Kannste ma´ sehen, diese Briten! Doch jetzt folgen keine schalen Witze über ebensolches Bier, den Brexit und schlechtes Essen. Denn das hier ist bitterer Ernst: BENEDICTION sind zurück. Ohne Maschinengewehr Hunt (dessen Ballereien auf der Bühne fehlen werden), aber dafür kehrt Dave Ingram für „Scriptures“ ans Mikro der Birminghamer zurück. Auf dem ersten Album, zwölf Jahre nach „Killing Music“, liefert er ab, wie die Fish´n´Chips-Bude auf dem Weg Richtung Villa Park. Wohl-wütend-situiert grunz-brüllt er seine Texte wohlvernehmlich heraus. Als ob er seine Kommandos aus der Kanzel eines Panzers brüllt, also wie aus der Klappe eines „A39 Tortoise“, den eine gut geölte Musikmaschine antreibt. Und die erfahrenen Burschen an den Instrumenten haben die ganz große Dienstfahrerlaubnis und ballern über das Schlachtfeld wie eine Panzerhaubitze der West Midland Gunners. Was mit beinahe slayereskem Touch beginnt („Iterations Of I“) mündet in ein mächtiges Death Metal-Donnerwetter, das derzeit seinesgleichen sucht. Hier ein bisschen BOLT THROWER-Groove („The Blight At The End“ oder das abschließende „We Are Legion“), da ein winziges Fitzelchen Thrash sowie ein ganz klein bisschen Punk und Crust („Rabid Carnality“). All das ergibt summa summarum zehn Death Metal-Songs der alten Schule mit flachem, basischem, aber eben auch super-passendem Sound. Weil er eben nicht wie von Soundchirurgen auf dem Klinik-Tisch erarbeitet klingt. „Scriptures“? Das sind zwölf Vollkracher ohne Ausfall mit Abwechslung innerhalb der britischen (Death Metal)-Grenzen. BENEDICTION? Das ist viel mehr als Blutpudding und Pims. BENEDICTION sind ein Segen für den Death Metal!
Ach, herrlich! Eine neue Kaddaklüssem! Kaum einen Bandnamen kann man so herrlich denglisch herausschnoddern. Genauso schnodderig beginnen die Franko-Kanadier ihr mittlerweile 14. Studioalbum. Nach kurzem Intro haut uns Gitarrist Jean-Francois Dagenais ein Riff aus dem fünften Untergeschoss des tiefergelegten Tunings um die Ohren. Eigentlich Deathcore pur, auch die eingestreuten Dissonanzen. Nun waren KATAKLYSM noch nie wirklich verlegen darum, allzu stramme Old-Schooler auf die Palme zu bringen, aber dieser Einstieg überrascht selbst mich. Geil ist es jedoch allemal, und mit Stillstand war noch nie jemand gut beraten (außer AC/DC...). Der zweite Song “Cut Me Down” ist wesentlich traditioneller und erinnert mit dem flotten Tempo und melodischen Riffing eher an die gute alte Göteborg-Schule und im KATAKLYSMischen Kosmos an das Über-Album “Serenity In Fire”. Ein Hit! Das Rhythmus-Monster “Stitches” lässt einen unweigerlich einen todesmetallischen Tanz im Wohnzimmer aufführen. Überraschend progressiv fallen die beiden Abschlusstracks “Icarus Falling” (mit Klavier!) und “When It´s Over” (sic!) aus. Nach insgesamt neun Songs ist leider schon Schluss, dafür ist das Album aber kompositorisch durchgängig auf einem verdammt hohen Level. Jeder Song von der markanten Gitarrenarbeit, den angepissten Vocals und toller, abwechslungsreicher Rhythmik geprägt. Dazu kommt eine Produktion, die die letzten Reste von Hirnzellen bei entsprechend rechtsgedrehtem Lautstärkeregler pulverisiert. In der Vergangenheit wurde KATAKLYSM hin und wieder ein zu steriler Klang vorgeworfen. An ordentlich Druck bei glasklarer Transparenz kann ich jedoch nichts Verwerfliches finden. So ist auch “Unconquered” nichts für Menschen, die auch heute noch Proberaum-Demos aus den Achtzigern hinterhertrauern, aber ein Träumchen für den Fan von modernem Death Metal. Besser wird es in diesem Genre in diesem Jahr nicht.
Nicht nur durch seine umtriebigen (und nebenbei großartigen!) Live-Aktivitäten hat sich das Trio aus dem Osten der Republik im Underground einen recht großen Namen erspielt, jedoch tun sich viele Leute mit dem sehr eigenen Stil der Herren K, P und T schwer, da bisher keines der Werke von ARROGANZ leichtfüßige, einfach zugängliche Kost bot. Von so etwas wie Eingängigkeit ist man auch auf „Morsus“, dem inzwischen fünften Langspielwerk seit der Bandgründung im Jahr 2008, weit entfernt. Mit der bewährten Mischung aus Death (etwas mehr)- und Black Metal (etwas weniger) und einem Schuss Breitwand-Doom wird nach dem psychedelischen Intro „Anodynon“ mit dem Titelsong gleich in die Vollen gegangen, bevor mit „Pain & Light“, dem verträumt-bösen „Sleepless Forever“, dem treibenden „Aurora Arroganz“, der kurzen Eruption „Sickpeopledie“ (eingeleitet vom Soundtrack-artigen Zwischenspiel „Guillotinen“), dem für ARROGANZ-Verhältnisse fast schon verspielten „Next Level Satan“ oder dem wiederum leicht verrauchten Abschluss „I Dealt With The Devil“ weitere, meist kurz gehaltete, Riff-lastige Untaten folgen. „Morsus“ lebt, wie seine ebenso starken Vorgänger, niemals von „Hits“ oder einprägsamen, „catchy“ Melodien, sondern von seiner bedrohlichen, gewalttätigen Atmosphäre, die sich wie ein schwarzer Faden durch das Album zieht. ARROGANZ sind, ganz in der Tradition von vielleicht CARNIVORE oder TOTENMOND, keine Konsenstypen, sondern zeigen uns auch im dritten Teil ihrer Trilogie (nach dem Album „Primitiv“ von 2017 und der EP „Erzketzer“ von 2018) bewusst den lang ausgestreckten Mittelfinger. Und das wie gewohnt auf sehr hohem Niveau!
Drei Alben haben die Emsdetter Jungs auf dem Buckel, und mit „Descent“, dem vierten Longplayer, wird einmal mehr auf die Trumpfkarte Death Metal gesetzt. Fans von modernen Sounds oder Experimenten sollten einen weiten Bogen um den Fünfer machen, da NEW WORLD DEPRESSION es mit dem Genre Death Metal auch todernst meinen. Hier wird aus allen Rohren geschossen, und die Riffs überfahren den Hörer wie eine Dampfwalze.
Hier wurden alle Hausaufgaben gemacht und die richtigen Bands studiert. Zur Orientierung würde ich mal Bands wie OBSCENITY, MORGOTH und SIX FEED UNDER benennen wollen. Letztere natürlich nur zu deren erträglicher Zeit. Gesangstechnisch bleibt man auch bewusst Old School, und so growlt man sich durch die zehn kurzweilen Tracks. Das Tempo bleibt immer im erträglichen Bereich und macht nur kleine Stippvisiten in Richtung Blastbeats. Das ist auch gut so, da besonders im Midtempo-Bereich die mitreißenden Riffstafetten erst richtig zur Geltung kommen, und somit ein toller Groove aufkommt. Live dürfte dies ein wahres Gitarrenfest bedeuten, da diese der Musik die gewisse Schärfe und Aggressivität verleihen.
Besonders der wirklich fette Sound rundet „Descent“ entsprechen ab und lässt für Soundlöcher keinen Platz. Der kraftvolle Gesamteindruck der Band kann begeistern, und für alle Traditionalisten sollte „Descent“ einen Platz auf der Einkaufsliste finden. Gutes Teil!
Wenn Rogga Johansson und Paul Speckmann mit einem neuen Album um die Ecke kommen, dann sollte allen Hörern bewusst sein, hier keinen Schmuserock vorfinden zu können. Auf dem fünften Album frönen die zwei Herren natürlich wieder dem Death Metal. Die Beiden können halt nichts Anderes, und besonders Rogga ist ja für seine Fließbandarbeit bekannt. Ob das noch Spaß machen kann, dies soll er selber beurteilen. Für mich sollte Death Metal kein Nine-to-five-Job sein. Das erinnert mich zu sehr an Schichtarbeit in einer Fabrikhalle, aber das soll Roggas Problem sein.
Der schnelle Death Metal der Kapelle wird definitiv keinen Preis für Innovation verliehen bekommen. Zu vorhersehbar sind die Riffs, zu austauschbar die Blastbeats, und Speckmanns Stimme war auch schon mal kraftvoller. Klar, die Mischung aus altbackenem Death, wenigen Schwedensounds und vorhersehbaren Melodien wird bei Fans der alten Schule bestimmt gut ankommen. Es wird ja im Endeffekt auch nichts falsch gemacht, aber man hat das alles definitiv schon zu oft gehört. Es gibt keine Überraschungen und leider auch keine echten Hinhörer, die mal im Ohr hängen bleiben. Hier wird der Death Metal nicht gelebt, nein, er wird abgearbeitet. Und das kann ich als Fan dieser Musikrichtung einfach nicht für gut befinden.
Freunde des Old Schools können gerne mal ein Ohr riskieren, aber mir ist diese Dröhnung einfach zu Fade und wird in den vielen Veröffentlichungen der beiden Herren bald untergehen. Schade, aber weniger ist manchmal dann doch mehr.
Auf Ihrem dritten Album frönen die Frankfurter SAPIENCY dem melodischen Death Metal. Diesen zelebrieren die Jungs mit einem Sängerduo, wobei die Growls und der cleane Gesang gleichberechtigt behandelt werden. Den cleanen Gesang muss ich hier mal loben, da er nicht engelsgleich vorgetragen wird, sondern immer eine gewisse Härte mitschwingt. Musikalisch orientiert man sich an Bands wie IN FLAMES, SOILWORK oder SCAR SYMMETRY, das bedeutet, wir können mit vielen hübschen Melodien rechnen, die von gutklassigen und abwechslungsreichen Riffs unterstützt werden. Hinzugezogene Keyboards stopfen das letzte Soundloch, und der glatte und sehr polierte Sound tut sein Übriges. Ich schmeiße hier einfach mal den Namen SONIC SYNDICATE ins Feld. Die Band, die für endlose Diskussionen gesorgt hat, bezüglich ihres Retortensounds. Dies möchte ich gerne auf SAPIENCY übertragen. Hier wirkt leider alles sehr gekünstelt und zu perfekt. Klar, alles gut gemacht und technisch auf einem guten Stand, aber das Gesamtkonstrukt wirkt irgendwie eierlos. Ich nehme der Band ihr Werk einfach nicht ab. Die Songs bleiben teilweise auch wirklich in den Ohren und laden zum Mitnicken ein, aber entweder stört der cleane Gesang, oder die Growls machen einen Songteil kaputt. Irgendwie ist mir das alles zu anstrengend und wohl eher auf eine jüngere Metal-Generation ausgerichtet. Mich schärft es leider nicht und bleibt für mich in der Belanglosigkeit stecken. Hier hilft auch der Gastbeitrag von TANKARDs Gerre leider nicht weiter. Wer auf melodischen Death Metal steht, der kann gerne mal ein Ohr riskieren, aber für mich ist das Album Durchschnittsware und wird bei mir sehr schnell in der Versenkung verschwinden.
Man nehme einen leistungsfähigen Computer und füttere diesen mit allen Informationen zu erfolgreichen Death Metal-Bands dieser Welt. Als erstes wird dieser PC, nach Verarbeiten aller Daten, den Namen BLOODRED ausspucken. Ein wirklich treffender Name für eine Death Metal-Kapelle. Beim Albumtitel wird das elektonische Helferlein beim Namen „The Raven´s Shadow“ fündig und präsentiert ihn als würdigen Obertitel. Somit ist das Grundgerüst geschaffen, und unser Cyberhirn kann sich an neun Songs versuchen, die Death Metal as fuck sind. Natürlich darf ein düsteres Intro nicht fehlen, da das nach akribischer Auswertung ja alle Genre-Bands bevorzugt verwenden. Und dann geht es mit dem Titeltrack „The Raven´s Shadow“ in die Vollen. Hämmerndes Drumming, starker Bass und gute Riffs werden zu einem Song verarbeitet, der alle bekannten Trademarks vereint. Die Vocals erinnern ein wenig an AMON AMARTH, und somit ist ein reinrassiger Todesmetal-Song geschrieben, der zu 100% als Dampfwalze zu benennen ist. Bitte nicht falsch verstehen, der Song ist wirklich nicht schlecht, aber einfach nur konstruiert und vorhersehbar. Hier wurde sich einfach bei allen Erfolgsalben der Death Metal-Geschichte bedient und dies alles in einem Song verbraten. Ok, das haben HYPROCRISY zu Beginn ihrer Karriere auch getan, und der Erfolg gibt ihnen natürlich recht.
Dieses Zusammenschustern von erfolgsversprechenden Riffs, schönen Melodien und vorhersehbaren Tempowechseln zieht sich durch das gesamte Album. Aufgelockert wird das wilde Treiben durch den deutschsprachigen Song „Hör Den Tod“, der durch seine treibenden Drums durchaus überzeugen kann. Das Switchen der Sprache bleibt Geschmackssache. Mir kommt es eher so vor, als hätte unser Computer einen Algorithmus entdeckt, der das einmalige Nutzen der deutschen Sprache für eine Death Metal-Band vorsieht. Blast-Freunde kommen bei „Blood On Thy Hands“ auf Ihre Kosten. Dies scheint auch ein Kriterium für eine erfolgreiche Platte zu sein. Auch Freunde der düsteren Spannungssteigerung werden im Song „The Northstar Whispers…“ bestens bedient. Dieses Kriterium wurde hiermit also auch erfüllt.
Auch der Sound wurde gewissenhaft an Alex Krull (ATROCITY, LEAVE´S EYES) übergeben, der natürlich auch eine perfekte und leider viel zu saubere Produktion abgeliefert hat. Viele werden diesen Sound mögen, aber mir fehlt hier, wie auch auf der gesamten Scheibe, der Dreck und der stinkende Schweiß. Halt alles zu perfekt und aalglatt. Irgendwie ohne Seele und ohne Bandcharakter. Kein Wunder, BLOODRED besteht nur aus einem Musiker, der sich bei den Drum-Aufnahmen Hilfe von Joris Nijenhuis (ATROCITY, LEAVE´S EYES) geholt hat. Dies bestärkt natürlich wieder meine Meinung hinsichtlich meiner Kritik. In der Musik fehlen eindeutig unterschiedliche musikalische Meinungen.
Was sich hier nach einem unterdurchschnittlichen Review anhört, ist aber eigentlich keins. Auf „The Ravens´s Shadow“ wurde eigentlich alles richtig gemacht. Messerscharfe Riffs, gute Melodien, treibendes Drumming – alles vorhanden. Nur leider alles schon gehört, und irgendwie wird die Scheibe dadurch sehr schnell langweilig. Dies ist aber nur mein subjektiver Eindruck, und ich möchte daher jedem Anhänger einer ordentlichen Portion Death Metal nahelegen, der Band eine Chance zu geben. Ich denke, Viele werden über dieses Review den Kopf schütteln und die Platte mit ganz anderen Augen sehen. Von mir gibt es eine Durchschnittsbewertung mit einer deutlichen Tendenz nach oben, aber ich bin mir sicher, dass viele Freunde des härteren Metals mir hier wiedersprechen werden und die Band in einem ganz anderen Licht sehen und mein Review in die nächste Tonne kicken. Das ist dann schon ok und nachvollziehbar. Somit bitte ich Euch, dieses Review nicht als allgemeingültig und fehlerfrei abzunicken. Könnte ein Fehler sein und Euch einer eigentlich guten Band berauben, und da möchte ich nicht der Auslöser gewesen sein.
Hallo, und einen ganz festen und dankbaren Händedruck für Euer neues Album „Fracmont“. Mir hat die Scheibe außergewöhnlich gut gefallen. Wie zufrieden seid Ihr mit den bisherigen Reaktionen?
Oh, vielen Dank! Freut mich, dass Dir das Album so gut gefällt. Auch wir sind sehr stolz auf unser Werk. Es steckt viel Arbeit drin und ist mit sehr viel Leidenschaft entstanden. Es freut uns natürlich umso mehr, dass wir von der Presse viele, sehr positive Reaktionen erhalten.
Das Intro hat mich sehr an die musikalischen Zwischenspiele von „Rotten Perish“ erinnert. Bilde ich mir das ein, oder steckt hier doch mehr dahinter?
Ganz einfach... das ist MESSIAH! Seit Bestehen der 90er-Besetzung haben wir uns das ein bisschen zum Trademark gemacht und arbeiten immer wieder gerne mit Intros, Zwischenspielen oder auch mit akustischen Gitarrenparts. Das baut eine gewisse Spannung in den Songs auf.
Meiner Meinung nach habt Ihr mit „Fracmont“ wieder zu gewohnter Stärke gefunden. Wie seht Ihr das im Kontext zu Eurem umstrittenen Vorgängeralbum „Underground“?
Die Band war zu „Underground“-Zeiten in einer anderen Besetzung unterwegs, wodurch auch zwei neue Mitglieder (Oliver, Bass und Christofer, Gesang) ihre Einflüsse hinein brachten. Nun sind wir zurück in der Besetzung von „Choir Of Horrors“ und „Rotten Perish“ unterwegs, und ich denke, dass wir deshalb automatisch wieder nach „uns“ klingen. Zumal die Gitarrenriffs und Arrangements auch die deutliche Handschrift von Brögi (Gitarrist und letztes verbliebenes Gründungsmitglied – Anm. d. Verf.) tragen. Er hat einen sehr eigenen Stil, und davon hat er sich anscheinend auch nach 26 Jahren nicht entfernt.
Eine rein menschliche Frage: Wie fühlt es sich an, nach all den Jahren mit den wiedervereinigten MESSIAH ein Album an den Start zu bringen, und wie sind Eure gesteckten Ziele?
Es fühlt sich besser an als erwartet. Wir sind auch selber überrascht, dass wir den gemeinsamen Songwriting-Prozess so toll hingekriegt haben, und ein sehr vielseitiges Album dabei rausgekommen ist. Nun möchten wir eigentlich nur eines... unser Album auf den Bühnen der Welt vorstellen. Große Tourneen sind allerdings für uns nicht drin, da wir alle unsere regulären Jobs haben, und die Einen von uns auch Familie haben. Wir möchten uns also auf Einzelshows, Festivals und vielleicht mehrtägige Kurztrips konzentrieren. Und Ideen für ein weiteres Album gibt es auch schon.
Ich habe in meinem Review geschrieben, das Ihr nach dem Arbeitsprinzip „Klingt gut – nehmen wir“ arbeitet, und gerne auch das eine oder andere „primitive“ Riff durchrutschen darf, wenn es genug Schlagkraft hat. Habe ich das richtig interpretiert?
Das hast Du ziemlich gut bemerkt. Wir haben die Songs wirklich nur aus dem Bauch heraus geschrieben. Da gab es nicht wirklich einen Masterplan, wie die Songs oder das Album am Schluss klingen sollen. Brögi hat vorneweg sehr viele Ideen aufgenommen, welche wir größtenteils alle verwenden konnten.
Einige Texte auf „Fracmont“ wagen einen düstern Blick in die Zukunft. Sei es die allgegenwärtige Umweltzerstörung oder das Entgleisen von genutzten modernen Technologien. Sind dies die Death Metal-Themen der Zukunft?
Eine gute Frage. Ich denke, sie passen auf jeden Fall zu unseren Songs und natürlich auch zum Death Metal. Da werden ja auch immer wieder mal kritische und düstere Themen aufgegriffen. Unsere Umwelt verändert sich und gibt uns immer genügend krasse neue Themen vor.
Natürlich, und für ein MESSIAH-Album typisch, bekommt auch die Kirche eine ordentliche textliche Breitseite. Meint Ihr, dass zu dieser Thematik nicht wirklich schon alles gesagt worden ist, oder was treibt Euch an, weiter solch kritische Texte gegenüber den kirchlichen Institutionen zu schreiben?
Ich glaube nicht, dass man darüber nichts mehr schreiben kann. Auch wenn viele Themen natürlich in verschiedenster Form schon mal verarbeitet worden sind, ist für uns immer noch genug Anreiz da um mehr darüber zu schreiben. Wie zum Beispiel die „Pilatus-Sage“ welche wir im Titelstück „Fracmont“ verarbeitet haben.
Wie kam es zu dem Deal mit High Roller Records, die ja nicht unbedingt ein Vorzeigelabel für den ganz harten Bereich sind, und seid Ihr mit der bisherigen Arbeit zufrieden?
Die Zusammenarbeit mit High Roller dauert ja schon länger an. Brögi ist einige Jahre mit ihnen in Kontakt, und sie haben schon diverse alte Alben und Demos neu herausgebracht. Als er dem Label von unserem Plan erzählte, ein neues Album zu schreiben, waren sie sehr daran interessiert, es auch heraus zu bringen. Da wir mit all den Re-Releases sehr zufrieden sind, war dieser Schritt naheliegend. Was uns an dem Label sehr gut gefällt, ist die hochwertige Qualität der ganzen Releases. Jede erschienene Platte ist ein Liebhaberobjekt.
Werden wir Euch im neuen/alten Line-Up auch auf den Bühnen sehen? Derzeit versuchen es ja ein paar Metal-Bands (z.B. DESTRUCTION) mit Corona-konformen Shows. Wäre dies für Euch eine Lösung, oder wartet Ihr lieber auf echte Konzerte und stattfindende Festivals?
Wir haben ja auch vor Corona schon einige Shows in diesem Line-Up gespielt und wären eigentlich auch bereit für weitere Shows. Leider mussten wir unsere Release-Show vom 12. September absagen und den Gig auf nächstes Jahr verschieben. Bis Ende des Jahres sehe ich eher schwarz, dass wir nochmals auf die Bühne gehen werden. Deshalb setzen wir alle Hoffnung aufs Jahr 2021. Da möchten wir unbedingt wieder auf die Bretter steigen. Ich bin schon extrem ungeduldig, und mir macht die aktuelle Situation wirklich sehr zu schaffen. Von meiner Seite aus, wäre ich auch für spezielle Lösungen zu gewinnen, damit wir wieder spielen können.
Wir wünschen Euch viel Erfolg mit „Fracmont“ und vielen Dank für das Interview!
Vielen Dank im Namen der ganzen Band für euren Support. Cheerz!
Aus Luxemburg stammt dieses Quintett, das sich seit 2007 dem Melodic Death Metal verschrieben hat und diesen mit einer (zum Glück sehr) kleinen Prise Metalcore aufkocht. Primär erinnern MILES TO PERDITION an Genre-Platzhirsche der Marke DIMENSION ZERO, NIGHTRAGE oder in ihren besten Momenten an die ganz frühen Werke von DARK TRANQUILLTY. Und ihr neues, an große Science-Fiction-Meilensteine von George Orwell (der Titel lässt es dezent erahnen) und Aldous Huxley („Brave New World“) angelehntes und von dem Gegensatz „Utopie – Dystopie“ inspiriertes Zweitwerk (nach „Blasphemous Rhapsody“ aus 2014) enttäuscht wahrlich nicht, sondern bietet eine wirklich gelungene Mischung aus Härte und Melodie, die in sehr hörenswerten bis starken Stücken wie „Terror Of Lies“, „S.O.M.A“ oder dem überlangen Abschlussepos „Doom“ gipfelt. Die Produktion könnte noch etwas druckvoller sein, ist jedoch für ein DIY-Eigengewächs absolut in Ordnung, und beim Songwriting erreicht die Band insgesamt noch nicht ganz das Niveau ihrer Vorbilder, aber insgesamt ist „2084“ ein sehr gutes Underground-Gewächs, das die bisherigen Achtungserfolge von MILES TO PERDITION (unter Anderem der Gewinn der „Metal Battle Luxemburg“, der die Band für einen Gig in Wacken qualifizierte) unterstreicht. Ich traue diesen Jungs aber definitiv noch mehr zu!
26 Jahre nach dem Album „Underground“ sind die Eidgenossen MESSIAH zurück und das in der klassischen Besetzung. Die Erwartungshaltung war groß, und endlich ist die Bombe geplatzt. Eins vorweg: „Fracmont“ ist genau der Scheiß, auf den alle MESSIAH-Jünger gewartet haben, und keiner wird auf dem Pilgerpfad enttäuscht werden. Ich bin ja ein bekennender Fan des Vorgänger-Albums von „Underground“. „Rotten Perish“ hat damals meinen Plattenteller zum Glühen gebracht, und das Gleiche wird mit „Fracmont“ auch passieren.
Schon beim Intro „Sacrosanctus Primitivus“ musste ich die Ohren spitzen. Sind da nicht eindeutige Querverweise auf die klassischen Intros von „Rotten Perish“? Ich bin mir nicht ganz sicher, und eventuell ist es auch nur Wunschdenken, aber in jedem Fall macht das Intro neugierig auf die folgenden Minuten. Was dann folgt, das ist der Wahnsinn in Tüten! Der zehnminütige Titeltrack beinhaltet alle Trademarks, welche man bei MESSIAH liebt und jahrelang vermisst hat. Die Vocals von Andy Kaina klingen wunderschön angekotzt und aggressiv, wobei trotzdem einzelne Textpassagen immer verständlich bleiben. Eine Kunst für sich und ein Frontman, den man aus tausenden Sängern heraushören kann. Wunderschön, dass er wieder dabei ist, da dieser Ausnahmesänger zu MESSIAH gehört! Fertig und aus!
Ich habe ja besonders den trockenen Gitarrensound auf „Rotten Persish“ geliebt und werde in dieser Beziehung bei „Fracmont“ auch nicht enttäuscht. Die Gitarren sind brutal, äußert brutal, und die Gitarrenriffs sitzen und laden zum gepflegten Abschädeln ein. Ok, einen Technikerpreis werden die Riffs von MESSIAH nie bekommen, aber wer braucht das schon?! Die Songs und Riffs sind einfach gehalten, aber immer so verdammt effektiv! Wer braucht schon tausende von Noten in einem Riff, wenn man mit wenig viel mehr ausdrücken kann? MESSIAH hat dies perfektioniert. Es knallt an allen Ecken und Enden und wird höchstens mal durch diverse Intros oder Keyboardpassagen innerhalb eines Liedes unterbrochen.
Besonders gut ist dies im Titelsong gelungen. Den Übergang von feinstem Death Metal in einen epischen Mittelpart kann man einfach nur als gelungen bezeichnen. Die ganze Scheibe wird mit diesen diversen Effekten unheimlich aufgewertet und erzeugt eine gekonnt morbide Stimmung. Hier wurde eindeutig nach dem Prinzip „klingt geil – nehmen wir“ gearbeitet. Und genau so etwas wird der Fan honorieren, der einfach die Schnauze voll von kopflastigen Selbstdarstellern im Death Metal hat. Das haben MESSIAH mit ihrer Erfahrung halt einfach nicht mehr nötig und konzentrieren sich auf das Wichtigste: Den Song!
Wie man merkt, bin ich ein wenig begeistert, aber diese verdammte Mischung aus Old School und groovigem, morbidem Death Metal haut mich einfach aus den Socken. Das gekonnte Schlagzeugspiel und die teilweise gefühlvollen Soli runden die Sache dann nochmal extra ab.
Was soll ich noch sagen? MESSIAH haben meine hohen Erwartungen noch spielend übertroffen. „Fracmont“ ist genau die Death Metal-Scheibe, auf die ich lange gewartet habe, und natürlich preise und huldige ich auch sehr das grandiose Death-Thrash-Riffing. In dieser effektiven Art und Weise macht den Schweizern diesbezüglich niemand etwas vor. Hier passt einfach alles zusammen, und genau aus diesem Grund gibt es einen mehr als verdienten Sonderapplaus von mir.