Keine Ahnung, wie viel STAINED BLOOD mit der zigsten Meisterschaft des CF Barcelona am Hut haben. Keine Ahnung, ob sie Anhänger der Unabhängigkeitsbewegung im heimatlichen Katalonien sind. Aber es ist auch egal. Denn diese Spanier sind eigentlich Skandinavier, vor allem Schweden, weil sie alte IN FLAMES mit DISSECTION mischen und ein bisschen auch Norweger, weil alles ein wenig emperorresk (frühe Phase, wohlgemerkt) klingt. Also: Die ehemaligen Metalcoristen (die sich nur noch in Sachen Gesang wie bei „The Lightless Walk“ auf ihre Ursprünge besinnen) fabrizieren jetzt einen eindringlichen Mix aus melodischen Death und ebenso erhabenem Black Metal. Sie sind dabei zwar lange nicht so düster wie der legendäre Dissectionist, aber dafür auch nicht so hipsterig wie die herrschsüchtigen norwegischen Kameraden und nicht so übertrieben symphonisch wie deren völlig auswimpten Orchester-Schwarzwurzel-Landsmänner. Herausgekommen sind sechs tolle Songs mit vielen, herzerwärmenden Melodien, dem dazu passenden Schuss Aggressivität und genügend Street-Credibility. Gute Scheibe mit extrem angenehmen und guten Sound! Anspieltipp: "Shrines of Loss"!
Die spanischen Death-Metaller GLOOM wollen es genau wissen und setzen bei ihrer neusten Veröffentlichung „Doggod“ voll auf Tempo. Rasendes Schlagzeug und Pig Squeals lassen hier und da starke Grindcore-Einflüsse erkennen, doch ganz so unmelodisch sind die Herren gar nicht: Denn obwohl hier mit mächtig viel Power geholzt wird präsentieren sich GLOOM auf ihrem Zweitwerk ausgesprochen vielfältig. Klassischer Death Metal geht hier einher mit Thrash Metal (z.B. „Mass Infection“, mit Black Metal und eben angesprochenem Grincore („Doggod“, „Necromancer“). Dabei bleibt stets Platz für wirklich fesselnde Melodien und ab und an wird das Tempo auch gedrosselt („Bolter“, „Mater Tenebrarum XIII“). So überraschen GLOOM immer wieder und präsentieren auf „Doggod“ eine ganze Reihe außergewöhnlicher Songs, die Fans von Bands wie ANAAL NATHRAKH und ANTROPOMORPHIA mit Sicherheit in ihren Bann ziehen werden.
Kurze Kostprobe gefällig? „M.B.M.“ bringt es mit nur einer Minute Spielzeit so ziemlich auf den Punkt.
Wieso das Ding „Doggod“ heißt, wird dabei aufgrund der nicht verständlichen Lyrics allerdings bis zuletzt nicht geklärt. DOGGOD ist eine Stoner Metal-Band aus Tübingen, eine Seite für die artgerechte Ernährung von Hunden („Barfen“ – Rohfleischfütterung) und lässt sich überdies gut als Ambigramm schreiben, was natürlich schick kryptisch aussieht.
Technical Death Metal spielen PESTIFER aus Belgien. Und der erinnert mit den ersten Takten an DEATH. Klingt gut? Tatsächlich wissen die Belgier stellenweise wirklich sehr zu begeistern, was insbesondere den kranken, schnellen und wirklich sehr technischen Gitarren-Spielereien und Jérôme Bernard gut dazu passenden, heiseren Vocals geschuldet ist. Das Drumming indes wirkt hier leider etwas dünn, wo man aber noch drüber hinwegsehen kann. Songs wie „Sarcophaga“ und das etwas gradlinigere „Within The Void“ wissen dennoch zu begeistern. In „Orbital Failure“ präsentieren PESTIFER ihr musikalisches Können schließlich in voller Bandbreite. Für Fans von DEATH oder OBSCURA, aber noch ausbaufähig!
Das Album heißt „Hungersnot“, die „Band“ „Monolog“. Irgendwie paradox. Ersteres, weil die Scheibe unglaublich reichhaltig ist – an Einflüssen, Stilrichtungen, Pausen – kurzum an Abwechslung. Und zweiteres, weil sich das Duo mit Bandchef Nordström wohl eher als Projekt versteht. Nun gut. SOLILOQUIUMs fünftes Album bringt harschen Death Doom wie mit dem eröffnenden Titelstück. Und auf der anderen Seite gibt es eine Art sehr melodische, beinahe poppige „Hit-Single“ wie „Weight of the Unspoken“, irgendwo bei Katatonia oder neuen Swallow The Sun mit nachdenklichen, klaren Vocals. Beides gut gemacht. Auch „The Healing Process“ geht es ähnlich zerbrechlich zu wie bei Anathema, woran auch der klagende Gesang Bianca Höllmüllers Anteil besitzt. Apropos Gäste: „Poison Well“ singt Chelsea Rocha-Murphy von Dawn of Ouroboros anklagend und verzweifelt, was prima zu den harschen Vocals von Mastermind Stefan passt. Verzweiflung zu sorgen. Besonders gut gefällt mir der Death n' Roll-Teil, der bei der 3-Minuten-Marke ausbricht. Und auf dem schwedischen gesungenen „Själamörker“ schafft Nordström einen akkuraten Spagat zwischen grunzendem Death-Doom-Geschrei und traurigen sauberen Tönen. Einziger, wenngleich hausgemachter Nachteil der Scheibe: Die Songs bilden keine echte Einheit, „Famine“ wirkt eher wie eine Compilation der besten Ideen Nordströms, ohne Rücksicht auf Unterböden in der Genre-Schublade. Die einzelnen Lieder sind aber gut, wie das majestätisch-verträumte „Vigil“ mit Josep von Helevorn. „Famine“ ist ein Album, das mit „Porcelain“ ein fast folkiges und mystischen Abschluss findet und zu einem Sammelsurium mutiert, in dem es viel zu entdecken gibt.
Aus der österreichischen Steiermark will die 2007 gestartete Formation VINEGAR HILL mit dem fünften Album ins Mark der Melodic-Death-Metal-Fans treffen. „Darkness Echoes“ zielt dabei eher auf die jüngere Zielgruppe, denn die Band versucht sich knallhart an einer moderneren Ausrichtung des ehemals Göteborg-Death-Metal genannten Genres. Sie machen das durchaus besser als die an den eigenen Frühwerk-Standards gescheiterten In Flames – und es gibt eben auch ganz wenig zu kritisieren. Die Songs wie der titelgebende Opener sind ultra-fett (aber eben auch sehr modern) produziert. Die Titel haben tolle Soli und ganz geile Melodien an den richtigen Stellen und sogar charmante Chöre wie in „Traitor’s Call“. Mit „The Scapegoat“ ist den Jungs sogar ein kleiner Hit gelungen. An manchen Stellen ist das Album mal richtig hart, dort auch mal ein bisschen cheesy. Die Stimme vom neuen Sänger Thomas Kaluza überzeugt klar, grunzy und aggro gleichermaßen. Die Songs sind ebenfalls okay. VINEGAR HILL ist die jahrelange Erfahrung anzumerken, es sitzt eben alles an der richtigen Stelle. Vielleicht zu richtig? Denn vieles an der Scheibe wirkt wie aus dem Handbuch für melodischen Death Metal zusammengebaut, so 08/15 für einen Wackengänger, dem Death Metal eigentlich zu hart ist, der aber mal so richtig heavy-deathy wirken will. „Darkness Echoes“ ist ein wirklich sehr professionelles Album, dem aber das Herzblut zu scheinen fehlt. Jedenfalls findet es der Rezensent nicht. Es wirkt zu aufgesetzt, zu sehr auf Nummer sicher. Moderne Melodic-Death-Fans werden vermutlich zu einem anderen Urteil kommen, aber Genre-Gelegenheitshörer greifen lieber zu Dark-Age-Klassikern, zur aktuellen Soul Demise "Against The Abyss" oder zu den historischen Blaupausen wie „Whoracle“. Und wer mal echte Härte probieren will, probiert sich an „The Red in the Sky Is Ours“.
Die ausgewachsenen Kotzbrocken kommen aus Trondheim, gehören aber nicht zur blackmetallischen und nidarosianischen Elite, sondern machen schmutzigen und rohen Death Metal der alten Schule. Die Norweger haben sich neu gegründet, sind aber nicht unerfahren, die Bands Chton, Ghetto Ghouls und Corroder stehen in der Biographie der Mitglieder. Und wie das Label haben sich die Skandinavier dem Death Metal geöffnet, beschränken sich aber nicht auf die reine, alte Lehre. Was den einen oder anderen YouTuber zu überfordern scheint, das macht dieses Album über gerade mal eine gute halbe Stunde eben auch interessant. So klingt ,The Church Of Rats‘ nach einem gebremst-groovigen Rock’n’Roller, wohingegen ,Rat Religion‘ einen ziemlich urwüchsigen Deather mit Tempo darstellt. ,Rattus Rittualis‘ transportiert Stoner-Doom-Elemente, ,Pestilence (the Sickness)‘ kommt abgedreht schwarz-thrashig ums Eck, während ,Indulge Into Chaos‘ sogar crustige Punk-Elemente enthält. Alle Songs haben eins gemeinsam: Sänger Peterror passt sich der jeweiligen Richtung gekonnt an, wirkt, würgt, schreit und kotz-rotzt gekonnt dazu und verpasst den Liedern jeweils das gewisse Etwas. Der Band-Name lässt eigentlich auf asseligen Thrash schließen, aber VOMITIZER stehen auf einer anderen Stufe, sind erwachsen und gut, aber scheinen (noch) nicht genau zu wissen, wo sie hinwollen. Oder sie sind schon da und manch einer versteht es nicht. Weil sich die Norweger in kein zu enges Korsett zwängen wollen. Abwechslungsreich!
"Infernal" ist eigentlich nur ein treffender Begriff für die Umstände, die dieses Album zu einer zwiespältigen Angelegenheit machen. EDGE OF SANITY hatten 1997 eine treue Fanbase, die hohe Erwartungen an jede Veröffentlichung der Band stellte. Doch mit "Infernal" wurde viel Vertrauen verspielt – nicht nur unter den Fans, sondern auch in der Fachpresse, die bereits das Ende der einstigen Death-Metal-Veteranen voraussagte.
Das Album ist ein Paradebeispiel dafür, welchen Einfluss interne Spannungen auf die Qualität des Songmaterials haben können. Frontmann Dan Swanö hatte sich innerlich bereits von EDGE OF SANITY verabschiedet und seine kreative Energie in diverse Nebenprojekte gesteckt. "Infernal" ist zwar kein komplett misslungenes Album, doch es ist offensichtlich, dass die Band hier höchstens die Hälfte ihres eigentlichen Potenzials ausschöpft.
Musikalisch wird solider Death Metal geboten, jedoch oft mit unpassenden Prog-Elementen durchsetzt. Dass eine solche Mischung durchaus funktionieren kann, hatte die Band bereits mit "Crimson" eindrucksvoll bewiesen. Das Remaster trägt in meinen Augen wenig zur Aufwertung des Albums bei – die Songs wirken weiterhin konfus und zerrissen, es fehlt schlicht der rote Faden.
Spannender sind hingegen die enthaltenen Demo-Aufnahmen sowie ein Live-Mitschnitt aus Schweden. Hier zeigen EDGE OF SANITY ihre Stärken, und Nostalgiker dürften sich über Songs wie "The Dead" oder "Immortal Souls" freuen. Der rohe, authentische Sound der Live-Aufnahmen fängt die Atmosphäre jener Zeit perfekt ein.
Aber für wen lohnt sich "Infernal"? Neueinsteigern seien zunächst die Klassiker der Band empfohlen. Hardcore-Fans und Komplettisten hingegen können vorsichtig zugreifen – mit der richtigen Erwartungshaltung.
Demo-Compilations sind immer so eine Sache – echte Sammler haben die Originale meist im Schrank, und Gelegenheits-Hörer interessieren sich eher für regulär erhältliche Alben. Im Fall von "Elegy – Chapter I" ergibt eine Veröffentlichung jedoch durchaus Sinn, da Meister Dan Swanö die alten Stücke noch einmal genau unter die Lupe genommen und sie einem professionellen Remastering unterzogen hat.
Die Compilation umfasst insgesamt sieben Demos, von denen einzelne Parts der treuen Anhängerschaft der Band bekannt vorkommen dürften, da viele Passagen später in anderen Songs wiederverwendet wurden. Gerade das macht das Anhören dieser alten Perlen besonders spannend – es gibt viel zu entdecken, und es wird schnell offensichtlich, wie sich eine ambitionierte Demoband mit wahnwitzigen Ideen zu einer internationalen Größe entwickelte.
Insgesamt erwarten den Hörer 36 Songs, bei denen weder an Blastbeats noch an feinstem Geknüppel gespart wurde. Zwar lassen sich erste melodische Einflüsse erahnen, doch von einer progressiven Death-Metal-Band war man damals noch weit entfernt. Besonders für jüngere Fans bietet sich hier die Gelegenheit, in eine Zeit einzutauchen, als Death Metal noch kompromisslos und roh war - stilistische Experimente wurden zu dieser Zeit eher kritisch beäugt.
Klassiker wie "The Dead" oder "Immortal Souls" erhalten durch die Bearbeitung einen völlig neuen Charme, dem man sich nur schwer entziehen kann. Vergleicht man "Elegy – Chapter I" mit aktuellen Veröffentlichungen, zeigt sich, dass die Qualität der Songs problemlos mit hochgelobten Alben der Konkurrenz mithalten kann – und dank des unverfälschten, aber kompromisslos druckvollen Sounds die Messlatte sogar noch höher gelegt wird.
Alles in allem ist "Elegy – Chapter I" eine lohnenswerte Compilation, die Lust auf eine Fortsetzung macht.
Die Niederländer CRYPTOSIS sind aus der Asche der Old School-Thrasher Distillator entstanden und legen nun mit "Celestial Death" ihr mit einiger Spannung erwartetes Zweitwerk vor. Ob das Trio das hohe Niveau des Debuts "Bionic Swarm" von 2021 halten kann? Dass die Jungs Songs schreiben können, haben sie schon unter der alten Flagge bewiesen, das stilistische Ruder aber doch recht stark herum zu reißen und nicht zu scheitern, erfordert Mut und Können. Zwar sind die Wurzeln des Thrash Metals oft noch zu hören, wie im starken Opener "Faceless Matter", durch den massiven Einsatz futuristischer Keyboard-Klänge wird die relativ straighte Grundlage aber auf ein anderes Level gehoben. Das ist ganz stark und erinnert im Ansatz etwas an VEKTOR, wobei CRYPTOSIS mit schlankeren Songs daher kommen und gerne auch auf Elemente des (Progressive) Black Metals zurückgreifen wie im garstigen "The Silent Call". Gerade die schwarz-metallischen Einflüsse stehen dem Trio hervorragend und lassen echte Endzeit-Atmosphäre aufkommen. Von der Gitarrenarbeit erinnert die Mixtur aus Black und Thrash Metal auch etwas an DISSECTION. Trotz des progressiven Ansatzes machen CRYPTOSIS nicht den Fehler, sich in langatmigem Songwriting zu verlieren. Alle Songs bleiben deutlich unter sechs Minuten und daran tun Laurens Houvast (v, g), Frank te Riet (b) und Marco Prij (d) gut, denn die Stücke bleiben auf dieswe Weise nachvollziehbar und die Soundwand erdrückt den Hörer nicht auf langer Strecke. Im schleppenden "Absent Presence" verweisen die drei Schelme mit den gewählten Arrangements deutlich auf ein Black Metal-Projekt, dessen Name aus gutem Grund nicht genannt werden sollte, dessen rein musikalische Huldigung aber sehr gelungen ist.
Hervorzuheben ist der klare MIx des Albums. Trotz ständiger Präsenz der Keyboards, teilweise in Kombination mit Blastbeats oder heftigen Double-Bass-Orgien, behalten die Songs ihre Heaviness bei maximaler Transparenz. Abgerundet wird das Album von einem stimmungsvollen Artwork, das die dystopische Tendenzen der Lyrics und der Musik hervorragend einfängt.
Mit "Celestial Death" ist CRYPTOSIS ein sehr starkes Album gelungen, das jeden Fan extremerer und/oder progressiver Klänge begeistern sollte. Es wird spannend, den Weg dieser sehr talentierte Gruppe weiter zu verfolgen.
Vorbei sind bei AVULSED die Zeiten, in denen die lebende spanische Death-Metal-Legende Dave Rotten mit David Nigger musizierte, dafür ist jetzt Alex Nihil dabei. So stumpf wie die Namen ist die Musik – nicht. Oder doch? Egal! Klar ist: Es ist Death Metal. Death Metal. Death Metal und nix weiter. Aber dieses Todesmetall schmiegt sich weder freundschaftlich an dich, noch steigt es mit dir hinab in vergiftete Abwasserkanäle und du musst dein Bier auch nicht in der Tropfsteinhöhle trinken. Und der geneigte Hörer braucht auch keine Raketenwissenschaft zu studieren, um den Titeln zu folgen. Nein, hier regieren der fette Groove, die geilen Riffs, die dicken Songs, der kehlig grunzende Sänger. Death Metal. Also DEATH MEEEEETAAAAAALLLLL. Umso trauriger, dass AVULSED nach “Ritual Zombi” (nein, da fehlt kein Buchstabe!) zwölf Jahre für das nächste ganze Album gebraucht haben. Indes: „Phoenix Cryptobiosis“ ist großartig. ,Unrotted‘ groovt mit thrashiger Attitüde, das Album ist brachial, aber eben auch eingängig. Ein bisschen Horror hier, ein kleiner Kadaver da – so soll Death Metal sein. Gelungene Hörbeispiele könnten "Guts Of The Gore Gods" oder "Devotion For Putrefaction" sein, aber im Grunde klingt eh alles gleich. Also gleich gut. Nicht so gut wie Bolt Thrower, aber das geht ja auch gar nicht. Mierda impresionante!!! (BRK)