Review: Advanced Electronics Vol. 6
Eines der besten Pferde im Stall der Electrosampler tritt zum sechsten Mal an: „Advanced Electronics“ wildert sich einmal mehr durch den gothisch/elektronischen Garten mit größtenteils bisher unveröffentlichen und fast durchweg geremixten Songs - von bekannten wie neuen Acts. Als 2-CD oder im dicken Paket mit zusätzlicher DVD beginnen zwei sperrige Track den fast dreistündigen Reigen: NITZER EBB und ZEROMANCER machten sich etwas rar die letzte Zeit, umso erfreulicher diese Töne zu hören. Größtenteils nicht allzu krachig geht es weiter – VIVE LA FETE (französisch naiv), LADYTRON (Alte Schule) oder gar Indie-Lieblinge DER TANTE RENATE sind Lichtblicke im langweiligen Electrosumpf. Das erste Mal richtig aufhorchen lässt dann sicher SCOOTER mit „Lass Uns Tanzen“ - bei aller Banalität definitiv eine klare und vielleicht das erste echte Statement des wasserstoffblonden Bühnenprolls. Unvermeidlicher aber höchst clubtauglicher Aggrotech aus der Feder von GRENDEL oder Darc Electro von den wie aus dem Nichts emporgeschossenen THE RETROSIC müssen für einen Überblick wohl vorhanden sein. Sich selber nicht ganz ernst nehmend ist SANTA HATES YOUs Text eine Wonne und NOISUF-X eine letzte Tanzgarantie. Nur absolut unterdurchschnittliche Nummer wie der UMBRA ET IMAGO Kirmestechno, DIARY OF DREAMS Schnarchmusik oder der unsäglich peinlich gesungene HEIMATERDE Abschluss hätten wirklich nicht sein müssen. Ein paar Ausfälle bei fast drei Stunden Musik sind sicher zu verkraften und machen einmal mehr eine Sorglos-Partybeschallung in entsprechenden Kreisen möglich.
Disk: 1
1. Nitzer Ebb: Payroll (John 0 Mix) 03:10
2. Zeromancer: Doppelganger I Love You (RMX) 05:32
3. Vive La Fete: Mais 03:05
4. IAMX: Nightlife (Single Mix) 05:00
5. Massiv In Mensch feat. Mind.In.A.Box: Supermassive Gravity 04:34
6. Faderhead: Electrosluts Extraordinaire (Preview Mix) 04:10
7. Scooter: Lass Uns Tanzen (Radio Edit) 03:44
8. Spetsnaz: Nothing But Black 04:05
9. Disconnekted: Prayer (Northborn Mix-Edit) 04:15
10. Patenbrigade Wolff: Demokratischer Sektor (Club Mix) 03:59
11. Mind.In.A.Box: What Used To Be (Short Storm) 04:31
12. Cryo: My Wall (Edit) 04:27
13. The Retrosic: Unleash Hell (Deeper Into Hell 2008) 05:15
14. Grendel: Hate This (X-Fusion Remix) 03:59
15. Amnistia: Self-Defence (Steel-Alloyed Edit) 04:59
16. Technoir: Dying Star (Mesh Remix) 05:21
17. Ladytron: Weekend (James Iha Mix) 03:58
18. Solar Fake: The Shield (Remix) 04:16
Disk: 2
1. Diary Of Dreams: The Plague (Version N4-4) 04:47
2. Destroid: Friend Or Foe (The Betrayal) 04:00
3. Feedback Machinery feat. Mortiis: Tainted 03:56
4. Trisomie 21: Now (Leæther Strip Version) 06:02
5. N.W.R.: Punkstar 04:15
6. Umbra Et Imago: Glaubst Du (Remix) 07:03
7. Der Tante Renate: Psychobot 03:51
8. Modcom: One Zero (FM Mix) 06:29
9. XP8: Dreamt Of Blue (Mindless Faith Remix) 04:23
10. Painbastard: Alive 06:07
11. Proceed: Laut 03:30
12. Santa Hates You: Sugar And Spice 05:59
13. Xotox: Ewig 03:55
14. Noisuf-X: Hit Me Hard (As Hard As You Can-Mix) 04:23
15. Hocico: About A Dead (Killed By Proceed) 03:14
16. Heimataerde: Vater (Person Non Grata Version) 04:58
Advanced Electronics Vol. 6
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
32
Länge:
160:0 ()
Label:
Vertrieb:
InterviewEinen Hochkran als mächtigstes Baustellengefährt kann ich mir ja noch als Inspiration vorstellen, aber einen Gabelstapler verbinde ich eher mit spießigem Baumarkt, langweiligem Großlager - und natürlich dem Staplerfahrer Klaus... Darf überhaupt einer aus der PATENBRIGADE WOLFF Gabelstapler fahren?SW: Das Thema Gabelstapler umfasst sehr viel mehr als nur den Einsatz in Baumärkten, wobei ich dir insoweit recht geben muss, dass die dort vorzufindenden Modelle in der Tat rech langweilig sind. Wir als Patenbrigade sehen uns jedoch dazu verpflichtet jedes Thema, dass sich im Bereich einer Baustelle bewegt, zu recherchieren.
Ihr seid wohl die erste Band überhaupt, die Linde als Ausstatter haben. Wissen die davon?SW: Viele der Angestellten bei Linde sind bekennende Patenbrigade Fans und die Firma steht fest hinter uns. Die beständige Zusammenarbeit zeigt sich z.B. auch den offiziellen PbW-Auftritt beim Staplercup in Wustermark am 12. Mai.
Verglichen mit dem Vorgängeralbum, bringen die Sprachsamples - und auch Songtitel - recht kritische Töne ins Spiel, wie kams?SW: Im Vorfeld unserer CDs führen wir sehr ausgiebige Recherchen durch. Während unserer Vorbereitungen zum Hochstapler Album, mussten wir jedoch feststellen, dass jede Baustelle auch eine dunkle Seite hat. Der Titel "Eine kaputte Baustelle ist zu vermeiden" spricht hier eine sehr deutliche Sprache.
Auch "Tod am Schuppen 29" hat einen sehr ernsten Hintergrund. Ein Jugendlicher entwendete auf einer Baustelle einen ungesicherten Gabelstapler. Nach einigen Metern Fahrt, kippte der Hochstapler um und riss den Jugendlichen mit in den Tod. Solche Unfälle passieren täglich auf Deutschlands Baustellen, werden von der Öffentlichkeit jedoch kaum wahrgenommen.
Was davon ist eine Art Vergangenheitsbewältigung und was hörte sich einfach nur gut an?SW: Es ging uns darum, auf das politische Erbe der Bauarbeiter das fast völlig in Vergessenheit geraten ist, hinzuweisen.
Klang der Name Patenbrigade: Wolff nur gut oder steckt mehr dahinter? Für wen habt ihr denn eine Patenschaft?LM: Eine Patenbrigade war in der DDR der übliche Ausdruck für eine Brigade oder ein ähnliches "Kollektiv", meist von Industriearbeitern oder aus Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften, das eine Patenschaft über Schulklassen und Kindergartengruppen, im Einzelfall aber auch über NVA-Einheiten übernahm. Damit sollte die Verbundenheit zur Arbeiterklasse gestärkt und zur Entwicklung einer "sozialistischen Persönlichkeit" gerade bei den Kindern beigetragen werden.
Diese Grundideologie stimmt auch mit der unsere überein, Unsere stetig wachsenden Anhänger sind im Grunde nichts anderes als unsere Paten. In der Praxis erschöpft sich diese Beziehung in jährlichen gegenseitigen Besuchen, die wir vor allem mit unseren Konzerten zu stärken versuchen.
Was sind denn bei euch der Job von Brigadier und Brigadeleiter?LM: Sven Wolff legt als Brigadier die arbeitsmusikalische Richtung vor. Ich, der Brigadeleiter, sorge dann dafür, dass alles nach Plan abläuft und auch umgesetzt wird. Wichtig ist für uns, dass wir die Arbeitsziele, die wir vor jedem Album festlegen, auch erreichen. Einmal die Woche treffen wir uns in unserem Container und besprechen weitere Baumaßnahmen.
Manchmal erinnert mich euer "arbeiterfreundlicher" Anspruch an die frühen Industrialtage, als noch keine Clubtauglichkeit erzwungen werden musste - wo finden sich eure Wurzeln?SW: In der Tat! Unser Sound orientiert sich vor allem an den Tracks früherer Elektropioniere, wie z.B. Kraftwerk, Jean-Michel Jarré und Depeche Mode. Aber auch neuere Werke, wie z.B. die CDs von Schiller inspirieren uns sehr.
Und was die Clubtauglichkeit angeht: Wieso habt ihr Songs im Stil der Remixe von etwa "Gefahrstoffe" bewusst komplett vom Album ferngehalten?SW: Unsere Alben werden zu sehr oft von Turmdrehkranführern in ihren Krankanzeln gehört. Es ist jedoch wichtig, den Kranführer nicht von seiner Arbeit abzulenken. Deshalb entschieden wir, alle Tracks die den Kranführer zum spontanen Tanz animieren könnten, vom Album fernzuhalten und die CD stattdessen mit chilligem Ambient zu füllen. So kann der Turmdrehkranführer entspannt und konzentriert an die Arbeit gehen.
Nicht nur bei ESSEXX oder ihrer eigenen Band, nun auch bei der Patenbrigade ist Sara Noxx dabei - gehts nicht ohne sie?SW: Die wenigsten wissen, dass Sara Noxx ein ziemlich inniges Verhältnis zu nahezu allen großen Beamten in den Bauaufsichtsbehörden unterhält. So setzte sie es durch, dass sie auf einigen PbW Tracks mitsingt. Da ihr die wenigen PbW Tracks jedoch nicht ausreichten, zwang sie mir noch ein gemeinsames, neues Projekt Essexx auf.
Was hat Sara Noxx eigentlich dazu gesagt Gefahrenhinweise vorzulesen?SW: Das ist ihr eigentlich ziemlich egal. Für den gewöhnlichen PbW Hörer klingen die Texte der gemeinsamen Tracks, wie Beschreibungen komplizierter, technischer Vorgänge. In Wirklichkeit, verliest Sara jedoch kodierte Anweisungen für den nächsten Bauarbeiteraufstand.
Wo siehst du die Patenbrigade musikalisch im Verhältnis zu den anderen (ex-)Gruppen/Projekten ESSEXX oder DUST OF BASEMENT? SW: Der musikalische Ansatz ist ein etwas anderer, da es sich bei PbW im Gegensatz zu Essexx und Dust Of Basement größtenteils um Instrumentalmusik handelt. Ich denke jedoch, dass Fans der anderen Projekte durchaus etwas mit dem PbW Sound anfangen können.
Sowohl das Album als auch die Maxi erscheinen in sehr schicken gelaserten Metallverpackungen. Wie weit habt ihr da mitgeredet? Wie wärs denn auch mal mit Vinyl?LM: Wir haben da nicht nur mitgeredet, sondern auch alles selbst entworfen, konzipiert und letzten Endes auch gebaut. Da wir, wie bereits erwähnt, innige Kontakte zu diversen Bauunternehmen und ?Firmen wie bspw. Linde unterhalten, ist es für uns eine Leichtigkeit, an kostengünstige Rohstoffe für unsere Produktionen ranzukommen. Und das Schönste: Wir produzieren noch alles in Deutschland!! Womit natürlich auch der etwas teurere Verkaufspreis von "Hochstapler" zu begründen ist.
Ein paar Worte an alle Bauarbeiter und eure Fans da draußen...LM: Bauarbeiter aller Länder vereinigt Euch! Werdet unsere Paten. Besucht unsere Konzerte!
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