THE VISION BLEAK haben sich in der deutschen und europäischen Metal-Szene mit düsteren Spielart des Metals ebenso ihre Anhänger gefunden wie unter den Gothics und Schwarzkitteln. Die Band liefert mit jedem Album erstklassige Songs an, ohne sich stilistisch großartig zu verändern; Nuancen der Veränderung reichen aus, um die Alben unterscheidbar und interessant zu machen. "Witching Hour", das gut drei Jahre nach dem starken "Set Sail To Mystery" erscheint, führt diesen Trend fort: auf dem Konzeptalbum, das das Thema Hexerei behandelt, finden sich acht typische THE VISION BLEAK-Songs, die keine Sekunde langweilig werden. Nach dem interessanten Intro legt "A Witch Is Born" gradlinig rockend los und erinnert an die ersten beiden Alben der Band, während Songs wie das doomige "Cannibal Witch" und "Pesta Approaches" atmosphärisch dicht sind. "Call Of The Banshee" und "The Wood Hag" entpuppen sich als verdammt eingängige Nummern, in denen THE VISION BLEAK gekonnt Gothic Rock und Metal verschmelzen. Das Album krallt sich vom Start weg in die Hörgänge des geneigten Fans fest und entpuppt sich als unglaublich eingängig, selbst bei den langsameren Nummern. "Witching Hour" ist mithin ein starkes Album, mit dem THE VISION BLEAK an die hohe Qualität ihrer bisherigen Werke anknüpfen können und jeden Fan überzeugen werden.
ROADFEVER kommen aus der Schweiz und "Wolf Pack" ist ihre zweite Langrille. Mit Stevie Pike frontet eine Lady das Quartett. Auf den 11 Nummern wird eine stimmige Mischung aus klassischem Hardrock mit Southern Rock-Anleihen geboten. Die Stimme von Mrs. Pike ist nicht schlecht, aber überragend oder besonders charakteristisch auch nicht.
Die Songs kommen geschmeidig und glaubhaft ums Eck, nur auch hier fehlt mir der "Wow"-Effekt. Um Missverständnissen vorzubeugen, das Ding kreist amtlich, ohne Weichzeichner oder große Aussetzer, in meinem Player. Ich kann mir gut vorstellen, wie die grimmig dreinschauende Combo das Haus rockt. Nur auf Konserve springt der Funken nicht so richtig über. Am Sound liegt das nicht, der ist erstklassig. Da ist in einigen Bereichen noch Luft nach oben, aber vergessen wir nicht, "Wolf Pack" ist erst das zweite Album der Band. Wer auf klassischen Hardrock mit Frauenstimme steht, kann das Teil gerne mal antesten und einen eigenen Blick darauf werfen.
Konzert vom Was kann man von einem Abend mit PAPA ROACH erwarten? Einen gediegenen Rock-Abend mit Fans jenseits der 30, welche die Band noch aus den Anfangstagen der Nu Metal-Ära kennen? Oder stattdessen eine wilde Party mit jungen Fans im Teenie- und Twen-Alter, die ebenso wie die Band komplett austicken? Tatsächlich war Letzteres der Fall, als PAPA ROACH am 16.11. die Rockfabrik in Nürnberg beinahe dem Erdboden gleich machten.
Schon lange vor dem Einlass bildete sich eine Schlange vor der Rockfabrik, die über den Parkplatz bis zur Straße reichte – das sieht man in Nürnberg nur höchst selten. Gut, am selben Abend spielten auch die Deutschrock-Truppe WILDE JUNGS im Underground, aber der weitaus größte Teil der Anstehenden wartete auf PAPA ROACH. Kurz nach dem Einlass war die Hütte schon so gut wie voll, so dass die Opener GFF leichtes Spiel hatten, für Stimmung zu sorgen. Der rustikale Punk Rock der Regensburger machte einfach Spaß, zusätzlich sorgten Gitarrist Rudi und Sänger Tom mit viel Bewegung für gute Unterhaltung. Die Nürnberger – und viele von weit her angereiste Fans – gingen gleich gut mit und feierten die Oberpfälzer.
Mit GLAMOUR OF THE KILL aus New York ging es munter weiter. Der rotzfreche Post-Hardcore der Truppe passte perfekt zur Partylaune der Nürnberger, die sich willig zum Mitklatschen, Hüpfen und zu einer amtlichen Wall of Death animieren ließen. Dass es währenddessen noch voller in der Rofa wurde, tat der Begeisterung keinen Abbruch.
PAPA ROACH ließen dann etwas auf sich warten, doch als die Herrschaften die Bühne betraten, war die Stimmung sofort wieder auf dem Siedepunkt. Die rappelvolle Rockfabrik war Wachs in den Händen von Sänger Jacoby, der die Menge hüpfen und winken ließ, während er selber keine Sekunde still stand. Selten zuvor dürfte die altehrwürdige Rofa derart gebebt haben, als weit über Tausdend Fans unter Jacoby Rgie synchron auf und ab sprangen. Die Musiker hatten sichtlich Spaß und mischten in ihre neueren Stücke auch Klassiker der Anfangstage, wobei natürlich „Last Ressort“ den Höhepunkt darstellte. Jacoby nutzte die Gelegenheit, sich abschließend von einem der Tresen in die Menge zu stürzen und von den Fans tragen zu lassen. Es war einer dieser Abende, die allen Beteiligten noch lange in Erinnerung bleiben werden…
An kalten Novemberabenden trifft man sich am besten mit Gleichgesinnten in einem dunklen Club, kippt das eine oder andere Getränk und lauscht coolen Bands, oder? Wenn eine der Bands dann noch CREMATORY sind, ist der Abend schon gerettet. Deutschlands Aushängeschild unter den Gothic Metal-Bands quetschte sich mit den Special Guests von CONTAMINANT auf die kleine Bühne des Underground, dem unteren Teil der Nürnberger Rockfabrik. Es ist Freitagabend – und die Bude ist voll, wie es sich gehört.
Apropos voll: Schon zu Beginn des Auftritts von CONTAMINANT war das Underground voll mit Leuten – und Nebel. Wenigstens fiel das nach der Hälfte des Gigs auch der Band auf, die mit einem deutlichen Hinweis an den Mann am Lichtmischpult für bessere Sicht und mehr Licht sorgte. Die Tirschenreuther schafften es trotz der anfänglichen dicken Luft schnell, das Publikum zum gepflegten Kopfnicken und Applaudieren zu motivieren. Die Mischung aus Black Metal und Melodic Death kam gut an, da die blutbespritzten Musiker sich auch alle Mühe gaben und den wenigen Platz gut ausnutzten. Die Band sollte man sich merken.
CREMATORY muss man sich natürlich nicht mehr merken, die kennt man. Seit 1991 Jahren sind die Rheinhessen (mit Pause) aktiv und werden im Februar ihr neues Album „Antiserum“ veröffentlichen. Daraus stellten sie den Song „Shadowmaker“ vor, der zu den härteren Werken des Fünfers zählt und mir ausgesprochen gut gefiel. Auch sonst war die Songauswahl erste Sahne, von „Fly“ über „Höllenbrand“ oder „Tears of Time“, CREMATORY reihten Hit an Hit und packten sichtlich gut gelaunt jede Menge Witze, Anspielungen und Selbstironie in ihre Ansagen. Am Ende des Konzerts waren nicht nur CREMATORY schweißgebadet und ausgepowert, auch das Publikum konnte frische Luft und Getränkenachschub brauchen. Eben so, wie es nach einem gelungenen Konzert sein sollte.