Mit QUEENSRYCHE ist das so eine Sache. Ihren Zenit haben sie definitiv überschritten, dennoch machen die restlichen Band-Mitglieder um Geoff Tate ihre Sache hochgradig professionell. Und die Stimme Tates ist auf diesem Werk erneut über alle Zweifel erhaben. Er klingt höhensicher, er singt mit großen Wiedererkennungswert, bringt die Melancholie des recht balladesken Gesamtcharakters des Albums angenehm rüber. Wozu auch das Gesamtkonzept passt, es handelt nämlich von amerikanischen Kriegs-Teilnehmern (vom Zweiten Welt- bis zum Irak-Krieg). Dabei legte sich vor allem Tate ins Zeug, führte vorher Interviews mit den Betroffenen, wovon Fetzen genau wie zahlreiche Effekte in die Songs gesampelt sind. Ambitioniert. Was auch auf Songs wie „At 30000 Feet“ oder „The Killer“ zutrifft, die niveau-mäßig sogar in die Nähe eines durchschnittlichen Operation-Mindcrime-Songs kommen. Aber wo Licht ist, da halten (mitunter in die Jahre gekommenen) Legenden eben auch Schatten bereit. Und so nervt das pathetisch-schnulzige „Home Again“ mit dem Einsatz der Kinderstimme von Tates Tochter. So etwas haben Pink Floyd, Udo Dierkschneider und sogar dessen Namensvetter Lindenberg wesentlich besser, glaubwürdiger und passender hinbekommen. Dennoch ist die Scheibe lange keine Enttäuschung, aber der echte Burner ist es eben auch nicht – nicht schlecht, sehr erwachsen aber eben auch stellenweise viel zu durchschnittlich. Oder doch anders herum? Vielleicht ist das Glas auch eher halbvoll als halbleer. Ist ja immer so eine Sache…
THE CASCADES kommen 3 Jahre nach dem hörenswerten „Dead Of Dawn“ im 20. Jahr ihres Bestehens mit ihrem nunmehr fünften regulärem Album um die Ecke. Die Berliner Gothic Rocker erinnern dabei neuerdings nur noch zum Teil an die unverzichtbaren SISTERS OF MERCY oder HIM, es kommt da auf Grund des Gesanges (neuer Mann, Ben Richter, THANATEROS, ex-EVER EVE) eine etwas räudigere Version der THE 69 EYES oder der Kollegen von LACRIMAS PROFUNDERE in den Sinn. THE CASCADES setzten jetzt also mehr auf schwermütigen Hard Rock den auf Gothic-Affinität; Keyboards kommen höchstens mal als schmuckes Beiwerk vor, die Betonung liegt auf Gitarre und Gesang. Und so sind es auch die flotteren Melo-Rockern wie „All The Best“ oder „Falling World“, der fast schon aggressive Rausschmeißer „Something To Happen“ und das mit einer gewissen Doom-Härte daherkommen „Another Dream“ welche THE CASCADES Anno 2009 prägen. Musikalisch ist das alles nichts Neues und gesanglich mit der Zeit etwas eintönig (was die Szene ja liebt), aber „Something To Happen“ ist recht fett produziert und THE CASCADES haben auf ihrem neuen Werk genügend Tanzflächenfutter an Bord um zu punkten.
Langweilen sich zwei Black Metaller, machen sie ein neues Projekt auf. So auch im Falle von IXXI, deren Mitglieder Verbindungen zu so illustren Bands wie ONDSKAPT, LIFELOVER, ZAVORASH und DIMHYMN haben. Genau. Abseits des true Undergrounds nicht sonderlich bekannt. Es stellt sich aber wieder die Frage, warum die Welt noch ein Black Metal-Projekt klingt, bei dem nur Altbekanntes durchgekaut wird und mit Zitaten von SATYRICON angereichert. Immerhin wurde sich beim Songwriting Mühe gegeben und auf mehr als nur ICE-Black Metal mit Bienenschwarmgitarren gesetzt („Western Plagues“), aber spannend ist das Alles trotzdem nicht geworden. Als zusätzlichen Nervfaktor gibt es einen Klischee-Keifgesang, der so ab dem dritten Song gepflegt nervt. Stellenweise ist die Scheibe ganz passabel, aber das rettet sie auch nicht vor dem Sturz in die Belanglosigkeit in einem überfüllten Genre. Wenn Black Metal, dann die Originale und die innovativen Bands, aber nicht das unmotivierte Projektscheibchen einiger Musikers aus der dritten Reihe.
Für VANNA gab es keinen Grund, ihren Stil groß zu verändern, kamen doch sowohl die EP als auch das 2008er Debütalbum „Curses“ gut an und dürften sowohl der Band als auch Epitaph ordentlich Kohle von schmachtenden Girlies und 17jährigen Rebellen gebracht haben. Immerhin muss VANNA zugute gehalten werden, dass der aggressive Gesang seine dominante Rolle nicht aufgeben musste, wie „We Are Nameless“ zeigt – gleichzeitig ist der Song aber auch Paradebeispiel für die Berechenbarkeit der Songs. Der Aufbau ist typischer Screamo, hat genau Null Überraschungen und macht seinem eigenem Titel alle Ehre. Das ist das Problem mit VANNA, wie es schon bei „Curses“ klar wurde: die Band ist komplett gesichtslos und unterscheidet sich kein bisschen von den tausend anderen Bands des Genres. Einen zwingenden Grund für den Kauf des Albums gibt es nicht, auch wenn die Songs solide geworden sind und die Produktion druckvoll. Aber auch das lässt sich anno 2009 über jede Screamo-Band sagen…