Jeder Metalhead, der bei diesem Bandnamen nebst zugehörigem Albumtitel sofort an die METALLICA-Favoriten DIAMOND HEAD und ihr gleichnamiges Werk von 1982 denkt, liegt goldrichtig, denn hier paart sich melodisch-hymnischer 80er (US-) Metal mit der unpolierten Rauhigkeit der NWOBHM. Das Quartett aus Michigan hat den Underground bereits mit einem Demo, einer EP sowie einer Split mit den britischen WYTCH HAZEL beglückt und durfte dieses Jahr das „Keep It True“-Festival beehren. Und wer jetzt noch weiß, welche Bands und Stile dort vertreten sind, ist wenig überrascht, dass die Jungs als Einflüsse von MERCYFUL FATE, JUDAS PRIEST, HEAVY LOAD und SCORPIONS über CANDLEMASS, BROCAS HELM und OMEN bis hin zu ANGEL WITCH, SATAN und CLOVEN HOOF fast alles angeben, was in der Szene Rang und Namen hat. Dieses Debütalbum lässt viele der genannten Referenzen erkennen und kanalisiert sie in produktionstechnisch roh belassenen, ungestümen und von JP Abboud kraftvoll gesungenen Songs wie dem relativ vertrackten Opener „Wallow In The Mire!“, dem mit coolen Gitarrensoli veredelten „Libertine“, dem großartigen, flotten „Dawn For The Glory Rider“, dem ebenfalls famosen, epischen „Of Nymph And Nihil“ oder dem treibenden „Pygmalion“. Speziell das letztgenannte Dreierpack könnte „Borrowed Time“ für einen „Tipp“ qualifizieren, jedoch liegt der Rest des Materials einen kleinen Tick unter diesem für einen Album-Einstand überraschend hohen Niveau. Die Old School-Abteilung wird hier trotzdem eine echte Entdeckung machen!
Bei der neuen FUNERAL FOR A FRIEND-Veröffentlichung handelt es sich mitnichten um ein neues Material, sondern um die aufpolierte und mit Bonustracks angereicherte 2002er EP "Between Order And Model". Mit der haben die Waliser dem Screamo erst ein Gesicht gegeben, Songs wie "The Art Of American Football", "10.45 Amsterdam Conversations" und "Red Is The New Black" stehen dafür exemplarisch und sind auf dem Re-Release sowohl in der ursprünglichen wie auch in einer Liveversion zu finden. Fans freuen sich an ingesamt vier, mit gutem Sound versehene, Livesongs sowie einige bisher nicht veröffenlichte Songs. Dazu das ganze als Vinyl in schöner Aufmachung und mit Liner Notes (was bei Re-Releases selbstverständlich sein sollte, aber leider nicht ist), das passt. Wer sich für die Historie der Band oder des von ihr stark geprägten Genres interessiert, kann hier zuschlagen.
MAD MAX mit ihrem umtriebigen Sänger, Gitarristen und Produzenten Michael Voss (CASANOVA, DEMON DRIVE, MSG, und x-Projekte) sind mit ihrem melodischen Hard Rock mit Unterbrechungen bereits seit Anfang der 80er unterwegs und haben sich dabei ein solides Following im Genreumfeld erspielt. Mit ihrem aktuellem Longplayer „Interceptor“ gehen sie den zuletzt eingeschlagenen Weg der härteren Töne weiter und liefern ein Album das von prägende Hard Rock-Riffs (wie bei der Mid-Tempo Hymne „Save Me“), tolle Gitarrensoli (wie bei dem etwas melancholisch-getragenen „Five Minute Warning“) und melodischen Ohrwürmern („Streets Of Tokio“) dominiert wird. Und dazu muss man noch unbedingt erwähnen das Michael Voss hier eine der besten Gesangleistungen seiner Karriere abliefert – und das der Mann singen kann, weiß man an sich schon seit über 30 Jahren. Als SWEET-Cover hat man sich diesmal für das eher nur Insidern bekannte „Turn It Down“ entschieden. Kennzeichnend für das „neue“ Selbstverständnis der Band sicherlich die Tatsache, dass auf „Interceptor“ keine einzige Ballade zu finden ist. MAD MAX 2013 rockt - richtig gut gemacht!
Wenn Sängerin Elin Larsson von BLUES PILLS auf dem Mini-Album „Devil Man“ anfängt zu singen wird einem erst einmal anders: Mit einer extrem starken Soul-Stimme leitet sie ohne den Rest der Band den Titelsong völlig solo ein. Wenn dann die restlichen Musiker, namentlich Drummer Cory Berry, Saitenkünstler Dorian Sorriaux und Basser Zack Anderson einsetzen wird schnell klar, worin der Reiz der Truppe besteht: Mit einem Sound der an LED ZEPPELIN, die alten BLACK SABBATH, JIMI HENDRIX oder CREAM erinnert wird eine absolute Retro-Feeling kombiniert mit Bewunderung für die Musiker geweckt: Die Band stammt aus diversen Ländern (Schweden, Frankreich & den USA) und besticht nicht nur durch musikalische Qualität, sondern auch durch die Tatsache dass die Musiker alle gerade noch mit der erst vor kurzen erreichten 20 als Jahreszahl kämpfen dürften.
Denn wenn einen ein Song wie „Time Is Now“ dann auf einmal 50 Jahre in der Zeit zurück wirft und einen in ein Konzert irgendwo zwischen Woodstock, böse kratzigem BLACK SABBATH Bass und Larssons wirklich großartiger Stimme wirft – dann sieht man, dass BLUES PILLS definitiv eine Menge Potential haben. Oder wenn „Dig Deep“ wie ein Blues-Jam mit Solos in Art von JIMI PAGEs leicht angezerrtem Rock und ein bisschen Aretha Franklin am Mikrofon daher kommt...
Dieses auf CD und auch auf 10“-Mini-LP erhältlichen Albums lege ich daher jedem ans Herz, der Freude an den alten Stars der Musikgeschichte findet – rübergebracht von einer sehr talentierten, jungen Truppe. Für mich ist das eine großartige Kombo – und da sind 17 Minuten entschieden zu wenig Spielzeit.
Denovali Records werden das neue CELESTE-Album "Animale(s)" am 22.11. veröffentlichen. Wer sich das Album vorab anhören will, kann dazu den Stream auf der Label-Website nutzen.
CYNIC haben das Cover ihrer kommenden Scheibe "Kindly Bent To Free Us" veröffentlicht und mit "Endlessly Bountiful", "Moon Heart Sun Head" und "True Hallucination Speak" die ersten Songtitel bekanntgegeben. VÖ-Termin ist der 14.02.2014.
Der Gitarrengott ist fort, lang lebe der Gitarrengott! Jeff Walker und Bill Steer von CARCASS haben sich erst zusammengesetzt und neue Songs geschrieben, als Sechssaiten-Virtuose Michael Amott aus der Band ausgestiegen war. Das Resultat? Mit Ben Ash haben sie sich einen ebensolchen Wizard als zweiten Gitarristen geholt, der die Gitarren mit Bill Steer um die Wette schnörgeln lässt. Ein kleiner Treppenwitz der Musikgeschichte! Gut, aber diese Anflüge von Melodie und Virtuosität sollen nicht darüber hinwegtäuschen, dass "Surgical Steel" ein oldschooliger Brocken ist, nah am absoluten Referenz-Album "Heartwork". Also damals, als Grindcore und Thrash noch in denselben Studios aufgenommen und auf denselben Kassettendecks abgespielt wurden: Die Gitarren kreischen also, Jeff Walker bellt dazu ins Mikrofon - und die Legende bestätigt ihren Status. Apropos Mikro: Die guten Menschen aus Liverpool holen ihren früheren Drummer Ken Owen für Backing-Vocals ins Studio. Feine Geste!
Bei SATYRICON muss man echt mit allem rechnen! In diesem Fall mit einer Rückkehr zu den Wurzeln. Zu den eigenen und zu denen der "schwarzen" Musik ins England der 1970er und Schweden der 1980er Jahre. Denn das selbstbetitelte Album "Satyricon" ist auf seine Art schwärzester Black Metal. Auf seine Art, denn niemand hört sich mit Ende 30 an wie mit 18. So dominieren nicht Hass und Gekeife, die Grundstimmung des Albums ist eher eine schwere Winterdepression. Also gut, gekeift wird auch noch. Aber es wird weniger gerockt als auf "The Age of Nero" oder "Now, Diabolical". SATYRICON hören sich Anno 2013 weniger nach TURBONEGRO an als nach klassischem Doom. Man mische Black Metal mit einem Löffel CANDLEMASS und voila, aus dem Kessel springt einem "Phoenix" entgegen. Am Mikrofon sitzt Sivert Høyem, Sänger der leider aufgelösten MADRUGADA. Mit dem Timbre seiner Stimme kann er wahrscheinlich Gletscher schmelzen, und der Herr Vongraven hat ihn erfolgreich auf sein Album gelockt. Ehrlich gesagt: Für diesen Song vergebe und vergesse ich Satyr egomanische Ausfälle und einige gleichförmige Songs auf diesem Album - dieser Track ist dunkler Pop und der perfekte Soundtrack zum Rotwein am Kamin! Nur sollte man währenddessen wahrscheinlich keine Scheite nachlegen...
Ganze fünf Jahre ist es her, dass die Baden-Württemberger mit ihrem in Eigenregie produzierten, letzten Album „Feindtbild“ im heimischen Underground für Furore sorgten und gute bis sehr gute Kritiken einheimsten. Um sich nach einer solch relativ langen Zeit wieder ins Gedächtnis zu rufen, ist ein gelungener Nachfolger sicher keine schlechte Idee, und der ist „Helioskron“, das inzwischen vierte Album der Band, ohne Frage geworden. Der in der Vergangenheit öfter kritisierte, synthetische Drumsound ist verschwunden; die Produktion der Scheibe ist glasklar und kräftig, aber auch angemessen roh belassen. Auch das Songwriting hat sich gegenüber dem Vorgänger nochmals gesteigert, wobei sich die Jungs jedoch – das ist auch der einzige nennenswerte Kritikpunkt an „Helioskron“ – beim Komponieren mittlerweile scheinbar an avantgardistischeren Szene-Vorreitern wie LUNAR AURORA oder NOCTE OBDUCTA orientieren und sich dabei ein wenig verzetteln, beziehungsweise dem hohen Anspruch nicht gewachsen sind. Klammert man diesen Umstand aus, bleiben durchweg starke Songs wie „Apotheose“, der über zehnminütige Monolith „Aurora“ (ich sag´s ja…), der geile Stampfer „Flammenhunger“ oder die ebenfalls überlangen „Mein Labyrinth“ und „Zenit“, die atmosphärisches, leicht progressives, aber noch etwas uncharismatisches Schwarzmetall bieten. Wenn CREATURE noch mehr an ihrem eigenen Stempel arbeiten und auf ihrem nächsten Werk eine erneute Steigerung schaffen, sind sie ein garantierter „Tipp“-Kandidat!