Darkness, Doom, Death regierten auf dem letztjährigen CULTED-Release, die heuer veröffentlichte EP „Of Death And Ritual” steht dem in nichts nach. Vier Songs, die zusammen bei knapp 25 Minuten einpendeln und jegliche Frühlingsgefühle im Keim ersticken haben die Nerds zusammengezimmert, wobei es noch einen Zacken fieser und apokalyptischer zugeht, wie „Black Cough, Black Coffin“ beweist. Das baut sich langsam auf, die ersten Minuten nur mit flüsternder Verdammnis und ruhigen Gitarren, bevor nach drei Minuten der tief gestimmte Bass und die Drums langsam angeschlichen kommen. Für Doomies ist die EP eine lohnenswerte Angelegenheit, auch wenn sie in erschreckend weißem Digipack ausgeliefert wird. Schicker Kontrast zur tiefschwarzen Musik, die so eigentlich besser für dunkle Herbsttage geeignet ist. Aber wer braucht schon Sonne?
Diese Jungs aus Göteborg sind kein unbeschriebenes Blatt mehr, immerhin hat Sänger Tomas Eriksson einst bei den Death Metallern GROTESQUE in die Felle gedroschen und war dort Bandkollege der späteren AT THE GATES-Recken „Tompa“ Lindberg und Alf Svensson. Und ganz jung schaut das Quartett auch nicht mehr aus, was man der Musik direkt anhört. Mit Todesmetall haben DOOMDOGS nichts am Hut, dafür bekommt man die gesamte Palette an Stoner Rock und Doom, die tief in den 70ern verwurzelt ist. Man hört hier alte BLACK SABBATH genauso raus wie TROUBLE, DOWN und sogar MOTÖRHEAD, was sicher auch an GGs (so nennt sich Tomas Eriksson hier offiziell) rauem, schmutzigem Gesang liegen dürfte. Auch in kompositorischer Hinsicht macht die Band nicht viel falsch; Stücke wie „Fight The Greed“, „Dogs Of Doom“ oder „I´m Sure“ offenbaren bereits nach dem ersten Testlauf gehörige Ohrwurmqualitäten. Fans, die auch Bands wie CROWBAR, KYUSS oder BLACK LABEL SOCIETY mögen, sollten sich dieses starke Debüt ruhig mal reinziehen und vielleicht einen der interessantesten Newcomer der letzten Monate entdecken.
So langsam wird mir das Lager, das sich im Laufe der Jahre um die genialen, doch leider viel zu früh dahingeschiedenen, deutschen Black Metaller NAGELFAR (1993-2002) gebildet hat, regelrecht unheimlich! Zu durchweg starken bis überragenden Bands und Projekten wie GRAUPEL, TRUPPENSTURM, VERDUNKELN, ABUSUS oder THE RUINS OF BEVERAST (die alle dem Aachener „Wod Ván“ zugehörig sind) gesellt sich mit SIMPLE EXISTENZ nun eine weitere Ein-Mann-Armee, nämlich Zorn, seinerzeit Mitbegründer und Bassist von NAGELFAR, der sich für sein Debüt „Das Leben Vor Dem Tod“ zusätzlich noch seinen alten Kollegen Jander und Sturm von WELTENBRAND ins Haus geholt hat. Der Haufen praktiziert jedoch keinen handelsüblichen Black Metal, denn auf dem Album dominiert eine sehr obskure Mischung aus Doom Metal, Industrial, einem Hauch Deutschrock und einer Prise Gothic. Und gar nicht mal so überraschenderweise funktioniert diese Mischung wahrlich prächtig, denn „Das Leben Vor Dem Tod“ reißt den Hörer in einen Abgrund, den man erst nach mehrmaligem Hören wahrnimmt, der sich aber offen und rabenschwarz auftut. Tanzbar oder leicht verdaulich klingt hier gar nichts, obwohl Songs wie „Die See“, „Helden Dieser Welt“, „Mein Licht“ oder „Im Frühjahrsschnee“ durchaus Eingängigkeit und Ohrwurmpotential offenbaren. Auch die Mixtur aus fiesen Screams und Klargesang geht sehr gut auf und betont die Atmosphäre dieses erstklassigen Albums bestens. Am Ende aber bleibt zu sagen, dass dieses Werk nichts für Schöngeister ist, sondern ein erbarmungsloser, zäher, albtraumhafter Höllentrip, zu dem man kaum Vergleiche heranziehen kann, und der einem jegliches Grinsen aus der Visage reißt. Eine der originellsten und finstersten Depri-Platten seit längerer Zeit!
Wer gedacht hatte, das grandiose Album „Hope“ aus dem Jahr 2007 sei ein einmaliger Ausrutscher einer bis dato recht unbekannten finnischen Düsterband gewesen, musste spätestens beim Hören der darauf folgenden EP „Plague Of Butterflies“ (die leider zum vollen Albumpreis angeboten wurde) erkennen, dass ein ungeheures Potential in SWALLOW THE SUN steckt und dass sie deutlich kompromissloser und finsterer als etwa ihre Landsmänner AMORPHIS oder SENTENCED tönen. Vom typischen und zur reinen Popkultur verkommenen Rotwein-Gothic-Rasierklingen-Schießmichtot sind Mikko Kotamäki und seine Zuspieler auch anno 2010 meilenweit entfernt – und trotz weiter verbessertem, eingängigerem Songwriting noch brutaler geworden. Ging „Hope“ noch als fast reine Doom-Platte durch, und bot „Plague Of Butterflies“ eine kleine Schippe Bombast, so würzen die Jungs ihre Songs inzwischen sogar mit kurzen Blastspeed-Parts und schwarzmetallischer Aggression, ohne natürlich ein paar vereinzelte gotische Feinheiten wie weiblichen Gastgesang außen vor zu lassen. Ich verweise daher auf das überragende „Lights On The Lake (Horror Pt. III)“, das all diese Zutaten auffährt und dabei wesentlich kürzer als knapp acht Minuten wirkt. Auch „Heavens Cried Blood“ (mit geilen Screams) oder das doomig-todesbleierne „Servant Of Sorrow“ gehen sofort unter die Haut und präsentieren eine der leider ganz wenigen Bands, die es einerseits schaffen, sich fernab kommerziellen Potentials stetig weiterzuentwickeln, andererseits ihr Ziel, angepisst alles niederzuwalzen, nie aus den Augen verlieren und dabei noch erstklassige Stücke zu schreiben, die man als Freund depressiver Klänge schlichtweg nicht mehr ignorieren kann. Solange es Bands wie SWALLOW THE SUN – und saugeile Alben wie „New Moon“ – gibt, kann die gesamte Gothic-Szene mal so richtig gepflegt kacken gehen!
BLACK SHAPE OF NEXUS und KODIAK bringen ihre Split erstmal nur als Vinyl raus, zeitlich etwas unpassend zum beginnenden Frühling, denn von fröhlicher, sonniger Musik ist hier nicht zu sprechen. Das war schon im Vorfeld klar, beide Bands haben schon ein paar Veröffentlichungen, mit denen sie die Marschroute vorgegeben haben. Den Anfang machen BLACK SHAPE OF NEXUS, die ein mehr als 20minütiges Stück Dunkelheit zeigen, das den Hörer verschlingt. Druckvoll und bei aller Doomigkeit mit Abwechslung ausgestattet, kann der Song dank des wie Arsch auf Eimer passenden Gesangs und der brachialen Grundstimmung überzeugen. Das am Ende eingebaute Sample bildet den perfekten Abschluss und verstärkt die unheilvolle Atmosphäre des Songs noch. KODIAK gehen monotoner vor, ohne dabei weniger Atmosphäre aufzubauen. Der minimalistische Ansatz der Band funktioniert bei „Town Of Machine“ bestens und schafft eine beklemmende Atmosphäre, die durch den Einsatz von Stille zum Ende des Songs (bevor es noch einmal in die Vollen geht) eindrucksvoll untermauert wird. Beide Songs können Doom- und Drone-Fans überzeugen, sollten aber natürlich im richtigen Ambiente genossen werden. : „Lights out, volume up!“
Bereits 1992 in Texas gegründet, hat es diese Band bislang lediglich auf zwei Demos, eine EP und eine Compilation gebracht, was die Zugehörigkeit zum Underground mehr als unterstreicht. Überhaupt klingt bei DIVINE EVE nichts nach Ausverkauf, sondern das Trio (das bisweilen zum Quartett ausgebaut wird) braut seine ganz eigene, nicht gerade massentaugliche Mischung aus Stoner Rock, Doom- und Death Metal sowie einer kleinen Prise Grindcore, wobei jedoch alles in sehr gemächlichem Tempo dahinfließt und Geschwindigkeit nicht im Lastenheft dieser nicht mehr ganz jungen Herren steht. Ein wenig erinnern mich DIVINE EVE an die Slow Motion-Götter CROWBAR, auch wenn diese noch eine Ecke fieser und aggressiver zu Werke gehen. Die Grunzgesänge der beiden Gitarristen Xan Hammack und Michael Sleavin verbreiten ordentlich Schmutz und machen Stücke wie „Vindication“ oder „Whispers Of Fire“ zu hörenswerten, wenn auch nicht essentiellen Stücken, denn so richtig im Ohr wollen alle vier Songs dieser EP nicht hängenbleiben. Speziell Doomer mit speckigen Kutten werden hier angesprochen und sollten sich DIVINE EVE ruhig mal anhören. Trotz des coolen Stils bleiben die Jungs mit „Vengeful & Obstinate“ aber wohl eher eine Band aus der zweiten Reihe.
Natürlich denkt jedermann bei Mallorca eher an Ballermann, denn Gothic-Metal oder Doom-Death. Dass es aber auch auf der Urlauberinsel „normale“ Menschen (und in einer Großstadt) gibt, vergessen die Klischeereiter gern. Also hat auch der Inselspanier seine Sorgen, Nöte und Frust und versucht die in der entsprechenden Musik zu verarbeiten. Was HELEVORN (HdR-inspirierter Name) wirklich königlich schaffen. Die Mallorquiner zaubern eine meisterhaft deprimierte Stimmung mit jeder Menge Melancholie herbei, sind dabei aber nie völlig hoffnungslos und haben so mit den genialen Tourkameraden Swallow The Sun einiges gemeinsam. HELEVORN spannen also den Bogen von Katatonia und My Dying Bride bis hin zu aktuellem Doom-Death-Zeug. Mit Jens Bogren und Johan Örnborg (Opeth, Katatonia, Paradise Lost, etc.) haben die Spanier ein Duo für den Sound gewonnen, das vom Fach ist – was zweifelsohne dem kompakten Sound zugute kommt. Ein Knaller jagt den nächsten: „Hopeless Truth“ trägt seinen Namen in wunderschöner Agonie völlig zurecht, „Yellow“ steht direkt hinter in den Swallow-Spuren - und sogar HIM-deske Ausuferungen (wie im treibenden „Two Voicces Surrounding“) stören nicht. Eine echte Überraschung, geile Scheibe. Auf Malle ist es ja eh nicht mehr so, wie es mal war…
THE WOUNDED KINGS aus England haben sich 2005 formiert und legen mit “The Shadow Over Atlantis” nach “Embrace Of The Narrow House” ihr zweites Album vor, das völlig obskuren, dennoch stilistisch eher traditionellen Doom Metal bietet. Steve Mills und Co. vermischen ein BLACK SABBATH´sches Grundgerüst mit einem Schuss Epik der Marke COUNT RAVEN, einer Prise schmutziger Erdigkeit von SAINT VITUS und garnieren es mit unglaublicher Langatmigkeit, wie man sie sonst nur aus dem Funeral Doom-Genre kennt. Gitarrist George Birch growlt allerdings nicht wie ein altes Bergmonster, sondern bestückt die teilweise überlangen Kompositionen mit irgendwie leicht bekifft wirkendem, schrägem, aber auch zur subtilen Horroratmosphäre des Albums passendem Klargesang. THE WOUNDED KINGS haben einen sehr eigenen Stil gefunden, der selbst für gestandene Doomer sicher nicht leicht zu entdecken sein dürfte. Eingängig ist das Album zu keiner Sekunde, und die Songs selbst wirken, abgesehen von ihrem logischerweise langsamen Tempo, sehr zäh und fast schon eine Spur zu obskur und unzugänglich. „The Shadow Over Atlantis“ ist ein langer, ruhiger Fluss, der eine sehr angespannte, bedrückende Stimmung verbreitet und nur für (Doom-) Fans empfehlenswert ist, die sich auch gerne mal jenseits der akustischen Schmerzgrenze bewegen. In der Tat hörenswert, aber nur für einen kleinen Kreis.
WHILE HEAVEN WEPT aus Virginia, USA gehören nicht unbedingt zu den veröffentlichungsfreudigsten Bands der Szene und haben in ihrer gut zwanzigjährigen Karriere nebst diverser Singles und EPs gerade erst zwei vollständige Alben herausgebracht. Allerdings geht in diesem Fall eindeutig Klasse vor Masse, denn alles, was Gitarrist/Keyboarder/Sänger Tom Philips (der auch hier wieder Unglaubliches leistet) und Co. bislang auf dem Kerbholz haben, ist erstklassig; da macht auch „Vast Oceans Lachrymose“ keine Ausnahme. Epischer, monumentaler, bombastischer Doom Metal, der noch ausladender wirkt als etwa die Ergüsse von Kollegen wie CANDLEMASS, SOLITUDE AETURNUS und Co., überfällt den Hörer mit einer ungeheuren Wucht und will erst nach mehreren Hördurchläufen in seiner gesamten Breite erfasst werden. Die sechs Stücke auf dem Album sind durchweg großartig, auch wenn man sich an die fast schon Filmscore-artigen Instrumentalpassagen gegen Ende der Scheibe gewöhnen muss. Aber auch diese Klanggebirge sind dermaßen emotional gehalten, dass sie neben den „konventionellen“ Stücken wie dem formidablen Opener „The Furthest Shore“ oder dem mitreißenden „To Wander The Void“ kaum abfallen. WHILE HEAVEN WEPT haben wieder mal alles richtig gemacht und fügen ihrer kleinen, aber feinen Diskografie eine neue Perle hinzu, die neben dem neuen Werk von COUNT RAVEN das Beste markiert, das im Doom Metal momentan zusammengebraut wird. Für Genre-Fanatiker einfach unverzichtbar!
Es war, soweit mein Hirnsieb das noch gespeichert hat, 2004, als ich mit dieser Malteser Doom-Truppe auf dem „Headbangers Open Air“ zum ersten Mal in Kontakt kam. Damals gehörte die Band um den recht kleinen, aber dafür umso stimmgewaltigeren Leo Stivala zu den Highlights des Festivals, denn der Sound, der irgendwo in der CANDLEMASS-Straße, Ecke COUNT RAVEN-Platz, nahe SOLITUDE AETURNUS-Allee im Stadtteil THUNDERSTORM angesiedelt ist, wusste mir von Anfang an zu gefallen. Und dabei sind FORSAKEN keine Newcomer, sondern existieren schon seit 1990 und können auf bereits drei Alben nebst diverser kleinerer Veröffentlichungen zurückblicken. Mit seinem neuen Werk „After The Fall“ hat das Quintett jedenfalls eine reife Leistung abgeliefert, denn viel besser und mitreißender kann man epischen Doom kaum spielen. Hinzu kommt, dass das Album richtig fett produziert wurde, so dass die monströsen, mächtigen Riffs (die ein Herr Iommi nicht besser dahinsägen könnte) perfekt zur Geltung kommen und superbe Songs wie den geilen Opener „Aidenn Falls“ (Ohrwurm ahoi!), das balladesk beginnende „The Lord Sayeth“, den Lavastrom „Armida´s Kiss“ oder den ganz am Ende versteckten Oberhammer „Metatron And The Mibor Mythos“ nachhaltig veredeln. „After The Fall“ kann vielleicht nicht ganz mit den aktuellen Werken von COUNT RAVEN oder CANDLEMASS mithalten, ist aber in diesem leider völlig unterbesetzten Genre eine echte Perle, die jedem Genre-Fan gefallen wird. Klasse!