Im Gegensatz zu vielen Truppen der aufkeimenden 70er-/ Retro-/ Occult-Szene gehören die Kalifornier zu den waschechten Pionieren des düsteren, doomigen, aber auch leicht kauzigen, obskuren Rock, da sie sich bereits im Jahr 1973 gegründet, seitdem aber kaum nennenswerte Veröffentlichungen auf den Buckel bekommen haben. BEDEMON sind zudem eng verbunden mit den deutlich bekannteren PENTAGRAM, da einerseits der 2002 verstorbene BEDEMON-Gründer Randy Palmer bei Bobby Liebling und seiner Truppe zockte, und andererseits Geof O´Keefe (der sich hier gleich an mehreren Instrumenten betätigt) seinerzeit PENTAGRAM mitbegründete. Außerdem war Herr Liebling der erste Sänger von BEDEMON… jeder gegen jeden quasi. Trotz dieser Überschneidungen klingt „Symphony Of Shadows“, das erste richtige Album der Band, nicht nach „den PENTAGRAM aus der zweiten Reihe“, sondern besitzt einen eigenständigen Charme, der aber selbst Genre-Fans erstmal mit der Stirn runzeln lässt. Schleppende Songs wie „Lord Of Desolation“, „Son Of Darkness“, „D.E.D.“ oder „Hopeless“ (geile Gitarren-Session am Ende!) sind garantiert nichts für die breite Masse, sondern allein schon aufgrund des gewöhnungsbedürftigen, schräg-vertrackten Songwritings sowie des monotonen Gesangs von Craig Junghandel fast ausschließlich für Liebhaber der progressiven bis krautigen, hart rockenden 70er geeignet, die hier problemlos auf ihre Kosten kommen. „Symphony Of Shadows“ ist kein Meisterwerk, aber ein gelungener Beweis, dass Totgesagte oft länger leben. Cool!
EARTHEN GRAVE aus Chicago sind eine Doom-Band gespickt mit Veteranen, u.a. ist hier Ron Holzner am Bass zu finden, der schon mit TROUBLE und NOVEMBERS DOOM aktiv war. Die Erfahrung der Mitglieder zeigt sich im Verlauf der guten Stunde klassischen Doom Metals beim knackigen Songaufbau und der Tatsache, dass „Earthen Grave“ ein homogenes Album geworden, dessen Songs auf einem durchweg hohen Level gespielt und geschrieben sind. „Dismal Times“ überzeugt mit knackigen Melodien und einem Sänger (Mark Weiner) in Bestform, während „Fall In“ mächtig Groove hat und „Blood Drunk“ die fest zum Line-Up gehörende Violine gekonnt in Szene setzt. „Earthen Grave“ wird so jeden Fan klassischen Dooms für sich überzeugen, die mit PENTAGRAM, BLACK SABBATH oder MY DYING BRIDE was anfangen können. Die Coverversionen von WITCHFINDER GENERAL („Burning A Sinner“) und PENTAGRAM („Relentless“) verdeutlichen da nur einmal mehr, wo die Band ihren Einfluss sieht und sind zudem gut gespielt, mithin ein weiterer Grund, den Jungs und Mädels aus Chicago eine Chance zu geben.
Ebenso wie die Genre-Größen DOWN stammen HAARP aus New Orleans, Louisiana und heften sich darum auch den „Nola“-Button an wie Kirk Windstein, Phil Anselmo und Co.. Dabei geht das Quartett, obwohl stilistisch vergleichbar, aber noch einen Schritt weiter und zelebriert seinen Stoner-/Sludge Metal nicht in relativ kurzen, kompakten Songs, sondern in überlangen Orgien. Allein der Opener „Deadman/Rabbit“ von „Husks“, dem zweiten Album der Truppe, ist mit seinen mehr als 18 Minuten Spielzeit ein endloses Schrammelfeuer aus groovigen Riffs, epischer Atmosphäre und dem fies röchelnden Stimmorgan von Shaun Emmons. Das nachfolgende, über neunminütige „Bear“ grummelt fast schon in Funeral Doom-Regionen herum, und das finale, über zwölfminütige „Fox“ geht als Slow-Motion-Stampfer gehobener Güteklasse durch. „Husks“ ist eine über alle Maßen kompromisslose Scheibe, die Stoner/Sludge-Fans wie heißes Motoröl reinlaufen dürfte, auch wenn sich in die Stücke ein paar Längen eingeschlichen haben. Sehr ordentliche, gewaltige Vorstellung!
Mal wieder ein schönes Beispiel für Polarisierung: während mein Kollege Lars H. dem Trio aus Oakland im Zusammenhang mit seinem neuesten Werk „De Vermis Mysteriis“ ein echt gutes Zeugnis ausstellt, tut sich mein anderer Kollege Jan mit dem 2007er Album „Death Is This Communion“ deutlich schwerer und unterstellt der Band, „eintönig“ und „ziemlich dröge“ zu sein. Ich persönlich tendiere eher zu Letzterem, denn auch vorliegender, remasterter Re-Release des Debüts von 2000 zieht sich wie Kaugummi, zumal hier zusätzlich die beiden Songs der damaligen 7“-Bonus-Scheibe von „The Art Of Self Defense“ („Steel Shoe“ und „The Usurper“) sowie die drei Stücke des selbst betitelten ersten Demos angehängt worden sind. Ich gebe zu, dass Songs wie das cool treibende „Fireface“ oder das schleppend-doomige „Master Of Fists“ mit ihren tonnenschweren Schrammel-Riffs einen gewissen Reiz versprühen, aber am Stück sind HIGH ON FIRE zumindest auf diesem Album reichlich zäh und monoton, was „The Art Of Self Defense“ auch in neuer Auflage nur für beinharte Sludge-Fans interessant macht. Uneingeweihte aus dieser Zielgruppe könnten hier aber auch nachträglich eine führende Genre-Band entdecken.
Bereits mit seinem selbst betitelten Debüt aus dem Jahr 2004 hat das Quintett aus Schweden im Underground ein paar Wellen geschlagen und sich als ein Geheimtipp in der Mischung aus traditionellem Edelstahl und 70er-beeinflusstem Doom Metal empfohlen. Mit „Legend“, ihrem inzwischen vierten Album, legen die Jungs ein paar ordentliche Schippen nach und schaffen den Spagat aus oldschooligen Klängen und moderner, kraftvoller Produktion; eine Mischung, die stark an die letzten drei Werke ihrer Landsmänner GRAND MAGUS (denen WITCHCRAFT auch stilistisch oft nahe kommen) erinnert. Mit den unvermeidlichen BLACK SABBATH und PENTAGRAM im Gepäck können die durchweg erstklassigen Stücke wie der mehrschichtige Opener „Deconstruction“, die balladeske Hymne „Flag Of Hate“ (nein, nix KREATOR!), der Mitgröl-Ohrwurm „It´s Not Because Of You“ (erste Single-Auskopplung), das cool mit Südstaaten-Rock kokettierende „An Alternative To Freedom“, das atmosphärische „Ghost House“, das sich gekonnt steigernde „White Light Suicide“, das krachende „Democracy“, das treibende Dystopia und das überlange „Dead End“ mühelos überzeugen. „Legend“ enthält nicht einen einzigen Füller, sondern ausschließlich Güteklasse A, die jedem gefallen sollte, der auf zeitgemäß interpretierte 70er steht und nicht unbedingt viel mit den okkulten Vertretern des Genres zu tun haben will. Das Album ist zwar kein Überraschungspaket und klingt sehr routiniert, ist am Ende aber ein Hammer!
DOWN bringen ihre neue Scheibe als Sammlung von vier EPs raus, der Nachfolger von “III – Over The Under” streckt sich veröffentlichungstechnisch also ein wenig. „IV – Part I“ bietet in einer guten halben Stunde sechs neue Songs, die keine großen Überraschungen bieten. Phil Anselmo, der die EP mit einem markigen „let’s go!“ einläutet (um DOWN dann mit einem Sludge-Part starten zu lassen…), überzeugt mit einer guten Leistung, mit der er sich auf „Over The Under“-Niveau bewegt. Gleiches lässt sich für seine Mitstreiter sagen, wobei wohl niemand ernsthaft damit gerechnet hätte, dass die New Orleans-Veteranen handwerklich schlechte Leistung bei einer Studioproduktion abliefern würden. Beim Songwriting zeigen sich aber zwei Seiten: während „Witchtripper“ als Hit der EP zusammen mit den nicht weniger Hit-verdächtigen „The Work Is Timeless“ und „Misfortune Teller“ (mit dem besten Riff der EP) sind großes DOWN-Tennis. Die anderen drei Songs stehen dann aber auf der anderen Seite und kommen über gehobenen Durchschnitt nicht heraus. Erdig, zäh und mit Stoner-Schlagseite können sie zwar alle aufwarten, das ist ja klar, aber es fehlt der letzte Kick. So bleibt „IV – Part I“ ein halbwegs gelungener Auftakt zum neuen Album, kann die Erwartungen aber nicht ganz erfüllen. Wenn DOWN in den folgenden drei EPs aber auf gleichem Level weitermachen, stünden am Ende 24 Songs und zwei Stunden Musik, von denen die Hälfte Hits wären. Damit könnte der geneigte DOWN-Fan leben, denke ich.
SWITCHBLADE hatten vor den Aufnahmen zu „[2012]“ mit dem Weggang von Bassist und Sänger Anders Stehen zu kämpfen, sich dann aber dazu entschieden, ihn nicht zu ersetzen und stattdessen als Duo weiterzumachen. Die Lücke wird von prominenten Namen geschlossen, die sich als Gäste im Studio einfanden: Per Wiberg (ex-OPETH) bediente die Hammondorgel, während The Cuckoo (TERRA TENEBROSA), David Johansson (KONGH) und Jonas Renske (KATATONIA, BLOODBATH) den beiden verbliebenen SWITCHBLADE-Jungs ihre Stimmen zu Verfügung stellten. Fest steht, dass die Schrumpfung auf zwei Songschreiber dem Album nicht geschadet hat, am Ende des Tages ist „[2012]“ ein weiteres extrem verstörendes und finsteres Doom-Album, das die Reihe hochklassiger Veröffentlichungen fortsetzt. Die Einbindung der Gäste hat bestens geklappt, jeder bringt sich im genau richtigen Moment ein, gerade Jonas Renske scheint richtig Bock auf die Musik gehabt zu haben und läuft zur Höchstform auf, seine Kollegen stehen ihm aber in wenig nach und liefern ebenfalls eine sehr gute Leistung ab. „[2012]“ entwickelt so seinen ganz eigenen Charme, ohne die hypnotische Facette zu verlieren. SWITCHBLADE schaffen es auch in der neuen Inkarnation, ihr Level zu halten und sich dezent zu verändern, ohne die Essenz ihres Doom Metals anzugreifen. Well done!
ALL HAIL THE YETI wären auf ihrem Labeldebüt gerne eine Band, die den Erfolg von RED FANG und DOWN hätten. Fette Gitarren treffen auf schleppendes Tempo und stützen Songs, die sich wild bei allen Spielarten des Metals bedienen und dann noch etwas Southern Rock und bluesige Anleihen („Ruby Bridge“) draufpacken. Das kann funktionieren, ein Haufen New Orleans-Bands macht das ja schon seit langem vor, ebenso viele Bands der zweiten Generation. Aber im Falle von ALL HAIL THE YETI kommt trotz guter Produktion und eines Sänger in Gestalt von Connor Garrity, der eine kraftvolle und variable Stimme hat und die geschickt einzusetzen versteht. Leider hapert es beim Songwriting, das über weite Strecken nicht mehr als den ewig gleichen Grundbeat und sich frappierend ähnelnde Riffs zustande gebracht hat – Samples wie nach „The Weak And The Wounded“ oder die Naturgeräuscheaufnahmen, die den Albumabschluss „Judas Cradle“ unnötig in die Länge ziehen sind da auch nicht mehr als eine nette Idee, da sie oft fehl am Platz wirken. „All Hail The Yeti“ ist eine gefällig rockende Platte, deren Songs für sich genommen ganz nett sind und zum Kopfnicken einladen, aber am Stück gehört schnell zu langweilen beginnen. Es wird für die schwer tätowierte Band darauf ankommen, wie sie sich Live schlagen und was sie aus ihrem Zweitwerk machen, mit „All Hail The Yeti“ ist ihnen ein höchstens solider Einstand gelungen.
Bei „The Body“ handelt es sich nicht um ein neues Album des Duos, sondern um das wiederveröffentlichte, selbst betitelte Debüt von 2004. Seit 1999 sind Lee Buford und Chip King (der sein abartiges Stimmorgan hier wesentlich fieser einsetzt als bei seinem Gastausflug zum Frauenchor ASSEMBLY OF LIGHT) schon unterwegs, und es wundert mich nicht, dass die Band aus Rhode Island zumindest in Deutschland noch kaum bis gar nicht bekannt ist. THE BODY spielen übelst müffelnden Sludge mit kellertiefen Riffs und einer kranken Mischung aus Minimalismus und Monotonie. Klar gibt´s hier auch das übliche Quäntchen BLACK SABBATH und hörbare Doom-Wurzeln, doch THE BODY treiben diese musikalische Herkunft auf ihre völlig eigene Spitze. Hört Euch nur mal das genial-kranke „Failings“ an: acht Minuten mit einem einzigen, nur gegen Ende leicht veränderten Riff, zu dem sich dann das psychopathische Kreischen von Herrn King gesellt. Und eine Schrammel-Achterbahnfahrt wie das knapp viertelstündige „Final Words“ muss man sich auch erstmal aus dem schrägen Schädel pulen. „The Body“ ist eine Doom/Sludge-Platte, die ohrenscheinlich in der geschlossenen Abteilung aufgenommen wurde und darum auch so abgefuckt klingt. Und wenn ich jetzt den verdienten „Tipp“ vergeben würde, dann kommt nachher noch einer an und hat sich das Ding besorgt - daran will ich nicht Schuld sein. Geiler Scheiß, aber echt!
Nachdem unsere französischen Nachbarn bereits eine höchst kreative und originelle Black Metal-Szene etabliert haben, schickt sich mit HUATA eine Truppe aus der Bretagne an, den Doom Metal zu bereichern. Seit 2006 befindet sich das psychedelisch-okkulte Quartett bereits auf Hexenjagd (die Bedeutung des Bandnamens) und nennt Bands wie CHURCH OF MISERY, ELECTRIC WIZARD, die in diesem Genre unvermeidlichen BLACK SABBATH sowie den Occult Rock-Urschleim COVEN als Inspiration, was man nach dem Genuss von ATAVIST OF MANN problemlos unterschreiben kann. Sehr gelungen sind bei HUATA die Wechsel zwischen typisch harten, schrammeligen Passagen, bei denen die mächtigen Breitwandriffs den Ton angeben und ruhigen, teilweise mystischen Parts, bei denen die Hammond-Orgel einen vorderen Platz einnimmt und auch Spoken Word-Passagen für fast schon gruselige Stimmung sorgen. Dort liegen auch die Stärken dieser wirklich tollen Band, bei der lediglich der raue, im Gegensatz zur Musik recht uncharismatische Gesang von Bandgründer Ronan noch verbesserungswürdig ist. Und selbst überlange Songs wie „Thee Imperial Wizard“, „Templars Of The Black Sun“ und „Fall Of The 4th“ verkommen bei HUATA nicht zum langweiligen Selbstzweck, sondern verströmen sogar aufgrund ihrer (auch produktionsbedingten) Monotonie eine packende, unheilvolle Atmosphäre. „Atavist Of Mann“ ist kein Konsensprodukt, nur für beinharte Genre-Fans geeignet und ein sehr gelungenes Bindeglied zwischen doomigem Metal und okkultem Rock. Nicht leicht verdaulich, aber eine echte Empfehlung.