Knapp fünf Wochen vor dem BANG YOUR HEAD 2006 haben leider gleich zwei Bands ihre Auftritte kurzfristig gecancelt. Demnach werden weder QUIET RIOT noch die L.A. GUNS auf dem Billing in Balingen mit dabei sein. Die Veranstalter haben sich aber umgehend um passenden Ersatz bemüht und neben den unverwüstlichen Kanadiern ANVIL die kultigen Dänen von PRETTY MAIDS verpflichten können.
Bei diesem buntgefärbten Cover kommen einem unwillkürlich diverse "Haschpappi" Produktionen aus den 70er Jahren in den Sinn aber ON TRIAL gehen nach ihrem Labelwechsel zu Bad Afro auf "Forever" dann doch einen etwas anderen Weg. Mit ihrem ersten Album seit 2002 zeigen die Kopenhagener, dass sie durchaus noch mehr zu bieten haben als verwobene psychedelische Klangexperimente, denn diesmal flossen auch typische Elemente aus Stoner, Indie oder selbst Garagen Rock in das durchaus wohl strukturierte Songwriting mit ein. Dadurch haben sich ON TRIAL dem Normalo Rockfan etwas mehr geöffnet ohne natürlich ihre Wurzeln jetzt sofort gänzlich hinter sich zu lassen. Anscheinend mit verantwortlich für diese stilistische Weiterentwicklung war sicherlich auch der Ausstieg von Drummer Lorenzen sowie des Gitarristen Skjod (beide jetzt BABY WOODROSE) - rein musikalisch ist dies der Band aber nicht anzuhören, die Ersatzleute machen einen mehr als nur guten Job, die Chemie scheint zu passen. Insbesondere der Sänger mit seinem leichten Steward Adams Gedächtnistimbre (BIG COUNTRY) insbesondere bei "One Good Morning" sorgt bei mir für viele positive Eindrücke. Die Tracks sind meist in normaler Länge zwischen drei und vier Minuten gehalten, exzessive Soundspielereien bilden da eher eine Seltenheit, man spielt auf den Punkt. Trotzdem entsteht eine typische Sixties meets Psychedelic Atmosphäre - die Gitarren mal bratend, dann wieder flirrend vibrierend und auch mal richtig urwüchsig mit leichten Acid Tendenzen daherkommend, dass hat schon was. Wer auf HAWKIND, STEPPENWOLF, THE DOORS oder auch JIMMY HENDRIX abfährt dürfte hier jedenfalls goldrichtig liegen. "Forever" mag nämlich nur auf den ersten (oberflächlichen) Blick aufgrund des eindeutigen Retrocharakters etwas verstaubt klingen, aber mit der Zeit entwickeln diese oftmals leicht verschrobenen Songs mit den immer wieder klasse aufheulenden Gitarren einen ganz besonderen sowie gelungenen Reiz.
Jaaaaa!!!!! Es gibt sie noch, diese ganz großen Momente musikalischer Darbietung! Das hier ist das beste Melodic Death - Album der letzten Jahre! Ein (vornehmlich schwedisches) Genre, das seit Ewigkeiten zwar gute bis sehr gute Releases abwirft, aber seit seligen, frühen IN FLAMES / DARK TRANQUILLITY / ARCH ENEMY / AT THE GATES - Zeiten nie mehr zu absoluter Höchstform aufgelaufen ist, hat einen neuen Meilenstein bekommen. Und das ausgerechnet von NECROPHOBIC, einer Band, die zwar seit Beginn ihrer Karriere fantastische Alben abliefert, aber auf breiter Ebene nie den großen Wurf landen konnte. Zugegeben: auch der mittlerweile vier Jahre alte Vorgänger "Bloodhymns" brauchte sich nicht zu verstecken und geizte nicht mit genialen Hymnen, doch mit dem Zungenbrecher "Hrimthursum" haben diese Schweden ihr absolutes Meisterwerk abgeliefert, das selbst gestandene Scheiben wie "The Nocturnal Silence" oder "Darkside" noch übertrifft. Von Fredrik Folkare (UNLEASHED) ultrafett produziert (mehr Böllersound geht nicht!), rammeln sich die Stücke, angefangen beim bereits auf dem letztjährigen "Party.San" vorgestellten Opener "Blinded By Light, Enlightened By Darkness" (nach dem coolen Intro "The Slaughter Of Baby Jesus"), wie ein Donnerwetter durch die Gehörgänge. Jeder Song ist eine wahnsinnige Hymne, das Duo Bergebäck / und vor Allem Ramstedt zaubert unglaubliche Melodien und Soli aus dem Ärmel, und die bombastischen Arrangements, die sogar Chöre und weibliche Gesänge (etwa beim abschließenden Titelsong) beinhalten, tun das Übrige, um "die neue NECROPHOBIC" (den echten Titel kann sich sicher keiner merken - schon gar nicht nach acht Bieren) zu einem überragenden Hammer zu machen. Für mich steht "Hrimthursum", das auch wieder diverse Ausflüge ins schwarzmetallische Genre auffährt und dadurch noch aggressiver und majestätischer wirkt, auf einer Stufe mit "Slaughter Of The Soul", "Vittra" oder "Slaughtersun" und ist auf seinem Gebiet für die nächsten Monate oder gar Jahre das Maß aller Dinge!
Die norwegischen Wälder sind einsam, sehr einsam sogar! Das bedeutet, dass Bands wie DARKTHRONE oder ENSLAVED ihre Inspirationen aus viel Natur und Unterholz beziehen müssen. Und die gemeinsamen Angeltouren von Nocturno Culto und ENSLAVED´s Grutle müssen verdammt inspirierend sein, denn sonst könnte man formidable Ergüsse wie "The Cult Is Alive" oder jetzt "Ruun" nicht erklären. ENSLAVED haben es, ähnlich wie DARKTHRONE, längst nicht mehr nötig, den bösen Deibel herauszukehren und martialische Rekorde in Sachen Aggressivität und Tempo aufzustellen. Man ist erwachsen geworden, und superbe Scheiben wie etwa das geile Vorgängerwerk "Isa" bestätigen den Trend zu mehr Verstand und Seele hinter der Musik. Mit "Ruun" legen die Vikinger aber noch einen drauf und liefern ein absolutes Meisterwerk ab! Die typische Blaupause BATHORY ist zwar noch gegenwärtig, aber ENSLAVED haben einen völlig eigenen Mix aus allem gefunden, was die düstere, nordische Musikwelt hergibt. Bereits der völlig geniale Opener "Entroper" verzaubert mit ganz großen Melodien, tollen Chören und einer vertrackten, fast schon progressiven Struktur. Sämtliche Stücke sind zwar bombastisch arrangiert, gleiten jedoch niemals ins Kitschige ab und vereinen nahezu perfekt Härte und Musikalität. Beim treibenden Titelstück findet anfangs sogar ein getragener Ausflug in Richtung PINK FLOYD (!!!) statt, bevor sich der Song zu einem wahren Soundgiganten auftürmt! Ein solches Stück dürften selbst erfahrende Viking Metaller noch nicht häufig zu Ohren bekommen haben, aber das ist echt nur die Spitze des - im wahrsten Sinne des Wortes - Eisbergs. Bei "Essence" wird mit "Spoken Words" gearbeitet, wobei die Nummer fast schon so etwas wie Pop - Appeal besitzt… Ihr merkt schon, man könnte hier über jeden Song eine eigene Abhandlung halten und immer noch nicht genau beschreiben, was für eine Klangwand auf den Hörer einströmt. "Ruun" ist ein Erlebnis, ein mutiges Statement, von vorne bis hinten mit Perlen gespickt und neben der SOLSTAFIR - Wunderwaffe "Masterpiece Of Bitterness" das bisherige Vikinger - Album des Jahres!
Unter dem Titel "DOWNTOWN Journey of a Heart" erscheint am 07.06. das neue JOHN WAITE Album via Frontiers Records. Auf dem Album werden einige neu eingespielte alte SOngs zu hören sowie ganz neues Material: "The Hard Way", "In Dreams", "Blue Venus", "Missing You", "Keys To Your Heart", "Highway 61", "Isn´t It Time", "St. Patrick´s Day", "New York City Girl", "Headfirst", "Downtown", "When I See You Smile".
Für dass anstehende ROCK THE NATION Festival am MITTWOCH, den 07.06.06 in der Oberhausener König-Pilsner-Arena wurde jetzt die Bandreihenfolge offiziell bekannt gegeben. Die genauen Zeiten folgen dann demnächst.
Running Order:
WHITESNAKE
DEF LEPPARD
JOURNEY
QUEENSRŸCHE
WE
Tickets können unter Tel.: 0180/5004222 oder www.contrapromotion.com erworben werden.
Wer ein Hammeralbum wie "1-800 Vindication" auf dem Buckel hat, muss die Arbeiten an einem Nachfolger eigentlich mit klappernden Zähnen beginnen, denn dieses 2004er Werk war für die Dänen ILLDISPOSED wohl so etwas wie Reifezeugnis, Meisterbrief und Diplomarbeit in einem! Die Jungs hatten einen ureigenen Stil gefunden, der sie in Kombination mit den genialen Kompositionen geradewegs in die Oberliga der europäischen Death Metal - Szene führte. Darum hat die Band auch gar nicht erst versucht, "Burn Me Wicked" lange Zeit am Reißbrett nach der großen Vorlage zu konstruieren, sondern das Album in nur drei Monaten geschrieben und soundtechnisch fett im "ZigSound" - Studio eingetütet. Und die Songs, die Jakob Batten und Bo Summer (bei viel Bier und Nutten?) ausgebrütet haben, sind wieder einmal eine Wucht und lassen "Burn Me Wicked" mindestens ganz locker zum Vorgänger aufschließen. Hier findet man NUR Hits vom Fass, wobei der an sich schon sehr spezielle und variable Stil noch weiter modifiziert wurde. Bo grunzt, kreischt und kotzt abwechselungsreich wie kein zweiter Fronter des Genres, die vielen technischen Details, Samples und Breaks verwirren überhaupt nicht, sondern wirken, als seien sie nach der Präzision eines Schweizer Uhrwerks eingebaut worden, und mit Mikkel Sandager (MERCENARY) konnte man einen hervorragenden Gastsänger gewinnen, der vier der Stücke mit seiner klaren Schneidbrennerstimme veredelt und noch weiter aufwertet. Diese heißen "Back To The Streets" (mit der abgewandelten "Incomplete" - Melodie der Backstreet Boys!!!), "Our Heroin Recess" (vorab veröffentlichter Hit!), "Burn Me Wicked" (überragender Titelsong!) und "Nothing To Fear… Do It" (Hammer!), wobei sie aber nicht die einzigen Highlights des Albums darstellen. Mit etwa dem flotten Opener "Shine Crazy", "Throw Your Bolts" (ohne Worte!), "The Widow Black" (hier bekommt Courtney Love ihr Fett weg) oder der abschließenden, dreisprachigen Megahymne "Illdispunk´d", die man noch mit acht Promille in der Blutbahn fehlerfrei mitgrölen kann, befinden sich noch viele weitere Knaller auf dem Album, das keinen einzigen Ausfall kennt und schon jetzt als eines der diesjährigen Highlights in Sachen Todesblei durchgeht. Ich weiß nicht, ob man es ansatzweise aus den obigen Zeilen herauslesen kann, aber ich bin ganz schwer entzückt!!!
Wenn eine Band ihre Karriere nach x Jahren und unzähligen Auftritten mit einer fetten audiovisuellen Veröffentlichung krönen möchte, habe ich vollstes Verständnis. Ich bekomme aber regelmäßig einen dicken Hals, wenn Bands, die gerade einmal eine Handvoll Jahre existieren und zwei Studioalben auf dem Buckel haben, ein einstündiges Konzert mit relativ bescheidenen Mitteln filmen, ein wenig "Backstage - Kram" und ein Interview dazupacken und diesen Hucken für geschlagene 23 Euro (offizieller Preis bei Amazon) unter´s Volk bringen wollen. Nein, nein und nochmals nein! So ein Release macht nur Sinn, wenn zumindest der Preis stimmt! Der mitgeschnittene Gig vor ausgewähltem Publikum (siehe auch Review zur Audio - CD) geht objektiv in Ordnung, auch wenn das Bild einen Tick schärfer sein könnte und das Ganze, wie so oft, wenig live und stark im Studio nachbearbeitet klingt. Vom Publikum sind dabei nur ein paar Schatten zu sehen; die Bandmitglieder stehen im Mittelpunkt. Aber bereits nach 60 Minuten plus einer fünfminütigen Zugabe (ein Tribut an Marty Conn) ist Schicht, und der Käufer wird mit dem Bonusmaterial allein gelassen. Dieses besteht aus einem für Fans vielleicht interessanten Interview mit Billy Greer, Mike Slamer und Terry Brock zu den Hintergründen der Band (ca. 15 Minuten), einem "Making Of" des Videos zu "An Ocean Away" (ca. drei Minuten), einem "Behind The Scenes" - Special zu dem Gig (ca. vier Minuten) und der üblichen, verzichtbaren Slideshow. Das ergibt unter´m Strich zwar gute 90 Minuten an Material, aber angesichts der Tatsachen, dass die Bonüsse wohl nur zum Erstkonsum taugen, der Gig selbst nicht gerade allzu lang geraten ist, und der Preis (der vermutlich nirgends unter 20 Euro liegen dürfte) eindeutig zu hoch ist, werden hier nur echte SEVENTH KEY - Ultra - Fans glücklich werden!