Konzert:
Madball, Chimaira, Unearth, Terror, All That Remains, Manntis - Hamburg, Markthalle
Konzert vom
In den USA ist die "Sounds Of The Underground"-Tour eine ziemlich große Sache - da war es nur eine Frage der Zeit, bis ein Ableger auch nach Europa kommt. Aber scheinbar stieß das Line-Up in Hamburg auf wenig Interesse, die Markthalle war höchstens zu zwei Drittel gefüllt, als ich gegen 19 Uhr dort ankam. Ich hatte mich schon darauf eingestellt, MANNTIS und ALL THAT REMAINS verpaßt zu haben, aber zu meiner Freude hatten MANNTIS gerade erst begonnen.
"Sleep In Your Grave" fand ich nicht sonderlich berauschend, aber live sind MANNTIS über jeden Zweifel erhaben und haben die Erfahrung von mehr als eintausend gespielten Shows. Das merkte man den Amis an, da saß jede Pose, jede Ansage stimmte und es wurde allgemein ordentlich Feuer auf der Bühne entfacht. Live kamen auch die Songs des Albums viel zu besser zur Geltung als in der heimischen Anlage und die altbewährte Mischung aus Death Metal und Hardcore machte ordentlich Druck, wenn sie auch ziemlich überraschungsfrei war. Einzig das Publikum machte nicht und ließ nicht mal einen kleinen Moshpit entstehen. Nur beim letzten Song, dessen Video auch bei MTVIVA lief, kam etwas Bewegung in den lustlosen Haufen vor der Bühne. MANNTIS spielten trotz der Ignoranz beherzt und grinsend ihren Set runter, Respekt dafür.
ALL THAT REMAINS habe ich mir dann geschenkt, die Band konnte mich noch nie vom Hocker reißen. In der Halle wurde es auch nicht voller als bei MANNTIS zuvor.
TERROR sind natürlich ein ganz anderer Schnack und für mich eine zur Zeit besten HC-Bands. Nachdem sie Mitte Januar schon das Molotow zerlegt hatten, waren sie heuer mit neuem Gitarristen am Start, Martin von DONNYBROOK, und dem bereits auf der letzten Tour vorgestellen Neu-Basser Jonathan. Die beiden änderten aber nichts an der gewohnt brachialen Show, bei der Flummi Scott Vogel am aktivsten war und mit seinen Ansagen wieder einmal deutlich Stellung bezog und die Szene zu mehr Geschlossenheit aufforderte. Die Songs von TERROR sind eh über jeden Zweifel erhaben und so waren Granten wie "Keep Your Mouth Shut" und das obligatorische "Overcome" Grund genug für etwas Bewegung im Pit, auch wenn es im familiäreren Kreise des Molotows deutlich stärker zur Sache ging. TERROR spielten einen Song des im Juli erscheinenden neuen Albums "Always The Hard Way", der auf bewährte Trademarks setzte und damit nahtlos in das Set passte.
From the west coat to the east coast, von L.A. nach Boston: UNEARTH standen als Nächstes auf dem Plan. Wie nicht anders zu erwarten, löste das Quintett seine Sache mehr als gut, was angesichts von Songs der Güteklasse "Zomebie Autopilot” auch nicht schwer ist. Die Band war motiviert, es gab das erste Mal langhaarige Mucker, die neben Synchronbanging auch noch die Songs fehlerfrei zockten und den Grundstein für eine solide Show legten. Vor der Bühne war noch etwas mehr Bewegung als bei TERROR. Aber wer außerhalb des Pits stand, beschränkte sich auf Höflichkeitsapplaus und höchstens gelegentliches Kopfnicken. So kam natürlich keine wirkliche Atmosphäre auf. Irgendwie wirkte der ganze Abend, als wäre es eine Pflichtveranstaltung für die Hamburger HC-Szene. 27€ bezahen, brav bei jeder Band in der Halle sein, aber mehr nicht. Seltsam. Wie dem auch sei, UNEARTH spielten eine verdammte gute Show und zeigten mit einem neuen Track, wie geil ihr neues Album (im August) werden wird. Da können wir alle gespannt sein, wenn es hält, was der Song verspricht!
CHIMAIRA konnten mich schon bei ihrem Dezember-Besuch mit DARK TRANQULLITY und HATESPHERE nicht wirklich überzeugen und auch an diesem Abend wollte ihnen das nicht gelingen. Aber wie schon im Knust war ich auch in der Markthalle mit meiner Meinung ein Außenseiter. CHIMAIRA hatten den mit Abstand größten und aktivsten Pit und bekamen mehr als nur müden Applaus. Die Amis haben sich eben eine solide Fanbasis erspielt und beglückten sie eine knappe Stunde mit all ihren Hits. Mich nur ein paar Songs, dann bin ich zur Bar gepilgert.
Und sah am Merchstand Jacob Bredahl von HATESPHERE, der zu einem kleinen Abstecher nach Hamburg gekommen war und sich mit den vielen anwesenden HATESPHERE-Fans blendend amüsierte.
Aber pünktlich zu den ersten Klängen von MADBALL war auch er in der Halle, wie so ziemlich jeder, der nach CHIMAIRA noch nicht das Weite gesucht hatte. Und das waren einige, wie die noch einmal leeerer gewordene Markthalle bewies, die höchstens noch halbvoll war. Und dabei war es gerade einmal 22.15 Uhr. MADBALL störten sich daran nicht und legten eine Hardcore-Show wie aus dem Lehrbuch hin. Kunstück, als Mitbegründer des NYHC. So kam es, dass sich Klassiker an Klassiker reihte und selbst die Songs vom aktuellen "Legacy" nicht weiter auffielen. MADBALL wissen eben, wie man HC-Songs schreibt - und sie live umsetzt. Energie pur auf der Bühne, Energie pur vor der Bühne. Endlich kam mal richtig Stimmung auf. MADBALL haben sich rar gemacht, aber mit dieser Show bewiesen, dass Alter nicht vor HC schützt. Kommt bald wieder, vielleicht in einem kleineren Club, dann wird alles noch eine Stufe besser!
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InterviewHi! Wie geht´s Euch denn im Moment?
Hallo und danke erstmal für das Interview mit Euch. Uns geht’s recht gut, ist gerade alles ziemlich aufregend, da wir so nach und nach die Reviews zur neuen Platte bekommen und wir einiges planen für dieses Jahr, und wir hoffen, dass alle unsere neue Platte mögen… also aufgeregt aber super!
Zuerst einmal fällt Eure Namensänderung ins Auge! Was waren die genauen Gründe dafür, dass aus THE SHITHEADZ jetzt MOTORJESUS wurden? War der Bandname denn wirklich so schlimm, dass man ihn zensieren musste?
Also der Namenswechsel kam zustande, weil wir seitdem wir unsere erste Platte "Dirty Pounding Gasoline" bei Locomotive veröffentlichten, immer wieder mit unserem Bandnamen angeeckt sind, sei es, dass Leute uns in eine falsche Schublade ordneten und dachten, wir machen Punk, oder wir Zensurprobleme in den USA bekamen. Der Name SHITHEADZ führte leider immer wieder dazu, dass man uns Steine in den weg legte, oder wir selbst auch merkten, dass man immer etwas gemischt auf den Namen reagierte. Als wir dann noch erneut Probleme mit Zensur bekamen, da wir auf einigen Samplern nicht teilnehmen konnten, weil deren Urheber Angst hatten, Probleme mit einer Band namens SHITHEADZ zu bekommen, mussten wir und unsere Plattenfirma uns wohl eingestehen, dass wir uns unter dem Namen sehr viel verbauen. Also überlegten wir recht lange herum wegen neuem Namen und entschieden uns dann für MOTORJESUS, da dies ein Song des ersten Albums ist und somit ein bisschen eine Brücke dahin schlagen soll, dass wir immer noch die gleiche Band sind, uns eben nur umbenannt haben. Somit ist "Deathrider" auch definitiv unser 2. Album und kein Neustart!
Ist der Name MOTORJESUS so gesehen nicht auch gefährlich, gerade im Hinblick auf die "christlichen" USA?
Klar, wir machen uns um so religiöse Fanatiker schon unsere Gedanken, und viele Bands sind wegen Benutzung christlicher Symbolik oder Provokation schon angefeindet worden, aber erstens denke ich, dass wir ja mit dem Wort "Jesus" im Bandnamen nichts als positiv oder negativ bewerten, sondern ihn einfach in dem Zusammenhang als Metapher für das Predigen benutzen… Rock´n´Roll predigen sozusagen. Und das kann doch nicht verboten sein. Zweitens gibt’s so viele Bands, die da viel provokativer zu werke gehen, und drittens denk ich schon, dass der neue Name auch eher die Musik widerspiegelt, die wir machen. Im Großen und Ganzen haben wir schon ab und zu so Momente, wo man mal drüber nachdenkt, dass man evtl. religiöse Gefühle verletzen könnte, aber im Grossen und Ganzen…. Ach, scheiß drauf!
Seht Ihr in der Namensänderung eventuell das Problem, dass sie Eurer bisherigen Bekanntheit schaden könnte? Immerhin weiß nicht jeder auf Anhieb, dass es sich um dieselbe Band handelt und die SHITHEADZ nach wie vor existieren.
Also, wir sind schon sehr bemüht darum, dass jeder mitbekommt, dass wir vorher THE SHITHEADZ hießen, und ich denke, die Leute, die uns vorher schon kannten, haben das recht schnell kapiert, und die meisten konnten auch die Gründe für den Namenswechsel verstehen. Wir schreiben immer und überall "ex - The Shitheadz" oder "ehemals The Shitheadz" hin, egal, ob in ´ner Mail, auf Postern oder sonstwie. Ich denke, früher oder später werden das schon alle mitbekommen, ich mache mir da keine Sorgen.
Seid Ihr denn mit Eurem aktuellen Werk "Deathrider" soweit zufrieden? Wo seht Ihr Unterschiede zum Vorgänger "Dirty Pounding Gasoline"?
Doch, wir sind alle ziemlich mit dem Ergebnis der Platte zufrieden, vor allem der Sound ist echt ´ne Verbesserung zu "Dirty Pounding Gasoline", und wir sind alle, glaube ich, wieder ein bisschen besser geworden musikalisch. Im direkten Vergleich zum Vorgänger ist die neue Scheibe definitiv mehr Metal, ´ne Ecke düsterer und härter, ansonsten sind wir uns treu geblieben. Es war wieder eine neue Erfahrung, diese Platte aufzunehmen, und Arbeitsweisen, die wir hatten, mussten wir überdenken und teils anders angehen. Das ist immer sehr lehrreich. Das ist halt so, dass man für die erste Platte einfach viel von seinen Demos nimmt und die Songs teils schon Jahre draufhaben. Aber dann mit einem zweiten Album muss man innerhalb von wenigen Monaten am besten ein gleich gutes oder besseres Ergebnis erzielen. Das ist nicht so leicht und erfordert eben einiges Umdenken. Ich bin froh, dass wir den Schritt scheinbar gut hinbekommen haben, deshalb ist "Deathrider", genau wie das Debüt, was Besonderes, in ´ner anderen Art und Weise.
Auf Eurer Homepage steht, dass Ihr in Euren früheren Tagen "Hardcore Metal" gespielt habt. Wie würdet Ihr Euren Stil heute bezeichnen?
Früher haben die Jungs ja auch noch in ´ner anderen Besetzung gespielt, waren recht jung und haben einfach das gemacht, was herauskam. Das klang für mich immer wie "PRO - PAIN auf Death Metal", war aber nicht so richtig Hardcore, aber ich persönlich fand die immer nett live zu sehen. Bevor ich damals selbst bei ihnen eingestiegen bin, war alles viel brachialer… Wir kannten uns schon von einigen gemeinsamen Konzerten mit meiner alten Band DIVINE ZERO, die aber mehr so Death Metal waren, und man hatte sich ziemlich gut angefreundet.
Aber schon als ich einstieg, waren THE SHITHEADZ kurz vorher in eine viel straightere, Rock - orientierte Richtung aufgebrochen, die Arrangements viel flüssiger und weniger komplizierte Riffs. Durch das rockigere Singen kamen wir dann schnell zu der neuen Richtung, und als der Andreas einstieg, der ja sehr von 70´s Rock und 80´s Metal beeinflusst ist, ging das ganze schnell in ne Richtung aus Rock´n´Roll, Metal und Stoner Rock. Inzwischen gehen wir hier und da wieder etwas härter zur Sache, und das Stoner Rock - Element ist ein bisschen zurückgetreten… das ist das, was jetzt dabei rauskommt… Irgendwas zwischen Heavy Metal, Rock´n´Roll und Klassischem Hard Rock.
Zwischen 1992 und 2001 habt Ihr (laut Eurer Discography) mit "0.45 Cal" nur ein einziges Demo mit vier Songs veröffentlicht. Warum gab es nicht mehr Veröffentlichungen in all den Jahren?
Es gab zwischen ´92 und ´01 eigentlich so zweieinhalb Demos in der alten Besetzung. Viele Leute wundern sich ja drüber, dass es die Band so lange gibt und wir erst 2004 ein erstes Album veröffentlicht haben, aber dazu muss man sagen, dass es nach der Gründung ´92 erstmal bestimmt noch drei Jahre dauerte, bis die Band erstmal ihre Instrumente soweit beherrschte und erste ernst zu nehmende Songs in einem Stil entstanden. Die Jungs hatten sprichwörtlich ihre Instrumente unterm Christbaum liegen, und das ganze war die ersten Jahre mehr ´ne Spaß - Sache von 13 - jährigen Jungs. Dann wurde erstmal ´n bisschen METALLICA und GUNS´N´ ROSES gecovert. Dann, als Olli als Drummer hinzukam und Thomas als erster ernsthafter Sänger, wurde das ganze zu so ´ner Art Metalcore, und dann nahm man ein erstes Demotape mit sechs Songs auf, das irgendwas mit "Outer Space Hardcore Attack" hieß oder so ähnlich. Das war so die Zeit, wo auch die ersten richtigen Auftritte mit Viersener und Gladbacher Bands waren, und SHITHEADZ waren viel mit Bands wie DRIFT, COPYKILL oder ANGRY CLOWNS unterwegs, wo jetzt Leute bei DEADSOLI oder sogar CALIBAN zocken. Allerdings schrieb man sich zwar Hardcore auf die Fahne, aber die Jungs waren keine Hardcore - Leute. Ja, und ´97 irgendwann folgte dann das zweite Demo "0.45 Cal", das sogar richtig gepresst wurde. Danach hat man noch mal in einem Studio ein paar Stücke eingeholzt, die aber nie als Demo veröffentlicht wurden. Und 99/00 ca. fand dann der Sängerwechsel und auch der Stilwechsel statt, und wir selbst reden eigentlich ab da erst von der Band im jetzigen Sinne und der jetzigen Besetzung… den Rest kennt man ja. Also ganz unaktiv waren die Jungs nicht… war eben schon ´ne andere Band irgendwie….
Wie kam Euer Deal mit Locomotive so schnell zustande? Nach Veröffentlichung des Demos "Demonride" ging ja alles recht fix?!
Es ging nicht ganz so schnell. 2001 hatten wir mit "Demonride" ja recht gute Resonanzen mit einem Beitrag auf dem "Rock Hard Unerhört" - Sampler, wo Bands ohne Deal präsentiert werden, und da hatten wir zuerst Kontakt zu ´nem relativ bekannten Typen, der uns damals wohl cool fand und uns produzieren wollte. "Produzieren" hieß für ihn wohl soviel wie uns vorzuschreiben, was wir mit unseren Songs zu machen haben, also er wollte auch Einfluss aufs Songwriting nehmen. Da der Typ der Sänger einer sehr bekannten deutschen Mittelalter Rock Combo war/ist, dachten wir ja zunächst: "Ok hör´n wir uns mal an, was der Mann zu sagen hat, vielleicht hat er ja gute Ideen!". Aber er wollte aus uns irgendwie ´ne kommerzielle Punk - Band formen oder was weiß ich, so dass wir den Kerl schnell in die Wüste geschickt haben. Wer lässt sich schon gern was zu seiner Musik erzählen?! Dazu gehörte damals noch eine Management /Booking - Agentur, die uns wiederum 2002 den Slot bei MOTÖRHEAD besorgte. Und da sich das alles zerschlug, nachdem wir dem Typ die Zusammenarbeit kündigten, standen wir erstmal wieder ohne irgendwas da. Bei der MOTÖRHEAD - Show haben uns dann Leute von Locomotive gesehen, die sich dann kurz danach meldeten. Aber erst als wir das Vier - Song - Demo von "Dirty Pounding Gasoline" 2003 rausbrachten, meldeten sie sich noch mal um uns den Deal anzubieten.
Ihr genießt einen Ruf als sehr gute Live - Band. Was war denn Euer bisheriges Highlight in Sachen Konzerterfahrungen?
Coole Open Airs generell, Festivals wie das "Holzstock" oder das "RAR Festival", und natürlich bleibt die Show mit MOTÖRHEAD und ANTHRAX unvergessen; wir hoffen ja, dass uns das vielleicht irgendwann noch mal passiert…… das wäre das Coolste, weil es einfach so super gepasst hat, und MOTÖRHEAD und ANTHRAX wahnsinnig nette Bands sind, die sich nach dem Gig teilweise sogar Shirts von uns gekauft haben - der John Bush zumindest…. Ach ja, und unsere erste Tour 2004 mit den Chaoten von AOK war ein sehr prägendes Erlebnis… die Jungs sind so beknackt, aber super! Jeden Abend deren "Nackedei Baguette am Hintern reiben - Show", das prägt fürs Leben!!!
Was werden wir in der nächsten Zukunft von MOTORJESUS erwarten können?
Wir hoffen, dieses Jahr noch auf Tour zu kommen, und wir werden einige kleinere Sommerfestivals spielen, wie z.B. das "Dong Open Air" oder das "Rage Against Racism". Ansonsten arbeiten wir schon fleißig am "Deathrider" - Nachfolger, der hoffentlich nächstes Jahr erscheint. Und wir hoffen, dass alle die, die das Lesen, mal auf einem unserer Gigs vorbeischauen und mit uns einen heben!!! Und hört mal in "Deathrider" rein unter www.motorjesus.com oder www.myspace.com/motorjesus.
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