Für einen wahren Strauß bunter Melodien zeichnet DOPE STARS INC. Mastermind Victor Love aktuell - vor allem als Produzent - verantwortlich. Seine Finger am tiefsten im Spiel hat er dabei wohl beim Projekt EPOCHATE, das gemeinsam mit seinem Bandkollegen Noras Blake entstand. Dominiert bei der Hauptband poppiger Electrorock, setzt EPOCHATE auf Bombast und Pathos. Die Musik auf " Chronicles Of A Dying Era" zielt, anders als ursprünglich geplant doch mit Vocals versehen, eher auf orchestrale Soundtrackakustik denn auf Einzelhit-Kalkül ab, nimmt dabei jedes Klischee mit (ein echtes Orchester ist natürlich nie zu hören) und tut auch gut daran: Denn immer wenn die Bläser und dramatische Streicher zugleich aufspielen, alles klirrt und kracht und die elektronischen Beats und fetzige Keyboards aufeinanderprallen geht das Konzept auf. Der Weg zu den DOPE STARS INC. ("Substantia") ist dabei immer näher als der zu anderen, zumeist außerdem deutlich kühler und bedrohlicher agierenden Industrial-Soundscape-Tüftlern. Ob es bei den Ideen, dem Gespür oder der Technik mangelt vermag ich nicht zu sagen, im Aufbau packender Emotionen werden aber etwa beim langsamen "The Flood" Mängel offenkundig und auch Love's Gesang tut sich schwer gegen die instrumentale Wand anzusingen. Nichtsdestotrotz: Solange EPOCHATE aus allen Rohren feuern und ein Feuerwerk an Sounds abbrennen, geht die Mischung aus Electro Rock und Soundtrack manchmal erstaunlich gut auf. Von allen aktuellen Veröffentlichungen im DOPE STARS INC. Umfeld ist EPOCHATE sicherlich die originellste.
Einmal Tribute Band, immer Tribute Band. Wem die Italiener den Tribute zollen - auch wenn sie beteuern jetzt andere Musik zu machen - erkennen die Augen und die Ohren leicht: Schon im Booklet zeigen die drei androgynen Jungs gerne ihr nacktes Bäuchlein, tragen überdimensionierte Sonnenbrillen und haben im aktuellen X-Trax Katalog geshoppt. MARYLIN MANSON steht dick auf ihrer Stirn und mit dem selbstbetitelten Album "Richard Christ" werden sie dieses Stigma sicher nicht los. Auch wenn sie niemals so ätzend zu Werke gehen wie der Amerikaner früher scheinen sie ihm nachzueifern wo immer es geht. Gerade der in ruhigeren Momenten ähnlich leidend introvertierte Gesang drängt sich in Vordergrund der Gemeinsamkeiten. Wenn dann noch der Rhythmus und die Gitarren in den Gefilden des selbsternannten Antichristen wildern ("Neodux") wird es überflüssig. RICHARD CHRIST gehen stets eine Spur poppig-elektronischer zu Werke (kein Wunder mit DOPE STARS INC. Victor Love hinter den Reglern), ihre Musik bietet kaum Ecken und Kanten. Was witzig beginnt ("Space Glamour") wird im völlig belanglosen Chorus im Nirvana versenkt, eine generelle Krankheit des Albums. Für ein Debut ganz nett, die Nabelschnur ist aber noch zu präsent. Und die muss beim nächsten Mal durchtrennt sein, der hier gezeigte wacklige und halbherzige Spagat klappt nämlich nicht.
Der Kajal ist Pflicht. Man ist jung und sieht gut aus. Mit dem DOPE STARS INC. Sänger Victor Love hinter dem Mischpult fällt der Apfel bei NEON SYNTHESIS nicht allzu weit vom Stamm. Die Italiener gehen dabei nicht ganz so space-poppig zu Werke wie die DOPE STARS INC. und auch nicht ganz so kalkuliert wie der GOTHMINISTER. Es dominiert stets eine schöne Melodie, die Musik bietet sofort einen Zugang - und nutzt sich entsprechend auch an einigen Stellen etwas zu schnell ab. NEON SYNTHESIS tönen trotz manchmal einfach dahernudelnder Beats etwas weniger plastikgeschwängert was wohl in erster Linie dem wenig entfremdeten Gesang geschuldet ist, der von wütend ("Artifical Paradise") bis entspannt-rockig ("Solitude+Fear") Organik in das Album bringt. Die Gitarren klingen manchmal beinahe nach (altem) Gothic Rock, wenn dazu warmer Gesang kommt vergisst man fast die stets begleitenden Keyboards. An anderen Stellen spielen NEON SYNTHESIS fetzig auf und klingen modern bis kitschig - bei der Endabrechnung bleibt ein recht kurzweiliges Album ohne allzuviel Tiefgang.
Nach all dem, was ich bislang über GUTS PIE EARSHOT gelesen hatte (in Infos und auch auf Tourpostern), war ich echt gespannt auf deren neues Werk „Smart Desert“, das, wie jedes Werk seit „Exit“, ohne Gesang erscheint. Laut eigener Einschätzung spiele das Duo Patrick Cybinski und Jean Jacobi so etwas wie „Punk 2.0“, also „rohe Energie mit verzerrtem Cello und Break Beats“. Auf der Homepage drogenfiebern die Jungs auch von „Aggression und Antrieb“, „Pogo und Party“ und dass man Elektroniker und Metaller/Hardcore´ler unter einen Hut bekomme. Das machte mich wirklich gespannt auf die Band, die ich bislang nur dem Namen nach gekannt hatte. Aber schon nach dem ersten Hören von „Smart Desert“ bewegte die Erdbeschleunigung meinen Unterkiefer nonstop gen Auslegeware. Unter „Punk“ im hier gemeinten Sinn verstehe zumindest ich (oft) aggressive, (manchmal) rohe und (stets) mit ausgestrecktem Mittelfinger dargebotene (gerne auch intelligente) Sozialkritik, denke dabei - wenn man schon nach modernen Bands Ausschau halten will – an etwa PITCHSHIFTER, MINISTRY, KILLING JOKE, FILTER oder meinetwegen auch gerade noch NINE INCH NAILS. Aber GUTS PIE EARSHOT liegen völlig daneben. Man bekommt Bonduelle-Dosen-Drumsamples, blecherne Cello-Sounds, ab und an Elektro-Gitarren und jede Menge Drum&Bass-Müll, den ein Herr Clayden oder Jourgensen vermutlich sofort Richtung Ablage P gefeuert hätte. Knapp 55 Minuten tönen hier „angesagte“ Club-Sounds ohne Wumms, zu denen normalerweise jedes Wochenende aufgestylte Bunnychecker mit ihren genauso hohlen Plastikpüppchen in den „angesagten“ Locations jeder Großstadt abtanzen. Mainstream pur! Ohne Seele! Dafür mit der Durchschlagskraft alter C64-Spielmusik! Nee, Leute, sorry. Vielleicht bin ich für derlei Kacke nicht „open minded“ genug, aber „Smart Desert“ kann wirklich gar nichts, spricht, wenn überhaupt, nur Elektrofans an und hat mit Punk überhaupt nix am Hut. Mag sein, dass die Sache live gut rüberkommt, aber im Studio… da spricht es schon Bände, dass man vorsichtshalber im Booklet den Aufruf „Support your local Antifascists“ startet. Wenn die Musik nichts zu sagen hat, dann eben so. Armselig, aber mal echt!
Das dritte Album der Gotenklamotte GOTHMINISTER macht wenig Hehl um die Intention: "Happiness In Darkness" ist nicht als anspruchsvolle Trauerveranstaltung angelegt. Wie schon die beiden Vorgänger bieten die Skandinavier vor allem eins: Tanzbare, pathetische, einfache Musik mit vielen Keyboards, effektbeladenem, gepimptem Gesang, Chören und simplen Gitarrenriffs in NDH-Anlehnung. Und der Anfang überzeugt, sowohl der Opener "Dusk Till Dawn" mit orientalischen Halbtontröten und teils witzige Rhythmen als auch das im Chorus gen Hymne tendiere "Darkside" passen ins GOTHMINISTER Konzept eines sofort zündenden Songs. Viel zu massiv eingesetzte Streicher und und der nicht selten affektierte Gesang, fette Chöre und plakative aufgebaute Spannungsbögen verlangen das Hirn auszuschalten, denn so wirklich originell ist das alles nicht. Und das funktioniert genau so lange bis GOTHMINISTER das Tempo drosseln und der Hörer die Chance hat zu begreifen wie platt das eigentlich alles ist: "Freak" überspannt den Bogen und auch der Anfang von "Sideshow" ist zu lang geraten. "The Almighty" versucht sich gar mit Frauengesang als "echte" Ballade und scheitert. "Beauty After Midnight" wäre zwischen den guten ersten Songs nicht wirklich aufgefallen, das (für GOTHMINISTER-Verhältnisse) ruppige Drumming und die "richtigen" Gitarren sind eigentlich ganz witzig, der Song an sich aber zu öde. Und damit ist das Album auch zu Ende, denn "Emperor" und "Mammoth" sind totale Fehltritte, als Songs langweilig, technisch einfallslos, sie rocken nicht, sie zünden nicht und so verblasst "Happiness In Darkness" gen Ende grandios (der Song "Thriller" lag auf der Promo nicht vor)... Wenige nette Songs reichen nicht mehr, zu viele Schwächen zeigen sich, das verflixte dritte Album hat einmal mehr zugeschlagen. GOTHMINISTER sägen am eigenen Ast wenn sie glauben mit zwei potentiellen Clubhits (Song eins und zwei) ein ganzes Album füllen zu können.
„Devils In My Details“ ist nun also die angekündigte Introspektive von Kevin Ogilvie/Nivek Ogre, die viele Musiker irgendwann der Hörerschaft ans Bein binden. Ein Spiegel seines Inneren soll es sein – und wer ihn mit seiner Hauptband SKINNY PUPPY live gesehen hat, weiß, dass man es tendenziell mit einem Verrückten zu tun hat. Und OHGR zielen auf „Devils In My Details“ auf vertracktere Strukturen, weit weg von SKINNY PUPPIES „Mythmaker“ Lichtblick, sie verlangen nach Kopfhörern und Zeit. Und dann muss sich zeigen, was die Songs halten wenn man sich damit abgefunden hat, dass Musik nicht deshalb anspruchsvoll ist, weil der Künstler das sagt. Und „Devils In My Details“ zeigt schnell was und wie OHGR das versuchen: Recht unmelodisch und mit vielen Effekten auf den Vocals ist es schwer der Entwicklung zu folgen, „Shhh“ geht die Sache mit MINISTRYscher Rastlosigkeit an, „Eyecandy“ setzt auf Endloswiederholungen mit minimalen Veränderungen – und beide Songs verpassen es den Höhepunkt zu zelebrieren auf den sie so lange hingearbeitet haben. Vielleicht tickt Ogre genau so, dann ist das zumindest konsequent, rein musikalisch sehe ich darin aber keinen Geniestreich. Das Album ist ganz offensichtlich nicht auf einzelne Hits angelegt und es ist schwer bestimmte Titel herauszugreifen, aber mir reicht die Substanz des Gesamteindrucks nicht aus, um mich genau davon abzuhalten: Denn es gibt durchaus auch spannende (Einzel-)Momente auf dem Album, „Feelin' Chicken“ ist beispielsweise schon so plakativ effektüberladen, dass der an sich simple Song im Kopf bleibt. „Dr. Angle“ baut mit seinen sehr nach vorne gemischten und bedrohlichen Beats einen riesigen Kontrast zur an sich süßen Melodie auf – aber auch hier hört der Song auf bevor er richtig losgeht. Ich will nicht Ogres Psychologe sein und vielleicht ist „Devils In My Details“ ja sogar genau wie seine Seele und damit zumindest der Selbstzweck erfüllt. Ich war dennoch enttäuscht weil die Songs zu viel Chancen verspielen und echter Tiefgang nur selten aufblitzt- nur weil Ogres Electro etwas sperriger ist, muss noch kein heiliger Gral in ihm stecken. Das Album erscheint auch als LP auf Vinyl.
Puh, gar nicht so leicht, dieses Album zu reviewen, denn immerhin hat das Wiener Projekt ICE AGES nichts mit Rock oder Metal zu tun, sondern kommt rein elektronisch daher. Es handelt sich hierbei um ein weiteres Standbein des Soundfreaks Richard Lederer, der bereits für DIE VERBANNTEN KINDER EVAS und SUMMONING verantwortlich zeichnete. Und „Buried Silence“ ist schon das dritte Album unter dem Namen ICE AGES innerhalb von elf Jahren. Auf jeden Fall ist die Scheibe durchaus hörenswert ausgefallen, und stilistisch beschreibt sie das Label als „Melodic Industrial Darkwave“, was auch gut hinkommt, denn die oftmals düsteren, Soundtrack-artigen Parts gehen sehr gut Hand in Hand mit den verzerrten Spoken Words und dem ebenfalls sehr psychedelischen, spacigen Gesang. Ich bin nun wahrlich weder Experte für derartige Klänge, noch schlägt mein Herz bei rein elektronischer, sehr unterkühlter Mucke höher, aber ein akuter Brechreiz bleibt definitiv aus, auch wenn „Buried Silence“ über weite Strecken reichlich monoton daher kommt und tönt wie die Spätschicht von Thyssen-Krupp beim Zusammenkloppen von Eisenbahngestellen. Der Beat des Stückes „Icarus“ erinnert ein wenig an den Soundtrack von „Terminator“, nur damit Ihr eine ungefähre Vorstellung von dem hier Gebotenen bekommt. Die Zielgruppe, die sicher nicht zu unseren regelmäßigen Lesern gehört, sollte das Album einfach mal probehören und dann entscheiden. Schlecht gemacht ist es nicht!
Was in den Anfangstagen nicht viel mehr als eine poppige Modeerscheinung mit ein, zwei guten Songs war, ist acht Jahre nach dem ersten Album zum Vorreiter einer Szene geworden: Die durchgestylten LADYTRON sind kein Geheimtipp mehr und haben die 80er Sounds zu einer von vielen Zutaten degradiert die ihre unterkühlte Elekronik prägen. LADYTRON, die unter anderem NINE INCH NAILS bei deren letzer Europa-Tour begleiteten, sind dabei lange nicht mehr so einfach gestrickt wie in ihrer Anfangszeit, die Genies an den Synthesizern haben weiterhin auch mal Gefallen an sperrigen Sounds. Und einem so dermaßen in die Magengrube bohrenden Bass wie beim Opener „Black Cat“ bin ich selten begegnet - „Velocifero“ beginnt überzeugend und zugleich wenig verändert. „Ghosts“ ist lieblich zu hören, cool lasziv gesungen und mit einem Hauch E-Gitarre im Hintergrund wahrlich eingängig aber kein Überhit. Und auch nur das Fehlen eines solchen bleibt bis zum Ende der kleine Kritikpunkt am neuen LADYTRON Output. Die Sounds eines „Predict The Day“-Kalibers, bei dem die distanzierten Vocals einen kaum gewinnbaren Kampf gegen die knallhart produzierten Beats kämpfen, haben Weltklasseniveau und entbehren sicherlich nicht einer gewissen Tanztauglichkeit und auch nicht ihres Liverpooler Clubcharms. Das Niveau ist hoch und die technische Versiertheit der Band beim Umgang mit der Elektronik außergewöhnlich – nur selten leiert sich eine liebgewonnene Melodie ins Nirgendwo („Runaway“). Ihr waviger „Pop“ ist immer auch ziemlich „Alternative“, ihre Melodien immer ein bisschen düster, die Vocals manchmal bulgarisch. Besser als „ Velocifero“ war dabei kein LADYTRON produziert und auch ein solch konstant gutes musikalisches Niveau kann keinem der bisherigen Alben attestiert werden. Absolut hörenswert - „Velocifero“ ist für einen LADYTRON Fan weder eine Überraschung noch eine Enttäuschung.
THE HUMAN LEAGUE sind ursprünglich mal 1977 als reine britische New-Wave-Band gestartet, man zählt zu den Wegbereitern der elektronischen Popmusik mit Bands wie DEPECHE MODE oder auch BRONSKY BEAT. In den späteren Jahren hatte die Band ihre absolute Hochzeit bis zur Mitte der 80er Jahre. Im Speziellen werden THE HUMAN LEAGUE dann als Vertreter der New-Romantic-Szene zugerechnet. Die Singles „Love Action“, „Open Your Heart“ sind Top-10 Hits, das Album „Dare“ (81’) ist ein Meilenstein dieser Musikrichtung. Und daraus gelingt mit dem größten Hit bis heute, „Don't You Want Me“, ein Welterfolg.
Es gab vor allem in den Anfangsjahren zahlreiche Besetzungswechsel, unter anderem entwickelte sich aus zwei ehemaligen Mitgliedern ein erfolgreicher Ableger (HEAVEN 17 (1980)). Bis heute besteht die Formation als Trio mit den damaligen Protagonisten Philip Oakey, Susan Ann Sulley und Joanne Catherall, die ursprünglich mal als reine Backgroundsängerinnen sowie Tänzerinnen engagiert worden waren. Jetzt gibt es eine erste Live-DVD, "Live At The Dome", mit nahezu den besten Songs seit der Gründung bis zum letzten regulären Comebackwerk „Secrets“ (2001). Leider hat man hier aus völlig unverständlichen Gründen auf „Being Boiled“ verzichtet, was eigentlich unverzeihlich ist. Ansonsten lässt die hier während eines Gigs 2005 im „Dome“ von Brighton aufgeführte Setlist keine Wünsche offen. Egal ob kultige Oldies („Mirror Man“, „The Lebanon“) oder Charthits („Human“, Heart Like A Wheel“ oder „Tell Me When“) - die Mischung passt. Allein die unterkühlte Umsetzung dieses Synthiepops auf der Bühne lässt mich eher etwas zwiespältig zurück. Klar, größtenteils beherrschen Keyboardburgen mit viel Samplings die Szene. Ein ziemlich druckloses Elektrodrumpad, das im Stehen bedient wird kommt auch zum Einsatz, sowie ab und an mal ein Umhängekeyboard in bester MODERN TAKING-Manier. Eine Gitarre wird nur manchmal bei speziellen Songs eingesetzt. Die Backingband ist zwar nicht so schlecht, haut einem aber auch actionmäßig nicht von den Socken. Der Sound ist insgesamt erschreckend dünn, wirkt ziemlich volumenarm und erscheint mit auf CD-Konserve wesentlich akzentuierter. Der Soundmix ist relativ steril, was natürlich auch an der Art Musik liegt, die drei Bandmitglieder kommen ebenfalls relativ zurückhaltend rüber. Hauptsänger Phils hat nach wie vor eine charismatische Stimme, wechselt öfter mal die Robe und läuft etwas unbeholfen über die Bühne. Die Mädels, in ebenfalls wechselnden Outfits, trällern ihre Parts genauso souverän aber auch ohne große Höhepunkte wie früher runter. Die Ladys sehen immer noch besser aus als sie singen können und wackeln typisch 80er mit ihrer hinteren Ausladung gekonnt zu den Beats. Nix großartiges, aber durchaus solide und sympathisch gemacht. Die Bühne ist dabei fast ganz in weiß gehalten mit ein paar psychedelischen Einspielungen auf die Leinwand, das wars an großer Performance – Glamour sieht heutzutage irgendwie anders aus. Die Darstellung bei diesem Gig ist typisch britisch mit viel Understatement - „nur“ lupenreine Popmusik, die live mit viel Syntiekonserveflair leider nur wenig fesseln kann. Die Bildqualität kommt einigermaßen gut rüber, es fehlt mit etwas an Schärfe, in der Totalen wirkt es relativ schummrig. Die Schnitte sind überschaubar und eher ruhig - es passt irgendwie zu der braven Vorstellung der Band. Das Publikum wird auch erst bei „Don’t You Want Me“ so richtig wach und lebendig.
Als Extras gibt es ein Interview (ohne Kapitelunterteilung und leider auch keine Untertitel) sowie einen 20-minütigen Tourtagebuchfilm. Für Fans wahrscheinlich eine Pflichtveranstaltung, alle anderen müssen sicher eher nicht zugreifen.
Die Mischung aus DDR-Nostalgie und größtenteils ruhigem Elektro gefiel mir bereits auf ihrem letzten Album „Hochstapler“ richtig gut – wohl in erster Linie weil, auch wenn etliche Sprachsamples schon oft gehört wurden, das Gesamtkonzept recht frisch wirkte. PATENBRIGADE WOLFF machen Bauarbeiterromantik in einer vergessen im Nebel einer Großstadt liegenden Welt, nicht verschwitzt und biertrinkend sondern eher abstrakt stilisiert und technisiert. „Demokratischer Sektor“ kann dort jedoch nur in Maßen anknüpfen. Teils als Best-Of und Remixalbum konzipiert will es das vielleicht auch gar nicht. Wie schon „Hochstapler“ ist auch „Demokratischer Sektor“ dabei im wahrsten Sinne aus einem Guss: Alle Songs sind durch kurze Interludes verbunden, oft in Form von Radioausschnitten – meist mit DDR-Historie. Das plakative „Stalinallee“ oder das Rythm'n Noisige „Schusswechsel“ sind originelle neue Songs, das Gros der Spielzeit stellen aber Remixe ihrer Hits: „Demokratischer Sektor“, „Mauerradio“, „Ostberliner Bauarbeiter“ und „Turmdrehkran“ werden bis zur Schmerzgrenze repetiert. Teils tanzbar („Demokratischer Sektor (BLUTFUSS Remix)“), mal Kopfweh-erzeugend („Ostberliner Bauarbeiter (KIEW Remix)“) , mal unendlich belanglos („Turmdrehkran (ABSURD MINDS Remix)“) und nur einmal fast unelektronisch-rockig („Mauerradio (Leserotique Remix)“) ist die Vielzahl der Remixe gleicher Songs ermüdend und zu eintönig. Und wie schon der Vorgänger erscheint auch „Demokratischer Sektor“ in einer limitierten Metallbox – nur dass es dieses mal trotz erneut vorbildlich ausgenutzer Spielzeit nicht zur Kaufempfehlung reicht.