Dass ELECTRIC EEL SHOCK eine geniale Live-Band sind, haben sie in den letzen Jahren durch nahezu ununterbrochenes Touren zu Genüge bewiesen. Allerdings hatte es immer etwas daran gehapert, diese Live-Energie auch auf ihren Produktionen einzufangen. Klang "Go America!" bzw. "Go Europe!” zwar herrlich rau und ungeschliffen, war der Sound teilweise etwas zu trashig geraten. Der Nachfolger "Beat Me" dagegen kam größtenteils etwas zu glatt daher, und die Qualität der Songs konnte mit dem Vorgänger auch nicht durch die Bank mithalten. Doch mit dem auf dem eigenen Label Double Peace Records veröffentlichten "Transworld Ultra Rock" ändert sich dies endlich. Der Sound ist eine perfekte Mischung der vorhergehenden Alben und vereint Transparenz mit roher Energie. Die Gitarren braten dreckig, die Drums kicken mächtig und der Bass drückt ohne Ende. Auch die Songs selbst liefern die volle Breitseite. Schon der Opener "I Can´t Hear You" stellt mit seinem fetten Strophen-Riff einen akuten Angriff auf die Nackenmuskulatur dar. Das funkige "Dice De Try!" groovt mit treibendem Bass, "Kill The Weekend" ist ein brutaler Rocker, der frühen Thrash-Metal zitiert, und die ruhige, spacige Strophe von "All My Music" bietet Harmonien zum Reinlegen. Bei Songs wie "Transamerica Ultra Rock" und "Baby” wird dann auch mal tief in die 70s-Rock-Kiste gegriffen. Musikalisch bedient man sich vor allem bei sich selbst, aber z. T. auch bei anderen. So klingt der Chorus der ersten Single "Big Mistake" verdächtig nach den QUEENS OF THE STONE AGE und das auf Japanisch gesungene "Joe" nach SOUNDGARDEN. Als Abschluss gibt es dann noch ein ziemlich durchgeknalltes Cover der 70er Jahre-Schnulze "Lovin´ You", die Sänger Akihito im Duett mit Jollen Grunberg von der niederländischen Band FURISTIC trällert. Trotzdem wird das alles zu 100% in den typischen ELECTRIC EEL SHOCK-Sound integriert. Die drei Japaner verstehen es eben wie kaum eine andere Band, ihren eigenen Sound aus Garage Rock, Metal, Stoner und Punkrock zu kreieren, der sich jeder Kategorisierung entzieht. Dieses Album ist ein echter Hammer, der einen schon mit den ersten Tönen aus den Latschen haut und ohne Durchhänger gnadenlos rockt.
Wynona Records ist ja eher für Emo und Poppunk bekannt. Daher war ich positiv überrascht, als die ersten Töne des mittlerweile vierten Albums der PEAWEES aus den Boxen dröhnten. Die vier Italiener spielen im Gegensatz zu ihren Labelkollegen nämlich authentischen, dreckigen Rock ´n Roll mit Punkrock-Einschlag. Dabei klingen sie zwar etwas zahmer als die HELLACOPTERS und weniger dreckig als die SUPERSUCKERS, bringen dafür aber einen deutlichen 50s-Einfluss mit ins Spiel. In "Bleeding For You" klingt dann auch noch Western an, und Songs wie "Tomorrow I´ll Be Done" und "Cloudy Vision" erinnern an SOCIAL DISTORTION. Insgesamt also eine tolle Mischung, die dazu noch gut gespielt ist und durchgehend und mit viel Energie nach vorne geht. Kurz gesagt: Die Jungs rocken einfach hervorragend, und diese Scheibe macht von Anfang bis Ende Spaß.
Schon mit ihrem Redfield-Debüt haben CRASH MY DEVILLE gezeigt, dass sie sich von Genre-Grenzen und -Konventionen nicht einschüchtern lassen. Fröhlich wurden Emo, Screamo, Hardcore und Metal vermischt, was zu einer etwas heftigeren Variante als bei den Labelkollegen FIRE IN THE ATTIC führte, auf jeden Fall aber zu überzeugen wußte. "Please Glamour, Don’t Hutt ‘Em”, das neue Werk der Band, geht diesen Weg konsequent weiter, wobei es noch heftiger als der Vorgänger ausgefallen ist. Catchy Passagen wie bei "You Sell A Bit Of Composure” finden sich zwar häufig, werden aber immer wieder von schön bratenden Gitarren in die Schranken gewiesen. Die an AS WE FIGHT erinnerden Growls tragen ihr Übriges zur Steigerung des Aggressionspotentials bei. Das soll jetzt nicht heißen, dass die Scheibe eine einzige Knüppelorgie ist, ganz im Gegenteil. CRASH MY DEVILLE beweisen ein Händchen für eingängige Songs, die gekonnt die Balance zwischen Härte und Melodie halten, ohne sich der zuckersüßen Versuchung hinzugeben. "Please Glamour, Don’t Hurt ‘Em” ist ein feiner vielschichtiger Longplayer, der vor Kreativität nur so sprudelt und scheuklappenfreien Freunden moderner Klänge wärmstens ans Herz gelegt ist.
Die Bedeutung des Bandnamens erschließt sich auch nach langem Grübeln nicht wirklich, wohingegen sich die Musik als deutlich einfacher zu entschlüsseln entpuppt. THE BANDGEEK MAFIA verwursten Punkrock, Screamo und Ska zu einem leicht verdaulichen Mix, der sich perfekt als Soundtrack für laue Sommerabende eignet. Die Songs sind griffig, gehen dabei manchmal in Hardcore-ähnliche Härtegrade (besonders wenn die Gitarren ordentlich braten) und gewinnen durch die Bläsereinsätze eine ganz eigene Note, ohne zu einer x-beliebigen Ska-Band zu verkommen. So setzt sich das Album schnell im Ohr fest, ohne dass man einen Track hervorheben könnte - alle bewegen sich auf dem gleichen Qualitätslevel. Manchmal sind THE BANDGEEK MAFIA etwas zu weichgespült, vor allem bei den clean gesungenen Passagen, die oft mit drucklosen Gitarren einhergehen. Aber gerade das macht die Scheibe so eingängig und zur idealen Konsensmusik, denn wer mit Gitarrenmusik etwas anfangen kann, wird "Paint Your Target" zumindest nett finden. Sicherlich nicht die beste Platte des Jahres, aber solide gemachter Party-Punkrock.
Die englischen THE WILDHEARTS wurden bereits 1989 von Sänger/Gitarrist Ginger gegründet. Seitdem haben sie unzählige Releases auf den Markt gebracht und waren damit zumindest in ihrem Heimatland auch sehr erfolgreich. So landeten die meisten Singles in den Top 30 und das Album "p.h.u.q." von 1995 sogar auf Platz 6 der UK-Charts. Das letzte Album erschien 2003, und jetzt ist der Vierer mit neuem Bassisten und neuem Longplayer wieder am Start. Der 9-minütige Opener lässt mich aber erst mal in Verwirrung zurück. Ein brachiales Metal-Riff und Brüllgesang in der Strophe trifft auf einen klassischen, getragenen Rock-Chorus und einen langen progressiven Instrumental-Part. Letzterer ist zwar relativ konventionell gehalten, und schnell merkt man, dass sich die Jungs keineswegs mit Bands wie DREAM THEATER oder SPOCK´S BEARD messen können. Aber dennoch scheinen hier hervorragende Musiker am Werke zu sein. Wie sich im Verlaufe des Albums herausstellt, handelt es sich hierbei allerdings um den einzigen wirklich interessanten Song. Auch wenn immer wieder progressive Elemente und Metal-Parts eingestreut werden, überwiegt der Anteil an gradem, melodischem Rock immer mehr, der noch dazu schwer nach 80s klingt. Das geht bis hin zum überflüssigen Billy Joel-Cover "The New Flesh", "The Revolution Will Be Televised", das mit seinen mehrstimmigen Chören wie eine Mischung aus GREEN DAY und TOTO klingt, schnulzigem Pop-Rock in "Inner City Overture" und klassischem Gute-Laune-Rock, wie in "Bi-Polar Baby". Da kann auch das zugegebenermaßen herrlich noisige Brat-Riff vom abschließenden "Destroy All Monsters" nichts mehr rausreißen. Das gesamte Album wirkt wie aus verschiedenen Stilen zusammengesetzt, ohne dass etwas wirklich zueinander passt. Und ich frage mich ernsthaft, für wen diese Musik gedacht sein soll. Für Melodic Rock-Fans ist sie zu hart, für Metaller zu poppig und für Prog-Rocker zu wenig progressiv. Es bleibt also abzuwarten, ob die Engländer mit dieser Scheibe an ihre Erfolge in der Vergangenheit anknüpfen können.
RSJ werden jenseits des Ärmelkanals als der Tip in Sachen Noise/Postcore gefeiert und können auf entsprechend viel Lob von der Inselpresse blicken. "Gain To Nothing" lässt nach einigen Durchläufen die Frage aufkommen, was genau an der Scheibe so überragend sein soll. Die Band bewegt sich im CONVERGE/ MESHUGGAH/ DILLINGER ESCAPE PLAN-Dreieck, wo sie sich erkennbar wohlfühlen. Aber weder bieten sie neue Ideen, noch haben sie herausragende Songs auf den Siberling gepackt. "Gain To Nothing" wirkt wie aus einem Guss und hat ein durchgehend hohes Qualitätslevel, mit dem RSJ Fans genannter Bands zufriedenstellen werden, aber an die Vorbilder kommen sie nicht ran. Dazu ist das Material zu chaotisch und verliert sich die Band zu oft in nervigen Parts, ohne einen roten Faden zu bieten, an dem sich der Hörer orientieren kann. Genau das unterscheidet RSJ von den Größen des Genres. Die Band ist definitv auf dem richtigen Weg und kann mit etwas fokussierteren Songs in den Kreis ihrer Vorbilder aufschließen, mit diesem Album ist ihnen das aber noch nicht gelungen.
PS: Neben den regulären Songs finden sich auf der Scheibe zusätzlich einige Remix-Versionen, die als Bonus ganz nett sind.
Über die Achtziger kann man denken was man will, Einiges an cooler Musik wurde in dem Jahrzehnt veröffentlicht und beeinflusst bis heute die junge Generation. DOWN TO NOTHING haben sich dem schnörkellosen Hardcore verschrieben, der damals entstand und noch nicht mit Metal versetzt war oder auf Prollo-Attitüde setzte. Direkt, schnell, schön auf die Fresse, mit vielen Gangshouts, wird hier in nicht mal einer halben Stunde ordentlich auf die Kacke gehauen. Live drückt das zweifellos noch eine ganze Ecke mehr, aber auch auf Platte kann man sich dem hohen Aggressionslevel der Songs nicht entziehen, die gleichermaßen brutal wie variabel ausgefallen sind und Eintönigkeit vermeiden. Das Organ von Sänger David wird von den effektiven Gitarren (die immer im richtigen Moment auf eingängige Riffs setzen) und den treibenden Drums perfekt in Szene gesetzt, Ähnlichkeiten zu HAVE HEART in allen Bereichen sind da nicht von der Hand weisen. Eine ganz ganz feine HC-Scheibe, die sich einen Scheiß um Trends kümmert, sondern einfach ehrlich ist. Grandios, nur die kurze Spielzeit nervt.
Durchaus zu Recht wird in der Band-Bio von GOOD 4 NOTHING aus Osaka angemerkt, dass es japanische Bands außerhalb des eigenen Landes normalerweise schwer haben. Musik, Sound und Arrangements klingen häufig zu ungewohnt für westliche Ohren. GOOD 4 NOTHING haben dieses Problem jedoch nicht. Denn sie klingen wie tausend andere Poppunk-Bands und sind daher auch hierzulande ohne Schwierigkeiten zu konsumieren. Vorausgesetzt natürlich, man steht auf glattgespülten, fröhlichen Melody-Punkrock ohne Ecken und Kanten. Ich selbst tue das nicht, aber es gibt ja durchaus Anhänger dieses Stils. Allerdings werden auch diese zugeben müssen, dass es dem Vierer an jeglicher Eigenständigkeit und Originalität fehlt. Ebenso gibt es weder nennenswerte Hoch- noch Tiefpunkte, sondern es bewegt sich alles auf einem Level. Ausnahmen sind lediglich die beiden letzten Songs. Diese drücken das Niveau allerdings kräftig nach unten: "My Favourite Song" ist eine poppige, unerträglich süßliche Halbballade, worauf mit "Heaven Is A Place On Earth" noch ein gleichermaßen nerviges wie überflüssiges Belinda Carlisle-Cover folgt. GOOD 4 NOTHING zeigen, dass nicht alles, was aus Japan kommt, durchgeknallt und abgefahren sein muss. Der Preis, den sie dafür zahlen, ist jedoch hoch. Denn was übrig bleibt, ist angepasst und langweilig.
Anstreng-Core nennt der Infozettel die Musik des Ami-Sextetts THE NUMBER TWELVE LOOKS LIKE YOU (die Länge ist nicht wichtig, was?), womit der Nagel auf den Kopf getroffen wird. Screamo und Mathcore ergänzen sich auf "Mongrel" zu einer chaotisch-komplexen Einheit, die den Hörer leicht überfordern kann, besonders wenn die Platte nur nebenbei gehört wird. Die vereinzelten ruhigen Passagen ("Jay Walking Backwards") sind da wilkommene Verschnaupausen, bevor das akustische Lärmkommando wieder Fahrt aufnimmt. Trotz Vorliebe für anstrengende Musik schaffen THE NUMBER TWELVE LOOKS LIKE YOU oft genug, sowas wie eingängige Abschnitte einzubauen, die immer auch fordernd sind, aber dem Gehirn des Hörers keine Knoten in den Synapsen bescheren. Ein wenig erinnern sie dann an BLOOD BROTHERS, auf jeden Fall bedienen sie die gleiche Zielgrupe, die mit "Mongrel" ihren Spass haben wird.
Die fünf Jungs aus dem niederbayerischen Arnstorf haben sich im Herbst 2003 zu den DEAD NOTES formiert, um ihrer Leidenschaft für Punkrock und Rock ´n Roll zu frönen. 2005 wurde die erste EP veröffentlicht, und jetzt sind sie mit ihrem ersten vollen Album am Start. Der Titel muss wohl eher ironisch verstanden werden, denn tatsächlich wird ein Klischee nach dem anderen bemüht: SOCIAL DISTORTION, die SUPERSUCKERS, die BONES, GLUECIFER - sie alle müssen dran glauben, und es wird gnadenlos abgekupfert, was das Zeug hält. Immerhin muss man der Band aber lassen, dass sie ihr Handwerk versteht: Mit vorzüglich dreckigem Gitarren-Sound werden die Riffs rotzig runtergebraten, und insgesamt geht alles mit viel Energie nach vorne. Einziger Schwachpunkt ist Lead-Sänger Tobi, denn ihm hört man allzu deutlich an, dass er versucht, eine ordentliche Portion Mike Ness und Eddie Spaghetti in seine Stimme zu bringen, was ihm mangels Druck jedoch misslingt. Das ist jedoch nicht das Schlimmste. Denn bei "Sweet Insomnia" versucht er, melodisch und clean zu singen, und da liegt er tonal oft ziemlich daneben. Doch auch das ist noch nicht das Schlimmste. Das Allerschlimmste dieses Albums ist nämlich die Ballade "Take My Hand". Nichts gegen genreübergreifende Exkurse, aber warum muss dermaßen schauderhaftes Lagerfeuer-Geklampfe auf ein Album gepresst werden? Unterm Strich bleibt eine Scheibe, dessen Songs man irgendwie alle schon kennt und die man auch schon besser gespielt und vor allem gesungen gehört hat. Zugegeben: Live macht der Fünfer bestimmt Spaß. Mit ein paar Bier im Kopf kann man zu der Musik garantiert gute Partys feiern.