Ach, was waren das vor zehn Jahren noch für Zeiten. Abiparties, die ersten Schritte als Zivi (also Parties) und als Soundtrack liefen die ganzen Melody Core-Sachen rauf und runter. So gesehen ist "5 Aces" eine willkommene Reminiszenz an vergangene Zeiten und ganz nebenbei auch perfekt für laue Sommergrillabende. NOT AVAILABLE tun niemandem weh, haben Spass inne Backen (bester Beweis: "You either love us or not/ But everybody knows: everybody knows we’re hot") und verbreiten gute Laune. Anpruchsvoll ist das natürlich kein bißchen, wenn man einen Song kennt, kennt man die ganze Scheibe, aber darum geht es bei der Westcoast-Punk-Chose eh nicht. Es ist das Gefühl von Spass und guter Laune, die zählt. Da machen NOT AVAILABLE alles richtig - mehr verlangt niemand bei dieser Musik. Man frreut sich über die Songs und fragt sich, was aus den geschätzten 1000 Punkbands seiner Jugend geworden ist…
Screamo leidet, wie so ziemlich jedes einigermaßen angesagtes Genre, unter einer Plagiatsschwemme, durch die es schwer wird, den Überblick zu behalten und die wirklich guten Bands und Platten zu finden. ALESANA sind einer dieser Plagiate, die auf ihrem Album ein paar gute Songs zu bieten haben, aber auch so viel durchschnittlichen Screamo, dass sie eigentlich nicht der Rede wert sind. Die ersten paar Songs sind zudem total langweilig und gewinnen locker in der Kategorie "Nervigster aggressiver Gesang". Der klare Gesang und die hin und wieder eingesetzte Frauenstimme sind dagegen ganz cool, können aber die schlechte Leistung der anderen Stimme nicht kaschieren. Im Verlauf der Platte verschwindet zum einen der Frauengesang, um anderen steigern sich alle Sänger (insgesamt singen drei der Bandmitglieder) und die Songs selbst werden griffiger, fast schon poppig. In ihren besten Momenten erinnern ALESANA an MY CHEMICAL ROMANCE ("A Siren’s Soliloquy") und TAKING BACK SUNDAY, ohne freilich deren Klasse zu erreichen. Zu viele Songs sind entweder anstrengend chaotisch oder völlig belanglos, ohne im Ohr hängenzubleiben. Am Ende ergibt das eine durchschnittliche Platte, die sich Komplettisten oder Emos mit zuviel Geld zulegen können, wer aber auf sein Geld achten muss, sollte sich diesen Silberling schenken (lassen).
"Ich dich aber nicht!" möchte man dem Titel der Compilation zurufen. Aber es gibt ja auch Leute, die auf Pop-Punk stehen, und für diese hat Wynona Records bereits zum dritten Mal ordentlich Material in Form von 24 Tracks zusammengestellt. Mit dabei sind natürlich die üblichen Verdächtigen, wie MXPX, THE QUEERS und VANILLA SKY-Sänger Vinx mit seinem Solo-Projekt YOTA MOTEUCHI. Außerdem gibt es noch jede Menge unbekanntere Bands zu hören, die aber genau in dieselbe musikalische Kerbe schlagen und mit den eben genannten absolut austauschbar sind. Auffällig ist der relativ hohe Anteil an Balladen, in Form von Folk-Pop-Gedudel von COREY CROWDER und Schnulz-Rock von BORDERLINE und IDE, deren Song "Why Must I" im Chorus gar an James Blunt erinnert. Nur wenig hebt sich von dem seichten Einheitsbrei ab, wie beispielsweise THE QUEERS, deren leicht RAMONES-lastiges "I DON´T GET IT" nett ins Ohr geht. Und dann gibt es noch zwei Bands, die gar nicht auf diese Compilation passen, weil sie viel zu gut sind. Zum einen sind das PIEBALD, die mit "On The Congestion" einen dreckigen, treibenden Zweineinhalbminüter mit leichten BEATLES-Anklängen im Chorus abliefern. Und zum anderen sind das STRENGTH APPROACH, die mit lupenreinem Hardcore in nur etwas über einer Minute alles wegblasen. Trotzdem: Der Großteil der Scheibe ist wirklich überhaupt nichts für mich. Wer aber auf eingängigen, glatten Punkrock steht, wird sich über diese umfangreiche Zusammenstellung, die eine ganze Reihe unveröffentlichter Tracks enthält, wahrscheinlich sehr freuen.
Was gibt es besseres für einen Sonntagmorgen als eine Scheibe, die komplett ohne Gesang auskommt? Zum langsamen Wachwerden ist sowas viel besser als irgendeiner Heulboje beim Rausschreien seines Seelenschmerzes zuzuhören. Alternativ kann man sich "Scream Of The Iron Iconoclast" auch während einer Kiffer-Session geben, wenn man von softer Chill Out-Musik die Nase voll hat. STINKING LIZAVETA haben sich vonden 70er-Bands wie BLACK SABBATH inspirieren lassen und geben sich teilweise ausufernd-verdrogten Instrumentalsongs hin ("Secrets Of The Past"), die wie gemacht für einen dunklen, maggeligen Club oder eine Party in den ersten Stunden des Morgens ist. Die Produktion hat der Scheibe einen warmen, erdigen Sound verpasst, der fast schon Vinyl-mäßig klingt und perfekt auf das Feeling der Musik abgestimmt ist. "Scream Of The Iron Iconoclast" ist eine nette, irgendwie entspannte Scheibe, die für oben genannte Zwecke bestens geeignet ist.
Das Debüt der drei Texaner hat es in sich. Die ersten Takte des Openers wiegen einen noch in trügerischer melodischer Sicherheit, doch schon das folgende Riff brät so schwer und dreckig aus den Boxen, dass die Nackenmuskulatur wie von selbst mitbangt. Und in dem Stil geht es weiter: In "Woman Got My Devil" treffen sägende Slide-Gitarren auf ein gnadenlos rockendes Baller-Riff und "Joe Louis" stampft bluesig böse vor sich hin. Die Mischung aus Blues, Rock und Stoner klingt, als hätten sich die frühen ZZ TOP mit KYUSS zusammengetan. Die Gitarre brät dreckig, der Bass groovt fett und die Drums prügeln alles in Grund und Boden. Darüber rotzt der Gesang von Gordie "Grady" Johnson, der wie ZZ TOPs Billy Gibbons nach ein paar durchzechten Nächten klingt. Hochgeschwindigkeit wird hier selten aufgefahren, dafür malmen die Jungs mit umso größerer Intensität brutal alles nieder, was ihnen in den Weg kommt. Und das macht ohne Ende Spaß, und man will immer mehr davon...
Gewollt, aber nicht gekonnt - so das Fazit nach dem Genuss der EP der britischen Combo PDHM. Metals meets Emo ist anno 2007 nichts Neues mehr, was Bands dazu veranlassen sollte, wenigstens hart an ihren Songs zu arbeiten und echte Kracher zu schreiben oder einfach im bedeutungslosen Mittelmaß der Release-Schwemme unterzugehen. Naja, hart gearbeitet haben die Inselheinis wahrscheinlich, aber das Ergebnis in Form der sechs Songs ist bei weitem nicht gut genug, um PDHM Metalcore-Fans ans Herz zu legen. Beim Gesang am Ehesten an ATREYU erinnernd (wobei der klare Gesang sehr jaulig klingt), ist die Instrumentalarbeit mit einer anständigen Metalkante ausgestattet, entwickelt aber trotzdem zu wenig Druck. Die Tracks zuckeln am Hörer vorbei, ohne nachhaltigen Eindruck zu hinterlassen oder sich auch nur weit genug zu unterscheiden, um wiedererkannt zu werden. Nee, das ist einfach nix, allerhöchstens Durchschnitt. Da nützt es auch nichts, dass PDHM schon mit einem Haufen anderer Bands die Bühne geteilt haben, in der heimischen Anlage macht sich das nicht bemerkbar.
Die Regensburger GREEN FROG FEET sind bereits mit ihrem dritten Album am Start. Und das hört man ihnen durchaus an. Denn der Fünfer spielt perfekt und präzise zusammen, schreibt gut arrangierte Songs mit Ohrwurmpotential und bringt seinen Sound mit jeder Menge Energie zu Gehör. Letzteres dürfte vor allem an Drummer Peter liegen, der die schnellen Parts gnadenlos straight nach vorne prügelt, aber auch immer wieder souverän Breaks und Feeling-Wechsel einbringt. Der Grund dafür, dass "11 Ways ... To Kill Your Idols!" dann aber doch nicht zündet, ist der durchgehend glatte und viel zu schöne Poppunk-Sound, den man so schon viel zu oft gehört hat. Immer wieder lassen GREEN DAY grüßen, allerdings ohne dass auch nur ansatzweise deren Klasse erreicht wird. Die Melodien werden dabei irgendwann so beliebig, dass sie zum einen Ohr rein- und zum anderen gleich wieder rausgehen. Ein weiterer Schwachpunkt ist die Stimme von Sänger Tom, die nicht nur jeglichen Dreck vermissen lässt, sondern auch recht dünn und stellenweise sogar etwas jaulig daherkommt. Darüber täuschen auch die oft gedoppelten Chorusse und der unterstützende Background-Gesang nicht hinweg. Die zum Glück sehr seltenen Ausflüge in die Kopfstimme verbessern diesen Eindruck auch nicht unbedingt. In "Bullets & Angels" versucht die Band dann mit Hilfe von Metal-Anleihen etwas böser zu klingen, kann dabei aber kein Stück überzeugen. Wie gesagt - spielen und Songs schreiben können die Jungs. Allerdings fehlt ihnen noch eine ordentliche Portion Eigenständigkeit und Sound-Vielfalt. Mittelmäßigen Gute-Laune-Ami-Punk braucht doch wirklich niemand.
Die belgischen JUSTICE haben sich in kurzer Zeit einen sehr guten Ruf in der HC-Szene erspielt und mich live immer überzeugt. Aber was die Vier auf "Escapades" präsentieren, läßt mich ratlos zurück. Ist es Absicht, ist es eine stilistische Wandlung, die ich nicht verstehen kann, oder haben JUSTICE die Platte zu langsam aufgenommen? Ich weiß es nicht. Fakt ist, dass die meisten der elf Songs ziemlich schleppend daherkommen und ihnen einfach Power fehlt, die ich mit der Band bisher assoziiert habe. Das Liebe zu BAD BRAINS, UNDERDOG (Richie Birkenhead ist bei "I Need Air" am Start) und ähnlichen Kalibern merkt man JUSTICE immer noch an, aber irgendwie wirkt "Escapades" wie gewollt und nicht gekonnt, was ich eher bei einer Band am Anfang ihrer Laufbahn vermuten würde. Die Songs sind seltsam gedrosselt, das Gaspedal wird nur sporadisch durchgetreten, was in den besten Momenten resultiert, aber im Großen und Ganzen ist das eine sehr zähe, drucklose Angelegenheit, mit der ich nicht viel anfangen kann. Dafür bin ich jetzt umso mehr auf die nächste Show der Jungs gespannt - vielleicht war das ja auch ihr Ziel? Wer weiß?
Die HEIDEROOSJES wachsen in Holland, man könnte aber auch denken, sie kämen aus L.A. Denn die live sehr aktiven Niederländer haben nicht nur für viele der kommerziell erfolgreichen Genre-Kollegen eröffnet, sondern sie bewegen sich auch im Kielwasser von Bands von Bad Religion über Pennywise bis SUM 41. Seit 1989 sorgen die Oranjes bereits für gute Laune, daran wird auch die neue Scheibe nix ändern. Denn die Kaugummi-Punk-Trademarks sind vorhanden: Schöne Melodien, angenehmer Gesang, catchy Riffs, klebrige Refrains. Der Sound, den der Social-Distortion-erfahrene Cameron Webb oberdick gemanagt hat sorgt für zusätzliches Vergnügen. Das ist alles nichts Besonderes, aber es macht trotzdem Spaß, zumindest all denen, die auf diese Art von Musik stehen. Originell sind die beiden Songs mit holländischen Texten - und Originalität ist etwas, mit dem diese Art von Musik eben nicht unbedingt gesegnet ist. Metal-Affinität gewinnen die HEIDEROOSJES durch Kollegen Lemmy, der den Titel "My Funeral" durch einige einleitende Worte veredelt. Und der Ignite-Sänger gastiert ebenfalls. Fazit: Keine besonders aufregende, aber beileibe keine schlecht Scheibe.
Das durchgeknallte Trio aus dem kanadischen Vancouver existiert bereits seit 12 Jahren. Entstanden ist die Band angeblich nach einem nuklearen Unfall aus zwei Eiern und einem Hund. Dabei wurde auch ihre Superkraft geschaffen: Die "Super Pop-Punk Power". Wenn die Musik der Kanadier auch nur halb so originell wie diese Geschichte wäre, könnte das mittlerweile zwölfte Album (das übrigens - tada! - zwölf Songs enthält) durchaus Spaß machen. Leider ist es aber so, dass ihre Musik zwar deutlich RAMONES-beeinflusst ist und stellenweise auch die BEACH BOYS anklingen, man aber ausschließlich glatten Gute-Laune-Poppunk vorgesetzt bekommt, der dazu noch komplett drucklos aus den Boxen seiert. Auf einen Hit wartet man vergebens, denn alles klingt nach demselben nichtssagenden Einheitsbrei. Die Jungs sollten wenigstens einen Teil des Ideen-Reichtums, den sie in ihre Band-Bio stecken, für ordentliche Songs verwenden.