„Wir sind keine Viking-Metal-Band, wir machen „Cantabrian Pagan Metal“ – gibt die Band in der Bio bekannt. Aha. Soso. Spanien also, die Gegend um Santander. Was das Heidnische da ausmacht, ist mir nicht bekannt, wohl aber, dass sich die Musik der Jungs vom Ebro auf viele typische Trademarks beschränkt. Die Kelten lassen dann eben via schräger Flötentöne grüßen („Trasla Galerna“ ist diesbezüglich zeitweise eine Zumutung). Und auch die Breaks und Gitarrenparts klingen manchmal wenn nicht schief dann aber zumindest hakelig. Zumal auch der Sound irgendwie nicht gerade das Met vom Horn ist. So gern ich der Band so viel Gutes attestieren würde wie sie Herzblut in diese Veröffentlichung gesteckt zu haben scheint, eine Band wie Xerion aus Galicien ist diesen Iberen meilenweit voraus. Trotz guter Ansätze wie im flotten „Bellum Cantabricum“ oder im zehnminütigen Abschluss „Lunarian“ ist das Album nur für absolute Paganisten, Komplettisten und Exotisten zu empfehlen.
Nach dreizehn Jahren Bandgeschichte haben SIGHTLESS ihr erstes Album fertig und prügeln sich auf „Larvae Of Trinity“ mächtig böse durch die Botanik. Handwerklich solide wird Blastpart an Blastpart gereiht, immer wieder aufgelockert durch Tempo-gedrosselte Passagen, die aber kaum etwas zur Unterscheidbarkeit der Songs beitragen. „Paths Of The Unmaker“ ist leider die rühmliche Ausnahme und nicht die Regel, die meisten Songs rauschen am Hörer vorbei, ohne auch nur einen Hauch Abwechslung zu bieten. Das ist alles nix, SIGHTLESS reihen sich mit ihrem Debütalbum in die lange Reihe gleichförmiger, durchschnittlicher Kapellen ähnlichen Zuschnitts ein.
Unser Hardcore-Hardcore-Freak Lars Heitmann attestierte dem 2004er Re-Release des 1999er Demos „Catharsis“ der dänischen Düstermetaller, eine atmosphärische, sehr gelungene Angelegenheit in der gemeinsamen Schnittmenge aus allerlei Genre-Anleihen zu sein. Und rein theoretisch hat er mit seiner Stilbeschreibung nicht Unrecht, nur für meine Begriffe verfahren sich FAIRYTALE ABUSE auf ihrem neuen Werk „Perversions Of Angel VI“ zu sehr im Sumpf vieler verschiedener Stile. Das Album haut bombastisch, breitwandig und auf den ersten Höreindruck tatsächlich höchst interessant aus den Boxen, doch nach ein paar Durchläufen relativiert sich die oftmals schwer nachvollziehbare Mischung aus Black- Death- Gothic- und „Horror“ Metal zu einem großen Topf, in den auch gesanglich (mal Dani-Filth-artige Screams, mal Growls) alles rein geworfen wurde, was noch in der Küche war. Mal CREMATORY, mal CRADLE OF FILTH, mal MOONSPELL… fast jede Passage des Albums kommt einem irgendwann arg bekannt vor. Und gerade dieses „Amokzitieren“ verhindert dann auch, dass das Sextett eingängige Hits oder einprägsame Hymnen fabriziert; das kann eine Band wie TRAIL OF TEARS dann doch noch eine Ecke besser. Nichtsdestotrotz ist „Perversions Of Angel VI“ eine sehr hörenswerte Scheibe, die allein schon aufgrund ihrer Soundwucht zu gefallen weiß, bei der das „große Crossover-Potential“, mit dem im Info geworben wird, aber noch nicht ganz funktioniert, weil der Hörer zu sehr erschlagen wird.
BLACKWINDS sind eine dieser Bands, von denen kaum jemand weiß, wo sie herkommen, wer darin spielt und was diese Leute vielleicht früher mal verbrochen haben. Hierbei handelt es sich allem Anschein nach um ein Projekt des ehemaligen SETHERIAL-Mitglieds Lord Mysteriis, dem früher auch mal zwei andere Mitglieder dieser Band angehörten. Mittlerweile schmeißen der Lord und ein Helferlein namens Infaustus den Laden alleine und klingen – Überraschung! – hörbar nach besagten SETHERIAL, aber auch Namen wie NAGLFAR, DISSECTION, NECROPHOBIC, DAWN oder teilweise auch DIMMU BORGIR schießen einem beim Hören von „Flesh Inferno“ (dem in diesem Jahr noch ein Album namens „Origin“ folgen soll) durch die Rübe. Das Duo aus Sunsdvall lässt es auf seinem Debüt nämlich so richtig krachen und schleudert eine Granate nach der nächsten in die Umlaufbahn, die allesamt von majestätischen Riffs, hymnischen Melodien, dynamischen Songstrukturen, fiesen Kreischgesängen und einem Schuss Keyboard-Bombast getragen werden. BLACKWINDS klingen daher kaum nach der alten Norwegerschule, sondern besinnen sich auf die Stärken ihrer schwedischen Heimat, die einstmals grandiose Meilensteine wie „Vittra“, „Slaughtersun“ oder auch „Hrimthursum“ hervorgebracht hat. Zwar erreicht man diese große Klasse insgesamt nicht ganz, aber mit Songs wie „Before Time“, „Seraphim Ephemeral“ oder „Crimson Thirst“, die nur ein paar Highlights dieses saustarken Albums darstellen, können sich BLACKWINDS sicher sein, eines der stärksten Schweden-Debüts seit langer Zeit eingehämmert zu haben!
Kollege Otto war vom letzten Album der Black Metaller NORDAFROST hellauf begeistert und erging sich sogar im ENDSTLLE-Bashing. Die mittlerweile zum Quartett angewachsene Combo muss sich mit ihrem neuen Langeisen „Back To The Shores Of Grey“ den hohen Erwartungen stellen, die sie mit ihrem letzten Werk geschaffen hat. Der Sänger hat die Growls ad acta gelegt und beschränkt sich das bekannte typisch schwarzmetallische Keifen, in das er genügend Abwechslung gelegt hat, um die ganze Spielzeit über nicht eintönig zu werden. Seine Kollegen bauen derweil ordentlich Druck, ohne die melodische Seite zu vernachlässigen, was den Sound insgesamt stark in Richtung DISSECTION bringt. Dazu passt, dass die Songs durchdachter aufgebaut sind und Melodie und Härte zu einer gelungenen Symbiose bringen, wie es eben die Schweden so gut hinbekommen haben. „Back To The Shores Of Grey“ ist zwar kein neues „Storm Of The Light’s Bane“, auf dem Weg dahin sind NORDAFROST aber allemal. In der Black Metal-Szene dürften sie sich mit diesem erstklassigen Release weiter etablieren und mit etwas Glück soviel Aufmerksamkeit bekommen wie ebenjene gebashten ENDSTILLE oder die schwedische Konkurrrenz in Form von NAGLFAR.
Dass eine einstmals grandiose und hochinnovative Black Metal-Band wie CRADLE OF FILTH die eine oder andere Kopie abwerfen darf, steht außer Frage. Einige dieser Ableger sind die Rohlinge nicht wert, auf die sie gepresst werden, andere hingegen spinnen die Vorlage so gut sie können weiter und erschaffen sogar so etwas wie einen eigenen Sound, den man zwar dem Original immer noch zuordnen kann, der aber genug interessante selbst gestrickte Facetten bereithält. CARACH ANGREN aus den Niederlanden gehören eindeutig zu letztgenannter Gruppierung und hauen uns mit ihrem Debüt „Lammendam“ ein sehr hörenswertes Düstertheater um die Ohren, bei dem zwar etwas mit pompigen Keyboards übertrieben wurde, das aber über seine gesamte Spielzeit spannend bleibt. Auch die Laut-leise-Dynamik, die gekonnten Tempowechsel und die hin und wieder eingestreuten Spoken Words tragen neben den durchweg dynamischen Songs dazu bei, dass „Lammendam“ ein wirklich gutes Stück bombastischen Schwarzmetalls geworden ist, das man aber am Wirkungsvollsten am Stück genießt, denn so etwas wie eingängige „Hits“ sucht man hier erwartungsgemäß vergeblich; hier sind (waren) die englischen „Originale“ immer noch eine ganze Ecke weiter. Das Album sollte demnach allen Fans gefallen, die immer noch den alten CRADE OF FILTH (bis einschließlich „Midian“) hinterher trauern. Ein wirklich gelungener Einstand!
„Der Thanatos sei die Konsequenz des Erkennens, dass manche Fragen erst mit dem Beenden der irdischen Existenz durch den Eintritt in die Ewigkeit beantwortet werden können“ – und der übernimmt jetzt also das Kommando. FÄULNIS schmerzt, FÄULNIS stinkt, FÄULNIS ist böse. Soviel ist mal klar. Die Stücke „Thanatos I“ und „II unterscheiden sich nicht nur durch den Titelzusatz „“Kommando Thanatos“ und “…nicht in Eurer Welt“, der zweite ist auch noch wesentlich temporeicher und aggressiver, wenngleich beide sicherlich ins Genre roher Black Metal mit suizidaler Atmosphäre passend untergebracht sind. Leider nimmt die (durchaus keine stumpfen Texte rezitierend) Stimme, irgendwo zwischen trauriger Micky Maus und wütendem Gollum einiges an Verträglichkeit, aber wer hat schon gesagt, dass FÄULNIS leicht verdaulich sein soll. „Sick Black Art“, nennen die Norddeutschen ihr Tun – und das unterstützen sie mit einer sehr düster-geschmackvollen Gestaltung ihrer Vinyl-Single. Fünf Euro für knappe zehn Minuten, die sich für Fans von schwarzen Scheibe und schwarzem Metal (roh) sicherlich lohnen, allerdings auch nur für die. Allen anderen dürfte FÄULNIS zu eklig sein – und das erkennen sie sicherlich vor dem Ende der irdischen Existenz.
13 Jahre – vielleicht bringt so eine Compilation SUIDAKRA endlich mal Glück. Denn was heute als Pagan- oder Viking-Metal Erfolge feiert, das machen die Monheimer seit gefühlten 100 Jahren – nur ohne die Meriten einzufahren. Vielleicht gelingt es durch Armageddon, will sagen Wacken Records, dem caledonisch-schottisch-piktisch, -eben folkig angehauchten Black-Heavy-Metal auf kommerziell erfolgreichere Beine zu verhelfen. Auf diesem Datenträger-Paket zeigen Arkadius und seine Mitstreitr recht eindrucksvoll, wozu sie in der Lage sind – auf verschiedenste Art und Weise. In Wacken tun sie das in ziemlicher aller Herr-Satansfrühe mit einer Dreiviertelstunde-Live-Mucke. Nicht, dass die Band nun ungeheure Präsenz versprüht, die Musik aber umso mehr. Und auch im Akustik-Set (Kiel, Pumpe) schlagen sich die Jungs, damals noch mit Marcus an Gitarre und Gesang, bisweilen bravourös. „13 Years of Celtic Wartunes“ (angefangen bei „Heresy“ vom 97er-Album „Lupine Essence“ bis zum aktuellen „“Highland Hills“ von „Caledonia“) steht auch neben den ach so gefeierten skandinavischen Chartbreakern alles andere als im Regen – nur muss auch endlich mal das einheimische Klientel erkennen. Wem der Inhalt noch nicht reicht, der lässt sich vielleicht durch die geschmackvolle (nicht vorliegende) Verpackung verleiten – der rötliche Bucheinband macht einen wirklich luxuriösen Eindruck. Dazu gibt es natürlich auch Bonusmaterial – Musiker interviewen Fans und Bekannte, Backstuben-Eindrücke, zwei Videos. So schön und professionell kann heimischer Vking Metal auch sein, wenn diese Klassifizierung erlaubt sein mag. Hier die Songs:
DVD
Live at Wacken
1. Darkane Times
2. Gates Of Nevermore
3. Forth Clyde
4. Pendragon’s Fall
5. The One Piece Puzzle (Cover)
6. Dead Man’s Reel
7. The 9th Legion
8. Wartunes
Acoustic-Concert Kiel:
1. The One Piece Puzzle
2. When Eternity Echoes
3. Rise Of Taliesin
4. Whiskey In The Jar (Cover)
5. Medley: Dinas Emrys, Peregrin, Serenade To A Dream, Fall Of Tara
6. Wish You Were Here (Cover)
7. The Ember Deid (Part II)
8. A Vision’s Demise
9. A Runic Rhyme
10. An Dùdlachd
11. Johnny B. (Cover)
Bonus-Material:
1. Interviews at Wacken
2. “The 9th Legion”-Videoclip
3. “Forth Clyde”-Videoclip
Best-Of-CD:
1. Heresy*
2. Sheltering Dreams*
3. A Menhirs Clay*
4. An Dùdlachd*
5. Morrigan
6. Lays From Afar
7. The Arcane Spell
8. Wartunes
9. Rise of Taliesin
10. Intro
11. Darkane Times
12. Still The Pipes Are Calling
13. Signs For The Fallen
14. A Vision’s Demise
15. Reap The Storm
16. Dead Man’s Reel
17. Highland Hills
Alle Songs re-mastered,
Mit * gekennzeichnet: neu eingespielt im Gernhart-Studio.
Soloprojekte sind immer eine merkwürdige Sache, Kollege Memme fand’ aber das letzte MALUS-Werk gelungen, so dass schonmal sichergestellt ist, dass hier nicht totaler Müll verzapft wird. Nach einem Standard-Intro wird mit einem anständigen Blast-Part gezeigt, wo der (schwarze) Hammer hängt. Angenehm fällt die gute Produktion auf, die druckvoller als der Schwarzmetall-Standard ist und „The Beauty Of Doom“ wuchtig aus den Boxen kommen lässt. Die recht langen Songs bieten gewohnte Black Metal-Kost, die keine großartigen Akzente setzen kann, wenn es um neue Einflüsse geht, aber im soliden oberen Drittel des Genres unterwegs ist. Durch die Keyboard-Einsätze und die Gabe, Songs auch einmal Zeit zur Entwicklung zu geben und nicht nur in Drei-Minuten-Schemata zu pressen, gewinnt die Scheibe an Reiz und wird unter Schwarzkitteln ihre Fans finden. MALUS ist eines der wenigen Solo-Projekte, bei dem alles stimmt und der Mastermind auf die Frage nach Mitmusikern mit einem beherzten „Wozu? Ich kann doch alles selbst viel besser!“ antworten darf. Recht hat er. „The Beauty Of Doom“ ist eine grundsolide Black Metal-Scheibe, die dem Hörer den Hut angesichts der Tatsache, dass alles von einem Künstler eingespielt wurde, ziehen lässt.
Laut eines ganz berühmten US Army-Ausbilders kommen bekanntlich nur Stiere und Schwule aus Texas, aber so hin und wieder entdeckt man im Land der Longhorns, schießwütigen Cowboys und geistig unterdimensionierten Präsidentschaftskandidaten doch die eine oder andere Überraschung! Das Trio AVERSE SEFIRA hat sich seit seiner Gründung vor zwölf Jahren waschechtem Black Metal verschrieben und bereits mit DARK FUNERAL, CANDLEMASS (!), WATAIN und 1349 diverse Kontinente bereist. Es ist mir fast schon unverständlich, warum man hierzulande noch nicht allzu viel von der Band gehört hat, denn rein musikalisch bewegen sich die Jungs im oberen Bereich der schwarzmetallischen Qualitätsskala. Einerseits setzt man zwar auf böse Stimmung (Keyboards oder orchestraler Bombast entfallen völlig!) und räudiges Geschredder, andererseits baut man aber auch sehr viele Breaks und progressive Einschübe ein, die „Advent Parallax“ sehr technisch und bisweilen leider auch konstruiert klingen lassen. Das hat zur Folge, dass keiner der acht Songs auch nur ansatzweise im Ohr hängen bleibt, was angesichts der vielen musikalischen Details irgendwie schade ist. Man hört das Album x Mal, ist begeistert, aber auch konfus und ratlos zugleich. Keine Kritik gibt es hingegen für die recht fette, aber authentische Produktion von WATAIN´s Tore Stjerna, die dem Anspruch von AVERSE SEFIRA jederzeit gerecht wird. Alles in Allem ist „Advent Parallax“ ein starkes Album, das man anspruchsvollen Black Metallern problemlos nahe legen kann, doch ein Restgefühl, dass die Scheibe zwar sehr gut konzipiert, aber nicht konsequent zu Ende gedacht wurde, bleibt übrig…