Review: Tour Of The Universe: Barcelona
102 Konzerte in 40 Ländern haben DEPECHE MODE alias Dave Gahan, Martin Gore und Andrew 'Fletch' Fletcher sowie der eingekaufte Drummer Christian Eigner, der den Livesound der Band spürbar verbessert und eine tollen Groove in so manche alte etwas zu maschinell klingende Songs hineinbringt, auf ihrer sehr erfolgreichen „Tour Of The Universe 2009“ absolviert. Dabei waren rund 2,7 Millionen Zuschauer live dabei - meinen Respekt. Es war natürlich klar, dass dies auch im Nachhinein sowohl optisch per DVD als auch mittels Live-CD einen Nachschlag finden würde.
„Tour Of The Universe - Live In Barcelona“ enthält dabei 21 Tracks die während zweier ausverkaufter Shows in der Halle Palau Sant Jordi in Barcelona am 20. und 21. November aufgenommen wurden. Beide Gigs gehören sicher zu den Highlights der gefeierten Tournee. Diese alles in allem wirklich gelungene DVD-Veröffentlichung auf dem Mute Label ist mit umfangreichem Bonus-Material ausgestattet, darunter vier alternative Bonus-Tracks, eine Tourdokumentation „Inside The Universe“ (sogar mit deutschen Untertiteln – so muß dass sein!), zwei in New York während der Proben aufgenommene Songs sowie die von Anton Corbijn gedrehten Filme für die Bühnenprojektionen zu sieben Songs und zusätzliche Bildmontagen von Aufnahmen diverser Bühnenbildschirme. Außerdem werden noch vier Promovideos zu dem in 2009 veröffentlichten letzten Studioalbum „Sounds Of The Universe“ geboten. Auf der Deluxe Version erhält man neben der DVD auch noch die gleichen Audio-Tracks auf zwei CD’s dazu. Die Geschichte kommt in einem recht schicken Digipack daher, wobei das Booklet aber inhaltlich leider etwas zu spartanisch geraten ist.
Von der Setlist her gibt es eigentlich nicht viel zu mosern aber mir fehlen da schon einige echte Klassiker. Ein DM-Konzert ohne „People are People“, „Blasphemous Rumours“ oder auch das geniale „Everything Counts“ geht eigentlich nicht aber diese Kracher sind leider nicht dabei. Trotzdem liefern die Herren bei diesem Mitschnitt ein soundlich & optisch spitzenmäßiges und von der Setlist her ein gutes Konzert ab.
Im Mittelpunkt der Aufnahmen stehen, neben dem Publikum von dem ausgehend eigentlich alles aufgebaut ist, natürlich Martin Gore und Sänger Dave Gahan. Beide sprühen geradezu vor guter Laune und scheinen sich auch miteinander bestens zu verstehen, da gönnt der eine dem anderen seinen Freiraum, seine Songs und auch die jeweils persönlichen Huldigungen der begeisterten Zuschauer. Die heftigen Kontroversen der Vergangenheit scheinen endgültig besiegelt zu sein. Von den anderen Musikern ist noch am meisten der Drummer zu sehen, Fletcher und der weitere Livekeyboarder stehen da optisch meist eher flüchtig und relativ wenig im Focus.
Gore bedient ja mittlerweile hauptsächlich die Gitarre, dies verleiht so manchem Song einen deutlich rockigeren Charakter. Der etwas längere Einstieg mit instrumentalem Tastenvorgeplänkel und dem sorry eher langweiligen „Chain“ ist zwar nicht optimal (auf der DVD geht es ja noch, da hier optisch als Konzertstart einiges passiert - auf der CD geht dies völlig unter) aber als dann “Wrong” erklingt, hat er die tobende Menge sofort im Griff. Alle scheinen geradezu nach seinen Vocals und Bewegungen zu lechzen. Mit dem kraftvollen “Walking In My Shoes” drehen DM das Temporad sowie den Tanzgrad erstmals so richtig auf, da ist Energie pur angesagt.
Einer, wenn nicht sogar überhaupt, der Höhepunkt dieser Produktion ist ganz klar “Home” geworden, äußerst gefühlvoll intoniert Gore diesen tollen Song nur in Klavierbegleitung und allesrasten danach völlig aus. Die Leute hören hinterher einfach nicht mehr auf zu singen und er dirigiert die Menge mit seinen Armbewegungen wie später auch noch Gahan als der Song längst vorbei ist noch minutenlang weiter - Hammeratmosphäre. Gore durfte zuvor auch schon das eher unspektakulär-chillige “Jezebel” darbringen, ist für mich aber eher ein kleiner Stimmungskiller.
Die visioelle Umsetzung ist natürlich klasse gemacht, immer wieder wird aus der Totalen-Besuchersicht losgefahren mit tollen Kamerafahrten aus dem Publikum heraus, und auch mit vielen Blickwinkeln von der Bühne ins Publikum. Nahaufnahmen gibt es zwar auch aber durchaus spärlich eingesetzt, denn die tolle Bühnenshow von Anton Corbijn mit vielen Filme und Projektionen bestens in Szene gesetzt, sollte ebenfalls als Gesamteindruck das Konzerterlebnis nochmals wiedergeben. Und dass wird voll erreicht, klatschende Hände, man kann den Schweiß des Publikums förmlich riechen, es wird geradezu hineingetaucht dass schafft Atmosphäre und Nähe zugleich. Die Band empfindet dies deutlich sichtbar ebenso und gibt ihre Gefühle mit der Musik wieder zurück an die Fans. Ein gegenseitiges Geben und Nehmen, dass der Regisseur perfekt eingefangen und so eine fast schon unglaubliche Nähe zur Band geschaffen hat.
Als dann ab dem zweiten Teil des Konzertes noch die alten Klassiker angefangen mit dem genialen „Policy Of Truth“ hin zu “Enjoy The Silence” (auch ein Höhepunkt mit den Raumfahrerprojektionen im Hintergrund), eine bombastiche Version von “Never Let Me Down Again”, “Stripped” (zwischendurch folgt das selten gespielte "Dressed In Black“ als kleines Schmankerl) sowie fast zum Schluss dass pulsierende „Personal Jesus“ folgen, ist die perfekte Symbiose aus Stimmung, Musik und Optik abgeschlossen. Als so nicht erwarteter Ausklang schließt das sanfte Duett „Waiting for the Night“ ein echt tolles Konzerterlebnis, das selbst auf Konserve noch mitreißt und mit der beschriebenen Mischung ein selten so intensives (Nach)Erlebnis erreicht. Ganz klar, „Tour Of The Universe - Live In Barcelona“ ist ein wahrer Augenschmaus und Referenzwerk in Sachen Konzertmitschnitt geworden. Viel besser geht da eigentlich nichts mehr, nur das aktuelle U2-Werk „U2 360° At The Rose Bowl" kann da aufgrund seiner noch bombastischeren Ausrichtung vielleicht noch einen Tick mehr punkten, aber da wirklich nur im Mü-Bereich.
Tour Of The Universe: Barcelona
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
21
Länge:
138:0 ()
Label:
Vertrieb:
Der Einstieg „Fight Fire“ des aktuellen PURE REASON REVOLTION Albums, ein unglaublich drückend-pulsierender Elektrokracher mit ganz viel Keys. Maschinell klingende Beats bzw. Programming pur (hat schon was von THE PRODIGY) und dieser Anfang mit diesen betont hektisch sowie stakkatoartigen Drumloops (klingt so als ob die CD haken würde), ist doch recht gewöhnungsbedürftig und nicht ganz so optimal. Der Albumtitel lautet „Hammer and Anvil“ - naja auf die Musik übertragen eher etwas unpassend, das gelungene Coverartwork vermittelt die etwas unterkühlt technokratische Stimmung der Scheibe dann schon etwas besser. Man wird da fast schon ein wenig erschlagen ob soviel „Plastik“ und Tastensound. Die nächste Nummer „Black Morning“ geht stilistisch ähnlich weiter nur viel besser, klingt nach etwas aufgemotzteren DEPECHE MODE, klasse Melodie, schöner Songverlauf.
Die Briten scheinen erneut ihren Stil etwas zu variieren, nach dem doch sehr schwer verdaulichen Vorgängerbrocken „Armor Vincit Omnia“ (2009), der es leider zu keiner Phase schaffte an das geniale Debüt „The Dark Third“ (2007) anzuknüpfen, bewegt sich die Band zwar in ähnlichen Breitengraden aber mit deutlich besserem Melodiegespür. Ich beschreibe es mal so: Der mir etwas zu abgehobene, vertrackte Artprog Appeal in bester RADIOHEAD-Manier, wird zum Glück gänzlich fallen gelassen und die hohe hymnische Melodiendichte des Debüts wird teilweise sogar wieder erreicht. Allerdings findet dies fast ohne hörbare Gitarrenpräsenz statt. Die Tasten dominieren hier eindeutig, klingt aber trotzdem meist recht gut wie man mit etwas progigen Vorspielen und Arrangements dann mit viel Melodiegespür solche Tracks wie „Over the Top“ (erneut eine Verbeugung vor Martin Gore & Co.) umsetzt.
Zwischendurch hätte man dieses dichte Gebräu aus ganz viel Synthie-Pop, Trance, oder auch EBM mit diesem ständigen Geflimmer von Sounds aber ruhig etwas mehr auflockern können. Es drückt mir manchmal dann doch etwas zu ähnlich und stark "aufgefüllt" aus den Boxen. Für die Tanzflächen ist das Meiste auf „Hammer and Anvil“ natürlich sehr gut geeignet, mit Progressive und Rock, wie das geniale Debüt, hat diese Mucke eigentlich nichts mehr zu tun.
Dann kommt eine absolut untypische Soundkollage Techno der Art FAITHLESS meets EBM, diese Chose nennt sich dann „Blitzkrieg“ - ja damit werden dann wohl die letzten Anhänger des Debüts vom Glauben abfallen. Die versucht man dann aber mit schleppend startenden „Open Insurrection“ und einer etwas noisigeren Ausprägung wieder einzufangen, da hier die elektronischen Parts mit alten etwas spacig-weitläufigen Sounds gelungen verbunden werden. Das wunderbar chillige „Armistice“ gegen Schluss des Albums, wobei nach entspannten Beginn gegen Ende sogar nochmal richtig mit klasse aufstrebenden Gitarrensounds zu hören sind (da waren nochmal kurz die alten PRR zu hören) beendet ein Album, dass erneut stark polarisieren wird. Klasse Melodien, oft mit hymnisch präsenten Charakter gibt es erneut in Serie nur halt in einem anderen musikalischen Kontext mehr denn je Electro denn Gitarre. Dies ging auch etwas zu Lasten der Komplexität, so dass PURE REASON REVOLTION mit diesem Statement eindeutig ihre Vergangenheit komplett hinter sich lassen wollen, die Tage hochklassigen New Art Rocks mit floydigem Anspruch sind endgültig passe.
Dies alles kann man jetzt gut oder schlecht finden, je nach Tolleranzgrad, die Band selsbt steht absolut dazu und präsentiert sich dabei kompakt und schlüssig im (neuen) Elektrogewande, obwohl hier sicherlich eine ganz andere Zielgruppe angesprochen wird.
Das Album erscheint ansonsten noch in einer Limited Edition mit einer Bonus-DVD inklusive acht Livetracks, die uns zur Bewertung leider nicht vorlag.
Hammer And Anvil
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
10
Länge:
52:23 ()
Label:
Vertrieb:
Seiten