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Bitterböse (Split mit GOATFUNERAL)

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EISREGEN und GOATFUNERAL bringen ein Split-Album raus, wobei dies unter dem Aspekt, dass die beiden Bands besetzungsgleich sind, als dezenter Anflug von Schizophrenie zu werten sein könnte. „Bitterböse“ ist also zu 50 Prozent EISREGENs deutschsprachig-makabarer Dark Metal und zu 50 Prozent englischsprachiger Black Metal des Nebenprojektes GOATFUNERAL.

EISREGEN hatten zeitweise ein Abo bei der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien (BPjM), Longplayer wie „Krebskolonie“, „Leichenlager“, „Knochenkult“ und „Fleischfilm“ stammen aus der Feder der Thüringer. Nekrophilie, Kannibalismus und Mordfantasien sind typische Themen der Band, verpackt in durchaus wohlklingender Melodei: Makaber, düster, einzigartig. Deutscher Dark Metal mit Spuren von Black Metal und Gothic mit einer blutigen rostigen Krächzstimme von Michael „Blutkehle“ Roth. So ists auch auf „Bitterböse“, das ein Jahr nach dem überaus erfolgreichen „Leblos“ erscheint. „Leblos“ war das Album zu EISREGENs Jubiläumsjahr 2020. Wie so Vieles, musste die große Geburtstagssause ausfallen, und umso besser ist es, dass die Jungs direkt einen weiteren Silberling via Massacre Records raushauen. Musikalisch wird in die gleiche Kerbe geschlagen, in die bereits seit zwei, drei Alben geschlagen wird.

Mit „Sei Mein Totenlicht“ startet die Platte, und der Song wurde samt Video bereits vorab veröffentlicht. Hier kontrastiert das Duo mit bitterbösen Texten auf der einen Seite und einer harmlosen Melodie mit Mitklatsch-Part auf der anderen. Natürlich wird das „R“ kräftig gerollt. „Bitterböse“ ist flotter und beinhaltet, ähnlich wie „Heute Ist Krüppelnacht“, Black Metal-Elemente. „Ein Pfund Fleisch“ und „Nur Eine Weitere Leiche Im Wald“ sind gemein erzählend vorgetragen und haben hymnenhafte Melodien und gut eingesetzte Klargesangs-Parts. Beide Songs sind stark und Anspieltipps auf der CD.

GOATFUNERALs Erstling „Bastion Lucifer“ ist von 2010, danach pausierte der Band-Ableger. Nun beehren sie uns mit der Seite B des Splits und starten im Opener „Hellfire Club – For Members Only“ mit verschwörerischem Geflüster, gefolgt von einem atmosphärischen Doom-Part. Später nimmt der Song Fahrt auf. Auch die folgenden Tracks weisen Schrammel-Parts und Tempowechsel auf, immer wieder spielen Melancholie und Blasphemie mit. Das 30-Sekunden-Werk „Antisocial East-German Black Metal“ ist angenehm aggressiv hingerotzt. „Satan Calls“ verabschiedet sich mit einem verstörenden Techno-EBM-Part am Ende. Aufgenommen wurde das Split-Album in Yantits HcN-Studio und in der Klangschmiede E von Markus Stock, der auch den Bass einspielte und gemastert hat.

Der „Tod Aus Thüringen“ erfindet sich keineswegs neu, irgendwie ist ja auch schon alles erzählt in 26 Jahren voller Verstümmlung und Leichenschändung. Aber sie können es immer noch! Und die Zeit der üsseligen Elektrobeat-Nummern à la „Die Wahre Elektrohexe“ oder der peinlichen Sauflieder der „Leblos“-Bonus-CD unter dem Pseudonym DIE RÄUDIGEN RENNSTEIGREBELLEN ist glücklicherweise vorbei. EISREGEN haben eine gewisse Eigenständigkeit; typische Trademarks, die man erwartet und auch kriegt sind auch auf der neuen Platte enthalten. Bei GOATFUNERAL ist das so eine Sache: die Mucke ist nicht verkehrt, aber auch nicht weltbewegend. Sie liefern Black Metal, der sauber aufgeräumt produziert wurde und ein wenig gesichtslos daherkommt. Hinzu kommt, dass meines Erachtens die englische Sprache der Band nicht so gut steht; irgendwie hört man den deutschen Dialekt zu deutlich heraus. Das gleiche Problem wie z.B. bei LINDEMANN oder einigen anderen deutschen Acts wie DORO oder PYOGENESIS. Stilistisch erscheint mir der Unterschied von EISREGEN zu GOATFUNERAL teilweise zu marginal, dass ich mich frage, ob aus dem GOATFUNERAL-Songmaterial nicht zum Teil auch EISREGEN-Songs hätten werden können, wären sie in deutscher Sprache.

Insgesamt haben EISREGENs Masterminds M. Roth und Yantit aber ein solides Album am Start: Ein Schlachtfest für den Metaller mit Stil.

 

Bitterböse (Split mit GOATFUNERAL)


Cover - Bitterböse (Split mit GOATFUNERAL) Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 12
Länge: 47:42 ()
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Traditio Satanae

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GORGONs „Traditio Satanae“ weiß durch schnelle Melodien, durch Hass und Gewalt, aber vor allem durch eingängige Riffs zu überzeugen, die Dir Deine Ohren ausweiden! Die ganze Platte besticht durch eine kraftvolle Intensität, breitbeinig mit stolzer Brust geht der Franzose Christophe Chatelet zu Werke. Kraftvoll ist auch die Produktion von „Traditio Satanae“: keine LoFi-Nummer, aber auch nicht glatt und seicht. Der Sound ist tief und emphatisch.

GORGON wurde 1991 in Südfrankreich von Chris gegründet. Die Band war damals dafür bekannt, dass man sich für ihr Konzert lieber nicht den neuen weißen Anzug anzieht; hier wurde nämlich nach Herzenslaune der Blutspritzerei gefrönt. Nach dem im Jahr 2000 veröffentlichten Album „The Spectral Voices“ löste sich die Band auf, um 2019 das Comeback-Album „The Veil Of Darkness” und im Juni 2021 das sechte Album „Traditio Satanae“ zu veröffentlichen. Chris Chatelet hat für das neue Album alles außer dem Schlagzeug eingespielt; GORGON ist sowas wie eine One-Man-Show.

Wir hören mal mitreißend stampfendes Midtempo und mal hohe Geschwindigkeit. GORGON verfallen aber nie in blinde Blastbeat-Raserei, die Musik behält immer etwas Hymnisches. Direkt zu Beginn wird mit „Blood Of Sorcerer“ ein Opener rausgehauen, der es in sich hat: eingängig und hart. Der Track ist kompromisslos, und insbesondere der Refrain bleibt im Kopf. Es folgen das rifflastige „Death Was Here“ und „Entrancing Cemetery“ mit angenehm melodiöser Gitarrenarbeit. „Sacrilegious Confessions“ beginnt mit schnellem, bratzigem Stil, das Tempo wird aber dann zwischenzeitig runtergeschraubt, die Aggressivität bleibt dabei jedoch aufrechterhalten. „My Filth Is Worth Your Purity” ist rockig gespielt, und der Titeltrack „Traditio Satanae” ist eine bassbetonte Midtempo-Nummer, bei der man rhythmisch die Faust in die Luft schnellen lassen will. „The Long Quest“ ist ein guter, punkig-rotziger Song à la IMPALED NAZARENE, und bei „Scorched Earth Operation” wird es nochmal hymnisch mit griffigen Gitarren. Beim letzten Track „At The Beginning There Was Hate” geben GORGON nochmal Vollgas, und die Scheibe wird temporeich beendet. Ich bilde mir ein, auf dem feinen Silberling Einflüsse von CELTIC FROST, DISSECTION und SATYRICON herauszuhören.

Auf „Traditio Satanae” wurde gutes Songwriting betrieben. Das bereits erwähnte, kraftvolle, nackenwirbelzerbröselnde Riffing ist spitze und geht vom Gitarrensound eher in Richtung Death Metal. GORGON hat elf Songs am Start, die ohne Umwege direkt ins Schwarze treffen!

 

Traditio Satanae


Cover - Traditio Satanae Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 11
Länge: 40:1 ()
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For The Glory Of Your Redeemer

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Sie hassen Götter, die norwegischen Black Metaller von MISOTHEIST. Sagt ja schon der Band-Name. „For The Glory Of Your Redeemer“ ist das zweite Album der Trondheimer, dessen Erscheinen mehrmals verschoben wurde. Nidrosian Black Metal, betitelt nach dem alten Namen der Heimatstadt, der drittgrößten Kommune Norwegens, steht ja in dem Ruf, exklusive Musik zu verantworten. Dazu passt die Kooperation der Label-Vertreter Terratur Possessions und Ván Records. Vor allem aber rechtfertigen die „nur“ drei Stücke die Erwartungshaltung. Klar, es ist in Teilen konventioneller Black Metal mit Verweisen (zum Beispiel) an URFAUST und ähnliche Vertreter, aber mit spannenden Wendungen – grenzüberschreitend zwar, aber doch innerhalb „gültiger“ Regeln. Im Mittelpunkt steht natürlich der mehr als 16-minütige, mächtige Opener „Acts Of The Flesh“, ergänzt durch das fast heimelige „Benefactor Of Wounds“ und das bisweilen gar dissonante „Rope And Hammer“. Ein beeindruckendes Trio stellen MISOTHEIST mit ihrem Sänger B. Kråbøl (auch ENEVELDE) bereit. Das verwundete Mittelstück gibt Herrn Kråbøl Raum zu fiesen, halligen Rufen mit knüppeliger Unterstützung. Doch bevor das Höhlendogma langweilt, holen melodische Gitarrenlicks den geneigten Hörer aus der Tiefe. Geil. Dabei sind die Skandinavier meist in mittleren Tempobereichen unterwegs, beziehen ihre Kraft also nicht aus dem Motto „schneller, höher, weiter“. Aber sie sind stets ein wenig abgedreht und immer sehr dramatisch. Und auf jeden Fall aber beeindruckend. Teuflisch sowieso. Das wahre Kunststück aber vollbringen MISOTHEIST mit ihrem Spagat zwischen dunkler Irrnis und warmer Emotion. So schön kann Black Metal sein, so hintergründig ist die Gotteslästerung im Nidrosianischen.

 

For The Glory Of Your Redeemer


Cover - For The Glory Of Your Redeemer Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 3
Länge: 30:26 ()
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Jesuskomplex

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Der Blick auf das Cover des Solo-Projekts von C.L. (Ludvig Andersson) lässt Böses erahnen. Der Protagonist steht da wie weiland der Lattenjupp und trägt sein Kreuz. Doch wer jetzt an einen schwarzwurzeligen Nachwuchs-Kirchenanzünder denkt, der schnüffelt an der falschen Fährte. Die Songs enthalten Naturgeräusche, Spoken Words, blackmetallisches Knurren, Akustik-Instrumente, nur manchmal auch metallische Trademarks. All das kommt mit recht dünnem Sound, aber echte Gefühle brauchen eben auch keine dicken Produktionswände.

Und so passiert es, dass „Den Bästa Sommaren“ SOLSTAFIR-Feeling versprüht, das nachfolgende „Inkognito“  gar ein wenig Gothic-Flair. „Evig Är De Dödas Ryktbarhet“ überrascht mit Varieté-Atmosphäre und ,Skilt åt Att Förenas‘ gleicht einem Hörspiel aus der Kindheit des Schweden. Mit Papa und Schwester. Gequälte Black Metal-Vocals wechseln sich hier mit wunderschöner Akustik-Musik ab, die in jedem schwedischen Liebesfilm mit Pilcher-Touch einen Platz fände. Wirklich metallisch wird es selten, das mehr als achtminütige „Förgätmigej“ erinnert immerhin streckenweise an die eigentliche Schublade, in der GLÄDJEKÄLLOR mit der PR ihres Labels Talheim stecken. Wobei auch hier die Melodien viel zuckriger klingen als die Weisen, die der Schwede traurig dazu knurrt. „Jesuskomplex“ ist ein Album voller Widersprüche. Gegensätze, die am Ende zu einer Emotions-Collage verschmelzen – Post Black Metal mag es allenfalls sein, Shoegaze vielleicht, aber mit Depressive Black Metal à la SHINING hat das ganz und gar nichts zu tun. Wo sich Kvarforth blutig ritzt, erzählt der Ludvig hier schaurige Märchen. Die sind eben auch von Andersson, aber irgendwie viel trauriger. Ein schönes Album voller Traurigkeit, die so glaubwürdig davon kündet, dass der Solist hier Probleme mit der Musik kanalisiert. Gut so: große Trauer – voller Hoffnung. Hoffentlich ist es noch nicht zu spät. Infos gibt es hier.

 

Jesuskomplex


Cover - Jesuskomplex Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 9
Länge: 50:14 ()
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Vertrieb:
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Eight Headed Serpent

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IMPALED NAZARENE, Finnlands bestialische Dreckschleudern, rotzen in „Eight Headed Serpent“ auf ihre einzigartige Weise Punk-inspirierten Black Metal.

Alles beim Alten oder sogar noch mehr: zurück zu alten Zeiten! Denn die Band klingt auf ihrem dreizehnten Silberling ähnlich wie zur Gründung im Jahre 1990. „Tol Cormpt Norz Norz Norz“, „Ugra-Karma“ und „Suomi Finland Perkele“ sind Genre-Klassiker. Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich die Band in der „Zeche Carl“ in Essen das erste Mal live sah; wie Frontmann Mika Luttinen wütend spuckend kreischte und grimassierte, dass ich mich kurzzeitig sorgte, er könnte gleich von der kleinen Bühne springen und mich wie Beute erlegen.

Ganze sieben Jahre sind seit "Vigorous And Liberating Death" (2014) vergangen, also kann man beinahe von einem Comeback sprechen. Und was hat IMPALED NAZARENEs achtköpfige Schlange zu bieten? Dreizehn kompromisslose Songs voller unerbittlichem Geballer! Das Album ist schnell und brutal; Blasts im Zwölferpack und eine langsamere Nummer. Erst beim letzten Song gönnen die Finnen dem Zuhörer eine Pause und schalten einen Gang runter. Anpeitschende Back-Up-Shouts versprühen immer wieder Harcdore-Feeling. Mr. Lutinnen keift angepisst wütend-tollwütig, und die Gitarren schreddern in wüster Vollendung.

Der Opener „Goat Of Mendes“ fungierte bereits als Vorab-Single. „Eight Headed Serpent” ist ein Mitgröl-Hammer, “Shock And Awe“ ist mächtig thrashing und besitzt eine gute Gitarrenmelodie. Mit „The Nonconformists“ zeigt sich eine typische IMPALED NAZARENE-Nummer: punkig-hymnisch mit Gang-Vocals im Hintergrund. Diese sind auch bei „Octagon Order“ zu hören und schlagen, wie auch andere Stilelemente, die Brücke zum Punk und zum Hardcore. Man fühlt sich hineinversetzt in einen blutigen Moshpit. Der Basslauf in “Human Cesspool” ist auffallend cool, und der Song kratzt an der Genre-Grenze zum Grindcore. Die Tracks sind insgesamt kurz, und es folgt das hasserfüllte “Apocalypse Pervertor”. Nach dem aggressiv rauschenden “Mutilation Of The Nazarene Whore” folgt “Foucault Pendulum”, ein epischer Doom-Track als Finale der CD. Asko Ahonen hat „Eight Headed Serpent“ im finnischen Revolver Studio aufgenommen und gemischt, gemastert wurde es von Mika Jussila im Finnvox Studio.

Trotz Tempo-Gebolze schaffen es IMPALED NAZARENE, eine gewisse Eingängigkeit zu erzeugen. Ihr Stil ist keineswegs melodiebefreit, ein bisschen wie bei Werken von MARDUK. Die relativ kurze Spielzeit von circa 32 Minuten geht vollkommen in Ordnung, da die Band in diesem misanthropischen Klangangriff mächtig aufs Gaspedal tritt. Der infantil-derbe Humor der Band wird verdeutlicht in den Bandfotos, den Songtiteln („Verstümmelung Der Nazarener Hure“) und auch in der Sexdämonen-Austreibung zu Beginn der Scheibe. Das lässt mich kurz müde schmunzeln, aber man kennt die Truppe ja: die wollen nur spielen.

Insgesamt melden sich IMPALED NAZARENE alles andere als altersmilde zurück: „Eight Headed Serpent“ ist eine fiese Abrissbirne!

 

Eight Headed Serpent


Cover - Eight Headed Serpent Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 13
Länge: 32:32 ()
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Resilienz

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Resilienz ist in Lockdown-Zeiten gefragt!

Denn Resilienz bezeichnet sozusagen die Fähigkeit, psychisch gesund zu bleiben und Herausforderungen meistern zu können. Also setzte sich Tausendsassa Michael V. Wahntraum, der auch mit seiner zweiten Band HARAKIRI FOR THE SKY kürzlich releaste, hin und veröffentlichte letztes Jahr die so betitelte EP. 2020 brachten KARG zuerst ihr siebtes Studioalbum „Traktat“ heraus, welches in Deutschland sehr erfolgreich war.

Etwas Nachschlag gefällig?

Die EP „Resilienz“ folgte digital im selben Jahr und als Pressung auf Platte und CD im Januar dieses Jahres. Sie beinhaltet lediglich zwei Tracks, aber in bandtypischer Art und Weise kommt der Output trotzdem auf 35 Minuten Spieldauer. Eigentlich könnte man also sogar von einem Longplayer sprechen. Es gibt nicht viel Neues zu hören, vielmehr nutzt Wahntraum die Zutaten, die er schon seit 2008 im ersten Album „Von Den Winden Der Sehnsucht“ verarbeitet: verzweifelter heiserer Schreigesang, lyrisch anspruchsvolle Texte und melancholische post-metallische Gitarrenklänge mit Genre-Elementen aus Black Metal, Post Rock und Shoegaze. Der Stil ist mal nachdenklich, mal aggressiv und zugleich leidend. Man erahnt, dass das Thema „Resilienz“ unterm Strich bei KARG nicht viel mit Freude und Zuversicht am Hut hat. 

Der Track „Abbitte“ besitzt wunderschöne hypnotische Gitarrenarbeit. Der Gastsänger Nico Ziska (DER WEG EINER FREIHEIT, BAIT), ein Film-Sample und ein Klavierpart sorgen für Abwechslung. Die zweite ausschweifende Komposition des Salzburgers ist „Lorazepam“. Gegen Ende des Songs erscheint übereinanderliegender Gesang, und der traurig-verzweifelte Stil geht in eine zweiminütige fröhlich-melodiöse kontrastierende Endsequenz mit Clean-Gesang über. Dieser Abschluss könnte eine unechte gespielte Fröhlichkeit symbolisieren. Oder hören wir hier einen versöhnlichen Ausgang? Oder aber, nach der Einnahme des beruhigenden Medikamentes „Lorazepam“, stellt sich eine Art ruhigstellender Drogenrausch ein.

Kompositorisch sind es zwei klasse Songs mit komplexem Aufbau und einer interessanten Entwicklung sowie einer für KARG gewohnten intensiven Vertonung von Gefühlen wie Leid und Sorge. JJs Stimme ist markant und eigenwillig. Insgesamt ist die Platte wie ein gnadenloser Blick in die Abgründe der Seele. Warme Melodien treffen auf klagende Schreie. Das hat etwas von Optimismus und Depression als zwei Herzen in einer Brust.

Bei „Resilienz“ kriegt der Post Black Metal-affine Hörer, was er erwartet.

 

Resilienz


Cover - Resilienz Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 2
Länge: 35:10 ()
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Siostry Wiedźmy

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HORE präsentieren auf "Siostry Wiedźmy" eine originelle raue Variante des Post-Black Metals.

Die polnische Black Death Metal-Szene ist kaum zu bremsen. Einflussreiche, qualitativ hochwertige Bands wie MGLA, THAW, BATUSHKA, BEHEMOTH, IPERYT, LVX OCCULTA und IN TWILIGHT EMBRACE stammen aus polnischen Gefilden wie Kattowitz und Danzig.

Hore wurden 2018 gegründet und legen Wert auf Anonymität, was beileibe keine Seltenheit darstellt. Doch wäre es spannend zu wissen, wer aus der polnischen Szene hier zu Werke geht! Black Metal polnischer Schule mit progressiver Herangehensweise: da fallen einem Namen wie MOROWE, ODRAZA, KLY, MASSEMORD und FURIA ein. Mich würde es nicht wundern, wenn sich der eine oder andere Musiker aus genannten Kapellen hinter HORE verbirgt. Wenn ich Recht habe, bitte ich bei Zeiten um einen Blumentopf.

Inspiration finden HORE laut Infotext des Labels Witching Hour Productions von alten Volksmärchen und Schriften von Słowacki, Mickiewicz, Broniewski und Goethe. Der Albumname "Siostry Wiedźmy" bedeutet übersetzt "Schwestern der Hexe". Betitelt wird der musikalische Stil als Post Black Metal und Avantgarde Jazz. Allerdings klingt diese polnische Variante von Post Black Metal reichlich anders als bekannte Szenegrößen à la DEAFHEAVEN und ALCEST. Bei HORE geht es ungeschliffener und rauer zur Sache. Zudem ist die Stimme tief knurrend und der Gesang recht langsam und nicht hoch und schnell gekreischt. Der Opener „Drwimy Jak Grom“ startet mit Regen- und Gewittergeräuschen, und dann doomt es los. Schließlich gibt das Schlagzeug Gas. Der Schlagzeugsound hat hier und da etwas vom trockenen Klang eines Kochlöffels auf einem Topf. Mir schießt eine kurze Assoziation von METALLICAs "St. Anger" in den Kopf. Aber das ist schnell wieder vergessen. Insgesamt ist es eine coole Nummer. Weiter geht es mit „Bije Raz, Dwa, Trzy“. Der Track hat viele Tempowechsel parat und ist düster und böse. „Siostry Wiedźmy“ bietet lichtfreies Gemetzel. Ein Saxophon flackert zwischendurch theatralisch auf. Mit beschwörender Sprechstimme und langsam startet "Król Olch", aber der Song nimmt schon bald Fahrt auf. Bei “Pieśń Ma Była Już W Grobie“ sind viele Jazz-Elemente vorhanden, und das Saxophon kommt erneut zum Einsatz. "Biesy" hat etwas progressiv Variables, mitunter Psychodelisches. Der letzte Song "Księżnę Dziś Pochowano" groovt zumeist angenehm im Midtempo.

Immer wieder fällt auf, dass der Schlagzeuger dermaßen abgeht und prügelt, der dichte Gitarrenklang sowie auch die Stimme aber zeitgleich ein langsameres Tempo an den Tag legen. Die Drums sind insgesamt erstaunlich: sie wirken oft wie ein Trommelwirbel; zum Teil besitzen sie auch SEPULTURA-Vibes. Im Album gibt es einige spannende experimentelle Wendungen, kantige Riffs und ein gut eingewobenes Saxophon, wie wir es zum Beispiel auch von den ukrainischen Dark Jazz-Kollegen WHITE WARD kennen. Jazz-Elemente im Black Metal sind sicherlich nicht jedermanns Sache. Die martialische Mischung hat aber Wiedererkennungswert, und "Siostry Wiedźmy" bietet viel Abwechslung: Doom mit Riff-basierten Parts, Tempowechsel, viel Kälte und spannende Arrangements.

 

Siostry Wiedźmy


Cover - Siostry Wiedźmy Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 8
Länge: 34:16 ()
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Embracing Hatred And Beckoning Darkness

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SULPUR spielen auf "Embracing Hatred And Beckoning Darkness" breiig rumpelnden Old School-Black Metal im Stil des 90er-Jahre-Undergrounds.

Über die Band kann man gar nichts berichten, da seine Mitglieder beschlossen haben, den Mantel des Geheimnisses zu wahren. Wer sich hinter der raubeinigen Rumpeltruppe verbirgt, und wo sie herkommt, ist unbekannt. Es ist die zweite Veröffentlichung des mysteriösen Acts und der erste Longplayer. Das Album bietet etwas Midtempo und viel Raserei. Stilistische Vergleiche könnte ich zu BATHORYs "The Return" und DARKTHRONEs "A Blaze In The Northern Sky" ziehen.

Leider gefällt mir der Schlagzeugsound gar nicht, die melodiöse Gitarrenarbeit verschwindet zum Teil hinter dem Geschepper. Der Sänger wütet recht souverän durch die fünf langen Songs. "Embracing Hatred And Beckoning Darkness" startet mit dem gleichnamigen Opener und einem höhlenartig schallenden Keyboard-Intro. Dann wird der Knüppel ausgepackt, und nach fünf Minuten kommt ein langsamer Zwischenpart mit schallunterlegter Sprechstimme. In "Blessed By Foul Magick" geht’s mit aggressivem Tempo los, und im späteren Verlauf ergänzen sich schöne Gitarrenmelodien, wohingegen bei "Through The Triumph Of Blood" acht Minuten gut durchgerotzt wird. "A Temple Draped In Shadow" stellt für mich persönlich das Highlight der Platte dar: Der Song ist abwechslungsreicher als die anderen und glänzt mit hypnotisch-beklemmenden Harmonien sowie melodisch "singenden" Gitarrenklängen. "As Stars Line The Path To Glory" ist ein Zehn-Minuten-Track und startet langsam treibend. Nachdem sich das Tempo steigert, geht der Song in einen Akustikgitarrenpart über.

Insgesamt wäre deutlich mehr drin gewesen. Authentizität und Lo-Fi-Purismus in allen Ehren, aber die Produktion von SULPURs Erstling killt einiges an Atmosphäre!

 

Embracing Hatred And Beckoning Darkness


Cover - Embracing Hatred And Beckoning Darkness Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 5
Länge: 42:24 ()
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Unohdan Sinut

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Die finnischen Black Metal-Punks treten kompromisslos die Tür ein und überzeugen mit ihrem Debütalbum "Unohdan Sinut", auf dem sich sieben Tracks voller roher authentischer Black Metal-Magie befinden.  

Einem Foto der Band könnte man entnehmen, dass es sich bei dem Quintett aus Oulu bei Helsinki um Anwärter auf den ersten Preis für den "schönsten Schnauzbart Finnlands" handelt. QWÄLEN, das sind die Bandmitglieder Eetu Viita (Gesang), Antti Kannisto (Gitarre), Henri Kaarre (Schlagzeug), Ville Jylhä (Bass) und Samuli Similä (Gitarre). Die Truppe brachte 2018 eine Demo hervor, und diesen Februar veröffentlichten sie über das italienische Label "Time To Kill Records" den ersten Longplayer. Der Titel bedeutet so viel wie "Ich vergesse Dich". Die Jungs sind seit längerem in der Punk-Szene aktiv, und punkige Rhythmen verbinden sich in ihrer Musik mit angepisstem Black Metal der alten nordischen Schule. Der DARKTHRONE-geschwängerte Black'n'Roll mit Thrash-Elementen wurde Ende 2019 in einem Studio in Jyväskylä in lediglich zwei Tagen eingespielt. Laut einem Interview im Finnischen Magazin "Kaupunnimedia" vom März diesen Jahres, spielte die Band dabei quasi live, und nur die Vocals wurden separat aufgenommen. Das Ergebnis besticht entsprechenderweise durch die primitive Anmutung einer Low Fidelity-Produktion. QWÄLEN spielen meistens in hoher Geschwindigkeit mit schnell vibrierenden Akkorden und vermitteln einen wütend aufgewühlten Eindruck. Durch diesen hervorragenden Krach werden negative Emotionen losgelassen und in unsere Gehörgänge gedübelt: düster und kalt mit packenden, durchdringenden Harmonien. Schwer zu sagen, was hier brutaler ist: die flackernden Doppelgitarren-Leads, die Kalaschnikow-Drums oder die schrill kreischenden Vocals von Eetu Viita.

Der erste Track "Pimeä Tila" startet wüst und schnell, erst in der Mitte des Songs wird das Tempo rausgenommen. Der Opener ist ein wahrer Black Metal-Panzer und mäht alles nieder, was sich ihm in den Weg stellt. "Polku" wird wütend hingerotzt und ist mit feinen Dissonanzen gespickt. "Hän Ei Tule Koskaan" ist stilistisch etwas anders als der Rest der Platte: ein rumpelndes Bass-Intro und coole rockige Gitarrenriffs. Der Titeltrack "Unohdan Sinut" beinhaltet beunruhigende Disharmonie, ist wild und zerstörerisch. Die sonst etwas eindimensionale Gesangsarbeit ist dabei abwechslungsreicher: entfesseltes krankes Geschrei. "Temppeli" strotzt vor schnellen Crust-Rhythmen und gibt dem Hörer als letzter Song einen Abschiedstritt in den Allerwertesten. Bei "Viekää Minut Pois" und bei "Temppeli" hört man auch groove-basierte Abschnitte.

Insgesamt beherrschen Doppelgitarren-Arrangements mit verzerrtem Fuzz-Sound das Album. Die finnische Sprache passt sich gut in den Stil und die Stimmung von "Unohdan Sinut" ein. QWÄLEN machen berauschenden Black Metal à la NIFELHEIM, BATHORY und DARKTHRONE, der an alte Zeiten erinnert, und das ist gut so! Crustige Einflüsse von DÖDSRIT und YOUNG AND IN THE WAY geben der Mucke das gewisse Etwas.

 

Unohdan Sinut


Cover - Unohdan Sinut Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 7
Länge: 30:4 ()
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Circle Of Certainty

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Junge, Junge, was´n Cover: Nackte Amazone bringt männlichem Kopf den Tod, natürlich alles in immortaliger Gebirgslandschaft! Naja, aber sonst wirkt das Digi gut und schick – und vor allem bei Fans von melodischem Black- und Death Metal für Glück. Ganz platt: DEATH COMES IN WAVES sind eine angenehme Kreuzung aus IMMORTAL, AMON AMARTH und einheimischen Pagan-Bands. Ganz emotional: Mit ihrer Musik berühren die (ehemaligen) Ruhrpott´ler aus Recklinghausen mit simplen, aber effektiven Melodien, tun keinem Hörer weh, aber machen es ihm so richtig schön. Da fliegen die Leadgitarren, hoch droben die schneebedeckten Wipfel und Gipfel, kraftvolle Drums treiben die Songs über nicht allzu verschlungene Gebirgspfade, und ein wütender Wanderführer gibt mit heiseren Kommandos die Richtung vor. Nun muss man DEATH COMES IN WAVES aber nicht als reine Unterhaltungskapelle zum Biertrinken oder Methornheben abtun. Die Band traut sich an ein fast zwölfminütiges Opus „Was bleibt...“ heran. Und verhebt sich nicht. Der schleppende Song verbindet epische BATHORY mit harschem und paganeskem Black Metal, Chöre und Akustikparts unterschreiten nicht die nach unten offene Peinlichkeitsskala - und der Text vom Tod berührt sogar richtig. Gutes Album! Mehr Infos gibt es hier.

 

Circle Of Certainty


Cover - Circle Of Certainty Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 9
Länge: 52:14 ()
Label:
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