Ein Electroalbum "Decay" zu nennen ist nicht so wirklich originell und neu, auch einem Booklet nur 2 magere Seiten zu spendieren, ist nicht richtig cool. Und sind wir mal ganz ehrlich: Auch musikalisch erfinden SKOYZ das Rad nicht neu. Die Drums sind natürlich fast pausenlos mit reichlich Distortion überladen, stört aber keinesfalls sondern macht die ohnehin durchweg recht aggressiv aufgebauten Songs so richtig schön fies tanzbar. Das Booklet ist wohl so dünn, weil textlich bzw. inhaltlich eine Nullnummer geschoben wird, tut eh nicht zur Sache weil man die Vocals sowieso nicht versteht (richtig, Distortion rockt auch hier) und weil selbige bei dieser Art von Musik auch keine tragende Rolle brauchen, denn der potentielle Hörer wird eher über die Tanzfläche fegen als sein Gehirn beim interpretieren der Texte zu strapazieren. Technisch ist dies hier zwar allenfalls Mittelklasse, denn besonders originell setzen sie ihre Samples und die elektronischen Spielereien nicht ein, aber durch ihr ziemlich treffsicheres Gespür für die richtige Mischung aus Melodie und Härte geht das Konzept auf. SKOYZ haben hier mit elektronischer Musik ein recht düsteres Album gezimmert, das sich stilistisch munter überall da bedient, wo eben ein bisschen abfällt dass die Franzosen verbraten können. Nicht Fisch nicht Fleisch, aber sehr eingängig und trotzdem hart ohne nur zu technoid zu ballern. Ganz nett!
Ein Jahr früher als "L’âme Electrique" ist "Suspiria De Profundis" erschienen und zeigt mal wieder dass bei DIE FORM erstens alles anders kommt und zweitens als man denkt. "Suspiria De Profundis" ist für ihre Verhältnisse sehr leichte Kost, nicht dass "L’âme Electrique" schwer im Magen liegt, aber ersteres gehört doch zu den deutlich technoideren Auswüchsen und man kann dem Album auch etwas abgewinnen ohne jedes Sample dreimal umzudrehen und ohne eine gefesselte Sklavinnen im Zimmer liegen zu haben. Nur eigentlich hört man ja DIE FORM nicht um sich mit eingängigen Tönen berieseln zu lassen, denn dafür gibt es wirklich andere Acts die dieses Fach besser beherrschen. Wer DIE FORM hört der will bis zu einem gewissen Grade etwas vom dem wirren Geist des Herrn Fichot in sich aufsaugen, von dem Geist, der sich mit den Abgründen der menschlichen Seele beschäftigt, und das tut "Suspiria De Profundis" - zumindest in meinen Augen - nicht sehr intensiv. DIE FORM muss eigentlich ein bisschen weh tun beim Hören, denn das war und ist es, was sie ausgezeichnet hat. Die Band hatte immer solche Momente in denen sie sich der leichten Muse verschrieb, doch nur bei "Confessions" ging diese Rechnung wirklich auf. Hier plätschern die fast allesamt mit einfachen treibenden Beats unterlegten Songs an einem vorbei, ohne Spuren zu hinterlassen. Nicht dass Musik einen immer bewegen muss, aber dann muss ich mir nicht DIE FORM anhören.
Das ist ja wie an Ostern... da findet man auch noch Eier obwohl alle sicher sind, dass alle Eier bereits gefunden wurden. Bei DIE FORM denk ich mir bei jedem ihrer Rereleases genau das, aber ich lasse mal die Spekulationen wie viele Alben noch kommen mögen. Immerhin hat das Label Trisol anscheinende auf Kritik reagiert und "L´âme Electrique" ist mit einem schicken dickeren Booklet, das Texte und ein paar Bildchen enthält, ausgestattet. Die Franzosen gehen auf diesem Werk aus dem Jahre 1995 recht getragen zu Werke, der Sound lässt nicht mehr viel von den Elementen erkennen der älteren Alben, die Zeit ist also auch an ihnen nicht ungenutzt vorbeigegangen. Das Album hat weniger eine offensichtlich fetischistisch bis sexistische Atmosphäre als vielmehr eine recht düstere aber nach außen durchaus homogen wirkende recht normale Fassade, die den Hörer sicherlich nicht so sehr verwirren wird, wie dies vielleicht ältere Alben getan haben. "L´âme Electrique" ist kein wirklich schlechtes Album, hat aber weder experimentelle und richtig interessante, noch tanzbare Songs im Gepäck und muss daher nicht unbedingt in die heimische Sammlung.
Hirn aus, Beine an. Augen zu, Ohren auf. Hände hoch, Klamotten schwarz. Und ab dafür! Was ein wunderbares Album haben INFEKKTION mit "Virus Of Time" abgeliefert. Wer hier intelligente, vielleicht gar progressive oder avantgardistische Musik erwartet wird angepisst sein, wer einfach nur endlich mal wieder ein Album in den Händen halten möchte, dessen Tracks mindestens zu 50% potentielle Tanzflächenstampfer sind, der wird an "Virus Of Time" nicht vorbeikommen. Hochgradig technoide und suchterregende Rhythmen, die gekonnt zu einem sehr düsteren Gesamtbild kombiniert werden - darin könnten sich INFEKKTION zu waren Meistern entwickeln. Die abwechslungsreiche Mischung aus recht simpel geloopten klar klingenden Beats und noisigen Breaks und Industrialspielereien (die aber nie auf Kosten der Hörbarkeit gehen) geht voll auf. Eigentlich reicht das schon um die Beinchen der willigen Schwarzkittel zum zappeln zu bringen, aber zu einem ultimativen Hit wird das erst durch eine willenlose Melodie, und auch hier haben INFEKKTION ganze Arbeit geleistet und sicherlich das ein oder andere Stündchen geopfert, bis die Melodien so gut zum Rest gepasst haben. Schöne Dynamik, gute Dramatik und eine Zusammenstellung der Songs auf der CD´s macht einem das Hören am Stück leicht, doch auch der gewiefte Dark Electro/EBM DJ findet hier garantiert einige Songs die in sein Set passen werden. Als potentielle Maxi bietet sich sicher der Titeltrack an, der mit einem derart treibenden Beat aus den Boxen kommt dass ich mich ja hier beim schreiben festhalten muss um nicht durchs Zimmer zu tanzen. Ein ganz besonders schickes Stück düsterer Tanzmusik!
Die goldigen Elektronik Nostalgiker Welle:Erdball haben nach einigen Jahren endlich wieder zugeschlagen. Wenn auch nicht so krass nervig (subjektiv...) wie etwa bei Mikron64, so lieben sie natürlich nach wie vor ihren alten C=64, bei einigen Songs hört man dies sehr deutlich, bei anderen weniger. Wirklich Neues bieten sie auf "Die Wunderwelt Der Technik" nicht und werden so bei alten Fans offene Türen mit diesem Album einrennen - keine Experimente aber dennoch ein gutes Album! Es regieren simple minimal-elektronische Melodien, die wie nicht anders erwartet an C=64 Spiele oder die NDW erinnern. Die Themen der Texte haben, wie der Commodore selbst, schon etliche Jahre auf dem Buckel - und doch ist der Bezug zur Realität (oder besser: zur Gegenwart) erstaunlich oft herzustellen. Detailverliebt und mit wachen Augen vergeht man sich beispielsweise am Witwenmacher und ehemaligen Arbeitstier der Luftwaffe, dem "Starfighter F-104G" (Anm. des Verf.: Wie kommt man an einen Starfighter? Man kauft sich einen Acker und wartet bis einer drauffällt...haha...), am Skandalthema "Contergan" oder an der teils dunklen Vergangenheit mit "Apollo 11/ V1/ V2/ Aggregat 4". Hierbei ist besonders der Kontrast zwischen den bissigen Texten und dem unschuldigen Elektronik Gepiepse hörenswert. Weniger kritisch geht es bei "VW-Käfer" oder "Super 8" zu Gange. "Transrapid" ist aktueller denn je und wird noch für genug (politisches) Gekloppe zwischen Bayern und NRW führen. Regelrecht futuristisch wirkt dagegen "Wasserstoff H2" (Brennstoffzelle) an, das einzige der vielen technischen Themen dieser CD, bei dessen kommerzieller Umsetzung es in der Wissenschaft noch hapert. Dann noch ein paar Lieder über den C=64 selber, womit sie dann spätestens bei "Commodore C=64" mit einem der legendärsten Schreie (aus "Impossible Mission") der Computergeschichte Sympathiepunkte sammeln, und fertig ist ihr neues Album. Etwas überflüssig muten dagegen die beiden gesprochenen Stücke "Das Gespräch Am Puls Der Zeit (Teil 1 und Teil2)" an, die spätestens beim zweiten Hören nur noch nerven. Wer auf die neue Version von "23" spekuliert muss zur 2-CD Special Edition greifen, zu der ich ohnehin raten würde, da sie einiges mehr hermacht, als die doch (bis auf die schön lange Spielzeit) recht spartanisch ausgestattete normale Ausgabe. Und wie es der Zufall so will, hält man dann auf 2 CD´s insgesamt 23 Stücke in den Händen, und da erzählt mir die Band im Interview doch tatsächlich, dass die Illuminaten damit nichts zu tun haben... Wers glaubt!
Das dritte Album, mal schauen ob an der dummen alten Weisheit was dran ist, dass dieses Album entscheidet ob die Band eine Zukunft hat oder nicht... YENDRI haben sich erneut gewandelt, schon die ersten Töne machen klar dass man sich noch weiter vom Industrial des ersten Albums abgewendet hat und nun eine andere Musik zelebriert. YENDRI sind ruhiger geworden, haben einen Schritt weg vom Electro der Gothic Szene hin zu einem eher "alternativ" orientiertem Sound gemacht. Dieser Wandel geschah eigentlich aber nicht überraschend sondern hat sich bereits auf ihrem letzten Album angedeutet, wirkte dort vielleicht noch etwas wirr und nicht konsequent, "Dangerous Thoughts" schafft diesen Spagat aber gut und wird sowohl der etwas schwärzeren Szene als auch den openminded "Normalelektronikern" gefallen, wobei der einzige deutsche Song "Trost In Dir" hier Maßstäbe setzt. Mit leicht entstelltem und nach den 80ern klingendem, primär weiblichen Gesang breiten sie auf wenig aggressiven und nur teilweise tanzbaren Strukturen ihre düsteren und nachdenklichen Texte aus. Von noisigen Drums oder Distortion der frühen Werke ist nicht viel geblieben. "Dangerous Thoughts" wird sicherlich gemischte Gefühle auslösen und einige denen "Inhalliere Meine Seele Und Stirb" oder "Breakdown Of Reality" gefallen hat, werden sich nicht mehr mit dieser Musik anfreunden können. Die anderen aber erwartet eine gute CD mit in Maßen anspruchsvollem aber dennoch abwechslungsreichen Electro etwas abseits des ausgetrampelten Pfads den die meisten anderen Bands beschreiten. Das Booklet der CD kommt übrigens mit sehr edlen Hochglanz Photos daher!
Calan.Dra ist keine neue Toplevel Domain sondern viel mehr das erste Soloalbum von Brigitte Bahr, die ihre bisherige musikalische Laufbahn primär als Sängerin bei der Electroformation THE DUST OF BASEMENT bestritt. Dieser Schritt bot sich eigentlich an, denn obwohl die Dame meiner Meinung nach keine besonders gute Stimme hat, so hat die doch eine ziemlich eigenwillige und ausdrucksstarke. Zwischen kindlichem Gequäke und ansatzweise lasziver Erotik pendelt sie, begleitet von recht einfacher Elektronik begleitet zwischen ihren musikalischen Visionen umher. Die Stimme steht ganz klar im Vordergrund der Kompositionen, die Keyboards und simplen Beats erzeugen einfache, wenn auch im Ohr bleibende Melodien. Das Album gefällt in Maßen, für mich besitzt es auf Dauer einfach zu wenig Tiefgang, es ist ansatzweise nachdenklich, ein bisschen düster. Auf der CD befinden sich außerdem 3 recht gewagt umgesetzte Coverversionen von den Einstürzenden Neubauten ("Blume"), von Vince Clark ("Photografic") und Sisterhood ("Rain From Heaven"). THE DUST OF BASEMENT Fans werden jedoch sicher nicht enttäuscht!
Die Arbeit für L´âme Immortelle an diesem Album hielt sich in Grenzen, soviel steht fest, was aber in keiner Weise heißen soll dass es nicht ein wirklicher Leckerbissen ist für alle die den Hals nicht voll kriegen von den österreichischen Elektronicgoths. "Zwielicht" ist eine Doppel-CD bei der an keiner Ecke gespart wurde, im Gegenteil, bis auf die Tatsache dass keine neuen Songs drauf sind ist alles vom Feinsten. Die Hülle ist selbstverständlich ein edles Digipack, silberne Schrift, Hochglanzbildcollagen, 2 DIN A 4 Poster und selbstverständlich wie meisten bei Doppel-CD´s enthält sie 2 CD´s... Auf Nummer eins befinden sich 12 Songs, ge-remixed von größtenteils Labelkollegen und einigen anderen bekannteren Acts (Assemblage 23, Sonar und In Strict Confidence um vielleicht die größten zu nennen). Was dabei rausgekommen ist wird das Fanlager allerdings in zwei Gruppen spalten, denn jeder Act hat einen Song von L´âme Immortelle auf seine Weise umgestaltet, was bei einigen Songs weniger auffällt, bei anderen muss man aber schon Schlucken, so haben Yendri "Licht Und Schatten" beispielsweise schon arg vergewaltigt in eine spacige Popversion des Originals. Geschmackssache. Die zweite CD enthält Mitschnitte der Konzerte in Bochum und Mainz der letztjährigen Tour sowie einige Backstage-Szenen. Die Soundqualität der Livevideos hält sich zwar in Grenzen, insgesamt wird aber ein sehr sympathisches Bild der Band gezeichnet. Und wie so oft bei nicht regulären Alben gilt: Für Fans sicher lohnend, Gelegenheitshörer sind fehl am Platz.
Anderswo hört man Rock, in England hört man Oasis. Anderswo hört man Electro, in England hört man MESH. Eigentlich ganz harmlose Musik, genau solche Musik von der man meinen könnte dass man sie unter 1000 anderen nicht erkennen würde. Musik die keinem weh tut und die jeder aushalten kann, die berühmte Gradwanderung zwischen Alternative und Pop die schon viele versucht haben. Irgendwie so könnte man die Bristol´er Band MESH vielleicht einordnen. Ziemlich sanfter, schnörkelloser elektronischer Pop, für Synthiepop vielleicht manchmal ein bisschen zu noisig, für Electro definitiv nicht hart genug. Hier und da eine ruhige Gitarre, eine hübsche Keyboardmelodie, ein netter Beat oder ein originelles Sample, und genau so schaffen sie es dann doch ein bisschen anders zu klingen als die erwähnten 1000 Bands. Das Songwriting ist gradlinig und leicht durchschaubar, stellt keine großartigen Anforderungen an den Hörer dar und eignet sich hervorragend zum Entspannen. Ohne allzu große Erwartungen ist die CD eine unterhaltsame Angelegenheit die einen manchmal in guten alten Zeiten schwelgen lässt als Electropop noch weiter vom Techno entfernt war als er dies heute oft zu seien pflegt. Vielen wird aber der Unterschied zur Massenware im Radio vielleicht zu klein sein, denn Grenzen sprengt „Who Watches Over Me?“ nicht und wenn man nicht auf die Einzelheiten achtet kann die Musik schnell zu belanglos wirken. Ach ja, bevor ich’s vergessen: Meine völlig subjektive Meinung ist dennoch durchaus positiv!
„Silent Order“ wird jeder schon mal mehr oder weniger bewusst gehört haben, wenn er sich auch nur manchmal in die Nähe schwarzer Tanztempel begibt die nicht nur neueren Bummbumm EBM spielen. „Confessions“ ist das Album auf dem ebendieser Song vor nunmehr über 10 Jahren veröffentlicht wurde und gehört ganz klar zu den massentauglicheren DIE FORM Scheiben und kann jedem Neuling unbedingt empfohlen werden. Für mich haben zwar die etwas vertrackteren Sachen der SM Elektroniker einen besonderen Reiz, aber um die CD nebenbei zu hören eignet sich keine von DIE FORM besser als „Confessions“. Neben dem bekannten Clubhit gibt es noch einigere weitere eher technoid gehaltene Songs aber auch ein paar von den düsteren und anstrengenderen Sachen die einen zwischendurch immer wieder aus dem eingängigen Kopfnicken aufschrecken lassen zu dem einen die anderen Songs ganz unbewusst verleitet haben. Keiner der DIE FORM mag kommt hier dran vorbei und allen anderen sei durchaus genau dieses Album empfohlen um diese auf ihre ganz eigene Weise faszinierende Musik kennenzulernen. Wie immer bei den Re-Releases der DIE FORM Alben gilt auch hier: Es gibt limitierte Digipacks!