Image ist fast alles bei den Amichaoten SLIPKNOT. Oder war Image alles? Denn nicht nur die Masken wurden runderneuert, sondern fast noch augenscheinlicher ihre Musik. Selbstbewusst ist bereits der Opener "Prelude 3.0" ein Schlag ins Gesicht ihrer dumpfbackigen Maggots. Und diese werden sich wohl in zwei Lager spalten. Die einen, für die SLIPKNOT für hartes Geballer standen, für aggressive und anstrengende Musik, für vertrackte und extreme Sounds. Die können sich getrost anderen Bands zuwenden und brauchen wohl eine Ersatzdroge, denn "Vol.3: The Subliminal Verses" wird ihnen viel zu melodisch sein und bei weiten nicht mehr hart genug. Die andere Gruppe wird dann von denen gestellt, die zusammen mit der Band ihren Stil gewandelt haben. Ob man es gereift nennen mag bleib jedem selbst überlassen. STONE SOUR deuteten den Schritt im Nachhinein überdeutlich an. Denn auch wenn es bei "Vol.3: The Subliminal Verses" noch härteres auf die Birne gibt, haben die Maskenballfetischisten gelernt Songs zu schreiben und scheuen sich nicht, dies auch stolz zu zeigen. Gipfeln tut dies sicherlich in den Balladen "Circle" oder "Vermilion, Pt. 2", bei dem Corey herrlich singt als hätte er nie etwas anderes getan. In jeder Hinsicht bietet dieses Album mehr als seine Vorgänger, einzig die Oberflächliche Härte fehlt. Dafür sind Songs wie das komplexe und düstere "Vermilion", ihre originelle Singleauskopplung "Duality" oder "Nameless" mit einer supercoolen Melodie dermaßen abwechslungsreich, dass dies nicht nur aber ganz besonders für SLIPKNOT Verhältnisse eine kleine Revolution darstellt. Ob dieses sicherlich große Album aber auch unter anderen Vorzeichen (als "Iowa" und "Slipknot") dermaßen ungewöhnlich gewirkt hätte wage ich zu bezweifeln. Der Schritt zu deutlich originelleren Songs und deutlich besserem Songwriting hat sie aber gewiss vor Stagnation bewahrt. Daumen hoch und endlich ganz objektiv Ernst zu nehmen!
FLAW kennen jetzt hierzulande nicht wirklich viele. Und dabei sind die Zutaten doch so bewährt, vier schnuffige Jungs, eingängiger Rock, ziemlich modern und ziemlich emotional. Auf so was müssten doch zumindest die Mädels stehen. Genug Unrecht getan, denn "Endangered Species" kann zumindest über gewisse Strecken durchaus was reißen. Allen voran der hitverdächtige Opener "Medicate" oder das numetallische "You´ve Changed". Diese härteren Ausbrüche sind ihrerseits keine Offenbarungen wenn auch solide und moderne Rocker mit leichter Metalattitüde , das andere Ende markieren teils hyperkitschige Balladen wie "Wait For Me" . Eingängige Melodien gehören dazu, der Gesang ist herrlich schön wenngleich er durchaus kantiger sein könnte und Vokalist Volz manchmal doch sehr emotional ins Mirko säuselt. Halbballaden wie "World´s Divide" sind definitiv in, FLAW hätten aber vielleicht gut daran getan, nicht stets aufkommende Stimmungen beim folgenden Song ins Gegenteil wenden zu wollen. Ein zweischneidiges Schwert zwischen guten Songs und zu gewalttätigen Stilwechseln und bisweilen allzu leidender Trägheit auf der anderen Seite.
Cocktailbars an einem Montag Abend zu besuchen, hat Vorteile, vor allem wenn man das Ganze noch in einer Kleinstadt macht. Es ist verdammt wenig los und mit ein wenig Chuzpe kriegt man die Barleute dazu, mal was anderes in die Anlage zu schmeißen als den ewig gleichen Jazz. Und schon schreien EVERYTIME I DIE "This Is A Rock And Roll Takeover" und die ganze Meute nippt swingend an ihren Zombies, Bloody Marys oder Kibas. EVERYTIME I DIE machen ihre Sache ziemlich gut, auch wenn man ihnen vorwerfen kann, als US-Metalcore nicht gerade ein Garant für innovativen Sound zu sein. Das schert die Jungs aber nicht wirklich und so rocken, kreischen und hardcorlern sie sich durch die Songs. Sänger Keith deckt dabei das gesamte Spektrum ab, kreischt, keift, grölt, flüstert, halt alles, was ein Screamo-Sänger draufhaben muss. Seine Sidekicks bauen dazu einen dichten Soundteppich, der sich mal nicht bei schwedischen Melodic Death-Göttern bedient, sondern die Vorliebe für Hardcore und sperrige Bands wie Burnt By The Sun deutlich werden lässt. "Hot Damn!" ist keine eingängige Scheibe wie die neuen Werke von As I Lay Dying oder Darkest Hour, sondern sperriger und abgefahrener. Hier wird nicht einfach Hardcore mit schwedischem Death Metal gemischt (auch wenn�s oft passiert "Hit Of The Search Party" als Beispiel), oft kommt Noise dazu und dann wird�s fies. Streckenweise mördereingängig, streckenweise Stressmucke. Eigenständigkeit in einem Genre wie Metalcore zu beweisen, ist verdammt schwierig. EVERYTIME I DIE haben das geschafft und dazu noch auf hohem Niveau. Respekt! Als Bonus gibt�s noch zwei Live-Tracks und als echtes Schmankerl "I Used To Love Her" der Gunners in einer arschcoolen dauergrinsenden Halb-Akustik-Version.
Mit aller Gewalt preschen sie nach vorne. Es sind nicht mehr vereinzelte verirrte Schafe denen der Vorwurf gemacht wird den Metal zu bastardisieren. Neo Death, Neo Thrash, fast alles was Neo ist, macht vor allem eins: Es kickt derbe in den Allerwertesten! Und KILLSWITCH ENGANGE stehen spätestens jetzt an vorderster Front dieser Bewegung. Den Weg dazu bereitet haben sie bereits mit dem Vorgänger "Alive Or Just Breathing". Und sie bleiben anatomisch, "The End Of Heartache" macht ziemlich genau da weiter, wo sie aufgehört haben. Nach dem Weggang ihres bisherigen Sängers Leach klaffte ein durchaus große Lücke im Line Up. Ihr neuer Mann, Howard Jones, füllt sie mit Bravour. Bei den harten Shouts wirkt er etwas gemäßigter, dafür bei den cleanen Passagen deutlich emotionaler als sein Vorgänger. Weichspülermucke wird es dadurch trotzdem niemals, melodiöser aber definitiv. Die fett produzierten Songs knallen noch immer mit fiesem Groove um die Ohren. Wütender Death und Thrash, aber eben ganz auf Neo gemacht, prügelt sich in Manier des Erstlings durchs Land. Doch KILLSWITCH ENGAGE haben angefangen, den Songs ein deutlich originelleres Songwriting auf den Leib zu schneidern. Die zeichnet sich keineswegs durch plumpe Soli oder grooveraubende Fillings aus, sondern durch Breaks die wie die Faust aufs Auge passen und durch genug Ideen um auch in den Pausen zwischen wildem Zappeln im Club genug Details erkennen zu lassen. Der Nachwuchs drückt zwar massiv, aber KILLSWITCH ENGAGE haben sich mit diesem gleichermaßen gereiften als auch immer noch wildem Werk bereits in ihrem relativ kurzen Bestehen ein Polster erschaffen, auf dem sie sich zumindest vorerst ausruhen können. Sehr, sehr feine Sache dieses Album und Pflichtkauf für alle - ja, genau - Neo Deather und Hardcoreler/Metalcoreler!
Guns N´ Roses waren Ende der 80er bis Anfang der 90er sicherlich eine der ganz großen Nummer im weltweiten Rock´n´Roll Zirkus. Bei ihren großen Tourneen haben die Jungs auch locker die größten Stadien gefüllt. Aber spätestens mit Ausstieg von Gitarrist Slash, ja der mit dem großen verknitterten Zylinder, sowie den übrigen beiden Originalmitgliedern, so daß im Moment nur noch Axel vom Original line-up übrig geblieben ist, hat für mich diese Band jeglichen Reiz bzw. überhaupt ihre Daseinberechtigung so ziemlich verloren. Denn der leicht größenwahnsinnige und äußerst polarisierende Frontman Axel Rose wird wohl noch weitere Jahre an einer neuen Guns N’ Roses Scheibe mit dem tollen Titel "Chinese Democrazy" herumbasteln aber an die alte Klasse wird er aufgrund auch seiner nur beschränkten Songwriterfähigkeiten sicher nicht anknüpfen können. Da scheint mir die neue Slash Projekt VELVET REVOLVER doch eine ganze Ecke vielversprechender zu werden. Doch genug spekuliert - für alle Nichtfans sowie etwas jüngeren Rockfreunde kann diese Greatest Hits Scheibe der sogenannten "Bad Boys" auch durchaus Sinn machen, denn diese Compilation spiegelt nämlich sehr gut diesen typischen GUNS N’ROSES Spirit wieder: Der Sound dieser Band war ganz klar geprägt durch einen ausschweifenden Lebenswandel und die beleibten Klischees von Sex, Drogs & Rock´n´Roll, die von Axel & Co. tatsächlich exzessiv ausgelebt wurden. Sie dienten hier nicht als reine Showattribute oder wurden gar zu Imagezwecken von Halbseidenen Typenberatern ausgegeben, wie dass heutzutage bei vielen neuen (Hype-) Bands künstlich konstruiert werden. Angefangen mit der Hymne "Paradise City" über "Welcome to The Jungel" sowie die Hits aus den pompös opulenten "Use Your Illusions I & II" Alben mit solchen Hammerrockballaden wie der Klassiker "Knockin’ On Heaven Door" (ohne Zweifel eines der besten Dylan Cover, dass um Welten besser ist als von ihm selber!) oder das wunderbare "Don´t Cry" sowie natürlich der Überhammer "November Rain". Die urwüchsige Wut von "You Could Be Mine" fehlt natürlich ebenfalls nicht. Vom letzten offiziellen eher bescheidenen Nur-Cover-Album "The Spaghetti Incident" sind noch die beiden besseren Songs "Sympathy For The Devil" (Rolling Stones) sowie "Since I Don´t Have You" (The Skyliners) enthalten. Da wären vielleicht noch Songs wie "Nighttrain" oder "Estranged" vielleicht besser gewesen. Fazit: Insgesamt ein recht ordentlicher Gesamtüberblick über die Gunners von 1987 bis 1994. Wer sich nicht gleich alle CD’s einzeln kaufen möchte, erhält mit dieser Zusammenstellung einen recht guten Einstieg - wie gesagt für Fans, die ohnehin schon alles haben können die Scheibe vergessen, irgendwelche neuen Bonustracks gibt’s hier nämlich nicht.
Offiziell waren sie aufgelöst, ein taktisches Hintertürchen blieb jedoch immer einen Spalt offen. B-Sides, alte Demos, eine DVD und das ein ums andere Gerücht hielten die Aufmerksamkeit oben. Nach über drei Jahren Abstinenz neuen Materials erstrahlt jetzt "Archetype" im Glanze als wäre es nie anders zu erwarten gewesen. Wurde Gitarist und Mit-Songwriter Cazares stets als ein treibendes Element angesehen, so beweist "Archetype" eher das Gegenteil. Denn bereits das vorab veröffentliche "Cyberwaste" zeigte den Blick zurückgewandt zum knallharten "Soul Of A New Machine" und ließ wenig Zweifel daran, dass die Unsicherheiten des "Digimortal" Albums gewichen sind. Und FEAR FACTORY wirken generell befreit vom Ballast, die Trennung von Cazares und folgende Umbesetzung mit Wolbers (ex-Bass) an der Gitarre und Stroud am Bass war die nötige Frischzellenkur. "Archetype" ist die perfekte Synthese aus der hohen Melodizität von "Obsolete" und einer zurückgekehrten eisigen Kälte und Gewalt ihres Debuts. Denn nicht nur "Cyberwaste" zeigt sich kompromisslos hart, auch "Bonescraper" steigert sich zu gewaltigen Hass und in aggressives Tempo. Bedrohlich und mit Fulbers sicherem Gespür für düstere Atmosphäre ist "Drones" jedoch mein heimlicher Favorit. Der fast kitschigen Chorus wird lediglich von der Ballade "Bite The Hand That Bleeds" getoppt. Burtons cleaner Gesang sorgt jedoch in mehr als nur einem Song für Gänsehautfeeling. Herrera knüppelt noch immer unmenschlich präzise und er ist es schließlich, der jedem, wirklich jedem Song seinen Stempel aufdrückt und gänzlich unersetzlich scheint. Fulbers Einsatz der Synthies wirkt sehr durchdacht und fügt sich unauffälliger in die Musik sein. Lediglich das monumentallange "Ascension" ist selbst mir als elektronikgewöhntem Frontline Assembly Anbeter zu langweilig, hier fehlen die Akzente die Fulber und Reely bereits auf ihrem eigenen Album missen ließen. "Archetype" endet mit dem Nirvana Cover "School" und damit dem Song einer der wenigen Bands, die in ihrer Einmaligkeit vielleicht noch über FEAR FACTORY stehen. Oder um den bedeutungsschwangeren Text des Titelsongs zu zitieren: "the soul of this machine has improved"! Sehe ich genauso.
NASHVILLE PUSSY sind seit vielen Jahren Garant für eingängigen Rotzrock, der die skandinavische "Konkurrenz” locker in die Tasche steckt - bis auf wenige Ausnahmen vielleicht. Aber mittlerweile zahnlose Glamer wie Backyard Babies haben der geballten Power des Ami-Quartetts nicht viel entgegenzusetzen. NASHVILLE PUSSY sind hart, schnell, laut und rotzig - so muss eine Rockband klingen! Auf ihrem Longplayerdebüt scheren sich die Amis nicht um Konventionen und rocken sich straight durch die Songs, Pausen zwischen den Songs gibt’s nicht und lahme Emo-Balladen auch nicht. Stattdessen regiert die Röhre Blaine bei Songs "Go Motherfucker Go" oder "5 Minutes To Live". Seine Frau und Sexbombe Ryuter entlockt ihrer Gitarre genau die Riffs und Melodien, die einen Rocksong groß und eingängig machen. Und damals war noch Corey mit an Bord, die 2-Meter-Bassfrau. Gäbe es einen Starschnitt von ihr, würde der bei uns in der WG hängen. Purer Sex, die Frau! NASHVILLE PUSSY pflegen einen ganz eigenen Humor, was beim Cover und Titel der Scheibe schon anfängt und bei Texten wie "First I Look At The Purse" aufhört. Gibt auch nachdenkliche Texte wie bei "Fried Chicken And Coffee" (dafür gab’s sogar nen Grammy), aber meistens regiert ungezügelte Lebensfreude, mitreißender Rock und einfach nur gute Laune. Das ist Partymucke, das ist Rock, das ist geil!
Hey kaum zu glauben den guten alten WOLF MAAHN gibt’s tatsächlich auch noch und die CD ist gar nicht mal so schlecht oder besser so seicht wie erwartet! Nach insgesamt über 20 jähriger Karriere und zuletzt über vier Jahren Pause schimpft sich das aktuelle Werk etwas metaphorisch "Zauberstrassen" wobei aus 40 Songs, die sich thematisch mit "Frauen und Städten" (so der Untertitel des Albums) ausgewählt und schließlich elf Tracks übrig geblieben sind. Stilistisch ist Wolf Maahn endlich wieder stärker zu seinen Wurzeln nämlich erdigen, melodischen Rock wie er ihn schon seit Anfang der 80er Jahre damals noch mit den DESERTEUREN absolut hörenswert praktiziert hat, jetzt in 2004 erfolgreich zurückgekehrt. Glücklicherweise hat er endlich alle Experimente sowie sonstige musikalische Sperenzchen vergangener Jahre, mit u.a. recht schwülstigen Soul, komplett über Bord geworfen. Wäre da nicht, der für meinen Geschmack, der manchmal etwas zu oft eingesetzte Drumcomputer ("Mach’ Es Deins"), der an manchen Stellen einen (zu) deutlichen Popeinschlag aufkommen lässt, man könnte fast sagen Maahn knüpft an solch hervorragende Alben wie "Rosen Im Asphalt" ohne großen Versatz wieder an, natürlich in einem modernem Soundgewand und mit gut abgestimmter Produktion. Trotz der erwähnten kleinen Kritikpunkte ist "Zauberstraßen" eine insgesamt echt gelungene CD mit melodischen Rocksongs geworden, die aber auch in besonderem Maße von den außergewöhnlich poetischen Texten zehrt. Wolf Maahn lebt seine Musik, dies hört man deutlich heraus, er besitzt eine Stimme mit hohem Wiedererkennungswert sowie Ausdruck gleichermaßen und präsentiert seine Songs mit großer Leidenschaft. Inhaltlich wird hier erfrischend und nicht wie heutzutage üblich mit dem Dampfhammer munter drauf losgegangen, es gibt auch keine plakativ leeren Worthülsen sondern reale Geschichten oder besser fein beobachtete Zustände (u.a. "Grüße Vom Mond"). mitten aus dem Alltag unserer aller Fun-Gesellschaft. Als gelungener Opener auf ZAUBERSTRASSEN eröffnet zunächst das etwas schleppende "Eins für die Schwärmer" wobei neben einem pumpenden Bass relativ elektronische klingende Trance Sounds verwendet werden paßt aber trotzdem gut zusammen. Die restlichen Tracks sind dann in der Mehrzahl doch betont rockiger bzw. gitarrenlastiger ausgefallen und haben einen tollen Groove, für die ein oder andere Ballade wird dabei auch die Akustische verwendet. Für mich kommen die Highlights der CD gleich hintereinander als da wären das mit SANTANA Riffing sowie tollen Ethno Toch daherkommende "Karima", "Kathedralen der Zahlen" mit Klasserefrain sowie catchy Chorarrangements sowie das mitreissende "Schlüssel, der zum Himmel passt". Mein Kompliment an WOLf MAAHN - ein schönes Album zum genauer Hinhören.
O.K. ich muß zugeben wäre diese CD bei der Mutter aller mittlerweile 16€ Normalo-CD’s nicht gerade für wesentlich weniger im Angebot gewesen und hätte ich nicht unbedingt die wirklich super adaptierte und mit tollem Groove versehen Coverversion "It’s My Life" (für unsere jüngeren Leser im Original von TALK TALK) haben müssen, dann wäre "The Singles 1992-2003" von NO DOUBT ganz sicher nicht in meinem Bestand gelandet. Doch die Bezeichnung wurde schon bewußt ganz richtig gewählt, denn von Greatest Hits könnte man bei dieser Band auch nicht sprechen, da Songs in dieser Kategorie gba´s bisher (noch) nicht so viele. Die Band gibt’s zwar schon seit Anfang der 90er Jahre doch erst mit "Don´t Speak" (1995) gelang der unerwartete große weltweite Durchbruch. Von dem dazugehörigen wirklich guten "Tragic Kingdom" Album sind daher auch gleich fünf Tracks vertreten. Geprägt wird die Musik dieses Vierers natürlich von der Stimme ihrer äußerst wandlungsfähigen Sängerin Gwen Stefani die mal Vamp, mal Luder, mal Krankenschester aber stets adret (zumindestens in den stets originellen Videos der Band) nicht nur optisch äußerst ansprechen kann. Aus Kalifornien stammend lassen sich NO DOUBT stilistisch tatsächlich in keine eindeutige Schublade pressen. Diese irre Mischung aus Rock, Ska, Reggae, Pop und Punk Elementen hat nachhaltig den Sound von No Doubt über die Jahre geprägt, dies hört man gerade bei dieser Rückschau deutlich durch. Der Nachfolger des Chartbreakers "The Return Of Saturn" hatte zwar keine Hits aber dennoch gute Songs zu bieten. Ganz im Gegensatz dazu und für mich deutlich zuviel des guten, kam dann das grausam Hip Hop lastige aus 2001 stammende (Mach-) Werk "Rock Steady" - doch der Erfolg bei der MTV & VIVA Generation mit vier Singleauskopplungen u.a. das nervige "Hey Baby" (ist hier gleich zweimal vertreten wobei mir der alternative Mix sogar noch einigermaßen gefällt!) haben der Band kommerziell auf jeden Fall recht gegeben. Mit dem schlichten aber gelungenen "Running" befindet sich dann aber doch noch ein guter Song von diesem Album mit drauf. Ganz im Gegensatz dazu wieder der letzte Track der noch vom Erstlingswerk herrührt sich " Trapped In a Box" schimpft und nach schlimm schräger Katzenmusik zum davonlaufen klingt - macht also insgesamt drei Totalausfälle bei 15 Liedern, geht gerade noch so. Also zukünftig bitte auf sämtliche "Kniekehlenhosen" Einflüsse bzw. Experimente komplett verzichten und wieder mehr guten Rock machen - so lautet mein aber wahrscheinlich unerhört bleibender Wunsch für das nächste reguläre Album an die Band.
Die Jungs aus New Jersey hätten es sich bei ihrem jüngsten relativ leicht machen und einfach, um mal wieder um ein paar Dollar in die leeren Kassen zu spülen, eine Standart "Best Of .." raushauen können. Aber BON JOVI gehen einen anderen, vor allem viel mühevolleren Weg. Die aktuelle Scheibe "This Left Feels Right" ist zwar keine "Unplugged" CD wie uns etwa der Aufkleber glauben machen will, sondern eine Zusammenstellung von Hits, die allesamt komplett neu eingespielt sind. Wobei das eigentlich entscheidende dabei ist, dass diese Versionen allesamt komplett mit neuen Arrangements versehen, teilweise eine etwas andere Melodieführung erhielten und die Instrumentierungen komplett neu gestaltet wurden. Alleine schon deshalb wird dieses Werk sicher nicht die uneingeschränkte Zustimmung, vor allem der etwas konservativeren, Fans bekommen - alle diejenigen, die auf die originalen Songs bestehen oder bei Konzerten schon die geringste Abweichung bzw. Improvisation als Gotteslästerung verstehen, brauchen hier gar nicht mehr weiterlesen oder gar über einen Kauf nachdenken. Hier wird also nicht nur einen auf Wandergitarre sowie Tamburin gemacht, sondern unter größtmöglicher Beibehaltung von Melodie bzw. Grundstruktur hat man die Songs ohne jeglichen Stadionrockballast neu eingespielt. Da kann es schon vorkommen daß aus einer schnellen Partyhymne wie "It’s My life" eine wunderbare Ballade wird oder TripHop-mäßige Beats u.a. bei "Keep The Faith" unterlegt werden. Daher wird "This Left Feels Right" polarisieren wie schon lange keine BON JOVI Scheibe mehr. Zwar konnte auch nicht jede Neufassungen selbst bei mir auf Anhieb sofort überzeugen u.a. das gewöhnungsbedürftig "Wanted Dead Or Alive". Aber nach mehrmaligen Durchhören überwiegt doch die Erkenntnis "Hey das hat was - klasse gemacht". Besonders das ultracoole "Livin´ On A Prayer" mit toller Sängerin oder dass lässige in einer Art "Hit the Road Jack"-Version dargebrachte "You Give Love A Bad Name" sind klasse geworden. Auch das ansonsten eher durchschnittliche "Everyday" gewinnt in seiner neuen Art und ist so besser als das Original. Von der Auswahl her wären mir zwar einige der ältere Zoten von den ersten beiden Alben im neuen Gewande lieber gewesen, andererseits hat man positiverweise von den eher schwächeren und seichten Solowerken des Bandleaders nichts mit draufgepackt. Und mal ehrlich: Wer braucht schon zum x-ten Male die abgelutschten Versionen von "Bed Of Roses" oder "Always" - diese Songs sind zwar immer noch Balladen geblieben, erstrahlen jetzt aber in komplett neuem Licht und wirken so viel frischer- die Normalversionen kommen dagegen jetzt doch ziemlich angestaubt daher. Daher für mich ein gelungenes Experiment!