Mit dem HELLACOPTERS Fronter Nicke Andersson an den Reglern zeigen die Schweden durchaus den Willen, wieder rotziger zu werden. Und verglichen mit "Stockholm Syndrome" gelingt ihnen das auch in Maßen - zumindest was den Sound angeht. Und es ist Sommer. Rein ins Auto, Sonnenbrille auf, Fenster auf, BACKYARD BABIES in den Player… Vollbremsung, Fenster schnell wieder zu. "People Like People Like People Like Us" ist bei einigen Songs softer geraten als AEROSMITH, manchmal gar schmieriger als BON JOVI zur Hochzeit. AC/DC haben trotz 20 Jahren mehr auf den Schultern noch mehr in der Hose, "Cockblocker Blues" klingt genau so und bringt zu allem Überfluss Background Vocals an den Start, die bezeichnend poppig sind. "Blitzkrieg Loveshock" hat den Rock fast nur im Titel - die Schweden scheinen Idolen frönen zu wollen und vergessen dabei, dass sie selbst vielen eins sind oder waren. "We Go A Long Way Back" hat eine schöne Melodie im Chorus die auf den Vorgänger gepasst hätte. "Roads” ist ziemlich lässig und überrascht mit Akustikgitarren. Bleiben noch das dreckige "Hold ‘Em Down” als echtes Highlight und das punkige "Dysfunctional Professional" mit einem kurzem Südstaatengitarrensoundfetzen. Aber das sind nicht die BACKYARD BABIES die ich mir erhofft habe. Viele Songs wirken herzlos und wirklich unoriginell, was der coolere Sound nach oben reißt bringt das starre Songwriting wieder auf den Boden. Bleibt die Hoffnung, dass die BACKYARD BABIES live schon immer besser waren. HELLACOPTERS rein und Fenster wieder auf.
LUCA TURILLI, seines Zeichens Mastermind der italienischen Symphonic Metaller Rhapsody veröffentlicht nach vier Jahren mit "The Infinite Wonders Of Creation” den dritten und letzten Teil seiner epischen Trilogie. Sorgte das Solo-Debüt "King Of The Nordic Twilight", wohl auch noch auf Grund des unverbrauchten Rhapsody-Sounds, für überwiegend positive bis euphorische Reaktionen, so waren die Reaktionen auf das 2002 erschienene "Prophet Of The Last Eclipse" doch etwas zwiespältiger. Auf "The Infinite Wonders Of Creation” scheint der Gitarrist sich ein Stück weiter von seiner Hauptband Rhapsody zu lösen und gibt dabei eine gute Figur ab. Zwar bilden eingängige, symphonische Strukturen weiter die Grundlage beider Betätigungsfelder, aber seinen neuesten Soloausflug scheint Mr. TURILLI dazu zu nutzen seine Vorliebe für epische, soundtrackmäßige Kompositionen weiter auszubauen und gar mit musicalartige Passagen zu erweitern. Dazu nimmt er mehr wie einmal merklich Tempo raus und setzt zunehmend das Keyboard ein. Der Gesang kommt öfters als Duett daher, mehr Gesangsanteile hat Sängerin Bridget Fogle. LUCA TURILLI setzt mehr auf Atmosphäre als auf powervollen Metal - viel dazu beitragen tut der oper-artige Frauengesang und die ausufernden Arrangements. Das die Songs dabei meist hypermelodisch sind und sich schnell im Gehörgang festsetzen spricht genauso für "The Infinite Wonders Of Creation” wie das gleichbleibende Niveau der zehn Tracks. Als Anspieltipp sei mal genannt: "Mother Nature" als ein von weiblichen Vocals getragenen typischer LUCA TURILLI-Song, der Ohrwurm "The Miracle Of Live", "Mystic And Divine" (ein äußerst gelungenen Duett von Bridget Fogle und Olaf Hayer) und der klassisch anmutende Titelsong "The Infinite Wonders Of Creation”. Neben seiner bekannt virtuosen Gitarrenarbeit spielt Luca diesmal auch die Keyboards selbst ein. Unterstützt wird er dabei wieder von Sänger Olaf Hayer, Bassist Sascha Paeth und Schlagzeuger Robert Hunecke-Rizzo. Für Fans von Rhapsody und LUCA TURILLI sowie für Liebhaber orchestraler Rockmusik mit weiblichen Vocals wohl ein "must have” - Metaller sei bei "The Infinite Wonders Of Creation” erst mal antesteten angeraten.
Kip Winger und seine Mannen sind derzeit damit beschäftigt, ein neues Album einzuspielen. WINGER wurde bereits in 1987 gegründet, als der ehemalige ALICE COOPER-Bassist Kip Winger gemeinsam mit Gitarrist Reb Beach die Band ins Leben rief.
WINGER produzierten in ihrer bisherigen Karriere drei Studioalben. Das selbstbetitelte Debut "Winger" wurde 1988 veröffentlicht und erreiche mit Hits wie "Madalaine", "Seventeen" und "Headed For A Heartbreak" in den USA Platin-Status. Im Jahre 1990 wurde die Band für den amerikanischen "Music Award" in der Kategorie "Best New Heavy Metal Band" nominiert. Kurz darauf erschien das zweite Album mit Titel "In the Heart of the Young", welches mit dem wohl größten Hit "Miles Away" in Amerika erneut die Hitparaden anführte. Nach der Tournee zu "Pull" arbeitete Kip an seiner Solokarriere, eröffentlichte drei Soloalben, sang für ALAN PARSONS PROJEKT, komponierte Filmmusik, gab über 400 Akkustikshows zum besten und produzierte/komponierte zudem für zahlreiche Künstler.2001 kehrten WINGER ins Studio zurück um den Song "On the Inside" für das "The Very Best of Winger" Album einzuspielen und gingen 2002 auch auf Tour. Das neue WINGER Album soll bei "Pull" ansetzen und außerdem eine Mischung aus klassischen Hard Rock a la VAN HALEN mit frühen WINGER Anleihen sowie progressive-akustischen Elementen im Stile von GENESIS oder KING CRIMSON beinhalten. Um das neue Album zu supporten, arbeiten WINGER auch an einer Tour durch die USA, EUROPA und JAPAN.
HALF PAST DEAD kommen aus dem beschaulichen Saarland und sind die erste mir bekannte Metalcore-Band aus dem kleinem Bundesland. Ihre sehr fett produzierte Debüt-EP zeigt die Jungs als sehr kompetente Band, die sechs ansprechende Songs vorweisen können und damit einen Eindruck hinterlassen. Auch wenn es nichts Besonderes mehr ist, schwedischen Death Metal und Hardcore unter einen Hut zu bringen, haben HALF PAST DEAD ein gutes Händchen für groovende Metalcore-Songs, was ja beileibe nicht jeder Band des Genres gegeben ist. Besonders "Words Are Weapons" ist ein echter Kracher und der heimliche Hit der EP. Melodische Gitarrenläufe, brutales Drumming, ein Hardcore-Shouter und trotzdem sehr hoher Kopfnick-Faktor machen den Song zum Anspieltip der Platte. Die fünf anderen Tracks sind aber auch nicht von schlechten Eltern und dürften sowohl Death Metal-Fans wie auch Hardcorler ansprechen. Erstere wird die Gitarrenarbeit gefallen (Schwedentod halt), während letztere auf den modernen, aggressiven Gesang abfahren dürften. Und beiden Lagern ist mit der Brutalität bei gleichzeitiger Eingängigkeit gedient. Also alles fein im Saarländchen, besonders wenn man für nur 5€ eine so gute EP erstehen kann, auf der es neben den Songs auch noch ein Video gibt. Klasse Einstand, Jungs!
DEATH BY DAWN machen schon seit längerem den deutschen Underground unsicher und konnten besonders durch ihren Herrn am Mikro einen bleibenden Eindruck hinterlassen: keiner Geringerer als Martin van Drunen zeigt sich für die Gesangsleistung verantwortlich. Richtig, der Mann, der mit PESTILENCE und ASPHYX zwei wichtige DM-Combos in seinen Credits hat. Und bei BOLT THROWER war er ja auch mal kurzzeitig. DEATH BY DAWN sind aber nicht nur ihr Sänger, sondern logischerweise noch ein paar andere Mucker. Und die wollen dann auch zeigen, wie ihre Version des Death Metal klingt. Klar, Martins Gesang ist unverwechselbar und drückt der Band seinen Stempel auf, aber DEATH BY DAWN verlassen sich nicht nur auf ihn, sondern haben einige sehr unterschiedliche Songs auf die Scheibe gebrannt. So gibt es geradlinigen Death Metal der alten Schule ("State Paranoia" oder "DCF") wie auch Death’n’Roll-Stücke ("The Nicotine Lobby"), die allesamt gut sind. die Songs kommen auf den Punkt, haben Groove und sind zudem technisch sauber eingespielt. Hin und wieder läßt die Produktion zwar etwas Druck vermissen ("State Paranoia"), genügt aber jederzeit vollkommen. "One Hand One Foot... And A Lot Of Teeth" ist ein solides Death Metal-Album mit dezentem Old School-Touch und einem ganz eigenem Charme, dass durch die Hinzunahme des erfahrenen Martin van Drunen den letzten Kick bekommt.
Was für Beziehungen normalerweise der Todestoß ist, hat sich im Falle von SOCIETY’S FINEST als heilsam erwiesen: die Trennung auf Zeit. Nach fünf gemeinsamen Jahren machten die Jungs 2003 eine Pause und ließen Shouter Joshua mit ZAO touren. 2004 fand man sich dann weder zusammen, mochte sich immer noch und spielte eine EP ein. Auf der folgten die obligatorischen Touren und Ende 2005 die Aufnahmen zum Debüt-Album "And I, The Drunkards". Auf dem erfinden SOCIETY’S FINEST den Metalcore zwar nicht neu, können sich aber achtbar aus der Affäre ziehen und einen guten Eindruck hinterlassen. Die Tracks sind durchweg brutal ("Sunday Prayer") wie auch eingängig, was natürlich die üblichen schwedischen Gitarrenläufe voraussetzt, genauso wie Moshparts und einen angepißten Sänger. Etwas Abwechslung kommt durch viele spährische ruhige Einschübe ("Holland"), die man so nicht erwarten würden. Trotzdem ist "And I, The Drunkards" schnell gehört und hinterläßt keinen überragenden Eindruck. Aber auch keinen ganz schlechten. Bleibt ergo nur das Mittelmaß, auch wenn es gehobenes ist. In der Schule wäre es eine 3+. Tendenz nach oben, wie es da immer so schön heißt. Also abwarten und Metalcore hören.
"Rites Of Passage" ist das neue Soloalbum des schwedischen Multiinstrumentalisten Coste Apetrea, der zuvor seit 1972 mit der Band SAMLA MAMMAS MANNA unterwegs gewesen war. Was man auf dem Album zu hören bekommt, ist typische "Mucker - Mucke", die zwar auf der einen Seite im technischen Bereich für deftige Maulsperre sorgt, aber definitiv nur für Instrumental - Freaks mit Hang zum Analysieren von Notenfolgen geeignet ist. Außer Coste Apetrea, der als Gitarrist, Sänger, Drummer und Keyboarder in Erscheinung tritt, sind noch weitere sechs Gastmusiker (Ake Eriksson, Santiago Jimenez, Bobbie, Robert A, Peter Eyre und Anders Paulsson) zu hören, die unter Anderem zusätzliche Drums, Violine, Bass oder Saxophon beisteuern. Die Stücke erwecken den Eindruck, als entspringen sie der Zigeuner - Folklore, gemischt mit südeuropäischem Flamenco - Flair, alles rockig und wirklich ansprechend aufbereitet. Leichte Kost ist "Rites of Passage" nicht, und Anspieltipps kann man auch nicht wirklich nennen, da das Album wie aus einem Guss klingt, alle Stücke als gleichwertig anzusehen sind und man nicht von echten "Songs" reden kann. Instrumental Rock - Fans können hier eine echte Entdeckung machen, aber Ottonormalmetaller aller Art dürften hiermit nichts anfangen können. Objektiv betrachtet echt gelungen!
Ich glaube kaum, dass diese Formation jemals einem größeren Kreis als einer kleinen, eingeschworenen Gemeinde vorbehalten war. Zugegeben: "Splatter Rock" hat sich auch nie auf bereiter Ebene durchsetzen können! Ich wüsste auch nicht, wer, außer THE ACCÜSED (ähnlich wie MOTÖRHEAD eigentlich mit Umlaut im Namen), jemals diesen Stil gespielt hätte, aber egal. Nach nunmehr 14 Jahren, seit ihrer letzten, symptomatisch betitelten Scheibe "Splatterrock", melden sich die Seattler mit ihrem kurzen, aber heftigen "Oh Martha!" - Release zurück und huldigen einmal mehr ihrem ewigen Bandmaskottchen Martha Splatterhead, das von vielen Knüppelfans immer noch zum Kult sterilisiert wird! Musikalisch kann man THE ACCÜSED überhaupt nicht einordnen, denn die räudige Mischung aus Punk, Grind, Thrash und fetten Arschrock - Elementen dürfte weltweit so ziemlich einmalig sein. Richtig derbe ist auch das fies keifende Organ von Blaine Cook, der etwa wie eine durchgedrehte Version von DESTRUCTION´s Schmier klingt! So hämmert man sich auf diesem Comeback - Album durch ca. 28 Minuten feinsten Krawall, der ohne Frage mehr Fans verdienen würde als ein paar versprengte 80er - Anhänger der Combo. Mit "Filth Hounds Of Hades" (TANK) und "Have You Never Been Mellow?" (Olivia Newton - John !!!) findet man sogar zwei sehr originelle Coverversionen, die coolem eigenen Stoff wie "Fast Zombies” oder "Hooker Fortified Pork Products” gegenüberstehen. Als Bonus zum 20sten Jubiläum der Band soll die CD plus der fünf neu aufgenommenen Songs der "Martha Splatterhead EP" erscheinen. Für Krach - Fetischisten, und die, die es werden wollen, ein echter Geheimtipp!
Ich muß ehrlich gestehen, die erste Single aus dem jetzt vorliegenden Album der dänischen Band sowie MTV Lieblinge THE ALPINE hat mir noch recht gut gefallen. Das Ding schimpfte sich "Mondays Look The Same" und konnte trotz eines stark betonten Keyboard- bzw. Klaviersounds aber noch mit deutlicher Rockattitüde in einem leichten 80er Wave-Gewand durchaus überzeugen. Die zweite Single "Trigger" war mir dann trotz wieder eingängiger Melodien dann einfach viel zu platt, zu glatt, zu deutlich bestimmt von pompösen Glam Pop der Marke ABBA meets BEATLES und hatte viel zu wenig eigenes Charisma, für die Charts eventuell interessant aber auch nur für die Ü-30 Fraktion, die auch jedes noch so dürftige ROBBIE WILLIAMS CD kauft ohne vorher hineinzuhören. Auch mit dem dazugehörigen Album "On Feel Trips" fühlt ich mich nicht so recht wohl, sicher die Formation wirkt irgendwie sympathisch aber essentiell ist da nur sehr wenig Bleibendes und für MI Leser sowieso absolut vernachlässibar. Wer jetzt noch weiter liest, diese Band stammt aus Aalborg hat eine eher mittelmäßige Sängerin (klingt wie Gwen Stefani für Arme) und ist seit gut fünf Jahren musikalisch aktiv wobei sich die Bandmitglieder Simon Kringel (Drums), Peter Bösen (Gesang, Keyboards), Ida Stand (Gesang, Keyboards), Barke Mondrad (Bass) und Mikkel Brynildsen (Gitarre) bereits aus seit ihrer Schulzeit kennen. Die Produktion von Marco Manieri (The Cardigans, THE ARK, SUEDE) ist zwar ganz nett gemacht aber insgesamt doch recht flach. Es fehlt mir die nötige Dynamic oder Fülle in den Arrangements aber dies muß bei Popproduktionen wahrscheinlich so sein. Es wurde dabei ziemlich kompromisslos aber gründlich angefangen aus den 70ern so ziemlich alles kopiert egal ob Musical ("Winnebago"), Glamrock ("High Underground"), Funk /"Sham on") oder Stampfmitgrölpop ("Don’t Touch China") vor nichts wird halt gemacht, selbst die obligatorischen "schubidu und Uhuhu" Texte dürfen da nicht fehlen - allerdings eine eigene Identität oder gar fesselndes Songwriting bleibt dabei komplett auf der Strecke. Dass Gebotene mag für kurze Zeit zwar mal ganz lustig sein, der ein oder andere Track ist auch ganz nett geworden aber dass Album kommt ohne jegwelche Langzeitwirkung daher. Besonders die zweite Hälfte der Platte ist so richtig langweilig geraten. Wie steht so schön als Untertitel auf der CD "Contemporary Danish beat music" ja klar, was denn sonst - wie so was heutzutage klingen muß sollten sich THE ALPINE da mal lieber bei den Kollegen von MEW anhören, das hat viel mehr Charakter ohne jegliche Plattheiten.