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Zwielicht

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Es soll ja in subversiven Kreisen diverse Leute (mich eingeschlossen!) geben, die beim reinen Hören oder Lesen von Begriffen wie „Deathcore“ übelsten Ausschlag, Zuckungen und Brechreiz bekommen. Wenn das Ganze zudem noch mit „symphonischen“ Elementen garniert wird, scheint Waterboarding dagegen wie pure Erholung zu wirken. Nun ergibt es sich aber, dass MENTAL CRUELTY diese hippe Mischung nicht nur auf ein sehr erträgliches Niveau hieven, sondern sogar über weite Strecken durch cleveres Songwriting überzeugen. Was bei gleichgesinnten Bands oft in wirren Mittel-zum-Zweck-Krach ausartet, hat bei dem Quintett aus Karlsruhe unerwartet viel Struktur; der Bombast und die epischen Parts werden sehr zielgerichtet eingesetzt, und auch der Klargesang, der hin und wieder das Geschehen dominiert, wirkt nicht aufgesetzt, sondern wird punktgenau integriert – lediglich die sterile, künstlich tönende Doublebass zerrt an den Nerven. Wer also dieser sehr krawalligen Stilrichtung gegenüber aufgeschlossen ist, bekommt etwa mit „Obsessis A Daemonio“, „Nordlys“, dem getragenen Titelsong oder dem mit mächtigen Midtempo-Passagen versehenen „The Arrogance Of Agony“ einige sehr gelungene  Stücke, die „Zwielicht“ neben einem ansehnlichen Digipak mit 16-seitigem Booklet inklusive aller Texte für die Zielgruppe mehr als interessant machen. Wer es allerdings gerne oldschoolig, rotzig und weniger hektisch-kalkuliert mag, sollte nach wie vor einen großen Bogen machen…

 

Zwielicht


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Genre: Nicht angegeben
Tracks: 10
Länge: 48:54 ()
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Interview mit OMNIUM GATHERUM zur EP „Slasher“

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Interview

Hallo Jukka, wie geht es Dir im Moment?

Hallo! Mir geht es ganz gut, danke. Es ist früh am Morgen. Ich trinke einen Kaffee und fange an, dieses Interview zu beantworten.

Warum veröffentlicht Ihr nach Eurem 2021 erschienenen Album „Origin“ nun eine EP und nicht erneut ein neues Album? Oder ist „Slasher“ der Vorbote eines neuen Albums, das in naher Zukunft folgen wird?

Diese EP wird aus verschiedenen Gründen veröffentlicht. Zuerst möchten wir Nick vorstellen, der nach der Veröffentlichung von „Origin“ an Bord des OG-Schiffes gebracht wurde. Nick spielte das Solo des Titelsongs der EP und war auch an den Arrangements dieses bestimmten Songs beteiligt. Zweitens wurden die letzten beiden der vier Songs auf der EP in den „Origin“-Sessions aufgenommen, und da es sich um ordentliche Originalsongs handelt, wollten wir diese Songs auch veröffentlichen, bevor wir mit der Arbeit an einem neuen Album beginnen. Drittens ist diese Veröffentlichung, wie Du sagtest, eine Art Vorbote zwischen „Origin“ und dem nächsten Album.

Auf „Slasher“ seid Ihr seit eurem letzten Album „Origin“ noch eingängiger geworden. War das beabsichtigt, oder ist es während der Songwriting-Phase für die EP entstanden?

Unsere Musik nimmt immer „neue“ Formen an, und diese EP klingt vielleicht noch eingängiger als „Origin“. Dennoch wurden zwei der Songs auf der EP während der „Origin“-Sessions aufgenommen, sodass die Eingängigkeit auch bei diesen Songs vorhanden ist. Der Gesamtsound der „Slasher“-EP ist eine natürliche Fortsetzung der vorherigen Veröffentlichung, und es bestand kein Anspruch darauf, dass diese Veröffentlichung eingängiger oder Ähnliches sein sollte. Das war die Stimmung, und wir folgten ihr nach besten Kräften. Meiner Meinung nach ist OG diese Art von Band, die seit vielen Jahren eingängige Melodien mit starken, harschen Riffs und tiefen Growls im Gesang kombiniert. Für die nächste Veröffentlichung könnte es noch eingängiger werden... oder auch nicht. Mal sehen.

Warum habt Ihr Euch entschieden, den alten MICHAEL SEMBELLO-Hit „Maniac“ zu covern? Findet Ihr das Lied so stark?

Das war ursprünglich Markus' Idee. Ich denke, es lief in etwa so ab, dass er den Originalsong bewusst oder unbewusst gehört hat, und es kam zu der Idee, dass es sich hier um einen Song handelt, der sich hervorragend in den Melodic Death-Metal-Stil von OG integrieren lässt. Also machte er weiter und machte einige Demoversionen, und ich lernte den Text. Danach habe ich einfach zusätzlich zum Demo gesungen. Also haben wir es uns angehört, und beide fanden, dass es wirklich eine gute und originelle Idee ist, dieses Lied zu covern. Wir waren uns der Tatsache bewusst, dass mehr als ein paar Gruppen im Metal-Genre zuvor ein Cover von diesem Song gemacht hatten, aber wir ließen uns davon nicht einschüchtern, denn es ist ein großartiger Song, und wir haben es geschafft, eine Version davon zu machen, die auch wirklich nach OG klingt. Das Covern von Liedern anderer Musiker ist immer ein heikler Prozess, bei dem man unserer Meinung nach einen gewissen Respekt vor dem Original haben muss, aber auch genug Mut, um daraus etwas Besonderes zu formen. Auf diese Weise gedeiht die Musik des Liedes weiterhin in einem völlig neuen Bereich und möglicherweise für ein ganz anderes Publikum als ursprünglich gedacht.

Wenn ich das richtig verstehe, ist „Slasher“ Eure erste EP seit „Steal The Light“ aus dem Jahr 2002, was wirklich nicht viel ist. Viele Fans halten EPs, die nur wenige kurze Songs enthalten, teilweise aber fast so viel kosten wie ein ganzes Album, für Abzocke. Was denkt Ihr generell darüber?

Es gibt viele Meinungen, wenn man über EPs und ihren „Wert“ nachdenkt, sowohl bei Musikern als auch beim Publikum. Manche halten sie für nutzlose Zeitverschwendung, während andere sie aus anderen Gründen für eine Notwendigkeit halten. Für OG erfolgte diese Veröffentlichung aus den zuvor genannten Gründen. Was den Preis dieser Art von Veröffentlichungen betrifft: meiner Erfahrung nach sind EPs in der Regel etwas günstiger als Full-Length-Alben, daher kann ich dazu keine weiteren Kommentare abgeben. Und heutzutage ist es üblich, dass alle oder die meisten Songs, wie in diesem Fall, vor dem eigentlichen Veröffentlichungsdatum als Videos usw. veröffentlicht werden. Es bleibt also den Hörern überlassen, ob sie die gesamte EP kaufen oder nicht.

Auf der neuen EP „Slasher“ gibt Euer neues Bandmitglied Nick Cordle bei OMNIUM GATHERUM sein Studiodebüt. Habt Ihr ihn in die Band geholt, weil er unter anderem bereits viel Erfahrung mit ARCH ENEMY und ARSIS gesammelt hatte?

Bis heute hat Nick zwei Nordamerika-Touren mit uns gemacht; er hat Festivals und eine Europatournee bestritten. Dies ist innerhalb eines Jahres geschehen. In dieser Zeit hatten wir die Gelegenheit, Nick sowohl als Tourmusiker als auch als Person kennenzulernen. Wir waren in beiden Punkten sehr zufrieden. Nick ist ein Typ mit hoher Arbeitsmoral, und er nimmt seine Position als Musiker sehr ernst. Er ist ein harter Arbeiter, auf den wir uns wirklich verlassen können. Außerdem ist er jemand, der das Tourleben mit all seinen Herausforderungen problemlos annehmen kann. Das kann nicht jeder Mensch. Das Leben on the road bietet viele Herausforderungen und kann manchmal ziemlich stressig sein. Bei diesen oben genannten Touren wurde uns klar, dass Nick der Musiker ist, mit dem wir zusammenarbeiten wollen. Teilweise rührt diese Erfahrung von den Dingen her, die er in der Vergangenheit mit anderen Bands gemacht hat. Der andere Teil beruht auf seiner eigenen Integrität und seiner Bereitschaft, gute Arbeit zu leisten. Ich muss auch die Tatsache erwähnen, dass Nick ein großartiger Gitarrist und Musiker ist, also hatte diese Tatsache viel Gewicht auf der Waage.

Letztes Jahr habt Ihr zusammen mit ALLEGAEON und BLACK CROWN INITIATE erwähnte große einmonatige Headliner-Tour durch die USA gemacht. Wie verlief die Tour aus Eurer Sicht? Gab es im Ausland besondere Erlebnisse, und verhalten sich die Fans dort anders als in Europa?

Ja, das haben wir. Das war unsere erste Headliner-Tour in Nordamerika. Und es lief auch wirklich gut. Insgesamt war es ein interessantes Paket. Beide Bands, die mit uns auf Tour waren, haben hervorragende Arbeit geleistet und jeden Abend Killershows abgeliefert. Damals gab es noch COVID-19-Beschränkungen, die einige Dinge im Vergleich zu normalen Umständen etwas schwieriger machten. Zum Beispiel gab es keine Meet & Greets und wir blieben nach den Shows nicht mit unseren Fans zusammen, wie wir es normalerweise tun. Das war echt scheiße! Auch mit den Grenzübergängen war es wirklich nervig. Wir mussten viele Tests absolvieren, und aufgrund unseres engen Tourenplans war es zeitweise wirklich herausfordernd. Touren in Nordamerika sind ähnlich und gleichzeitig anders als in Europa. Zum Beispiel gibt es große Unterschiede, wenn es um Catering und Backstage-Vergünstigungen geht. In Europa werden sie in der Regel zur Verfügung gestellt, was für die Musiker praktisch ist, sodass sie sich nicht um diese Dinge kümmern müssen und sich auf ihre Arbeit konzentrieren können. In Nordamerika gibt es normalerweise kein Catering usw., und Musiker und Crew erhalten sogenannte „Buy-outs“, was bedeutet, dass ein bestimmter Geldbetrag für Essen usw. ausgegeben wird. Das sind einfach kulturelle Differenzen und machen eigentlich keinen allzu großen Unterschied. Was die Fans betrifft, würde ich sagen, dass die Metal-Community auf der ganzen Welt sehr ähnlich ist, wenn es darum geht, die Shows und dergleichen zu genießen. In den verschiedenen Regionen mag es kleine Unterschiede geben, aber die Gesamtstimmung ist supercool und positiv. Nordamerikaner können etwas mutiger sein, wenn es darum geht, nach der Show auf uns zuzugehen. Meiner Meinung nach gibt es keine großen Unterschiede. Metal-Leute sind die coolsten Leute auf der ganzen Welt.

Und was gefällt Euch in diesem Zusammenhang besser - „intime“ Club-Gigs oder Auftritte auf großen Festivals?

Diese beiden Dinge sind sehr schwer zu vergleichen, weil sie so unterschiedlich sind. Und ich muss sagen, weil sie eine so unterschiedliche Ausstrahlung haben, kann ich in beiden coole Aspekte finden. Es hängt wirklich von der Stimmung ab, in der ich mich befinde. Manchmal kommt man bei Clubshows aufgrund dieser „Intimität“ wirklich mit dem Publikum in Kontakt. Manchmal wird man auf einem großen Festival auch von der Größe der Bühne und des Publikums mitgerissen.

Du bist seit 2006 Mitglied von OMNIUM GATHERUM. Was war Dein persönliches Highlight in den letzten 17 Jahren, das du zusammen mit der Band erlebt hast?

Ich denke, dass die gesamte Erfahrung und die Tatsache, dass ich Teil von OG sein konnte, der „Höhepunkt“ dieser Sache ist. Wenn ich die erfreulichsten Dinge erwähnen sollte, dann ist das meiner Meinung nach die Tatsache, dass wir so viel auf der ganzen Welt touren konnten. Aus meiner Sicht lässt sich OG am besten live erleben, und ich bin superglücklich, dass unsere Fans in fast allen Teilen der Welt die Chance dazu hatten. Ich bin auch sehr stolz auf die Musik, die wir uns selbst und den Menschen, die sie seit so vielen Jahren genießen, liefern konnten. Das ist das, was ich schon immer machen wollte, und OG hat mir das ermöglicht, deshalb bin ich meinen Brüdern in OG dafür dankbar.

Hast Du abschließende Worte für unsere Leser da draußen?

Bleibt Metal-Brüder- und Schwestern, und wir sehen uns alle irgendwo on the road!



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Slasher

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Wenn Ihr "Origin" (2021) mochtet, kommt Ihr auch mit der neuen OMNIUM GATHERUM-EP "Slasher" gut klar.

Zur Veröffentlichung des letzten Albums bezeichnete die Band selbst ihren Stil als "AORDM" ("Adult-Oriented Death Metal") und bezog Elemente des 80er-Stadionrocks mit ein. Dieser Idee folgt auch die neue EP und verkürzt die Zeit bis zum nächsten Longplayer. 2023 klingen die Jungs von OMNIUM GATHERUM gar nicht abgedroschen; bereits seit 1996 halten die Finnen die Melodic Death Metal-Fahne hoch. 2022 wurde der Amerikaner Nick Cordle (ehemalig ARCH ENEMY) als zweiter fester Gitarrist begrüßt.

Der Opener "Slasher" zeigt sofort bandtypische Trademarks: elanvoll-treibend-melodische Leads, poppige Keyboards, markant tiefe Growls und verträumte Soli. Beim Refrain kommt Clear-Gesang zum Einsatz. Das Ganze führt zu einer gewissen Epik, ist aber auch ziemlich vorhersehbar. Anspannung und Entspannung wechseln einander dramaturgisch ab; zum Ende folgt im Chorus ein spannungsvoller Oktavlagenwechsel nach oben. So ein Quartsprung aufwärts gibt der Musik etwas positiv Warmes. Es gibt im Melodic Death Metal oft eine gewisse Reißbrett-Mentalität im Songwriting. Ich möchte das aber auch nicht zu schlecht reden: das Ergebnis geht wirklich gut ins Ohr. Mit "Maniac" covern OMNIUM GATHERUM die bekannte Synthie-Pop-Nummer von MICHAEL SEMBELLO des Tanzfilm-Soundtracks "Flashdance". Die Band drückt dem szenefremden Song den eigenen Stempel auf. Geschickt wird der Keyboard-Einsatz des Tracks, an den für OMNIUM GATHERUM typischen Keyboardsound, angeglichen. Mein absoluter Lieblingssong von der EP ist "Sacred": klasse Melodien, agile Rhythmuswechsel und herrlich auflockerndes Gitarrenspiel. Auf klaren Gesang wird, genau wie beim vierten Song "Lovelorn", verzichtet. Das letzte Lied ist melancholisch und zumeist langsam. Ist eine Death Metal-Ballade ein Widerspruch in sich? Hier nicht!

OMNIUM GATHERUM halten auf "Slasher" die Balance zwischen Aggression, Melodie und Eingängigkeit. Das Highlight ist das brillante Gitarrenspiel von Nick Cordle und Veteran Markus Vanhala.

 

Slasher


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Genre: Nicht angegeben
Tracks: 4
Länge: 18:30 ()
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Hamartia

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TRIBULATION haben in ihrem Genre eine Sonderstellung. Unnachahmlich vereinen sie 70er Jahre Hippie-Rock mit Gothic-Gesten im Death Metal Duktus zu einem neuen Ganzen. Seit ihrem Wechsel zu Century Median Records mit zunehmendem und verdientem Erfolg, mausern sich die Schweden langsam zur neuen Größe im Extreme Metal.

Nach ihrer Glanzleistung "Where the Gloom Becomes Sound" und der bereits kurz davor bekannt gegebenen Trennung von Langzeit-Gitarrist Jonathan Hultén soll die EP "Hamartia" den Istzustand der Band und zugleich den neuen Gitarristen Joseph Tholl präsentieren. Geboten werden in den etwas mehr als 20 Minuten vier Songs, davon ist "Vengeance" eine Coverversion.

Der gelungene Titelsong ist eine zunehmend getrieben wirkende Kraftnummer, inklusive instrumentalem Vorstellungspart des neuen Gitarrenduos. Das darauf folgende solide "Axis Mundi" ist lebhaft, aber etwas eindimensional. Das mystische, konspirative "Hemoclysm" bietet samt leidenschaftlichem Gitarrensolo verstrahlten Retro Rock mit Death Metal-Aroma und gehört zu den Highlights des Albums, ehe der BLUE ÖYSTER CULT-Coversong "Vengeance (The Pact)" mit seinem GHOST-tauglichen Refrain den recht kurzweiligen Hörgenuss beschließt.

"Hamartia" ist eine Impression der neuen TRIBULATION, wobei doch alles größtenteils beim Alten geblieben ist. Aber zusätzlich gibt es vier neue Songs zu entdecken, die sicher auf einem der gebuchten Festivals, die TRIBULATION 2023 beglücken wird, eine Uraufführung erfahren könnten. 

 

 

Hamartia


Cover - Hamartia Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 4
Länge: 21:22 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Morbidity Triumphant

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Wir schreiben den 01. Mai 2022; im Effenaar in Eindhoven steigt an diesem langen Wochenende das Netherlands Deathfest V vor ausverkaufter Hütte. Während die Headliner der ersten beiden Abende, SACRAMENTUM und DISMEMBER, eher mäßige Performances (die sich zudem wiederholen sollten, aber das ist eine andere Geschichte…) auf´s Parkett legen, präsentiert sich die Hauptband am Sonntag für diese Spielposition in absolut würdiger Topform und rasiert die zum Bersten gefüllte Halle: AUTOPSY. Zugegeben, Drummer/Gründer/Grunzer Chris Reifert und seine inzwischen seit Jahren wieder eingespielte Crew (zu der sich Neuzugang Greg Wilkinson am Bass gesellt) verlassen sich bei diesem Auftritt fast ausschließlich auf ihre beiden Klassiker „Severed Survival“ und „Mental Funeral“, hätten jedoch locker auch neue Songs von „Morbidity Triumphant“ zocken können, ohne sich zu blamieren. Denn das gerade einmal neunte Album der Kalifornier in 35 Jahren reiht sich im positivsten Sinne völlig unspektakulär zwischen die alten Klassiker und jüngeren Werke seit der 2009er Reunion ein. Der schnelle Opener „Stab The Brain“, der treibende Stampfer „The Voracious One“, das derbe nach vorne peitschende „Born In Blood“, die knackig-kurzen „Knife Slice Axe Chop“ und „Maggots In The Mirror“ (klasse Titel - kam auch schon auf dem 2020er Kracher „Live In Chicago“ zum Einsatz) oder das doomige „Skin By Skin“ machen keine Gefangenen, kommen insgesamt abwechslungsreich daher und überzeugen nicht zuletzt durch zahlreiche coole Soli, die dem einmal mehr ranzigen Gesamtsound aus der fauligen Gruft eine zusätzliche Prise Musikalität verleihen, was „Morbidity Triumphant“ am Ende vielleicht nicht zum neuen AUTOPSY-Referenzwerk macht, aber zur schnörkellosen, durchgehend hochklassigen Pflichtveranstaltung für die todesmetallische Old School-Fraktion.

 

Morbidity Triumphant


Cover - Morbidity Triumphant Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 11
Länge: 41:18 ()
Label:
Vertrieb:
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Pain Remains

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LORNA SHORE haben seit der Veröffentlichung ihrer EP „…And I Return To Nothingness“ im vergangenen Jahr einen mächtigen Anstieg ihrer Popularität zu verzeichnen. Auf „Pain Remains“ bietet uns die Kombo aus New Jersey Technical Death Metal-Riffing, einen bunten Strauß Gitarrensoli, Slam nebst Beatdown Riffs, eine fette orchestrale Veredelung und natürlich ordentlich Blastbeats. Das Aggressionslevel ist hoch, das Bombastlevel ebenso: ein Album voller Exzesse! Der orchestrale Bombast geht gut ins Ohr und Parallelen zu einigen DIMMU BORGIR-Momenten sind zu verzeichnen.

LORNA SHORE treten uns mit überspitztem und rhythmisch-vertracktem Deathcore mit Einflüssen von Black bis Death Metal in den Arsch. Das Ganze kommt mit einer sehr reinen (Über-) Produktion daher.

„Welcome Back, O‘ Sleeping Dreamer” heißt der Opener; das eineinhalb minütige Intro baut Stimmung und Spannung auf. Dann wird das Gaspedal durchgetreten: Blastbeat-Salven und scharfes Riffing werden auf uns losgelassen, symphonisches Pathos, melodisches Gitarrenspiel und schöne Soli inklusive. Wie gesagt: mehr ist mehr. „Into The Earth“ startet mit einer kräftigen Schippe Deathcore-Ballerei, es folgen dumpfe Beatdown-Passagen. Der schwindelerregende Wechsel von einem Stilelement zum anderen kann den Hörer schonmal überfordern, die symphonischen Anteile können das zum Teil wieder glätten. „Sun//Eater“ macht ähnlich weiter: schnelle Wechsel, melodische Refrains ohne Kitsch und deutliche Power Metal-Einflüsse zum Ende. Was ist denn das für eine krasse Kratzstimme bei Minute 5 fünf? Ihr macht mich fertig! Musikalisch überzeugt LORNA SHORE mit viel Qualität und dank der Gitarren und des Keyboardeinsatzes ergeben sich schöne Hooklines. Wesentliches Stilmittel sind die knochenknackenden Breakdowns. Bei „Cursed To Die“ haben die Amis eine gewisse dramatische Eingängigkeit am Start, die Drumms sind geradezu ballistisch: Headbangalarm! „Soulless Existence“ bringt Abwechslung und die Band zeigt sich von einer melancholischen Seite und produziert eine bedrückende Stimmung. „Apotheosis“ beginnt choral und es folgt eine unerbittliche Wand aus Doublebass. Nachdem „Wrath” einige lässig getimte Breakdowns gegen Trackende Inne hat, folgt nun die abschließende Titeltrack-Trilogie: „Pain Remains“ in drei Akten – eine 20-minütige Achterbahnfahrt. „Pain Remains I: Dancing Like Flames“ ist ein dramatisches und rührendes Feuerwerk im Stil einer intensiven Deathcore-Symphonie und geht über in „Pain Remains II: After All I've Done, I'll Disappear“. Hier wird es düsterer und es wird sehr deutlich, dass LORNA SHORE Tracks schreiben können, die extrem mitreißend und voll wuchtiger Emotionalität sind. Zu „Pain Remains III: In A Sea Of Fire“ ist es noch einmal richtig orchestral und reich an cineastischen Melodien.

Will Ramos ist eine stimmliche Granate, ein abartiges Monster mit Mikrofon zwischen den blutigen Klauen. Die Position des Sängers von LORNA SHORE wechselte mehrfach innerhalb weniger Jahre. Tom Barber verließ die Band in Richtung CHELSEA GRIN und Nachfolger CJ McCreery musste wegen pikanter Anschuldigungen scheiden. Glücklicherweise folgte Will Ramos mit der schicken Frisur (ehemals MONUMENT OF A MEMORY) und erweist sich als Glückgriff.

LORNA SHORE wissen mit “Pain Remains” auf ganzer Linie zu überzeugen und haben sich kreativ weiterentwickelt. Hervor zu heben ist vor allem das geschickt inszenierte Songwriting. Die aufwändigen orchestralen Verzierungen tragen maßgeblich zum episch brachial-elektrisierenden Gesamtsound bei. Sehr unterhaltsam!

 

 

Pain Remains


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Genre: Nicht angegeben
Tracks: 10
Länge: 61:12 ()
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Deceivers

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Fünf Jahre haben ARCH ENEMY an dem neuen Album "Deceivers" gebastelt, und wahrscheinlich wurde die gleiche Zeit auch in eine umfangreiche Marketing-Planung investiert. Man bemerkt bei jedem Song, dass ARCH ENEMY sich anbieten, die Nachfolge von IRON MAIDEN oder JUDAS PRIEST anzutreten, um dann die ganz großen Hallen zu füllen. Dies könnte auch gelingen, da Songs wie "The Watcher" oder "Into The Eye Of The Storm" durchaus das Potenzial besitzen, in ein paar Jahren als Klassiker geführt zu werden. Trotzdem gehen ARCH ENEMY bei den genannten Songs nicht auf Nummer sicher - der Anfang von "The Watcher" könnte durchaus von einem GAMMA RAY-Album geklaut sein, und "Into The Eye Of The Storm" überrascht mit einem fulminanten "ACCEPT-Riff", welches die Nackenmuskeln erbeben lässt. Während "Deceiver, Deceiver" fast schon punkig durch die Boxen dröhnt, kann der Opener "Handshake With Hell" mit Klargesang aufwarten, der für mich irgendwie Fehl am Platz ist - aber wahrscheinlich bin ich in dieser Hinsicht einfach zu konservativ, und man kann nicht sagen, dass Allissa White-Gluz nicht singen kann. Natürlich bleiben ARCH ENEMY ein wenig in ihrem selber gewählten Soundkorsett gefangen, aber besonders die Gitarrenduelle von Amott und Loomis sorgen immer wieder für Abwechslung und lassen so manchen Gitarristen an den eigenen Fähigkeiten zweifeln.

"Deceivers" kann im Endeffekt begeistern und gehört zum Pflichtprogramm eines jeden Melo-Deathers. Achtet man ein wenig auf die Texte, so wird man feststellen, dass diese nicht an die musikalische Qualität anknüpfen können und eher auf das jüngere Publikum zugeschnitten sind - Rebellion und so… - muss nicht sein. Möchte man wirklich in die Fußstapfen der Metal-Ikonen treten, so sollte man weiterhin auf Abräumer der Marke "The Watcher" setzten, die sich langfristig in den Ohren festsetzen und dort auch verbleiben. Mir gefallen die Ausflüge in Richtung des klassischen Heavy Metals sehr gut, und dies sollte unbedingt ausgeweitet werden. Wie gesagt, natürlich war der Klargesang zu Beginn der Scheibe ein Test, aber ich bin mir sicher, dass ein Fortführen dieser ungewohnten Elemente zu einem Bruch mit der Metal-Szene führen könnte, und dann eben Rock am Ring laut rufen wird - kann man machen, aber man kann auch die Arbeit von vielen Jahren zerstören. Ich bin gespannt, wohin der Weg führen wird, aber mit "Deceivers" bin ich in jedem Fall durchaus zufrieden.

P.S. die letzten Töne von "The Watcher" erinnern an DOROs "Für Immer" - hört mal genau hin...

 

Deceivers


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Genre: Nicht angegeben
Tracks: 11
Länge: 45:10 ()
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Unique (Re-Release)

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2005 aufgelöst, 2020 mit dem Comeback „Meet Your Maker“ wieder da. Michael H. Andersen war ja nie weg, musizierte mit THORIUM und geschäftelte bei seinem Label Mighty Music / Target. Schon 2002 sagte MHA, in einem Fanzine, angesprochen auf das Demo „Unique“ sowas wie „Wer sich das antun will, schickt mir eine leere Kassette“. Das war auch die einzige Erscheinungsform des ersten Tondokumentes der Dänen, das jetzt erstmals als Vinyl erscheint. Limitierte 300 Stück in drei Farben: schwarz, transparent golden und transparent silber. Seinerzeit zeichneten dänische Kreise den Vier-Tracker als superduperstes Demo Dänemarks aus, es verkaufte sich laut Info mehr als 2.000 mal, und es wurde sogar in Südamerika lizensiert. Jetzt remasterte es Henrik West im Medley Studio digital, um einen Vinyl-Release möglich zu machen. Herausgekommen ist ein natürlich immer noch sehr zeitgenössisches Tondokument. Angesprochen fühlen sollten sich Fans von EUCHARIST, frühen AMORPHIS, TIAMAT und vielleicht noch die von IN FLAMES in ganz frühen Zeiten. Denn „Unique“ ist sperrig. Die Keyboards überraschen im brettigen Opener „Behind The Other Side“ mit ziemlicher Dominanz, die Atmosphäre ist eher tiamatisch unheimlich als in-Flammen hüpfig. So kommt der melodiöse Aspekt eigentlich zu kurz, und die fast blackmetallische Krächzstimme Andersens klingt alles andere als märchenhaft. WITHERING SURFACE mischen hier alles, was später Erfolg hatte, suchten ihre Identität und haben sie später auch gefunden. Vielleicht zu spät. Dieses Vinyl hier ist jedenfalls ein liebenswertes Zeichen aus einer anderen Zeit.

Unique (Re-Release)


Cover - Unique (Re-Release) Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 4
Länge: 17:30 ()
Label:
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Review:

For The World Beyond

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Kurz und knapp. XICUTION sind SIX FEET UNDER in fett, mit mehr Energie und besseren Vocals - hört als Beispiel "Decaying Entrails"! Die Herrschaften aus Eberswalde gehen weder schweinisch (Eber-Kalauer, you know) noch kopflos vor, obwohl sie sich den Zombies zuwenden. Das vierte Album besticht durch durchdachte und dennoch simpel strukturierte Old-School-Death-Songs inklusive sägender Riffs, viel Double-Bass-Geboller und eben Grunzi-Grunz. Dabei gelingt ihnen viel besser als der genannten Blaupause, mit vollem Dampf zu grooven. Das liegt auch am transparenten und dennoch dicken Sound. Noch mal zurück zu den Untoten: "For The World Beyond" ist ein Konzeptalbum und erzählt vom blutigen Aufstieg und Untergang eines Tyrannen in der Zombie-Apokalypse. Es ist also ein Auf und Ab - das wollen und sollen auch die Songs zeigen. Und in der Tat durchbrechen die Brandenburger manchmal die dichten Grenzen der alten Schule des Todes, was sich dann in ruhigeren Phasen und Atmo-Momenten ausdrückt und spannende Wendepunkte bietet. Als da wären: "Fear The Living", was der Song für eine Geisterbahnfahrt mit echten Monstern wäre. Spiegeln dies auch perfekt wider. Oder das irgendwie zauberhafte "Taste Of Sin", das beginnt wie ein Ballade und sich zum mächtigen Monument entwickelt - inklusive grindiger Schweine-Schreie. Coole Scheibe von einer Band, die bislang an zu vielen vorbei ging - und die Tampa-Liebhabern gefallen muss - auch ohne die typische Produktion. Die ist nämlich besser.

 

For The World Beyond


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Genre: Nicht angegeben
Tracks: 11
Länge: 30:3 ()
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Ex Inferis

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Bei dem norwegisch-schwedischen Quartett handelt es sich um einen Zusammenschluss aktiver (André Aaslie) und ehemaliger (Thomas Angell) Mitglieder der norwegischen Gothic-Doomer FUNERAL; Co-Gründungsmitglied Kjetil Ytterhus verließ OMNIA MORITUS bereits im letzten Jahr, um sich auf seine anderen Projekte (unter anderem KHÔRA) zu konzentrieren. Insgesamt hat es ganze acht Jahre seit der Bandgründung 2014 gedauert, bis das Debütalbum „Ex Inferis“ im Kasten war, und das Ergebnis ist alles andere als leicht verdaulich geraten. Über das ursprüngliche Ziel, düsteren Funeral-Doom zu spielen, sind die Herren jedenfalls meilenweit hinausgeschossen. Stattdessen türmen sie allerlei symphonische Einlagen und gotischen Bombast auf das grundsätzlich doomige Fundament, was „Ex Inferis“ leider einfach nur überlädt. Sänger Göran Setitus (unter anderem ex-SETHERIAL, ex-IMPIOUS und ex-TORCHBEARER) beherrscht zwar tiefes Growlen, aggressives Schreien und sogar Klargesang mühelos, doch am Ende sind es die zerfahrenen und zähen Songstrukturen, die den Hörgenuss vollends kastrieren. Das Album wirkt wie ein Eintopf, in den man alles reingetan hat, was gerade in der Küche herumstand - „aus einem Guss“ geht völlig anders. Selbst nach zehn Durchläufen bleibt kaum etwas von „Ex Inferis“ hängen, was schade ist, bedenkt man die weitläufigen Fähigkeiten und Erfahrungen der Protagonisten. Gegen die besten Momente von Bands wie SWALLOW THE SUN oder NOVEMBERS DOOM kann das Album zu keiner Sekunde anstinken, geschweige denn gegen die Großtaten von (alten) KATATONIA, MY DYING BRIDE oder OPETH. Hier wäre weniger viel mehr gewesen. 

 

Ex Inferis


Cover - Ex Inferis Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 7
Länge: 49:46 ()
Label:
Vertrieb:

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