Auch nach dem plötzlichen Tod von Gründungsmitglied und Gitarrist Piotr Grudziński im Februar geht es für die polnischen Progressive-Rocker RIVERSIDE (wie geplant) mit „Eye Of The Soundscape“ weiter. Hier halten keine Dämme. RIVERSIDE konnten mich mit ihrem letzten Album „Love, Fear And The Time Machine“ (2015) sehr beeindrucken, punkteten durch abwechslungsreiche und fesselnde Instrumentierung und Mariusz Dudas ausdrucksstarken und äußerst angenehmen Gesang. Doch wo eben jener Gesang und vorrangig Gitarren, starke Bässe und Schlagzeug noch vor einem Jahr den Sound von RIVERSIDE ausmachten, blickt die Band mit „Eye Of The The Soundscape“ in eine deutlich andere Richtung. Einzig progressiv ist das Schaffen der Polen hierbei, von Gesang haben die Polen sich weitestgehend verabschiedet und die rockigen Gitarrenwände weichen zunehmend elktronischem Gewabber. So erinnert die Musik von RIVERSIDE zunehmend an eine düstere, atmosphärische Progressive-Disco, dann wieder Lounge-Musik und Fahrstuhl-Beschallung.
Der Album-Titel „Eye Of The Soundscape“ beschreibt eigentlich sehr treffend was hier geboten wird. Nämlich ein instrumentales Doppel-Album, welches die Band von einer anderen Seite zeigt und den Augenmerk klar und deutlich auf Klanglandschaften legt. RIVERSIDE kreieren Landschaften, welche sich vorsichtig und teils unerwartet entwickeln, aber eben doch meist eintönig und nicht wirklich spannend sind. Einen besonderen Spannungsbogen hat dabei das zweiteilige „Night Session“, welches im zweiten Part sogar Jazz-Passagen einfließen lässt.
Oft erinnert die Musik von RIVERSIDE hier leider nur an atmosphärische Disco-Musik, wie es in besonderem Umfang beim Mix von „Rapid Eye Movement“, aber auch bei „Machines“ der Fall ist. Ausgesprochen schade, dass die Band hierbei so sehr auf Elektronik setzt, denn mit größeren Anteilen an Gitarren und Schlagzeug hätten wesentlich interessantere Landschaften geschaffen werden können.
Was ist hier nur passiert? Ich kann nur jedem Fan der vorherigen Alben dringendst raten hier vor Kauf einmal reinzuhören!
Als ich musikalisch in den frühen 80ern durch QUEEN und DEEP PURPLE "entjungfert" und letztendlich unheilbar mit dem IRON MAIDEN "Killers" Virus infiziert wurde, war klar, dass ich ein Anhänger des Rocks und Metals bin und bleibe. Somit waren die Musiker und Anhänger von DEPECHE MODE lange meine Feindbilder und wurden abschätzig unter dem Begriff "Popper" geführt. Doch auch damals konnte man sich schon mancher süßlich-melancholischen Melodie nicht ganz verschließen. Und auch den Einfluss, den DEPECHE MODE spürbar auf die Musik nahm, wurde unbestreitbar und beeindruckte. Letztendlich überzeugte mich die beständige musikalische Entwicklung, der stetig steigende Anspruch sowie die zusehends künstlerische Anmutung auch im visuellen Bereich der Band.
Heuer, Mitte Oktober wurden die zwei DEPECHE MODE-Alben "Black Celebration" und "101" via Sony als 180 Gramm Vinyl-Version neu veröffentlicht. "Black Celebration" überzeugt optisch und sensorisch schon einmal mit dem als Gatefold angelegten, aufwändig gedruckten Cover. Hochwertig glänzend liegt das Artwork-Foto auf schwarzem, seidenmatt-schimmernden Hintergrund. Diese Glanz-/Mattkontraste zieren das komplette Album und führen dazu, dass ich das Teil fast nur mit Handschuhen berühren möchte, um keine "Fettfinger" zurückzulassen - großartig! Das überraschend simple Textblatt passt da nicht ganz zur Aufmachung. Jedoch passend ist der musikalische Inhalt. "Black Celebration" ist DEPECHE MODEs bis dato dunkelstes und von blumiger Schwermut durchzogenstes Werk. Die damals noch zu viert agierenden Briten transferieren hier ihren zuweilen poppig anmutenden Electro Wave hin zu mehr Tiefe, Ernsthaftigkeit sowie Melancholie und zählen letztendlich gerade mit diesem Werk mit zu den Architekten des Dark Waves.
Das Doppel-Livealbum "101" ist ein Mitschnitt des von über 60.000 Zuschauern besuchten Tour-Abschlusskonzerts im Pasadena Rose Bowl Stadion in Amerika. Diese Konzertreise markierte DEPECHE MODEs vorläufigen Karriere-Höhepunkt und etablierte die Band auch endlich in den USA. Aus Platzgründen fehlen gegenüber der 2 CD-Version drei Songs - "Sacred", "Nothing" und "A Question Of Lust" - was mehr Platz auf dem Vinyl lässt, ergo somit dem Klang zu Gute kommt. Das Publikum ist oft hörbar und bürgt damit für Liveatmosphäre, ansonsten ist der Sound klar und druckvoll. Zusätzlich punktet als visuelle Beilage ein mehrseitiges, schwarz-weißes Fotoheft des niederländischen Künstlers Anton Corbijn, der seit 1986 Artdirector und Verantwortlicher für das DEPECHE MODE Erscheinungsbild ist.
Diese Veröffentlichungen sind ein echtes Leckerlie für DEPECHE MODE Fans, "Black Celebration" wegen der überragenden Verpackung und "101", weil das gute Stück als Platte schon lange vergriffen ist.
Hyperalgesie. Ein verstärktes Empfinden von Schmerz. Eine Fehlfunktion des Nervensystem. Sowas in der Art. Klingt schön, dieses Wort, dachten sich auch VICTORIAN HALLS. „Hyperalgesia“ ist das zweite Album des Trios aus Chicago das recht heftig vielversprechend anfängt. Jedoch muss man hier auch sehr stark sein, denn VICTORIAN HALLS machen es einem nicht ganz einfach sich mit ihrem neusten Werk sicher zu fühlen. Wo man Anzeichen von BLOOD BROTHERS erlauscht mit dem Intro, welches übergeht ins düstere Adorned Scarlets und plötzlich wieder auftauchen in Most Firearms Are More Than Adequate In Killing oder Come In With The Storm, bekommt man im Laufe der Platte eher PANIC! AT THE DISCO und THE KILLERS mit nervigen Ohrwurm Refrains vorgekreischt. Als hätte man bloß auf einen Radiohit gewettet. Gegen gute Laune ist auch nichts einzuwenden, Tonight All The Dead kann man sich schön mit stilisierten, aufpolierten Musiclip vorstellen. Frei nach dem Motto Sommerhit 2015. Doch irgendwie wird nicht so klar, wen VICTORIAN HALLS überhaupt kopieren wollen. Liars erinnert mit dem gezwungen, pseudoepischen Refrain den Teenager auf der ganzen Welt gröhlen könnten stark an 0815 Rock a la THIRTY SECONDS TO MARS. Dazwischen paar Herzschmerz Tunes wie Reprise und das Abschlussständchen Currency. Experimentierfreudig, dabei eingängig und zeitgleich nervig. Trotzdem lässt sich bei dem einen oder anderen Song nicht abstreiten, dass er ankommt bei der nächsten WG -Spotify Party. Ob das so wünschenswert ist, bleibt dahingestellt.
Am laufenden Band veröffentlicht die Thüringer Super-Group EWIGHEIM, seit ihrer Rückehr im Jahre 2012. So zeigt "24/7", dass auch 2014 EWIGHEIM-Zeit ist, nach dem "Nachruf" 2013 und "Bereue Nichts" 2014. Überraschend ist dieses wahnsinnige Tempo, haben wir es hier doch immerhinn mit viel beschäftigten Musikern zu tun. Teile von EISREGEN, THE VISION BLEAK und EMPYRIUM sind hier mit an Bord. So vielseitig und so verknüpft die Beziehungen untereinander hier sein mögen, so überraschend ist das Endergebnis: EWIGHEIM ist etwas vollkommen Eigenes, fällt ziemlich aus dem Rahmen und hat seinen Sil seit jeher gefunden: Gothic Pop-Rock mit tanzbaren Elektro Beats. Ein sehr ironischer Umgang mit dem Tod, makabere Texte und ein leichtes Augenzwinkern sorgen hier stets für eine gute Partytauglichkeit. "24/7" kam nun recht überraschend - Wo nimmt die Band die Zeit her? EWIGHEIM haben hier allerdings Unterstützung bekommen. Fünf neue Songs und fünf Remixe/Coverversionen von alten EWIGHEIM-Liedern finden sich auf "24/7". An den Coverversionen haben LAIBACH, SUN OF THE SLEEPLESS, SOKO FRIEDHOF, NEUE WELTORDNUNG und BLUTER erfolgreich mitgewirkt. Interessant und teils sehr orginell wurden die Songs hier umgesetzt. Besonders geglückt ist hier die Coverwersion von "Heimwege", doch auch der Rest geht voll in Ordnung. Nun zu dem neuen Material: Während sich "Tanz Um Dein Leben" sofort ausgesprochen tanzbar festbrennt, besticht vor allem "Wir, Der Teufel Und Ich" durch seinen genialen Text. Der Titeltrack ist als eine weitere Hymne der Band zu verstehen und auch der Rest der Lieder ist so typisch EWIGHEIM, wie es nur geht. Für Fans ist das super, hier weiß man, was man kriegt. Ein wenig mehr Entwicklung würde hier nicht schaden, gerade bei solch einem rasanten Tempo der Veröffentlichung. Ohne Probleme hätte man die neuen Leder auch auf dem Vorgänger finden können - hier tut sich wirklich nicht viel. Dennoch haben EWIGHEIM mit "24/7" eine schöne Zeit-Überbrückung für die dunklen Tage und Wochen des Winters geschaffen, die garantiert auch zum Stöbern in den Werken der Cover-Bands anegen. Notwendig ganz sicher nicht, aber für Fans sehr wohl ein Leckerbissen.
Bin ehrlicherweise etwas verwundert, wie wir zu dieser CD kommen, denn mit Metal auch nur im Enferntesten hat das hier gar nix zu tun. „Atlantean Symphony“ ist eine sphärische Klangcollage, die zum Träumen und Meditieren, nicht aber zum Rocken einläd. Neben breitwandigen Keyboardteppichen gibt es Pianotupfer, Wind- und Wassergeräusche zu hören. Ob das jetzt künstlerisch besonders wertvoll oder besonders Murks ist, das zu beurteilen fehlt mir als Metalrezensent die Kompetenz. Der Ambient-Laie aber, der mit solch einer Musik quasi noch nie in Berührung kam, liegt mit seinem schnurrenden Kater auf der Couch und beginnt tatsächlich davonzudriften. So gesehen scheint der Komponist doch etwas richtig gemacht zu haben.
Als gegen Ende dann Beethoven's Mondscheinsonate in einer Version für „Piano and Storm“ erklingt, bekommt meinereiner dann doch den Drang die „The Edge Of Eternity“ Scheibe von HEXENHAUS aufzulegen, welche das anno dunnemals als Intro verwendeten.
Für mich war es spannend mal etwas komplett anderes zu hören, als Ausgleich zu 24 Stunden Doublebass sicherlich dann und wann zu empfehlen, die Relevanz für ein Magazin, welches Metalinside heißt, ist hingegen null, denn Metal ist hier keiner drin.
Wer bei dem Albumtitel irgendwie an THE DOORS denkt, liegt goldrichtig, doch mit Jim Morrison und Co. haben MARCH 15 allerhöchstens den Drogenkonsum gemein. Wer dann noch liest, dass Sami Albert „Witchfinder“ Hynninen, seines Zeichens finnische Doom-Koryphäe (REVEREND BIZARRE, THE PURITAN, OPIUM WARLORDS, SPIRITUS MORTIS, etc.), hinter diesem Projekt steht, wird erneut auf die falsche Fährte gelockt, denn Doom ist hier rein gar nichts. „Our Love Becomes A Funeral Pyre“ ist eine Zusammenstellung aus der selbst betitelten 2004er EP und drei jüngeren Songs aus den Jahren 2010 und 2013 und strapaziert die Nerven bis zum Synapsenorgasmus. Nix Metal, nix Rock, sondern fiesester Noise wabert dem Hörer entgegen, stets monoton, fiepend, brummend und wie irgendeine elektrische Störung klingend. Hinzu kommen bis zur Unkenntlichkeit verzerrte Spoken Words, die nur noch rudimentär als solche erkennbar sind. Die fünf Stücke mögen (was auch immer für) ein Konzept haben, vielleicht auch eine musikalische Vision, aber für den Normalhörer (auch extremer Spielarten!) ist diese Scheibe zum zehnjährigen Bestehen der erwähnten EP unerträglich. Da hat es Witchfinders Kollege Kimi Kärki mit seiner großartigen E-MUSIKGRUPPE LUX OHR um Welten schlüssiger, atmosphärischer und weniger anstrengend gehandhabt. Und würde die (nur auf Vinyl in 315 Kopien erhältliche) Scheibe nicht beim superben finnischen Label Svart Records erscheinen, und hätte sie nicht den erwähnten personellen Hintergrund, weshalb sie vielleicht den einen oder anderen Fan anspricht, wäre sie hier auch kein Thema.
Hinter dieser (im positiven Sinn) ko(s)mischen Truppe stecken REVEREND BIZARRE/LORD VICAR-Gründer- und Gitarrist Kimi Kärki, Ismo Virta und Pertti Grönholm von DYSTOPIA sowie Jaako Penttinen von der Punk-Band FORCA MACABRA, die teilweise auch in Ambient-Projekten aktiv sind, und deren musikalischen Wurzeln auf Bands wie AMON DÜÜL II, KRAFTWERK (die am Anfang ihrer Karriere noch deutlich schräger waren als zu „Das Model“-Zeiten!), POPOL VUH oder die immer noch großartigen GURU GURU zurückgehen. „Kometenbahn“ ist das erste Werk des Quartetts, beinhaltet sechs Songs, die über einen Zeitraum von rund fünf Jahren entstanden sind und ist ausschließlich auf Vinyl erhältlich. Eine derartige Scheibe findet man selten, denn die Mischung aus Synthie-Klängen, E-Bow, Samples und herrlich oldschooligen, sehr warmen Gitarren ist ein ruhiger, entspannter, aber auch sehr intensiver Hörgenuss, der fernab jeder Kommerz-Elektrokacke rangiert. Einen Anspieltipp kann man hier kaum nennen, denn das Album entfaltet seine Wirkung idealerweise am Stück. Unendlichkeit, Melancholie und Einsamkeit kennzeichnen die Kompositionen, denen man unter Anderem mit „Durch Den Kosmischen Dunst“, „Nachtgeist“ oder „Sonnenwind“ nebst dem Albumtitel ausschließlich deutsche Namen verpasst hat. Von diesem federleichten, aber schwermütig inszenierten, hypnotischen Klanggebirge können sich die meisten Düster-Elektro-Fatzken eine dicke Scheibe abschneiden. Das etwas andere Erlebnis, das allerdings auf 300 Exemplare limitiert ist!
Die Industrial-Rock-Hybriden von KMFDM sind mit „Kunst“ mal wieder mit einem Studio-Album am Start – man mag sagen, das ist nicht unbedingt die Überraschung des Jahrhunderts, denn immerhin hat die Band mittlerweile nicht mehr nur eine Scheibe am Markt.
Die Platte geht auch direkt mit dem Titelsong „Kunst“ ziemlich fett los: Dicke Industrial-Beats, einen extrem eingängigen Chorus (der übrigens den Namen der Band mal wieder neu definiert, dieses Jahr als „Kill motherfucking DEPECH MODE!“) - ein sehr partytauglicher und lautstärkestabiler Titel. Leider ist das etwas was bei „Kunst“ nicht so oft behaupten kann. Trotz dessen, dass KMFDMs Musikstil eigentlich praktisch für eingängige Melodien prädestiniert ist, so bietet dieses Album erstaunlich wenig einprägsame Titel oder besondere Perlen. So sind Nummern wie das sehr Industrial-lastige „Animal Out“ oder das sehr Metal-lastige „Pseudocide“ zwar weiterhin typische, treibende und auch durchaus gut nach vorne gehende KMFDM-Nummern, trotzdem fehlt im Gros irgendwie das „gewisse Etwas“.
Im Bezug zum Cover noch erwähnenswert wäre „Pussy Riot“, der Song der sich auf die gleichnamige, vom Kreml kurzerhand als Unruhestifter weggesperrte, russische Punkrock-Band bezieht sowie „I <3 You Not“, ein Song der mit dem von einer Kinderstimme gesprochenen, mit leisem Weinen unterlegten Titel („I Heart You Not“) eingeleitet wird, danach direkt mit einer Low-Tempo-Beat und extrem düsteren Vocals weiter geht – eine gruselig-gute Nummer!
Man mag also sagen: Für Fans der Band vermutlich ohnehin ein Pflichtkauf, ansonsten aber leider nur Durchschnitt.
THE NIGHT TERRORS haben auf ihrem neuen Werk “Monster/ Lasers For Eyes” gleich zwei Titelsongs, von dem sie „Monster“ direkt noch zwei Remixe spendiert haben. Und wer bislang auf der Suche nach einem Album mit Theremin-Einsatz war, wird beim Werk der Australier fündig. Soweit die Eckdaten. Musikalisch bewegen sich THE NIGHT TERRORS im elektronischen Milieu, irgendwo zwischen EBM und B-Movie-Soundtrack. So sind die 38 Minuten des Albums auch eine Hommage an mondlose Nächte, Nebel und Zombies, was Grufties und Horrorfans gleichermaßen ansprechen würde. Der Sound von “Monster/ Lasers For Eyes” entpuppt sich schnell als gut hör- und tanzbarer Electro-Sound, der genauso melodisch wie schräg unterwegs ist und durch die Verwendung des Theremin eine ganz eigenen, leicht Opern-hafte, Note bekommt. Auf Gesang wird dankenswerterweise weitgehend verzichtet, wordurch sich die Musiker auf das Erschaffen einer unheilsschwangeren(und cheesy) Atmosphäre konzentrieren können. Über Albumlänge gelingt ihnen das ganz gut, auch wenn immer wieder Momente zu hören sind, die merkwürdig unfertig klingen und eine Lücke in den Soundtrack reißen. Im Großen und Ganzen ist “Monster/ Lasers For Eyes” ein interessantes Klangexperiment, das der ganzen Denovali Records-Community gefallen wird, genau wie aufgeschlossenen Schwarzkitteln und Kindern der Nacht.
Mir war zwar schon klar dass die beiden Protagonisten von „Not The Weapon But The Hand“, Sänger Steve Hogarth (MARILLION) und Keyboarder Richard Barbieri (ex-JAPAN, PORCUOINE TREE), jetzt nicht so ein extatisches Rockalbum abliefern würden aber ganz so ruhig, elektronisch und weltentrückt hätte ich den Sound über diese acht Tracks dann doch nicht erwartet.
Durch gemeinsame Gigs der jeweiligen Stammcombos hatte man sich kennengelernt danach war Barbieri bei Hogarths Solowerk "Ice Cream Genius" und der dazugehörigen Tour dabei. 2011 kam es dann zur Zusammenarbeit für "Not The Weapon But The Hand". Die Instrumentalspuren des Tastenmannes bildeten die Grundlage und Hogarth machte die Texte dazu und sang natürlich seine Vocals (oft auch leider nur gesprochen, genuschelt, verzerrt, gemurmelt oder geflüstert) dazu ein.
Das Ergebnis haut mich aber trotz niedrigster Erwartungen wahrlich nicht vom Hocker, denn dieses Album dürfte doch nur für sehr pro-elektronisch eingestellte Ambient-Freaks wirklich geeignet sein. Die CD ist zwar insgesamt nicht so furchtbar wie die zwei schlimmsten MARILLION-Werke aller Zeiten („Radiation“ stilistisch mit dem hier nicht zu vergleichen) und „Marillkion.com“ (inhaltloses Artrock-Pop Gedöns - stilistisch schon etwas ähnlich) - trotzdem kann man dieses Material ganz sicher nicht automatisch allen Fans der normalen Kapellen der beiden Musiker empfehlen.
Dass doch sehr sehr atmosphärische Instrumentalgerüst kommt mir einfach zu stark fast nur in einer tranceartigen Flirrer-Stimmung daher, die Tracks wirken meist sehr verträumt und melancholisch auch mal etwas düster und schwermütig aber gar nicht mal so depressiv - nur halt fast zum Einschlafen (ist mir mehrmals erfolgreich gelungen daher nie Abends anhören). Das Album bietet so eine „Geräuschkulisse" bestens geeignet für einen VHS-Esoterikurs oder den nächsten Ayurveda-Abend.
All über all tönen die Keyboards mit massig Synthiegewabere, es wird gesampelt was die Bits hergeben, Effekte ohne Ende nur wirklich gute Melodien habe ich keine gefunden. Der Sound wirkt irgendwie total Fragmenthaft ohne echte Seele – da retten auch einige Gastbeiträge mit spärlichen Gitarren („Your Beautiful Face“ ist noch einer der bessere Songs), Kontrabass sowie ein echtes Schlagzeug (statt des künstlichen Programmings) nicht viel. Der Einstieg mit relativ nachvollziehbaren „Red Kite“ geht ja noch so aber dann wird oft etwas zu wirr und Improvationslastig, beim etwas schnelleren „Crack“ geht Hogarth sogar mal richtig aus sich heraus - mehr markante Punkte stehen nicht zu buche.
„Not The Weapon But The Hand“ ist daher für mich als Normalohörer (trotz sicherlich vieler Ideen und auch Kreativität der beiden Musiker) leider nur eine Art aufgemotzte Soundcollage, denn bei aller vermeintlicher sanfter Schönheit dieser Musik, fehlt ihr doch das wesentliche um nicht zur schnöden Hintergrundbeschallung zu verkommen, die markanten Melodien – hier dominieren Rhythmik, Sounds und Chilloutfeeling. wer sich also einfach mal "nur" fallen lassen möchte ohne viel zu erwarten oder angestrengt zuhören zu müssen wird hier trotzdem richtig liegen und auf seine Kosten kommen.