Es ist erstaunlich, welche Entwicklung diese Truppe aus Singapur um Gründungsmitglied, Bassist und Sänger Shyaithan in den jetzt genau 30 Jahren ihres Bestehens durchgemacht hat: von rohestem Gepolter der Marke „Asateerul Awaleen“ (1996) und „Skullfucking Armageddon“ (1999) über black-thrashige Meisterwerke wie „Terroreign – Apocalyptic Armageddon Command“ (2009) und „Worshippers Of The Seventh Tyranny“ (2011) bis hin zu Anleihen an technischen Death Metal auf „Ravage & Conquer“ (2012). „Versus All Gods“, Album Nummer neun, reiht sich mühe- und nahtlos in diese Riege des langjährig zelebrierten musikalischen Massakers ein, folgt stilistisch weitgehend dem 2012er Vorgänger, nimmt jedoch hier und da ein wenig Tempo raus und gewinnt dadurch an zusätzlicher Heavyness. Mit diesen Voraussetzungen sowie dem wahrscheinlich fettesten Sound der gesamten Bandgeschichte (Mix und Mastering von Wojtek und Slawek Wieslawsk im Hertz-Studio in Polen, was die klangliche Nähe zu BEHEMOTH, VADER oder DECAPITATED unterstreicht) drücken sich Granaten wie der Opener „Reigning Armageddon“, „Barbarian Black Horde“, das vorab veröffentlichte „Azazel“, „Dajjal United“ oder „Interstellar Deathfuck“ (absoluter Oberhammer!) ohne großes Tamtam direkt in die Lauschertunnel, woran als I-Tüpfelchen auch die Gastbeiträge von Wenceslas Carrieu (NECROWRETCH) und Henriette Bordvik (ABYSSIC) sorgen. Puristen mögen nach wie vor und wie so häufig bemängeln, dass IMPIETY anno 2020 nicht mehr so minimalistisch und ranzig tönen wie in den Anfangsjahren, aber die Authentizität, mit der die Jungs über all die Jahre zu Werke gegangen sind, hat darunter zu keiner Sekunde gelitten, die Qualität erst recht nicht.
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Mit seinen beiden EPs “Obscure“ (2018) und „Cursed By Ascended Darkness“ (2019) sowie intensiven, drückenden Live-Shows (unter Anderem auf dem „Fall Of Man“, dem „Storm Crusher“ und natürlich dem „Party.San“) hat sich das Quartett aus Süddeutschland bereits einen exzellenten Ruf im Krawall-Underground erspielt, was das Debütalbum, rund drei Jahre nach der Bandgründung, endgültig manifestieren soll. Und das gelingt – so viel sei an dieser Stelle bereits verraten – außerordentlich gut, denn die drei Herren plus Mädel sind und waren außerdem etwa bei REVEL IN FLESH, SACROSCUM, NIHT und KHAOS aktiv und wissen sehr genau, wie man waschechte Wutklumpen aus dem Höllenfeuer heraufbeschwört. Wenn dann noch die gefühlte Plattensammlung der Band aus den Diskografien von zum Bleistift GRAVE MIASMA, MYSTIFIER, NECROS CHRISTOS, CHAPEL OF DISEASE und SONNE ADAM besteht, ist die Angelegenheit in trockenen Tüchern. Und genau das hört man teils überlangen Nummern wie „Sepulkrator“, „Psychomanteum – Luminous Flames“, dem vorab veröffentlichten „Pallid Eyes“ oder dem überragenden, im Mittelteil sehr melodischen Abschluss „Eremitorium“ durchweg an; schwärzester Death Metal auf höchstem Niveau. Ein herausragendes Merkmal ist zudem, dass die kellertiefen Growls von Bassist P. durch taktisch geschickt eingestreute Schreie von Gitarrist SS. ergänzt werden, was noch eine Prise Abwechslung in das tiefgestimmte Donnerwetter bringt. Abgerundet wird „Totenzug: Festering Peregrination” durch ein sehr ansehnliches Cover-Artwork, das geradezu nach der Vinyl-Variante schreit. Mögen NEKROVAULT mit ihrem Totenzug noch lange durch den heimischen Untergrund donnern!
Gruppengründer Matt Moliti behauptet, während des Schreibens des zweiten Albums „Morbid Realms“ gemerkt zu haben, das Album sei ernsthafter, wütender, erwachsener und mit einem aggressiveren Sound ausgerüstet. Er will damit nämlich an die unerwarteten Songarrangements und komplizierteren Strukturen des klassischen Death Metal der frühen 90er-Alben erinnern. Naja. Die erste Hälfte des Statements sagt ja jeder Musiker guten Gewissens, und in der zweiten Hälfte wollen wir doch mal kräftig widersprechen. Denn zum Glück ist hier wenig unerwartet oder wirklich kompliziert. Dafür erinnert das Album andauernd an die ersten beiden DEATH-Scheiben. Okay, mit besserem Sound. Mit viel besserem Sound. Und der ist auch deswegen so gut, weil er warm klingt, nicht klinisch, sondern einfach richtig dick und fett und deswegen auch geil zur altmodischen Death-Metal-Fraktion passt. Kein Wunder, kommt ja auch von Dan Swanö (Unisound Studios). SENTIENT HORROR gleisen auf die DEATH-Schiene auch noch ein paar skandinavische Waggons auf, so dass der morbide Scheiß klingt wie ein hundert Meter langer D-Zug mit mehreren amerikanischen und schwedischen Loks. Und die Schaffner knipsen ordentlich ab, während sie sich die Klamotten vom Leib bangen und am Ende nur noch mit ihrer roten Schärpe im Bordbistro rumstehen. Pfeife noch im Mund. Aber der Abpfiff kommt nicht, angesichts so guter mittelschneller, schneller und sehr schneller Songs. Beispiele: Der brillante Opener „Call Of Ancient Gods“, das hittige „Sworn To The Dead“ oder das mächtig düstere Titelstück, das „Pull The Plug“ der schwedisch-amerikanischen Truppe.
Zeitreise galore: „Odious Descent Into Decay” ist zwar das erste Album der Amis, aber es könnte auch das letzte sein. Weil die Kollegen Zach Nehl, Drew O’Bryant, Ian Schwab und Clyle Lindstrom nämlich nicht stinken wie die Schweine, sondern wie die Pest auf Latschen. Noch stärker müffeln die Songs wegen des vermoderten Gitarren-Sounds, der pappschimmeligen Drums, der zombiefizierten Vocals und wegen des Absolut-Ober-Stinkbombensounds. Man könnte jetzt sicherlich olle CARCASS, AUTOPSY oder POSSESSED als Vergleich heranziehen – aber dann muss man auch anmerken, dass POSSESSED es mit ihrer freilich nicht schlechten neuen Scheibe eben nicht schaffen, den Geist der Vergangenheit so authentisch wiederzubeleben (sic!) wie diese toten Eulen. Nicht auszumalen, wie das bei den Typen in den Proberäumen mockern muss... Neun Songs lang halten sie diesen unerträglichen Gammelfurz am Laufen, ein geiler Song jagt den nächsten – mit phantastischen Leads und wahnsinnig retardierten Melodien. Dazu dieser Sound von der Atom-Müllkippe! Nur gut, dass CELEBRAL ROT mit „Primordial Soup Of Radioactive Sewage“ auch einen Titel dabei haben, der alles zum Strahlen bringt. Das alles ist viel geiler als Recycling.
Es gibt Bands, die machen immer genau die gleichen Alben und freuen sich genau deswegen großer Beliebtheit, zum Beispiel MOTÖRHEAD. Dann sind da Gruppen, die feiern Fans wegen ihrem Mut, etwas Neues zu machen. Wie zum Beispiel BARONESS. Und dann gibt es Kapellen, die entwickeln sich immer weiter, schweifen aber auch hie und da ab. Aber: Wenn sie ein neues Album machen, dann ist das für Fans als kämen sie nach Hause. Und genau zu dieser Kategorie zählen die Groninger Recken GOD DETHRONED um Sattler-Meister Henri. Allein für die drei absoluten Über-Ober-Super-Hits „Book of Lies“, „Gabriel“ und „Eyes Of Horus“ gebührt den Niederländern ganz großes Lob. „Spirit Of Beelzebub“ steht exemplarisch für die Besinnung auf den antichristlichen Ansatz aus den Tagen, bevor sich die Band der Weltkriegs-Trilogie widmete. Überhaupt zog neuer Mut ein in die tatsächlich aber auch nie muffig gewesenen holländischen Laken, denn es gibt unterschwellig vorhandene Keyboards, gute Klar- und Chor-Vocals und verständliches Grunzen – also mehr Variabilität im Gesang. Wer aber nun denkt, dass die Band nun ausgewimpt sei, dem sei klar gemacht: Es gibt überall superviele messerscharfe Riffs und mehr als genug blitzschnelle, krachende und blastende Parts wie zum Beispiel in „Satan Spawn“. Aber vor allem dominieren und über allem stehen ausschweifende, großartige, fabulöse Melodien, die auch aus der elften Full-Length von GOD DETHRONED wieder eine ganz, ganz besondere machen. Komt goed! Dankuwel.
Die Norddeutschen kamen ein bisschen wie Kai aus der Kiste – doch sie blieben mit ihren Köpfen oben, seit sie das erste Mal herausgeguckt haben. Anfangs als gecastetes Projekt mit Coverbandcharakter verspottet, haben sie inzwischen allen Kritiker die hässliche Fresse zwischen den tauben Ohren weggeschossen. Soviel steht fest: auch Nicht-Schweden dürfen sich dem HM2-Sound mit Haut und Haar verschreiben und klingen glaubwürdig; FLESHCRAWL haben es vorgemacht, ENDSEEKER haben das vielleicht sogar perfektioniert. Dazu stellen die Hamburger mit Lenny einen charismatischen Psychopathen an der Front, der noch dazu grunzen kann, als wenn Hulk ins Didgeridoo bläst. Dass die interessanten Texte aus dem Leben eines total Bekloppten (und einer kranken Welt) sogar verständlich sind, macht die Chose nur noch interessanter. Die spannende Gitarrenwissenschaft von HM2-Grandmaster Jury und GHOST-Fan Ben, Eggerts fette Basslinien, das auffällig-ausgeklügelte Kummer-Drumming, all das mündet in ausnahmslos tollen Songs. Vielleicht ragt das hittige „Spriritual Euphoria“ heraus. Oder das gleich anschließende, groovige „Whores of War“. Oder der fiese „Vicious Devourer“? Keine Ahnung, es fällt schwer, einen der zehn Songs herauszugreifen, wobei der zehnte das spannende MEGADETH-Cover „Symphony Of Destruction“ ist. Egal, denn ENDSEEKER haben reiche Ernte eingefahren: „The Harvest“ klingt ausgereifter, facettenreicher als alles, was die Hamburger je zuvor gemacht haben – und dennoch bleiben sie sich treu. Hoffentlich bleibt das noch lange so. Uuuuäääh!
Es gibt Bands, da sind wenige Dinge wichtig. FLESHCRAWL sind so eine. Kritiker sagen, die machen immer die gleiche Scheibe. Na und? Natürlich waren, sind und werden die Süddeutschen immer die schwedischste aller nicht-schwedischsten Bands sein. Und ja, sie sind stilistisch total eindimensional. Natürlich stinkt es hier an allen Ecken nach DISMEMBER, natürlich sucht hier ein Jeder jegliche Innovation vergeblich. Nun könnte man was vom walzenden „Ossuary Rituals“, dem schleppenderen „Grave Monger“ oder sehr flotten „Of Frozen Bloody Grounds“, von der großen Stimme Svens, vom perfekten HM2-Sound, vom schicken Spiel des neuen Gitarristen Slobo Stupar schreiben. Kann man machen, stimmt ja auch. Aber, viel wichtiger ist hier das einmalige Gefühl, dass FLESHCRAWL auslösen. Es gibt nun mal wenige Bands, die es in so kurzer Zeit schaffen, dass der Hörer total ausflippt, nur noch „FLESH“-irgendwas brüllt und die Faust in die Luft reckt und bangt und bangt und bangt und alles. Und das können FLESHCRAWL auch zwölf Jahre nach ihrem bis dato letzten Longplayer „Structures Of Death“ immer noch. Himmel, was wird das für eine Festivalsaison, wenn DISMEMBER und FLESHCRAWL auch live in Hochform sind? Geiler geht kaum.
Der Todeskult erklingt jetzt bei den Kriegs-Hymnen – für beide Seiten sicherlich nicht die schlechteste Wahl! REVEL IN FLESH und ihr Fronter Haubersson gehören sicherlich zu den integersten und ehrlichsten Vertretern der Szene, und das trifft zu hundert Prozent eben auch auf ihre Musik zu. Das inzwischen fünfte Album (plus Compilations und Splits) bietet wieder haargenau das, was die Fan-Gemeinde haben will. Klassischen Death Metal mit ollen Roots und fast epischen Melodien ("My Trial"!), mit schneidenden Riffs (überall!) und einem rohen, in der Tat immer noch verständlichen Organ. Dazu frischer Swanö-Sound und zehn Weltidee-Songs plus ein geniales Cover ("Rock Out") von MOTÖRHEAD. Bleibt zu hoffen, dass nicht allzu viele Fans bei den Live-Gigs den Chorus allzu wörtlich nehmen – und ihr Dingdong aus der Hose. So mitreißend, wie die ganze Scheibe rüberkommt, wäre das aber keine allzu große Überraschung. Wahrscheinlich im doppelten Sinne. Im Ernst: REVEL IN FLESH scheinen auch in der neuen Besetzung noch enorm heiß, sie sind motiviert und voll dabei. Was bei dem Band-Fronter auch nicht weiter verwundert. Aber man hat ja schon Pferde kotzen gesehen. Keine Ahnung, wer den diesjährigen Death-Metal-Grand-Prix gewinnt. Verdient hätten es REVEL IN FLESH, FLESHCRAWL und FLESH- äh, ENDSEEKER allemal und gleichermaßen.
Die Wolfsburger CRYPTIC BROOD veröffentlichen mit ihrer zweiten Full-Length ein ranziges, verrottetes Werk (Wortspiel. VW und Werk und so!). Eklig. Von Höhlenmenschen für Höhlenmenschen. Und das Rülpsen aus der Hölle steckt wirklich ganz leicht an – und stinkt noch erbärmlicher. In der Tradition von Bands wie REPULSION, AUTOPSY, NIHILIST und sogar DECEASED lärmen sich die drei Niedersachsen durch den tiefen Morast aus Knochen, Exkrementen, Eiter und Blut. Heiser-kehliges Röcheln trifft hier auf hysterisches Geschrei ("Harrowing Hallucinations"), und dahinter rödeln olle Death-Stinker in gemäßigtem Tempo bin hin zum Doom. Ein Lied später ("Mantled With The Stench Of Death") werden die Freunde gar hektisch und rumpeln schnell vorwärts mit urwüchsigem Geknüppel – um dann einen vollen Stopp hinzulegen. Ein Drama voller Verzweiflung. Die CRYPTIC BROOD ist in der Tat morbide, das Tötungsmaterial besteht aus grässlichem Grind, dödem Doom und geschmackslosem Gore-Death. So machen Dir diese Jungs mächtig Angst, reißen dein Hirn aus der Murmel und lachen schallend über Dich. Keine Ahnung, wie so nette Menschen so abstoßende "Musik" machen können. Aber CRYPTIC BROOD tun es, mit ganz viel Verve und absolut ehrlich. Und richtig gut - "Relish In Ecstasy", Alda!
Keine Ahnung, wie viel STAINED BLOOD mit der zigsten Meisterschaft des CF Barcelona am Hut haben. Keine Ahnung, ob sie Anhänger der Unabhängigkeitsbewegung im heimatlichen Katalonien sind. Aber es ist auch egal. Denn diese Spanier sind eigentlich Skandinavier, vor allem Schweden, weil sie alte IN FLAMES mit DISSECTION mischen und ein bisschen auch Norweger, weil alles ein wenig emperorresk (frühe Phase, wohlgemerkt) klingt. Also: Die ehemaligen Metalcoristen (die sich nur noch in Sachen Gesang wie bei „The Lightless Walk“ auf ihre Ursprünge besinnen) fabrizieren jetzt einen eindringlichen Mix aus melodischen Death und ebenso erhabenem Black Metal. Sie sind dabei zwar lange nicht so düster wie der legendäre Dissectionist, aber dafür auch nicht so hipsterig wie die herrschsüchtigen norwegischen Kameraden und nicht so übertrieben symphonisch wie deren völlig auswimpten Orchester-Schwarzwurzel-Landsmänner. Herausgekommen sind sechs tolle Songs mit vielen, herzerwärmenden Melodien, dem dazu passenden Schuss Aggressivität und genügend Street-Credibility. Gute Scheibe mit extrem angenehmen und guten Sound! Anspieltipp: "Shrines of Loss"!