Review:

Sin(n)

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Das sind die mit dem komischen Namen, Y-LUK-O. Auf ihre Fahnen haben sie nicht erst seit diesem Album Abwechslung geschrieben und so versucht auch „Sin(n)“ neue Wege zu gehen. Und damit fangen sie dann auch direkt an: Streicher im Opener und ein recht rockiges „Symphony For Eternity“ hätte ich nicht erwartet. Etwas vertrauter sind da die im Hintergrund rythmusgebenden Klänge der Saiteninstrumente beim elektronischen „Astronaut“. Und da sie es ohnehin darauf anlegen ihre Hörer zu verwirren: Der Titeltrack „Sin(n)“ wankt für mich nicht ganz überzeugend zwischen DAS ICHschem Sprechgesang, einigen Synthiespielereien und bombastischem Chorus – mit deutschem Text. Und warum man sie auch 2008 noch dem Elektrogenre folgt dann: Ob härter („Rythm Of Your Heart“) oder poppiger („Words I Said“), ob ruhiger und mit leider etwas zu gequält leidenden Vocals („Wasting“) oder experimentell („Traum“). Ich mag generell selten Coversongs (es gibt gleich mehrere auf diesem Album) und PINK FLOYDs „Another Brick In The Wall“ ist schon dermaßen oft totgecovert worden, dass mich Y-LUK-Os Variante trotz niedlicher Violinenparts nicht überzeugen kann. „Sin(n)“ braucht wie zu erwarten einiges Sitzfleisch, die Mühe lohnt sich bei einigen Tracks durchaus, bei einigen erschloss sich bei mir ein eventueller Tiefgang aber auch nach mehrmaligem Hören nicht. Eines, und das bleibt hoch anzurechnen, müssen sich Y-LUK-O aber auch dieses mal nicht vorwerfen lassen: Einem Trend folgen sie nicht.

Sin(n)


Cover - Sin(n) Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 12
Länge: 51:12 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Advanced Electronics Vol. 6

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Eines der besten Pferde im Stall der Electrosampler tritt zum sechsten Mal an: „Advanced Electronics“ wildert sich einmal mehr durch den gothisch/elektronischen Garten mit größtenteils bisher unveröffentlichen und fast durchweg geremixten Songs - von bekannten wie neuen Acts. Als 2-CD oder im dicken Paket mit zusätzlicher DVD beginnen zwei sperrige Track den fast dreistündigen Reigen: NITZER EBB und ZEROMANCER machten sich etwas rar die letzte Zeit, umso erfreulicher diese Töne zu hören. Größtenteils nicht allzu krachig geht es weiter – VIVE LA FETE (französisch naiv), LADYTRON (Alte Schule) oder gar Indie-Lieblinge DER TANTE RENATE sind Lichtblicke im langweiligen Electrosumpf. Das erste Mal richtig aufhorchen lässt dann sicher SCOOTER mit „Lass Uns Tanzen“ - bei aller Banalität definitiv eine klare und vielleicht das erste echte Statement des wasserstoffblonden Bühnenprolls. Unvermeidlicher aber höchst clubtauglicher Aggrotech aus der Feder von GRENDEL oder Darc Electro von den wie aus dem Nichts emporgeschossenen THE RETROSIC müssen für einen Überblick wohl vorhanden sein. Sich selber nicht ganz ernst nehmend ist SANTA HATES YOUs Text eine Wonne und NOISUF-X eine letzte Tanzgarantie. Nur absolut unterdurchschnittliche Nummer wie der UMBRA ET IMAGO Kirmestechno, DIARY OF DREAMS Schnarchmusik oder der unsäglich peinlich gesungene HEIMATERDE Abschluss hätten wirklich nicht sein müssen. Ein paar Ausfälle bei fast drei Stunden Musik sind sicher zu verkraften und machen einmal mehr eine Sorglos-Partybeschallung in entsprechenden Kreisen möglich.


Disk: 1

1. Nitzer Ebb: Payroll (John 0 Mix) 03:10

2. Zeromancer: Doppelganger I Love You (RMX) 05:32

3. Vive La Fete: Mais 03:05

4. IAMX: Nightlife (Single Mix) 05:00

5. Massiv In Mensch feat. Mind.In.A.Box: Supermassive Gravity 04:34

6. Faderhead: Electrosluts Extraordinaire (Preview Mix) 04:10

7. Scooter: Lass Uns Tanzen (Radio Edit) 03:44

8. Spetsnaz: Nothing But Black 04:05

9. Disconnekted: Prayer (Northborn Mix-Edit) 04:15

10. Patenbrigade Wolff: Demokratischer Sektor (Club Mix) 03:59

11. Mind.In.A.Box: What Used To Be (Short Storm) 04:31

12. Cryo: My Wall (Edit) 04:27

13. The Retrosic: Unleash Hell (Deeper Into Hell 2008) 05:15

14. Grendel: Hate This (X-Fusion Remix) 03:59

15. Amnistia: Self-Defence (Steel-Alloyed Edit) 04:59

16. Technoir: Dying Star (Mesh Remix) 05:21

17. Ladytron: Weekend (James Iha Mix) 03:58

18. Solar Fake: The Shield (Remix) 04:16




Disk: 2

1. Diary Of Dreams: The Plague (Version N4-4) 04:47

2. Destroid: Friend Or Foe (The Betrayal) 04:00

3. Feedback Machinery feat. Mortiis: Tainted 03:56

4. Trisomie 21: Now (Leæther Strip Version) 06:02

5. N.W.R.: Punkstar 04:15

6. Umbra Et Imago: Glaubst Du (Remix) 07:03

7. Der Tante Renate: Psychobot 03:51

8. Modcom: One Zero (FM Mix) 06:29

9. XP8: Dreamt Of Blue (Mindless Faith Remix) 04:23

10. Painbastard: Alive 06:07

11. Proceed: Laut 03:30

12. Santa Hates You: Sugar And Spice 05:59

13. Xotox: Ewig 03:55

14. Noisuf-X: Hit Me Hard (As Hard As You Can-Mix) 04:23

15. Hocico: About A Dead (Killed By Proceed) 03:14

16. Heimataerde: Vater (Person Non Grata Version) 04:58

Advanced Electronics Vol. 6


Cover - Advanced Electronics Vol. 6 Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 32
Länge: 160:0 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Fallout

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Welche Erwartungen formuliert man, wenn solch begnadete Soundtüftler wie FRONTLINE ASSEMBLY ein Remixalbum veröffentlichen. Wenn jeder noch so kleiner Sound ohnehin schon dort sitzt, wo er sitzen soll, kann eine Neubearbeitung kaum tiefere Ebenen eines Tracks offenbaren. Bislang gab es keinen Remix eines FRONTLINE ASSEMBLY Songs, der mir besser gefiel als das Original, und auch "Fallout" ändert daran nichts. Die Songs stammen allesamt vom letzten Album "Artificial Soldier" - mit drei Ausnahmen: "Armageddon", "Unconscious" und "Electric Dreams" sind bislang unveröffentlicht. Während ersterer mit deutschen Vocals und härteren Gitarrensounds eher wie eine KMFDM-Designstudio wirkt und kaum auf ein reguläres FLA Album gepasst hätte, eiert sich "Electric Dreams" unspektakulär und nur durch eine gefällige Melodie überhaupt auffallend über die Spielzeit. Die Soundcollage "Unconscious" beweist was nicht bewiesen werden muss: FLA wissen wie man mit elektronischen Sounds spielt. Der Opener "Unleashed" aus der Remix-Feder von Sebastian R. Komor, der bereits unzählige Songs dieser Welt verwandelt hat, die tanzbare COMBICHRIST Variante von "Beneath The Rubble" und die COVENANT-Bearbeitung von "The Storm" tragen klar die Handschriften ihrer Remixer. Die Intelligent Techno Ausflüge von "Lowlife" und "Humanity" sind allenfalls interessant, der Rest ist wie zu erwarten etwas technoider aber auch eintöniger ausgefallen als FLA-üblich, vorsichtige Breakbeat-Ausflüge (Buried Alive") inklusive. Wirklich spannend ist "Fallout" nicht und wie das fast immer gilt bei dieser Art Veröffentlichung: Nur für den Fan.

Fallout


Cover - Fallout Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 12
Länge: 70:28 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Some Kind Of Heroin

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Der Gruselgartenzwerg MORTIIS hat seiner Schminke live zu Teilen abgeschworen. Und während er selber in irgendeiner Höhle an einem neuen Album arbeitet, hat sich die Düsterelectro-affine Mittelschicht über die Songs seines letzten Albums hergemacht. Den "Some Kind Of Heroin" ist ein reines Remix-Album, bei dem der langohrige Mann seine Finger nicht im Spiel hatte. Mit "Underdog" aus den Reglern von ZOMBIE GIRL beginnt es stark, tanzbar ohne zu simpel technoid zu wirken und mit einem schönen Fingerabdruck der Remixer. Und dann beginnt der große Haken von "Some Kind Of Heroin": Von der sechszehn Songs wurde viermal "The Grudge" verwurstet, von denen keine Version ans Original heranreicht. "Gibber" geht es trotz ebenfalls mit dreimaliger Bearbeitung zu häufiger Präsenz etwas besser, denn die alten Herren von PIG haben mit nervös ätzenden Gitarren dem Song einen coolen Stempel aufgedrückt. Wütend, sehr flott und metallisch ist die THE DOPESTARS Variante eines meiner Lieblingssong des letzten Albums: "Decadent&Desperate" - nur haben sie den Höhepunkt in den guten zwei Minuten Remix vergessen. Erstaunlich ist ebenfalls, mit welcher Selbstverständlichkeit FUNKER VOGT dem Track "Broken Skin" ihren Beat aufzwängen und einen echten FUNKER VOGT Song daraus machen. Der Sound von MORTIIS mag sich durchaus für coole Remixe eignen, warum man sich aber nur auf das lahme letzte Album beschränkt hat und dann gleich einige Songs mehrfach durch den Wolf gedreht wurden, bleibt mir doch schleierhaft. Ohne große Höhepunkte und ohne großen Reinfall - scheint bei MORTIIS zum Alltag zu werden.

Some Kind Of Heroin


Cover - Some Kind Of Heroin Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 16
Länge: 78:43 ()
Label:
Vertrieb:
Interview:

Patenbrigade Wolff

Band anzeigen
InterviewEinen Hochkran als mächtigstes Baustellengefährt kann ich mir ja noch als Inspiration vorstellen, aber einen Gabelstapler verbinde ich eher mit spießigem Baumarkt, langweiligem Großlager - und natürlich dem Staplerfahrer Klaus... Darf überhaupt einer aus der PATENBRIGADE WOLFF Gabelstapler fahren?



SW: Das Thema Gabelstapler umfasst sehr viel mehr als nur den Einsatz in Baumärkten, wobei ich dir insoweit recht geben muss, dass die dort vorzufindenden Modelle in der Tat rech langweilig sind. Wir als Patenbrigade sehen uns jedoch dazu verpflichtet jedes Thema, dass sich im Bereich einer Baustelle bewegt, zu recherchieren.




Ihr seid wohl die erste Band überhaupt, die Linde als Ausstatter haben. Wissen die davon?




SW: Viele der Angestellten bei Linde sind bekennende Patenbrigade Fans und die Firma steht fest hinter uns. Die beständige Zusammenarbeit zeigt sich z.B. auch den offiziellen PbW-Auftritt beim Staplercup in Wustermark am 12. Mai.




Verglichen mit dem Vorgängeralbum, bringen die Sprachsamples - und auch Songtitel - recht kritische Töne ins Spiel, wie kams?



SW: Im Vorfeld unserer CDs führen wir sehr ausgiebige Recherchen durch. Während unserer Vorbereitungen zum Hochstapler Album, mussten wir jedoch feststellen, dass jede Baustelle auch eine dunkle Seite hat. Der Titel "Eine kaputte Baustelle ist zu vermeiden" spricht hier eine sehr deutliche Sprache.
Auch "Tod am Schuppen 29" hat einen sehr ernsten Hintergrund. Ein Jugendlicher entwendete auf einer Baustelle einen ungesicherten Gabelstapler. Nach einigen Metern Fahrt, kippte der Hochstapler um und riss den Jugendlichen mit in den Tod. Solche Unfälle passieren täglich auf Deutschlands Baustellen, werden von der Öffentlichkeit jedoch kaum wahrgenommen.





Was davon ist eine Art Vergangenheitsbewältigung und was hörte sich einfach nur gut an?




SW: Es ging uns darum, auf das politische Erbe der Bauarbeiter das fast völlig in Vergessenheit geraten ist, hinzuweisen.





Klang der Name Patenbrigade: Wolff nur gut oder steckt mehr dahinter? Für wen habt ihr denn eine Patenschaft?




LM: Eine Patenbrigade war in der DDR der übliche Ausdruck für eine Brigade oder ein ähnliches "Kollektiv", meist von Industriearbeitern oder aus Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften, das eine Patenschaft über Schulklassen und Kindergartengruppen, im Einzelfall aber auch über NVA-Einheiten übernahm. Damit sollte die Verbundenheit zur Arbeiterklasse gestärkt und zur Entwicklung einer "sozialistischen Persönlichkeit" gerade bei den Kindern beigetragen werden.
Diese Grundideologie stimmt auch mit der unsere überein, Unsere stetig wachsenden Anhänger sind im Grunde nichts anderes als unsere Paten. In der Praxis erschöpft sich diese Beziehung in jährlichen gegenseitigen Besuchen, die wir vor allem mit unseren Konzerten zu stärken versuchen.






Was sind denn bei euch der Job von Brigadier und Brigadeleiter?




LM: Sven Wolff legt als Brigadier die arbeitsmusikalische Richtung vor. Ich, der Brigadeleiter, sorge dann dafür, dass alles nach Plan abläuft und auch umgesetzt wird. Wichtig ist für uns, dass wir die Arbeitsziele, die wir vor jedem Album festlegen, auch erreichen. Einmal die Woche treffen wir uns in unserem Container und besprechen weitere Baumaßnahmen.





Manchmal erinnert mich euer "arbeiterfreundlicher" Anspruch an die frühen Industrialtage, als noch keine Clubtauglichkeit erzwungen werden musste - wo finden sich eure Wurzeln?




SW: In der Tat! Unser Sound orientiert sich vor allem an den Tracks früherer Elektropioniere, wie z.B. Kraftwerk, Jean-Michel Jarré und Depeche Mode. Aber auch neuere Werke, wie z.B. die CDs von Schiller inspirieren uns sehr.




Und was die Clubtauglichkeit angeht: Wieso habt ihr Songs im Stil der Remixe von etwa "Gefahrstoffe" bewusst komplett vom Album ferngehalten?




SW: Unsere Alben werden zu sehr oft von Turmdrehkranführern in ihren Krankanzeln gehört. Es ist jedoch wichtig, den Kranführer nicht von seiner Arbeit abzulenken. Deshalb entschieden wir, alle Tracks die den Kranführer zum spontanen Tanz animieren könnten, vom Album fernzuhalten und die CD stattdessen mit chilligem Ambient zu füllen. So kann der Turmdrehkranführer entspannt und konzentriert an die Arbeit gehen.





Nicht nur bei ESSEXX oder ihrer eigenen Band, nun auch bei der Patenbrigade ist Sara Noxx dabei - gehts nicht ohne sie?




SW: Die wenigsten wissen, dass Sara Noxx ein ziemlich inniges Verhältnis zu nahezu allen großen Beamten in den Bauaufsichtsbehörden unterhält. So setzte sie es durch, dass sie auf einigen PbW Tracks mitsingt. Da ihr die wenigen PbW Tracks jedoch nicht ausreichten, zwang sie mir noch ein gemeinsames, neues Projekt Essexx auf.



Was hat Sara Noxx eigentlich dazu gesagt Gefahrenhinweise vorzulesen?




SW: Das ist ihr eigentlich ziemlich egal. Für den gewöhnlichen PbW Hörer klingen die Texte der gemeinsamen Tracks, wie Beschreibungen komplizierter, technischer Vorgänge. In Wirklichkeit, verliest Sara jedoch kodierte Anweisungen für den nächsten Bauarbeiteraufstand.




Wo siehst du die Patenbrigade musikalisch im Verhältnis zu den anderen (ex-)Gruppen/Projekten ESSEXX oder DUST OF BASEMENT?




SW: Der musikalische Ansatz ist ein etwas anderer, da es sich bei PbW im Gegensatz zu Essexx und Dust Of Basement größtenteils um Instrumentalmusik handelt. Ich denke jedoch, dass Fans der anderen Projekte durchaus etwas mit dem PbW Sound anfangen können.




Sowohl das Album als auch die Maxi erscheinen in sehr schicken gelaserten Metallverpackungen. Wie weit habt ihr da mitgeredet? Wie wärs denn auch mal mit Vinyl?




LM: Wir haben da nicht nur mitgeredet, sondern auch alles selbst entworfen, konzipiert und letzten Endes auch gebaut. Da wir, wie bereits erwähnt, innige Kontakte zu diversen Bauunternehmen und ?Firmen wie bspw. Linde unterhalten, ist es für uns eine Leichtigkeit, an kostengünstige Rohstoffe für unsere Produktionen ranzukommen. Und das Schönste: Wir produzieren noch alles in Deutschland!! Womit natürlich auch der etwas teurere Verkaufspreis von "Hochstapler" zu begründen ist.





Ein paar Worte an alle Bauarbeiter und eure Fans da draußen...




LM: Bauarbeiter aller Länder vereinigt Euch! Werdet unsere Paten. Besucht unsere Konzerte!

Review:

Hochstapler

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Die von der PATENBRIGADE WOLFF selbst gewählte Beschreibung "Electro/Ambient für Turmdrehkranführer" ihrer Musik ist einfach zu schön, als dass sie nicht auch dieses Review einleiten könnte. Die auf Banalität deutende Beschreibung tut dem neusten Werk des Ostberliner Duos unrecht, denn das seit beinahe zehn Jahre aktiven Doppel um ex-DUST OF BASEMENT Fronter Sven Wolff hat auf ihrem neuesten Output "Hochstapler" der ausschließlichen Baustellenromantik der Vorgänger mehr Raum für kritischere Töne eingeräumt. Die bis auf wenige Ausnahme völlig textfreien Songs ziehen diese in Kombination mit entsprechenden Songtiteln nur aus Sprachsamples u.a. Walter Ulbrichts und eines Radiomoderators. Es ist keine nostalgische DDR-Romantik die die beiden bemühen, sondern eine beinahe dem frühen Industrial-Ideal entsprechende, aber bei Ulbrichts Aussagen pervertierte, Arbeitermoral ("Ostberliner Bauarbeiter"). Es klingt seltsam, aber der rein elektronischen Ambient der PATENBRIGADE WOLFF schafft es mit einfachen Mitteln sozusagen den zwangsläufigen Weitblick eines (Hoch)Kranführeres zu Vertonen. Die Schnelle einer Stadt, das Wachsen einer Baustelle - dabei einzelne Songs hervorzuheben ist schwer. Die wenigen, die sich dafür eignen weil sie auch ohne den größeren Zusammenhang funktionieren sind sicherlich das mit recht ordinärer Songstrukturen versehene "Demokratische Sektor" oder das bereits als Maxi ausgekoppelte "Gefahrstoffe" mit Vocals von Sarah Noxx, die mit Wolff bereits bei mehreren Projekten - zuletzt bei ESSEXX - zusammengearbeitet hat. Wer allerdings zu elektronischer Musik tanzen möchte, sollte zur "Gefahrstoffe"-Maxi greifen, denn auf dem Album "Hochstapler" wird man nicht fündig. "Hochstapler" erscheint in einer limitierten Erstausgabe in einer Metallbox - schnelles Zugreifen empfohlen.

Hochstapler


Cover - Hochstapler Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 20
Länge: 73:55 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Body Census

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Man braucht bald zwei Hände um alle WUMSPCUT Alben aufzuzählen, die pünktlich wie der Osterhase seit Jahren auf den Musikmarkt aufschlagen. Nach einigen Aus- und Durchfällen ist Ratzingers Kind WUMSPCUT seit dem letzten Album wieder auf einen hörbar morbideren Weg zurückgekehrt - den auch sein neuestes Werk "Body Celsus" weiterschreitet. Der publikumsscheue Protagonist WUMPSCUTs bleibt bei seinen Leisten: die Vocals dröhnen aus dem Vocoder, dem Sound bleibt sein Industrialtouch, brutale Härte oder richtige Noise-Eskapaden fehlen. Im Detail jedoch bewegt sich etwas: Ein Poet war er nie, den Textanteil in vielen Song hat er jedoch radikal auf ein Minimum reduziert. Den oft und ausgiebig gefrönten Endlosschleifen seiner Beats und Sounds tut das nur in Maßen gut, da mich diese nur bei den ersten Songs des Albums wirklich überzeugen. "The Beast Sleep Within You" eröffnet als wohl bester Song das optisch beeindruckend gestaltete Album, indiskutabel überflüssig weil langweilig beschließt es das von Ratzingers Muse Onca eingesungenen "The Fall". "Body Census" wirkt versöhnlich, technisch durchdacht, musikalisch düsterer - aber insgesamt lange nicht mehr wegweisend. Die Melodie von "Ain’t That Hungry Yet" gefällt mir, der langsame, be- wie durchdachte Rhythmus und die Stimmung des Titeltracks "Body Census" ebenso. Die Texte sind zu kurz und Ratzingers Ton auch nicht bissig genug um wirklich subtile Ironie zu transportieren, und so können "Are You A Goth" oder "Homo Goticus Industrialis" durchaus als Hommage an die verstanden werden, die seine Miete zahlen. "Body Census" gehört sicherlich zu den besseren WUMSPCUT Werken nicht nur der letzten Jahre. Aber an der Spitze der Szene steht der damit aber nur noch als Art Alterspräsident, den Ton gibt er nicht mehr an.

Body Census


Cover - Body Census Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 11
Länge: 47:24 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Mythmaker

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Die altgedienten Szeneveteranen und Industrial/EBM-Vorreiter SKINNY PUPPY haben sich schon auf "The Greater Wrong Of The Right" zu clubbigen Sounds hingezogen gefühlt und lieferten Breakbeat-durchtränkte, gar poppige Sounds ab. Was einerseits modern klang, entzog ihrer Musik zu weiten Teilen die Experimentierfreude. Wer sich daran störte, könnte mit dem gelungeneren "Mythmaker" durchaus wieder glücklich werden. Knapp drei Jahre nach ihrem letzten Album sind SKINNY PUPPY mit einem tollen Album zurück. Tanzbarkeit überlässt man 2007 weitestgehend ganz entspannt den Jüngeren. "Mythmaker" besinnt sich endlich wieder auf die Stärken des kanadischen Dreiers um Ogre, cEvin Key und Mark Walk: Die Überlegene Erfahrung beim Einsatz der Elektronik, ein bis ins Detail durchdachtes Soundgerüst und nicht zuletzt den Willen mit den Sounds zu spielen. "Magnifishit" beginnt mit epischer Dramatik und einer kleinen Melodie, die einfachen Beats kokettieren mit einem militärisch anmutenden Marsch. Und auch wenn sie kein dominierendes Element auf "Mythmaker" darstellt, genießen es SKINNY PUPPY sichtlich, sich im Spannungsfeld aus kraftvoller Breite und sehr sparsam instrumentierten Parts zu bewegen ("Haze"). Die Ballade "Jaher" überraschend im Gegensatz dazu mit einem erstaunlich prägnanten und wenig effektbehafteten Gesang Ogres, der zusammen mit einer Akustikgitarre einen träumerischen Sound erzeugt. Als Hommage an das Vorgängeralbum gerät das fetzige und Single-taugliche "Politikil", das seine Electro-Rock-Härte aus einer Gitarre zieht (die hängt um den Hals von nicht-Gründungsmitglied M. Walk). "Politikil" markiert dennoch für mich die schwächere Seite des Albums, da es abgesehen von einem cool-spacigen Zwischenpart zu langweilig ist - da überrascht es nicht, dass "Politikil" zum Soundtrack eines Computerspiels gehört, denn so klingt es auch. Die Breakbeats integrieren sich harmonischer ins Klangbild als auf dem Vorgänger, prägen aber den Sound bei Songs wie "Ambiantz" - aus dem eine grandios platzierte Kirchenorgel die Quintessenz herausholt. Richtig ätzend werden SKINNY PUPPY aber beim abschließenden Übersong "Ugli". Es ist nicht die brutale Härte die etwa MINISTRY dafür auffahren müssen. Es sind krachige Samples die sich bisweilen ins schmerzhafte Zusammentürmen ohne an sich aggressiv zu sein, ein rasiermesserscharfes Gitarrenriff und eine monotone Wiederholung der "Jesus wants to be ugly"-Textzeile die dem Hörer einiges abfordern - denn neben der musikalischen Peitsche an die man sich gewöhnen könnte, gibt es immer wieder das richtige Maß Zuckerbrot - hier in Form eines durchaus eingängigen Chorus. Bissige Texte mit zeitgenössischen Themen treffen bei SKINNY PUPPY endlich auch wieder auf intelligent gemachte Elektronik. Es gibt nicht viele Bands, die das nach einem Vierteljahrhundert Szeneaktivität von sich sagen können.

Mythmaker


Cover - Mythmaker Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 10
Länge: 49:0 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Nightcrawler

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Nicht dass ihr letztes Album "God Of Hell" eine andere Sprache gesprochen hätte. Nicht dass sie bereits vor zwei die Sensation der düsteren Electroszene gewesen wären. Mit einem beinahe unglaublichen Selbstverständnis und traumwandlerischer Sicherheit ist aber erst das neue Album "Nightcrawler" der berühmte Schlag ins Gesicht alt gedienter elektronischer Endzeitprediger. Wo nicht nur WUMSPCUT seit Jahren auf der Stelle tritt fangen THE RETROSIC erst an. Mit "Unleash Hell" und noch mehr vielleicht mit "Revolution" finden sich zwei garantierte Cluberfolge auf dem Album. Pflichtprogramm auf höchstem Niveau. Die weiblichen spanischen Sprachsamples der "Revolution" lassen diesen Song nicht aus dem Kopf gehen. Düsternis regiert, tanzbare Beats prägen das Bild, großartig einfache Melodien brillieren. Und bei aller Eingängigkeit sind ihre Songs von Breaks durchzogen und variieren sie ihre Themen weit mehr als man es vom Gros der Dark Electroniker gewöhnt ist. THE RETROSIC setzen dabei überraschend selten bis nie auf knallharten Lärm.. Sie zeigen sich vielmehr erstaunlich offen für neue Sounds: Bei "Bloodsport" und "The Lucky Ones" wird der Break Beat Einfluss vielleicht am deutlichsten, mit Beatvariationen spielen sie aber bei vielen Tracks. Nicht nur das frech-poppige "Silence" erstaunt durch die ruhige Note, auch das mit unglaublich coolen Beat versehene "Exit" kann durch sein schleppendes Flair überzeugen. Ein Touch orientalischer Halbtongitarren wird als Detail durchaus wahrgenommen. Und wenn die Vocals bei THE RETROSIC schon nicht durch Tonhöhenänderungen glänzen, so schaffen sie etwa bei "Exit" durchaus variable Stimmungen. Und wer, wir ich, darauf steht, dass Filmsamples in Musik verwurstet werden und weil Zitate zu Schade sind um sie zu verschweigen: Das abschließende "Bomb" glänzt durch Szenen aus einem ohnehin tollen Dialog aus Kubricks "Dr. Strangelove", während die CD von den "Worth dying for, worth killing for, worth going to hell for." (aus "Sin City") eröffnet wird. Der Dark Electro Pflichtkauf des ausklingenden Jahres.

Nightcrawler


Cover - Nightcrawler Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 10
Länge: -:- ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Lust For Blood

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Das in sanftlila Pastelltönen gehaltene Cover der neuen VELVER ACID CHRIST CD lässt gemeinsam mit dem goth-triefenden Titel "Lust For Blood" keine Tanztrips der "Fun With Knives" Ära erwarten. Die vorab ausgekoppelte Maxi "Wounds" unterstreicht dies: Eine Midtempo Nummer mit klagendem Text aber musikalisch in eher ruhigem Fahrwasser unterwegs. Ein Song, stellvertretend für viele dieses Albums. Ein fast überraschendes Kuriosum findet sich bei einem der wenigen musikalisch an ältere VAC Veröffentlichungen erinnernden Songs: "Parasite" wartet mit cleanem Gesang auf. Nach dem THE CURE Cover "The Figurehead" von der "Wound"-Maxi huldigt Erickson mit "Crushed" erneut der Wave-Legende. Das unheilvoll in der Luft schwebende "Machines" klagt die Entmenschlichung an ohne harsche Sounds zu verwenden. Die Wut der Texte lebt auf "Lust For Blood" fast nie offensichtlich in der Musik und unterscheidet sich dahingehend auch von vielen Vorgängeralben Ericksons. Einen Lichtblick gewährt die coole Bassline von "Lust", bei dem auch die Sampleaffinität durchblickt, die für den Sounds VACs so prägend war. Doch schon "Blood", der dritte Teil des Titelsongs, bleibt trotz schleppend härterer Gitarren ("For" ist lediglich viersekündiges Nichts) weit hinter "Lust" zurück. Nach diesem überwiegend zahnlosen Album hat man gar keine Lust mehr Fleisch zu essen. Aus der Sicht des fast militanten Vegetariers und melancholischen Weltverbesserers Bryan Erickson also ein pädagogisch nachvollziehbarer Schritt.

Lust For Blood


Cover - Lust For Blood Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 14
Länge: 69:35 ()
Label:
Vertrieb:

Seiten

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