Aha! Letztes Jahr hatte dann auch die AHAB-Rhythmusfraktion Stephan Wandernoth (Bass bei AHAB) und Corny Althammer (Drums bei AHAB) mal wieder Bock ’n bisschen Geschwindigkeit aufzunehmen und brachten mit ihrer Kapelle DEAD EYED SLEEPER das bereits dritte Album an den Start. Gut verstehen sie es auch hier zu spielen, obwohl Stephan bei DEAD EYED SLEEPER nicht den Bass um der Schulter hängen hat, sondern die Gitarre und die Geschwindigkeit, wie gesagt um einiges höher ist als bei AHAB. Zusammen mit Sam Atzenberger (FRAGMENTS OF UNBECOMING) am Mikro, Thomas Amann am Bass und Peter Eifflaender an der zweiten Gitarre, haben die fünf Herren mit „Observing Obliveon” ein richtig starkes Album eingezimmert. DEAD EYED SLEEPER spielen vertrackten, technischen und dennoch mit ordentlich Wucht versehenen Death Metal aller erster Sahne.
Was bei AHAB auf einem Album „passiert“, passiert bei DEAD EYED SLEEPER in einem Song. Acht Stücke schwer ist „Observing Obliveon” und kann durch ziemlich geiles Songwriting und technische Finesse mehr als nur überzeugen. Ab und an kommt dann natürlich doch schon die Liebe zum tonnenschweren Brachial-Riff zu Nachte, aber auch das steht der Band ziemlich gut. So z.B. in „Narcissistic Panoptikon“ wo man unweigerlich an MORBID ANGELs „Where The Slime Lives“ erinnert wird, nur um im nächsten Moment an flächige Funeral Doom-Soundwände geschmettert zu werden, um letztendlich „Where The Slime Lives“ mit dreifacher Geschwindigkeit zu zocken. Ganz anders gehen die Mannen bei „Efficiency In Conciet“ zu Werke: sperrige zweistimmige Gitarren Läufe durchtränkt mit klassischen DEATH-Rhythmus-Riffs, gezuckert mit elektronischen späherischen Sounds.
Referenzen zu OBSCURA, SUFFOCATION aber auch KRUGER oder eben angesprochene MORBID ANGEL, poppen auf und zeigen, dass „Observing Obliveon” einige Hördurchgänge benötigt, um in seiner Gänze verstanden worden zu sein. Eine echte Entdeckung, auch ein Jahr nach offiziellem Release.
CANCER BATS sind auch schon beim vierten Album angekommen, seit 2004 touren sich die Kanadier zudem den Arsch ab, wobei es ihnen immer gelingt, die Intensität ihrer Platten Live zu vermitteln und die Energie und Spielfreude ihrer Live-Shows auf Platte zu bannen. Bei „Dead Set On Living“ passiert das direkt im Opener, „R.A.T.S.“ drückt mächtig aus den Boxen und zeigt die Kanadier in Bestform, wenn sie ihre unbändige Energie auf den Hörer loslassen. Das nachfolgende „Bricks And Mortar“ hält das hohe Level mühelos und spätestens ab „Road Sick“ wird klar, dass CANCER BATS es ernst meinen – die 38 Minuten des Albums versprechen eine gnadenlos heftige, vor Energie strotzende Melange aus Hardcore, Punk und erdigem Metal zu liefern und genau das tun sie auch. Einzelne Songs lassen sich aus dem Album nicht hervorheben, alle elf Nummern bewegen sich auf dem gleichen Level und lassen dem Hörer keine Verschnaufpause. Das Quartett weiß mittlerweile, wo seine Einflüsse liegen, wie sie klingen wollen und was sie aneinander haben; es ist zu einer sehr gut funktionierenden Einheit zusammengewachsen. „Dead Set On Living“ ist ihr Meisterstück geworden, wo die drei anderen Alben noch dezente Schwächen haben, ist dieses Album ein durch und durch gelungenes, Arschtretendes Album geworden. Oder, um es mit den Worten von Shouter Liam zu sagen, Fuck Yeah!
WORDS OF FAREWELL haben sich mit AFM Records zusammengetan, um melodischen Death Metal made in Germany in die Läden zu bringen. Was als Ergebnis der Zusammenarbeit auf „Immersion“ zu hören ist, kann durchaus überzeugen und muss sich vor der skandinavischen Konkurrenz nicht verstecken. Die Band hat kraftvolle und gleichzeitig melodische Songs geschrieben, die sich irgendwo zwischen klassischem Göteborg-Stoff Marke DARK TRANQUILLITy und leichtem Finnland-Einfluss (INSOMNIUM) bewegen, gleichzeitig durch die starke Einbeziehung eines Keyboards an Profil gewinnen. „The Great Escape“, bei dem die Band ordentlich Gas gibt, oder Melodie-geschwängerte Nummern wie „Ever After“ zeigen deutlich, wie sehr die ihr Handwerk versteht. „Immersion“ wird so zu einer guten Melodic Death-Platte, die Fans des Genres überzeugen wird. Ein guter Einstand für WORDS OF FAREWELL bei ihrem neuen Label, verabschiedet werden die so schnell sicher nicht!
Oha, für das SOLBRUD-Debüt werden gleich ganz ordentliche Vergleiche herangezogen, von ULVER und WOLVES IN THE THRONE ROOM ist da zu lesen. Fakt ist, dass sich die Dänen an überlangen Songs versuchen und sich zumindest das vom Großteil des Genres abheben und an die Amis annähern. Es gelingt ihnen auch immer wieder, gute Parts zu schreiben (der Beginn von „Bortgang“ oder der Mittelteil von „Skyggeriget“), aber die Songs können im Ganzen nicht überzeugen, dazu findet sich zuviel Monotonie, zuviel in die Länge Gezogenes in ihnen. Das unterscheidet sie dann doch vom WOLVES IN THE THRONE ROOM-Gespann, und auch die frühen ULVER-Werke ziehen weit am SOLBRUD-Songwriting vorbei. Die dumpfe Produktion trägt ihr Übriges dazu bei, die Platte nicht zu dem erhofften Glanzlicht werden zu lassen, ein feiner austarierter Sound hätte definitiv besser zu den Songs gepasst. „Solbrud“ bleibt so als gutes Black Metal-Album in Erinnerung, das sich aber mit den aufgerufenen Bands und deren Werken letztlich nicht messen kann. Auf einem guten Weg sind die Dänen aber allemal.
BLUT AUS NORD ist eine dreiköpfige Band um Multitalent Vindsval aus Frankreich, deren Musikstil als avantgardistischer langsamer atmosphärischer Black Metal bezeichnet werden kann. Tatsächlich hört man auf dem neuen Werk "777 - The Desanctification" sieben Tracks mit den einfallsreichen Namen "Epitome VII, Epitome VIII, Epitome IX, Epitome X, Epitome XI, Epitome XII und Epitome XIII". Wie die Titel schon verraten, gibt es ein Vorgängeralbum namens "777 - Sect(s)" und auch ein drittes Album ist in Planung. Wer jetzt noch nicht genug irritiert ist, dem kann ich verraten, dass die sieben Tracks sich in einer Schwere und einer eintönigen Monotonie daherquälen, dass man sich fragen muss, ob das wirklich ernst gemeint ist. Für mich sind es Klangexperimente, die ich schwerlich als Songs wahrnehmen mag. Mal hat man das Gefühl, jemand probiert seinen Synthesizer aus, mal wird ein Gitarrenriff bis ins Unendliche wiederholt. Dazu gibt es noch im Hintergrund Black Metal Vocals, sparsam eingesetzt. Produktionstechnisch kann ich nicht meckern, es ist aber das Gesamtwerk, dem ich musikalisch hier nicht folgen kann. Musikalische Qualität will ich der Scheibe aber nicht absprechen. Wer sich auf solche Klangexperimente einlassen will und auf atmosphärischen Irrsinnskram steht, der mag gerne einmal in die Scheibe hineinhören. Für mich ist das hier definitiv nichts.
POISON MY BLOOD sind auf “The Countess” extrem agressiv unterwegs, vom Start weg der gut 20 Minuten langen EP wird Vollgas gegeben. Und sofort fällt die Produktion negativ auf, die sich nicht zwischen rau und klar-druckvoll entscheiden kann, und am Ende gar nichts ist, worunter die Songs natürlich leiden. Eigentlich ist „Misantrophy“ ein ganz passabler Metalcore-Song, aber durch die unglückliche Produktion fehlt ihm letztendlich der nötige Punch. Immerhin wird hier, wie auch bei den restlichen Songs, deutlich, dass POISON MY BLOOD handwerklich fit genug sind, um mit der Konkurrenz mithalten zu können. Allerdings fehlt ihnen das Gespür beim Songschreiben, wodurch sich „The Countess“ trotz nur fünf Songs schnell abnutzt. Manchmal zu hektisch, oft zu eindimensional-agressiv und insgesamt zu berechenbar kann die EP nur stellenweise überzeugen.
Hinter EMPOWERMENT stecken Leute, die sich bereits in anderen Bands (u.a SIDEKICK, TEAMKILLER) ihre Sporen verdient haben und sich mit EMPOWERMENT ganz dem wütenden, old-schooligen Hardcore mit deutlicher Punk-Attitüde widmen. Da passen die durchweg deutschen Texte wie Arsch auf Eimer, zumal die Stuttgarter zu vielen Themen klar Stellung beziehen, was heutzutage leider immer weniger Bands machen. Sei es die Nazi/ Faschismus-Thematik, Sexismus oder der ausufernde Kommerz, EMPOWERMENT haben dazu ihre Meinung, mit der sie sich nicht hinter dem Berg halten. Verpackt wird das Ganze in knackige, vorwiegend im Mid-Tempo gehaltene Songs, die klar im Hardcore der alten Schule verwurzelt sind und besagte Punk-Kante haben. In nicht ganz einer halben Stunde zeigen EMPOWERMENT den Jungspunden, wo der Hammer hängt - „Gegen.Kult“ ist eine ehrliche, rohe Platte, die so viel zu selten zu hören ist. Davor kann jeder am ursprünglichen Gedanken des Underground Festhaltende nur den Hut ziehen. Geile Band, geile Scheibe!
Thrash Metal ist ja schon eine ganze Weile wieder “in”, wenn man das so sagen darf. BLESSED CURSE ist eine junge Truppe aus Amiland, die sich mit ihrem selbstbetitelten Debüt ohne Kompromisse in diese Richtung bewegt. Über eine Stunde fliegen dem Hörer zwölf Songs um die Ohren, die ohne Umschweife gut produziert worden sind und vom Songwriting alles zu bieten haben, was der geneigte VoKuHiLa- und High Top-Träger gerne an einem Abend voller Bier und Schweiß hören möchte. Bei solchen Konzerten weiß man ja immer nicht, ob man das lustig oder einfach nur total cool finden soll, wie sich teilweise blutjunge Metaller aufstylen und an die frühen 80er erinnern. Damals wie heute in jedem Falle von den Klamotten her ein absolutes Wagnis und ein großer Stinkefinger in Richtung allem was der Metal sonst noch an Outfits zu bieten hat. Sehr authentisch auf alle Fälle, denn Mädels bekommste damit nicht aufgerissen, genauso wenig wie wenn du Prog Musiker bist… Aber darum geht es ja auch nicht sondern um die Mucke. Und die ist so true wie sonst noch was. Gut gespielt. Gut aufgenommen. Gut in Szene gesetzt. Passt.
Manchmal ist die Metal-Welt noch in Ordnung und fair: ZERO DEGREE konnten mit „Surreal World“ nicht nur Kollege Christian überzeugen, sondern auch bei der Konkurrenz punkten, was letztendlich Massacre Records davon überzeugte, die Thüringer unter Vertrag zu nehmen. So kommt der Longplayer in unveränderter Form als Label-Release nochmal auf den Markt, um der Band einen guten Start zu geben. Wer bisher noch nicht zugeschlagen hat und eine Affinität für melodischen Death Metal hat, sollte spätestens jetzt in den Laden rennen, ist doch „Surreal World“ eines der besten Debütalben des Genres in den letzten Jahren. Details gibt es im Review von Kollege Christian.
Black Metal und der Bass, das ist eine Geschichte für sich, nicht umsonst gibt es das Klischee von der komplett bassarmen Standardproduktion für Black Metal-Platten. „Insects“, das neue Werk des Thüringer Quintetts FARSOT, geht dem entgegen und gibt dem Tieftöner ordentlich Raum zur Entfaltung. Das tut dem Sound sehr gut, die acht Songs werden dadurch druckvoller und facettenreicher. Auffällig beim Nachfolger des 2007er Werkes „IIII“ zudem die Tatsache, dass mittlerweile auf Englisch parliert wird, was Shouter 10.XIXt problemlos hinbekommt und der düsteren Atmosphäre des Albums nicht schadet („Withdrawl“). FARSOT haben sich in den letzten Jahren viel Zeit für das Songwriting genommen, anders ist das komplexe und vielschichtige Ergebnis nicht zu erklären, nach den ersten Hördurchläufen ist „Insects“ nicht wirklich erfasst. Dieses Album wächst mit der Zeit und bleibt durchweg spannend. FARSOT zeigen in beeindruckender Art und Weise, wie fesselnd und komplex Black Metal noch immer sein kann. Chapeau!