Das Trio LAST MOON´S DAWN aus Niedersachsen veröffentlicht mit „Episodes Of The Dawn“ sein erstes Demo, auf dem die Band versucht, harschen Black Metal mit epischen Schlachthymnen in der Tradition BATHORY´s unter einen Hut zu bekommen. Doch scheitert manchmal der hochgesteckte Anspruch an den eigenen Fähigkeiten, denn die neun Stücke auf der Scheibe ziehen sich wie Kaugummi dahin. Die chorartigen Klargesänge von Azalon sollen anscheinend heroisch daherkommen, sind aber so mitreißend und ausdrucksstark wie die Zusammenfassung einer Bundestagsdebatte in der „Tageschau“. Überhaupt wirken die Songs, als seien sie mit einer Überdosis Valium eingespielt worden; lahmarschige Schrammelgitarren treffen auf Songstrukturen ohne jegliche Spannungsbögen, und die Melodien erinnern öfter an einen gescheiterten Versuch, BLIND GUARDIAN´s „The Bard´s Song“ mit Skandinavischer Kälte zu tunen. Das Ergebnis klingt einfach langweilig, ermüdend, undynamisch und alles andere als heavy oder Old School as fuck. Wenn sich LAST MOON´S DAWN nicht bis zum nächsten Streich eine Handvoll Talent bei „Ebay“ ersteigern, sehe ich echt schwarz. Das bleibt dann auch das einzig wirklich Dunkle hier…
P. Paul Fenech ist auch nicht mehr der Jüngste, trotzdem aber so aktiv wie nie zuvor. So veröffentlichte er in den letzten Jahren regelmäßig ein Album pro Jahr, abwechselnd solo und mit seiner Band, den METEORS. Mit letzteren ist er schon seit fast 30 Jahren unterwegs, und völlig zu Recht gelten sie als DAS Psychobilly-Urgestein schlechthin. Wer bei den drei Herren aber altersbedingte Mäßigung erwartet, könnte falscher nicht liegen. Schon die „Hymns Of The Hellbound“ von 2007 haben gezeigt, dass sie noch lange nicht zum alten Eisen gehören, und mit „Hell Train Rollin“ setzen sie teilweise sogar noch einen oben drauf. Schon der Opener „Never Stop The Hate Train“ rollt einem Höllen-Zug gleich böse durch die Gehörgänge. Und genauso unaufhaltsam geht es dann im typischen METEORS-Sound weiter, mit klackerndem Kontrabass, halligem 50s Surf-Gitarrensound und Fenechs charakteristischem Krächz-Gesang. Die Produktion ist ebenfalls wie immer in bester METEORS-Manier gehalten, so schafft der leicht trashige Sound eine Atmosphäre zwischen Horror-B-Movie und Spaghetti-Western. Langweilig wird es dabei nie, denn in die Songs sind immer wieder Elemente eingebaut, die für Abwechslung sorgen. So gibt es etwa in „Down and Dirty“ zwei Jam-Parts von Kontrabass und Gitarre und in „Slice By Slice“ Western-Einflüsse zu hören und wird in „Devilbone Fugue“ die Mundharmonika ausgepackt. Mit „Surfin Home On A Dead Girl“ wird dann auch noch wieder einmal ein tolles Surf-Instrumental zum Besten gegeben. „Hell Train Rollin“ ist ein großartiges Album geworden und klingt, wie ein METEORS-Album klingen muss: intensiv, dreckig und böse. Für die Fans der Band wird die Scheibe daher ein einziger Genuss sein, und die METEORS haben einmal mehr bewiesen, dass sie immer noch die (wenn auch selbsternannten) Kings of Psychobilly sind.
Auf dem Cover meint man 3 US-amerikanische Rednecks zu erkennen. Auch der Sound scheint mit seiner Mischung aus Alternative, Stoner, Post Grunge und Blues direkt aus einem gottverlassenen Wüstenkaff zu kommen und die Namen Jack F. Knight (räudig, traurige, weinerlicher Gesang und Schlagzeug), Mike Henry Leak (Gitarre) und Z. Rivers (Bass) runden die Vorurteile letztendlich ab. Aber Pustekuchen. THE BLUESTATION kommen aus Helsinki und legen mit „Over The Top” ihr zweites Album vor, das einem spontan KYUSS und FU MANCHU, aber auch NASHVILLE PUSSY und gar BLACK STONE CHERRY in den Sinn kommen lässt. Tracks wie die flotten Rocker „Over The Top“, „Pink Sneakers“ und „Boner” laden zum coolen bangen ein; das an frühen 90er Grunge erinnernde „Roadkill“, das schön tief basslastige und kompakte „Pour Homme“ und „Shotgun” grooven zeitlos. Damit genügen allesamt dem Anspruch des dreckigen Rock’n’Roll und dürften Live so manchen zu einer Bang und Whiskey-Orgie animieren. Allerdings sind THE BLUESTATION nicht alleine auf Erden. Obwohl die Finnen fraglos erdiger als die meisten der skandinavische Kollegen klingen, ist es noch wenig Weg zu ihren amerikanischen Marktbegleitern. Fazit: „Over The Top“ ist also absolut partytauglich, auch wenn man das Ganze schon X-Mal woanders gehört hat. Passt schon.
Sich als junge Band in eine Reihe mit IRON MAIDEN, MOTÖRHEAD und BLACK SABBATH zu stellen zeugt von einer gesunden Portion Selbstbewusstsein. Oder einem Hang zur gnadenlosen Selbstüberschätzung, das ist ein schmaler Grat. MALEFICE fallen eher in die zweite Kategorie, denn mehr als ein solides Death/ Thrash-Album ist „Dawn Of Reprisal“ nicht geworden, was für die selbstgewählten Vergleiche mit den Schöpfern von „Run To The Hills“ und „Bomber“ nicht reicht. Dabei machen die Briten handwerklich keine schlechte Figur und verstehen es, ihre aus THE HAUNTED, MACHINE HEAD und Schwedentod zusammengemixte Chose gut in Szene zu setzen, aber letztlich hapert es beim Songwriting. Das hat zwar anständige Songs zustande gebracht, aber die ganz großen Kracher fehlen, die MALEFICE im Gedächtnis des Hörers verwurzeln. Zu oft klingt das auf „Dawn Of Reprisal“ Gebotene nach tausendmal gehörter Standardkost, zudem sind MAELFICE in zu vielen Fahrwassern unterwegs und verzetteln sich auf der Suche nach eigener Identität zwischen Death Metal, Neo Thrash und Metalcore. Das macht „Dawn Of Reprisal“ zu einer zwar guten Scheibe, die sch von der Konkurrenz aber nicht abheben kann und an die großen Vorbilder (einheimisch wie musikalisch) nicht heranreicht.
BRUTAL TRUTH haben sich eine längere Auszeit genommen, vorsichtig gesagt. Warum sich die Amis wieder zusammengetan haben, wird aus dem dem Promo-Waschzettel nicht wirklich klar, ist aber im Grunde auch wumpe – Hauptsache, die 20 neuen Songs sind BRUTAL TRUTH wie eh und je. BRUTAL TRUTH haben mehr drauf als nur stumpfes Gehacke, das war ja schon immer so und hat die Band eine breit gefächerte Fanschar eingebracht. „Evolution Through Revolution“ erbringt den Beweis mit dem fiesen „Detached“ oder dem fast schon Mathcore-mäßigen „Global Good Guy“, genau wie mit dem noisig den Schädel spaltenden „Itch“. Handfeste Grindnummern haben die vier älteren Herren aber auch drauf, „Turmoil“ oder „Lifer“ seien hie genannt. Handwerklich haben die Herren immer noch ein sehr hohes Level, allen voran Kevin Sharp mit seinem Organ, das Heerscharen von Shoutern beeinflusst haben dürfte. Burke entlockt seiner Gitarre haufenweise abgefahrene Töne, die weit weg von eindimensionalen Grindriffs sind, während die Herren Lilker und Hoak für den nötigen Punch sorgen. Oder in kurz: BRUTAL TRUTH melden sich mit einem Paukenschlag zurück und zeigen den Jungspunden, wo der Grindhammer hängt! Saustarke Scheibe!
Portraitfotos auf dem Booklet sind nicht sicher nicht jedermanns und auch nicht mein Geschmack. Und WERTSTAHL ist ein komischer Bandname und schreit nach martialischer Brachialität - und die Musik klingt auch so wie die beiden Typen auf dem Cover aussehen. Akkuratat frisiert, schwarze Stiefel, hautenge Shirts und auf der Tanzfläche wird marschiert: WERTSTAHL bedienen in gewisser Weie oldschooligen EBM wie er vor zehn bis zwanzig Jahren populär war. Und doch tun sie es anders. Denn "Kontrol" ist bei weitem nicht so stumpf und gradlinig wie ihn die Urväter so charmant machten. Ob dies Fluch oder Segen ist mag im Auge des Betrachters liegen. An einigen Stellen blitzt moderner tanzbarer Industrial durch, dann wiederum geben sich WERTSTAHL ideenreich und experimentiertfreudig - "Identity First Pass" blubbert elektronisch um dann bei "Identity Second Pass" sich in breakig-hippen Gefilden zu tummeln die auch schon bei neueren SKINNY PUPPY doof klangen. Absolut klassisch clubtauglich sind dabei etwa "Kontrol" oder das pumpende und mit bösen Vocals versehene "Sudden Death". Verspielter und beinahe in STROMKERNschem Territorium siedelt sich "XP" an während "Der Mechanische Soldat" mit deutschem Text, teils sehr klaren, vorgelesen wirkenden Vocals und simpel treibendem Beats sehr authentisch Deutsch-EBMisch und balastbefreit auftritt. Für diese Art von Musik ist "Kontrol" ein erstaunlich und überraschend abwechslungsreiches Album geworden, das aber darunter leiden könnte, den Puristen zu verspielt und den jungen Geballersoldaten nicht hart genug zu sein.