KODIAK haben mit ihrem (bei Denovali Records kostenlos zu bekommendem) Debütalbum gezeigt, dass sie in Sachen Drone einiges zu sagen haben. Wenig überraschend also, dass NADJA, das kanadische Duo, sich die Jungs für eine Split herangeholt hat, stilistisch passt das genauso wie vom Qualitätslevel. KODIAK gehen es in ihrem Beitrag langsam an, bis sich ihr Song wirklich entfaltet, vergeht einige Zeit – nicht wirklich überraschend. Wenn aber erst die schweren Riffs einsetzen und sowohl Gitarre als auch Bass aktiviert werden, nehmen KODIAK den Hörer ganz für sich ein und mit auf eine fast schon meditative Reise. SUNN o)) könnten es kaum besser machen. NADJA verlegen sich auf eine andere Art des Drone, hart gesagt passiert in ihrem Split-Beitrag wenig bis gar nichts. Und trotzdem ist der minimalistische Sound faszinierend, sofern sich der Hörer auf ihn einlassen kann. Ein Faible für Meditation kann nicht schaden, dann wird dieser Song aber zu einer echten Erfahrung. Im direkten Vergleich mit dem Beitrag von KODIAK zieht er aber den Kürzeren, aber ist Leiden auf hohem Niveau.
„Book Of Whyte“ ist heftig, quasi ein vertonter Felsbrocken. Bei 70 Minuten auf fünf Songs verteilt ist klar, dass hier keine Easy Listening-Musik zu hören sein wird, aber mit so einer schweren, heftigen Doom-Chose war acuh nicht zu rechnen. WHITE BUZZ lassen sich Zeit, um die gewünschte Atmosphäre aufzubauen – da kann es schon mal einige Minuten dauern, bis überhaupt ein Riff ertönt („The Return Of Phoenix“). Der Gesang hält sich während der gesamten Spielzeit angenehm im Hintergrund, wodurch die düstere Atmosphäre nur verstärkt wird und „Book Of Whyte“ umso intensiver wird. Natürlich ist das Grundtempo Doom-typisch ziemlich schleppend, an manchen Stellen haben WHITE BUZZ aber fast schon flotte Melodien eingebaut, die den nachfolgenden Schärze-Brocken nur noch bedrohlicher wirken lassen und somit die Atmosphäre perfekt verstärken. „Book Of Whyte“ ist kein leichtverdaulicher Stoff, für Doom-Freaks aber allemal eine Investition wert.
MY DYING BRIDE haben mit „Bring Me Victory” eine EP im Gepäck, die nicht vollständig überzeugen kann. Zum Einen gibt es mit „Bring My Victory“ einen Song, der schon auf dem letzten Album „For Lies I Sire“ zu finden war, zum Anderen gibt es keinen eigenen neuen Song. „Failure“ ist ein SWANS-Conversong, der verdammt gut umgesetzt wurde und an selige „34,788%...“-Zeiten erinnert. „Scarborough Fair“ ist eine traditionelle englische Ballade aus dem Mittelalter, in der Sänger Aaron sehr sanft singt und bei der MY DYING BRIDE erst zum Ende hin die volle Instrumentierung nutzen. Abgeschlossen wird die EP mit einer Live-Aufnahme von „Vast Choir“, zudem gibt es zu „Bring Me Victory“ noch ein Video. Für Fans ist das alles ok, auch wenn ein neuer MY DYING BRIDE-Song die EP lohnenswerter gemacht hätte.
Nicht wenige von Euch dürften Ed Warby kennen, seines Zeichens holländischer Drummer von unter Anderem GOREFEST, HAIL OF BULLETS und AYREON. Nun hat der umtriebige Trommelbube mit THE 11th HOUR eine neue Spielwiese gefunden, auf der er sich diesmal auch als Hauptsongwriter und Multiinstrumentalist austoben kann. THE 11th HOUR sind quasi eine Ein-Mann-Band, bei der Warby lediglich Unterstützung von EDGE OF SANITY- und DEMIURG-Sänger Rogga Johansson erhält, der auch an den Texten mitarbeitet. Das Duo frönt jedoch nicht deathmetallischen Klängen, sondern finsterem, mächtigem Doom. Und „Burden Of Grief“, das Debüt der beiden Herren, macht nicht etwa den Eindruck eines müden Nebenbei-Projektes, sondern legt gleich richtig los, als hätte das Pärchen nie etwas anderes gemacht. Wenn man dem Album überhaupt etwas vorwerfen kann, dann sind das vielleicht noch songwriterische Schwächen im Detail, wie etwa in den ersten beiden Songs „One Last Smoke“ und vor Allem „In The Silent Grave“ zu vernehmen, wenn die arg simplen Refrains gefühlte 300 mal wiederholt werden. Die Songs wirken mitunter etwas langatmig und auch die bombastischen Parts und Keyboard-Intermezzi sind nicht ganz frei von Kitsch, doch dafür entschädigt das sehr gute Zusammenspiel aus ultratiefen Growls und glasklarem, melancholischem Gesang. „Weep For Me“ oder „Atonement“ sind jedenfalls insgesamt sehr gelungen und dürften jedem Doomer mit Hang zu „gotischen“ Klängen gefallen. Wer etwa OPETH, ISOLE oder NOVEMBERS DOOM mag, dem sollte „Burden Of Grief“ problemlos zusagen. Ein starker Einstand, der nur noch wenig Luft nach oben lässt und für das nächste Mal einen „Tipp“ erhoffen lässt!
FLOOD haben mit ihrem Meteor City-Debüt keinen leichten Weg gewählt, gerade mal vier Songs in knapp 40 Minuten sprechen nur eine kleine Zielgruppe an. Aber das dürfte der Band egal sein, so schweren Doom wie ihn FLOOD spielen, macht niemand aus anderen Gründen als Hingabe und Liebe zum Genre. Die vier Songs bauen sich sehr langsam auf (selbst für Genre-Verhältnisse), um sich dann im Höhepunkt zu einem Groove aufzutürmen, der sich auf den Hörer ergießt – angesichts des maritimen Themas der Scheibe passt die Analogie mit einer Welle ganz gut. Brachial sind FLOOD in diesen Momenten, passend monoton vorher, eben wie der ewige Ablauf einer Welle. Das steht den vier Songs gut zu Gesicht, einzig der Gesang kommt nicht immer gegen die urtümliche Gewalt der Instrumente an und wirkt stellenweise zu schwach, da müssen FLOOD noch Arbeit investieren, dann könnte das Folgewerk eine Mörderwelle bringen.
Wer Bands wie MANILLA ROAD, CIRITH UNGOL, BROCAS HELM, PAGAN ALTAR, COUNT RAVEN oder SAINT VITUS zum Kreis seiner Lieblingscombos zählt, dürfte auch mal über die Amis THE GATES OF SLUMBER aus Indianapolis gestolpert sein, die sich auf ähnlich obskuren Pfaden bewegen. Das seit 1998 existente Trio hat sich mit seiner Mischung aus „echtem“ und doomigem Edelstahl bereits einen Namen im Underground gemacht und legt mit „Hymns Of Blood And Thunder“ nun sein inzwischen viertes Album (nebst diverser Demos, Splits und Compilations) vor. Enttäuscht wird der Kuttenträger erneut nicht, auch wenn die (nicht mehr ganz so jungen) Herren in Sachen Songwriting nicht ganz an die oben genannten Kultformationen heranreichen. Zwar ambitioniert, aber wenig mitreißend kommen Stücke wie der stark an BLACK SABBATH´s „Neon Knights“ erinnernde Opener „Chaos Calling“, „Beneath The Eyes Of Mars“, das auch mal ganz alte SABBATH-Zeiten mit Pappnase Ozzy zitierende „Descent Into Madness“ oder der Quasi-Titelsong „Blood And Thunder“ rüber. Fast alles, was THE GATES OF SLUMBER praktizieren, wirkt irgendwie aufgekocht und recycelt; das tun andere Bands (wie etwa die gerade erst durchgestarteten GRIFTEGARD) auch, aber weniger offensichtlich und in ihrem abgesteckten Rahmen origineller und mit deutlich stärkeren Songs. So bleibt diese Scheibe eine zwar gute, obskure, sehr sympathische Angelegenheit, verzaubern wie etwa die MANILLA ROAD-Spätwerke vermag sie den Hörer aber leider nicht.
Scott Kelly (NEUROSIS), Scott Wino Weinrich (THE OBSESSED, SAINT VITUS), Al Cisneros (OM, SLEEP) und Dale Crover (MELVINS) – das Line-Up von SHRINEBUILDER kann sich sehen lassen. Da sind die Erwartungen an das selbstbetitelte Debüt entsprechend hoch, aber mit dem Druck dürften die Herren locker fertig geworden sein. Fünf Songs haben sie für das erste SHRINEBUILDER-Kapitel aufgenommen, zumindest soll laut Promotext das Ganze keine einmalige Kollaboration sein, sondern ein langfristiges Projekt. Auf der Promo finden sich nur vier der fünf Songs, die es schon auf eine gute halbe Stunde Spielzeit bringen, in welcher schwerer, metallischer Rock geboten wird, was bei dem Background der Musiker wenig überraschend ist. Stellenweise haben die Songs einen leichten Jamsession-Touch, was sich in der Entstehungsgeschichte zeigt: in nur drei Tagen eingespielt und am Abend vor der Aufnahme das erste Mal zusammen geprobt. Das Ergebnis klingt dadurch frisch und trotzdem sehr gut aufeinander abgestimmt und ist mit einem erdigen, druckvollen Sound ausgestattet worden. Die Riffs sind sehr ruhig, immer wieder kommen doomige Seiten zum Vorschein, genauso wie sehr eingängige Melodien zu finden sind. Die Gleichung NEUROSIS + SAINT VITUS + MELVINS geht hier bestens auf. Die Songs haben den erwartet tonnenschweren Groove und pendeln zwischen fast schon simpel im Aufbau („The Architect“) bis zu detailliert („Blind For All To See“). Alle vier Beteiligten haben sich zudem am Mikro eingefunden, was viel Abwechslung in die Musik bringt, gerade Scott Kelly kann in „Blind For All To See“ aus einem guten einen sehr guten Song machen. Am Ende steht die Erkenntnis, dass SHRINEBUILDER das erwartet hochklassige Album geschrieben haben, das bei dem Line-Up zu erwarten war, ohne sich dabei zu sehr von ihren Wurzeln, ihren Bands zu entfernen. Wer mit den Bands was anfangen kann, wird mit dieser Platte glücklich werden.
Bei LET THE NIGHT ROAR treibt sich mit Jeff Juszkiewics ein ehemaliger MALEVOLENT CREATION-Recke rum, der mit seinem neuem Projekt ohrenscheinlich seine Vorliebe für fiesen, old schooligen Metal ausleben will. Dementsprechend rumpelig-basslastig geht es in den acht Songs zur Sache, zu finden sind dabei Einflüsse von CELTIC FROST bis D.R.I., von HIGH ON FIRE bis VENOM. Die Hard-Doomster werden „Let The Night Roar“ als zu flott aus den Boxen kommend finden, aber der durchschnittliche Metalhead kriegt hier genug vertonte Schwärze und fiese Riffs, um das Etikett Doom draufzupappen. Die acht Songs entpuppen sich als fiese Bastarde aus oben genannten Bands und verschmelzen zu einer halbstündigen Reise in speckig-dunklen Metal, die nicht langweilig wird und auf der ordentlich Atmosphäre aufgebaut wird. Zwar keine extrem innovative Angelegenheit, aber solide geschrieben und gespielte Songs, die durchweg interessant bleiben und für Fans ehrlich-düsteren Metals einen Durchlauf wert sein sollten.
BLACK PYRAMID passen zu Meteor City Records wie Arsch auf Eimer, auch wenn sich die Ostküstler auf die düster-doomige Spielweise des Stoner Rocks verlegt haben, aber andererseits kann ja auch nicht jeder Kiffer-Combo die Sonne aus dem Arsch scheinen. Schleppend, basslastig und mit einem Gespür für das Aufbauen einer bedrohlich dunklen Atmosphäre wabern sich BLACK PYRAMID durch neun überlange Songs, in denen sie sich immer Zeit lassen, um ein Riff zur vollen Entfaltung zu bringen oder ihre lyrischen Ergüsse angemessen vorzutragen. Das funktioniert alles leidlich gut und erinnert in guten Augenblicken an PENTAGRAM mit einem Schuss KYUSS. Da es die Herren zudem verstehen, in jedem Song einige verdammt eingängige Melodien einzubauen, macht die Scheibe auch nach knapp 50 Minuten noch Laune, sofern sich auf die vertonte Schwärze eingelassen werden kann. Wer dazu in der Lage ist, wird mit einer interessanten Stoner-Scheibe belohnt, die in dieser Form nicht alltäglich ist.
MORRIGU haben mittlerweile ihr drittes Album am Start, und schon vor fünf Jahren konnten sie Herrn Memme einigermaßen zufrieden stellen. „The Niobium Sky“ zeigt die Band gereifter und die Platte mit einem gutem Sound ausgestattet, der jedem Instrument genug Platz zur Entfaltung einräumt. Vom reinen Doom Metal haben sich die Eidgenossen weiter entfernt, Dark Metal trifft es schon eher, Dark Rock vielleicht noch besser, denn die 13 Songs sind zwar heftig, aber nicht purer Metal. Im Grunde aber auch eine akademische Frage. Fakt ist, dass MORRIGU düstere, melodische und leicht episch („The Great Finding“) klingende Gitarrenmusik zum Besten geben. Beim Gesang wird auf Klargesang gesetzt, nur selten kommen Growls zum Einsatz – was schade ist, denn growlen kann der gute Mann, zudem verleiht es den entsprechende Passagen mehr dunkle Atmosphäre als der immer gleiche klare Gesang. Überhaupt schaffen es MORRIGU nicht durchgehend, ihre Songs unterscheidbar zu machen, manches Mal wird auf Schema F gesetzt und die Songs so zu gleichförmig, worunter natürlich ihr Wiedererkennungswert leidet. So bleibt „The Niobium Sky“ eine annehmbare Düsterscheibe, die einige gute und zu viele mittelmäßige Songs aufweist, um mit Platten von MY DYING BRIDE oder PARADISE LOST mithalten zu können.