Wem festgefahrene Soundstrukturen ein Greuel sind und wer gerne mal wieder was anderes hört, für den sind im Leben von DIE FORM Alben wie „Ad Infinitum“ geschaffen worden. Zeitgleich mit dem wohl bekanntesten Album „Confessions“ erscheint dieses wieder einmal nicht ganz so einfach zugänglich Album und zeigt die düsteren Abgründe aber auch die verspielte Experimentierfreudigkeit der beiden Protagonisten (und ich meine nicht deren sexuelle). Auf „Ad Infinitum“ fallen in erster Linie die zum Teil mit nur sehr wenigen Samples und Loops ausgestatteten Songs auf, die zeitweise etwas dünn wirken, die aber dennoch die unvergleichliche Atmosphäre aller DIE FORM Songs wiederspiegelt. Mit „Doctor X“ hat diese CD auch einen etwas bekannteren Song zu bieten und auch einen der recht eingängig ist. Ansonsten wechseln sich monoton düstere gewöhnungsbedürftige mit recht simplen und einfachen Tracks ab, „Ad Infinitum“ ist eines der mittelmäßigen Alben von DIE FORM. Erscheint wie alle Re-Releases im Digipack als limitierte Auflage. Nur leider wurde erneut am Booklet gespart, bzw. wurde sich das Booklet komplett gespart.
„Photogrammes“ ist neben „Corpus Delicti“ (siehe Review) die zweite CD, die mit dieser Rereleasewelle über uns rollt. Doch leider ist dieses Album eines der schwächeren von DIE FORM, was die CD mehreren Gesichtspunkten zu verdanken hat. Zum einen ist der Gesang von der auf dieser CD erst mal vertretenen Katja B. auf Dauer nur schwer zu ertragen, zu penetrant ist ihr Genöle und zu penetrant trifft sie mit schier unglaublicher Zielsicherheit den Ton nicht. Und zum anderen gehört „Photogrammes“ zu den eher experimentell gehaltenen Veröffentlichungen und das Ohr ist nur schwer an die manchmal doch eher unergründlichen Tonaneinanderreihungen Fichots zu gewöhnen und grade nach dem musikalisch eingängigen „Corpus Delicti“ fällt es mir nicht leicht mich mit dieser schwer verdaubaren Kost auseinander zu setzen. Immerhin ist das Booklet mehrseitig und somit nicht ganz so lieblos wie einige andere CD´s dieser Reihe. Für eingefleischte Fans ohnehin ein Muss, für alle anderen: Es gibt bessere DIE FORM Alben!
DIE FORM ist doch ein ziemlich einzigartiges Phänomen, eigentlich sollte man annehmen, dass der gesamte Backkatalog so langsam wiederveröffentlicht wurde, aber erneut hat Dieburger Label Trisol zwei alte Alben ausgegraben, den Anfang macht in dieser vorweihnachtlichen Zeit "Corpus Delicti 2". Und auch wenn dieses Album für DIE FORM Verhältnisse zur absolut leicht hörbaren Kost gehört, so gehört es dennoch oder grade deshalb zum besseren was mir von den Sadomasoelektronikern in die Hände gekommen ist. Ziemlich technoid, über 10 Jahre alt und mit dem erklärten Ziel eine größere Hörerschar zu beglücken kann "Corpus Delicti 2" vor allem durch die genialen Remixe punkten, die herrlich mit den Ohrwurmparts der Songs spielen, sie pervertieren und beim Zuhörer mal wieder eine Mischung und Verzweiflung und Verwirrung zurücklassen. Den Anfang machen dagegen Songs wie "Slavesex" oder "Chains Of Love", denen man deutlich anhört dass sie schon einige Jahre auf dem Buckel haben und die leider auch nicht wirklich viel mehr bieten als einige andere verquere 80ties Acts auch, doch die Remixe von "Analogic" oder "Teufel Im Leibe" bringen mich immer wieder dazu die CD zu hören. Leicht nostalgischer Electro, musikalisch eher brav und simpel, textlich pervers sexistisch und fetischbeladen wie immer, aber mit dem gewissen Etwas das Gänsehaut bringt und einen zumindest gedanklich in den Folterkeller eines Sadisten befördert so dass man froh ist wenn ein Lied zu Ende ist um aber im nächsten Moment das süsse Verlangen zu spüren sich auch das nächste Stück noch anzuhören, und das nächste... und das nächste... Nur das sehr spartanisch ausgefallen Booklet trübt den Spaß an der CD ein bißchen!
Auf ihrem Album „Iuturna“ haben sie mir durchaus gefallen, angenehme Musik, einfach schöne Musik. Die Rhythmen waren mal nicht von der stupiden Stampfsorte die man überall zu hören bekommt. Und was machen sie? Sie graben sich mit „The Remixperience“ ihr eigenes Grab, machen genau den Fehler weswegen sie mir das letzte Mal gefallen haben grade weil sie ihn nicht gemacht haben. Langweilige Dancerhythmen als Remixgrundlage für die Songs ihres letzten Albums. Der Gesang ist weiterhin gut anzuhören, aber die eintönigen technoiden Beats weichen viel zu selten vom Music Maker für Anfänger Niveau ab, die Synths sind manchmal ganz nett, für mich hat die Band damit aber einen ganz wichtigen Anreiz verloren, denn in dieser Klasse ist die Luft dünn, zu dünn für IMPRESSIONS OF WINTER, die mit diesem lieblos anmutenden Versuch zeitgemäß zu klingen viel von ihren unverkrampften Art eingebüßt haben, entscheidet selbst ob man diese CD braucht, ich brauche sie sicher nicht.
Da lief doch vor gar nicht allzu langer Zeit sogar ein Video auf einem der Musiksender... SIGUE SIGUE SPUTNIK, ziemlich unvergesslicher Name, ziemlich dämliche Musik. Mir liegt zwar nur die englische Promoversion des kommenden Albums „Piratespace“ vor, doch ich gehe nicht davon aus dass sich die 4köpfige Combo für den deutschen Release nicht soviel verbessern wird, dass ich hier guten Gewissens jemandem empfehlen könnte, seine Zeit mit dem Hören von „Piratespace“ zu verschwenden. Und dabei gibt es die Band doch schon wirklich einige Zeit und man hätte annehmen können sie wären vor einer solch faden CD gefeit sind. Aber vielleicht waren alle Alben von SIGUE SIGUE SPUTNIK nicht der Bringer, wer weiß, ich kenn sie ja (zum Glück) nicht. „Piratespace“ ist jedenfalls eine einschläfernde Mischung aus simpelsten Gitarren(samples), völlig uninspirierten Keyboards, einem genervt wirkenden Sänger, öden Samples und billigen Synthesizern. Bis auf „Alianation“, das mir aber auch nur aufgrund seines leicht Madonna-esken Anfangs noch gefallen hat, bietet die CD nichts was man nicht kennt, sie schafft es vielmehr noch das Bekannte so schlecht zu verarbeiten dass mir jede Lust aufs nochmalige Hören der CD vergeht. Selbst die „Cyberkids“ oder „Glamgoth“, für die die Musik angeblich gemacht ist, werden die CD mit einem angewiderten Gesichtsausdruck wieder zurück ins Regal stellen.
Rudy Ratzinger, langhaariger Electromaniac aus deutschen Landen. Falsch verstanden, verschmäht, verachtet in den einen Kreisen, gelobt, gefeiert und bewundert in den anderen... Nachdem im letzten Jahr nach einem Labelwechsel sämtliche Alben in neuem Outfit mit neuen Booklets erschienen sind, gibt es ab Anfang Oktober nun auch endlich das neue, fünfte Studioalbum "Wreath Of Barbs" auf die Ohren des wartenden schwarzen Tanzvolks. Ohne auf jeden Song im einzelnen eingehen zu wollen, verdienen es doch ein paar Tracks gesondert betrachtet zu werden. "Opening The Gates Of Hell" eröffnet standes- und erwartungsgemäß diesen Silberling, härtester Song auf der CD, ziemlich roh, ziemlich derb und tanzbar, :W: wie man sie kennt. "Deliverance" wird die erste Singleauskopplung sein, weise gewählt, wenn auch nicht ganz so hart wie der erste Song so zielt dieser Song ganz klar auf die Tanzflächenklientel und dafür sind Maxis im Alternative Bereich ja auch in erster Linie gedacht. Und dann wird er ziemlich ruhig und brav dieser Herr Ratzinger, ausgerechnet den Titelsong "Wreath Of Barbs" könnte man bei leicht gehässiger Betrachtung fast als Schmuseelectro abtun, die Vocals nicht industrialmäßig verzerrt aggressiv sondern computerisiert a la PC Speaker Sound. Getragene Rhythmen und eine schöne Melodie, die perfekte Einleitung zum interessantesten Song "Dr. Thodt", der ebenfalls nur durch unterschwellige Aggression Spannung aufbaut und ausschließlich mit cleanen weiblichen Vocals unterlegt ist - Potentieller Clubknaller durch seinen tanzbaren Rhythmus! Düsterer Song der nicht zuletzt durch den Titel kalt und unheimlich wirkt. Diese ersten vier Tracks zeigen ganz gut den Weg den WUMPSCUT mit seinem neuen Album beschreitet: Mehr Melodien, nicht mehr ganz so rau und harsch wie früher aber sehr tanzbar. An vielen Stellen weibliche Vocals, die Texte fast ohne Ausnahme in englischer Sprache und als letzten Song gibt’s einen Remix des Kirlian Camera Songs "Eclipse" - keine völlig überraschende CD und insgesamt wird diese CD nicht mehr so stark polarisiern und schocken wie es einige Vorgänger vielleicht getan haben. :W: waren und bleiben gut, "Wreath Of Barbs" ist jedoch ein Schritt Richtung EBM/Industrial/Electro "Mainstream".
Eigentlich schade dass es keine Regel gibt, die besagt dass ein Album umso besser wird, je mehr weibliche Vokalisten an Bord sind. Eigentlich sehr schade, dass Herrn Sharp aus welchem Grund auch immer, seine noch beim Debut trällernde Goldkehle Katie Helsby davongelaufen ist. Nur noch auf 3 von 12 Songs ist sie angeblich zu hören, davon höre ich auf 2 der 3 Songs eigentlich gar keine Stimme. Das dritte tendiert anfangs zu recht stupiden Radiotechno, wandelt sich dann aber dank der so herrlich naiv bis quäkend klingenden Sängerin doch noch zum Besseren. Was bleibt ist die Frage warum jemand der doch auf seinem Debut gezeigt hat, dass er was von der Musik versteht die er macht, eine Heerschar von Sängerinnen braucht, von denen keine auch nur annähernd so gut ist wie auf dem Debut. Die Songs wirken sehr uninspiriert und lustlos in den Computer gehämmert, einfach mal drauf losprogrammiert, ein paar sehr wirr gesampelte Gitarren drunter gemischt, die man nur hört wenn man weiß dass sie da sind. „Bullet Proof Diva´s“ ist eine nette Anhäufung weiblicher Sangeskunst oder besser ein Versuch es Kunst werden zu lassen. Nicht ganz schlecht, aber einfach irgendwo ein paar neue Stimmen aufzugabeln und zu verwursten ist, wie man gut hören kann, auch nicht das gelbe vom Ei!
Schon wieder DIE FORM. Schon wieder Musik die mir ja im Prinzip durchaus zusagt, aber für die ich nicht pausenlos Worte finde um sie euch nahe zu bringen. Heute präsentieren wir ihnen: "Archives & Documents. Und aus dem Ding werde ich nicht ganz schlau, es ist auf jeden Fall wie alle DIE FORM re-releases ebenfalls digitally remastert, klingt also recht sauber und enthält drei Abschnitte, die da wären "Second Vision Of Fetish", "Es Lebe Der Tod" und "Lustful Collection II". Fetisch Electro der Anfangszeit, für heutige Verhältnisse nicht grade tanzbar aber dennoch irgendwie originell und stimmig. Melodisch, minimalitsisch, experimentell, Industrial und Lärm, gesprochene Samples, alles dabei und insgesamt ziemlich verwirrend wie so oft bei DIE FORM. Aber ich Blick bei Herrn Fichot auch langsam nicht mehr durch was wirklich neu ist, was nur neu aufgenommen oder sonst wie oder wieauchimmer oder wasweissich neu rauskommt.
So langsam fehlen mir die Worte um die DIE FORM in selbige zu fassen. Denn alle CD´s der Franzosen werden in remasterter Form neu veröffentlicht bzw. unveröffentlichtes Material gesammelt und unters Volk gebracht. „Poupée Mécanique“ ist abgesehen von dem für des Französisch nicht mächtigen Lesers unaussprechlichen Titels eines der frühen Werke aus dem Jahre 1985. Das Digipack ist sehr spartanisch aufgemacht und wird ohne Booklet verscherbelt. DIE FORM machten damals noch ziemlich minimalistisch anmutenden SM Electro, die Samples erinnern an die frühen Industrialpioniere aus Deutschland, Textlich zwischen Schmerz und Erotik pendelnd, mit weiblichem Gejohle im Hintergrund ist es für DIE FORM Verhältnisee recht poppig ausgefallen. Ob die CD aber irgendwer braucht sei dahingestellt!
DANCE OR DIE ist einer dieser Namen, die eigentlich jeder kennt. Wenn man dann aber nach einem Titel fragt, wird kaum einer was sagen können. Viele gute CD´s und doch irgendwie kein großer Durchbruch, das sind die Sachen die eigentlich jede Band auf Dauer klein kriegt. DANCE OR DIE behaupten sich dennoch schon über ein Jahrzehnt und das ist gut so, denn sonst wäre uns „Schlafenden Energie“ wohl entgangen. Auch nicht neu ist die Tatsache, dass ihre Musik auf den ersten Eindruck nicht viel von ihrer waren Schönheit offenbart sondern mehrer aufmerksame Durchgänge benötigt, damit die oberflächlich manchmal etwas simple Schale zerfällt und den vielschichtigen Kern zeigt. Und der Albumtitel passt wie die Faust aufs Auge. Bei allen Liedern liegt ein Knistern in der Luft, man wartet immer auf den Augenblick, darauf dass die Emotionen freigelassen werden, doch DANCE OR DIE verstehen es meisterhaft ihre Hörerschaft auf die Folter zu spannen und bauen immer mehr Spannung auf ohne sie oft zum Höhepunkt kommen zu lassen. Die Atmosphäre ist dicht und bleibt konstant über die ganze Länge erhalten, spielt mit dem Kontrast aus poppigen Melodien und aufkeimender Aggressivität. Es gibt schwächere Momente auf der insgesamt jedoch sehr guten CD, manche Songs wirken ein wenig fad und trotz super Produktion etwas lustlos. Doch zum Glück sind diese Augenblicke zu vernachlässigen und der Electro der hier dargeboten wird gehört schon zum besseren was es im Moment so gibt. Der variable Gesang ist stets ideal auf die Musik abgestimmt und mit „Alien Electric“ haben sie noch dazu ein so geniales Brett geschaffen, dass es hoffentlich nur noch eine Frage der Zeit ist bis die Scheibe auch in den Clubs heißläuft.