Seit 1993 setzten die Augsburger Death Metaller auf brutalen Death Metal, der auf den drei letzten Outputs grundsätzlich überzeugen konnte und der Band Auftritte mit Band wie SUFFOCATION, CANNIBAL CORPSE, VADER usw. einbringen konnte. Von Darbietungen auf allen bekannten Extrem-Festivals wird auch in den Geschichtsbüchern berichtet, aber leider bin ich bisher noch nie in diesen Genuss gekommen, und diese Lücke wird zwingend von meiner Seite geschlossen werden!
Und nun wollen PROFANITY in 2020 scheinbar mit „Fragments Of Solace“ die internationale Death Metal-Welt auf den Kopf stellen. Nein, mit einem Groovemonster, wie der neuen BENEDICTION, hat dieses Album nichts am Hut. Hier regiert zwar die Brutalität, aber es sind die technischen Finessen, die „Fragments Of Solace“ zu einem absoluten Ausnahmealbum werden lassen. Man muss sich dieses Meisterwerk mehrmals anhören um die gesamte Reichweite der technischen Eskapaden wirklich verstehen zu können. Mal erklingt ein feinstes DEATH-Riff, welches Chuck ein gefälliges Grinsen ins Gesicht gezaubert hätte, aber dann wird wieder sofort die technische Dampfwalze angeworfen, die jeden Gitarren-Liebhaber verzückt im Dreieck springen lässt. Für atmosphärische Ausflüge haben die drei Bajuwaren keine Zeit, und so vergehen die 40 Minuten wie im Flug. Nur ein Song sticht ein wenig aus den sieben Machwerken heraus: „Where Forever Starts“ beginnt als moderates Instrumental, welches im Nachgang zur Spielwiese von Gitarrist und Sänger Thomas Sartor wird. Hier drängt sich die Frage auf, wie Thomas die Doppelbelastung von Vocals und hochkomplexen Gitarrenzaubereien überhaupt bewältigen kann. Live dürfte dies eigentlich ein unlösbares Problem sein.
Trotz der technischen Brillanz bleiben die Songs irgendwie immer logisch und nachvollziehbar. Ein kompositorisches Meisterstück, welches höchstens noch eine Band wie NECROPHAGIST in dieser Form lösen kann. Wo wir bei NECROPHAGIST sind: Mit genau dieser Band würde ich PROFANITY vergleichen wollen, obwohl die Augsburger in Sachen Songwriting tatsächlich die Nase vorne haben. Das muss man auch erst mal schaffen! Um ein Statement in Sachen Internationalität abzugeben, hat sich unser Trio namhafte Unterstützung in Form von Musiker der Bands SUFFOCATION, DECREPIT BIRTH und CHURCHBURN ins Studio geholt, welche „Fragments Of Solace“ den Ritterschlag geben und sich bestens einfügen. Da Produktion und Cover-Artwork in sich stimmig sind, und die Musik eh über jeden Zweifel erhaben ist, nominiere ich diesen Output ganz eindeutig für den DEATH METAL-Oskar 2020! Besser geht es einfach nicht! Warum hat hier bitte noch keine große Plattenfirma angebissen?
Die Jungs aus Schwerin existieren unter dem Banner STRYDEGOR bereits seit 2007, aber es konnte nie ein fester Musikstil und auch kein dauerhaftes Line-Up gefunden werden. Vom damaligen Viking Metal ist man in 2020 in jedem Fall weit abgerückt und präsentiert melodischen Death Metal der schwedischen Schule, welcher durch Klargesang abgerundet wird. Definitiv nichts Neues, aber in jeder Lebenslage gut gemacht. Nach einem stimmungsvollen Intro wird man sofort mit dem Song „Innocent Corroded“ konfrontiert, der sehr treibend und druckvoll startet. Die starken Vocals von Florian Kunde haben den richtigen Biss und zeigen die musikalische Richtung bestens auf. Im Refrain taucht das erste Mal der Klargesang auf, welcher durchaus überzeugen kann und an SOILWORK erinnert. Feine melodische Lead-Gitarren runden das Machwerk bestens ab und machen somit den Einstieg in „Isolacracy“ zu einem angenehmen Unterfangen. Mit dem folgenden Song „Lucid“ geht die Band einen noch moderneren Weg. Verspielter, melodischer und intensiv präsentiert die Band einen Vorzeige-Song der deutsch/schwedischen Schule. Der Klargesang nimmt hier einen noch größeren Stellenwert ein und weiß wieder zu begeistern. Dieser rote Faden zieht sich durch das gesamte Album. Besonders die gute Gitarrenarbeit und die powervollen Drums können über die gesamte Spieldauer jederzeit überzeugen.
Natürlich wird hier nicht Metal-Geschichte geschrieben, aber wer gut gespieltem, melodischem Death Metal nicht abgeneigt ist, der sollte der Band eine echte Chance geben. Wir haben es mit einem sehr professionellen Produkt zu tun, welches sich musikalisch und produktionstechnisch nicht vor anderen Genre-Releases verstecken muss. Ins Gesamtbild fügt sich das wirklich schöne Cover-Artwork bestens ein und lädt zum freudigen Antesten der Scheibe ein.
Ok, die Jungs streben definitiv keine große Karriere an, was man schon am Bandnamen erkennen kann. Aber jedem seinen Geschmack, und auffällig ist der Name auf jeden Fall. Aber ok, die Musik entscheidet, und diese wird vom Label als progressiver Death Metal vermarktet. Progressiv würde ich unterschreiben, da wirklich alle Metal-Stilarten wild durcheinander gemixt werden und im Endeffekt eine ziemliche seltsame Mischung entsteht. Die Jungs beherrschen ihre Instrumente, aber leider sind die Kompositionen allesamt nicht homogen und bleiben langweilig. Teilweise wird noch obligatorischer Klargesang hinzugesteuert und verwässert die Geschichte noch zusätzlich. Den Faktor Death Metal würde ich auch nicht überbewerten. Die Vocals sind zwar entsprechend aggressiv und einigermaßen abwechslungsreich, aber es fehlt der Spirit, den ein Death Metal-Shouter in sich tragen sollte, und auch der Rest der Band sollte sich doch einige Genre-Klassiker zu Gemüte führen um dem Namen Death Metal auch gerecht zu werden. „Progression In Madness“ hat irgendwie kein Herz, und es fehlt der rote Faden. Textlich steuert man auch gezielt am Thema Death vorbei, was der Band in dieser Hinsicht auch keine Credibility-Punkte einbringt. Die Produktion könnte auch weitaus besser sein, da die Lead-Gitarren teilweise fast unhörbar abgemischt worden sind, und vom Cover-Artwork wollen wir hier mal lieber gar nicht sprechen. Hier stimmt also irgendwie das abgelieferte Gesamtpaket gar nicht und selbst die teilweise ordentlichen Riffs können nicht mehr viel retten. Für mich klingen BRUTAL KRAUT nach einer technisch versierten Schülerband, die den eigenen Weg in keinster Weise gefunden hat. Ich würde ja lieber positives Feedback geben, aber die Platte rauscht an mir im ICE-Tempo vorbei.
Heute habe ich mir mal die neueste Scheibe der Oranienburger Band BRUTAL KRAUT angehört, die auf den Namen "Progression In Madness" hört.
Das Trio besteht seit 2012 aus den Brüdern Rouven Constantin (Vocals & Gitarre) und Marlin Constantin (Drums) sowie Henry Ludwig (Bass), und musikalisch geht man grob in die Richtung Death Metal mit progressivem Einschlag.
Da das aber nicht die einzigen Einflüsse sind, ist dies auch wirklich nur die ungefähre Richtung.
Der Einstieg mit dem Song "Broken" kommt auch ohne großes Intro oder irgendwelche Spielereien aus, sondern man geht im Midtempo direkt ohne Umweg immer geradeaus.
Und diesen Song könnte ich exemplarisch für das komplette Album nennen, ob es nun Songs wie "All I See", "Hesitation" oder der titelgebende Track "Progression In Madness" sind.
Man schwankt zwischen Midtempo und Uptempo, die Gitarrenarbeit ist absolut solide, die Vocals decken eine verhältnismäßig breite Range ab, und auch Bass- und Drumarbeit sitzen auf den Punkt.
"Progression In Madness" fährt acht Songs auf, die insgesamt knapp 40 Minuten Laufzeit haben.
Unter http://www.brutalkraut.com findet Ihr nochmal alle wichtigen Infos sowie den bandeigenen Shop.
Mein Fazit: Jeder, der gern guten Death Metal hört, kann hier gerne reinhören, denn er wird sicher nicht enttäuscht werden. (Daniel Reese)
Tracklist:
1. Broken
2. Hesitation
3. New Ways
4. Like Gods
5. Perceive The Insanity
6. All I see
7. Twisted Tounge
8. Progression In Madness
Da ist der Albumtitel mal wirklich Programm.
Nach 27 Jahren sind die legendären PIRANHA zurück und präsentieren ein neues Album. Old School Death Metal aus Griechenland.
Die Produktion ist herausragend und brilliert mit klaren und definierten Sounds. Death Metal geht auch mit Bass.
Die Vocals von John verleihen dem Ganzen einen hohen Wiedererkennungswert und prägen den Sound der Band.
Abwechslung kommt zudem noch durch die recht melodiösen Leadgitarren rein.
Insgesamt ein wirklich gelungenes und energiegeladenes Death Metal-Album.
Das etwas ruhigere "Rotten Mind" ist mein Lieblingsong auf der Platte, die aber durchaus auch für einen Komplettdurchlauf ohne Unterbrechung geeignet ist, denn Ausfälle gibt es auf dem Album nicht.
Also, ANHÖREN!
Malaka!
1999 gab es SWOMP bereits mal. Sie absolvierten auch tatsächlich ein ganzes Konzert mit den Japanern UNHOLY GRAVE. Doch dann lösten sich die Deather-Metal-Grinder wieder auf. Jetzt haben sich die Saarländer wieder reformiert. Und sind mit ihrem Stil in Richtung groovigerem Old-School-Death gegangen. Ansonsten scheint die Zeit stehen geblieben, von den liebenswerten SWOMP gibt es keine richtige Home-, Facebook-, Bandcamp oder Was-weiß-ich-Seite, und das Demo kommt als kleine feine Musik-Kassette heraus – das erste Lebenszeichen der „neuen“ SWOMP. Darauf finden sich neun Songs, die viel MASSACRE-Feeling von beyond verbreiten, alte Schule eben. Mal mit gehobenem Tempo („Welcome To Hell“), mal mit gebremstem Schaum (erste Phase von „Hunting For Human Flesh“), aber eben immer nachvollziehbar, mit viel lässigem Groove und nicht selten sogar mit richtig geilen, ja tatsächlich, Melodien. Dazu grunzt es amtlich, die Breaks sitzen da, wo sie sollen. Deswegen macht es einfach richtig Spaß, den SWOMPies zu lauschen. Obwohl: Lauschen ist nicht ganz das richtige Wort, denn SWOMP sind eine dieser Kapellen, die einem richtig Feuer unterm Popöchen machen, so dass der geneigte Dosenbier-Deather die Büchse wegschmeißt und mit muss – mit dem Rhythmus. Wer Kontakt sucht, mehr Infos will oder was kaufen möchte, sollte dringlich den Weg mit der E-Mail gehen.
Nach sieben langen Jahren werden im Hause CARCASS die Messer wieder gewetzt. Leider nicht mit einem vollständigen Longplayer, da dieser Corona-bedingt verschoben wurde, aber dafür mit einer knapp zwanzigminütigen EP, die die Vorfreude auf das neue Album effektiv verkürzt. Mit der Vergangenheit aus dem Gemisch Grindcore und Death Metal haben die neuen CARCASS auch in 2020 nur noch bedingt zu tun. Zu vielseitig ist die Musik der Jungs aus Liverpool. Natürlich wird auch mal der Blastbeat aus dem Sack gelassen, natürlich ist Jeff Walkers Stimme unverkennbar und äußerst brutal, und doch schwingt in jedem der vier Songs eine nicht zu unterschätzende Affinität zu melodiösen Meisterwerken mit.
Nimmt man einen Song wie „The Living Dead At The Manchester Morgue“, dann tönt jede Menge Spirit von Bands wie IRON MAIDEN und KREATOR aus den Boxen. Natürlich wird hier auch der Prügel rausgeschmissen, aber es sind besonders die effektiven und langsamen Parts, die den Song extrem aufwerten. “The Long And Winding Bier Road“ beginnt als traditioneller Thrasher, der wieder stark an KREATOR erinnert um dann in wirklich tolle Lead-Gitarren zu münden. Hier passt jeder Baustein in den anderen, und trotz aller Melodie sieht man vor dem geistigen Auge noch immer einen blutverschmierten Operationstisch. Typisch CARCASS halt. Richtig fies wird es also bei „Under The Scapel Blade“. Hier wird zwischen Blasts, genialen Leads und famosen Midtempo-Parts so schnell umgeschaltet, dass es eine wahre Freude ist. Jeffs Vocals setzen dem wilden Treiben noch das Krönchen auf, und fertig ist ein wahrer Ohrenschmaus. „Slaughtered In Soho“ beginnt mit feinsten Twin-Gitarren und hätte auch gerne auf „Heartwork“ stehen können. Der Song erinnert vom musikalischen Anspruch fast an einen aus dem Ruder geratenen Blues-Song. Dies zeigt die Vielseitigkeit und musikalische Wendigkeit von CARCASS in 2020 bestens auf, aber trotzdem besitzt der Song, wie auch die anderen drei Stücke, immer eindeutig die ekelerregende Duftmarke von CARCASS.
Mit „Despicable“ haben wir einen großartigen Vorgeschmack auf das neue Album vorliegen. Die Band steht voll im Saft und hängt noch immer 90% aller Brutalo-Bands spielend ab. Absolute Kaufempfehlung! Apropos Kaufempfehlung: Der Typ, dem ich vor über 20 Jahren in einem Kasseler Kino (in der Toilette) mein rotes CARCASS-Longsleeve für 20 Deutsche Mark verkauft habe – Ich würde den Kauf gerne wieder rückgängig machen! Her mit dem Teil!
Die Freiburger DEAF AID wüten schon seit den späten 80er Jahren im deutschen Underground und haben sich von einer Punk-lastigen Thrash-Kapelle zu einer ernstzunehmenden und professionellen Doom-Death-Band entwickelt. Dies wird mit der neuen EP „Precursors Of Extermination“ eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Die Band setzt hierbei auf ein sehr dichtes und schweres Gitarren-Riffing, welches gerne von passenden Melodieausflügen sinnvoll begleitet wird. Das Grundgerüst sehe ich hier bei alten SIX FEET UNDER und BOLT THOWER. Besonders die druckvollen Midtempo-Parts erinnern schon oft an die Engländer und werden dem Hörer ein breites Grinsen ins Gesicht zaubern. Natürlich wird auch mal das Gaspedal durchgedrückt, aber die stärksten Momente sind definitiv diese, wenn die Musik an einen zähen Lavastrom erinnert, der alles verschlingt. In diesen Momenten kann die Musik von DEAF AID beeindrucken und begeistern und einen Platz im Oberhaus der harten Töne für sich beanspruchen. Auf „Prescursors Of Extermination“ wird viel mit Stimmungen und teilweise auch mit Disharmonien gespielt, was den Songs einen eigenen Charakter verleiht und öfter mal den Namen DISBELIEF ins Spiel bringt.
Besonders angetan hat es mir der Song „Bullet“, der mit viel Melodie startet und dann in ein Thrash/Death-Inferno mündet. Hier kann die tiefe, aber immer dominante Stimme von Sänger Marc richtig fett punkten. Der Song sprüht nur so vor Energie und Kraft, die auch dem Band-dienlichen Drumming geschuldet ist. Ein feiner Solo-Ausflug beendet diesen kleinen Hit, der wirklich in allen Belangen restlos überzeugen kann. Der Opener „Fragment By Fragment“ setzt auf einen schlagkräftigen Mix aus stampfendem Death und diversen Thrash-Einlagen. Auch hier kann Vocalist Marc seine Stimme gekonnt in Szene setzen. Es ist eh überraschend, wie Marc sich auf der Scheibe verkauft. Seine Stimme ist definitiv nicht variabel, aber irgendwie gelingt das Kunststück, dass die Musik nie langweilig wirkt. Die Stimme passt einfach zu DEAF AID wie Arsch auf Eimer. Punkt! Mit „Your Flesh Is Mine“ und „Crossfading Existence“ folgen weitere gutklassige Songs, die immer für Kontrolle, Melodie und Weltklasse-Riffing stehen. Hier wurden alle Hausaufgaben gemacht, und man entdeckt immer wieder nette Kleinigkeiten, die die Songs enorm bereichern können. Der letzte Song „The Grudge“ lässt mich ein wenig ratlos zurück. Hätte man als Abschluss des Albums mit einem weiteren Feuerwerk gerechnet, ziehen DEAF AID eine ganz andere Spielkarte. Hier wird auf 8 Minuten mit Stimmungen gespielt, die man von GODFLESH oder SCORN in der Vergangenheit vernehmen konnte. Klingt eher nach einem vertonten Horrorfilm, der im Kochtopf mit einer DISBELIEF-Platte gelandet ist und nach dem Kochen zu kalt abgeduscht wurde… OK, ich kann damit halt gar nichts anfangen, wie man wohl merkt.
Was bleibt, sind ein Spitzensong („Bullet“) und drei weitere oberklassige Metal-Songs. Leider eben auch ein Totalausfall, der aber eventuell von anderen Hörern ganz anders interpretiert wird, und den ich hier nicht überbewerten möchte. Zusammengefasst haben wir hier eine wirklich sehr gelungene Scheibe, die der Band hoffentlich einen verdienten Deal einbringen wird. Unterstützt derzeit die Band bei Bandcamp – Ihr werdet es nicht bereuen. Starkes Teil!
Es gibt zwei Sorten von Death Metal-Fans. Wir haben auf der einen Seite die klassischen AUTOPSY-Hasser und auf der anderen Seite die Death Metal-Fans, die diese Spielart einfach kapiert haben. Die erste Fraktion kann jetzt gerne das Kreuzchen am oberen, rechten Rand benutzen. Fraktion zwei ist herzlich eingeladen, sich auf eine blutige Reise nach Chicago einzulassen.
Ein AUTOPSY-Live-Album macht Sinn, da man nach über 30 Jahren Banderfahrung und unzähligen Konzerten genug Material und Routine sammeln konnte um endlich ein erstes Konzert auf Silber oder Vinyl den Massen zum Fraß vorzuwerfen. Auf knapp 66 Minuten bieten AUTOPSY einen gelungen Querschnitt ihres bisherigen Schaffens und nutzen, laut eigener Aussage, einen Triumphzug im Chicagoer Club „Reggies“. Was als spontane Aufnahme, ohne größeren Hintergrund geplant war, manifestiert den heutigen Status von AUTOPSY innerhalb der Death Metal-Szene. Zum Gelingen des Konzertes haben, laut Bandaussage, auch das legale Weed in Chicago beigetragen. Ich bewerte dies an dieser Stelle mal lieber nicht. In jedem Fall kann man sich auf ein sehr direkt produziertes Album einstellen, das alle Trademarks eines AUTOPSY-Live-Gigs bestens rüberbringt. Besonders das Publikum scheint an diesem Abend besonders gute Laune gehabt zu haben. Das Wechselspiel zwischen Band und Publikum ist in jedem Fall so gut eingefangen, dass man sich an der heimischen Stereoanlage fast wie in einem versifften und überfüllten Club fühlt. Überfüllt war zu dem Zeitpunkt der Aufnahme noch kein Stigmata, da die Aufnahme kurz vor dem Lockdown (im Frühjahr) getätigt wurde.
AUTOPSY klingen auch in 2020 unverändert nach Chaos, Ekel und Perversion. Besonders gespannt war ich auf den neuen Song „Maggots In The Mirror“, der aber zum Glück keine Überraschung bietet. AUTOPSY sind keinen Millimeter von ihrem Konzept abgerückt und bieten auch in diesem Stück eine Mischung aus zähem Todesblei und leichten Crust-Ansätzen. Dazu die Stimmgewalt von Sänger Chris, und fertig ist eine Lektion in Sachen Death Metal, gepaart mit echter Brutalität und einem Schuss Gemeinheit. Songs wie „Arch Cadaver“, „Torn From The Womb“ und „Fleshcrawl“ können einigen Newcomern noch immer das Fürchten lehren, und AUTOPSY sind ganz exquisite Lehrmeister. Der Sound ist, wie aber auch bei allen AUTOPSY-Studioalben, Geschmackssache. Für mich klingt es sehr authentisch und wenig nachbearbeitet, obwohl beim Mastering mit Wes Benscoter (SLAYER, NILE, KREATOR) ein sehr erfahrener Mann an Bord geholt werden konnte.
Mir machen die 18 Stücke einfach Spaß, und die 66 Minuten vertonter Räudigkeit vergehen wie im Flug. Was soll ich sagen? Buy or die!
Die finnisch-australischen Melo-Deather MORS PRINCIPIUM EST lassen mit dem nicht gerade fantasievoll betitelten "Seven" ihr (Überraschung!) siebtes Album auf die Metal-Gemeinde los. Seit einiger Zeit besteht die Band im Studio lediglich aus Sänger Ville Viljanen und Gitarrist/Arrangeur Andy Gillion. Dieses Duo hatte mit dem Vorgänger "Embers Of A Dying World" (2017) bereits eine sehr starke Platte abgeliefert, der allerdings das gewisse Etwas zu einem absoluten Banger fehlte. Auf "Seven" nimmt man die Stärken des Vorgängers auf, ist aber vom Songwriting deutlich stärker und kompakter unterwegs. Das Album wirkt wie aus einem Guss. Gleich mit dem Opener "A Day For Redemption" hauen MORS PRINCIPIUM EST eine richtige Granate heraus. Sehr flottes Tempo trifft auf ultramelodisches Riffing, ein Weltklasse-Solo ist auch mit an Bord; und aggressive Vocals, die jedoch über das ganze Album einen Tick zu gleichförmig wirken. Wenigstens verzichtet man komplett auf cleanen Gesang. Das hält trotz der Power Metal-Verweise in Songs wie "Lost In A Starless Aeon" oder "March To War" das Aggressivitätslevel schön oben, und die Öhrchen bleiben von dauerhaften Beschädigungen durch selbstüberschätzende Träller-Elsen verschont. In "Rebirth" verstecken sich einige symphonische DIMMU BORGIR-Zitate, die dem Sound von MORS PRINCIPIUM EST eine interessante Facette hinzufügen. Generell arbeitet Andy Gillion als Songwriter gerne mit klassischen Streicher-Arrangements ("Reverence"), umgeht durch schiere Klasse den drohenden Schiffbruch an den Klippen des Kitsches aber meisterhaft. Mit der Über-Nummer "My Home, My Grave" machen MORS PRINCIPIUM EST den Abschluss der Platte perfekt. Auch hier sind es die genialen Riffs und großartigen Arrangements, die den Song zu etwas Besonderem machen.
Also Lobhudelei rundherum? Nicht ganz. Wie fast schon traditionell, schaffen es Viljanen und Gillion trotz aller Klasse nicht wirklich, den Hörer über die komplette Spielzeit zu fesseln. Irgendwo fehlt der letzte Baustein, der aus einem sehr guten (und übrigens perfekt produzierten) Album einen Klassiker macht. Mit dem Opener und dem Abschlusstrack haben MORS PRINCIPIUM EST dieses Niveau erreicht, dazwischen leider nicht immer.
Nach der erfolgreichen 2015er EP „Morbid Obsessions“ wollen es die Bajuwaren jetzt auf einem Longplayer wissen. „Eternity Of Death“ wurde in Eigenregie aufgenommen und bereits im Juni als Kleinstauflage veröffentlicht. Black Sunset Records wurden auf das todesmetallische Treiben aufmerksam, und man kam überein, die Scheibe einem größeren Publikum zugänglich zu machen. Grundsätzlich ja eine löbliche Idee, aber dann doch ein Schnellschuss. Nicht kompositorisch, nein, der Sound spielt manchmal nicht ganz mit. Es klingt zwar alles recht ordentlich und druckvoll, aber beim Punkt des Endmix merkt man doch, dass keine Profis am Werk gewesen sind. Teilweise entstehen Soundlücken bei den Solo-Parts der Gitarre – die Drums zu Beginn von „The Forgotten Grave“ klingen nach billigstem Drumcomputer, und teilweise wirken Parts einfach so, als wären sie vom Musikpogramm einfach abgeschnitten worden. Dies soll keine Kritik an der Band darstellen, da die Aufnahmen für eine Eigenproduktion durchaus ausreichend gewesen wären. Hier mache ich eindeutig dem Label einen Vorwurf. Wenn man ein Endprodukt quasi vor die Füße geworfen bekommt, dann sollte man wenigstens das Investment eines erneuten Mixes nicht scheuen.
Kommen wir aber zum erfreulichen Teil. Die Musik von DISGUSTING PERVERSION macht nämlich viel Spaß. Besonders die Gitarren-Fraktion hat die einschlägigen DEATH-Alben- und Soli eingehend studiert. Ein Schuss early MORGOTH und eine Prise TORCHURE: Voilá, man bekommt einen appetitlichen Todesblei-Mix. Die Band geht die Sache eher gemächlich an, und somit kommen die gefälligen Riff-Kombinationen sehr gut zur Geltung. Feine cleane Gitarren runden das Gehörte angenehm ab und eröffnen so wahre Kleinode wie zum Beispiel den Song „Depression“, der teilweise angenehm an alte FLESHCRAWL erinnert. Hier fühlt man sich als Death Metal-Fan einfach gut aufgehoben. Bei „The Forgotten Grave“ wird tief in die Chuck Schuldiner-Trickkiste gegriffen, und der Gitarrist ist fast nicht mehr mit seiner Huldigung an DEATH zu stoppen. Das Solo hätte in jedem Fall auf jeder DEATH- Platte einen würdigen Platz gefunden. Der Gesang ist nicht besonders abwechslungsreich, aber sehr druckvoll und verständlich. Persönlich für mich ein Pluspunkt, da man wirklich zu 100% die traditionelle und bewährte Death Metal-Schiene fährt und gar nicht erst den Blick in andere Gefilde wagt.
Mir gefällt diese gelungene Mischung aus US-Death und unverkennbaren deutschen Einflüssen. Hier ist nichts aufgesetzt, und somit nimmt man der Band dieses Album einfach ab. „Eternity Of Death“ mach definitiv Lust auf mehr Qualitätsfutter, und sollte man beim Nachfolger noch einen ordentlichen Mix hinlegen können, steht einer amtlichen Bewertung nichts im Weg. Also liebes Team von Black Sunset, Ihr habt hier eine echt gute Band, und somit sollte nichts gegen eine größere Unterstützung in Sachen Sound sprechen.