Review:

Soulless Child

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Ganz im Gegensatz zu dem wenig popmpös klingenden Bandnamen ANCIENT BARDS schwimmt dieses italienische Sextet ganz klar im stilistischen Fahrwasser des sogenannten Symphonischen (Bombast) Metals. Wer also auf genreprägende Kapellen wie NIGHTWISH, EPICA, EDENBRIDGE oder auch alte WITHIN TEMPTATION abfährt könnte hier ebenfalls recht glücklich werden. Auch hier ist eine Sängerin am Mikro aber im Gegensatz zu diesen Formationen dominiert hier keine Sopran oder Opernstimme sondern „nur“ ein eher weniger anstrengend klingende Organ von Sara Squadrani in Normalauslage. Dies macht dass dauerhafte Anhören schon für alle diejenigen etwas angenehmer, denen der pathetische Opernklang der Singstimme bei den erwähnten Bands auf die Dauer etwas zu sehr auf die Nerven geht.

Die aktuelle Scheibe schimpft sich nun „Soulless Child“ und ist die Fortsetzung der "Black Crystal Sword Saga" des Vorgängeralbums dem Jahr 2010 als die Italiener mit ihrem vielfach solide bewerteten Debütalbum den Startschuss für eine typisch nordische Fantasy Konzept-Saga gaben. Ansonsten bieten ANCIENT BARDS songtechnisch natürlich das volle typische Bombastprogramm, sehr viel symphonische aufgemotzte Keyboardsounds (vornehmlich im Streichergewand) duellieren sich gekonnt mit Power Metal- artigen Gitarrenriffs und viel Doublebassdrumming. Letzteres könnte aber durchaus abwechslungsreicher sein, dass klingt mit manchmal etwas zu stark nach herzlosem Nähmaschinengerattere. Hier kommen noch am ehesten („Valient Ride“) eher negative Assoziation zu RHAPSODY OF FIRE auf, deren mitunter oftmals etwa liebloses Hollywood Plüsch-Kitsch Metal Gebolze mit zahllosen Läufen rauf und runter insgesamt aber hier die Ausnahme darstellen.

Hier sind nervige Frickeleien sowie seelenloses Standardgepowere löblicherweise meist völlig außen vor, denn diese Band weiß wirklich monumentale Songs mit Tiefgang, Phantasie und Eingängigkeit zu schreiben. Vor allem die immer wieder clever platzierten mächtigen klassischen Chöre (die klingen voll fett und absolut natürlich, dass hat schon was von echter AYREON-Klasse) sorgen bei sämtlichen Tracks für den perfekten Spagat zwischen tief-und weitläufiger Theatralik mit einer Prise Kitsch, genügend Catchiness und kraftvoller Energie . Die klasse Ballade “All That Is True” erfüllt alle diese Attribute nahezu perfekt, Pathos und Tempo treffen auf eine genial-hymnische Hookline mit schönen Gitarrenolis ein perfektes kleines Epos in knapp 10 Minuten mit allen Höhen und Tiefen sowie einen abwechslungsreichen Songverlauf mit vielen gekonnten Breaks.

Die Songs sind vielfach etwas üppig ausgefallen, wirken aber trotzdem nie langweilig oder überladen, Sache wie dass sehr intensiv barock angehauchte Zwischenstück "Dinanzi Al Flagello" mit schönem Übergang in "Soulless Child" kommen trotzdem kompakt rüber aber nie zu zuckrig, da die Gitarren sehr gut reinknallen und auch mal die Oberhand gewinnen können. Die Sängerin ist nicht nur hier sehr stark und ausdrucksvoll, hat genügend Volumen über mehrer Oktaven ohne dabei umzukippen.

Die Songs sind von den Stimmungsbildern her nicht nur strikt in molligen düsteren Regionen angesiedelt sondern dürfen auch mal positive heiter klingen wie u.a. bei „Broken Illusion“. Bei dem Tempokracher „Through My Veins“ sind auch mal gegrowlte männliche Widerparts zu hören, hat auch was, könnte öfter vorkommen. Auf dem knapp 15-minütigen Epos "Hope Dies Last“ zeigen die ANCIENT BARDS dann nocheinmal ihre ganze Bandbreite in einem Track - ein behutsamer Spannungsaufbau mit wechselnden Klangbreiten von gefühlvoll bis düster, grandiosen Hooklines mit einer tollen Stimme, die sich nie zu sehr aufdrängt, eine packende Instrumentenfraktion sowie furiosem Finale, dass ist großes (Power) Bombast Metal Kino – die Fans wissen jetzt bescheid.

Soulless Child


Cover - Soulless Child Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 10
Länge: 66:34 ()
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When All Life Ends...

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“Moloch” war 2008 ein guter Einstand für DECEMBER FLOWER, die danach nicht nur am Debütalbum werkelten, sondern auch bei Cyclone Empire unterschrieben. Das Album ist fertig und kommt, soviel Liebe muss sein, auch in verschiedenen Vinylversionen daher. Musikalisch ist die Truppe keinen Deut von ihrer Schwedentodschiene abgewichen, „When All Life Ends…“ strotzt nur so vor Genre-Trademarks. Die wurden in acht guten Death Metal-Songs gekonnt verarbeitet, „Your Darkest Path“ und „Life Ends“ haben sich sogar zu richtig kleinen Hits entwickelt. Dazu gibt es – so viel Retro muss sein – noch Intro, Zwischenspiel und Outro, ganz so wie in den seligen Zeiten der Mitt-90er. Die Riffs, die Leads, überhaupt die ganze Gitarrenarbeit ist erstklassig und huldigt gleichermaßen den Vorbildern wie sie eine eigene Note einbringen kann. Shouter Manuel ist eine Bank, wie er sich zwischen Tompa Lindberg (AT THE GATES, DISFEAR) und Johann Hegg (AMON AMARTH) durch die Songs growlt, dabei immer um Akzentuierung bemüht ist. In der Rhythmussektion läuft ebenfalls alles rund, so dass „When All Life Ends…“ in allen Belangen überzeugen kann. Dazu noch eine authentische, weil im eigenen Proberaum aufgenommen, Produktion, die roh und doch dock druckvoll ist, und eine liebevolle Aufmachung. Wer hier als Death Metal-affiner Mensch nicht zuschlägt, verpasst eines der besten Alben einer deutschen Band. Kudos an die Band für eine rundum gelungene Scheibe, mit der sie schön auf jeden Trend scheißen und hörbar die Musik machen, auf die sie Bock haben. Kudos an Cyclone Empire für das Veröffentlichen des Albums auch jenseits einer schnöden CD. Danke!

When All Life Ends...


Cover - When All Life Ends... Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 11
Länge: 40:22 ()
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Dominion (Re-Release)

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OPHTHALAMIA hatten mit It (ABRUPTUM) einen ganz speziellen Typen als Mastermind, der ja irgendwann einfach aus der skandinavischen Szene verschwand (in den prä-Social Media-Zeiten ging das problemlos). Musikalisch hatte It einiges auf der Pfanne und mit OPHTHALAMIA eine Band am Start, die ihrer Zeit sehr weit voraus war. Der Re-Release des 1998er Werks „Dominion“ zeigt die Schlussphase des kreativen Schaffens, als It und Konsorten eine starke Metal-Kante hatten und deutlich nachvollziehbarer zu Werke gingen. „Final Hour Of Joy“ und „Great Are The Deeds Of Death“ sind extrem gelungene Melodic Death Metal-Songs, die ihre Nähe zu DISSECTION (bei denen It auch zeitweise aktiv war) nicht verbergen können und dank wunderschöner, zweistimmiger Gitarrenarbeit, eines wie Arsch auf Eimer passenden Shouters und des Blicks über den Tellerrand im Songwriting vollends überzeugen können. OPHTHALAMIA waren mehr als die nächste Death/ Black-Band, dafür hatten sie zu viele Einflüsse aus Doom, Stoner und guten alten BLACK SABBATH in ihren Songs. Beim Re-Release finden sich vier Proberaumsongs, inklusive des BATHORY-Covers „Sacrifice“ und ein umfangreiches Booklet. Der Sound hat ein neues Mastering bekommen, so dass die „Dominion“ auf 2011-Standard aus den Boxen kommt. Insgesamt eine lohnende Anschaffung für Komplettisten und allen, die zu jung für die Originalpressung sind.

Dominion (Re-Release)


Cover - Dominion (Re-Release) Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 12
Länge: 62:20 ()
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Show Me How To Live

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ROYAL HUNT sind seit über 22 Jahren das Baby von Mastermind & Tastenvirtuose Andrè Anderson. Die Formation steht dabei über diese lange Zeitspanne für symphonisch geprägten Metal mit sehr viel Keyboardeinsatz auf der einen sowie neoklassische Gitarreneinschübe auf der anderen Seite. Mitunter waren die stilistischen Ausschläge dann etwas mehr progressiver in Richtung Powermetal („Paper Blood“/2005) oder auch „nur“ aufgemotzten Hardrock („The Mission“/2001) zu verzeichnen. Qualitätsmäßig gab es auch sehr viele Schwankungen. Die Scheibe „Collision Course“ aus 2008 war aus meiner Sicht damals ein echter Tiefpunkt der bisherigen Veröffentlichungen, sehr belang-, seelen- und ideenlos kam diese Platte vor lauter aufgesetztem Bombast nie in die Pötte. Die vielen Gastsänger konnten da auch nicht mehr viel retten.

Jetzt ist aber alles anders, denn die Dänen können mit “Show Me How to Live” tatsächlich an die glorreichen und beste Phase Ende der 90er Jahre anknüpfen. Und ja sie haben es wieder getan: Anderson hat sich nocheinmal mit dem Hammersänger D.C. COOPER (war ja 1998 ausgestiegen) zusammengetan und hier ein blitzsauberes, vor klasse Melodien, frische und vielseitigen Arrangements nur so strotzendes Album aufgenommen. Hätte ich so im Leben nicht mehr erwartet von den Jungs. Cooper singt dabei alles locker an die Wand, was da in den letzten Jahren als seine Nachfolger im Einsatz war (nicht gegen John West aber auch er zieht hier doch klar den Kürzeren) und vor allem die klasse Kompositionen sind einfach wieder bombastisch und packend zu gleich, auch mit Tiefe ohne dass die Schose zu aufgetragen und nach kitschig-zahnlosem Barrockmetal klingt. Über sieben Tracks hinweg auf knapp 45 Minuten Albumlänge ziehen ROYAL HUNT wird zur Jagd geblasen udn ein sehr kurzweiliges Programm durchgezogen, dass allen ähnlich gelagerten Formationen sicherlich eine hohe Anspruchshürde vorgibt.

Killer Refrains zum Reinlegen, packende Songaufbauten, schöne Breaks, fette Backingchöre mitunter sogar richtig klassisch in bester Opernmetal-Tradition aufgemotzt oder auch mal der ein oder andere Duett mit weiblicher Gegenstimme - gleich der schnelle Opener „One more Day“ (ein Art Minioper) ist ein solches Paradebeispiel und geht da voll gut ab. Die Gitarren kommen ebenfalls sehr fett bzw. virtuos rüber, dürfen sich auch solistisch profilieren und haben diesmal etwas gleichberechtigter ihre Parts in der natürlich sehr tasten und streichergeprägten Anderson-Welt erkämpft. Einer der Kracher der Platte für mich ist ganz klar „Another Man Down“ ein Melodichammer aller erster Güte, sic langsam hochsteigernd und dann mit einer göttliche Hookline, die man nicht aus dem Hirn bekommt, der Song könnte tatsächlich auf dem bisher besten Album von ROYAL HUNT dem 1997er Werk „Paradox“ locker bestehen. Überhaupt erreicht man diesmal insgesamt dass hohe Niveau von damals zu großen Teilen recht locker. Der Mix aus üppig-symphonischer Soundbreite, epischer Songausprägungen mit melodramatisch bis auch mal etwas pathetisch geprägten Klangbildern war lange nicht mehr so kraftvoll („An Empty Shell“), mitreißend und schlicht 100 % überzeugend wie auf diesem Silberling. Was früher oftmals durch die (zu) viele und belanglose Tasteneinsätze und etwas platten Songs in die Abteilung „Plüsch-Kitsch“ geriet ist funzt jetzt einfach perfekt. Füller gibt es tatsächlich keine. Ebenfalls herausragend ist das mächtig treibende mit viel Drumpower versehene „Half Past Loneliness“ und diesem hymnisch Gesangsarrangement mit weltklasse Backingchören, Mensch der Herr Cooper hat schon ein endgeiles Organ ganz egal in welcher Tonlage er gerade loslegt. Bleibt nur zu hoffen, dass dieses Lin-up auch zukünftig noch länger so Bestand hat.

Den Dänen gelingt hier der absolute Befreiungsschlag, alle alten Qualitäten werden scheinbar mühelos wieder neu aktiviert. Klar, man muß diesen omnipräsenten Keyboardeinsatz schon mögen, hier sind sie keinesfalls nur Beiwerk - aber wer auf knackigen Bombast mit fetzigen Gitarren sowie eine Band die vor Spielfreunde nur so sprudelt abfährt, muß hier einfach mal reinhören und wird sich dieser tollen Musik nicht entziehen können.

Show Me How To Live


Cover - Show Me How To Live Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 7
Länge: 43:58 ()
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The Lack Long After

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Es lässt sich ja immer vortrefflich über den Nachwuchs einer Szene lästern, wenn das biblische Alter von 30 überschritten wurde und trotzdem noch ein Interesse für die jeweilige Szene immer noch da ist. Egal, ob in einer der Metal-Spielarten, beim Hardcore oder im HipHop, die Jugend von heute und was sie alles falsch macht geht nie auf eine Kuhhaut. Im Hardcore machen Bands wie LA DISPUTE, DEFEATER und TOUCHE AMORE von sich reden; über die lässt sich als alter Sack gut lästern. PIANOS BECOME THE TEETH werden da schnell in die gleiche Ecke gestellt, was immerhin angesichts der Qualität ihrer Musik stimmt, der Band sonst aber Unrecht tut. Was sie auf ihrem Debüt und jetzt auf „The Lack Long After“ abliefert, ist Screamo (anders als z.B. DEFEATER), punktum. „The Lack Long After“ fängt dabei bärenstark an, „I’ll be Damned“ ist ganz großes Gefühlskino und mit packendem Aufbau, selten wurde ein Album so gut eingeleitet. Die verbesserte Produktion fällt ebenso schnell auf, genau wie die im Vergleich zum Debüt düsterere, melancholischere Atmosphäre. Kyles Gesang ist dafür der beste Beleg, wenn er sich roh, intensiv durch die Songs schreit, ist der Hörer eingenommen von den Emotionen und der Hingabe. PIANOS BECOME THE TEETH haben es geschafft, ein sehr gutes Album einzuspielen, das sie als Musiker und Songschreiber gereift zeigt. Wer ein Faible für emotionale Musik hat, wird mit dieser emotionalen, aber nie positiv gestimmten, Platte bestens bedient. Zum Abschluss des Jahres nochmal ein ganz starkes Album! Auch wenn das natürlich alles schon mal da war, ENVY und so. Aber lasst die alten Männer ruhig meckern, die brauchen das…

The Lack Long After


Cover - The Lack Long After Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 8
Länge: 37:15 ()
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The Downfall Of The Human Race

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Geil, DO OR DIE gibt es noch! Die Belgier haben auch schon mehr als zehn Jahre auf dem Buckel und sind gerade in der Mitte des letzten Jahrzehnts Dauergast auf europäischen Bühnen (insbesondere dem Pressure Fest) gewesen. Allen Änderungen bei Line-Up und Label zum Trotz haben sich die Typen nicht vom Bollo-Metalcore verabschiedet, „The Downfall Of The Human Race“ macht da weiter, wo DO OR DIE mit ihrem letzten Album aufgehört haben. Zwei mächtig angepisste Shouter, die zu schön metallischen Gitarren brüllen. So muss das sein. Natürlich sind die Möglichleiten für Variablität hier begrenzt, aber wer erwartet das bei dieser Band? Die Belgier liefern 13 brachiale Metalcore-Songs ab, mit denen sie ihre Fans und Bollos glücklich machen und für fliegende Menschen und Kung Fu-Action im Pit sorgen werden. Mehr wollen weder sie noch ihre Fans, also alles gut im Hause DO OR DIE Ende 2011.

The Downfall Of The Human Race


Cover - The Downfall Of The Human Race Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 13
Länge: 51:46 ()
Label:
Vertrieb:
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Hijos De La Chingada

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Ne nicht DIE AMIGOS wollen wir hier besprechen sondern die TRASH AMIGOS, die sich ursprünglich noch TRES AMIGOS nannten… Mit ihrem alten Namen hätten die vier lustigen Pedros (so die Pseudonyme der Band) es wahrscheinlich sogar noch zu Hansi Hinterseer geschafft… Naja. Schnell wird klar, dass das Ganze hier ein Spaßprojekt ist. Und was macht mehr Spaß als schönen oldschooligen Thrash Metal zu zocken? Eben: nix! Deswegen holen die TRASH AMIGOS auch die ganzen alten Thrash Riffs wieder ausm Keller und bauen sie sich so wie sie es für richtig halten wieder zusammen. SLAYER, SEPULTURA, EXODUS werden auf „Hijos De La Chingada“ bis zum Erbrechen gehuldigt. Vor Allem aber der deutliche SLAYEReske Sprachgesang fällt auf, weiß aber auch zu überzeugen. Mit ihren Mexikaneroutfits möchten die Herren wohl wenigstens ein bisschen innovativ sein… Auf einer Mallorca Metal-Party bestimmt ein echter Hingucker. Ansonsten prügeln die TRASH AMIGOS ordentliche zehn Songs auf eine Platte und Freunde des genannten Genres dürften hier doch auf alle Fälle fündig werden, um alte Erinnerungen an die ersten, aber natürlich umso grandioseren Alben von genannten Bands, wieder im Schädel aufleben zu lassen. „Hijos De La Chingada“ was wohl soviel wie „Hurensöhne“ bedeutet, ist ne nette Platte geworden.

Hijos De La Chingada


Cover - Hijos De La Chingada Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 10
Länge: 37:22 ()
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Happiness Is The Road

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Für den AOR-Bereich war 2011 qualitätsmäßig eine selten starkes Jahr, denn es gab für diese aus den 80er Jahren geprägte Stil wirklich viele gut bis sehr gute Veröffentlichungen. Es gab wahre Hammeralben des Genres von TOBY HITCHCOCK („Mercury's Down“), JOURNEY („Eclipse“) oder auch SERPENTINE mit „Living And Dying In High Definition“, um nur ein paar der Besten zu nennen. Das gab es lange nicht so auf diesem hohen Niveau.

Die neue Scheibe von FERGIE FREDRIKSEN „Happiness Is The Road“ startet zunächst ähnlich überzeugend und bietet bei den ersten vier/fünf Tracks niveauvollen AOR/Melodic Rock der obersten Klasse, der vor allem auch produktionstechnisch solide aus den Boxen kommt. Meist nicht zu glatt, die Gitarren kommen relativ präsent rüber und die Tasten nicht zu klebrig-dominant. Dennis Ward (u.a. PINK CREAM 69) hat da als entscheidender Mann an den Reglern mitgewirkt sowie eine ganze Horde von Songmitschreibern dem guten Fergie viele passende Sachen maßgerecht auf den Leib geschneidert.

Der flotte Opener „Angel“ startet ganz solide mit schönem Refrain, „Elaine“ mit etwas mehr Gitarrenpräsenz noch besser, dann „First To Cry“ jeder Song ist etwas besser als der Vorgänger auch die erste (Piano)Ballade „Follow Your Heart“ ist sehr gelungen, nicht so typisch zuckrig sondern leicht melancholisch mit sehr viel Tiefe. Dagegen fällt der andere Gürterubbler „The Future Ain't What It Used To Be” einfach nur nett doch deutlich ab.
Der eher mittelmäßige da etwas abgedroschene Titelsong “Happiness Is The Road” erinnert mich frapierend an eine alte SURVIVOR-Nummer, kein Wunder ex-„Eye Of The Tiger“-Recke Jim Peterik war hier der Songwriter bzw. Ideengeber.

Lange hatte man ja nichts mehr von diesem amerikanischen Sänger gehört, er war ja bei TOTO für das Album "Isolation" (mit u.a. Sachen wie „Stranger In Town" oder „Holyanna“) von 1984 der Leadsänger er sang bei vielen relativ unbekannten Projektbands wie TRILLION, FREDERIKSEN/PHILIPS, MECCA) und zuletzt war es relativ ruhig um ihn geworden, er musste bewundernswert eine sehr schwere Krankheit überwinden. Dies merkt man dem mittlerweile 60jährigen auf „Happiness Is The Road“ (hat jedoch nichts mit gleichnamigen MARILLION-Werk zu tun) aber zu keiner Sekunde an, hier ist ein Profi zu Gange mit einem sehr angenehmen Gesangsorgan. Im Mittelteil geht dem Album allerdings qualitätsmäßig etwas die Puste aus, da wird es einfach zu seicht, zu wenig fesselnd und die Refrains sind einfach zunehmend dünner. Erst bei Song Nummer neun mit dem schmissigen „Writing On The Wall“ geht es wieder deutlich aufwärts, die Riffs sind etwas knackiger, die Gitarren rocken richtig im Vordergrund auch „The One“ mit schönem solo kommt sehr stark rüber.

Für alle Freunde des gepflegten AOR-(Cabrio)-Sounds dürfte diese FERGIE FREDRIKSEN-Scheibe sicherlich zumindest ein Anhörprobe wert sein, mir sind bei 12 Song einige Füller zuviel vorhanden außerdem stört hier gleich mehrfach die Unsitte schlichte Dreinhalb-Minuten-Nummern künstlich auf fünf Minuten aufzublähen, das hätte man sich wahrlich schenken können. Übrigends mit dem gelungenen Cover und der ansprechenden Dame von ihrer ansprechenden Rückseite gibt es dann wieder einen Sympathiepunkt zurück. Und wie gesagt, die Konkurrenz dieses Jahr war aber doch deutlich stärker unterwegs.

Happiness Is The Road


Cover - Happiness Is The Road Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 12
Länge: 54:38 ()
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Helike

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Eine norwegische Formation Namens D'ACCORD beehrt uns hier mit ihrem Zweitwerk „Helike“ und ja, wer hier sofort an was „altes“ sowie ein leichtes Lateinunterricht-Dejavu verspürt liegt gold richtig. Denn diese jungen Herren frönen ausgiebig dem sogenannten Retroprog und auf "Helike" hat man sich ein komplettes Konzeptalbum über die gleichnamige griechische Sagenstadt zusammengebastelt. Dieser Ort wurde vor Urzeiten durch Erdbeben und Flutwelle komplett zerstört. So weit so gut - auf zwei knapp 20-minütigen Longtracks wird also ausgiebig darüber gesungen und außerdem werden noch diverse Exoten wie Trompete, Saxophon oder auch ne Tuba neben den Standardinstrumenten eingebaut.

Hört sich vom Grunde her für Retroliebhaber eigentlich ganz interessant an ist aber ehrlich gesagt ziemlich gräuslich, was da an verquerter „Musik“ aus den Boxen tönt. Die 70er Jahre Inspiration der Band mit Genrekrachern wie VAN DER GRAAF GENERATOR, GENESIS oder auch JETHRO TULL liest sich leider nur auf dem Promozettel gut, inhaltlich geht die Schose doch leider fast komplett daneben und zwar ganz einfach, weil es an fast allem mangelt.

Da wäre zunächst mal die Holpergaragenproduktion insbesondere der Anfang mir einem unheimlich flachen Sound, die Drums klingen total dünn und viel zu stark im
Hintergrund ohne jeden drive, man kann ja natürlich und direkt rüber kommen wollen aber dann sollte es bitte so klasse analog klingen wie bei der neuen CHICKENFOOT-Scheibe und nicht so blutleer bzw. flach wie hier. Und dann springt einem schon nach ein paar Minuten der nächste „Kracher“ in die Gehörgänge, diese unsäglich nervigen Vocals von Mastermind Daniel Maage, oh je wie kann man nur so oft daneben „singen“, bei den etwas melancholischeren oder gesäuselten Parts geht es ja noch so aber sobald er die Stimme zu einem weiten Gejaule/Jodelkrmapf und Wehklagen etwas höher erhebt mit dann noch schieferen Backgroundchören .. oh je das ist beinahe schon wieder mutig, so was zu veröffentlichen.

Warum die beiden Tracks in einen Teil ein und zwei unterteilt wurde erschließt sich mir ebenfalls nicht, die beiden Teile gehen auch noch ineinander über aber musikalisch sind neben dem verbindenden inhaltlichen Thema keine weiteren roten Fäden hörbar, man stückelt viele Parts einfach zusammen mal etwas freihändig sehr improvisiert, dann wieder etwas sperriger. Alles an einem Stück wäre nicht weniger übel rübergekommen. Die Orgel bzw. das Meltron nölt meist uninspiriert durch die Gegend, die Gitarren klingen wirr und konzeptlos (einmal wagt man sich sogar an PINK FLOYD’sche Klänge heran, dies klingt dann aber absolut billig abgekupfert ohne jeden drive) wie eigentlich das meiste der hier präsentierten Noten. Ohne jeden Höhepunkt oder gar packenden Moment spielt man sich durch vielfach seelenloses Material, sorry sowas talentfreieres habe ich selten gehört.

Selbst für Liebhaber schräger Bands oder sehr experimenteller Klänge ohne jede klare Rhythmik dürften diese knapp 45 Minuten von D'ACCORD eine überharte Geduldsprobe darstellen.

Helike


Cover - Helike Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 2
Länge: 44:18 ()
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Turbowolf

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Im Moment scheinen Wölfe hoch im Kurs zu stehen: Nach WOLF, POWERWOLF, WOLFSBANE, WHITE WOLF nun auch noch der TURBOWOLF. Und der hektische Lupus macht es mir nicht einfach. Zuerst verstehe ich das Cover nicht: Eine Cobra hüpft durch ein mystisches Dreieck und im Hintergrund sieht man durch eine Art Bullauge Berge.....es muss ja nicht immer der schwertschwingende Warrior sein, aber ob das hier besser ist???

Musikalisch ist das Ganze auch nicht wirklich meine Baustelle. 70er Rock trifft auf Stoner Gitarren und Hardcore Ausbrüche auf Psychadelic Sounds. Vielleicht gefällt das Leuten, die auf FU MANCHU, QUEENS OF THE STONE AGE oder MONSTER MAGNET können. Dies trifft auf mich eigentlich gar nicht zu. Auch bleibt bei mir nix hängen, da ich darüber aber gar nicht so unglücklich bin, seh' ich das mal eher positiv. TURBOWOLF sind eine rustikale Rock Band, welche sicherlich ihre Liebhaber finden wird, meinereiner gehört nunmal nicht dazu. (fz)


TURBOWOLF kommen aus Bristol, also einer Stadt, die man eher mit Bands wie MASSIVE ATTACK und PORTISHEAD assoziiert als mit schwerem Rock. Mit Trip Hop hat die Band aber gar nichts am Hut, sondern verbindet auf ihrem selbstbetitelten Debüt-Album vielmehr Garage und Stoner Rock mit einem Schuss Punk. Zusätzlich sorgt der stellenweise Einsatz von elektronischen Sounds für psychedelische Momente. Vielleicht ist hier dann doch der Einfluss der einstigen Trip Hop-Hochburg spürbar. Im Vordergrund aber stehen fette, bassige Gitarren-Riffs, die durch die rohen Drums gnadenlos nach vorne geprügelt werden. Das ballert alles in allem ziemlich gut, lediglich die teilweise etwas zu kreischige Stimme wirkt auf Dauer etwas penetrant, der energetische Druck dahinter gleicht das aber wieder etwas aus. Bei all dem kommen auch die Songs selbst nicht zu kurz, so dass immer mal wieder eingängige Melodien abfallen. Das hohe Energielevel der Band und der durchgehend extrem druckvolle Sound sind über die gesamte Albumlänge schon fast ein bisschen anstrengend, gleichzeitig sorgen aber die musikalische Vielfalt und kleine überraschende Wendungen für ausreichend Abwechslung. TURBOWOLF liefern mit ihrem Debüt-Album ein echtes Brett ab, das von seiner düsteren Intensität lebt, ebenso aber auch von teils ungewöhnlichen Arrangements. Damit ist die Scheibe vor allem dem aufgeschlosseneren Teil der Stoner/Garage Rock-Gemeinde zu empfehlen – diesem aber umso mehr.

Turbowolf


Cover - Turbowolf Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 13
Länge: 39:57 ()
Label:
Vertrieb:

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