Ob die schwedische Band am allerweitesten vom Himmel entfernt ist, sei mal dahingestellt. Die Labelkollegen von WRECK OF THE HESPERUS sind sicherlich noch kaputter, düsterer, verzweifelter…. Indes treffen diese Adjektive allesamt auch auf WALK THROIUGH FIRE und ihren „Hisingen Sludge“ zu. Wie auf Aestethic Death scheinbar Pflicht, frönen die Skandianvier auch dem Doom Metal, allerdings in einer etwas anderen als der „typischen“ Ausrichtung. Vor allem im letzten Song, dem mit fettem Groove ausgestatteten und herausragende “The Dead Sun“ benutzen die Jungs schwere Post-Metal-Bausteine, die natürlich an Isis und Co. denken lassen. Insgesamt aber sind WALK THROUGH FIRE wesentlich droniger und sludgiger klingen. Tonnenschwere, monotone Riffs treffen auf gebrüllte Depri-Vocals und vergleichsweise ungezügeltes Drumming. Um die negative Atmosphäre zu unterstützen, hat ESOTERIC –Meister Greg Chandler dem Erstling einen recht dicken, aber irgendwie auch sehr dreckigen Sound verpasst. Und so erzeugt dieses überraschend gute Werk eine megamonumentale Klangwelt, deren große Steine einem optimistischen Lebensgefühl absolut im Weg liegen. Nur gut, dass mit „The Dying Sun“ ein beinahe erholsames Ambient-Stück gut vier Minuten lang für Erholung sorgt. Sonst wäre es vielleicht um den einen oder anderen Hörer geschehen. Echt finster, dieser Gang durchs Feuer…
Mit diesen Referenzen kann de facto nix, aber auch gar nix schiefgehen. Albert Wichtfinder (REVEREND BIZARRE) singt als Gast mit (wenn mal ein bisschen heller wird) und die Band hat mit MOURNING BELOVETH gesplittet. Also ist diese Scheibe auch gut. Punkt.
Okay – das werden nicht alle so hören. Denn auf der zweiten Full-Length der Iren, die seit ihrer Gründung 2004 aber auch schon vier Demos, zwei Splits und eine EP veröffentlichen, regiert radikales Understatement. Die Iren klingen extrem dünn und blechern, der rohe Sound, der eindringliche Bass und die fiesen Gitarren können schon mal an den Nerven zerren. Die nur drei Songs sorgen in gut 40 Minuten für mega-viel Verzweiflung, die in den geknurrten oder gegrowlten oder gezischten Vocals kulminieren. Und wer glaubt, langsamer als Doom geht gar, der höre sich die Songs wie den Opener „Kill Monument“ an – das Trio hat den Mut zum „Full-Stop“. Eine komplette dissonante Sound-Welt steht vollkommen still – vielleicht ganz gut, sonst wäre dieser Ausbund an Hässlichkeit und Hypnose kaum zu ertragen. Wie ein geradezu unwirklicher Kunstgriff wirken beinahe groovige Melodien wie nach gut drei Minuten im zweiten Song „Cess Pit People“ oder die geradezu liebevolle Aufmachung mit einem DIN A5 Digipak. In der dunkelgrauen Pappverpackung stecken vier festen Karten mit Info, Foto und Texten. Schick. Ästhetischer Tod eben….
Diese Scheibe funktioniert nicht ohne Kräuterzigarette, Punkt. Oder ihr habt nicht alle Latten am Zaun. Gut, ich kenne zwei, die finden die Scheibe gut, und die sind eigentlich ganz okay. Aber echt mal: Diese saudreckige, altmodische Doom-Scheibe steht nicht nur in der Tradition von Kiffer-Kapellen wie Electric Wizard, sie klingt auch ähnlich kaputt. Die Leipziger wirken vor allem in den angedronten (nicht zugedröhnten!) Parts irgendwie, als jammten sie zusammen, als folgten sie justament ihren ganz individuellen Ansichten von der Einsamkeit des Langstreckenmusikers. Paul singt und schreit, dass es einen bisweilen erschreckt, während er selbst erdige Riffs aus dem Ärmel schüttele (also wenige aus einem), Drummer Seitz lässt von Zeit zu Zeit einen Schlag ab und der Bass von Birger brummelt wie beleidigt im Hintergrund. Wenngleich ein Song wie „Ghost of Dying Time“ sogar richtig groovt, bevor er vor dem eigenen Ende (15. Spielminute) in eine ziemliche Kackophonie abgeleitet. Das ist alles nicht neu (ach was!), und auch nicht originell, aber dennoch irgendwie stimmig. Und in Zeiten, wo dieser anachronistische Retro-Kack allerorten wieder salonfähig oder gar „state of the art“ wird, sollten die Nickelbrillen der Metal-Welt sich vereinigen und ihrer eigenen Arroganz frönen, indem sie BLACK SALVATION hören. Wenngleich diese Band nix dafür kann, die sind wirklich so fertig wie sie klingen. Also irgendwie ganz gut. Wenngleich ziemlich langweilig. Manchmal ist Mist, wenn man Kräuter nicht verträgt….
Für diese Scheibe braucht der Rezipient vor allem eins: Geduld. Vier Stücke (plus Intro) benötigen mehr als 72 Minuten, um sich in ihrer ungehobelten Gesamtheit in die Hirse des Hörers zu fräsen. Und in der Tat ist die Scheibe so rau wie die Heimat der Franzosen, das bretonische Rouen. Der äußerst schleppende Doom Death ist so zäh wie Lava und trotz einiger Ungereimtheiten ein echter Leckerbissen für Freunde diese Sparte. Zumal sie sich beim Titelstück sogar für einen flotten Beginn entschieden. Andere dürften wahnsinnig werden, weil in ihren Ohren so rein gar nichts passiert in einem Song „The Twilight Prophet“, der mehr als 20 Minuten dauert und in dessen Mittelteil als persönliches Highlight französische Sprechgesang und am Ende Verzweiflungsgeschrei der Marke „ESOTERIC light“ zu hören ist. Apropos Gesang: Das Wehklagen kommt hier nicht aggressiv und böse, sondern wirklich leidend und bisweilen etwas kauzig und bei Gelegenheit recht pathetisch daher, erinnert an eine krude Mischung aus ganz ollen Paradise Lost, unterproduzierten Candlemass und eingeschlafenen Doomsword. Oder so. Und auch, wenn mir amtliches Gegrunze der Marke OPHIS viel besser gefällt, so haben FATUS ELISUM mit „Homo Nihilis“ ein prima menschenfeindliches Werk geschaffen, das aber irgendwie immer noch Platz für Hoffnung lässt. Aber auf was bloß…???
Seit MOTÖRHEAD und MÖTLEY CRÜE seinerzeit ihre Vorliebe für deutsche Umlaute entdeckt haben, hat dieser Schnörkel auch seinen Weg zu ein paar weniger bekannten Bands gefunden. Eine dieser Truppen stammt aus dem sonnigen Barcelona und hat sich nicht direkt dem Rock´n´Roll verschrieben, sondern eher nicht so wirklich sonnigem, dafür aber atmosphärischem Stoner Rock grooviger Schule. Neben den offensichtlichen Einflüssen BLACK SABBATH hört man bisweilen auch stilistische Ähnlichkeiten zu GRAND MAGUS, TROUBLE oder MONSTER MAGNET (besonders, was den melodischen, sehr guten Gesang von Ivan „Rasputin“ Arrieta betrifft) heraus, die durchweg starke Songs wie das sauflotte „Cul De Sac“, den Stampfer „Sons Of Asgard“, das treibende „Doomed Faith“ oder das relaxte „Wolfhead“ (mit dezenter Flöte im Mittelteil!) zwar nicht zu Ikonen in Sachen Eigenständigkeit aufwerten, aber in dieser qualitativ hohen Dosierung auch nicht zu reinen Plagiaten degradieren. Ein absolutes Meisterwerk ist „Wolfhead“ nicht; dazu fehlt dem erst 2008 gegründeten Quartett noch die Gabe, wirklich herausragendes Material zu schreiben, und die allzu sehr gewollte (wenn auch solide) Coverversion von PINK FLOYDs „Wish You Were Here“ hätte auch nicht Not getan, aber Fans des steinig-verrauchten Genres und der furztrockenen Breitwandriffs machen hier definitiv nichts falsch. Ein echt gutes Debüt!
BLACK SUN AEON-Mastermind Tuomas Saukkonen (u.a. BEFORE THE DAWN) konnte 2009 mit seinem „Darkness Walks Besides Me“-Album noch nicht vollständig überzeugen – zu viel Durchschnitt, zu viele halbgare Ideen fanden sich in den Songs. Mit dem Nachfolger „Routa“ wurde es besser, „Blacklight Deliverance“ überzeugt jetzt endgültig. Die Songs wirken nicht mehr, als wären sie um Ideen herum gebaut worden, die zu schlecht für Mr. Saukkonens andere Bands waren, stattdessen haben beinahe alle eine eigene Identität. „Brothers“ als Opener ist zwar noch stark vom BEFORE THE DAWN-Riffing beeinflusst, aber schon beim nachfolgenden Song kommt das nur noch minimal vor - „Solitude“ ist nicht nur mit sehr starkem Gothic-Einschlag ausgestattet, sondern kann dank der zwei exzellenten Sänger und des starken Songwritings zu einer atmosphärisch dichten Nummer werden. Bei „Oblivion“ finden sich beide Sänger nochmal wieder, was das andere Highlight der Scheibe ergibt. Finnischer kann melancholische Musik nicht sein, diese Verbindung aus Emotion, Eingängigkeit und Schwermut kann nur von Einheimischen geschrieben werden. Die restlichen „Blacklight Deliverance“-Nummern bewegen sich auf ähnlich hohem Niveau, Ausfälle gibt es diesmal keine. Tuomas Saukkonen hat es geschafft, ein atmosphärisch dichtes Album zu schreiben, das nicht nur die finnische Schwermut einfängt, sondern auch klar als BLACK SUN AEON-Album zu erkennen ist. Feine Sache, so kann das gerne weitergehen.
MYTHOLOGICAL COLD TOWERS nehmen die Hörer ihres vierten Albums „Immemorial“ mit auf eine Zeitreise in die Mitt- bis Spät-90er, als der Doom/ Death in voller Blüte stand. Man denke nur an alte MY DYING BRIDE oder PARADISE LOST… Die sieben Songs von „Immemorial“ klingen genau nach der Zeit, ergänzt um die Finnland-Melancholie, die neuzeitliche Bands wie SWALLOW THE SUN so gekonnt auf Platte gebannt haben, „Akakor“ ist dann auch die Finnland-Hommage von MYTHOLOGICAL COLD TOWERS. Aber auch die anderen Songs sind eine Erwähnung wert, immerhin transportieren sie die Stimmung genannter Bands, auch wenn manchmal etwas mehr eigene MYTHOLOGICAL COLD TOWERS-Note zu wünschen wäre. Handwerklich haben die Jungs einen guten Job gemacht, gerade die Growls, die akzentuierte Keyboardarbeit und die durchweg melancholischen Riffs wissen zu gefallen. Wer mit Doom/ Death was anfangen kann, sollte hier ein Ohr riskieren. „Immemorial“ ist eine schöne, gelungene Hommage an die Bands und Alben, auch wenn die ganz großen Kracher auf der Platte fehlen.
Auch wenn die Italiener BLACK OATH aufgrund ihrer Vorliebe für schwarze Themen gerne in die Riege der Occult Rock-Bands geschoben werden, spielen sie melodischen, epischen Doom Metal, der mich stilistisch nicht gerade wenig an die Landsmänner THUNDERSTORM erinnert, aber auch Einflüsse von COUNT RAVEN über CANDLEMASS, FORSAKEN bis ein kleines Stückweit hin zu obskureren Bands wie REVEREND BIZARRE, PAGAN ALTAR oder MANILLA ROAD offenbart. Die 70er sind bei dem 2006 gegründeten Trio (das die viel sagenden Pseudonyme P. V., C. Z. und A. Th. Verwendet) selbstredend ebenfalls präsent, und in Sachen Songwriting gehen die Herren zwar keine superoriginellen Wege, wissen aber genau, wie man packende Zeitlupen-Hymnen mit Gänsehautfaktor Zehn schreibt. Der treibende Opener „Death As Liberation“, das ausladende „Growth Of A Star Within“ (klasse!), das mit subtilen Spoken Words und spacigen Keyboards verdedelte, recht kurze Titelstück, das leicht vertrackte „Evil Sorcerer“, das betont düster-mächtige „Horcell The Temple“ (ebenfalls klasse!) und der mit einem gregorianischen Chor eingeleitete, sich stetig steigernde und abermals erstklassige Abschluss „The Black Oath“ mögen vielleicht keine absolut neuen Duftmarken oder Meilensteine in der langen und steinigen Geschichte des Genres hinterlassen, sind aber richtig geile Songs von einer bislang leider noch weitgehend unbekannten Band, von der man hoffentlich noch viel hören wird. Absoluter Geheimtipp!
Das Label der Schweden DOOMDOGS heißt Doomentia, und welche Spielart des harten Rocks dürfen wir wohl erwarten? Richtig! Doom ist angesagt, und zwar eine trockene, zuweilen farbenfrohe, auch mit süßlichem "Kräuter-Zigaretten"-Duft unterlegte Stoner-Rock-Variante.
Die Stimme von Tomas "GG" Eriksson schreit sich eher eindimensional durch die 13 Nummern, dennoch empfinde ich die Vocals irgendwie sympathisch, ohne jedoch begeistert zu sein. Die Gitarrenwand stimmt, sie ballert sich schön langsam und tief gestimmt in die Magengrube. Die Gitarren-Soli und manche "Melodie", die mit eingewoben wird, haben was spontanes und psychedelisches, erinnern zuweilen an die 70er, als das Genre mit BLACK SABBATH seine Geburtsstunde hatte. Ab und zu blitzen schöne Einfälle und Kontraste durch das Slow-Motion-Dickicht. Der Song "Legacy", welcher - auf Flöten gebettet hereingeschwebt kommt und eher an Folk oder Entspannungsmusik erinnernd. Oder die Geigen-Einleitung bei "Questions To My Answers" welche für Abwechslung und Aufmerksamkeit sorgt. Ich habe das Gefühl, die Jungs ließen beim Ausarrangieren des Albums Raum zum improvisieren und zur Entfaltung von Ideen. Zwischen den stoischen Doom-Monoliten finden sich immer mal wieder Stücke wie "Magic Of The Black Circle", welches mit seinem groovigen Rythmus an MONSTER MAGNET erinnert und fast schon beschwingt aus den Boxen wabbert. Oder "Two Wheel Wonder" prescht für Doom-Verhältnisse gar eilig davon. Aber keine Angst, natürlich bleibt das Ding ein Doom-Album - Ergo sind Sturheit und eintönig langsame Rhythmen die Leitplanken, auf denen sich die Walze bewegt.
Mir macht die Scheibe der skandinavischen Schwanzwedler zunehmend Spaß, ich meine die Freude und Leidenschaft zu spüren, die in diesem Album steckt. "Unleash The Truth" - das ist Doom Metal, der mal sauer, mal sogar fast fröhlich, zuweilen zornig, aber nie zerknirscht oder gar traurig klingt, und das ist doch speziell für dieses Genre mal was Neues.
EARTHRIDE existieren schon seit dem Jahre 2000 und kommen aus Maryland/USA. Die Band spielt Doom und hat mit dem nun veröffentlichten Album namens "Something Wicked" ihre dritte Veröffentlichung am Start, wobei die vorige CD "Vampire Circus" bereits 2005 erschien. Die Musik zeichnet sich durch eine tiefgestimmte schwere Gitarre aus, die die Songs im Midtempobereich schwer dahertraben lässt. Der Sänger erinnert mich etwas an Lemmy von MOTÖRHEAD, geht aber gesanglich sicherlich noch tiefer als er. Leider sind die ersten beiden Songs "Something Wicked" und "Hacksaw Eyeball" zwar wie der Rest sauber produziert, aber nicht gerade der Knüller und eignen sich eher als Hintergrunduntermalung denn als Musik, die man aktiv genießen will. Herausgreifen will ich aber den Hammersong "Watch The Children Play", der durch einen genialen Gitarrenriff im Refrain mit einem äußerst coolen und lässigen Gesang perfekt harmoniert. Die Nummer "Zodiac" mit cleanem Gitarrenintro ist ebenso ein stärkerer Song, der durch die Gitarrenriffs insgesamt überzeugt. Positiv will ich zuletzt den "Destruction Song" herausgreifen. EARTHRIDE sind sicherlich Doom durch und durch. Leider begeistern mich die Songs bis auf die genannten Ausnahmen nicht besonders, so dass die Scheibe wohl nur eingefleischten Doom-Fans zu empfehlen ist, da mir zu wenig frische Ideen auffallen. EARTHRIDE ziehen ihr Ding schon seit mehr als zehn Jahren durch und haben sicherlich ihre Richtung gefunden.