Nach zwei Demos beehren uns diese Polen mit ihrem Debut-Album - eine zweifelhafte Ehre. Die Jungs versuchen sich am Death Metal frickeliger Natur (mit leichten Doom-Anleihen), bekommen es aber nur höchst stellenweise hin, ein derart zusammenhängendes Werk zu schaffen, dass man von einem Song reden könnte. "Smell Of Pain" wäre vielleicht ein solches Beispiel. Die schattige Scheiben-Premiere jedenfalls verläuft sich in unzählige Tempowechsel, in wirre Hack-Riffs, in zusammenhangloses Drumming. Ein wenig besser wird’s immer dann, wenn die Männer ein wenig flotter zur Sache gehen. Aber wirklich ansprechend oder gar bahnbrechend ist’s auch dann nicht. Nach mehrmaligem Genuss dieser Scheiblette entdecke ich zwar eine leichte Steigerung gegen Ende selbiger; vielleicht ist das aber nur die Erleichterung über das nahende Ende diese einer Kakophonie ähnlichen Scheibe. Mir jedenfalls gehen unsere osteuropäischen Nachbarn in diesem Fall tüchtig auffn Sack. Die Zutaten an sich stimmen wahrscheinlich, die gesamte Mischung aber schmeckt wie Omma im Schritt. Das muss der Geschmack der Angst sein…
Bbeinahe auf tragische Weise bildgewaltig erzählt "Erbsen Auf Halb Sechs" die Liebesgeschichte zweier blinder Menschen. Um die Ironie des Schicksals noch plakatiever zu transportieren, müssten sie sozusagen auch noch taub sein, um dem ebenfalls eindrucksvollen Soundtrack gerecht zu werden. Die Regeln für einen klassischen Filmscore stehen geschrieben und werden auch hier genutzt. Nur die Kunst, die richtige Melodie zu finden, die sich in verschiedenen Variationen zwischen zerbrechlicher Nachdenklichkeit und bombastischer Theatralik wohl fühlt, beherrscht Max Berghaus als Komponist. Ob symphonisch orchestriert, von wenigen Streichern untermalt oder einem einzelnen Piano übernommen, bleibt das Motiv stets erkennbar. Abgesehen vom letzten Track "Blind", dem die Ehre gebührt im Kino den Abspann zu untermalen und der von WOLFSHEIM stammt, handelt es sich hier um den rein orchestralen Filmscore, also vorsicht wer rockige Töne erwartet. Der perfekte Weg um im Geiste nochmal den Film Revue passieren zu lassen.
Seinerzeit auf dem "Spectators" Album vor knappen fünf Jahren, bekam "Blind" nur wenig Aufmerksamkeit. Zu groß war die Übermacht von "Künstliche Welten" und Konsorten. Auf dem Soundtrack zum bildgewaltigen Film "Erbsen Auf Halb Sechs" kommt der nachdenkliche Track nun zu späten Ehren. In einer neuen Version wirkt "Blind" nun etwas diffuser, die verschiedenen Ebenen wurden reduziert auf wenige, der Gesang ist besser geworden und steht gegenüber dem etwas atemlosen Original den restlichen Liedern des letzten Outputs um nichts nach. Thematisch beinahe plump zu "Erbsen Auf Halb Sechs" passend ist der einzige mit Abspanntrack der Films, "Blind (2004)", eben dem WOLFSHEIM Sound unserer Zeit angepasst worden. Der eine wird’s mögen, der andere nicht. Neben dem Titeltrack, findet sich auch das Original von 1999 auf der Maxi, außerdem eine Instrumentalversion, "Slow Alvarez Mix (Live at The Audiothorium)" und das aktuelle Video zum Song.
Eine Schweizer Uhr ist wirklich nichts dagegen. Keine andere Band hat eine solche Konstanz über Jahre bewahrt wie UMBRA ET IMAGO. Ob das auch nur ansatzweise wünschenswert ist, sei dahingestellt. "Memento Mori" ist das neueste Album des Bühnenexzentrikers Mozart und zeigt sich einmal mehr als Referenz des Plattreims. Was manchmal kaum auffällt, äußert sich an anderer Stelle dermaßen penetrant dass sich selbst bei nur halber Aufmerksamkeit die Ohren zusammenziehen. Mag die Deutlichkeit der Texte einzigartig sein, so ist es auch die plumpe Poesie mit der Mozart die Texte aus dem Ärmel schüttelt. Die Elektronik wurde weniger, die Gitarren stehen etwas mehr im Vordergrund. Und ebendiese sind variabler geworden ohne dass man jedoch großes Kino beim Songwriting erwarten kann. Ein etwas düsterer Sound dieser Instrumente und eine etwas weniger staccatooritierte Riffbasis führt zu einem rockigeren Gesamteindruck. Sein pathetischer Gesang, das zurückgreifen auf weibliche Backingvocals und bekannte Themen, machen das Album aber eben zu genau dem Eingangs erwähnten. Einer Konstanten, wie nicht anders erwartet, bei der lediglich an einigen Stellen beinahe eine Art Reife zutage tritt, weil weniger nervös auf ständiges Pathos geschielt wird. Der Opener "Märchenlied" besticht mit anfangs ehrlichem Gefühl, bei "Money" gefallen die heavy Gitarren. Doch wenn man in seinen Texten nicht wirklich die Rebellion sieht, kann man wie immer bei dieser Band nur schmunzeln über das was man hört. Banal - trivial - eindimensional - um mich mal dem Bandslang anzupassen.
Songs über Sex, Stan und Sado-Masochismus verspricht und der Ex-Meryful-Fatler Snowy Shaw. Das ist ja schockierend! Auch gaaanz schlimm: NOTRE DAME verbinden auf ihrem neuesten Werk die verschiedensten Stil-Richtungen. Black-Gothic, Doom, Death, Rock und was weiß ich noch packen Snowy, Vampirella und Konsorten auf diese eine Scheibe. Nicht, dass der Hörer sich deswegen nun unbedingt überfordert fühlen muss, aber letztlich gerät durch dieses Kuddel-Muddel schon ein bisschen das Ziel außer Augen. Die besten Momente hat NOTRE DAME 2004 im Deathrock, wie bei "Munsters" oder "My Ride Into Afterlife". Die Teile hauen ins Mett, sie rocken und animieren zum Mitmachen im Metall-Zirkus der Eitelkeiten. Doch insgesamt wirkt mir der ganze Sülz viel zu zusammen geschustert. Hier und da ein langweiliges Intro, zwei Live-Stücke (eins davon "These Boots Are Made For Walking"), ein Doom-Stück ("The Master, The Servant And The Slave") und und und. Dazu gesellt sich das extrem schockige Image und Auftreten der Kapelle mit Nackedei und versauten Texten, aber immerhin im Sinne der Kunst, na klar. Die Band hat sicherlich ihre Qualitäten, die Songs zum Großteil auch, letztlich aber komme ich mit dem Gesamtwerk nicht richtig zurecht. Hört einfach selber mal rein, vielleicht findet zum so genannten "Electric Shock Metal" ihr eher Zugang. Live würd’s mich mal interessieren...
Im Carnage-Zine hab ich zum ersten Mal von DETONATION gelesen und das Interview dort hat mir gleich Appetit auf die Scheibe der Jungs gemacht. Nach einigen Problemen mit der Post trudelte "An Epic Defiance" auch endlich bei mir ein. Das Teil ist zwar schon knapp eineinhalb Jahre alt und mittlerweile via Osmose veröffentlicht worden, aber macht ja nix. "Technical And Fast Death/Thrash" - so die Selbstbeschreibung von DETONATION aus dem Kiffer- und Tulpenland. Da dachte ich an Dew-Scented, The Haunted oder meinetwegen auch The Crown. Aber nix ist. DETONATION bieten auf "An Epic Defiance" allerallerfeinsten melodischen Schwedentod - so sollte In Flames oder Dark Tranquillity heute klingen! Gut, los geht’s mit nem Slayer-mäßigen Intro (und hin und wieder blitzen Slayer auch mal durch), aber danach legen die Tulpenschlächter los wie die Feuerwehr und können mit dem Titeltrack gleich das erste Highlight der Scheibe einfahren! Geil, nur geil! Hier paßt das Klischee von rasiermesserscharfen Riffs, die aber immer noch Platz für geile Melodien lassen. Der Shouter ist eine Klasse für sich und so abwechslungsreich, wie man es in dem Genre sein kann, ähnlich wie good ol’ Tompa. Nicht vergessen darf man den Kerl hinterm Kit, der eine einfach unglaubliche Leistung bietet, sauschnell spielt (besonders mit den Füßen) und eine technische Meisterleistung bietet. Mit jedem Durchgang kamen mir mehr und mehr "The Mind’s I" und "The Gallery" in den Sinn - Meisterwerke des Melodic Death, an die Dark Tranquillity leider nie wieder rangekommen sind. Oder "Jester Race". Ach ja, In Flames früher… DETONATION springen in die Bresche und lassen den alten melodischen Schwedentod wieder aufleben. No Fashion Records hätten ihre Freude an den Niederländern (das Label muss in so einem Review genannt werden haha). "An Epic Defiance" ist eine Platte, die von vorne bis hinten überzeugt und keinen einzigen Füller hat - das will heutzutage schon was heißen, ich denke nur an die letzte In Flames haha. DETONATION ist mit dieser Scheibe ein echter Hammereinstieg gelungen, der die Band zu Recht auf die Tour mit Dimension Zero geschickt hat. Klasse Scheibe, zuschlagen und glücklich werden!
Wie zäher Honig am Löffel, weigert sich der 80er Pop zu gehen. 80er Pop trifft nicht mehr den Puls der Zeit und doch gibt es immer wieder ein Aufbäumen dieser Musik. Die Medienpräsenz von aalglatter Musik hat in den letzten Zeiten zu einer penetranten Übersättigung geführt, da hilft die Ambition alleine, noch ein bisschen besser zu klingen als das VIVA Massenprodukt, wenig. Und NEW CONCEPT haben einiges, aber sicher kein neues Konzept. Denn der Gesamtsound aus wabernden Keyboards und effektgeglättetem Gesang ist zu vorhersehbar und unspektakulär. Technisch zwar einwandfreie und hochmelodiöse Tracks klingen einerseits unschuldig, einfache und dancefloorausgerichtete Beats andererseits unoriginell. Teilweise so kitschig, dass sie den Hörer fast mit einem Gefühl der Anbiederung überfallen, dann wieder gefühlvoll, dass man zumindest im Mainstreamradio vielleicht aufhorchen würde ob der Töne. Über die Distanz von über Stunde bewegen sie sich aber leider fast nur auf der Stelle, einzig die beiden Remixe - R´n B bzw. rockig - fallen aus dem Schema. Der Rest ist Pop, Eintönigkeit als unauffälliges Konzept inklusive.
Von Kollegin Lattwesen wurde die "Apocalypse Dudes” der Osloser Denim Heroes bereits gewürdigt, nun ist der Vorgänger "Ass Cobra" an der Reihe. 1994/95 waren TURBONGEGRO noch eine ganze Spur roher und räudiger, was bei Songs wie dem Opener "A Dazzling Display Of Talent" (mit coolem Rockabilly-Bass) oder "Black Rabbit" deutlich wird. Daneben gibt es aber auch Groover wie "Bad Mongo" und natürlich dem Song der Scheibe überhaupt - "Hobbit Motherfuckers" (den Dew-Scented so geil gecovert haben). TURBONEGRO zeigten bereits bei dieser Scheibe ihr Talent für eingängige Punkrocksongs, die sich bereits nach einem Mal Hören festsetzen und Männer wie mich dazu bringen, mitzugröhlen. Das Spiel mit der Homosexualität kommt bei Songs wie "Sailor Man" oder dem "norwegian folk song from Bergen" "tommorrow i’ll be dead cause i went out…" äh ich meine "Imorgen Skal Eg Daue" deutlich zum Vorschein - als i-Tüpfelchen gibt’s noch ein unheimlich erotisches Foto von Hank Von Helvete. Schon mal 100 Kilo unrasierten Mann in aufreizender Pose gesehen? Nein? Allein das lohnt schon den Kauf von "Ass Cobra" haha. Geile Punkrockscheibe, ganz einfach! Und jetzt alle: "Hobbit Motherfuckers. No Guts. No Glory. No Riot.”
IMPALED NAZARENE - Helden meiner Jugend. Ich meine, wer von uns hat nicht so geniale Scheiben wie "Suomi Finland Perkele" geliebt und bis zum Erbrechen gehört? IMPALED NAZARENE waren roh, räudig, böse, zynisch, voller schwarzen Humors und dafür liebten wir sie. Irgendwann ging der gute Mikaa bekanntlich nach Belgien und es folgten ein paar eher laue Alben. Zwar immer noch brutal und böse, aber irgendwie fehlte die Seele, so schwarz sie auch gewesen sein möchte. Nachdem Mikaa wieder nach Finnland zurückkehrte und CoB-Kof Alex ein kurzes Gastspiel absolvierte (wahrscheinlich wollte der kleine mal mit den großen bösen Männern spielen und zeigen, dass er Cojones hat haha), kriegten IMPALED NAZARENE wieder die Kurve und legen nun mit "All That You Fear" ihr bestes Album seit langer Zeit vor! "Abscense Of War Does Not Mean Peace" war klasse (allein schon wegen des Covers) und "Nihil" ganz ok, versteht mich nicht falsch, aber "All That You Fear" ist noch nen Tick besser und erinnerte mich oft an die Anfangstage der Finnen. Wenn Mikaa beim Titeltrack und Rausschmeißer "I Am All That You Fear" in seiner unnachahmlichen Stimme gröhltkeift werden Erinnerungen an alte Zeiten wach. Los geht’s aber erstmal mit einem beinharten Blaster mit einem unschreibbaren finnischen Titel, der zeigt, dass IMPALED NAZARENE dass brutale Spiel noch nicht verlernt haben. Danach gibt’s dann aber Ohrwurmriffing pur, "Armageddon Death Squad" setzt sich sofort in den Gehörgängen fest. Mittlweile verstehen es die Jungs, richtiggehend Melodien in ihren Sound einzubauen, ohne einen Meter an Brutalität zu verlieren. Bei Tracks wie "Endless War" wird das sehr deutlich, dass Teil ist gleichzeitig brutal und melodiös. Ich hatte den Eindruck, dass die Band den Black Metal-Anteil deutlich erhöht hat ("The Maggot Crusher" oder "Curse Of The Dead Medusa") und den punkigen Einschlag diesmal zurückgeschraubt hat. Dabei halte IMPALED NAZARENE geschickt die Balance zwischen schnellen Stampfern und eher langsamen Stücken, die aber keinen Deut weniger knallen und haben auf "All That You Fear" keine wirklichen Ausfälle zu verzeichen. Respekt!
INHUME treiben schon seit längerem ihr Unwesen im Underground, haben aber nach ihrer 2000er "Decomposing From Inside" eine längere Pause eingelegt, jedenfalls was die Veröffentlichungen angeht. Nun sind sie aber wieder zurück. "In For The Kill" heißt das neue gute Stück und nach einigen Durchläufen kann ich nur sagen: das Warten hat sich gelohnt! INHUME prügeln sich umbarmherzig durch die sechzehn Songs und nehmen nur ganz ganz selten mal den Fuß vom Gas, um dem Opfer äh Hörer eine kleine Verschnaufpause zu gönnen. Vom unverständlichen Gurgler am Mikro (da ist die Frage berechtigt, die sich jeder Fan extremen Metals irgendwann anhören muss: "Verstehst du eigentlich, was der da singt"?) über die an early Carcass erinnernde Gitarrenarbeit bis zum Drumtier bieten INHUME eigentlich nur gewohnte Grind-Kost, aber sie schaffen es, jeden Song ein klein wenig anders als den Vorgänger zu machen und dadurch eine gewisse Abwechslung auf "In For The Kill" zu bringen - in den engen Grenzen des Genres natürlich. Das macht den Silberling für Freunde erbarmungslosen Geprügels interessant, aber auch nur für die. Ist ne extreme, kompromisslose Scheibe, die einfach Laune macht. Aber nicht beim Autofahren hören hehe