ist sofort wieder auf uns übergesprungen! Es war auch sehr bald klar, dass wir die Songs zu einem Album formen und veröffentlichen wollten. Da sich der neu entwickelnde Stil in unseren Augen doch sehr von POTT unterschied und der damalige POTT-Hauptsänger zudem nicht mehr zur Verfügung stand, wollten wir für das Projekt nicht mehr den alten Namen verwenden, sondern haben uns entschieden, den sicher etwas beschwerlicheren "Newcomer Weg" zu gehen."



Dabei sind die veröffentlichten Alben recht überschauber geblieben:


"Anfang der 90er haben wir unter dem Namen "Panic On The Titanic" bis 1996 drei Alben bei verschiedenen Labels veröffentlicht. Dann gab’s einen längeren Break, weil wir uns innerhalb der Band stark auseinanderentwickelt hatten und zudem noch das damalige Label Pleite ging. Dann war wie gesagt für eine Weile mehr oder weniger Pause!"



Und wer ein Rockstar sein möchte... der muss hart nebenbei oder doch dafür arbeiten?



"Mit den Einnahmen von Kartagon könnten wir die Leasingraten für unsere beiden 911er schlecht bezahlen... Deshalb müssen wir eben unseren typisch schweizerischen Daytime Jobs nachgehen! Mist auch!"




Kartago, die alten Feinde Roms standen Pate für den Bandnamen wie die beiden erzählen. Sehr viel mehr steckt dann auch gar nicht mehr dahinter, die mystische, sagenumwobene der Stadt hat es den Schweizern angetan.


Und bei allem Altertum und auch dem Namen "Natural Instincts" regiert hier moderne Elektronik...



" Schließlich geht’s doch bei unserer Musik um die großen Gefühle! Der Albumtitel "Natural Instincts" bezeichnet nämlich perfekt den roten Faden des Albums. Tief verwurzelte menschliche Instinkte, wie Liebe, Hass, Macht, Demut, Enttäuschung, Freude, Tod, Leben, Gier. Davon handeln unsere Songs."



Die Pharmalobby hatte wohl bei der Gestaltung des Booklets die Finger drauf...



"Die Medikamentenkapsel auf dem Cover zeigt unseren Vorschlag zum heutzutage weit verbreiteten Lifestyledrogen-Phänomen: Kartagon als unbedenkliches Hilfsmittel zur Bewusstseinserweiterung... (eigentlich als Kopfwehmittel vom Mainstream)."



Kopfwehmittel... serviert auf Plüsch?



"Die geniale Idee kam von der Grafikerin von Strange Ways. Sie hat ein paar Vorschläge geliefert, die uns auf Anhieb begeistert haben. Wirklich perfekt nach unseren Vorstellungen umgesetzt."



Und bei aller Elektronik, allem Kopfweh und allem Plüsch, bedeuten die Texte erstaunlich viel...



"Wir finden das schon wichtig einen gewisse Qualität zu haben und eine entsprechende Message auch textlich rüberzubringen. Ein guter Song besteht in unseren Augen eben nicht nur aus Musik und Gesang, auch WAS dabei gesungen wird, ist wichtig und macht schlussendlich einen guten Song aus. Vielleicht sind wir da ja zu altmodisch?"




Aus dem 80er Appeal der Tracks machen sie verständlicherweise keinen Hehl.


"Na ja, wir sind eben in dieser Zeit aufgewachsen. Klar, dass unsere musikalischen Wurzeln auch dort liegen, das können und wollen wir nicht verleugnen. Ich denke aber, dass wir ebenso viele Einflüsse aus den 90ern mitgenommen haben und man auch dies in den Songs hört. So schlecht können wir nicht liegen damit: Wenn man die Charts von heute anhört, kommen ja auch immer wieder die "alten" Namen hoch. Nur wird das Material leider meist zu ideenlos in die heutige Zeit transportiert."




Ein Cover von David Bowie? Gewagt...



"Hey, wir lieben diesen Titel! Und natürlich schätzen und verehren wir David Bowie wirklich sehr! Kein Zweiter hat’s wohl geschafft über drei Jahrzehnte hinweg stets neue Trends zu setzen und dabei trotz des kommerziellen Risikos so experimentierfreudig zu bleiben. Johannes hegte schon länger den Wunsch, irgendwann den Song "This Is Not America", der uns schon als Teenager fasziniert hatte, zu singen. Und schließlich hat der Titel "This Is Not America" für uns auch einen äußerst aktuellen Bezug und wurde deswegen auch nicht ganz zufällig ausgewählt.
Es bringt unserer Meinung nach nichts, eine Coverversion im ähnlichen Stil wie das Original zu halten. Deshalb haben wir uns für eine "up-tempo" Nummer und den Einsatz von harten Gitarrenriffs entschieden."



Die Musik von KARTAGON bewegt sich trotz allen Trends zu Extremen grade in der Gothic Szene, in sehr gemäßigten Bahnen...



"In diesen schwierigen Zeiten verlangen die Leute offensichtlich härteren Sound. Dennoch können und wollen wir uns ja nicht verleugnen! Wir sind nun mal nicht die härteste Boygang aus Basel. Wir wollen nicht blind einem Trend folgen nur weil’s grade angesagt ist. Die Musik muss unseren Persönlichkeiten entsprechend von innen heraus kommen, damit es glaubwürdig bleibt. Wir denken für KARTAGON haben wir einen eigenständigen musikalischen Weg gefunden, auf dem wir weitergehen möchten."



Und so falsch können sie nicht liegen mit ihrer Musik, die Single kam super an...



"Die Reaktionen sind durchwegs sehr positiv! Wir waren im Mai/Juni damit auch 4 Wochen in den DAC (Deutsche Alternative Charts). Es gab neben Deutschland auch einige DJ’s aus Europa, die uns aufgrund der Single direkt angeschrieben haben."



Und auch live lief alles bestens, die Tour mit IN STRICT CONFIDENCE war eine wichtige Standortbestimmung. Einen kleinen Wehrmutstropfen gibt es aber auch:



"Mit Touren im Sommer wird’s leider nichts mehr. Für die ganzen Sommerfestivals war der Release unseres Albums einfach zu spät. Wir schauen jetzt für Herbst/Winter, dass wir an deutschen Festivals spielen können. Vielleicht ergibt sich ja nochmals eine Gelegenheit als Supportband? Mal schauen!"

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