NUCLEAR STORM aus Franken kredenzen Melodic Death Metal mit Einflüssen von Heavy Metal; "Tales From The Depth" ist ihr drittes Album.
Das Album beginnt mit dem Opener "The Animal": kehlig-heisere Growls und melodische Heavy Metal-geprägte Gitarrenläufe. Der Musik wohnt etwas Episches inne, Namen wie AMON AMARTH schießen mir in den Kopf. Zwischendurch laden NUCLEAR STORM beinahe zum Schunkeln ein. "The Crew" setzt mit der Stimme schön tief ein, insgesamt ähnelt der Track aber dem ersten. "The Empire" hat eine düstere Gothic-Schlagseite, integriert Black Metal-Elemente, und das Tempo wechselt. Die ersten Songs beschäftigen sich mit Melvilles "Moby Dick". "The Great White" startet mit Meeresbrandung und einer erzählenden Stimme, und plötzlich passiert es: klagend-nerviger Power/Heavy Metal-Klargesang! Ist denn da aus Versehen eine Spur mit Mucke à la HAMMERFALL angegangen? Von dem Schreck muss ich mich erstmal erholen. Gastsänger Stojanov unterstützt NUCLEAR STORM mit seinem Gesang bei zwei Songs. "Deadman‘s Island" und "Evil Spirit" punkten mit hymnischer Gitarrenarbeit, zum Teil mit Keyboard-Untermalung. Bei "Undertaker" mischen sich wieder Anteile von Melodic Death Metal und Heavy Metal, sowie in der Instrumentalisierung als auch beim Gesang.
NUCLEAR STORM verlieren irgendwie den roten Faden, und zwischendurch entwickelt sich "Tales From The Depth" zum bunten Potpourri. Die Platte startet relativ gut und lässt dann nach. Auf "Ten Years After" (2015) ging das Duo härter zu Werke, was ihm besser zu Gesicht stand.
Ja, die 80er sind zurück! Und zwar nicht die nervige Variante von SOFT CELL und MILLI VANILLI, sondern die coole im Stile der alten MORBID ANGEL, SEPULTURA, AUTOPSY und SLAYER!
Die Mannen von THE TROOPS OF DOOM haben astreines aggressives Gehacke am Start, fiese Gitarren feuern wie Flammenwerfer und Napalm-Bomben zur gnadenlosen Thrash/Death Metal-Attacke!
THE TROOPS OF DOOM sind passenderweise benannt nach dem SEPULTURA-Klassiker aus dem Jahr 1987, Gitarrist Jairo Guedz war von 1985 bis 1987 Mitglied bei SEPULTURA und bei den Veröffentlichungen "Bestial Devastation" und "Morbid Visions" beteiligt. THE TROOPS OF DOOM wurden 2020 gegründet, nach zwei EPs erscheint mit „Antichrist Reborn“ nun der erste Longplayer. Neben "Tormentor" Guedz besteht die brasilianische Death Metal-Truppe aus dem Bassisten und Sänger Alex Kafer (ex-NECROMANCER), Schlagzeuger Alexandre Oliveira (SOUTHERN BLACKLIST) und Gitarrist Marcelo Vasco (MYSTERIIS und Grafiker für Genregrößen wie SLAYER und KREATOR). Unter Vertrag sind die Jungs bei MOONSPELL-Fronter Fernando Ribeiro und seinem Alma Mater Records-Label.
Mit dem Opener "Dethroned Messiah" startet das hochintensive Inferno, und es gibt ab dann keine einzige Verschnaufpause! Halswirbel-Brecher wie "The Rebellion" und "A Queda" peitschen fanatisch aus den geschundenen Boxen. Alex Kafers ruppige Stimme passt wie die Faust aufs blaue eingerissene Auge, und die Gitarren thrashen dampfwalzend durch das Album, heulende Leadsoli inklusive. "Antichrist Reborn" wurde von Peter Tägtgren abgemischt und von Jonas Kjellgren gemastert. Als Gastmusiker treten unter anderem Alex Camargo und Moyses Kolesne von KRISIUN in Erscheinung und schließen sich dieser herrlichen Old School-Orgie an.
THE TROOPS OF DOOM schaffen es, den kompromisslosen alten Sound von SEPULTURA, KREATOR und Co. mit neuem eigenständigen Esprit wiederzubeleben. Ein monströser Abriss!
Das Jahr 2022 ist erst ein paar Tage jung, und schon beansprucht eine Band einen der vordersten Plätze in jedem seriösen Jahrespool. DARK MILLENIUM hauen mit „Acid River“ ein Album der absoluten Oberklasse raus. Vor 30 Jahren gab das noch junge Label Massacre Records den Jungs von DARK MILLENIUM eine Chance, welche diese mit dem Erstlingswerk „Ashore The Celestial Burden“ überzeugend nutzten. Die Band war zwar irgendwie im Death Metal verwurzelt, aber durch die Drehungen und Wendungen innerhalb der Songs, den einzigartigen Sound, die progressive Spielweise und die einzigartige Stimme von Vocalist Christian Mertens spielten DARK MILLENIUM in einer ganz anderen Liga als andere Death Metal-Kapellen der damaligen Zeit. Keine Ahnung, ob sich das damalige Album kommerziell gerechnet hat, da Massacre Records damals auch wahnsinnig viel Promoarbeit geleistet hatten, aber mit „The Atmosphere“ konnte man sogar einen kleinen Hit vorweisen, der auch nach den vielen Jahren nichts von seiner Genialität verloren hat.
Nur ein Jahr später legten DARK MILLENIUM mit „Diana Read Peace“ nach, aber irgendwie fehlte der letzte, entscheidende Biss, und die Band verschwand in der Versenkung, um dann wieder in den Jahren 2016 und 2018 mit „Midnight In The Void“ und „When Oceans Collide“ durchzustarten. DARK MILLENIUM klangen wieder wie DARK MILLENIUM, und für mich war die Welt wieder in Ordnung, aber auch hier fehlte der allerletzte Überzeugungsschlag, um mich wieder völlig in die Spur zu bekommen.
Und nun haut die Band „Acid River“ raus, und die Welt scheint sich seit 30 Jahren nicht gedreht zu haben. Alle Songs könnten auch auf „Ashore The Celestial Burden“ stehen und haben somit in Gänze einen Ritterschlag verdient. Sänger Christian überzeugt mit seiner einzigartigen Stimme, die zwar irgendwie im Death Metal angesiedelt ist, aber dann irgendwie doch nicht. Die Produktion ist, wie auch auf dem Erstwerk, einzigartig und hebt sich somit vom gängigen Einheitssound anderer Bands ab. Über die spielerische Vielfalt der Songs könnte man Bücher schreiben – DARK MILLENIUM verwenden in nur einem Song so viele Riffs, die andere Bands auf drei Alben verpulvern, schaffen aber immer wieder das Kunststück, einen roten Faden einzubauen, um dann in einem überzeugenden Refrain zu enden.
Jeder Song auf „Acid River“ steht für sich, und es stellt sich kein einheitliches Gesamtbild ein, aber dies macht das Album erst spannend, da jeder Song ein eigenes Universum aufbaut, in welches der Hörer eintauchen kann. Geniestreiche wie „Threshold“ oder der Opener „The Verger“ lassen sich am besten auf der heimischen Couch konsumieren, da man sich tatsächlich konzentriert auf die Songs einlassen muss, um deren Genialität zu verstehen. Natürlich sind alle sieben Songs keine „Easy Listening“-Musik, aber dies ist auch nicht der Anspruch der Band. Zu oft spielen die Jungs mit überraschenden Wendungen, die in Form von cleanen Parts und ungewöhnlichen Leads daherkommen. Ich könnte keine andere Band nennen, die in einer so hohen Qualität solche bizarren Klangwelten erzeugen könnte. „Acid River“ wird zu keiner Minute langweilig und erschließt sich erst nach mehrmaligem Hören, aber lässt man sich auf diesen musikalischen Schatz ein, so wird man mit einem bahnbrechenden Album belohnt werden.
DARK MILLENIUM sind nie den leichten Weg gegangen und haben immer abseits vom Death Metal-Mainstream ihr eigenes Süppchen gekocht, und ehrlich gesagt schätze ich die Band für diesen Mut sehr. „Acid River“ kann mich begeistern und wird mich wahrscheinlich das ganze Jahr begleiten. Ich konnte noch keine Abnutzungserscheinungen feststellen, da man auch nach dem x-ten Durchlauf spielerische Feinheiten entdecken kann und sich somit jeder einzelne Song immer weiter in die Gehörgänge gräbt. Wer bisher noch nicht mit DARK MILLENIUM in Berührung gekommen ist, der sollte dies schnell nachholen. Zumindest „Ashore The Celistal Burden“ und „Acid River“ sind absolutes Pflichtprogramm! Für alle, die es kurz und knackig mögen: „Acid River“ ist genial, nicht von dieser Welt und anbetungswürdig! Kaufen! Aus die Maus!
Die wuchtvolle Blackened Death/Doom Metal-Infanterie aus der Ukraine meldet sich zurück auf dem Schlachtfeld! Und das kann ich Vorweg nehmen: Hier treffen sich tonnenschwere packende Riffs, mitreißende Melodien und ein stimmiges Gesamtkonzept. Geschichtsunterricht, der begeistert: 1914 beschäftigen sich thematisch ausschließlich mit dem ersten Weltkrieg und legen dabei Wert auf historische Genauigkeit. „Where Fear And Weapons Meet“ ist das dritte Album der Truppe und erscheint drei Jahre nach „The Blind Leading The Blind“. Die letzte Scheibe konnte mich begeistern, und 1914 zogen mich strudelartig in ihren Bann. Die Ukrainer kamen mit Napalm Records bei einem großen Label unter, machen nun da weiter, wo sie aufgehört haben und spielen ihre eingängige Mixtur aus Death-, Black- und Doom Metal. Angereichert wird dies durch zahlreiche Samples, Orchester-Sounds und Gastsänger.
„War In“ ist ein standesgemäßer Start mit den Klängen des traditionellen serbischen Liedes „Tamo Daleko“, das aus dem Ersten Weltkrieg stammt. Es ertönen Schüsse, und es folgt der Track „FN .380 ACP#19074“, eine episch-melancholische Nummer mit Double-Bass, Bläsersounds, unerbittlichem Riffing und Tremolo-Picking der Gitarristen Vitaliy Vygovskyy und Oleksa Fisyuk. Das Ganze ist sehr gut abgemischt. Ein bisschen SEPTICFLESH, etwas UADA, eine Spur DISSECTION und ASPHYX. Der Songtitel ist übrigens die Modell- und Seriennummer der Handfeuerwaffe, mit welcher Erzherzog Franz Ferdinand erschossen und der Krieg eingeleitet wurde. Mit „Vimy Ridge (In Memory Of Filip Konowal)” folgt eine groovende Midtempo-Melodeath-Nummer. „Pillars Of Fire (The Battle Of Messines)” beinhaltet feierliche Fanfaren und ein Sample aus dem Film "Helden von Hill 60". „Don't Tread On Me (Harlem Hellfighters)“ ist mein persönliches Album-Highlight: eine vielschichtige Klangwand, eine super Gitarrenmelodie und wütend-brilliantes Schlagzeugspiel; was für ein geiler Song! Zur Halbzeit ertönt der Folk-Country-Track „Coward” (feat. Sasha Boole von ME AND THAT MAN) mit Banjo und Mundharmonika, der an Ort und Stelle irgendwie seltsam wirkt. Aber why not! Der nächste Gastsänger ist Nick Holmes von PARADISE LOST und BLOODBATH bei „...And A Cross Now Marks His Place“. Ditmar und Nick liefern sich ein furioses brutales Gesangsduett. Der Gothic-artige Mittelteil ist, sagen wir mal, mutig. „Corps D'autos-canons-mitrailleuses (A.C.M)” entpuppt sich als starke Black Doom-Nummer, und „Mit Gott Für König Und Vaterland“ kommt äußerst düster daher. „The Green Fields Of France” sind elf Minuten sludgender Death-Doom mit Dudelsack, dissonanten Riffs und abschließenden Explosionsklängen. Beim Rausschmeißer „War Out“ ertönt ein Protestsong aus dem Ersten Weltkrieg. Anspieltipps sind vor allem „FN .380 ACP#19074“ und „Don't Tread On Me (Harlem Hellfighters)“.
Dmytro Kumars Stimme und seine Art, im krächzenden Klang Geschichten zu erzählen, hat etwas Einzigartiges! 1914 erzählen und vertonen schicksalhaft-grausame Kriegs-Geschichten. Die Band liefert mächtig ab: „Where Fear And Weapons Meet“ ist ergreifend und absolut bombastisch!
Die Death Metal-Version von DEF LEPPARDs „Hysteria”?
Seit 25 Jahren produzieren OMNIUM GATHERUM hochqualitativen Melodic Death Metal. Den Stil ihres neuen Longplayers „Origin“ bezeichnet die Band selbst als AORDM (Adult-Oriented Death Metal). Braver Stadionrock meets Death Metal? Das macht neugierig!
Die Finnen legen auf „Origin“ weniger Wert auf Härte, sehr wohl aber auf Melodie und Atmosphäre. Seit „The Burning Cold“ (2018) hat sich die Hälfte des Line-Ups der Band verändert, da sie einen Gitarristen, den Bassisten und den Schlagzeuger verloren haben. Die neuen Nordmänner an Bord heißen Mikko Kivistö (Bass) und Atte Pesonen (Schlagzeug). Kivistö teilt sich mit Gitarrist Markus Vanhala (ebenfalls bei INSOMNIUM) den cleanen Gesang. Ihr mehrstimmiger Klargesang ist ein gutes neues Stilmittel.
Die Scheibe startet mit „Emergence“, einem 2:35 Minuten langen Intro, und hier wollen OMNIUM GATHERUM diesen down-pickenden Stadion-Rock direkt zeigen. Das darauffolgende „Prime“ hat melancholisch-epische Harmonien, und Jukka Pelkonens Gesang ist sehr zentral abgemischt. Die auflockernde Gitarre gibt Leichtigkeit und Helligkeit in die düster-wehmütige finnische Atmosphäre. Die Single-Auskopplungen „Paragon“ und „Reckoning“ sind beides gute Tracks. „Paragon“ klingt beschwingt und etwas poppig, „Reckoning” überzeugt mit einer richtig coolen Melodie und fetten Soli. „Fortitude” ist eine hymnenhafte Nummer, mit gutem mehrstimmigen Klargesang im Hintergrund und finalem Crescendo. Nach diesem etwas langsamerem Mittelteil von „Origin“ mit guten Melodien, aber etwas wenig Druck, wird es mit „Friction“ flotter, und bei „Tempest“ fahren OMNIUM GATHERUM Blastbeats auf. Die kraftvolle Manier erinnert dabei an AMON AMARTH. Bei „Unity” wird unermüdlich im Midtempo gezockt; mit „Solemn“ gelingt noch ein Highlight zum Schluss. Nach einem Piano-Intro entwickelt sich ein abwechslungsreicher und zwischenzeitig progressiver Track, der zum Glück auch mit einer Portion Härte punktet und wieder ein gutes Gitarrensolo beherbergt.
Jukka Pelkonens gruftiger Gesang ist wie üblich recht einseitig, aber diese eine kernige Art zu Brüllen knallt und passt wie die Faust aufs blaue Auge. Dank eines klasse Songwritings kann „Origin” mit den Glanzleistungen der Band, „The Redshift“ (2008), „New World Shadows“ (2011) und „Beyond“ (2013), mithalten. Man erhält auf „Origin“ eine ordentliche Portion Keyboard-lastigen Melodic Death Metal mit schweren Grooves und süß-poppigen Hooks. Markus Vanhalas Gitarrenspiel trägt wunderbar die Melodien der Songs und ist für den Sound von OMNIUM GATHERUM enorm prägend und wichtig. Die Produktion der Platte ist euphonisch klar, sauber, und im Mix geht nichts verloren.
OMNIUM GATHERUM touren sich schon lange den Allerwertesten ab und haben nie den richtig großen Dank in Form von Erfolg dafür erhalten. Zu sehr bewegten sie sich um Schatten von Bands wie INSOMNIUM, AMORPHIS, IN FLAMES und DARK TRANQUILLITY. Zudem räuberte der kitschige Metalcore schamlos musikalische Kernelemente der Melodic Death Metal-Combos.
2021 klingen die Jungs von OMNIUM GATHERUM inspirierend und gar nicht abgedroschen und greifen mit neuer Kraft an.
Ein dreckiger energiegeladen-zermalmender Riff-Panzer greift an!
"Kriegszittern" ist eine posttraumatische Belastungsstörung; Soldaten wurden wegen ihrer Erlebnisse traumatisiert und entwickelten in der Heimat Symptome wie Panikattacken mit Schwitzen und Zittern, Flashbacks, unkontrollierten Wutausbrüchen und verloren den Glauben an die Menschlichkeit. Ein wahrlich passender Bandname. Gegründet als Duo von Schlagzeuger Faxe und Sänger/Gitarrist Eddi im Jahr 2015, zocken die Mülheimer Old School Death Metal und klingen wie der Soundtrack eines miefig-brutalen Schützengrabens, mit der Atmosphäre des schaurigen Schlachtfeld-Horrors. Primitivität und Einfachheit lautet die Divise, der Sound ist roh und ungeschliffen mit dreckigen Gitarren und dumpfem Bass.
KRIEGSZITTERN veröffentlichten bereits im Juni dieses Jahres das selbstbetitelte Compilation-Album "Kriegszittern". Die ersten zehn Tracks stammen vom Debütalbum "Yellow Cross" (2018), vier von der Demo "Stratofortress" (2019) und die drei letzten Songs sind Live-Aufnahmen. Das gesamte Material war bisher noch nicht auf CD erhältlich.
KRIEGSZITTERN liefern schwergewichtigen höhlenartiger Death Metal mit Elementen von Crust Punk und Grindcore. Das ist geradlinig, effektiv und mitten in die Fresse gefeuert. Die Musik ist riffbetont, der Gitarrensound verwaschen, das Drumming simpel und die Growls abgrundtief und zentral im Vordergrund. Vergleiche zu den 90er-Aufnahmen von BOLT THROWER, MASSACRE, AUTOPSY und BENEDICTION bieten sich an. Songs wie "Mindfield", "Yellow Cross" und „Forgotten Rituals“ bieten fette Grooves, wütendes Gebell und Düsternis und machen Spaß.
Wo KRIEGSZITTERN durchgerauscht sind, hinterlassen sie durchlöcherte Helme, Blutlachen auf dem Asphalt und den ranzigen Geruch des Todes.
APOPHIS machen auf dem neuen Longplayer „Excess“ viel richtig – der Song steht im Vordergrund und wird nicht durch zu viel technische Beweihräucherung verwässert. Die meisten Songs sind im Midtempobereich angesiedelt, und nur selten wird der Dampfhammer geschwungen, was den Songs in jedem Fall ein großes Wiedererkennungspotential verleiht. Sänger Bernd Kombrink gefällt mit seinen düsteren Growls, welche aber teilweise sogar gut verständlich sind. Gut zu Gesicht steht den Songs, dass Bernd immer öfter auch cleane Vocals einbaut, welche für weitere Abwechslung sorgen. Grundsätzlich hat jeder Song eine eigene Note, und somit bietet „Excess“ viel Hörvergnügen und wird definitiv nicht schnell langweilig. Ein Problem hat die Band aber – sie ist mit ihrer Musik irgendwie im deutschen 90er Death Metal hängengeblieben. Viele Bands dieser Zeit hatten einen unverkennbaren Sound. Relativ schlichte Riffs, gute Sänger und ein gewisses Gespür für Melodie. Eine feine Mischung, die in den Jugendclubs immer gut ankam und für prächtige Stimmung sorgte. Viele dieser Bands gibt es nicht mehr, und fast keine hat den Sprung an die Spitze geschafft. APOPHIS ist auch so eine Band – kompetenter 90er Death Metal, alles sauber und gut, aber den Sprung nach oben werden sie leider nicht schaffen. Vergleicht man „Excess“ mit internationalen Veröffentlichungen, so hängt APOPHIS ein wenig zurück. Dafür kann die Band gar nichts, weil die Jungs eigentlich alles richtig machen, aber es ist eben der falsche Sound zur falschen Zeit. Fakt ist, ich bin ein Kind des 90er Jahre Death Metals aus Deutschland und feiere ihn, und somit hat „Excess“ bei mir für offene Ohren gesorgt. Also, wer gerne ein wenig geschichtsträchtigen Death Metal hören will, der kann bedenkenlos zugreifen!
Fast 30 Jahre ist es her, da besorgte ich mir den Erstling „The Red In The Sky Is Ours“ der Göteborger Melodic Death-Institution. Zwar irritiert von „schiefen“ Geigeneinsätzen, fand das Werk einen festen Platz in meinem CD-Player und wird auch heute noch gerne aufgelegt. Und nun kommt das siebte Studioalbum, und AT THE GATES präsentieren sich auf „The Nightmare Of Being“ alles andere als altersmüde. Wut haben sie noch, aber irgendwie klingt diese Wut kanalisierter und strukturierter als vor Jahrzehnten. Die diskussionswürdige Geige ist abgelöst und durch Einsätze von Streichern und einem Saxofon ersetzt worden, was AT THE GATES in progressive Welten befördert.
Nein, „The Nightmare Of Being“ ist definitiv keine Kehrtwende, und alle Trademarks sind vorhanden. „Spectre Of Extinction“ ebnet den Weg in ein rasendes Abenteuer, welches sich durch große Melodien, geschickt gesetzte Spannungsbögen und eine perfekte Produktion auszeichnet. Nur Sänger Thomas Lindberg wirkt alles andere als perfekt und klingt extrem räudig und schmutzig, was den Gesamtsound abrundet – also doch ein perfekter Vocalist! Der Titeltrack „The Nightmare Of Being“ beginnt äußerst düster. Sprechgesang und cleane Gitarren eröffnen einen äußerst progressiven Song, der ein wenig an MESHUGGHAH erinnert, ein tolles Soli bietet und insgesamt sehr modern wirkt. Steht der Band gut zu Gesicht und zeigt, dass AT THE GATES durchaus offen für neue Einflüsse sind. „The Fall Into Time“ beginnt wieder mit eher ruhigen Klängen, und Chöre und Streicher übernehmen das Zepter. Erinnert zu Beginn ein wenig an EX DEO, um dann ein schleichendes Monster herauszulassen. Zwar bleibt man im Midtempo, aber dies ist auch gut so, da der Hörer so die vertrackten Songstrukturen verfolgen kann. Es bleibt wenig hängen, aber man ist trotzdem gefesselt – ein sehr schwierig zu beschreibender Song.
Tja, was soll man sagen. AT THE GATES machen es dem Hörer nicht einfach. Die Stimmung ist durchgehend negativ und irgendwie beklemmend umgesetzt. Wer in „The Nightmare Of Being“ leichte Kost vermutet und erwartet, der ist bei dieser Scheibe an der komplett falschen Adresse. Man muss sich alle Songs erarbeiten, aber dann packt einen die innere Schönheit der zehn Songs, und man möchte noch tiefer in die emotionale Welt der Band eintauchen. Für alle, die sich wirklich auf eine intelligente, düstere und trotzdem moderne Platte einlassen wollen, ist „The Nightmare of Being“ ein klarer Tipp – für alle Gelegenheitshörer ist ein Reinhören zu empfehlen.
Ansage: wer das Teil unverantwortlicherweise noch nicht sein Eigen nennt, der sollte jetzt mal in die Gänge kommen. Denn auch nach 20 Jahren hat das Referenzwerk von OPETH – deren erste Kooperation mit PORCUPINE TREE-Mastermind Steven Wilson „Blackwater Park“ ja war – nichts, aber auch gar nichts von seiner Klasse und Relevanz eingebüßt. Ansonsten gilt wie gehabt:
Wer von anspruchsvoller, atmosphärischer, durchdachter harter Mucke spricht, kommt an OPETH nicht vorbei. Mit „Blackwater Park“ gelang OPETH in 2001 nämlich ein Album der Extraklasse, welches noch heute als eines der Referenzwerke des Genres gilt, und das selbst Akerfeldt & Co. in seiner Einmaligkeit danach nicht wieder erreicht haben. OPETH erklommen mit „Blackwater Park“ den Gipfel der Symbiose zwischen Death Metal und zerbrechlichen Tönen, zwischen anspruchsvollem Prog und unglaublichen Melodien. Dazu ein Mikael Akerfeldt mit seinem herausragenden Gesang – hinter seinen Growls verbirgt sich einer der besten „Clean“-Sänger des Genres – auf „Blackwater Park“ gibt es reichlich Raum für beides. Es war auch das erste OPETH-Album, das von Steven Wilson produziert wurde. Und die eine oder andere PORCUPINE TREE-Schlagseite, besonders was die intensive Atmosphäre und die Pianoparts angeht, aber auch die cleanen Gesangslinien, steht OPETH verdammt gut und ist der letzte Tick, um ein an sich schon unglaublich abwechslungsreiches Album zu veredeln. Vor allem die komplett in clean gehaltene und unter die Haut gehende akustische Ballade „Harvest“, das wunderbar dramatische und trotz seinen Wechseln aus atmosphärischen und deathigen Passagen immer melancholische „The Drapery Falls“ sowie der gegen Ende nahezu brutale und in seinem Ausmaß episch-distanzierte Titeltrack „Blackwater Park“ sind Hammer. Aber das gilt sowieso für alle Kompositionen, denn „Blackwater Park“ arbeitet sich als Ganzes in Hirn, Herz und Nacken – sofort und doch ewig zeitlos.
Man darf sich aber durchaus die Frage stellen, ob man aus diesem Jubiläum nicht mehr hätte machen können. Die Deluxe-CD hat eine durchaus wertige Aufmachung, aber als einzigen Bonus eine Live-Version des Albumtracks „The Leper Affinity“ zu bieten. Die ist klasse – das wars dann aber auch. Ansonsten ist das Teil an sich nur für jene (wenige) von Interesse, die den Höhepunkt des Schaffens von OPETH und Mikael Akerfeldt noch nicht in der Sammlung stehen haben.
Biste verrückt: MALFESTED beweisen mal wieder, dass es in Belgien mehr gibt als Schoko-Waffeln und Pommes-Saucen. Also, sie entkräften das Klischee, dass es im geteilten Land keine guten Bands gibt. Denn das Debüt bietet nur offensichtlich recht altmodischen Death Metal, der alten Helden zu huldigen scheint. In Wirklichkeit ist diese EP viel töfter. Denn, und das sollte man nicht verschweigen: Wo Bands wie CANNIBAL CORPSE sich kompetent, aber eben auch ständig wiederholen, klingt „Shallow Graves“ erstens sehr energetisch und sorgt zweitens für Abwechslung. Da sind wunderschöne Leads, krasse Tempowechsel („Fields Of Bloodshed“) und stets echter Groove. Außerdem verlieren sich MALFESTED auch nicht in eigenbrötlerischem Gefrickel, sondern dienen geschlossen dem Fortkommen der Songs. Zudem ist alles gut-gradlinig gezockt, auch Sound und Produktion sind auf hohem Niveau. Man sollte also gespannt sein, ob die Kapelle aus dem flämischen Kortrijk dieses Energie-Level für eine Full-Length konservieren kann. Und zwar hoffentlich bald! Solange können sich Deather ja mit der EP beschäftigen. Fragt mal hier oder hier.