„Steig ei, mir fahr´n in de Tschechei!“ sangen einst De Randfichten. Dort suchten sie aber weniger den Holzmichl, sondern vermutlich Waldbewohner Morbivod, der unter dem Namen WAR FOR WAR bereits zwei komplette Langspielplatten in Eigenregie aus dem Baum geschnitzt hat. Album Nummer drei trägt den Titel „Kovy Odjinud“ (englische Übersetzung bedeutet „Metals From The Other Side“) und weiß über seine gesamte Spielzeit zu überzeugen. Morbivod besitzt ein wirklich gutes Gespür für ohrwurmartige Hymnen mit viel Dynamik, die zwar einerseits schön schwarzmetallisch-räudig (mit sehr guten, kalten, sägenden Gitarren!) klingen, aber nicht in demoartigen Soundbrei ausarten. Garniert werden die recht bombastischen, meistens in flottem Midtempo gehaltenen Stücke (Keyboards sind zwar vorhanden, werden aber sehr geschickt und songdienlich eingesetzt) mit diversen akustischen Zwischenparts, die dem Album zu zusätzlicher Musikalität verhelfen. Hört Euch mal das leicht progressive „Srazka S Vekem“ oder die schnelle, sehr geile Mitgrölnummer „Dlouha Zila“ an und entdeckt eine echte Black Metal-Perle aus Osteuropa, das zuletzt ja eher leider durch seine hakenbekreuzten Bands auf sich aufmerksam machte. Als Bonus gibt es noch eine coole Coverversion des Songs „Vykoupeni“ von Morbivod´s kultigen Landsleuten MASTER´S HAMMER, an denen sich die Ein-Mann-Armee WAR FOR WAR auch insgesamt orientiert. Starke Vorstellung!
Da stapft der Australier durch den Schnee, 15 Minuten lang sind immer mal wieder die beiden Füße Sin-Nannas zu sehen. Stapf, stapf, stapf. Und die unteren Gledmaßen nicht im Bild sind, kommt der Schwenk – auf einen menschenleeren Waldweg – alles natürlich schwarz-weiß. Hui, Misantrophischer Natur-Black-Metal. Die Musik ist minimalistischer Black Metal mit ein wenig Ambient. Andere sagen, es klingt abwechselnd nach ausgekipptem Werkzeugkasten und studentischer Teestube. Im nächsten Abschnitt marschiert Kamerad Menschenfeind dann durch die Nacht und den Wald, alternierend gibt’s Kerzenlicht – und ab und ab lugt der Gekalkte himself mal aus dem Dusteren hervor. Ähnlich (es dämmert) sieht auch „Beneath the Fields of Rapacious Blood“, der dritte von insgesamt acht Titeln aus. Hier zischeln nur noch die Hiheads, während dazu der Humanoid aus Down Under böse wimmert. Mit Song sieben geht’s dann endlich wieder in den Schnee, musikalisch aber bleibt es beim Alten, schlechter geht ja auch nicht. Das abschließende „Homosapiens Devoid“ schießt dann quasi den Vogel ab, da hat es der Kollege vom fünften Kontinent mit den Drogen endgültig übertriebem Zusätzlich bietet die DVD eine „Forest Gallery“ (im Ernst: Bilder im Wald, im Dunkel und auf der Heide) sowie eine „Treeography“ (die Auflistung der unzähligen überflüssigen Veröffentlichungen von „A Tragic Journey“ bis „Nefaria“). Ich weiß nicht, warum das sonst echt gute Label diesem Stoffel eine Plattform bietet, aber das STRIBORG-Motto „No Contact, No Interviews“ sollen sie endlich um „No Music“ erweitern. Dieses Ein-Mann-Projekt ist so schlecht, dass es nicht mal zum lachen taugt. Ich höre jetzt lieber dem Angestellten des Getränkemarktes um die Ecke beim Sortieren zu…
Die Norweger SJODOGG bestehen aus (Ex-) Mitgliedern von CREST OF DARKNESS, ENTHRAL und THE FLESH und wollen laut eigener Aussage „dunkle Musik mit dem Schwerpunkt auf Atmosphäre und Groove“ spielen, was dem Vierer auch ganz gut gelingt, zumal die Entscheidung, kein High-Tech-Geballer zu praktizieren, sondern eher minimalistisch und old-schoolig vorzugehen, die Zugänglichkeit zum Songmaterial noch verstärkt. SJODOGG scheuen bei ihrer Mischung aus Black (mehr)- und Death Metal (weniger) weder leicht progressive Ausflüge in Form geschickt platzierter Breaks noch diverse Spoken Word-Parts, was „Landscapes Of Disease And Decadence“ zu einer sehr hörenswerten, wenn auch nicht überragenden Angelegenheit werden lässt. An ihren Songwriting-Künsten müssen Dracuneulus, Vulnus und Co. noch etwas arbeiten, da kein Song der Scheibe dauerhaft im Ohr hängen bleibt und sich mitreißende Hymnen auch noch nicht ausmachen lassen. Einen schlechten Job macht die Band aber nicht, so dass Freunde von anspruchsvolleren, aber rohen Klängen ruhig mal reinhören dürfen.
Black Metal aus Frankreich hat ja in der Szene immer noch eine Ausnahmestellung, da unsere Froschfahrgestell-mampfenden Nachbarn in Sachen härterer Klänge stets zurückhaltend waren und kaum nennenswerte Bands hervorgebracht haben. Doch inzwischen gibt es etwa mit (den in letzter Zeit besser gewordenen – früher war´s nicht auszuhalten!) BLUT AUS NORD oder den famosen DEATHSPELL OMEGA ein paar interessante Zuwächse, die die Szene eher bereichern denn zum Abwinken anregen. Eine weitere dieser neuen Bands nennt sich HEGEMON und veröffentlicht mit „Contemptus Mundi“ bereits ihr drittes Album, das ebenfalls sehr positiv überrascht. Das Quartett mit den sehr kryptischen Namen beherrscht die alte norwegische Schule, klingt auf der einen Seite räudig genug, die Basis zu bedienen, kann auf der anderen Seite aber auch mit großer Musikalität, einem Schuss Progressivität und einer kraftvollen Produktion glänzen, die auch notorische „Das klingt alles zu sauber!“-Nörgler zufrieden stellen sollte. HEGEMON schaffen also den gerade im Black Metal schwierigen Spagat zwischen Tradition und Moderne spielend und stellen Qualität an erste Stelle. Etwas packender könnten die kalten Hymnen zwar noch sein, aber etwa mit dem bombastischen, tollen „Asakku“ oder dem geilen „Eli, Eli, Lamma Sabacthani“ zeigen sie schon, was machbar ist. Falls sie diese Klasse beim nächsten Mal über ein komplettes Album hinweg halten, ist ganz locker der „Tipp“ drin!
Spätestens mit ihrem überragenden dritten Streich “Stab Wounds” haben die Bayern DARK FORTRESS den heimischen Black Metal-Thron bestiegen und ihren Platz dort mit dem ebenso genialen „Séance“ ganz locker verteidigt. Mit ihrem neuen Werk „Eidolon“ schafft die Band einen weiteren Sprung nach vorne, denn einerseits klingt das Album weder nach den Vorgängern noch verzettelt sich das Sextett in waghalsigen Experimenten. Ein musikalischer Zugewinn dürfte auch Neu-Frontmann Morean (der neben Gitarrist V Santura und Drummer Seraph noch bei NONEUCLID zu hören ist) sein, der bereits den völlig abgefahrenen Song „Incide“ zum letzten Album beigesteuert hat. Der studierte klassische Komponist (!) kann seinen Vorgänger Azathoth in Sachen Stimmgewalt mühelos ersetzen, aber keine Panik: auch auf „Eidolon“ wurde auf Klimperorgien und Pseudo-Progressivität verzichtet und der Stil gegenüber dem Vorgänger sogar noch in weiter in Richtung Zugänglichkeit verschoben. Für mich persönlich klingt „Eidolon“ einen Tick eingängiger als „Séance“, aber das ist letztendlich Ansichtssache. Fakt ist, dass durchgehend obergeile Dunkelhymnen wie „Baphomet“ (mit Ober-„Uuuhhh“ Tom Warrior als Gastsänger – eine Folge von V Santura´s Arbeit als ständiger Tourgitarrist bei CELTIC FROST), „The Unflesh“, das frostige „Analepsy“, das fast schon punkige „Edge Of Night“ oder das abschließende, gewohnt vertrackt-böse „Antiversum“ in diesem Bereich ihresgleichen suchen. Schwächen kennt das Album keine; lediglich das ominöse Konzept über astrale Projektionen, das Spiegelbild und Transzendenz dürfte bei den Fans für ein wenig Kopfzerbrechen sorgen, aber das ist eben der Preis, wenn man eine in mehreren Ebenen agierende und in jeder Hinsicht anspruchsvolle wie gleichzeitig tiefdüstere Band wie DARK FORTRESS an sich heran lässt. Grandios!
Die Finnen scheren sich um nix, weder um Trends noch um Veröffentlichungspolitik. Sie geben alle paar Jahre mal eine Scheibe auf den „Markt“ (dies ist die dritte), und die ist dann so traditionell, dass sich nicht wenige fragen werden: Was soll so eine Scheibe? Der Versuch einer Erklärung: BEHEXEN schaffen es, aus vollkommen reaktionären Zutaten ein überaus atmosphärisches Werk zu kreieren. Dabei verzichten sie auf Keyboards (zum Glück) und klinischen Super-Sound, und dafür schaffen sie es, mit den Gitarren beinahe immer sehr hymnisch im Namen Satans zu attackieren. Sie nutzen ihre eigene Seele dabei genauso wie gelungene Tempowechsel und unendlich monotone Parts. Aber egal ob hasenfickerig schnell oder lavadesk – immer haben die Soumis Gespür für den Song, für das Erleben eines wahrhaftig antichristlichen Statements. Hier könnt ihr nicht nur hören, hier könnt ihr auch fühlen, was echter Black Metal sein kann. Und wenn dann gelegentlich sogar noch epische Bathory-Zitate in gelungener Weise dazu gesellen, dann gibt es eigentlich nicht viel zu kritteln. Oder um es mit den Worten des Font-Krächzers Torog, zuständig für „Worship Incantantions“, zu sagen: ,Let The Horror And Chaos Come’ – das soll diese Scheibe. BEHEXEN sind dabei gern behilflich.
Rein theoretisch könnte ich hier das Review von Kollege Memme zum Vorgänger “When The Ravens Fly Over Me“ eins zu eins übernehmen, denn nahezu alle Fakten und Stilbeschreibungen treffen auch auf „Call Of The Broken Souls“, das zweite Album des Quartetts, zu. Die spanischen Black Metaller stehen in ihrer Heimat so gut wie alleine da, doch dafür machen sie einen wirklich guten Job! DANTALION klingen einerseits musikalisch und auf Progressivität, Anspruch und Atmosphäre ausgerichtet, auf der anderen Seite aber auch ausreichend böse und authentisch. Stilistische Vergleiche mit Bands wie DARK FORTRESS oder NAGLFAR sind daher nicht ganz von der Hand zu weisen, denn auch auf pompöse Keyboard-Orgien legen die Spanier keinen Wert, sondern beziehen ihren Bombast einzig aus der hymnischen Ausrichtung der Stücke. Das einzige Problem dieser Scheibe ist das noch nicht ganz ausgereifte Songwriting, das die Songs trotz ihres durchweg hohen Niveaus nicht im Ohr haften lassen will. Auch nach dem fünften Durchlauf hat sich kein herausragendes Stück bemerkbar gemacht, was „Call Of The Broken Souls“ dann zwar zum empfohlenen Anspieltipp, aber nicht zum Hammerwerk macht. Wenn die Spanier hier in Zukunft noch etwas mitreißender zu Werke gehen, ist vielleicht beim nächsten Mal der „Tipp“ drin. Keine große Steigerung zum Debüt, aber auf alle Fälle eine sehr hörenswerte Angelegenheit!
Aus Nordrhein-Westfalen stammt diese Band, die 2004 von Gitarrist und Sänger Kain als Ein-Mann-Projekt unter dem Namen KÄLTETOD gegründet wurde, doch bereits 2005 aufgrund von Verwechselungsgefahr den Namen THYRGRIM bekam. Zwischenzeitlich als Trio (das auch den ersten Longplayer „Winterhall“ eingespielt hat) unterwegs, sind nur noch Kain und Drummer Sturmgeist übrig geblieben, die auch für den neuesten Streich „Niedergang“ verantwortlich zeichnen. Das in Eigenregie produzierte Werk bietet von vorn bis hinten puren, unverfälschten und sehr rohen, aggressiven Black Metal der alten Schule. Keyboards, weibliche Hochdrehzahl-Heulsusen oder gotisches Rotwein- und Rasierklingenambiente sucht man hier zum Glück vergebens. THYRGRIM sind auch keine Freunde von BPM-Orgien und rasendem Blastspeed, sondern braten uns ihre räudigen Riffs und das minimalistische Drumming zumeist mit angezogener Handbremse (selbst bei den schnelleren Parts, die allerdings flottes Midtempo nicht überschreiten) um die Ohren, was ihnen fast schon einen doomigen Anstrich verpasst. Dabei kommen allerdings geschickt platzierte Breaks und das trotz der aufs Allernötigste reduzierten Instrumentierung durchdachte, bisweilen sogar progressive Songwriting nicht zu kurz, was Songs wie der vertrackte, lässig nach vorne peitschende Opener „Mit Blut Geschrieben“, das düster-schleppende „Aus Ruinen“ oder der sehr geile Achtminüter „Dorthin Wo Alles Begann“ eindrucksvoll unter Beweis stellen. Wer die essentiellen Bestandteile des Schwarzmetalls zu schätzen weiß und Bands wie DARKTHRONE, BURZUM (rein musikalisch, versteht sich!), aber auch alte VENOM oder SODOM gerade wegen ihrer fiesen Sound-Grundgerüste und ruppigen Produktionen liebt, sollte sich diesen Underground-Brocken reinziehen und einen der stärksten Newcomer seit Langem in diesem Genre für sich entdecken!
Die schwedische PEST. Machen old-school Black Metal ohne Weibergesang und Keyboards. Soweit so gut? Naja. In der Tat machen Necro und Equimanthorn das ziemlich kompromisslos aber eben auch recht beliebig. Seit elf Jahren krawallt sich das Duo durch mal verkackte, jetzt wieder angesehenere Labels, immer mit dem Mut zur Musik von gestern und vorgestern. Auch die Songtitel sind mächtig alte Schule, das ist viel „possessed“, es gibt viele „Beasts“, „Hellfire“ und vieles mehr, Hauptsache gegen den blöden Jesus. Das ist einerseits ganz charmant, andererseits aber auch ein bisschen ausgenudelt. Was auch für die Musik selbst zutrifft. Nicht, dass PESTs neue Scheibe nervt, aber „Rest In Morbid Darkness“ macht es eben wie Darkthrone und viele andere: Metal wird zu Thrash, wird zu Black Metal…. Es poltert an allen Ecken und Enden, manchmal doomen sie auch noch herum vieles riecht nach frühen Bathory, manches stinkt nach Burzum, vor allem der mehr als 14-minütige Rausschmeisser „The Lust For Cruelty“. Kutten und Spikes im Schrank? Dann braucht ihr diese Scheibe auch noch, ist ja auch besser als Cholera. Sonst allerdings wohl eher nicht.
Mit einer lumpigen CD ist heute kein Blumentopf mehr zu gewinnen – schicke Digipacks oder farbiges Doppel-Vinyl müssen es schon sein. Und weil es beides von CRADLE OF FILTHs „Thornography“ bereits gibt, legen Roadrunner Records knapp eineinhalb Jahre nach Veröffentlichung des Albums nach: „Harder, Darker, Faster (Thornography Deluxe)“ bringt die multimediale Vollbedienung auf zwei Tonträgern: Einer normalen CD die das komplette reguläre Album beinhaltet, und eine DVD mit dem, was die Veröffentlichung „Deluxe“ macht. Im MVI Format (ähnlich Sony/BMGs OpenDisc) finden sich auf ihr sechs neue Songs, Videoclips des Albums, ein Making Of zum Video zum tollen „The Foetus Of A New Day Kicking“ (neben kurzen Interviews mit den Beteiligten amüsiert vor allem der schöne Sonnenschein und die Kuhstallidylle), alle Songtexte, ein Remix-Tool für die CRADLE OF FILTH Songs „Lovesick For Mina“ und „Under Huntress Moon“ sowie eine Schnittstelle zu einem Onlineportal auf dem weiteres Material befindet. Am interessantesten hieran sind sicherlich die neuen Tracks im „Harder, Darker, Faster“ Teil, wobei der Titel nicht zu wörtlich genommen werden sollte, denn neben dem Intro sind typisch CRADLE OF FILTH nur das recht straighte "The Snake-Eyed And The Benomous" und das sich zu seiner Halbzeit schön thrashig eingroovende "Devil To The Metal". Zwei Coversongs finden sich ebenfalls, doch beide enttäuschen: "Halloween II" (Original von SAMHAIN/Glenn Danzig) ist abgesehen vom poppigen Chorus beinahe gutturaler Death Metal - musikalisch aber einschläfernd einfach. "Stay" (SHAKESPEAR'S SISTER) ist superkitschig, schunkelige Gitarren und weibliche Vocals dominieren und erst im letzten Drittel setzt Dani mit etwas härterem Gesang ein - die zweistimmigen Parts wirken albern. Bleibt das fast balladeske "Courting Baphomet" – nett. An die Hymnen des regulären Albums (zum Review geht’s hier) kommt keiner der Songs heran. Die Ausstattung jedoch ist dekadent und verdient sich den Untertitel „Deluxe“ allemal -störend empfinde ich aber, dass die neuen Songs nicht über einen normalen CD-Player angehört werden können sondern einen Computer oder DVD-Player benötigen.