LYNYRD SKYNYRD sind eine der Urväter des Southern Rock und obwohl für manche Fans die Band nach dem Tod dreier Originalmitglieder bei einem Flugzeugabsturz in 1977 nicht mehr die Alte war, bis heute eine Institution. Kult schon ihre Triple-Axe-Attacken, mit denen sie schon zu Urzeiten als eine der besten Live-Bands des Genre galten. LYNYRD SKYNYRD sind halt nicht nur „Sweet Home Alabama“. Wer mal „Free Bird“ live erlebt hat, weis wo zum Beispiel Axel Rose & Co. manche ihre herbstlichen Einfälle her hatten. „Live At Rockpalast” bietet die komplette Headlinershow der Band in 1996 auf der Loreley. Das die Band dabei in den 90 Minuten keine Überraschungen bot, dafür aber alle bekannten Hits ist nachzuvollziehen und mit der bekannt guten Rockpalast Bildführung und einem ordentlichen Sound macht das dann auch Spaß. Was aber auch auffällt – obwohl musikalisch alles in grünen Tüchern, LYNYRD SKYNYRD sind eher nichts für die großen Bühnen. Es ist nicht nur die Distanz des Loreley Amphitheaters, die dafür sorgt, dass die Publikumsreaktionen eher verhalten sind. Das Southern Feeling dieser Band verströmt eher in Wiskey getränkten Clubs als auf großen Bühnen, auf denen LYNYRD SKYNYRD leicht verloren wirken. Dafür das Blues und Hardrock, melodiös rauer Gesang und harte, wuchtige Gitarrenparts trotzdem gut passen sorgen aber schon die Bandklassiker.
Die fast schon Bootleg-Aufnahme der drei Songs aus Hamburg in 1974 ist dann auch noch Siebziger Kult pur und ein echtes Highlight. Damals als Vorband der noch nicht so bekannten QUEEN unterwegs zeigten LYNYRD SKYNYRD in der proppevollen, bestuhlten Hamburger Markthalle (von der mal leider nichts mitkriegt) was sie so populär machte. Coole Sache das.
Produziert in 1996 ist das Bildformat 16:9 (Loreley 1996) und 4:3 (Hamburg 1974), Ton kommt wahlweise in DTS, Dolby Digital 2.0 oder Dolby Digital 5.1 daher. Nicht ganz so toll - Bonus und sonstige ist leider Fehlanzeige, hier hätte es ruhig etwas mehr sein dürfen und auch das Booklet gibt bis auf einen Abriss der Rockpalast-Geschichte und den beiden LYNYRD SKYNYRD Auftritten mit 2 Fotos nicht viel her. Daher ist das Ganze dann doch auf Grund der etwas dünnen Ausnutzung des Mediums DVD eine zwiespältige Sache – musikalisch ist das für Southern-Boogie-Fans aber durchaus eine Anschaffung wert.
Interrasant auch der optische Unterschied der beteiligten Protagonisten bei den beiden Auftritten: LYNYRD SKYNYRD Besetzung auf der Loreley In 1996:
Johnny Van Zant -vocals
Gary Rossington - guitar
Rickey Medlocke - guitar
Hughie Thomasson - guitar
Billy Powell - keyboards
Leon Wilkeson - bass
Owen Hale - drums
Dale Krantz-Rossington, Carol Chase (Backing Vocals)
Nachdem die ZZ TOP DVD „Live From Texas“ sich als echter Erfolg entpuppt, wird jetzt von zuständiger Stelle noch die dazugehörige Live-CD nachgeschoben. Zu den 15 Songs (und 76 Minuten Spiellänge) gibt es eigentlich nichts der entsprechenden DVD-Review hinzuzufügen - wer die drei texanischen Kauze nicht kennt hat nämlich sicherlich einen Teil der Rockgeschichte verschlafen. Das vorliegende Livealbum der „little ol’ band from Texas” präsentiert einen Querschnitt ihrer Hits, die meisten davon 25 Jahre und älter und zeigt, das auch Live die Mixtur aus Southern Hard Rock und Blueseinflüsse eine zeitlose Größe darstellt, die jeder Whiskeygeschwängerten Party gut tut. Sollte man allerdings die Wahl haben, ist der geneigte Fan aber mit der gleichnamigen DVD wohl besser bedient. Die zur DVD um 3 Songs abgespeckte Tracklist seht ihr unten:
Wes Borland und Kollegen von NIN und A PERFECT CIRCLE haben sich nach dem gelungenen „Cruel Melody“ erneut im Studio eingefunden, diesmal um eine Coverscheibe einzuspielen. Da ihnen zehn Covertracks aber nicht genug schienen, haben sie noch drei unveröffentlichte Instrumentalstücke und zwei Remixe auf die Scheibe gepackt. Außerdem gibt’s noch eine DVD, auf der drei Musikvideos und eine 90minütige Doku der Tour enthalten sind. Bei den Coversongs ist der Auftakt keine Überraschung, „Forkboy“ von LARD passt zum BLACK LIGHT BURNS-Sound – aber danach finden sich Songs von PJ HARVES (sehr coole Variation von „Rid Of Me“), DURAN DURAN (sehr poppig, sehr kultig) und eine rotzige IGGY AND THE STOOGES-Version. Wes und Co. haben es geschafft allen Songs ihren eigenen Stempel aufzudrücken, ohne das Original völlig zu verfremden. Hier sind Könner am Werk, das wird deutlich. Die Instrumentalsongs können sich ebenfalls hören lassen, sind dabei erstaunlich poppig und chillig, allen voran „Giving In Again“. Zwei interessante Remixe runden ein sehr gutes Album ab, dass die überbordende Kreativität der Combo aufzeigt. Bleibt zu hoffen, dass Wes Borland hier eine neue langfristige Heimat gefunden hat und noch einige BLACK LIGHT BURNS-Scheiben einspielen wird.
01. Forkboy (LARD)
02. So Alive (LOVE AND ROCKETS)
03. Hungry Like The Wolf (DURAN DURAN)
04. Lucretia My Reflection (SISTERS OF MERCY)
05. Rid Of Me (PJ HARVEY)
06. The Art Of Self Defense (JESUS LIZARD)
07. On The Bound (FIONA APPLE)
08. I Am The Sun (SWANS)
09. Blood Red Head On Fire (BIGDUMBFACE)
10. Search And Destroy (IGGY AND THE STOOGES)
11. Drowning Together Dying Alone (unreleased "Cruel Melody" instrumental)
12. Giving In Again (unreleased Cruel Melody instrumental)
Via Bitzcore gab es die „Small Feces“-Doppelpackung von TURBONEGRO-Raritären und B-Seiten bereits vor einigen Jahren, aber da das Teil mittlerweile ausverkauft ist, wird es aufpoliert nochmal auf den Markt gebracht. Zwei Stunden lang gibt es die volle Dröhnung richtig alter Nummern (der jüngste Track ist von 1997), Liveversionen von „Prince Of The Rodeo“, die kultige St. Pauli-Version von „I Got Erection“, Coversongs von Sachen wie "War On The Terraces" (COCKNEY REJECTS) und Überbleibsel von Studiosessions. Alles neu gemastert und trotzdem noch roh und ziemlich ungeschliffen im Vergleich zu den späteren Alben der Norweger. Einige Perlen haben sich in den 42 Songs versteckt, um die Jeansjünger nicht rumkommen, so sie nicht die Originale bereits besitzen. Späteinsteiger in den TURBONEGRO-Sound wird sicher die Pre-Helvete-Ära interessieren, genau wie die Coversongs von ROLLING STONES, BLACK FLAG oder POISON IDEA, um einen Eindruck vom Background der Band zu bekommen. Wie auch immer, eine lohnenswerte Sache!
Fast 40 Jahre sind die Herren Gibbons, Hill & Beard mittlerweile im Musikbiz – und dabei klingen sie fast immer noch wie in den guten alten Siebziger und Achtziger, allerdings sind die Bärte der beiden Frontmänner nunmehr durchgehend grau. ZZ TOP haben es endlich fertiggebracht eine Live-DVD aufzunehmen. Standesgemäß im heimatlichen Dallas – folgerichtig mit dem Titel "Live In Texas". Die Songsauswahl bietet keine Überraschungen und ist eine "Best of" mit ausschließlicher Schlagseite zur Vergangenheit (nur „Pin Cushion“ fällt da aus dem Rahmen, siehe unten). Die Bühnenpräsenz des Trios ist unnachahmlich: rauer Gesang und Southern Rock Blues Atmosphäre lässt einen geradezu einen whiskeygeräucherten Saloon erahnen. Allein der Opener „Got Me Under Pressure“ beamt einen in die Jugend zurück und cooler als die Show zu „Waitin’ For The Bus“ geht’s nimmer. Danach folgen eigentlich genau jene Hits welche der geneigt Fan erwartet und jedweder Rockfreund kennen sollte. Lässig die Show, kein unnötiges Krimskrams auf der Bühne – aber (zum Teil gewohnte) Kleinigkeiten wie wechselnde Gitarren (samt Plüschteil bei „Legs“), Truckauspuffrohre als Mikroständer und ein bemaltes Schlagzeug sollte man schon registrieren. Allein die Freude das mal wider zu sehen hilft darüber hinweg, dass es keine Überraschungen in der Setlist gibt – die einzige, nämlich „Foxy Lady“ von Gitarrengott Hendrix, hat man unverständlicherweise herausgeschnitten und zum Bonussong degradiert. Ansonsten passt das. Den hochwertigen Sound gibt es in Dolby Digital 5.1, PCM Stereo 2.0, Dolby Surround und DTS; die Kameraführung kommt gediegen mit Blick für das Wesentliche daher. Wer ZZ TOP Live gesehen hat, weiß, dass sie eine Liveband sind und keine musikalischen Perfektionisten, aber wen stört’s. Und das alles einen Tick gemächlicher erscheint als Anno dazumal – es sei verziehen. Livehaftige Synchronität von Haupt über Bart und Gitarre/Bass bis zu Line-Dance mäßigen Schrittfolgen in kultverdächtigen Stiefeln sind einfach nur obercool.
Zu den DVD-Features: Neben oben genannten Bonus-Song gibt es dann noch Eindrücke vom Tag („Dallas Show Day“) und bewegte Bilder von einem „Photo Shoot“, sowie ein fiktives, schauspielerisch Verbesserungswürdiges Pokerspiel der älteren Herren, bei dem sie einige Anekdoten und Weisheiten ihres Musikerlebens zum Besten geben. Inhaltlich durchaus interessant und auch mit deutschen Untertitel anwählbar. Man hätte die erste ZZ TOP DVD schon etwas hochwertiger ausstatten können, man denke nur an die unzähligen geilen Videos der Band.
Wes Borland war nach seinem Ausstieg bei LIMP BIZKIT nicht untätig und hat seine kreative Energie in einigen Projekten ausgelebt. Bei BLACK LIGHT BURNS hat er mit Danny Lohner (NINE INCH NAILS) und Josh Freese (A PERFECT CIRCLE) hochkarätige Mitstreiter gehabt, die für Tour-Aktivitäten wohl nicht zur Verfügung stehen werden. Als letzter Name muss noch Ross Robinson genannt werden, auf dessem I Am: Wolfpack-Label „Cruel Melody“ in den USA erschienen ist (Edel Records haben die Lizenz für den deutschen Markt). Da kann ja nicht mehr viel schiefgehen? Richtig. Der punkige Opener „Mesopotamia“ leitet den Hörer in die falsche Richtung, aber schon das folgende „Animal“ geht in die eigentliche BLACK LIGHT BURNS-Richtung: episch, sphärisch, abgefahren. Harte Klänge gibt es kaum, Mr. Borland und Co. setzen den Fokus auf eine ruhigere Atmosphäre, was ihnen dank ihrer exzellenten Fähigkeiten keine großen Probleme bereitet. Egal ob "I Have a Need", "New Hunger" oder "I Am Where It Takes Me“, jeder Song zeigt die Klasse der Band, die eine außergewöhnliche Scheibe erschaffen hat. Die Synties sind bei der Erschaffung der Atmosphäre enorm wichtig und werden gekonnt eingesetzt, während sich Mr. Borland bei der Gitarrenarbeit nicht in den Vordergrund drängt. Und über das Drumming muss kein Wort mehr verloren werden, das ist schlicht grandios. LIMP BIZKIT-Jünger werden ihre Nöte mit „Cruel Melody“ haben, aber für neue Klänge aufgeschlossene Fans dunkler Musik werden die Scheibe lieben!
SCHANDMAUL waren und sind ein Fels in der Brandung. Anders als die anderen „Großen“ der Folkszene wuschen sie weder schmutzige Wäsche, noch kokettierten sie mit Massentauglichkeit oder Medienereignissen. Sie sind eben einfach nur SCHANDMAUL. Und nach dem leichten Durchhänger mit ihrem letzten Album bringt „Anderswelt“ wieder die Art von Musik die man von Ihnen kennt. Wie gewohnt ganz ohne große Veränderungen oder wilde Experimente, endlich sauber druckvoll produziert und im schönen Digipack auch optisch sehr ansehnlich. Verstecken sich die härteren Gitarren beim Opener „Frei“ noch die meiste Zeit, rockt das dunkle „Krieger“ ordentlich und überzeugt trotz recht einfachem Chorus. SCHANDMAUL überzeugen textlich generell am meisten wenn sie die kleinen und frechen Geschichten erzählen in denen sich die echte Tragik erst bei genauem Hinhören offenbart („Missgeschick“). Dramatische Streicher machen manche Parts von „Königin“ hörenswert, „Sirenen“ lebt von weiblichen Vocals im Hintergrund, „Stunde Des Lichts“ wird im Laufe der Zeit gerade in den Instrumentalpassagen unglaublich packend. SCHANDMAUL wirken wieder herzlich und stets ehrlich, „Anderswelt“ fehlt es nicht an guten Songs, wohl aber an einer neuen, live zündenden Hymne von denen Folkbands nunmal auch leben: „Wolfsmensch“ kann hier vielleicht in die Bresche springen, „Zweite Seele“ ist ein gelungener Song dem ich nur etwas mehr Tempo gewünscht hätte - und nur das (kurze) Instrumental „Folkfiddlepunk“ lädt zum Hüpfen ein. „Anderswelt“ ist über weite Strecken melancholisch, der Gesang einmal mehr eine Bank, die mittelalterliche Instrumentierung nie zu aufdringlich, die Härte gemäßigt und die Songs abwechslungsreich. SCHANDMAUL sind ganz eindeutig wieder da – wenn sie jemals weg waren.
Dan McCafferty hat eine benahe unverwechselbare Stimme. Und NAZARETH einen extrem langen Atem, der auch vom Tod Darrell Sweets nicht zu ersticken ist. Das zweite Gründungsmitglied Pete Agnew holte kurzerhand Sohnemann Lee ran – und so machen sie da weiter, wo sie vor zehn Jahren aufgehört haben. Eben mit einer neuen Studio-Scheibe. Neu ist allerdings nicht viel. Da ist die Reibeisenstimme, da ist die Mischung aus RoseTatto, Blues und erdigem (Hard-)Rock, alles wie immer, auch schmalzfreie Balladen inklusive. Jedenfalls fast alles, denn irgendwie klingt der Sound unerklärlich modern und in einigen, wenigen Phasen (wie beim Opener „Goin’ Loco“) scheinen mir NAZARETH beinahe poppig und belanglos geworden zu sein. Andererseits bleiben sie sich so sehr treu, dass es auch positiv heißen könnte: Die Band aus Glasgow passt sich modernen Strömungen an, ohne sich selbst anzubiedern – und das ist mehr als viele „alte“ Bands bei ihren Quasi-Reunions schaffen. Das hier ist rustikaler Rock mit Einflüssen aus allen wichtigen Stilrichtungen, so locker und professionell zusammengebaut, wie es nur Männer mit der Coolness dieser langen Bühnenerfahrung schaffen können. NAZARETH knüpfen natürlich mitnichten an ihre Klassiker an, sie sind live immer noch ein beeindruckenderes Erlebnis als auf Konserve, aber langweilig ist diese Scheibe deswegen noch lange nicht. Zumindest nicht für alte Hasen, die auf diesen Sound stehen. Am Ende der Scheibe steht mit „Der Goblin“ eine RAMMSTEIN-Verarsche, ein Lied für den schlechten Metal, wie zu lesen war. Hätten die Schotten eigentlich nicht nötig.
Während hierzulande alle Mann gegen die Rente mit 67 demonstrieren, scheint so etwas im Musikbusiness kaum jemanden zu jucken. Die Kastelruther Spatzenhirne werden noch im Rollstuhl ihr scheintotes Publikum beglücken, die Flippers besingen noch das Alpengrün, wenn wir Mittzwanziger schon lange beigebuddelt sind, und auch im Rockzirkus sind Bands wie die ROLLING STONES, THE WHO, STATUS QUO oder eben Ian Gillan´s Stammband DEEP PURPLE vermutlich noch die nächsten 100 Jahre konstanter als Pi, die Eulersche Zahl und die Warteschlange beim Straßenverkehrsamt zusammen. Letzterer hat erst kürzlich mit „Gillan´s Inn“ eine Scheibe mit diversen Neueinspielungen seiner fast schon unüberschaubaren, 40-jährigen Karriere abgeliefert und beschert seinen Fans nun ein Live-Album, auf dem er erneut alle Register seines Könnens zieht. Und es ist echt erstaunlich, wie fit und munter sich der gute Ian auf „Live In Anaheim“ präsentiert. Da wird zwischen den Songs herumgejuxt, die Begleitband ist nicht nur sprödes Beiwerk, sondern darf sich auch mal in den Vordergrund spielen („Rivers Of Chocolate“ oder das Drum Solo), und als echtes Bonbon für die Fans gibt es nicht nur tausendfach durchgekaute Gassenhauer, sondern (mitunter auch recht seltene) Stücke aus allen Perioden des Schaffens von Herrn Gillan. Gleich drei Songs (das Gänsehaut-verdächtige „Wasted Sunsets“, der geile Rocker „Not Responsible“ und die letzte Zugabe „Knocking At Your Back Door“) stammen vom unterbewerteten Purple-Hammeralbum „Perfect Strangers“, und bis auf „Into The Fire“, das balladeske „When A Blind Man Cries“ und das obligatorische „Smoke On The Water“ finden sich hier keine ausgelutschten Altlasten. Nix mit „Speed King“, „Space Truckin´” oder „Black Night“ – um diese Kracher zu hören, greift man eh besser zu „Live In Japan“ – hier werden primär Freunde des Solisten Ian Gillan angesprochen. Der Sound kommt roh und authentisch rüber, und auch den Maestro selbst hat man nicht noch mal durch den Knöpfchenwolf gedreht, sondern gönnt ihm seine stimmliche Altersgelassenheit, die zwar immer noch absolut überzeugt, gesangliche Höchstakrobatik aber realistischerweise außen vor lässt. „Live In Anaheim“ ist also nicht nur etwas für Gillan/Purple-Fans, sondern für alle, die mal hören möchten, wie man auch als Rocker in voller Würde altern kann. Sehr hörenswert!
Für ihre extatischen Liveauftritte waren TOTO ja noch nie so bekannt, es ging dabei meistens eher zwar präzise aber unterkühlt zu. Und auch die zahlreichen Livealben der Herren, die die auf Silberlinge bisher gepresst weisen dieses "kleine" Manko meistens mehr oder weniger deutlich auf. Überhaupt gab es zuletzt in schöner Regelmäßigkeit zu neuen Studiowerken auch die passende Live-CD dazu wie u.a. "Mindfields" ("Livefields"), "Through The Looking Glass" ("Live In Amsterdam") und jetzt kommt "Falling In Between Live" und zwar nicht über das normale Frontiers Label sondern via Eagle Rock. Sei’s drum, einen entscheidenden Vorteil hat diese Scheibe auf jeden Fall, denn das Material von "Falling In Between" war sicherlich das beste, was die Band in den letzten 15 Jahren herausgebracht hat: Deutlich rockiger und riffbetonter, teilweise sogar mit ein paar Break-Progsprengseln und so ist die dann auch die stark von diesem Werk geprägte Songauswahl, verbunden mit einigen Klassikern sowie ein paar richtigen Überraschungen zum 30. jährigen Geburtstag von TOTO, absolut passend. Die Band kommt sehr spielfreudig rüber, wirkt für ihre Verhältnisse sogar recht publikumsnah und die bei manchen bekannten Hits veränderten Arrangements mit teilweise ganz neuen und ungewohnten Klangbildern dürfte dieses Album daher auch für die "Alleshaber" sowie altgediente Fans im Allgemeinen sehr interessant sein. Auch das Publikum des in 2007 in Paris aufgenommenen Konzerts ist besser als sein eher zurückhaltender Ruf, die Besucher gehen während den knapp zwei Stunden supergut mit und haben sich von der Band, den zahlreichen Höhepunkten und der mitreißenden sowie ungewohnt packenden Dynamik von TOTO bestens anstecken lassen. Es gibt insgesamt viele sehr jazzige Einwürfe, die aber meistens absolut klasse geworden sind, hier kann sich Keyboarder Greg Phillinganes mit seinem hervorragend souligen Organ auch mal als klasse Leadsänger auszeichnen. Er lässt dabei den verstorbenen David Paich fast vergessen. Es sind auch drei längere Soloauswürfe auf diesem Mitschnittenthalten, wobei mir das Tastensolo, aufgebaut auf "Child's Anthem" am wenigsten gefällt - etwas zu abgehoben zu wenig melodisch, zu viel Gejazze, erst gegen Ende wird der Song etwas transparenter - sorry, das hätte man viel besser im Sinne von eingängiger machen müssen. Dann eine geballte 12-minütige Instrumentalladung, die schon besser funzt: "Luke Solo" (Lukather fast zurückhaltend, dann extatisch-furious - sehr cool!), dann eine Uraltnummer ("Hydra") die in "Simon Solo" mündet, ein eher unspektakuläres Schlagzeugsolo (wer einmal bei RUSH war, weiß was ich meine) die "Hydra"-Keyboardläufe gehen im Hintergrund weiter, der Hammerschluss mit klasse Gitarren rettet aber den Track. Der für den erkrankten Originalbasser Mike Porcaro eingesprungene Lee Sklar (u.a. Phil Collins) hat dabei stets den richtigen Groove, die Ruhe sowieso weg und passt einfach perfekt in eine traumhaft eingespielt wirkende Band. Sänger Bobby Kymball scheint ebenfalls wieder zu alter Form zurückzufinden und gibt ordentlich Gas, er hätte ruhige etwas mehr singen dürfen, dafür etwas weniger Lukather, aber egal. Absolute Extrakasse sind die "Jamsessionartige"-Version von "Rosanna", dann wird auch ein geiler Klassiker ausgepackt: "I'll Supply The Love" wird in einer Art Medley zusammen mit "Isolation", "Gift of Faith" sowie "Kingdom Of Desire" gemischt - sehr stark. Auch der heimliche Hit des aktuellen Albums, "King Of The World", ist vertreten. Dann gibt’s tatsächlich auch mal seit langem wieder das schmissige "Pamela" zuhören und auch das hammermäßig urwüchsig kraftvolle "Hold The Line" überzeugt auf der ganzen Linie. Bei einem kleinen Akustik-Set gibt est "Stop Loving You" (hier singt Tourgitarrist Tony Spinner die hohen Lagen perfekt), "I’ll Be Over you" (das Publikum singt den Chorus alleine) sowie das herrlich jazzige "Cruel". Auch eine mit Chorgesängen versehene "Africa" Version ist zu erwähnen. Und dann der Schluss: Eine obergeile 9-Minuten Nummer mit vielen Kabinettstückchen, Spielfreude sowie Singalongs mit dem Publikum bei "Drag Him To The Roof" - der Song bildet den krönenden Abschluss eines super Livealbums mit einer sehr intensiven Atmosphäre. Als "nur" Zuhörer bedauert man förmlich nicht dabei gewesen zu sein, daher freu’ mich schon sehr auf die kommenden DVD-Version dieses Konzertereignisses.