MANILLA ROAD, Doom Metal, Michael Whelan, Banger TV und verstimmte Gitarren. Das alles hängt irgendwie mit der kanadischen Truppe SMOULDER zusammen, die mit dieser EP den positiven Trend ihres letztjährigen Albums "Times Of Obscene Evil And Wild Daring" fortsetzen wollen. Sowohl Sängerin Sarah Kitteringham, die als Moderatorin des YouTube-Channels Banger TV in der Szene einige Bekanntheit erlangt hat, als auch ihre Mitmusikanten sind seit der Bandgründung im Jahr 2013 Spezialisten im Tragen von Shirts obskur-kauziger 80er-Bands. Ihren ersten Output stellte das Demo "The Sword Woman" (2018) dar, dessen drei Tracks hier erneut vertreten sind und den Abschluss der EP bilden. Leider hätte man sich genau diese auch sparen können. Mehr als ein nicht mal böse gemeintes "sie waren stets bemüht" verdienen sich SMOULDER damit nicht. Der Gesang noch arg unsicher, der Drummer wurstelt sich teilweise abseits der restlichen Kollegen durch die Songs, und die Gitarrenleads sind so schräg, dass ihr Sound Vergleiche zu einer singenden Säge zulassen muss. Aber Schwamm drüber, denn höret! Die ersten drei Tracks dieses Minialbums sind der Beweis dafür, wie schnell eine Band in allen Belangen besser werden kann. Mit den beiden Eigenkompositionen "Dream Quest Ends" und dem scheinbar mittels Metal-Bullshit-Bingo betitelten "Warrior Witch Of Hell" zeigen sich SMOULDER in allen Bereichen verbessert - nicht nur zum Demo, sondern auch zum Debütalbum. Sarahs Gesang ist wesentlich voller und selbstbewusster und die Band so tight wie es für Jünger von MANILLIA ROAD und CIRITH UNGOL gerade noch zulässig ist, ohne Credibility zu verlieren. Mit verdammt starken Kompositionen und vielen coolen Riffs haben wir es ohnehin zu tun. Hinsichtlich des Doom-Faktors sind auch noch Einflüsse der leider völlig vergessenen Amis REVELATION zu vernehmen. Höhepunkt der Scheibe ist allerdings die Interpretation des prähistorischen MANILLIA ROAD-Songs "Cage Of Mirrors" von deren zweiter LP "Metal" (1982). Dieser wird von SMOULDER völlig vereinnahmt und fügt sich absolut nahtlos in den bandeigenen Stil ein. Groß! Fazit: alleine die ersten drei Songs sowie das wie immer fantastische Artwork von Michael Whelan (CIRITH UNGOL, SEPULTURA, OBITUARY und viele mehr) machen diese EP zu einer lohnenswerten Sache. Die Vorfreude auf das nächste Album ist geweckt.
Wer FVNERAL FVKK sagt, muss avch Bandnamendiskvssionen führen. Dabei haben die vier norddevtschen Priester Cantor Cinaedicus (Lügen und Verführungen), Decanus Obsceanus (Gurte und Riemen), Vicarius Vespillo (Seile und Schlingen) sowie Frater Flagellum (Peitschen und Flegel), also Mitglieder von FÄULNIS, OPHIS und CRIMSON SWAN, billige Effekthascherei überhavpt nicht nötig. Vnd „Carnal Confessions“ ist avch keine gehaltlose Großmävligkeit. Denn FVNERAL FVKK vnd ihre Roben sind Teil eines erstavnlich schlüssigen vnd so ekligen Konzeptes, das billig-blvtige Death-Metal-Schlachterei erscheinen lässt wie eine Kindereinschlafgeschichte von der kleinen Fee. Denn in den Texten geht es vm die inzwischen zahlreich bekannt gewordenen, realen Verfehlvngen von ach so anständigen Kirchenmännern. Übergriffigkeit vnd (Kindes)-Missbravch sind da nvr zwei Stichworte (oh), Vergewaltigvng von Messdienern, Kindesmisshandlvngen von Nonnen oder Selbstbefriedigvng mit dem Christenkrevz weitere... FVNERAL FVKK klagen also an, indem sie Gott vnd seine Geistlichen entblößen, in dem sie wvnderschöne Melodien vnd tolle Songs mit schrecklichen Inhalten verbinden – vnd so eine der besten Doom-Platten des letzten Jahres abgeliefert haben. Das tvn sie mit wvnderbarem Klargesang, der aber selbst engstirnige Doom-Deather nicht enttäuschen wird. Mvsikalisch sind die Fvkker ehedem über jeden Zweifel erhaben vnd mischen CANDLEMASS mit MY DYING BRIDE, PROCESSION, OPHIS und einer Prise SATVRNVS. Vielleicht ist die Scheibe manchem sovndmäßig sogar zu glatt, aber das macht der dreckige lyrische Ansatz allemal wett. Anspieltipps: Keine, weil alles! Verfickt gvte Scheibe.
Also. Wer „Corpse Grinder“ covert, kann eigentlich nur einen Stein im Brett bei Old-Schoolern haben. Oder nicht alle Latten am Zaun. Aber ONE PAST ZERO machen eh, was sie wollen - und wie sie es wollen. Seit 2006 haben die Ulmer tatsächlich elf Dinge herausgebracht, gern als Demo, gern als Vinyl. Und wenn dann der Opener „Attack“ auch noch mit VENOM-Zitaten garniert ist, kann doch eigentlich nix mehr schiefgehen. Indes muss der geneigte Hörer schon eine Portion Wahnsinn mitbringen, denn selbigem scheinen die Ex-Mitglieder der deutschen POISON und R.U.DEAD anheimgefallen zu sein. Da wechselt verrückter Sprechgesang mit disloziertem Ozzy-Gequieke, dazu gesellen sich ein Schlagzeug mit Dosenwurfbuden-Charme und ein Gitarrensound, der auch aus dem Elektrorasierer kommen könnte. Bass? Keine Ahnung, hör ich nich´. Song zwei heißt „From The Very Depths Of Hell“ und klingt wie ein Kinderschlaflied, das eine irre Hexe seinen kleinen Bastarden vorliest. Und Oppa Satan musiziert dazu. Und zwar im Proberaum des versoffenen Sozialarbeiters, der im Delirium von der großen Karriere träumte, aber weder übte, noch aufräumte. Und wenn dann sogar der Schäferhund des Rezensenten bellend vor dem Schallplattenspieler steht, dann ist klar, dass man es hier mit einem ganz besonderen Stück der Musikgeschichte zu tun hat. Und damit der Bello nicht komplett durchdreht, mach ich lieber aus. Allerdings: Die Scheibe drehte sich nicht zum letzten Mal. Und wenn es nur eine Art Katastrophenvorführung wird. Ein interessantes und vor allem anderes Album mit unterirdischem Rehearsal-Flair ist es allemal. Und, wie gesagt, mit einer riesigen Portion Wahnsinn ausgestattet.
Die Aufnahme des ersten Soloalbums von CROWBAR-Frontmann und Mastermind Kirk Windstein zog sich über zwei Jahre hin, so kann man von einem übereilten oder gar hastig produzierten Album bei weitem nicht sprechen. Und ähnlich verhält es sich mit dem Inhalt von "Dream in Motion", der beschwörend, ruhend, manches Mal fast meditativ, aber dennoch gewaltig und bewegend ist.
Der Titelsong und Album-Opener unterscheidet sich marginal von seiner Stammband; er ist düster, schroff, heavy und doomig zäh. Das darauffolgende "Hollow Dying Man" gibt eher die Richtung des Werks vor: Verzweiflung, klagende Bitterkeit, gebettet auf weichem Untergrund, eher balladesk, mit gelegentlich hart riffenden Ausbrüchen. Die Melodien und die damit transportierte Traurigkeit sind berührend und zum Sterben schön ("Once Again"). Man möchte die Fensterläden schließen und das Licht löschen, damit kein Sonnenstrahl oder Kerzenschein einem die Dunkelheit und Melancholie der Komposition erhellt und damit verdirbt. Auch wenn dem Album auf Länge gesehen etwas die Abwechslung fehlt, so macht es dennoch großen Spaß, sich Song um Song im musikalischen Selbstmitleid zu sulen. "Dream in Motion" ist Serotonin und Dopamin raubende Klangkunst. Das Album könnte einen Warnhinweis vertragen, dass Menschen, die zu Verstimmungen und Depressionen neigen, von diesem Tonträger abzuraten ist.
Zum Schluss kredenzt uns der Sludge-Pionier noch eine handfeste Überraschung. Mit JETHRO TULLs "Aqualung" ist Kirk Windstein eine klasse Cover-Version geglückt, die ein intensives, sehr dunkles und atmosphärisch dichtes Meisterwerk gebührend beendet.
Die toten Götter mit dem griechischen Namen kommen aus Florida und grunzen und krawallen gegen Rassismus, Faschismus und Kapitalismus. Das ist prima und vor allem Letzteres passt gut, denn eine müde Mark werden die Amis mit dieser schwer verdaulichen Musik nicht verdienen. Denn sie mischen ultra-langsamen Doom mit Grindcore der tschechischen Art, also Gurgelgrunz trifft auf froschfotzenartigen Quieky. Wer nun denkt, "jaja, alles nicht so schlimm", der irrt (sich). So einen irren (im Sinne von vollirren) Song wie "The Foul Eucharist" gibt es nicht oft, der abgedrehte Mix der genannten Stilarten mausert sich zu einer destruktiven Kakophonie der Klänge, wie sie nur der unnormalste Freak ohne Unterhose aushält. Stelle er sich vor: Die wenig zitierten und vom Rezensenten geradezu geliebten NEGLIGENT COLLATERAL COLLAPSE treffen sich zur Session mit den extrem fordernden ESOTERIC. Könnte sein, dass dabei "Dead Gods" herausgekommen wäre. Wenn Ihr also gerade mal Schmerzmittel nehmen müsst, hört euch dabei diese abgefahrene Scheibe an, dann tut es nicht ganz so weh. NEKROÍ THEOÍ sind irgendwie Brutal Death Metal, aber mit einer gehörigen Ration Überraschungs-Tabletten. Und nicht nur deswegen ein echt verrücktes Kleinod in einer immer konventioneller werdenden (Musik)-Welt. Eine vollkommen bizarre Urgewalt. Extravagant. Geradezu grotesk. Toll.
BLIND MESS kommen aus München. "The Good, The Bad & The Dead" wurde in Eigenregie aufgenommen und wird von der Band selbst vertrieben. Enthalten ist auf dem Album eine zuweilen wilde Mischung aus doomig-stoischem Stoner Rock und recht rabiatem Punk Rock. Sänger und Gitarrist Daniel Cammarota wirkt auf Albumlänge recht angepisst und zornig. Es scheint, dass auch einiges Persönliches mit dem Teil aufgearbeitet und verarbeitet (I'm In A Hole) wurde. Der Gesang ist eher ein wütendes, raues Schreien, ohne wirklich Melodien dabei zu transportieren. Dafür sind Leidenschaft und Herzblut reichlich in acht Nummern zu finden. Der Energielevel des Werkes befindet sich kontinuierlich im roten Bereich, die Gitarrenarbeit hat ihre Momente, und auch die Rythmus-Fraktion gibt ordentlich Gas. Das Songwriting ist ausbaufähig, der rohe Sound passt aber zu den Stücken. "The Good, The Bad & The Dead" kommt als schöner Digipack mit selbst gezeichnetem Artwork (Künstler ist Bassist Oskar Sirbu) zum Hörer. Wer sich selbst einen Eindruck verschaffen oder die sympatische Band unterstützen will: siehe Link.
Also, die Jungs haben, obwohl jüngeren Jahrgangs, doch schon mächtig den Blues intus. THE LUNAR EFFECT heißt die Band, wurde 2014 von den Brüdern Jefford gegründet, und "Calm Before The Storm" ist ihr erster Longplayer. Flirrend, schwitzig, schmachtend und tief im Blues steckend eröffnet "Woman" das Debüt. Weit weniger zwingend kommt im Anschluss der psychedelische, an CREAM erinnernde Rocker "Stare At The Sun" daher. "Call It In" ist ein atmosphärisch behäbig dahin treibender, mit doomigen Ausbrüchen versehener Wonneproppen, der von seiner Energie/Dynamik und weniger von seiner Abwechslung lebt. Der Londoner Vierer ist ohne Frage auf einem Stoner Rock oder Doom Festival die zum langsamen Kopfnicken einladende musikalische Macht, die keinen verstrahlten Rock Fan unbewegt zurück lässt. Auf Konserve funktioniert das leider nicht immer so prickelnd und überzeugend wie bei "Woman" oder dem überraschenden melodiösen, stimmungsvollen und an die BEATLES erinnernden Titelsong. Bedächtigen, hart explodierenden Blues bieten THE LUNAR EFFECT auf dem Album, dabei packen sie den Hörer hin und wieder ordentlich, driften aber manches Mal ("Daughter Of Mara") auch einfach schläfrig an ihm vorbei. Licht und Schatten halten sich beim Songwriting die Waage, das Gitarrenspiel indes überzeugt durch Kraft und Temperament.
Das nenn' ich mal ein feines Artwork - und passend noch dazu! So bin ich nicht wirklich überrascht, hier von psychedelisch angehauchter Stoner Mucke empfangen zu werden. Die sechs Kanadier von GYPSY CHIEF GOLIATH musizieren auf ihrem vierten Album "Masters Of Space And Time" recht muskulös und breitbeinig mit drei Gitarristen und intensiver Rythmus-Fraktion. Als Ausgleich und Kontrast ist die Orgel absolut gleichwertig im Bandsound zu finden. Eben dieses Tasteninstrument, dazu Mark Calcotts Spiel, erinnert an den seligen Ray Manzarek (THE DOORS) und bereichert und stellt die Band breiter auf. Zur "Breite" trägt auch die recht wandlungsfähige Stimme von Al Yeti Bones bei. Diese klingt beim Opener "City Of Ghosts" und bei "Stranger Desires" eher melodiös und hell, im Gegensatz dazu bei den restlichen Nummern wesentlich tiefer, rauer und sonoriger.
Das mit dem verstrahlten Intro "Sun Prelude" eingeleitete groovende Monster von einem Song "Into The Sun" erinnert an die wunderbaren CLUTCH und darf wohl neben dem Titelsong als Highlight des 8-Enders genannt werden. Apropo Titelsong - dieser beschließt das Album und bietet unterhaltsame und abwechslungreiche 9 Minuten, mit feinstem doomigen Heavy Rock. Er lässt anfangs Vergleiche zu den Urvätern BLACK SABBATH zu, wandelt sich aber im weiteren Verlauf hin zu einem enthusiastischen Classic Rock-Orkan. Genre-Anhänger sollten das Teil unbedingt antesten.
Den Titelsong inklusive Intro kann man kaum besser machen, ich wüsste zumindest nicht wie. Hymnisch, hart, wuchtig mit erhobener Brust donnert "Woodland Rites" durch Raum und Zeit und fesselt den Hörer an GREEN LUNG´s Debüt. GREEN LUNG, das sind 5 Musiker aus Englands Hauptstadt, und "Woodlands Rites" heißt ihr (nach einer EP) erster Longplayer. Dieses Debüt zu rezensieren, ohne den Namen BLACK SABBATH oder OZZY OSBOURNE zu verwenden, wäre einen Versuch wert, wird mir aber, wie soeben geschehen, nicht gelingen. Das Quintett bewegt sich auf der Fährte, welche die vier Birminghamer einst gelegt haben, und auch Sänger Tom Templar könnte Schüler des Prince of Darkness sein. Die Gesangslinien indes besitzen eigenen Charakter, und auch der überwiegende Teil der Songs offenbart nach zunehmender Hörzeit ureigene Zutaten. Der Sound ist differenziert und druckvoll. Einzig die Vokals scheinen etwas aus der Ferne anzuschweben, was aber wohl bewusst so sein soll. Die Präsenz der Orgel gibt den Songs eine Prise Classic Rock und holt GREEN LUNG hin und wieder aus der doomigen (Sch)Moll-Ecke. Des weiteren bereichert sie und schafft eine geheimnisvolle, zuweilen sakral-düstere Atmosphäre, wie z.B. bei "Templar Dawn". Das zu Beginn bluesig, dann zunehmend sich episch aufrichtende "May Queen" ist mit seinen 6:40 Minuten Spielzeit purer Genuss und sollte unbedingt mal auf den "Speiseplan" von Genre-Gourmets kommen. Nicht zuletzt muss Gitarrist Scott Black genannt werden, der zwischen sanftem sinnieren und zorniger Kraft pendelt, ein ums andere Mal mit seinen Soli brilliert ("Into The Wild") und das Ding sowohl kantig als auch letztendlich rund macht. GREEN LUNG ist mit "Woodlands Rites" ein Heavy Rock, Doom Highlight gelungen, das höchsten Ansprüchen gerecht wird.
"Rift" ist das vierte Album der aus Louisiana stammenden Band FORMING THE VOID. Natürlich spricht den potenziellen Heavy-affinen Kunden das starke Artwork mit dem durch's All fliegenden, Felsen zerberstenden Mammut an. Stoner, Doom, Sludge und psychodelisch verstrahlter Metal empfangen den Hörer dann auch nahezu erwartungsgemäß. Der Sound des Albums ist basslastig, die alles zermalende Gitarre mörsert beständig und kontinuierlich am Hörnerv. Der Gesang hallt aus einer fernen Galaxis herüber, wobei hier der Begriff Gesang wohlwollend gemeint ist. Ist es doch eher ein Rufen des gleichzeitigen Gitarristen, James Marshall. Melodien oder eine Gesangslinie sind dabei so gut wie nicht auszumachen. So gehen mir diese sehr eintönigen Vocals mit der Zeit doch mächtig auf den Zeiger.
Erst gegen Ende können das sphärische und orientalisch angehauchte, mit seiner "Schlangenbeschwörungsmelodie" punktende "Ark Debris" und das dunkel doomige "Shrine" mich packen. 15 Minuten und zwei Nummern, die wirklich gut unterhalten, reichen aber kaum für eine beständige Rotation auf dem Plattenteller, zumindest bei mir. Genre-Fans dürfen sich gerne selbst ein Bild verschaffen.
Uns liegt diese Veröffentlichung, passend zum starken Artwork, in sauber verarbeitetem, transparent-grünen Vinyl, in Gatefold Cover inkl. Texten und schwarz gefüttertem Inlay vor.