Einen Roman zu dieser Veröffentlichung muss man nicht schreiben, handelt es sich leider noch nicht um ein neues Album der erstklassigen norwegischen Doom-/Occult Rock-Formation, sondern um eine Wiederveröffentlichung der ersten beiden Scheiben der Band auf einer Compilation. „Magister Mundi Xum“ war die Debüt-EP des Quintetts (sechs Songs, 2010) und „The Noble Savage“ die darauf folgende erste Single (zwei Songs, 2011), die auch das Stück „Blood Is Boiling“ enthält. Überschneidungen zum Debütalbum „Time To Repent“ gibt es mit den Songs „Time To Repent“, „Blood Is Boiling“ sowie der Megahymne „At The Blacksmith´s“, die hier in frühen, klanglich roheren Versionen vorliegen, was Fans der Teufel ganz sicher nicht stören wird. DEVIL selbst sehen diesen Re-Release übrigens nicht als Ausverkauf, sondern als Ergänzung für Leute, die erst durch das Debüt auf die Truppe aufmerksam geworden sind und als Appetitanreger für das demnächst anstehende Zweitwerk. Mehr will „Magister Mundi/The Noble Savage“ auch gar nicht sein, eben ein echtes Kleinod für Fans und ein weiterer Beweis, dass die 70er lange nicht mehr so geil geklungen haben wie heute. Wer DEVIL allerdings erstmal kennen lernen möchte, ist mit „Time To Repent“ für den Anfang besser bedient, daher an dieser Stelle kein „Tipp“, auch wenn die Scheibe ihn ganz subjektiv verdient hätte.
FEAR FACTORY haben vor „The Industrialist“ mächtig im Karton gerappelt und Leute ausgetauscht, so dass in der Kreativabteilung nur noch Shouter Burton C. Bell und wieder-dabei-Gitarrist Dino Cazares verblieben sind. Da wurde dann auch gleich konsequent auf einen Drummer verzichtet, so dass statt Gene Hoglan ein von Mr. Cazares programmierter Drumcomputer für die Aufnahmen genutzt wurde – erwartet uninspiriert fällt das Ergebnis aus, das Drumming ist ganz klar der schwächste Teil des neuen Albums. Immerhin ist die Produktion gut geworden, „The Industrialist“ kommt druckvoll und im typischen FEAR FACTORY-Sound aus den Boxen. Mit dem Titeltrack erwischt die Band einen guten Einstand, irgendwo zwischen „Demanufacture“ und „Obsolote“, was ja auch die Zeit er großen FEAR FACTORY-Erfolge waren. Im Verlauf von „The Industrialist“ wird aber deutlich, wie wichtig auch die andere hlfte der Band für den damaligen Erfolg waren – ohne die Beiträge von Raymond Herrera und Christian Olde Wolbers stagniert das Songwriting. „The Industrialist” klingt so wie eine Hommage an die gute alte Zeit, als FEAR FACTORY noch richtig was gerissen haben, kann aber den Geist der damaligen Zeit nicht 100%ig wiedergeben. Und, was viel gravierender ist, das Hitpotential fehlt. „New Messiah“, „God Eater“ (mit coolem Synthie-Einsatz) und das knackige „Virus of Faith“ sind solide FEAR FACTORY-Nummern, aber erreichen nicht das Hitpotential von „Replica“ oder „New Breed“. „The Industrialist“ bleibt so hinter den Erwartungen zurück und zeigt die kreative Beschränktheit des Duos Bell/ Cazares auf. Bleibt die Frage, wie die neuen Songs live klingen, immerhin haben sich die beiden mit MALIGNANCY-Drummer Mike Heller ordentlich verstärkt. Wenn er und ex-CHIMAIRA-Gitarrist Matt DeVries sich dann auch noch beim Songwriting einbringen, könnte es noch was werden. „The Industrialist“ zeigt derweil die Grenzen für FEAR FACTORY auf.
DEVILISH IMPRESSIONS haben „Simulacra“ bereits im Frühjahr in ihrer polnischen Heimat veröffentlicht, bringen das Teil mit Hilfe von Lifeforce Records jetzt in den Rest der Welt. Dafür bekam das Album einen Bonustrack spendiert, ist doch schon mal was. Musikalisch orentieren sich DEVILISH IMPRESSIONS an symphonischem Black Metal Marke DIMMU BORGIR, den sie um eine ordentliche Death Metal-Kante erweitern. Da liegt natürlich BEHEMOTH als Einfluss und vergleichende Größe nahe. Es gibt also knackige Riffs, viel Keyboard-Einsatz und einen zwischen Growls und Klarpassagen wechselnden Gesang, was alles zusammen nichts Neues ist. DEVILISH IMPRESSIONS haben ihre stärksten Momente, wenn sie das Tempo etwas zurücknehmen und im Mid Tempo vorgehen, dann kommt die Gitarrenarbeit am Besten zur Geltung. In den schnelleren Black Metal-beeinflussten Parts verfallen sie dagegen zu oft in altbekannte Schemata, die anno 2012 keinen Hund mehr hinter dem Ofen hervorlocken („Legions Of Chaos“). So halten sich gute und belanglose Stücke die Waage auf „Simulacra“. Zudem schleicht sich immer wieder der Gedanke ein, hier ein schon tausendmal gehörtes Stück in neuem Gewand vorzufinden. „Simulacra“ bleibt so eine im Grunde solide Platte, die unter den Schwarzkitteln sicher ihre Freunde finden wird, sich mit den Größen des Genres aber nicht messen kann.
DIABLO SWING ORCHESTRA haben mit ihren bisherigen Alben für kontroverse Diskussionen in der Metal-Welt gesorgt, wie es bei einer derart durchgeknallten Mischung auch nicht anders sein. Auch „Pandora’s Piñata” gönnt dem Durchschnitts-Metaller keine Verschnaufpause, sondern führt ihn an die Grenzen seiner musikalischen Toleranz. Direkt mit dem Opener und dessen Big Band-Swing geht es los, „Voodoo, Mon Amour“ mixt den mit viel Groove und Metal, was (für Neueinsteiger in den Sound) sehr gut klappt und fast schon tanzbar ist. Eine Metalkante hat die Band dabei in jedem Song, wie das Riffing von „Exit Strategy Of A Wrecking Ball“ zeigt. Gemischt mit einer Poppigkeit und einem Gespür für das Zusammenbringen auf den ersten Blick unvereinbarer Stile, wird auch das neue DIABLO SWING ORCHESTRA-Werk den unvoreingenommenen Hörer fesseln. Klassik, Swing, Metal und zwei erstklassige Sänger sind der Garant dafür, dass sich die Band auch mit diesem Album in die Herzen ihrer Fans spielen wird. Feines Ding. Total durchgeknallt, aber total gut. War schon bei „ Sing Along Songs For The Damned And Delirious” so, ist auch bei „Pandora’s Piñata” so.
EWIGHEIM, das Projekt von einem EISREGEN- und zwei THE VISION BLEAK-Leuten, hat mit „Bereue Nichts“ ihr drittes Album fertig, mit dem sie bei Massacre Records angedockt haben. Geboten wird in den zehn Songs überraschend klischeefreier deutschsprachiger Gothic Rock, der in Momenten wie dem knackigen „Staub“ oder dem opulenten „Morgenrot“ überzeugen kann und an eine Mischung aus RAMMSTEIN, unpeinlicher NDH und finnischem Düstermetal erinnert. Zwar gibt es auch einige Hänger in Form eher belangloser Songs, aber alles in allem ist „Bereue Nichts“ eine solide Platte geworden, deren Texte zum Nachdenken anregen und über die erwarteten Plattitüden weit hinausgehen. Angesichts des Unsinns, den UNHEILIG in der Ecke verzapfen, ist das eine echte Erleichterung. Kann man machen.
A FOREST OF STARS haben sich für ihr drittes Album mit Prophecy Productions zusammengetan, die „A Shadowplay For Yesterdays” in schöner Aufmachung und in verschiedenen Versionen auf den Markt bringen. Thematisch gibt es bei der Band keine Änderungen, wieder wird der Hörer auf eine Zeitreise in das viktorianische England mitgenommen und ihm dessen krassen Gegensätze vermittelt. Das schaffen A FOREST OF STARS nicht nur in den Texten, sondern auch in den verschroben aufgebauten Songs, die eine Melange aus (Post) Black Metal, Doom-Epik und viel Avantgarde Rock bieten. die Instrumentierung ebschränkt sich dabei nicht unr auf die für eine Stromgitarrenband typischen Bestandteile, sondern wurde um Flöten, Geigen und Klaiver erweitert, die diesmal eine tragende Rolle einnehmen und nicht mehr im Hintergrund agieren, wie es noch bei den Vorgängerwerken der Fall war. Dadurch wird „A Shadowplay For Yesterdays” natürlich och progressiver und vertrackter – und gleichzeitig atmosphärischer. Der Nebel, die Verruchtheit, der Dreck wie das Parfüm der Zeit scheinen lebendig zu werden, wenn A FOREST OF STARS ihre Songs anstimmen. Getragen vom stellenweise extrem verrückt wirkenden Gesang entfaltet das Album seine fesselnde Wirkung, die den Hörer nicht so schnell wieder loslässt. Wer sich auf avantgardistische Musik einlassen kann, die Genre-Grenzen schnell hinter sich lässt und ein Faible für erzählende Alben hat, sollte das neue A FOREST OF STARS-Werk unbedingt in den Player schmeißen.
EXPIRE ballern sich auf „The Pendulum Swings“ in gut 20 Minuten durch zwölf Songs, die irgendwo zwischen New Yorker Stil, TRAPPED UNDER ICE und alten TERROR angesiedelt. Mächtig Mosh also, mit viel Groove und haufenweise Möglichkeiten zum Mitsingen. Da kann nicht mehr viel schief gehen, oder doch? Nee, kann nicht. EXPIRE haben es geschafft, ihre ungezügelte Wut auf Platte zu bannen und das Intensitätslevel der Scheibe durchweg hoch zu halten. Spätestens mit dem zweiten Song („Just Fine“) machen sie klar, dass mit ihnen nicht zu spaßen ist, genauso wie sie catchy Songs schreiben können. Knackig, voller Aggression und mit eben dem nötigen Groove gibt es hier 20 Minuten die volle Ladung Mosh-Hardcore. So schön einfach kann das sein.
WITCHSORROW konnten mit dem Vorgänger zu „God Curse Us“ Kollege Otto nicht überzeugen, zu eintönig war die gebotene Doom Metal-Variante der Südbriten. Auf dem neuen Longplayer setzt sich das leider fort, auch in den sieben Songs von „God Curse Us“ geht es (selbst für Die Hard-Doomster) zu monoton zu, zudem ist die Produktion ähnlich dumpf wie beim Vorgänger ausgefallen, wodurch sie wieder sehr dröhnt. Die überlangen Songs plätschern so vor sich hin, zitieren alles an Genre-Einflüssen (sehr stark dabei BLACK SABBATH) und lassen das Album spannungsarm vergehen. Zudem sind viele Ideen in den späteren Songs nur Aufgüsse bereits vorher gehörter Ideen, was „God Curse Us“ dann auch noch zu einer sich wiederholenden Chose macht. So bleibt am Ende der gleiche Eindruck wie beim Debüt, mehr als nett ist die Scheibe nicht.
Schweden ist das Kalifornien des 21ten Jahrunderts. Das dürfte nicht erst seit dem Erfolg von Truppen wie HARDCORE SUPERSTAR bekannt sein. Auch CRAZY LIXX schlagen in diese Kerbe und bieten sleazigen High-Energy Hard Rock, welcher auf dem Sunset Strip der 80er für einen Ausnahmezustand gesorgt hätte. Aber auch im Jahre 2012 machen die treibenden Hymnen einen Menge Spaß. „Young Blood“ tritt richtig Arsch, beim Up-Tempo Rocker „In The Night“ kann man echt nicht still sitzen und das besinnliche, aber nicht schmalzige „Only The Dead Now“ entlässt den Hörer stimmungsvoll. CRAZY LIXX können darüberhinaus mit einem sehr warmen und natürlichen Sound punkten, der zu „Riot Avenue“ passt, wie der viel zitierte Arsch auf den Eimer. „Riot Avenue“ ist eine perfekte Partyscheibe, welche geradezu nach auftoupierten Haaren und pinkem Lippenstift schreit. Im geneigten Poserhaushalt sollte also zwischen HARDCORE SUPERSTAR, MÖTLEY CRÜE, CRASHDIET, POISON, STEEL PANTHER und RATT auch noch Platz für CRAZY LIXX sein. Flugs in die Tigerleggins gehüpft und die Party geht ab.
FURYON laufen zwar bei ihrem Label unter „Melodic-Metal“, nicht ganz so open-minded Zeitgenossen dieser Stilrichtung sei dannoch zur Vorsicht geraten. Sagen wir mal so: FURYON spielen ihren melodischen Metal so, dass man ihn in England cool findet. Das heißt recht modern, meist im groovigen Midtempo sich bewegend und mit einer gewissen Alternative Schlagseite. Mit Songs wie dem schleppenden „Souveniers“ werden eher Fans von Bands wie AUDIOSLAVE oder ALTER BRIDGE bedient, denn klassisches Melodic-Metal Klientel und da ich mich auch eher zu letzterem zähle, habe ich so meine Probleme mit der Scheibe. Das ist handwerklich gut gemacht und auch Sänger Matt Mitchell weiß definitiv was er tut. So ist „Gravitas“ ein höchst professionelles modernes Hard Rock Album mit dem FURYON aber komplett am Geschmack des Rezensenten vorbei spielen. Freunde aktueller Rock Sounds sollten aber mal ein Ohr riskieren.