THE INFERNAL SEA gibt es seit 2009 und sie veröffentlichten bereits drei Alben, aber ich kannte die englische Black Metal-Kombo bisher gar nicht. Der Deal mit Candlelight Records führte nun dazu, dass die Truppe hierzulande nicht mehr unterm Radar fliegt. Sie klingen weder hochmodern, noch altbacken und es geht stets riffbetont zu. THE INFERNAL SEA zeigen auf „Hellfenic“ dezente Parallelen zu 1349, WATAIN, ABSU und GORGON.
Das passende Thema der Scheibe ist Hexenverfolgung, bzw. eine bestimmte Person: der sogenannte "Witchfinder General" Matthew Hopkins. Er wollte Hexen aufstöbern und ihnen den Garaus machen. Offenbar zeichnete sich Hopkins durch Brutalität und Besessenheit aus, was genügend Inspiration für die Musik und Texte auf „Hellfenic“ liefert.
Der Opener „Lord Abhorrent“ startet direkt treibend und intensiv, mal schnell mal im Mid-Tempo. „Shadow Of The Beast“ liefert frenetische Tremolo-Attacken und schrille Rhythmuswechsel. Die Stimme von Sänger Dean Lettice zeigt mal dichtes Gebrüll und wütendes Kreischen. Zu „Witchfinder“ wird die Stimme etwas tiefer, tendenziell zum gutturalen Gesang tendierend. Der Track ist epischer, rockiger und etwas langsamer. Der „hey-hey-Sprechchor“, welcher ans gemeinsame Rudern beim AMON AMARTH-Konzert erinnert, hätte nicht sein müssen. „The Hunter“ ist ungleich aggressiver, was mir mehr zusagt. „Bastard Of The East“ war die erste Single des Albums und kommt mächtig garstig daher, und könnte als Black`n`Roll-Nummer bezeichnet werden. Es bleibt festzuhalten, dass THE INFERNAL SEA auf ihrer Platte Abwechslung bieten und Elemente anderer Stil-Richtungen aufgreifen. Am deutlichsten wird das beim folgenden „Black Witchery“: Die Briten verarbeiten hier auch Rock, Punk und Thrash Metal. Die Stimme variiert und Chris Revett produziert dominierende breitbeinige Basslinien. „Frozen Fen“ ist aus einem anderen Holz geschnitzt: der Song ist düster, langsamer mit dissonanten Gitarren. Schließlich endet das Album mit einer Portion Schwermut in Form des längsten Tracks: „Messenger Of God“; Pathos und Streicher-Einsatz a la EISREGEN inklusive.
Insgesamt besitzen THE INFERNAL SEA einen charakteristischen Sound mit kraftvollem nackenwirbelzerbröselndem Riffing. „Hellfenic“ ist ein gutes Album, nicht jeder Track ein Volltreffer, aber vielschichtig und wenig vorhersehbar.
Atmosphärischer Black Metal aus der Schweiz aus dem Hause des Thüringischen Qualitätslabels Eisenwald? Voll mein Beuteschema! Da schauen wir mal:
Das Zwei-Personen-Projekt stammt aus dem Umfeld des sogenannten „Helvetic Underground Committees“, welches sich derzeit ausgesprochen release-aktiv zeigt: KVELGEYST veröffentlichen zeitgleich. Ein weiterer Züricher Vertreter ist die Band DAKHMA, die 2021 mit „Blessings of Amurdad“ von sich reden machten. Konzeptionell beschäftigen sich OPHANIM mit der alten jüdisch-christlichen Mythologie. Der Bandname leitet sich aus dem Hebräischen ab, bedeutet soviel wie "Sphären", "Räder" oder "Wirbelwinde" und bezieht sich auf die Vision eines gewissen Hesekiels. Der Kollege schaute mit zerzausten Haaren und wild flatternder Kleidung zum Himmel und erblickt dort ne gigantische Feuerwolke mit allerhand Zinnober und vier gewaltigen Rädern, begleitet von vier außergewöhnlich krassen Geistgeschöpfen und einem Thron auf dem Jehova hockt. Uiuiui – vielleicht auch ein bisschen von den Pilzen genascht? Nun gut, zurück zur Musik.
OPHANIM erklimmen auf „Tämpelskläng“geradezu ekstatisch auftürmende Soundwände, transzendentale Klänge eiskalt nebelverhangener Berglandschaften. Jeder der 4 Tracks hat eine Länge von ca. 10 Minuten, Opener ist „Lueg uf zum Schlangemal“. Donnerlittchen, klingen die Schweizer majestätisch, rituell und teilweise sakral anmutend! Weiter geht es mit dem etwas langsameren „Fiebertraum“, welches mich spontan an SUMMONING erinnert. Das ambient-artige Keyboard ist oft tonangebend. Wenn wir gerade bei Vergleichen sind: Man könnte auch eine Analogie zu Genre-Nachbarn wie LUNAR AURORA oder TARDIGRADA ersehen. Auf die Stimme ist insgesamt viel Hall gelegt; es klingt passender Weise, als wäre der Gesang in einem Tempel oder Königssaal aufgenommen. Die choral-tiefen Stimmen hätte ich persönlich nicht gebraucht. Es folgt das epische „Uf goldige Schwinge“ und zum Abschluss der zuerst veröffentlichte Song „Was kei Auge gsehnd“. Der Gesang wirkt in der Abmischung eher wie ein weiteres Instrument, die Melodieführung übernehmen Keyboard und Gitarre. Das Mastering wurde von Greg Chandler in den Priory Recording Studios durchgeführt. Die Produktion geht voll in Ordnung und ist standesgemäß rauschend und leicht verschwommen. Alles in allem ein super Debüt, besonders gut gefallen mir die rasenden Parts mit Katharsis gebenden erhabenen Gitarrenmelodien.
Album Nummer vier wird via Eisenwald Records veröffentlicht und UADA melden sich mit einem Melodic Black Metal-Leckerbissen zurück. Auf „Crepuscule Natura“ wird eine tolle Balance aus Melodie, Mystik und Härte gefunden. Der Sound ist eine Spur rauer als beim Vorgänger und es liegt eine gehörige Portion Epik in der Luft.
Vieles erinnert an die erste Platte „Devoid of Light“ (2016); das ist erfreulich: war doch „Djinn“ (2020) etwas zu zahm und seicht ausgefallen. Das Debut der Truppe aus Portland glich vor sieben Jahren einem Kometeneinschlag und seitdem machen UADA von sich Reden.
Mit „The Abyss Gazing Back“ startet die Band mit melodischem Gitarrenspiel, eingängigen Epik- Riffs, aber verhältnismäßig rau ins Album. Sänger Jake Superchi kreischt, growlt und heult und überzeugt dabei auf ganzer Linie, für meinen persönlichen Geschmack könnte die Stimme aber etwas weniger Hall vertragen. Titeltrack „Crepuscule Natura“ strotz darauf vor Dynamik, nach grob drei Minuten kommt ein ruhiger Zwischenpart und im Track-Verlauf scheint mehr Heavy Metal-Gitarre durch. Die Singleauskopplung „The Dark (Winter)“ startet mit einem dominanten Bass. Der Track hat super Gitarrenmelodien und Soli, eisige Kälte und wütende Screams intus. DISSECTION lässt grüßen. Bei „Retraversing the Void“ mag ich den treibenden Rhythmus und die beinahe fröhlich-auflockernden Gitarrenparts. Bei den Harmonien und einer galoppierenden Spielart denke ich so manchmal an klassischen Heavy Metal und an IRON MAIDEN. „Through the Wax and Through the Wane” heißt der zwölf minütige letzte Song der Platte. Er beginnt mit Wolfsgeheul, später folgt ein hypnotisch repetitives Riffing. Nach diesen stoischen Wiederholungen, schlagen UADA gnadenlos zu und treten noch einmal das Gaspedal durch.
Mit dem schicken Coverartwork des belgischen Designer Kris Verwimp und den Fotografien von Peter Beste, der auch über viele Jahre die norwegische Black Metal-Subkultur fotografisch begleitete, wird bei UADA auch für die optische Qualität einiges getan.
MARDUK sagen „Sei dir deiner Sterblichkeit bewusst" („Memento Mori“) und der schwedische Black Metal-Panzer rollt und knattert wieder!
33 Jahre Bandgeschichte und die Kapelle ist kein bisschen müde; ganz klar: Hier wird mit Hass gekocht! Wenn ihr eine Portion harschen Black Metal braucht, seid ihr bei „Memento Mori“ goldrichtig: Dissonante ohrenzerfetzende verwaschene Meuchelmord-Akkorde, flirrende MARDUK-Riffs und Sänger Daniel „Mortuus“ Rostèn klingt wunderbar angepisst und höllisch garstig. Neu-Schlagzeuger Simon „Bloodhammer“ Schilling (Ex-BELPHEGOR) liefert präzise Raserei erster Sahne, hier wird aus vollen Rohren gefeuert. Ein paar Ähnlichkeiten zu "Panzer Division Marduk" (1999) und "La Grande Danse Macabre" (2001) sind zu vernehmen.
Der Titeltrack „Memento Mori“ legt gut vor: nach kurzer Crescendo-Einleitung heißt die Devise: Knüppel aus dem Sack. Es folgt das rohe „Heart Of The Funeral” und Track Nummer drei stellt ein absolutes Highlight dar: „Blood Of The Funeral“ ist saustark, komplex und unerbittlich. „Shovel Beats Sceptre“ bringt Glockenschlag und Storytelling und vor allem Abwechslung in die Sache. Hier agieren MARDUK mit gedrosseltem Tempo. „Charlatan“ gibt sich Bass-betont, „Coffin Carol“s Riffing ist einfach und effektiv und zu „Marching Bones“ wird’s nochmal richtig gut: der Song ist punkig, eingängig und der Gesang intensiv. Nach den brutalen Nummern „Year Of The Maggot” und “Red Tree Of Blood” folgt der letzte Song „As We Are“. Der einprägsame Midtempo-Track ist mit Samples gespickt und bildet einen Abschied mit Pauken und Trompeten.
Das letzte Album „Vitoria“ (2018) setzte zu sehr auf unangenehme Provokation. Ob MARDUK dabei Geschichtsunterricht geben wollten, Glorifizierung des Dritten Reichs bezweckten oder Provokation nutzen, um die Verkaufszahlen anzukurbeln, lässt sich kaum klären. Umso schöner, dass wir bei der Veröffentlichung von „Memento Mori“ davon verschont bleiben. Immerhin reagierte die Band kürzlich auf einen Zwischenfall: Es ist noch gar nicht lange her, da wurde Bassist Joel Lindholm wegen Zeigens des Hitlergrußes zum Ex-Bassisten. Vielleicht ist es diskussionswürdig, ob man die Truppe um das letzte Original-Bandmitglied Morgan Hakansson unterstützen möchte, aber das Studioalbum Nummer 15 der Norrköpinger ist Black Metal bester Qualität. In Sachen Songwriting und musikalischer Kompromisslosigkeit steckt MARDUKs neues Werk, den Vorgänger locker in die Tasche. All Killer - No Filler!
Mit “Irreversible” haben DEITUS ihren dritten Longplayer am Start. Das Trio gründete sich im Jahr 2004 in York; die ersten Alben „Acta Non Verba“ (2016) und „Via Dolorosa“ (2018) gingen an mir vorüber. Höchste Zeit sich die Mucke der Engländer zu Gemüte zu Führen.
Die Platte startet mit dem gut dreiminütigen Instrumental „Incursion“, das knorrige Stoner Doom-Klänge offenbart. Zu „Straight For Your Throat“ gibt’s aber ein amtliches Black/ Thrash-Inferno: Biestig gemeine Vocals, garstiges einprägsames Riffing und melodische Leads. Nach sechs Minuten nehmen DEITUS gekonnt das Tempo raus und doomen ein Ründchen. “A Scar For Serenity” ist herrlich roh und mit waschechten schnellen Heavy Metal-Riffs versehen. Der Thrash-Touch setzt sich fort und im Hintergrund arbeitet sich eine gute Melodie heraus. Die Briten lassen sich von DISSECTION beeinflussen und das ist ein durchaus lohnenswerter Einfluss! Natürlich ist das auch die Sorte Einfluss, bei dem Eltern sagen: „Jung, das ist kein guter Umgang für Dich“, aber was solls. Bei „Irreversible“ überzeugt die tough-gespielte melodische Gitarrenarbeit. Neben Fans von DISSECTION, sollten auch WATAIN-Freunde hier reinhören. England meets Schweden! Super Nummer. Aber was passiert nun? Mit „Voyeur“ folgt eine Gothic-Ballade mit weiblichem Gesang. Hab` ich aus Versehen zu einem anderen Album geswitcht? Das kommt wie ein unerwarteter Tiefschlag! Das ist einfach zu verträumt, da fehlt Aggression und Angriffslust. Erst nach fünf Minuten nimmt der Track etwas Tempo auf und Sänger Andy aka LDN gesellt sich dazu. Der Rausschmeißer „As Long As They Fear“ ist wieder etwas infernalischer und erinnert, in seiner beschwörerisch-aufbauenden Art, etwas an die polnischen Kollegen BEHEMOTH.
Der Sound von “Irreversible” ist rund und gut, abgemischt und gemastert wurde von Tore Stjerna im schwedischen Necromorbus Studio. Das passt wie Faust aufs demolierte Auge, weil hier auch Bands wie FUNERAL MIST und WATAIN zugegen waren. DEITUS kreieren ein gutes Album, dass sich stellenweise als eine Spur ZU facettenreich darstellt.
DØDHEIMSGARD bleiben auch auf ihrem sechsten kontrastreichen Album unkonventionell und unberechenbar. Wie soll man die Musik benennen? Vielleicht Industrial Progressive Atmospheric Avantgarde Black Metal.
Die aktuelle Besetzung von DØDHEIMSGARD sorgt für Furore, seit dem Debütalbum „Kronet til konge“ gehörten bereits viele bekannte Szene-Gesichter der Band an, z.B. Thomas Rune „Galder“ Andersen (DIMMU BORGIR), Gylve „Fenriz“ Nagell (DARKTHRONE), Jonas Alver (EMPEROR), Ole Jørgen „Apollyon“ Moe (IMMORTAL) und Carl-Michael „Czral“ Eide (SATYRICON). Teilweise tauschten die Bandmitglieder die Instrumente und wirkten unter einem gewechselten Pseudonym an einer anderen Position der Musikkapelle mit.
Ihr heutiger experimenteller Stil vereint Elemente verschiedener Musikgenres und mit den atmosphärischen Synthisizer-Sounds erinnert er mitunter an die Kreativ-Kollegen IHSAHN, ENSLAVED und irgendwie auch PINK FLOYD. Das schon acht Jahre alte Vorgängeralbum „A Umbra Omega“ erfüllt diese Beschreibung auch, war allerding chaotischer. Wir hören auf der neuen Scheibe „Black Medium Current“ viel Klargesang, die Stimmung ist oft nachdenklich und voller Wehmut.
Der Opener "Et smelter" mit seinen Wendungen kann als exemplarisch bezeichnet werden: 2:15 Minuten lang gibt es einen langsamen Einstand, es folgt flotter Atmospheric Black Metal mit Post-Elementen. Nach 5:30 Minuten wird das Tempo wieder gedrosselt, beschwörend-erzählend setzt Sänger Yusaf „Vicotnik“ Parvez ein und es entwickelt sich eine Prog-Post-Atmosphäre, um dann kurz vor Ende von „Et Smelter“ groovig-poppige Sci-Fi-Psychedelic-Sounds nebst Hard Rock-affinem Gitarrensolo und souligem Hintergrundgesang zu liefern. Wow! Das ist genial schräg, das ist exzentrisch, das ist nicht von der Stange. Es folgen mitunter anstrengende Augenblicke („Interstellar Nexus“), Schwermut („Halow“), Industrial Black Metal („Det Tomme Kalde Morke“) und klassik-operettenartige Momente mit Klavier und Cello („Requiem Aeternum“).
Die Truppe aus dem norwegischen Oslo präsentiert auf „Black Medium Current“ ein 70-minütiges bizarr-unangepasstes Potpourri.
Australien brachte in den letzten Jahren einige interessante Black Metal-Formationen hervor, eine davon ist WOEWARDEN aus Perth. Zählt man die beiden Alben, welche die Band unter dem Namen CANCER veröffentlichte mit, legen sie Longplayer Nummer drei vor: Nach „Into The Heartless Silence” (2018) und „Opioid” (2020) steht nun „In The Art Of My Caged Existence“ in den Verkaufsregalen. Digital und als CD war das Album bereits 2022 erhältlich, nun auch als Vinyl.
WOEWARDE spielen Atmospheric Depressive Black Metal und die Bandmitglieder kennt man auch von der Band DEADSPACE.
“Ravelled” heißt der schwermütige Opener und zeigt den episch-hymnischen Stil der Truppe: ausladende melodische Gitarrenleads treffen auf gequältes durchdringendes Kreischen. „Prisons Within Prisons“ legt in Sachen Härte eine Schippe drauf. Zu „Excised“ wird es langsamer und tragisch, „The Name Of Suffering“ überzeugt durch schöne Gitarrenarbeit und entführt uns in eine hypnotische Reise voller Verzweiflung und Frustration. Die Produktion der Scheibe ist passend zur Musik mit sehr klarem Mix und Mastering versehen.
Das ist alles stimmungsvoll und gut gemacht, aber ich komme mit dem schrillen, zum Teil weinerlichen Kreisch-Gesang, von John Pescod nicht klar. Ich habe ein ähnliches Problem mit dem hohen Falsettstimmklang von KING DIAMOND/ MERCYFUL FATE, der stellenhaft Ähnlichkeit aufweist. Aber das ist natürlich Geschmackssache. Es kommt auf „In The Art Of My Caged Existence“ immer wieder zu Momenten, wo ich mir wünschte Pescod würde bei Growls und „normalen Screams“ bleiben, ohne so extrem in die Höhen abzugleiten. Klasse Songs wie der Titeltrack würden in meinen Augen davon profitieren. Wenn einem die Stimme aber zusagt, oder zumindest nicht stört, ist „In The Art Of My Caged Existence“ ein lohnenswertes Exempel atmosphärisch-depressiver Klangkunst.
Die australische Black Metal Szene hat einiges zu bieten: DESTRÖYER 666, ABOMINATOR, THE AMENTA, HORDE, NAZXUL wären einige halbwegs bekannte Namen. Einige dieser Bands von Down Under sind geografisch so weit weg vom nordischen Eis, können mit ihrer Musik aber trotzdem pochendes Blut gefrieren lassen. So ist es auch bei der neuen Kombo LUMEN AD MORTEM! Frostig-düsterer Black Metal funktioniert auch fern vom Permafrostboden.
LUMEN AD MORTEM scheinen vom 90er Jahre-Sound al la EMPEROR und BATHORY beeinflusst zu sein, aber auch von zeitgenössischen Bands wie WOLVES IN THE THRONE ROOM. Gegründet wurde das Trio 2019 im australischen Adelaide, „Upon the Edge of Darkness“ ist ihr Debüt-Album. Die sechs Songs strotzen vor epischer Ästhetik und melancholisch-hymnisch orchestralen Untertönen. Dabei wird die aggressive Charakteristik nicht vernachlässigt; das betrifft vor allem den vor blutiger Angriffslust triefenden kratzigen Hassgesang von Gregor Pikl.
Der Opener „Infinite Resonance“ ist geschickt im Songaufbau: ein immer wieder Raum gebendes, repetitives Stück mit frostiger Note. Der Bogen zwischen Wut und Epik ist ordentlich gespannt, zwischendurch regieren hämmerndes Riffing und beschwörender Gesang. Bei „Within The Smoke“ kommt es zu vielen Tempowechsel und die Melodien vermitteln eine gewisse Erhabenheit. Der keifende Kreischgesang ist angenehm dämonisch und zum Ende des Songs sorgt Schlagzeuger Matt „Skitz“ Sanders dafür, dass es kräftig im Karton rappelt. „Ethereal“ startet mit einem schönen flotten melodischen Gitarrenspiel; sobald die hallenden Vocals einsetzen, versiebt das Tempo bevor das Schlagzeug immer wieder kurze Blastbeat-Passagen hämmert. Die Gitarre spielt konstant melodisch-hymnisch. Im späteren Verlauf des über achtminütigen Tracks, werden chorale Sounds und monumentale Keys eingemischt. Gegen Ende fühlte ich mich an die Österreicher SUMMONING erinnert. Der Track ist wie ein verschlungener Pfad zu geheimnisvollen Lichtungen. „Thought And Memory“ sorgt für schwarz-metallische Reinheit, orchestrale Klanglandschaften sorgen für Hörgenuss. Manch einer wird von diesem majestätisch-ausufernden Lustwandern gelangweilt sein, mich holt das aber sehr ab! LUMEN AD MORTEM verstehen es sehr gut, die Songs spannend zu halten und Atmosphäre braucht oft Zeit und Platz für Entwicklung. Der Track schließt mit magischen Pianoklänge am Ende ab. Bei „The Voices From The Stream“ fallen extrem garstiger Gesang und schöne Gitarrenmelodien auf. Zwischendurch erklingen ausbrechende Rhythmen. Im späteren Verlauf spielt das Schlagzeug im Stil eines Militärmarsches. Auf der einen Seite ist die Musik energetisch und aggressiv, auf der anderen aber auch nachdenklich und elegant. Den Rausschmiss übernimmt „Narrow Paths And Stony Ground“. Drums und Fanfaren leiten den letzten Track der Scheibe ein. Nach 1:15 Minuten holzen die Jungs ordentlich drauf los: klirrende Riffs und Hass in der Stimme, begleitet von tobenden Blastbeats. LUMEN AD MORTEM bescheren uns einen guten Hassbatzen mit variabler Schlagzeugarbeit zum Ende der LP. Die Produktion von „Upon the Edge of Darkness“ ist weder klinisch, noch puristisch in Sinne von Low Fidelity.
Auf dem fesselnden Album sitzt jeder Song und die Spannung wird die ganze Zeit gehalten. Die Australier verpassen unseren Hörmuscheln eine akustische Eisdusche, die einem stellenweise Schauer über den Rücken jagt. Hier wird Neues geschaffen, um Bewährtes zu bewahren! Eine Hommage an alten Sound, aber mit frischem Wind. Wenn ich jetzt beachte, dass „Upon the Edge of Darkness“ ein Debüt-Album ist, ist das eigentlich kaum zu glauben und hat das Qualitätssigel „Tipp“ verdient.
OKKULTIST hat mit ihrem neuesten Album "OMEN" einen beeindruckenden Meilenstein in der Black-Metal-Szene gesetzt, der gleichermaßen Death-Metal-Hörer begeistern sollte. Von Anfang an packt die Band den Hörer an den Hörnern und der raue und düstere Sound lässt ihn nicht mehr so schnell los.
Die Musik ist intensiv und voller Leidenschaft, die Vocals sind schreiend und dennoch verständlich, was dem Album eine unglaubliche Tiefe verleiht. Die Gitarrenriffs sind scharf und treibend, während die Schlagzeugparts das Fundament für die gesamte Musik bildet und Soundlöcher sofort schließt. Besonders hervorzuheben ist die Produktion des Albums, die sehr gut gelungen ist. Jeder Ton klingt kristallklar und der Mix der einzelnen Instrumente ist perfekt ausbalanciert, was bei dieser Musikrichtung keine Selbstverständlichkeit darstellt.
Das Album bietet eine große Bandbreite an Emotionen und Stimmungen, von wütender Aggression bis hin zu tiefer Melancholie. Es ist ein Meisterwerk, das jeden Black-und Death-Metal-Fan begeistern wird.
Insgesamt ist "Omen" von OKKULTIST ein starkes und beeindruckendes Album, das zeigt, dass die Band ihr Handwerk versteht und ihre Musik auf höchstem Niveau präsentiert. Es ist ein Muss für alle Fans des Genres und ich kann es nur wärmstens empfehlen.
Riechst du das? Dieses süßlich-faulige Aroma der allmählichen Verwesung. Ein Bouquet von Cadaverin, Leichenfäulnis und metallischem Odeur des Blutes. Das muss wohl die neue EISREGEN-Platte sein!
Die Thüringer sind fleißig und konstant. Fleißig, weil sie zum Jahresanfang mit „Grenzgänger“ ein Doppelalbum raushauen, dass 17 neue Songs enthält. 2021 erschien „Bitterböse“, ein Split mit der besetzungsgleichen Band GOATFUNERAL. 2020 hatte EISREGEN den Charterfolgs "Leblos" parat. Konstant, weil Album Nummer 16 „Grenzgänger“ den klassischen Mix aus grausamen Texten, lieblichen Melodien und Metal-Klängen enthält. Wobei hier und da auch ein Besinnen auf alte Tugenden der ersten Alben herauszuhören ist. „Blutkehle“ Roth und „Yantit“ Fimmel machen ihrem Ruf als das morbideste Musikerduo Deutschlands wieder alle Ehre und vertonen nekrophile Gräueltaten und Tötungsbeschreibungen in hellen Scharen.
Der Opener „Grenzgänger“ beinhaltet lieblichen Violinen-Klang. Streichereinsatz war bis 2006 in Form der Bratsche von Theresa „2T“ Trenks sehr typisch für den EISREGEN-Stil. Hierdurch erhält die Musik eine gewisse Melancholie und dem Songmaterial wird die Stimmung einer gruselig-sopranen Geschichtenerzählung aus der Barockzeit verleihen. "Grenzgänger“ handelt von dem deutschen Serienmörder Rudolf Pleil, der nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges aktiv war. „In Einzelteilen“ hat eine starke Death- und Grind-Note. Bei „Für den Kaiser“ erzählt ein Ich-Erzähler aus der Sicht eines Gladiators. „Als ich noch Kinder fraß“ startet langsam und (wen wundert`s) morbide, bald trümmert Drummer Yantit drauflos, und die Nummer stellt sich als durchaus Black-Metal-affin heraus. Es folgen das melodische „Vom Loch-in-der-Wand-Club“ und das tragende „Wiedergänger“, welches wir bereits als Vorab-Single kennen. Das Gothic-lastige „Wiedergänger“ erzählt eine Vampirgeschichte, der Track “Auf Galgengrund“ ist ein guter Black Metal-geschwängerter Song, der mit einem mitunter penetrantem Keyboard-Orgel-Sound versehen ist. Bei „Gegengift“ treffen sich Heavy-Gitarre samt Soli und groovender Bass mit der melancholisch-weichen Violine. CD Nummer eins endet mit der Neuaufnahme von „Stirb lächelnd“ aus dem Jahr 2000; hier wird eine Minute ordentlich geschrammelt. Albumteil zwei bietet den fünfteiligen Lieder-Zyklus „Ein Jahr im Leben des Todes“. „Kadaverfrühling“ ist recht langsam und wird von Klavierspiel getragen. Roth trägt das Lied erzählend und zum Teil mit cleanen Vocals vor, die dem Gesang von „Fuchs“ der APOKALYPTISCHEN REITER ähneln. Der „Kadaverfrühling“ geht direkt in den „Blutsommer“ über. Der Song hat gute schnelle Parts und bringt mit seiner kraftvollen Attitüde Abwechslung ins Spiel. Zu „Herbstleiche“ gibt’s Baladen-Töne: ein morbides Liebeslied. Auch beim klaren Gesang rollt Roths „R“. Es folgen „Wintersabbat“ und das düstere „Rigor Mortis“. Das Album "Grenzgänger" wurde im bandeigenen HcN-Studio von Drummer Ronny "Yantit" Fimmel aufgenommen und von Markus Stock in der Klangschmiede Studio E in Mellrichstadt abgemischt und gemastert. Im Mix ist die Stimme mächtig in Szene gesetzt.
„Grenzgänger“ ist eine gute und relativ abwechslungsreiche Platte. Es kommt aber, wie bei jedem EISREGEN-Album, irgendwann zu einem subjektiv-persönlichem Moment: nach einigen Liedern nervt mich das knarzend-rollende „rrrrrrrr“ von Sänger Roth.
EISREGEN gründeten sich 1995 in der thüringischen Kleinstadt Tambach-Dietharz. Ihre provokanten Texte zogen die Aufmerksamkeit der Bundesprüfstelle BPjM auf sich, welches zur Indizierung von drei Alben nach sich zog. Verkaufstechnisch war das natürlich ungünstig, führte aber auch zu einer großen Bekanntheit der Truppe. Das Album „Krebskolonie“ wurde nicht nur indiziert, sondern der „Liste B“ zugeordnet. Nach Einschätzung der Bundesprüfstelle sind die Texte also sogar strafrechtlich relevant. Das ist alles lange her und heutzutage dürfen EISREGEN ihre Alben verkaufen und bewerben. Ihren Themen sind EISREGEN aber treu geblieben. Anfänglich fühlten sich die Thüringer dem Black Metal verbunden, was sich musikalisch und optisch (mit Corpse-Paint) zeigte.
Vielleicht wird es wieder Zeit, diese Black Metal-Anteile weiter auszubauen! Wie man bei Tracks wie „Galgengrund“ hört, steht dies der Band sehr gut.