Die Doom-Szene in Chile ist ebenso überschaubar wie in jedem anderen Land der Welt auch – mitreißende Töne in Slow Motion sind eben eher das Steckenpferd einer Handvoll Leute mit Geschmack denn der breiten Masse. Daher verwundert es kaum, dass CAPILLA ARDIENTE-Bandgründer,- und Bassist Claudio Botarro bei den Doom-Deathern POEMA ARCANVS gespielt hat und sich auch noch bei PROCESSION austobt. Auch Kontakte zu den sehr geilen MAR DE GRISES existieren, so dass ungefähr klar sein dürfte, wo auch hier der Hase langdoomt: episch, ausladend und melodisch geht es auf „Solve Et Coagula“, der Debüt-EP der Band, zu, was unweigerlich Erinnerungen an COUNT RAVEN, CANDLEMASS oder THUNDERSTORM aufkommen lässt, nur mit dem Unterschied, dass CAPILLA ARDIENTE eine Spur obskurer, vertrackter und weniger eingängig zur Sache gehen und ihre Stücke gerne überlang gestalten. Doomies mit Hang zu schrägeren Tönen werden mit dieser EP ohne Frage ihre Freude haben, aber, wie eingangs erwähnt, ist „Solve Et Coagula“ für das große Publikum eine Angelegenheit mit vielen Fragezeichen. Ein echt starker Einstand!
ADAI haben sich ihr neues Werk von Kurt Ballou (CONVERGE, DISFEAR, DOOMRIDERS) mixen lassen, was für einen guten Sound sorgt, aber gar nicht die eigentlich interessante Info zum neuen Album der Amis ist. Stattdessen steht die Tatsache, dass vor den Aufnahmen die halbe Band abgehauen ist und die verbliebenen zwei Mitglieder als dynamisches Duo weitermachen und trotzdem einen fiesen Klumpen Postcore eingespielt haben, im Vordergrund. Zu keiner Sekunde ist „We Are All Dead“ anzumerken, dass hier nur zwei Leute die auf das Nötigste reduzierte Instrumentierung nutzen, so intensiv kommt die Musik aus den Boxen und nimmt den Hörer gefangen. Mit guter Metal-Kante machen die zehn Songs zudem ordentlich Druck und können in guten Momenten an alte NEUROSIS erinnern, ohne ganz deren Intensität zu erreichen. Gut ist „We Are All Dead“ aber allemal und für Genre-Fans somit einen Versuch wert.
Der erste Durchgang mit diesen Griechen geht zwar nicht in die Hose, aber irgendwie dennoch vorbei. Beim zweiten horcht der geneigte Hörer auf, beim Dritten ist er mehr und mehr gefesselt. Denn „Absence“ entwickelt sich von der 08/15-Doom-Death-Pladde mit „My Dying Bride und Co. Einflüssen“ zur wirklich vielschichtigen Frustrations-Demonstration. Schleppendes bis mittleres Tempo, unzufrieden gegrowlte Vocals und schwere, an der Grenze zur Monotonie stehende Riffs, fast funeralistische Anwandlungen und plötzliche daherwabernde Traum-Melodien kennzeichnen schon den 13-minütigen fantastischen Grower und Opener „Amidst Nocturnal Silence“. Und so entwickelt sich eine tolle Scheibe, die auch ohne die Mithilfe vom SATURNUS- und ATARAXIE-Musikern gut ausgehen hätte. Wer gerne MDB oder (alte) Paradise Lost hört, der wird hier mächtig gut bedient. Klar, es gibt bessere, verzweifelteren Doom-Death (zum Beispiel von Ophis), aber gerade eine Band wie Paradise Lost und deren (alte) Anhänger wären sicher froh, wenn die Briten noch mal eine derart gute Scheibe hinbekommen würden.
2001 ursprünglich als Soloprojekt von dem Finnen M. Lehto gegründet, hat sich OCTOBER FALLS im Laufe der Jahre zu einer echten Band gemausert, in der unter Anderem auch der amtierende MOONSORROW-Drummer Marko Tarvonen seinen Platz gefunden hat. Das Quartett zelebriert auf dem inzwischen dritten Album „A Collapse Of Faith“ eine echte Breitseite an finnischer Düsternis, die irgendwo zwischen OPETH, frühen KATATONIA und SWALLOW THE SUN bedrohlich vor sich hin wabert. Gotenkitsch mit Trällerelsen findet man hier genauso wenig wie Keyboard-Schwuchteleien oder Oden an billigen Rotwein: der in drei Teile aufgespaltene Titelsong bietet in seinen 42 Minuten eine ganze Reihe an Gänsehautmomenten durch akustische Einlagen, aber auch treibende, fast schon doom-deathige Passagen und sogar flotte Einschübe. Und über allem thront die mächtige Stimme von Herrn Lehto, der einen ähnlich guten Job abliefert wie etwa seine Kollegen Akerfeldt oder Kotamäki. Natürlich fordert „A Collapse Of Faith“ Einiges an Geduld um mit diesem riesigen Monolithen von Song fertig zu werden, aber alle Gothic/Doom/Death Metaller, die anspruchsvolle, ausladende Epen voller Finsternis lieben, werden hier einen echten Geheimtipp vorfinden, der zum Besten gehört, was Finnland in der letzten Zeit hervorgebracht hat. Klasse!
Dass das 1996er Abschlusswerk der Schweden, „Messiah Of Confusion“, bei Presse und Fans nicht allzu dolle wegkam, lag schlichtweg an der Tatsache, dass Dan „Fodde“ Fondelius und seine Mitstreiter zuvor drei überragende Scheiben (allen voran das göttliche „High On Infinity“) an den Start gebracht hatten, in deren Schatten die letzte Scheibe aufgrund ihres nicht ganz so genialen Songwritings einfach verblasste. Umso gespannter durfte man auf den Nachfolger sein, denn 13 Jahre sind auch an COUNT RAVEN nicht spurlos vorbeigegangen: 2005 hat der Bandkopf-, und Gründer seine gesamte Mannschaft, ebenfalls allesamt Gründungsmitglieder, vor die Tür gesetzt und durch andere Musiker ersetzt, die auch „Mammons War“ eingespielt haben. Angesichts dieses Umschwungs verwundert es fast schon, dass das Comeback derart stark ausgefallen ist, denn das Album schafft es tatsächlich, „Messiah Of Confusion“ zu toppen und qualitativ fast zu „High On Infinity“ aufzuschließen. Stilistisch ist alles beim Alten geblieben; der epische, stampfende Doom Metal ist omnipräsent und wird abermals von erstklassigem Songwriting und einer zeitgemäßen, fetten, dennoch oldschooligen Produktion gekrönt. Ohrwürmer wie der geile Opener „The Poltergeist“, „Nashira“, „A Lifetime“, „Magic Is…“ oder der elektronisch (!) unterlegte und ausklingende Titelsong (Oberhammer!) gehören zum Besten, was in diesem Genre in den letzten Jahren erschienen ist und müssen sich weder hinter der letzten SOLITUDE AETURNUS-Scheibe „Alone“ noch den letzten Großtaten der Landsmänner CANDLEMASS verstecken. COUNT RAVEN haben hier eine Rückkehr nach Maß hingelegt und sind in dieser Form einfach unschlagbar. Klasse!
DOOMSHINE haben sich für ihr zweites Album gute sechs Jahre Zeit gelassen, was zu einer Doomband aber irgendwie passt. In der Zwischenzeit gab es keine Kurskorrektur, so dass auch die mehr als 70 Minuten auf „The Piper At The Gates Of Doom“ epischen, schweren Doom Metal bieten, der ganz in der Tradition von CANDLEMASS und SOLITUDE AETURNUS steht. Ganz besonders der klare Gesang weist Parallelen zu den Altmeistern auf, wobei er jederzeit einen guten Eindruck macht und schon im Opener „Sanctuary Demon“ überzeugt. Diesen guten Start bestätigt der Sänger auch im weiteren Verlauf der Platte, was ebenso für seine Mitstreiter gilt. Die Gitarrenarbeit ist ziemlich gut und weist einige fesselnde Melodien auf („Actors Of The Storm“), während die Rhythmusfraktion durchweg Druck macht und eine dichte Soundwand aufbaut, die „The Piper At The Gates Of Doom2 mal dunkel-bedrohlich, mal fast schon positiv („The Crow Pilot“) klingen lässt. Weder die neun eigenen Songs noch das MIRROR OF DECEPTION-Cover „Vanished“ lassen in der Qualität nach, so dass Doomfreunde hier voll auf ihre Kosten kommen und eine gut produzierte Scheibe werden genießen können. Alles richtig gemacht in den vergangenen sechs Jahren – Glückwunsch, die Herren!
Früher war alles besser. Nicht nur die tollen 70er – aus dessen Wurzeln der Sound von THE SWORD sich üppig nährt - sondern auch die beiden ersten Scheiben der Texaner, die ja sehr organisch klangen und dem Quartett die Retro, Doom und Stoner Fans zu Hauff zutrieb. Wie kann man dann nur das dritte Album „Warp Riders“ plötzlich anders klingen lassen? Egal! Denn eine schlechte Platte haben THE SWORD keineswegs abgeliefert. Weiterhin setzt die Band auf einen Sound der sich wie BLACK SABBATH zusammen mit KYUSS auf Wüstentour anhört (ohne diese zu kopieren), fett produziert von Matt Bayles (PEARL JAM, ISIS, MASTODON) und angereichert durch fast schon thrashig zu nennende Parts. Da hat die Worldtour im Vorprogramm von METALLICA (deren Lars Ulrich ja bekennender THE SWORD Fan ist) sicher ihre Spuren im Songwriting hinterlassen. Dabei geht „Warp Riders“ auch schneller ins Ohr wie die Vorgängerwerke; der Rockfaktor wurde trotz der weiterhin vorhandenen latenten Doom- und Stonerstimmung erhöht, was sicher (wie oben ja schon angedeutet) nicht jedem Fan der Combo zusagen dürfte. Ungeachtet dessen stellen Songs wie der klasse, voll rifflastige instrumentale Opener „Acheron/Unearthing The Orb”, das zwischen Heavy Metal und Hard Rock pendelnde und drückende „Tres Brujas“ (wobei der Gesang fast nach einem angepissten jungen Mr. Osbourne klingt) und das doch sehr eingängige „Arrows In The Dark” eine starken Anfang dar. Auch „Lawless Lands“ welches wie ein von LED ZEPPELIN aufgemotzter ZZ TOP Song daherkommt, der für THE SWORD eher ungewöhnliche Rocktrack „Night City”, das eher gemächlich hart stampfende „The Chronomancer II: Nemesis” (welches am ehesten an die beiden bisherigen Alben erinnert) sowie das mystisch erhabene „(The Night The Sky Cried) Tears Of Fire” machen Laune. THE SWORD haben mit „Warp Riders“ sicherlich ein Album am Start, das im Retrobereich und bei den einschlägig Bewanderten wieder seine Abnehmer finden wird. Und das mit der dritten Scheibe der Originalitätsbonus doch etwas schwindet kompensiert die Band durch geile Riffs und fetten Sound.
Das Sextett aus Arizona gehört in der heimischen, regionalen Szene zu den festen Größen in Sachen Doom/Death Metal und ist seit seinem zuerst selbst veröffentlichten Debütalbum „Anhedonia“ (2002) drauf und dran, sich auch außerhalb der USA eine größere Anhängerschar zu erspielen. Mit dem nicht unklischeehaft betitelten dritten Werk „A Life Spent Dying“ schicken sich die Herren Medina, Burning, Clark, Leeds und Co. an, an gleich gesinnte etablierte Trauergenossen anzuschließen. In diesem Zusammenhang kann man etwa Referenzen wie (ältere) MY DYING BRIDE, SWALLOW THE SUN oder MOURNING BELOVETH nennen, in deren Reihe FALL OF EMPYREAN gerne ihren Platz hätten. Nur gelingt dieses Vorhaben nur teilweise, denn „A Life Spent Dying“ besitzt nicht die Intensität, die jene Bands auf ihren entsprechenden Werken aufgefahren haben. Einen absoluten Füller wie den instrumentalen Titelsong können gelungenere Stücke wie „Breathe Deep The Cinders“ oder „A Long Silence“ (für mich der stärkste Song der Scheibe) nur bedingt kaschieren. Viele Passagen auf dem Album hat man einfach schon woanders in gelungenerer Form gehört, so dass FALL OF EMPYREAN zumindest mit diesem Album noch nicht aus der zweiten Reihe ausbrechen werden. Trotzdem sollten sich Genre-Fans den Namen ruhig mal notieren, denn ich zweifele andererseits nicht daran, dass die Band hier noch eine Steigerung schaffen könnte.
Aus dem Süden Englands stammt diese Kapelle, die sich ganz und gar dem Doom Metal der 70er Jahre verschrieben hat. BLACK SABBATH, SAINT VITUS, REVEREND BIZARRE, PENTAGRAM… all diese Einflüsse kocht das Trio auf, rührt sie ein paar mal um und serviert sie weitestgehend fade. Das Grundriff von „Gomorrah“ ist vollständig bei SABBATH´s „Neon Knights“ entliehen, aber das ist nur der offensichtlichste Ausrutscher auf dieser relativ inspirationslos wirkenden Scheibe, die dumpf (die Produktion soll anscheinend old-schoolig klingen, dröhnt aber äußerst monoton) und ohne große Highlights vor sich hinplätschert. Sämtliche der oben genannten Vorbilder haben deutlich stärkere, (in den abgesteckten, engen Grenzen) originellere und schlichtweg um Klassen bessere Alben verbrochen als Necroskull, Emily Witch und Morellhammer. So ideenreich wie jene Pseudonyme ist auch der Einstand von WITCHSORROW, den sich lediglich Doom-alles-Sammler auf dem Einkaufszettel notieren müssen. Nett, aber auch irgendwie… nett.
BLACK TUSK passen mit ihrem Sludge-Sound im Grunde perfekt zu Relapse Records, können aber im direkten Vergleich mit Label-interner (HOWL, BARONESS) wie externer Konkurrenz nicht mithalten – zu uninspiriert, zu eindimensional ist das Material von „Taste The Sin“. Zu ähnlich klingen die Songs, egal ob in den flotter groovenden Parts oder den schleppenden Abschnitten, BLACK TUSK haben da einfach zu wenige Ideen zu oft wiederholt. Zwar sind „Embrace The Madness“ oder „Way Of Horse And Howl“ passable Nummern, in denen der typisch rotzige Sludge-Charme hervorsticht (durch die gewollt räudige Produktion noch verstärkt), aber dem stehen viel zu viele belanglose Songs gegenüber, mit denen sich die Band nicht von der Konkurrenz absetzen kann – oder nur vor ihr bestehen.