Wer in den neunziger Jahren durch Lacuna Coil seine ersten Erfahrungen mit Female-Metal machen durfte und irgendwie die Aufbruchsstimmung dieser Zeit vermisst, der ist bei den Griechen JADED STAR und ihrem Output „Realign“ goldrichtig. Sehr modern präsentiert sich die Band um Frontfrau Maxi, die schon ihre Sporen bei VISIONS OF ATLANTIS verdienen durfte. Weibliche Vocals treffen auf eine spielfreudige Band, die sich auch gerne mal in härteren Gefilden austobt. Apropos Härte – Frontfrau Maxi hat genug Power in der Stimme, da hätten die eingestreuten Growls gar nicht sein müssen. Fernab von Opern und Epic kann sich Maxi in einer eher angriffslustigen Laune präsentieren - und dies tut den Songs gut. Gerne wird natürlich auch die gefühlvolle Seite der Vocals verwendet, aber dies immer passend und an den richtigen Stellen. Natürlich sind Keyboard, diverse Loops und theatralische Ausflüge fester Bestandteil der Musik, aber niemals wird das eigentliche Ziel aus dem Auge verloren – ein JADED STAR-Song muss sich im Gehirn festfressen, und diese Hürde meistert die Band spielend. Geschuldet ist dies dem klassischen Strophe-Refrain-Schema, welches die Band gerne nutzt. Aber keine Angst, wir befinden uns hier definitiv nicht in CREMATORY-Gefilden.
Schon im ersten Song „Female Fronted“ werden alle Intentionen der Band ganz klar geklärt. Mit einem Augenzwinkern wird das Klischee der Operntussi, die zufällig auf eine Metal-Band getroffen ist, ad absurdum gestellt. Diese Einstellung gefällt und bringt der Band gleich Bonuspunkte. Es riecht halt alles mehr nach schweißtreibender Arbeit und nicht nach einer humorlosen Theateraufführung. Mehr Band und weniger Egotrips scheint hier die gelebte Devise der Griechen zu sein.
Natürlich wird auf „Realign“ der Gothic Metal nicht neu erfunden, aber die Bodenständigkeit kann einfach überzeugen. Hier wurde kein Instrument zu sehr in den Vordergrund gestellt, und somit ist die gesamte Band der Gewinner. Maxi liefert einen sehr guten Job ab, aber ohne von der Band als Aushängeschild benutzt zu werden. Die Band kennt genau ihre Stärken und spielt sie gekonnt aus, und somit wird ein homogenes und durchaus gutes Ergebnis erzielt. Für mich ist die Scheibe ein gelungener Ausflug in die neunziger Jahre, und ich kann somit jedem geneigten Hörer „Realign“ bedenkenlos ans Herz legen.
Es gibt zwei Sorten von Death Metal-Fans. Wir haben auf der einen Seite die klassischen AUTOPSY-Hasser und auf der anderen Seite die Death Metal-Fans, die diese Spielart einfach kapiert haben. Die erste Fraktion kann jetzt gerne das Kreuzchen am oberen, rechten Rand benutzen. Fraktion zwei ist herzlich eingeladen, sich auf eine blutige Reise nach Chicago einzulassen.
Ein AUTOPSY-Live-Album macht Sinn, da man nach über 30 Jahren Banderfahrung und unzähligen Konzerten genug Material und Routine sammeln konnte um endlich ein erstes Konzert auf Silber oder Vinyl den Massen zum Fraß vorzuwerfen. Auf knapp 66 Minuten bieten AUTOPSY einen gelungen Querschnitt ihres bisherigen Schaffens und nutzen, laut eigener Aussage, einen Triumphzug im Chicagoer Club „Reggies“. Was als spontane Aufnahme, ohne größeren Hintergrund geplant war, manifestiert den heutigen Status von AUTOPSY innerhalb der Death Metal-Szene. Zum Gelingen des Konzertes haben, laut Bandaussage, auch das legale Weed in Chicago beigetragen. Ich bewerte dies an dieser Stelle mal lieber nicht. In jedem Fall kann man sich auf ein sehr direkt produziertes Album einstellen, das alle Trademarks eines AUTOPSY-Live-Gigs bestens rüberbringt. Besonders das Publikum scheint an diesem Abend besonders gute Laune gehabt zu haben. Das Wechselspiel zwischen Band und Publikum ist in jedem Fall so gut eingefangen, dass man sich an der heimischen Stereoanlage fast wie in einem versifften und überfüllten Club fühlt. Überfüllt war zu dem Zeitpunkt der Aufnahme noch kein Stigmata, da die Aufnahme kurz vor dem Lockdown (im Frühjahr) getätigt wurde.
AUTOPSY klingen auch in 2020 unverändert nach Chaos, Ekel und Perversion. Besonders gespannt war ich auf den neuen Song „Maggots In The Mirror“, der aber zum Glück keine Überraschung bietet. AUTOPSY sind keinen Millimeter von ihrem Konzept abgerückt und bieten auch in diesem Stück eine Mischung aus zähem Todesblei und leichten Crust-Ansätzen. Dazu die Stimmgewalt von Sänger Chris, und fertig ist eine Lektion in Sachen Death Metal, gepaart mit echter Brutalität und einem Schuss Gemeinheit. Songs wie „Arch Cadaver“, „Torn From The Womb“ und „Fleshcrawl“ können einigen Newcomern noch immer das Fürchten lehren, und AUTOPSY sind ganz exquisite Lehrmeister. Der Sound ist, wie aber auch bei allen AUTOPSY-Studioalben, Geschmackssache. Für mich klingt es sehr authentisch und wenig nachbearbeitet, obwohl beim Mastering mit Wes Benscoter (SLAYER, NILE, KREATOR) ein sehr erfahrener Mann an Bord geholt werden konnte.
Mir machen die 18 Stücke einfach Spaß, und die 66 Minuten vertonter Räudigkeit vergehen wie im Flug. Was soll ich sagen? Buy or die!
Früher war alles besser! Dies dürfte sich James McBain bei der Gründung von HELLRIPPER gedacht haben und schuf das Album „The Affair Of The Poisons“. Hier wird ziemlich tief in der Gruft gebuddelt. Ein dreckiger Bastard aus MOTÖRHEAD, VENOM und gut abgehangenem Speed Metal dröhnt durch die Boxen. Man drückt aber nicht nur auf die Tube, sondern hat auch einige messerscharfe Lead-Gitarren im Gepäck, die Songs wie „Vampires Grave“ oder „Hexennacht“ zu ruppigen Hits manövrieren. Auffällig sind die Vocals von McBain, die immer mit einem dezenten Halleffekt unterlegt sind und die acht Songs in ein noch tieferes Underground-Gewand kleiden. Natürlich darf auf einem solchen Retro-Album der Sound nicht zu glatt poliert sein, und somit trumpft „The Affair Of The Poisons“ mit einem klaren und satten, aber niemals polierten Gesamtsound auf. Hier ist die Gesamtlösung stimmig und durchdacht auf Vinyl und Silber gebracht worden. Natürlich darf eine Kassetten-Version auch nicht fehlen.
Das Zweitwerk des Schotten-Fans klingt eigentlich gar nicht nach einer selbstproduzierten One-Man-Show. Für mich klingt „The Affair Of The Poisons“ eher nach einer eingespielten Band, die einfach Lust auf humorlosen und schnörkellosen Stahl hat. Die Ernsthaftigkeit der Angelegenheit wird innerhalb der Songs in jedem Fall immer beibehalten, und somit wird der Retro-Style konsequent beibehalten und zu einer ganz starken Scheibe geformt. Natürlich wird hier nichts neu erfunden, aber wer will das schon? Die mitgelieferten Texte werde ich in diesem Review mal mit dem Mantel der Liebe bedecken. In jedem Fall sollten alle 80er- und early 90er Banger bedenkenlos zugreifen und einen Höllenspaß erwerben. HELLRIPPER werden es Euch danken.
Aus dem schönen Süden Deutschlands kommen BLACKEVIL, die sich eine rotzige Mischung aus Thrash- und Black Metal auf die Fahne geschrieben haben. Die zweite Longplayer „Forever Baptised In Eternal Fire“ bietet einen sauberen Sound, der aber niemals den räudigen musikalischen Hintergrund der Band vergessen lässt, einen bitterbösen Sänger, der mich oft an SODOMs Tom Angelripper auf ultraevil erinnert und den Willen einer Band, einen bestens lärmenden Bastard aus oben genannten Spielarten zu kreieren.
Gute Grundvoraussetzungen sind also gegeben um aus dem Album eine denkwürdige Abrissbirne einzuprügeln, und das ist den Jungs definitiv gelungen. Mit dem sich langsam aufbauenden „1943“, möchte ich gleich mit einem Song beginnen, der sofort alle Trademarks von BLACKEVIL aufzeigt. Der Song steigert sich härtetechnisch in ein wahres Thrash-Inferno und geizt nicht mit dominanten Lead-Gitarren, die den Song härtetechnisch und musikalisch in eine Old School-Hymne verwandeln. Ein mehr als gelungener Song, der wirklich alle Facetten eines gelungenen Metal-Songs beinhaltet und die spielerische Klasse der Band eindrucksvoll unter Beweis stellen kann. Das ist wirklich mal kein Thrash von der Stange, sondern von Herzen, und da sollte er auch herkommen. Ich hoffe, hier fühlen sich mal einige Bands angesprochen!
„Black Fire Tornado“ kommt in jedem Fall gleich auf den Punkt, und das ist auch gut so. Der Song peitscht nach vorne, und Sänger Abyss glänzt mit seinem markerschütternden Gesang. Das klingt tatsächlich evil und grandios zugleich. Wie auch in allen folgenden Songs können alle Tracks durch geniale Hooks glänzen, die besonders live beim Publikum zum Abschädeln und Mitfeiern einladen werden. Die Songs ziehen mit ihren hypnotischen Melodien und dem brutalen Riffing den Hörer in den Bann und lassen über die ganze Spieldauer keine Langeweile zu. Mit dem Titelsong „Forever Baptised In Eternal Fire“ ist wieder Vollgas angesagt. Erinnert der Song zu Beginn an einen alten METALLICA Song, der dann in doomige Death-Gefilde abdriftet, gibt man aber in der Mitte wieder Stoff und man haut dem Hörer die Riffs nur so um die Ohren. Der Gesang von Abyss wirkt besonders bei diesem Song wirklich böse und extrem authentisch, während ein feiner Gitarrenpart in der Mitte des Songs das Tempo gekonnt vermindert um dann wieder in feinster Black/Thrash-Manier fortzufahren. So muss das sein, und so ist das gut.
Um Abwechslung muss man sich bei BLACKEVIL keine Gedanken machen, und wer einen Kracher wie „Pestkarren“ auf seinem Album sein Eigen nennen kann, der braucht sich vor der Konkurrenz eh nicht zu verstecken. Eine wahre Perle und ein echter Ohrwurm.
Eine wirklich vielversprechende Band, die mit ihrer traditionellen Grundausrichtung und ihrem kompromisslosen Sänger noch eine große Zukunft vor sich haben wird. Der Acker ist mit „Forever Baptised In Eternal Fire“ bestens bestellt – jetzt wird es Zeit zu ernten! Thrash-Feinkost!
Etablierte israelische Bands im Rock und Metal fallen mir nicht so viele ein. Da gibt es Aviv Geffen, der zusammen mit Steven Wilson BLACKFIELD bildet, und natürlich ORPHANED LAND. Somit haftet der aus Tel Aviv stammenden Band TOMORROW'S RAIN schon etwas exotisches an. "Hollow" ist ihr Debüt, und geboten wird eine Melange aus Doom/Death und 80er Jahre Gothic Rock. MY DYING BRIDE, SWALLOW THE SUN, PARADISE LOST und nicht zuletzt DRACONIAN, die u.a. auch partiell als Gastmusiker mitwirken, geben gut die Richtung vor, die TOMORROW'S RAIN beschreiten.
"Trees" eröffnet verhalten dunkel, spärlich instrumentalisiert, von Sänger Yishai Sweartz mehr gehaucht als gesungen, bevor es sich gegen Ende kraftvoll und muskulös zeigt. Das darauffolgende "Fear" ist ähnlich gestrickt; hier gefallen die leidenden und gebrochen wirkenden Gesangspassagen, die an MY DYING BRIDE mahnen. Das Album beeindruckt mit seiner dichten, dunklen Atmosphäre sowie einer transparenten und feinsinnig anmutenden Produktion. Manches Mal "stört" eine schnellere, wütend wirkende Passage die Ruhe, doch meist bleibt das Kollektiv seiner eher verhaltenen, ausschweifenden und erzählerischen Linie treu. TOMORROW'S RAIN orientiert sich an den überragenden Bands des Genres, macht dies mit Hingabe und Talent, bereichert oder ergänzt deren Richtmarken und Sound aber nicht. Die einzige und großartige Ausnahme ist das wunderbare und völlig veränderte, rein akustisch dargebotene und in hebräischer Sprache gesungene "Fear" als Bonus Track.
"Hollow" ist sowohl musikalisch als auch produktionstechnisch detailverliebt, aufwändig und liebevoll umgesetzt. Auch visuell wird dem Hörer einiges geboten (das CD-Album ist mehrseitig zu einem Kreuz aufklappbar, inklusive Texte). Somit kann man dem Debüt der aus Israel stammenden Band nur applaudieren - Masel Tov TOMORROW'S RAIN!
Ja, wie geil ist das denn bitte!? Ein neues DEEP PURPLE-Album!
2020, so kann es dann bitte weitergehen.
Also die Anlage aufgedreht, und los gehts.
Der Opener "Throw My Bones" könnte nicht besser gewählt werden. Von Beginn an rockige Gitarren, klassische Purple-Keyboards, wunderbare Melodien, Prog-mäßige Breaks und ein wunderschönes Gitarrensolo... Dazu noch die (für mich jedenfalls überraschend) sehr kräftigen Vocals . Ein Fest für jeden Fan von Rockmusik und nicht nur DEEP PURPLE-Fans.
Auch bei "Drop The Weapon", wurde der Fuß nur leicht vom Gas genommen. Dafür kommen jetzt noch Groove und die berühmte Orgel dazu. Wieder ein super Arrangement, klasse Solo und spitzen Refrain, natürlich mit einer typischen Message zum Pazifismus. Der wird live gespielt!
"We Are All The Same In The Dark" ist dann eine sehr klassische Rocknummer als dritter Song, nicht ganz so komplex, aber gut anzuhören.
Stilistisch kann ich mich dann bei "Nothing At All" gar nicht festlegen. Ein bisschen Prog, aber eine sehr fröhliche, ja irgendwie herzerfrischende Hauptmelodie und hat im Refrain schon fast etwas von einer Hymne und wurde bereits erfolgreich als Single vorab veröffentlicht.
In "No Need To Shout" liegt der Schwerpunkt wieder deutlich auf dem Groove. Im Refrain, der sich gut mitsingen lässt, gibt es noch kräftige Unterstützung von einigen Sängerinnen.
Die bluesigen Gitarren und Klavier-Soloeinlagen geben den Song eine zusätzliche, fast schon gospelartige Note. Was sehr schön zum nächsten Song überleitet.
Etwas ruhiger und zurückgenommen ist dann nämlich "Step By Step". Mit Kirchenorgel und Melodien in eben solchen Tonarten. Paganini hätte sein Freude daran gehabt.
Purer Rock´n´Roll in "What The What", während ich dann in "The Long Way Round" meine, sogar Country-Gitarren rausgehört zu haben. Außerdem gibt es noch ein irres Synthesizer-Solo, aber irgendwie passt das alles super zusammen.
Mystische und sphärische Klänge bekommen wir auch noch von den Herren geboten. "The Power Of The Moon" ist dann schon ein klassischer Prog-Song.
Man bleibt bei "Remission Possible" beim Prog, und es ist ein geniales Intro für "Man Alive". DREAM THEATER werden hier vor Neid erblassen, denn DEEP PURPLE zeigen einmal allen, wie das mit dem Prog richtig geht. Anspieltipp und dabei bitte für ausreichend Lautstärke sorgen. Monumental.
"And The Address" ist dann eine bluesige instrumentale Rocknummer zum Zurücklehnen und entspannen.
Das Meisterwerk endet mit "Dancing In My Sleep". Wieder weibliche Verstärkung im Refrain, klanglich hat man hier ein wenig experimentiert, und jeder zeigt nochmal, was er an seinem Instrument drauf hat.
Sehr stark, und man fragt sich jetzt eigentlich nur noch, wann kann man das endlich alles live erleben, Entspannung und gute Laune, eben echte DEEP PURPLE-Magie.
Ich habe da ein leises Gefühl wo die Platte in den Charts einsteigen wird.
Die Hessen WARLUST wollen es nach ihrem ersten Album „Morbid Execution“ nochmal so richtig wissen. Im Fahrwasser von Bands wie DESTRÖYER 666, DISSCETION und DESASTER holzen Vocalist/Gitarrist Necromancer und Kumpane acht Songs mit ihrer eigenen Interpretation des Genres Black-Death-Warmetal unbarmherzig dem Hörer vor den Latz.
Die musikalische Zerstörung beginnt erst ganz entspannend mit dem Introsong „Death Created Time“ um dann mit „I Spit On Your Grave“ die Messlatte gleich in höheren Regionen anzulegen. Mal wird crustig durchgeprügelt, um dann in DISSECTION-Gitarrenparts überzugehen. Das Ganze wird von der Stimme von Nuktemeron ganz exzellent in Szene gesetzt, da nicht mit leichtem Hall und einer gewaltigen Menge vertontem Rotz gespart wird, was der Musik hörbar gut tut. Teilweise erinnert mich dies alles ein wenig an das Hammeralbum „Rise Of The Serpent Men“ der Götterband AXEGRINDER oder dem Debüt von TIAMAT, „Sumerian Cry“. Die Stimme kann einfach alles, und auch mit einem gut gesetzten "…Uuaaaaah…" wird nicht gespart. Man kann also von dieser Warte erkennen, das hier viel richtig gemacht wurde.
„In The Shadow Of The Alchemyst" fängt sehr straight an und mündet in einen Thrash-Part, der von einer gefälligen Lead-Gitarre unterstützt wird. Danach wird wieder das Gaspedal bis zum Anschlag durchgetreten um dann mit einer cleanen Gitarre ein wenig Abwechslung in die wilde Fahrt zu bringen. Definitiv ein sehr abwechslungsreicher Song, in welchem fast neun Minuten absolut spannend gefüllt werden. Weiter geht’s mit „My Final Sacrifice“, welches mit halbverzerrten Gitarren beginnt um dann langsam in einen schönen, bangkompatiblen Part überzugleiten, der final in ein Prügelinferno mündet. Auch hier setzen die Vocallines einige Ausrufezeichen, und man driftet musikalisch auch gerne mal in reine DISSECTION-Black Metal-Parts ab. Sehr gefälliger Song, der live seine ganze Macht entfalten wird. „Primal & Divine“ beginnt schön groovig, und dann zeigen die Musiker, wie man heutzutage eine gewisse Portion Schmerz und Wut bestens vertont. Innerhalb des Songs passiert sehr viel, und trotzdem behält man immer einen roten Faden im Blickfeld, damit das Lied konsequent nachvollziehbar bleibt. Mit „The Burning Eyes Of Satan“ kommen wir zu einem typischem WARLUST-Thrash/Black-Song, der zwar kein echtes Highlight zu bieten hat, aber Alles im Allem eine mehr als runde Sache ist. Ein echtes Highlight folgt mit „To Fall Apart“. Hier zeigen WARLUST nochmals alle Krallen und rasen durch acht Minuten vertontes Chaos. Konsequent wird mit Thrash-Riffs in Kombination mit sägenden Gitarren geschickt gearbeitet und definitiv ein wahres Metal-Feuerwerk abgeschossen. Gutklassig endet das Album mit „Wolvewhore“, welches den Nacken stark belasten und dem geneigten Hörer ein satanisches Grinsen ins Gesicht zaubern wird.
„Unearthing Shattered Philosophies“ ist ein sehr ambitioniertes Werk geworden, welches jedem Fan von kompromisslosem Metal ein Missionsfest sein wird. Mir persönlich fehlen im musikalischen Bereich noch ein wenig die Alleinstellungsmerkmale. Ohne die zwingenden Vocals wäre die Musik leider zu austauschbar und eindimensional. Hier zeigt sich, welchen enormen Stellenwert ein prägender Gesang auf ein ganzes Album haben kann. Im instrumentalen Bereich fehlen einfach noch ein paar Auflockerungen um die rasanten Parts so richtig in Stellung zu bekommen. Natürlich ist dies Meckern auf höchstem Niveau und soll der Band nur aufzeigen, wie man noch mehr zur eigenen Identität finden könnte. Alles in Allem ein wirklich gutklassiges Album, welches der Zielgruppe einen Kauf wert sein sollte. Allen Anderen wird geraten, wenigstens mal ein Ohr zu riskieren um in die Welt von WARLUST einzutauchen. Mit ein wenig mehr Abwechslung im Songwriting erwarte ich mit dem nächsten Album ein echtes Highlight von der Band! Die Vocals können und müssen bitte so bleiben!
Die 90er Jahre waren, wie kaum ein anderes Jahrzehnt, von nur einer Musikrichtung dominiert, dem Grunge. Folglich taten sich leider viele Metal- oder Hardrock Bands schwer, die ein oder andere blieb auf der Strecke oder rutschte in eine Schaffenskrise.
Als das neue Jahrtausend begann und der Grunge verschwand, hinterließ er aber nicht nur verbrannte Erde, sondern eine Handvoll Bands erstanden aus der Asche und kombinierten, was lange Zeit als nicht kombinierbar galt. THREE DOORS DOWN, STAIND, NICKELBACK, THE CALLING oder SHINEDOWN kreierten einen Musikstil der Metal und Hardrock mit Grungeelementen mischte: den Post-Grunge oder Modern Hardrock.
In genau dieser Spielecke vergnügen sich die Waliser THOSE DAMN CROWS, deren seltsamer Name übrigens vom Vater des Drummers Ronnie Huxford stammt. Jener, selbst als Musiker mit Shirley Bassey, Dusty Springfield und P.J. Proby tätig, ärgerte sich beim Füttern der Vögel im Garten über die Krähen. Das Quintett fand 2014 in Bridgend (Wales) zusammen und hat bisher ein Album mit dem Titel “Murder And The Motive“ 2018 veröffentlicht. Herzstück der Kombo ist der, über jeden Zweifel erhabene, Sänger Shane Greenhall, der mit seiner warmen, weichen Stimme ein ums andere Mal Gänsehaut zu erzeugen vermag. Ich habe schon lange keine Stimme mehr gehört, die mich so in ihren Bann gezogen hat. Leichtfüßig wechselt er von ruhig auf laut, von gefühlvoll auf ekstatisch, von melodisch auf energetisch, bleibt dabei aber immer kraftvoll. Die Musik strotzt gerade so vor Spielfreude und Leidenschaft, so dass es nahezu unmöglich ist, sich ihr zu entziehen. Ich für meinen Teil, kann es kaum erwarten, diese unglaubliche Energie live zu erleben, denn genau dafür scheint diese Musik gemacht. Die Gitarren fungieren hierbei als erdendes Element und werden meist am oberen Ende des Griffbrettes bedient. Der Bass liefert den roten Faden, um den herum sich das Ensemble gruppiert. Alle agieren gleichbedeutend, ähnlich einer Quadriga mit Shane als Lenker, deshalb sucht man auf der Platte ein Gitarrensolo vergebens. Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, keinen der Titel hervorzuheben, da jeder Song für sich eine kleine Perle darstellt, aber die Ballade “Never Win“ hat mich als alten Headbanger doch außerordentlich gepackt. Vom Einstieg lediglich mit (echtem) Klavier und Stimme bis zum euphorischen Höhepunkt, spielt diese in einer anderen Liga. Mit ein wenig Glück und gutem Marketing, sollte man dieses Stück in den nächsten Wochen eigentlich im Radio rauf und runter hören können.
Veredelt wurde “Point Of No Return“ soundtechnisch außerdem auf aller höchstem Niveau von keinem geringeren als Colin Richardson (z.B. BULLET FOR MY VALENTINE, MACHINE HEAD) und dem großartigen Andy Sneap (z.B. JUDAS PRIEST, TRIVIUM, MEGADETH).
Hier sind Jungs am Werk, die nur so vor Tatendrang und Ideen strotzen und wer ein bisschen was mit geradlinigem Rock anfangen kann, sollte – nein muss sich diese Scheibe zu Gemüte führen. Am Besten rein ins Auto, Musik laut und Gas!
Die Eingangs genannten Bands mögen zwar zu den Vorbildern dieser Truppe zählen, THOSE DAMN CROWS stehen diesen aber in nichts nach, ganz im Gegenteil.
Die spanischen Black/Death-Metaller BALMOG sind definitiv keine Newcomer-Band und können auf eine langjährige Bandkarriere zurückschauen. Nach Gründung der Band im Jahr 2003 konnte man bisher drei Alben, drei EPs und sechs Splits mit diversen Bands aufweisen und war auch im Tour-Bereich recht aktiv.
Mit „Pillars Of Salt“ bringen BALMOG nach dem starken Album „Vacvvm“ (2018) eine weitere EP auf den Markt, welche einen einzigen, gleichnamigen 18-minütigen Song beinhaltet.
Die drei Bandmitglieder Balc, Virus und Morg machen es dem Hörer nicht immer leicht. „Pillars Of Salt“ beeindruckt mit einer wilden Mischung aus Black- und Death Metal. Doch so leicht wollen es uns BALMOG nun auch nicht machen. Es wird bewusst auf eine musikalische Eigenlimitierung verzichtet. Dies bedeutet, dass man auf „Pillars Of Salt“ nicht nur treibenden Black/Death findet, sondern sich auch gerne mal bei den Stilrichtungen Dark Rock, Gothic oder auch dem traditionellen Heavy Metal bedient. Gearbeitet wird mit klassischem Gegrowle, welches durch Klargesang und geschickt eingesetzte Chöre sinnvoll unterstützt wird. Der gesamte Cocktail wirkt aber nicht wahllos oder lieblos zusammengesetzt. Nein, die einzelnen Stilarten werden geschickt zu einem düsteren und atmosphärischen Gesamtkunstwerk verbunden. In jedem Part, in jeder Minute gibt es etwas zu entdecken. Alte TIAMAT (zu „The Astral Sleep“-Zeiten) paaren sich gekonnt mit BATHORY-Parts, welche auch auf einer „Hammerheart“ hätten stehen können. Dies alles mündet aber immer wieder in eine geschickte Black-Death-Metal-Komposition. „Pillars Of Salt“ ist definitiv keine Scheibe für eine Party oder zum Abfeiern im nächsten Metal-Club. Dafür ist sie viel zu komplex und anspruchsvoll. Erschließen tut sich das Gesamtwerk erst beim konzentrierten Zuhören und hält einen auch beim x-ten Durchlauf noch in seinem hypnotischen Bann.
War Anthem Records haben hier in jedem Fall eine ganz starke Veröffentlichung in der Hinterhand, die jedem Fan der oben genannten Stilrichtungen mindestens ein Ohr wert sein sollte. Es lohnt sich, und bei jedem Hören dringt man tiefer in die Welt von BALMOG ein.
Ich hoffe, dass „Pillars Of Salt“ genug Sand aufwirbeln kann um den Weg für einen ganz starken Nachfolger von „Vacvvm“ zu ebnen, und wir uns höllisch auf einen neuen Full-Length-Release freuen können. Es sei uns gegönnt!
Fast auf den Tag genau zwei Jahre alt ist das letzte Werk der Österreicher HARAKIRI FOR THE SKY, “Arson”, das den bisherigen Höhepunkt der Band-Diskografie darstellt. Deren Haupttexter- und Sänger K.K. betreibt jedoch schon seit 2006 das Ein-Mann-Projekt KARG, das es im Vorfeld bereits auf sechs Alben gebracht hat. An Kreativität mangelt es dem Wiener offenbar nicht, denn auch “Traktat” kommt auf eine Spielzeit von deutlich über einer Stunde und – man mag es kaum glauben – schafft es, diese Zeit, wie oben erwähntes Letztwerk seiner “Band”, zu keiner Sekunde in stupide Langatmigkeit verfallen zu lassen. “Traktat” lebt von seinen langen, monotonen Verzweifelungsorgien, von dauerhafter Tristesse und von einer konsequenten musikalischen Radikalität, die absichtlich polarisiert. Oder anders: HARAKIRI FOR THE SKY agieren ganz subjektiv einen Tick abwechselungsreicher, gar einen Hauch “lebensbejahender” und lassen gerne auch gefühlt mehr Ruhepole einfließen, während KARG – auch gefühlt – noch stärker eine höllisch intensive Abwärtsspirale aufzieht. Klar, das ist ebenfalls kein Black Metal im taditionellen Sinn, und es ist mir bewusst, dass es sehr viele Hörer gibt, denen sich beim Begriff “Post” die Nackenhaare in die Senkrechte begeben, solange es nicht um Briefträger geht. Aber legt man sämtliche Begrifflichkeiten ab und lässt einfach die Musik auf sich wirken, dann nehmen einen depressive Wut-Hymnen wie “Jahr Ohne Sommer”, “Alaska” oder “Grabcholerik” sehr schnell gefangen. Fast noch mehr als “Arson” ist “Traktat” ein Meisterwerk für die einfach nur noch beschissenen Momente im Leben!