Rémy Lafontaine ist Raymz und Raymz ist DEEP SPACE MASK. Der französische Künstler spielt alle Instrumente, singt, produziert und komponiert sein drittes Album "Burn in Hell" alleine, das dieses Mal vom Berliner Label metalloscope verlegt wird. Enthalten ist eine recht grobkörnige Melange aus Doom, Stoner, Thrash und Punk-Einflüssen.
Der eröffnende Titelsong ist groovender Thrash, der sich irgendwo zwischen OVERKILL und EXODUS platziert hat. Bei "Teenage Dream" wird es metallastiger, der Gesang von Raymz ist roh, leicht kehlig, der Song eher simpel, er kann aber zumindest mit Leidenschaft punkten. Erst ab Song Nummer 4 ("Like a Hurricane") wird es interessant. Der Track überzeugt mit Stoner-Qualität, sprich, das Ding hat einen bluesigen Grundton/Tiefe, und der Gesang zeigt sich hier variabler, hintergründig und trotzdem führend. Die fast 8 Minuten werden unterhaltsam gefüllt, und DEEP SPACE MASK haben ab jetzt meine volle Aufmerksamkeit. Ja, und tatsächlich ist hier die stärkste Phase des Longplayers zu finden. "A Price To Pay" - patzig, angepisst - folgt und kann mit punkiger Attitüde gefallen.
Raymz dritter Longplayer kann nicht komplett begeistern, hat aber starkes Material an Bord, vielleicht sein stärkstes bis dato. Gerade im stoisch-doomigen Dämmerlicht ("Master Of Evil") gefällt das Angebot, des One-Man-Projekts. Auch der Move mit dem sympathischen Berliner Label sichert ihm Aufmerksamkeit und wird einen beachtlichen Beitrag zum Gelingen der Veröffentlichung leisten.
Die Veröffentlichung mancher Bands kann man schon mal doppelt besprechen: Also hier Review numero dos zum neuesten Streich von DARKTHRONE!
Kennt Ihr das Gefühl, wenn eine geliebte Band ihren Stil im Laufe der Jahre in einer Art und Weise abändert, dass sie für Dich persönlich an Relevanz deutlich abnimmt? Natürlich kennt Ihr das, jeder wird Beispiele parat haben und sich an die gute alte Zeit erinnern. Wer hört denn schon "Hardwired… To Self-Destruct", wenn er "Kill ’Em All" haben kann. Viele weinen z. B. dem alten IN FLAMES-Stil nach. Und so verhält es sich für mich auch mit DARKTHRONE: Nach "Sardonic Wrath" (2004) kam mehr Punk hinzu, dann kam mehr NWOBHM, und schließlich wurde dem Doom gefrönt und die Langsamkeit für sich entdeckt. Das ist alles nicht schlecht, aber irgendwie ist die Mucke karg und öde geworden. Black Metal war vorgestern! Fenriz und Nocturno Culto zocken nun so 'ne Art Blackened Heavy Doom. Düster und Dreckig.
"It Beckons Us All" erscheint zwei Jahre nach "Astral Fortress"; dazwischen folgte die zeitgeschichtlich interessante Wiederveröffentlichung von "Goatlord" im Februar 2023. Der Opener "Howling Primitive Colonies" hat durchaus einige nette zäh-doomige Riffs. Bei "Eon 3" fragt man sich, ob die beiden im Proberaum gejammt haben und das Aufnahmegerät haben mitlaufen lassen. Songwriting und Stimme sind arg gewöhnungsbedürftig. Endlich ein Lichtblick (oder sollte ich eher dunkel glitzernder Onyx sagen): "Black Dawn Affiliation" hat deutlich mehr Tinte auf dem Füller. Nach dem Instrumental "And In That Moment I Knew The Answer" folgt mit "The Bird People Of Nordland" ein ordentlicher Song mit punkigen Momenten. Der Sound von "The Heavy Hand" mit seinen übersteuerten Fuzzbox-Schwingungen ist cool, aber der Track zieht sich sperrig-trocken und lahm dahin. Cleaner Gitarrenklang läutet den letzten Song ein: Das zehnminütige "The Lone Pines Of The Lost Planet" spielt mit epischen Doom-Elementen von BLACK SABBATH. Es werden auch noch feine NWOBHM-Twin-Leads ausgepackt.
Aber es nutzt alles nix: Das ist eher Mittelmaß und wenig überraschend. Weckt mich, wenn's wütend und garstig wird.
Bereits mit seinen ersten beiden sehr starken Alben „Usurper Of The Oaken Throne“ und „Incantation Rites“ und nicht zuletzt durch grandiose Live-Performances hat sich das deutsch-englische Quintett in die Herzen der Doom-Fans gespielt. Dabei - und das ist wahrscheinlich das „Geheimnis“ der Band - beherrscht sie alle Facetten des langsamsten aller Metal-Genres wahrlich meisterhaft: schleppende Schwere, ausladende Epik, aber auch die alles planierende Midtempo-Dampfwalze. So geben sich THRONEHAMMER auch auf ihrem neuen Streich keinerlei Blöße, und wenn, wie es die Legende besagt, das dritte Album über Aufstieg oder Niedergang einer Band entscheidet, dann wurde auf „Kingslayer“ alles richtig gemacht. Bereits mit dem siebenminütigen, stampfenden Opener „Reign Of Steel“ ist die Marschroute klar: die bisherigen Stärken sind weiter ausgebaut und das Songwriting nochmals verfeinert worden. Mit dem eingängigen Titelsong gönnt man dem Hörer eine kurze Pause, bevor mit „Sacrosanct Grounds“ und „Echoes Of Forgotten Battles“ gleich zwei Breitwandgeschosse anstehen, denen mit „Shieldbreaker“ und „Mortal Spheres“ zwei kürzere Nummer folgen, bevor das Finale eingeläutet wird. „Triumphant Emperor“, „Halcyon Days Of Yore“ und das überragende „Ascension“ (für mich der bisher stärkste THRONEHAMMER-Song überhaupt) werden, wie der Rest des Albums, nicht nur von tonnenschweren Riffs getragen, sondern auch vom Gesang Kat Shevil Gillhams, die einmal mehr über raues Fauchen, Growlen bis hin zu düsterem Klargesang alle Facetten mitreißend abdeckt. Natürlich kann man (wie fast immer bei Doom, aber das liegt in der Natur der Sache) kritisieren, dass der eine oder andere Zwischenpart etwas kürzer hätte ausfallen können, aber trotz einer Länge von 73 Minuten klingt hier nichts konstruiert oder künstlich aufgeblasen, sondern wie aus einem Guss; man merkt der Band jederzeit an, dass sie genau dieses Album und kein anderes machen wollte. „Kingslayer“ ist für jeden Doom-Fan nix anderes als Pflichtprogramm!
MOOR ist mehr Vermächtnis wie Band. Die Zukunft wird weisen, ob das Kollektiv bestehen wird. Vor der Veröffentlichung des Debüts sind zwei Mitglieder an Krebs erkrankt, und Bassist und Gründungsmitglied Christian Smukal ist tragischerweise daran verstorben. "Heavy Heart" ist geprägt von diesem Schicksal und geformt von diesen Ereignissen. Seine Schroffheit und Lichtundurchlässigkeit verlangen dem Hörer einiges ab.
Der Titelsong eröffnet mit verzweifelter Wut. Der Gesang von Ercüment Kasalar ist kaum so zu bezeichnen, es ist ein zorniges, durchdringliches Brüllen. Die Band rifft dazu monoton im Zeitlupentempo, und man hat das Gefühl, MOOR steckt fest, kommt nicht vom Fleck, eingemauert in Kummer und Schmerz. "Pale Grey Snow" zeigt sich dann beweglicher und groovend; auch hier sind stimmliche Parallelen zum Hardcore nicht von der Hand zu weisen, wobei immerhin eine weitere Facette an Gesang geboten wird. In der Mitte atmet der Song, bleibt aber in seiner Stimmung. "Void" als reines, minimalistisches, instrumentales Zwischenspiel gefällt. Das episch erzählte "Breath Like Nails" überzeugt und macht einges interessanter und agiler wie zuvor. Der geradezu erschütternde Longplayer beeindruckt in seiner Konsequenz und Intensität, und wirkt dadurch nahezu avantgardistisch. Die norddeutsche Band verarbeitet ihren Verlust und schafft Atmosphäre, es fehlen jedoch zu oft Abwechslung, Melodien und Soli.
"Heavy Heart" ist Extreme Metal, der keinen Funken Freude oder Hoffnung in sich trägt. Genre Anhänger die sich hier angesprochen fühlen, sollten MOORs "Heavy Heart" schlagen lassen.
Die aus den Niederlanden stammenden PENDEJO sind sicher nach vier Alben (davon eine EP) kein Geheimtipp mehr. "Volcán" ist somit das fünfte Werk, und die Kombi aus feurigen lateinamerikanischen Rythmen, inklusive Trompeten-Salven und angepisstem Stoner Rock, bleibt uns erhalten. Wobei man konstatieren muss, dass allein das ausgefallene, innovative musikalische Angebot einen von Anfang an zum Applaus animiert hat. Jetzt, nach einigen Longplayern, erwartet man auch mehr Input und Entwicklung. Und das ist die Herausforderung, der PENDEJO sich stellen muss.
"Volcán" startet wie gewohnt wütend wie ein Stier, sich fast überschlagend stürmt "Tu Hermana" aus dem Startblock. Das Trompeten-Intermezzo darin ist packend und heiß. Den Groove, den PENDEJO bei "Revolutión" anbietet, ist mitreißend und typisch für die Niederländer. "No Te Vayas" nimmt dann gekonnt das Tempo raus und zeigt bewölkte Stimmung. Der Song ist trotz seiner Kompaktheit recht vollmundig. Mit "Hasta El Final" sorgt eine im AC/DC-Rythmus langsam getragene Nummer für ein kleines Ausrufezeichen. Es schleichen sich nach wie vor nur vom aufgekratzten Rythmus getragene, dennoch recht eintönige Nummern auf den Longplayer, aber weit weniger als sonst. So hat PENDEJO auf "Volcán" zwei bis drei neue Moves im Angebot, die ihren heißblütigen, zuweilen unaufgeräumten Groove mit einem Mehr an Input und Variabilität anreichern. In diesem Kontext muss das klagende, komplett nur mit Gitarre begleitete "La Vieja" noch Erwähnung finden.
PENDEJO ist ohne Frage etwas besonderes und sticht mit ihrer ungwöhnlichen Mixtur heraus. Richtig ist, dass die Band frische Zutaten unterrührt und sich etwas abwechslungsreicher zeigt. Und genau das gelingt ihnen, steigert den Unterhaltungswert und macht "Volcán" zu einem der besten Alben der Band. Aplaŭdo, Herausvorderung bestanden!
Im Oktober 2019 rezensierte ich die Debüt-EP der Frankfurter Band EMPERORS LAIR. Und wie ich seinerzeit angekündigt hatte, blieb ich in Kontakt zu dem Trio. Heuer veröffentlicht das zum Quartett gewachsene Kollektiv ihr erstes vollwertiges Album. "Dare Mighty Things" ist der Titel, und visuell punktet das Werk mit einem starken und stylischen Artwork. Neu ist auch, dass diesmal Gesang geboten wird, den der neue Mann Sebastian zu seiner Funktion am Synthesizer beisteuert.
Musikalisch bleiben die Hessen bei ihrem psychedelischen, zähfließenden Stoner Rock. Das starke "House Of The Righteous" eröffnet den Longplayer wuchtig und sphärisch. Der Gesang von Sebastian ist klar, der Hall auf der Stimme lässt sie, zuweilen flüchtig und transparent, wie Nebel über der Nummer schweben. Fuzz-Gitarren und ein basslastiger Sound bilden dazu einen deutlichen und massiven Kontrast. EMPERORS LAIR nehmen sich viel Zeit, um ihre Nummern zu erzählen. Sieben Songs mit einer Laufzeit von fast einer Stunde sprechen hier eine deutliche Sprache. Der Band gelingt es, Spannung zu kreieren, diese auch zu halten und somit durchaus unterhaltsam und abwechslungsreich die Dauer der Songs zu gestalten ("Gravity"). Hier muss noch das flehende und stoische "Kronos" Erwähnung finden. Wobei sich auch Wiederholungen im Aufbau der Tracks nicht immer vermeiden lassen und gewisse Längen und Gleichförmigkeiten ("The Mind's Eye") nicht ganz ausbleiben. Das gechillte, rein instrumentale und atmosphärische "Deimos" und das leicht orientalische, beschwörende und kompakte "The Elephant" punkten gegen Ende nochmal.
EMPERORS LAIR haben einen beachtlichen Schritt gemacht. Artwork, Sound, Songs - alles ist qualitativ gewachsen. Schade, dass die Band kein Vinyl im Angebot hat. Das Artwork schreit geradezu nach einem größeren Format. Aber was nicht ist, kann ja noch werden.
Für Doom starten die Australier recht flott mit "Trident Steel", anschließend setzt "The Cave" akustisch-balladesk das Tempo runter, entwickelt sich zum Doom-Groover allerbester Kajüte und endet in einem wunderschönen Solo-Ejakulat. Wie schön, dass klassischer Doom auch mal mit einer Stimme aus dem Gewälz kommt, die variabel (singen, brüllen, schreien, sprechen) daherkommt und vor allem nicht diesen lähmend-leierigen Klage-Jammer-Charakter strapaziert. "Man Of God" klingt monolithisch und basiert auf wenigen brummenden Riffs mit viel, viel, viel Bass und jeder Menge Blasphemie - hier musizieren Wölfe im Schafspelz. Und überrascht mit einem regelrecht galoppierenden Teil ab Minute 4:30! Junge, was sind die "Fuck You"-mäßig drauf, diese Satansfreunde ... "Doom 'n' Roll" macht seinem Namen dann viel Ehre. Kurz und dick, Doomer-Glück?! Bisschen schnell vielleicht? "Across The Void" ist weniger einsilbig, sondern zeigt Doom von allen Seiten, die Stimme beweist in den neun Minuten alle oben genannten Facetten und noch mehr. Und was für eine Hymne liefert der Schlusspart dieses Songs? Herrlich! Staubiger wird’s mit "Reverend Revenant" - was für ein mächtiger Groover. Und der gut zehnminütige Schlussakkord, der dem Album den Namen gab, ist erneut ein vielschichtiges Statement, wie abwechslungsreich Doom sein kann, auch, wenn das Spötter nie glauben werden. Quälende Songs, ohne den Dreck einer Band wie OPHIS oder die schillernde Melancholie von SWALLOW THE SUN. Sondern einfach Doom. Pur und wunderbar!
Im Jahr 2020 wurde für mich Musikgeschichte geschrieben, denn „Danse De Noir“ konnte mich restlos begeistern und findet noch immer regelmäßig Zugang zu meinen Gehörgängen. Aus diesem Grund war ich gespannt, ob die Jungs von LORD VIGO tatsächlich eine Möglichkeit gefunden haben, den Vorgänger noch zu toppen. Um gleich auf den Punkt zu kommen - „Danse De Noir“ konnte nicht übertroffen werden, aber „We Shall Overcome“ hält das gigantische Niveau und lenkt den Hörer in eine andere musikalische Richtung. Eigentlich perfekt, da wir es wieder mit einem Hammeralbum zu tun haben, welches aber neue Überraschungen bereithält.
LORD VIGO mögen es gerne opulent, und somit strotzt das Album nur so vor Sprach-Samples, Synthesizer-Klängen und natürlich dem unverwechselbaren Gesang von Vinz Clortho. Als Inspiration nennt die Band den Klassiker „Operation Mindcrime“ von QUEENSRYCHE, was besonders die allgegenwärtige Detailverliebtheit unterstreicht. Besonders die vielen Hammondorgel-Sounds prägen mittlerweile den Bandsound und machen LORD VIGO in ihrem Bereich unverwechselbar. Wie auch auf „Danse De Noir“, legt die Band einen großen Wert auf mitreißende Refrains, bei denen Vinz Clortho seine ganze Klasse beweisen kann. Natürlich sprechen wir noch immer von Doom Metal, aber ein Song wie „From Our Ashes We Will Rise“ zeigt, dass LORD VIGO auch die SISTERS OF MERCY und BILLY IDOL zu ihren Einflüssen zählen können. Der Hit der Scheibe packt rockige Klänge in ein düsteres Soundgewand und bastelt einen Song, der in den Gehörgängen festklebt. Großes Kino! „Natural Habitat“ überzeugt mit einem spannungsgeladenen Songaufbau, der sich in einem beeindruckenden Refrain manifestiert. „A New Age“ ist ein typischer Epic-Doomer, welcher auch gut auf den Vorgänger gepasst hätte. Man sieht, auf „We Shall Overcome“ wird Abwechslung geboten, und man verfällt zu keinem Zeitpunkt in doomige Lethargie.
Als Fazit kann man sagen, dass die Pfälzer genial abgeliefert haben, und nun tatsächlich zwei Alben von LORD VIGO zu meinen persönlichen Langzeit-Faves gehören. Wer sich mit der, leider noch unterbewerteten, Band noch nicht beschäftigt hat, sollte dies schleunigst nachholen. LORD VIGO sind auch im Jahr 2022 ein Garant für epischen Metal, der eigentlich auf eine große Bühne gehört und im Plattenschrank jedes Metallers ein Plätzchen finden sollte.
Heute ist ein sonniger Tag, das erste Mal, dass wir in diesem Jahr so um die 20 Grad haben, die Vögel zwitschern, und die ersten Insekten summen betriebsam durch die Luft. Da ist mein nächster Gedanke nicht gerade Doom Metal, gleichwohl steht genau das auf dem Programm. Also auf, lasst uns dieser frühsommerlichen Idylle mit kühlem, düsterem, starr dahin kriechendem und Sonnenlicht raubendem Doom entgegenwirken. FAMYNEs zweite Scheibe "II: The Ground Below" ist im Player und dreht seine Runden.
"Defeated" eröffnet den Longplayer erwartbar grollend und entschlossen riffend, indes bietet das Kollektiv ab der Hälfte des Songs ein interessantes Break an, welches die Dramaturgie der Nummer wandelt und spannend macht. Sänger Tom Vanes theatralischer, feierlicher Gesangsstil erinnert an Messiah Marcolin von CANDLEMASS, die auch ansonsten ganz gut als Inspirationsquelle zu nennen sind, zumindest zu Beginn des Albums. "Gone" steigt wie Nebel auf, die Nummer hat etwas Psychedelisches, erinnert gar ein wenig an THE DOORS´ "The End" und ist eine atmosphärische Bereicherung des Albums. Das darauffolgende "A Submarine" bleibt exakt in dieser Stimmung, bevor es sich erlaubt, etwas härter und drängender zu werden. Diese musikalische Rast steht dem Album und entfernt oder besser emanzipiert FAMYNE ein Stück aus dem klassischen Doom-Genre. Immer wieder lassen die Briten den Blick schweifen und erlauben sich ein Innehalten. Das unterhält, verlangt aber nach Aufmerksamkeit. "II: The Ground Below" bietet zur Düsternis und Tragik zusätzlich Entspannung und Versenkung an, und das gefällt.
„Omnipresence Of Rat Race“ erschien erstmals 2013 in kastrierter Form auf MFL-Records. Die neue Version enthält erstmals sieben Songs, von denen zwei 2014 auf der selbstveröffentlichten „Post Factum“-EP rauskamen. Außerdem ist „Zone Of Alienation“, ein mehr als zehnminütiges Opus, komplett neu aufgenommen, als Bonustrack enthalten. Stilistisch gehören die Russen mit dem merkwürdigen Namen in den Doom-Death. Dabei sind sie allerdings nicht so sehr für Smoothie-Deather aus der SWALLOW THE SUN- und SATURNUS-Schublade geeignet. Sie gehen dreckiger zu Werke, zielen damit eher in die OPHIS-, EVOKEN- oder MOURNFUL CONGREGATION-Richtung. Die Ansätze erinnern an ganz alte MY DYING BRIDE ohne Violine. Säckeweise Dreck und eine sehr dunkle Stimmung kommen nicht von ungefähr, denn die Band aus Jaroslawl, Russland mischt Doom und Death mit Sludge und klagt musikalisch an: die Gesellschaft, die gesichtslose Masse, die Grausamkeit der Welt, Krieg, Terrorismus, Korruption. Ein blindes Rattenrennen, dem dieses Album wenigstens einen kleinen Sinn gibt. Dabei ist vieles schwer zu ertragen, im Sinne der fiesen Atmosphäre. Manches überrascht - wie die russischen Einspieler - und gibt einen Hinweis, an wen die Kritik auch gerichtet sein mag. Der immer noch sehr basische Sound trägt sein Scherflein dazu bei, dass die sägend-schleppenden Riffs, die hingehauchten Grunzer und die brutalen Songs nicht an Wirkung verlieren. Gutes Album mit einem herausragenden „Wintry Day“ und dem spannenden, neuen „Zone Of Alienation“! Eine Veröffentlichung, die aber auch starke Nerven erfordert.