Die Einflüsse von Bands wie PENTAGRAM, BLACK SABBATH oder auch noch nicht ganz so betagten Truppen wie EYEHATEGOD oder CROWBAR als Referenz zu nennen, ist ganz sicher kein Frevel, aber meist bleiben die entsprechenden Bands weit mehr als nur im Schatten dieser Genre- und Stil prägenden Größen. Aber es gibt auch Hoffnung, wie etwa die seit 2010 aktiven Italiener GRIME, die mit ihrer selbst betitelten Debüt-EP ein richtig ordentliches Doom-/Sludge-Brett auffahren, das die oben erwähnten Vorbilder einerseits gekonnt zitiert, andrerseits auch eine Portion Eigenständigkeit offenbart. Die herrlich schrammeligen Doppelgitarren braten eine Zeitlupen-Riffsalve nach der nächsten aus den Boxen, und der fiese Keifgesang von Gitarrist Marco würde sogar der einen oder anderen Schwarzheimer-Formation gut zu Corpsepaint stehen. Obwohl sich auf „Grime“ noch die eine oder andere kompositorische Länge befindet, kann man diese Scheibe den Genre-Fans bedenkenlos empfehlen; als Anspieltipp kann das brachiale, überlange und saugute „Chasm“ herhalten. Seit Juni werkelt das Quartett an seinem ersten Album – wir sind gespannt. Der Appetitanreger „Grime“ hat gesessen.
Hört man sich “In The Chapel Of The Black Hand” direkt nach dem gelungenen, wenn auch sehr gewöhnungsbedürftigen Vorgänger „The Shadow Over Atlantis“ an, dann meint man fast, zwei unterschiedliche Bands zu hören. Das liegt in erster Linie am Sängerwechsel: Gitarrist George Birch, der auch den Posten am Mikro inne hatte, verließ die Band und machte damit Platz für Sharie Neyland, die THE WOUNDED KINGS jetzt eine zusätzlich eigenständige Note verleiht. Ihr nasaler, epischer Gesang passt bestens zu wieder einmal recht sperrigen, aber im Gegensatz zu früher merklich zugänglicheren, trotzdem überlangen Stücken, wobei lediglich „Return Of The Sorcerer“ als knapp vierminütiges Intermezzo durchgeht, während die restlichen drei Songs allesamt die Zehn-Minuten-Marke knacken. Hier einen Anspieltipp zu nennen, wäre großer Quark, da „In The Chapel Of The Black Hand“ primär als Gesamtkunstwerk taugt, das fraglos zu den besten traditionellen Doom-Werken seit Langem gerechnet werden darf. THE WOUNDED KINGS bewegen sich mit diesem Drittwerk nahezu perfekt in der gemeinsamen Schnittmenge aus melodischem Epic Doom der Marke CANDLEMASS, SOLITUDE AETURNUS oder COUNT RAVEN und kauzigem Obskur-Metal vom Schlage BROCAS HELM oder den allmächtigen MANILLA ROAD. Wer sich geschmacklich irgendwo in diesen Kreisen bewegt, muss „In The Chapel Of The Black Hand“ einfach gehört haben. Basta!
BLACK SHAPE OF NEXUS haben mit ihrer Split mit KODIAK schon einen mächtigen Wutklumpen abgeliefert, da kann “Negative Black”, das schön als schwarzes Doppelvinyl zu haben ist, kaum fröhliche Musik für fröhliche Menschen bieten. Richtig, richtig. Die sieben Songs finden sich bei gut 80 Minuten ein und entpuppen sich als Lehrstunde in Sachen Doom/ Drone/ Sludge und vertontem Welthass. Der Opener „Illinois“ macht mit seiner Feedbackorgie dem Hörer ordentlich zu schaffen, wer sich aber durch den Song gekämpft hat, wird mit sechs starken, in sich stimmigen Songs belohnt, die in Sachen Bösartigkeit alten EYEHATEGOD in nichts nachsteht. Dabei gehen die Mannheimer natürlich extrem langsam zu Werke, gerade die Gitarrenriffs werden bis aufs Äußerste ausgereizt, während das Drumming sparsam eingesetzt wird und so zur Akzenturierung beiträgt. Überraschenderweise ist die Platte trotzdem sehr kurzweilig. Der Gesang bewegt sich natürlich ebenso außerhalb aller Normen und haut Growls, Schreie und Gekeife raus, ohne die Songs damit kaputtzumachen. BLACK SHAPE OF NEXUS haben sich hörbar Gedanken über das Wechselspiel ihrer Komponenten gemacht und das zu einem faszinierend-anstrengenden Gesamtwerk werden lassen. „Negative Black“ ist eine ebenso verstörende wie fesselnde Scheibe, die sich weit abseits des Mainstreams bewegt – und auf ihre eigene Art und Weise unglaublich schön ist.
Hinter GODHUNTER verbergen sich keine trve-as-fuck Black Metaller, sondern eine Sludge-Truppe aus Arizona, die sich stark am New Orleans-Sound orientiert. Zusätzlich wurde ein starker Crust/ Punk-Anteil beigegeben, so dass die Chose in guten Momenten an einen Bastard aus DOWN/ CROWBAR und FROM ASHES RISE erinnert („Red State – Black Crusade“). Dank der guten Produktion kommt „Wolves“ mit viel Druck aus den Boxen, gerade in den doomigen Parts („Powerbelly“) wird das deutlich und verleiht der Musik den nötigen Punch. GODHUNTER erfinden zwar das Rad nicht neu, können sich aber durch besagten Crust/ Punk-Einschlag von den tausend CROWBAR/ EYEHATEGOD-Klonen absetzen, wobei ihnen auch ihr Gespür für einen sich durch alle Songs ziehenden Groove zugute kommt. Die gute halbe Stunde böser, heftiger Musik geht so ohne Längen vonstatten. „Wolves“ ist so eine durch und durch solide EP geworden, mit der GODHUNTER in der Fanschar der großen Sludge-Bands erfolgreich wildern könnten, ebenso wie bei aufgeschlossenen Crusties.
HERODIAS überraschen mit dem Release von „Dance Of The Seven Veils“ nur gut einem Jahr nach Bandgründung – und dann noch mehr mit der Tatsache, dass die Scheibe kein Schnellschuss ist. Der Fünf-Tracker entpuppt sich als gut gemachte Funeral Doom-Scheibe, auf der HERODIAS es verstehen, eine dichte Atmosphäre aufzubauen und diese mit dem Gesang von Kristina Rocco zu verbinden. Auch wenn die Dame durchweg hoch singt und Erinnerungen an NIGHTWISH aufkommen lässt, ist das Ergebnis eine gelungne Symbiose der an und für sich gegensätzlichen Komponenten – auf der einen Seite der kraftvolle Klargesang, auf der anderen Seite die extrem tief gestimmten Gitarren und der generell basslastige Sound (SUNNO))) lassen grüßen). Das Ergebnis ist wie gesagt eine runde Sache – „Dance Of The Seven Veils“ bewegt sich durchgehend auf hohem Niveau, Doomster können sich die Scheibe bedenkenlos zu Gemüte führen.
WITCHSORROW konnten mit dem Vorgänger zu „God Curse Us“ Kollege Otto nicht überzeugen, zu eintönig war die gebotene Doom Metal-Variante der Südbriten. Auf dem neuen Longplayer setzt sich das leider fort, auch in den sieben Songs von „God Curse Us“ geht es (selbst für Die Hard-Doomster) zu monoton zu, zudem ist die Produktion ähnlich dumpf wie beim Vorgänger ausgefallen, wodurch sie wieder sehr dröhnt. Die überlangen Songs plätschern so vor sich hin, zitieren alles an Genre-Einflüssen (sehr stark dabei BLACK SABBATH) und lassen das Album spannungsarm vergehen. Zudem sind viele Ideen in den späteren Songs nur Aufgüsse bereits vorher gehörter Ideen, was „God Curse Us“ dann auch noch zu einer sich wiederholenden Chose macht. So bleibt am Ende der gleiche Eindruck wie beim Debüt, mehr als nett ist die Scheibe nicht.
DUST gären in der Szene schon seit Jahren ihr eigenes dickes und sehr zähflüssiges Gesöff. Mit „Distortion Empire“ kommt nun das bereits siebte Release (zwei EPs, fünf Alben) der Doomrocker an den Start. DUST wühlen sich gekonnt langsam durch sieben staubige und reichlich steinige Stücke, die sowohl die KYUSS-Fraktion als auch die SAINT VITUS-Anhänger oder ENTOMBED-Rocker zum freudig langsames Haare schütteln einladen sollte. Soundtechnisch lässt „Distortion Empire“ auch keinen Deut zum meckern. Die sau tiefen und mächtig gepressten Gesangslinien knallen genauso wie die dicken Gitarrenwände und das vor sich hin groovende Schlagzeug. Schönes Dingen. Doom on!
Was der Zwickauer Pierre Laube, der auch die etwas moderner ausgerichtete Band P.H.A.I.L. am Start hat, auf dem Debütalbum seines Soloprojektes abliefert, ist wirklich beachtlich. Hier gibt es sehr melodischen (tolle Gitarrenharmonien!) Funeral Doom der Marke AHAB oder ESOTRIC zu hören, der trotz Nichtvorhandenseins eines Labels keinerlei billige Heimwerkerproduktion auffährt, sondern als vollwertige, professionelle Angelegenheit durchgeht. Die sechs beziehungsweise geplanten sieben Kompositionen auf „The Ancient Path“ (Song Nummer Sieben sollte eine Cover-Version des „October Rust“-Knallers „Wolf Moon“ von TYPE O NEGATIVE werden, die aber vorerst nicht veröffentlicht wird, da die Copyright-Inhaber anscheinend stur bleiben und die Rechte nicht herausrücken wollen – im vierseitigen, anschaulich aufgemachten Booklet befindet sich dazu ein cooles Statement) sind sehr atmosphärisch, aber trotz des eingängigen Songwritings leider auch etwas schwer zugänglich ausgefallen, so dass der Funke auch nach mehreren Durchläufen noch nicht so recht überspringen will. Das heißt aber nicht, dass „The Ancient Path“ eine schwache Vorstellung ist, ganz im Gegenteil. Genre-Fans sollten sich durchweg überlange Stücke wie „Collapsing Guts“, „Caesar´s Whore“ oder „My Love Is Dead“ unbedingt reinziehen!
METRUM machen es einem nicht gerade einfach. „Broken“ ist ein eher schwer verdaulicher „Brocken“, was in erster Linie daran liegt, dass sich METRUM nur sehr schwer kategorisieren lassen. Für die Band sicher ein Kompliment, für den Hörer eine Herausvorderung. METRUM spielen modernen, düsteren Hard Rock mit einigen Einsprengseln aus Progressive und Doom. Mein größtes Problem ist der tiefe, sehr emotionale Gesang von Alexander Grössl. Der Mann kann was und klingt auch sehr eigenständig, nur werde ich persönlich mit seiner Art des Gesangs einfach nicht warm. Musikalisch sind METRUM absolut auf der Höhe und liefern melancholische Rockkunst ohne in richtig heftige Regionen abzugleiten. Es gibt immer wieder interessante Breaks (z.B. kurzer Reggeapart in „Fail“) und originelle Melodien zu vernehmen. Auf Dauer ist mir „Broken“ aber einfach zu zäh. METRUM werden bestimmt ihre Liebhaber finden. Bei mir hat es noch nicht geklappt.
Sie kommen aus Dänemark und haben bereits mit Legenden wie SAINT VITUS, PENTAGRAM und UFOMAMMUT die Bühne geteilt. Und die Genre-Bands dieses Kalibers sind auch ohrenscheinlich die hauptsächlichen Einflussgeber von MOONLESS, die mit „Calling All Demons“ ihr Debütalbum (nach einem selbst betitelten Demo) auf die geneigte Stoner-/ Doomerschaft loslassen. Viel mehr muss man zum Stil der Truppe auch nicht sagen; wer die Nachfahren der allmächtigen BLACK SABBATH genauso verehrt wie die 70er-Scheiben von Tony Iommi und Co., liegt hier absolut richtig. Dabei besitzen MOONLESS sowohl die Gabe, keine drögen, langatmigen Songs zu schreiben als auch einen leichten Hang zum Rock´n´Roll, was durchweg sehr hörenswerten Kompositionen wie „Devil´s Tool“, „Horn Of The Ram“ (echtes Highlight mit epischer Atmosphäre und Killerriffs!) oder „The Bastard In Me“ wirklich gut bekommt. „Calling All Demons“ ist ein starkes Debüt ohne nennenswerte Schwächen, lediglich die ganz großen Übersong fehlen noch im Repertoire des Quartetts. Und mit Sänger Kenni haben die Kopenhagener zudem einen echt fähigen Mann in ihren Reihen, der gleichsam kraftvoll wie glasklar und dreckig tönt. Ein für die Zielgruppe sehr empfehlenswerter Einstand!