Konzert:
New Noise Night II - Hamburg, Knust
Konzert vom Überfüllte Straßencafes in der Hamburger Schanze, dumpfer Lärm vom hanseatischen Volksfest, dem Dom. Die U-Bahn Feldstraße gebiert laufend sommerlich bekleidete Menschen, die sich wie ein nicht enden wollender Strom auf die Straße ergießen. Auf der Wiese vor dem ehemaligen Schlachthof treffen sich wie immer ein paar Punks mit ihren Hunden. Und eigentlich war es nicht anders zu erwarten, dass viele wohl noch auf dem Badelaken am See lagen und nicht den Weg ins stickige Knust auf sich genommen hatten.
Nachdem FUSER kurzfristig ihren Auftritt absagen mussten, sprangen die Hamburger ULTRA 3 ein. Mag ein wenig an MEGA 4 erinnern, spielt musikalisch aber auf einer ganz anderen Ebene. In keiner Weise New Noise sondern moderner Rock mit deutschen Texten. Sehr viel direkte Rede und kurze Songtitel von "Kuchen" bis "Stumm" liegen im Trend. Was musikalisch als Einheit schien, fiel optisch aus dem Rahmen. Denn während Sänger Clausen mit schwarzem Hut, geschminktem Gesicht und theatralischen Gesten eine gute Show abzog, wirkte ihr Bassist in hellblauem Shirt und gänzlich anderem Verhalten wie frisch von der Supermarktkasse geklaut. Vielleicht war die Ambivalenz gewollt, auf mich wirkte einer der beiden deplaziert.
Nach einem EMP-Großeinkauf sammelten sich die einzigen jungen Metaller dieses Abends vor der Bühne - In Shirts von BLIND GURDIAN bis CHILDREN OF BODOM, wie sich das eben so gehört. Denn es kamen LILITH und es wurde deutlich härter. "Das ist ja wie Kaugummi" lästerten die Herren hinter mir. Nun, LILITH lassen sich viel Zeit, geben den Songs Zeit sich zu entwickeln. Der cleane Gesang spielt eine untergeordnete Rolle, die meiste Zeit blieben die Augen des Sängers nachdenklich und andachtsvoll geschlossen. Den anspruchsvollen Songs fehlen das ein ums andere Mal zwar noch die Ideen um wirklich zu fesseln, der Ansatz ist definitiv lobenswert. Unterschiedliche Gitarrensounds sollten nicht das einzige Stilmittel bleiben, um den Songs Abwechslung zu verpassen. Mir haben sie gefallen, auch wenn es durchaus andere Stimmen gab.
Sie waren die hübschesten und hatten eine verdammt coole Bassdrum mit Mangamädchen drauf. Und mit zwei Gitarristen kann man Alarm machen, MANGA machen aber in erster Linie sehr poppig inspirierten Rock der keinem Weh tut. Ganz anders als die vorherige Band fressen sich die Songs ins Ohr aber hinterlassen dort kaum Spuren. Den angereisten Mädels hats gefallen, beim Song "St. Pauli" für den heimischen Fußballverein St. Pauli (Deutscher Meister 2007) kam auf der Bühne und auch davor ordentliche Stimmung auf - Nur ihr Bassist bewegte sich keinen Zentimeter.
LIMBOGOTT genießen in Hamburg nicht umsonst den Ruf, eine der chaotischsten Livebands zu sein. Die beiden geschminkten Frontmänner wirkten einmal mehr wie von der Leine gelassene Bluthunde. Was sonst auf der Bühne passierte, spielte keine Rolle, die Augen aller hafteten an den beiden Protagonisten. Wirre Gestik, Grimassen und extravagantes Posen gehören bei LIMBOGOTT dazu. Und auch wenn die Elektronik klare Grenzen der Songs vorgibt, ähneln die beiden Frontvögel eher einem anarchischen Herrn Hewlett von PRODIGY und seiner freien Interpretation der Vocals. Dieser zusätzliche Kick gibt ihrem Industrial Rock soviel Power, dass die Livemacht dieses Abends ganz klar LIMBOGOTT heißt. Anfang 2005 wird über das Hamburger Label Tiefdruck ihr noch unbetiteltes Album erscheinen.
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