BENEDICTION legten vor vier Jahren mit "Scriptures" ein Comeback nach Maß hin. Zuvor war es zwölf Jahre lang ruhig um die Briten geworden. Ex-Sänger Dave Ingram war wieder mit an Bord und die Truppe erfreute Old School Death Metal - Fans weit und breit. Aktuell hat der noch junge Nik Sampson den Job am Bass von Dan Bate übernommen.
Nun stellen wir uns selbstredend die Frage: Kann BENEDICTIONs neuer Streich "Ravage Of Empires" das Niveau halten? Grund genug gleich zwei Reviews zum aktuellem Longplayer zu verfassen! Kollege Karsten war als erster fertig und gab dem wüsten Treiben das Prädikat wertvoll und es fallen Begriffe wie dreckig, dynamisch, kompromisslos und ehrlich. Und was soll ich sagen: aus „böser Cop – guter Cop“ oder „Plus und Minus“ wird nichts! Da gibt’s nix zu rütteln, BENEDICTION demonstrieren eindrucksvoll wie Death Metal zu klingen hat und können das Vorgänger-Album-Niveau locker halten.
Fieses Lachen, tiefe Growls, fetter Groove: Der Opener „A Carrion Harvest“ tritt die Tür ein. „Beyond the Veil (of the Grey Mare)“ ist aus dem gleichen Holz geschnitzt und setzt in Sachen Gitarrenspiel noch einen drauf. Das brechend-brachiale "Deviant Spine", das bohrend-liebreizende „Crawling Over Corpses“ oder das besessen-flotte "In The Dread Of The Night": alles gute Nummern mit Power und Schmiss und einer effektiven Primitivität. Angenehm trendverweigernd, bestialisch walzend beweist das Szene-Urgestein Rückrat. Der Sound ist, trotz der erneuten Produktion durch Scott Atkins im Grindstone Studio, anders als zuletzt schön knisternd-derb und schmutzig. Hier wird nicht nur demoliert, sondern gekonnt in Asche und Trümmer zerlegt!
BENEDICTION sind zurück – und mit ihnen eine gewaltige Ladung Death Metal, die genau das liefert, was sich Fans von den britischen Urgesteinen erhoffen: rohe Kraft, finstere Atmosphäre und diese kompromisslose Direktheit, die man heutzutage viel zu selten hört. „Ravage Of Empires“ ist keine stilistische Neuausrichtung, sondern eine Manifestation dessen, was die Band seit Jahrzehnten auszeichnet – nur noch etwas bissiger, wütender und ungeschliffener.
Schon der Opener macht klar, dass die Band nicht daran denkt, auf Nummer sicher zu gehen. Der Sound wirkt bewusst rauer als beim Vorgänger, weniger steril, dafür umso intensiver. Es knarzt, es rumpelt, und das alles mit einer Energie, als hätten die Jungs gerade erst wieder Blut geleckt. Dabei bleibt alles auf den Punkt: keine überflüssigen Spielereien, kein technisches Blendwerk – nur pures, schweres Riff-Gewitter und ein Rhythmus, der alles niederwalzt. Die Stimme von Dave Ingram ist nach wie vor eine Naturgewalt. Mal tief grummelnd, mal fast schon hämisch – seine Art zu growlen ist so unverkennbar wie effektiv. Was ihn besonders auszeichnet: Er klingt nicht wie jemand, der einfach nur den Text runterbrüllt, sondern wie jemand, der ihn meint. Diese Überzeugung zieht sich durch jeden Song.
Stücke wie „Engines Of War“ oder „In The Dread Of The Night“ treiben das Album mit unbändiger Wucht voran. Hier treffen einprägsame Gitarrenlinien auf rhythmische Lawinen, die weder Mitleid noch Verschnaufpausen kennen. Und doch schimmert immer wieder eine gewisse Eingängigkeit durch – so reduziert sie auch sein mag, sie verleiht dem Ganzen Struktur und Wiedererkennungswert.
In der zweiten Hälfte zeigt vor allem „Drought of Mercy“ die Klasse des Albums: mit einem düster brodelnden Aufbau, zähem Groove und einer spannungsgeladenen Atmosphäre zieht der Song seine Kreise – fies, schwer und eindrucksvoll. Hier wird deutlich, wie viel Ausdruck in scheinbar einfachen Songstrukturen stecken kann, wenn Timing und Haltung stimmen.
Die Produktion trifft den Nagel auf den Kopf: hart und direkt, dabei nicht überladen oder künstlich aufgeblasen. Alles sitzt da, wo es hingehört, hat Platz – und trotzdem bleibt der Sound schwer wie Beton. Kein modernes Hochglanz-Death-Gewand, sondern ein Sound mit Charakter.
Einziger echter Ausreißer ist das Coverartwork – genauer gesagt: das seltsam mit Babyblau umrandete Logo. Warum man sich ausgerechnet für diese Farbkombi entschieden hat, bleibt ein Rätsel. Statt martialischer Dominanz wirkt das eher wie ein Grafikfehler oder ein Design-Experiment, das am Genre vorbeizielt. Glücklicherweise lässt sich diese Irritation sofort vergessen, sobald der erste Ton erklingt.
Am Ende sind es 47 Minuten maximale Zerstörung und purer Death Metal, die alles andere in den Hintergrund treten lassen. Keine Spielchen, kein Kalkül – nur ehrliche, wütende Musik auf höchstem Niveau. „Ravage Of Empires“ ist kein Versuch, das Genre neu zu definieren – und genau darin liegt seine Stärke. BENEDICTION liefern ein Album ab, das tief im Death Metal verwurzelt ist und dennoch frisch wirkt. Es ist dreckig, dynamisch, manchmal überraschend melodisch, aber immer ehrlich.
„Death Metal Munich“ – die Homepage der Band beschreibt genau das, was den Hörer auf den kommenden 43 Minuten erwartet. COMMANDER spielt sich auf „Angstridden“ in einen puren Death-Metal-Rausch und bedienen sich aller „erlaubten“ Stilmittel, die das Genre ausmachen. Ob blastend, mid-tempo oder fies groovend – die Jungs wissen, wie Death Metal im Jahre 2025 gespielt wird. Ich kenne leider die drei Vorgängeralben nicht, aber scheinbar ist die Band schon länger auf dem Markt und hat ihre Hausaufgaben akribisch erledigt. COMMANDER verlassen sich nicht nur auf bekannte Trademarks, sondern streuen hier und da moderne oder unerwartete Schmankerl ein, welche die Musik enorm bereichern. Sei es eine Akustikgitarre, die den Song „Not My War“ einläutet oder filigrane Soli, welche besonders die Musikerpolizei aufhorchen lassen – „Angstridden“ bleibt stets spannend! Auf dem Album lassen sich Einflüsse von Bands wie BOLT THROWER, OBITUARY oder MASSACRA erahnen, aber die Band umgeht geschickt jeden Plagiatsverdacht und kocht ihr eigenen Süppchen. Der letzte Song der Scheibe lässt aufhorchen – innerhalb des 10-Minuten-Epos „No Compulsion To Live“ versucht die Band möglichst viele Stilelemente zu vereinen und macht das über weite Strecken auch ziemlich gut. Leider passt der Song nicht in das brachiale Gesamtkonzept der Scheibe und der eingestreute Klargesang mag nicht wirklich überzeugen. Dies ist aber Meckern auf hohem Niveau und somit kann man den bayrischen Todesmetallern eine gute Scheibe attestieren, welche die Zielgruppe bestens bedient. Für mich gehen vier von fünf Maßkrügen in die Landeshauptstadt.
"The Spectral Sorrows" von EDGE OF SANITY gehört nicht nur zu den unumstößlichen Klassikern des Schwedentods, es lotete auch die stilistische Erweiterung der eng gesteckten Grenzen des ursprünglichen Genres aus. So ist eine Coverversion von MANOWARS "Blood Of My Enemies" enthalten, die dem wahrlich gigantischen Original tatsächlich das Wasser reichen kann und Mastermind Dan Swanö zeigt hier sein ganzes Können als Clean-Sänger, das er bis dahin nur angedeutet hatte. Dazu gibt es Melodic Death Metal-Kracher wie den Opener "Darkday", "Livin' Hell" oder das unfassbar geniale "Jesus Cries". Lediglich ab dem zehnten Track fällt die Geschichte etwas ab, da hier mit "Sacrificed" ein Gothic Rock-Song eingeschoben wird, der wie ein Fremdkörper wirkt - nun ja, das Ganze Subgenre des Dunkelrocks ist eher als Laune der Natur zu werten, so dass über den Ausrutscher hinweggesehen werden kann.
Was bringen nun die remasterte bzw. remixte Version dieses Klassikers, die sowieso schon jeder Fan im Regal stehen hat? In erster Linie: BASS! Der war auf dem Original höchstens in homöopathischer Dosis zu erahnen und kann auf dem Remaster etwas besser erahnt werden. Dazu ist der Gesamtklang kompakter und die Instrumente driften nicht so weit auseinander wie im Original. Das alleine ist wahrscheinlich nur für audiophile Spezialisten ein Kaufgrund. Dieser findet sich jedoch für einen breiteren Kreis im Remix. Hier hat sich ganz deutlich etwas getan. Der Bass ist präsent, die Leadgitarren schweben wunderbar über dem Rhythmusteppich und auch solche Arrangements wie die cleanen Gitarren in "The Masque" oder "Across The Fields Of Forever" kommen erheblich besser zur Geltung wie in der Ur-Fassung. Das kommt insbesondere solch leicht epischen Songs wie dem Letztgenannten zugute. Insgesamt sind im Remix viele kleine Details zu erkennen, denen sich selbst Hardcore-Verehrer von "The Spectral Sorrows" nicht bewusst gewesen sein dürften.
Fazit: das Remaster ist nice-to-have (insbesondere auf Vinyl), der Remix allerdings ein Pflichtkauf für alle, die mit diesem Album etwas anfangen können. Eine der besten Neuaufbereitungen, die bislang das Licht der Welt erblickten!
Wenn Du das neue Album von NAILS anwirfst, ist das so, als würdest Du ein wildes Biest loslassen, welches mit einem Bulldozer alles platt macht, was sich ihm in den Weg stellt. Die Südkalifornier sind angetreten, um alles niederzumähen: Fronter Todd Jones wütet ultra-aggressiv, und Schlagzeuger Taylor Young bearbeitet sein bemitleidenswertes Schlaginstrument. Prügelnde Riffs und Breakdowns verteilen ordentlich Schläge auf den Hinterkopf. Und es geht Schlag auf Schlag: zehn Tracks in weniger als 18 Minuten!
Acht Jahre nach "You will Never Be One Of Us" zeigen uns NAILS auch auf "Every Bridge Burning", wo der Hammer hängt und haben einen Sack voller Genickbrechern im Gepäck: tödlich grindiges Crust-Gefrickel im Power Violence-Stil. US Hardcore Punk und Crustcore werden geschickt vermischt, treibende Grooves und wütende Raserei geben sich die Hand. Die acht Jahre Pause hört man der Combo auf "Every Bridge Burning" trotz Besetzungswechseln nicht an. Doch wenn wir genau hinhören, sind einige Überraschungen auf dem Album zu finden: Zu "Give Me The Painkiller" gibt's eine Portion Hardrock-Rhythmik, und bei "No More Rivers To Cross" wird's schwedisch mit HM2-Gitarrensounds garniert. "Imposing Will" ist ein bösartiger Opener, der uns direkt auf Betriebstemperatur bringt. Die meisten Songs dauern keine zwei Minuten. Es bäumt sich eine Explosion voller übersprudelnder Wut auf, und der ganze Spaß ist vorbei, noch bevor es langweilig oder zu anstrengend wird. Der sludgige Abschluss-Track "No More Rivers To Cross" wagt sich übrigens an die Drei-Minuten-Marke (Achtung, Epos!). Das Album weist eine dermaßen hohe Intensitäts-Dichte auf, somit geht die vergleichsweise knappe Spielzeit durchaus in Ordnung.
NAILS liefern kalkulierte Brachialgewalt mit enormer Dynamik in hoher Qualität, bravo!
Bei Thomas Gurrath den Überblick zu behalten, ist nicht immer einfach. Mit den Bands DEBAUCHERY, BALGEROTH und BLOOD GOD hat der eifrige Bandleader drei Bands am Start, die das dämonische Treiben der Blutgötter vertonen. Das Faible für rockige Sounds wird bei BLOOD GOD ausgelebt, der Death Metal rückt bei der Hauptband DEBAUCHERY in den Fokus, und eine Vertonung in deutscher Sprache bietet der Ableger BALGEROTH an. So weit, so durcheinander. Unter dem Banner BLUTGOTT vereint Thomas alle drei Bands unter einem dämonischen Banner und legt ein 3er-Pack vor, welches jeden Fan der genannten Bands glücklich machen wird. Ob es notwendig ist, die einzelnen Songs in den verschiedensten musikalischen Ausrichtungen auf den Markt zu werfen, bleibt fraglich, aber Fakt ist, dass jede CD ihre Daseinsberechtigung hat und für sich alleine stehen kann. Im Endeffekt kann sich der Hörer entscheiden, welche musikalische Ausrichtung und Atmosphäre für den Moment passend erscheint und die jeweilige Scheibe abspielen. Thomas Gurrath liebt keine Überraschungen oder technische Eskapaden, und somit sind alle Versionen eingängig gehalten und können nebenher konsumiert werden. Manchmal tut mir persönlich der Schlagzeuger leid, der zwar sehr songdienlich spielt, aber bestimmt irgendwann vor Langweile einschläft. Dies soll aber nicht negativ aufgefasst werden, da das Schlagzeug die treibenden Riffs optimal in Szene setzt und technische Extrawürste den Songaufbau empfindlich stören würden. Einzelne Songs zu besprechen, würde den Rahmen sprengen, und es ist fraglich, ob der Stilmix wirklich bei allen Hörern gut aufgenommen wird. Fans, die sich für verschiedene Stilrichtungen begeistern können, ein wenig Epik lieben und leicht nachvollziehbare Songs mögen, machen mit einem Erwerb von "Dracul Drakorgoth" keinen Fehler und werden gut unterhalten. Klar, man könnte dem "Chef der Bluttgötter" vorwerfen, dass seit Jahren der gleiche Kurs gefahren wird, aber der Erfolg gibt Thomas recht, und AC/DC machen auch seit Jahren die gleiche Platte…
Zwanzig Jahre nach dem mächtigen Debüt verlegen die Rechteinhaber Metal Blade Records "Back To Times Of Splender" von DISILLUSION wieder neu. Mit zwei EPs bzw. Single bereits leise angekündigt, schlug der erste Longplayer der Leipziger 2004 ein wie eine Bombe. Das damals noch als Trio agierende Kollektiv modellierte eine neue Art von progressivem (Death-) Metal, der ohne Scheuklappen und "no go's" bestand. Da Metal Blade das Album bereits 2015 re-releaste, auch als Doppel-Vinyl, werden heuer die längst vergriffene Single von "The Porter" und zwei Live-Tracks aus 2023 mit dazu gepackt. Artwork und Aufmachung haben sich bis auf eine neue Schrift bei Bandname und Titel nicht geändert. Das Booklett zum Original ist etwas dünner, dafür gibt es die CD als Digi-Pack. Das Album wurde neu gemastert, wobei der Klang auch früher schon ordentlich war.
Wer auf anspruchsvollen Metal, mit einem unverkennbar ganz eigenen Flavor steht, der kommt nicht an DISILLUSION vorbei. Die Weiterentwicklung der Band scheint ein kontinuierlicher Zustand zu sein. Herauskristalisiert hat sich Mastermind Andy Schmidt, der der Fixstern und alleiniges übriges Gründungsmitglied der Band ist. DISILLUSION kommen heuer auf Tour, und somit macht es durchaus Sinn, das Debüt nach 20 Jahren nochmal neu zu veröffentlichen - umso mehr, da es mit "The Porter" einen wirklichen Mehrwert inside hat. Wer das Werk noch nicht besitzt, dem ist zu der neuen Version zu raten, auch als Vinyl, da hier tatsächlich ein Doppelalbum (4 Songs mehr) absolut Sinn macht.
Wir, von Metalinside, haben diese großartige und innovative Band schon seit Beginn auf dem Schirm gehabt und nie aus den Augen verloren; so findet Ihr einige Interviews und Reviews zu DISILLUSION bei uns (Bandname - oben, farbig, anklicken, oder bei "Suche" DISILLUSION eingeben).
Ein sehr feines Erzeugnis flattert uns dieser Tage ins Haus, denn NECROT aus Oakland veröffentlichen mit „Lifeless Birth“ ihr drittes Album nach dem sehr positiv aufgenommenen, jedoch hierzulande etwas untergegangenen „Mortal“ aus dem Jahr 2020. Das Trio, dessen Mitglieder unter anderem auch bei STORMKEEP, VASTUM oder WATCH THEM DIE spielen, liefert hier eine bemerkenswerte Vorstellung ab, denn ihr typisch US-geprägter Death Metal in der Tradition von MORBID ANGEL, AUTOPSY oder INCANTATION ergießt sich nicht in wüsten, kurzen Kracheruptionen, sondern wirkt von vorne bis hinten durchdacht und sogar eine Spur progressiv, was vor allem von dem stets gekonnten Wechsel zwischen Midtempo- und schnellen Passagen untermauert wird. Hört Euch als perfektes Beispiel das bereits veröffentlichte „Drill The Skull“ an, das trotz seiner punktgenau gesetzten Breaks als eingängige Hymne durchgeht - klasse! Aber auch der (ebenfalls zuvor veröffentlichte) Opener „Cut The Cord“, der grandiose Titeltrack (mit viereinhalb Minuten neben „Winds Of Hell“ das kürzeste Stück des Albums), das mit einem doomigen Mittelteil veredelte „Dead Memories“ oder der überlange Titelsong (mit einem BOLT THROWER-würdigen Finale!) kennen keine schwachen Momente, wachsen von Durchlauf zu Durchlauf und formen ein Album, das sich jeder Traditions-Deather mit US-Vorliebe blind ins Regal stellen kann.
Lediglich das zwar ganz witzige, aber eher nach Hobbykeller-Grindcore ausschauende Cover-Artwork wird dem hochwertigen Inhalt von „Lifeless Birth“ nicht wirklich gerecht; Gleiches gilt für das achtseitige Standard-Booklet der CD sowie die Gatefold-Hülle der LP. Beides kommt mit den Texten daher, und auf der LP ist der Bandname golden eingeprägt - das war es jedoch schon mit den „Highlights“ der Verpackungen. Hier wäre tatsächlich mal mehr mehr gewesen, was Euch aber nicht davon abhalten soll, dieses granatenstarke Werk, das nebenbei ganz locker mit dem aktuellen AUTOPSY-Album „Ashes, Organs, Blood And Crypts“ mithalten kann, zu Gemüte zu führen.
Alles, wirklich alles stimmt an diesem fünften Album von SKELETAL REMAINS. Scheint jedenfalls so. Da sind die gekonnten und ehrfurchtsvollen Zitate an die Altvorderen von MASSACRE und DEATH bis hin CANNIBAL CORPSE. Die Band aus dem quäkerianisch geprägten Whittier in Kalifornien vor den Toren von Los Angeles macht vieles sogar richtiger als die Vorbilder. Das Schlagzeugspiel imponiert, klingt gar nicht mal soooo klinisch, die Gitarren sägen wie Jamie Head bei der Timbersports-WM. Okay, die spannenden Soli wirken manchmal wie mit dem Zufallsgenerator in die Songs gekippt. Wie in „F-A_F_O“ – aber was soll’s. Muss ja. Grunzen geht volle Kanne klar, Bass ist auch da. Und die Produktion von Dan Swanö ist über jeden Zweifel erhaben, genauso wie die sehr typisch-bunte Covergestaltung, Stichworte Feuer, Monster, Dan Seagrave. Doppel-Dan-Wumms, sozusagen. Und jetzt? Stehste da und hörst und findest alles gut. Aber die totale Crazyness, das vollkommene Ausrasten, die Faust aus dem Fenster, die Haare durch die Luft propellern – all diese ekstatischen Tätigkeiten mögen sich nicht auslösen. Fehlt dem Album etwa das Herz, das Gefühl? Mangelt es an absoluten Mega-Songs? Oder ist „Fragments Of The Ageless“ zu perfekt? Die sowieso schon begeisterte Anhängerschaft wird das Album zurecht abfeiern. Der etwas neutralere Metal-Fan fragt sich: Warum genau? Denn alles stimmt eben doch nicht.
WELCOME TO PLESHIWAR huldigen auf ihrem Debüt "Apostasy" Melancholie und suhlen sich, auf herrliche Art und Weise, auf der Schattenseite des Lebens. Feierlich-traurige Klänge und zähfließend sakrale Melodik kriechen aus den Boxen.
Ich kenne das hessische Quartett bereits von seiner EP "Unsolved", die im Sommer 2022 veröffentlicht wurde. Die EP fiel mir letztes Jahr direkt positiv auf und ließ mich in 90er-Jugenderinnerungen à la MY DYING BRIDE und PARADISE LOST schwelgen. Umso gespannter war ich auf das Longplayer-Debüt der Truppe.
Direkt beim ersten Song fällt mir die druckvolle Produktion auf. Hier konnten WELCOME TO PLESHIWAR eine Schippe drauflegen, was insbesondere dem Drum-Sound gut zu Gesicht steht. Die einzelnen Instrumente sind schön herauszuhören. "Apostasy" wurde von Andy Classen im Stage One Studio produziert und wird am 09. November 2023 über Black Sunset/MDD erscheinen.
Als der Opener "Apostasy Pt.1" nach knapp zwei Minuten an Härte zunimmt, aber die Gitarre viel Melodie gibt, denke ich kurz an AMOPRHIS. Der Track ist abwechslungsreich und offenbart verschiedene Stimmungen. Aber immer wieder umhüllt den Hörer ein Schwalk Schwermut, wie auf einem beschwerlichen Gebirgsmarsch. Die wummernden Bassläufe sind, so ist in der kurzen Historie der Band bereits heraushören, typisch für WELCOME TO PLESHIWAR. "Sisyphean Task (Le Mythe De Sisyphe)" doomt schleppend und stampfend in tiefen Klängen los; auch Sänger Sascha Kaiser growlt ultratief. Nach drei Minuten nimmt der Song etwas mehr Tempo und Drive auf, um nach einer guten Minute wieder in den düsteren Keller abzusteigen. Speziell gegen Ende, als das Keyboard deutlichere Präsenz erhält, herrscht Elegie. In Midtempo und rhythmisch-stampfend geht es mit "Sorrow" weiter, der Song wechselt mehrfach Tempo und Kolorit. Kaisers Stimme variiert ebenso, zwischendurch wird im erzählenden Stil vorgetragen. Karsten Goebels Gitarre nimmt sehnsuchtsvolle Züge an. Alles in allem bleiben die Klänge im Stile der Peaceville-Qualitätskapellen wie MY DYING BRIDE, und WELCOME TO PLESHIWAR holen den 90er-Düster-Sound gekonnt ins Hier und Jetzt. Zu "Darkness Within Light" leiten Pianoklänge ins Sound-Niederholz ein. Der Track entwickelt sich nach und nach, in einem Zwischenpart erklingen Keyboard und Samples. "Praying Mantis" startet schneller, härter und rauer; das Tempo wechselt wiederholt. Der Bass summt und schnurrt. Ähnlich wie schon bei "Unsolved" auf der gleichnamigen EP, ergibt sich bei dieser starken Nummer ein Indienbezug, der ja bereits im Bandnamen verankert ist. Übrigens wurde 1997 von TIAMAT auf "A Deeper Kind Of Slumber" bisweilen ebenfalls die Sitar eingesetzt. Quasi jeder Track auf "Apostasy" besitzt progressive Fragmete. "Apostasy Pt.2" ist bereits der letzte Song und präsentiert sich abwechslungsreich und mit guter Death Metal-Schlagseite. Song und Album enden aber harmonisch.
Es wäre an der Stelle zu einfach zu sagen, WELCOME TO PLESHIWAR klingen wie MY DYING BRIDE oder wie die frühen ANATHEMA (z. B. zu "The Silent Enigma" 1995), denn die Hessen haben ihren eigenen Stil. Um dem Album das Premium-Prädikat "Tipp" zu geben, hätte es den einen oder anderen richtigen Hit enthalten müssen, aber die Band haut mit "Apostasy" einen starken Erstling raus.