Die Berliner Band NIDARE fabriziert Post Black Metal und veröffentlicht ihre erste Langrille. In Erscheinung traten sie bereits 2019 mit einer selbst produzierten Demo, gefolgt von einer Split-Veröffentlichung mit WELK, ARGON und LAZAR. Die Bandmitglieder wirken auch bei anderen Truppen wie ANCST, rýr und HENRY FONDA mit.
NIDAREs Musik ist von Laut-Leise-Dynamiken sowie von Tempowechseln geprägt, die Emotionen reichen von aufgewühlt bis mutlos. Die geschrienen Vocals vermitteln Intensität und Leid und geben dem Stil eine Post Hardcore bzw. Screamo-Schlagseite. Während sich die instrumentelle Seite der Musik abwechslungsreich zeigt, agiert der Sänger N. ziemlich eintönig.
Der Opener "Sintflut" war die ersten Singleauskopplung; der Track ist relativ rau und im Verlauf gibt es ein cleanes Zwischenspiel. „Von Wegen“ startet wüst und pendelt sich nach einer Minute im Midtempo ein und beinhaltet ein gutes oft wiederkehrendes Hauptriff. "Silhouette" macht einen wärmeren und melodischeren Eindruck. DEAFHEAVEN trifft sozusagen auf AMENRA und repetitives Riffing steht auf der Tagesordnung. Mit dem DER WEG EINER FREIHEIT-affinen Song "Unwesen" steigt das Aggressivitätslevel, wohingegen „Windspiel" wieder langsam verträumt startet. Nach 1:35 Minuten ätzt NIDARE leidvoll los und die Drums machen Tumult. In der sieben Minütigen Nummer steckt viel Melancholie und es verbreitet sich ergreifender Zauber. Es folgt der Rausschmeißer „Immer Noch“: musikalisch geht’s zu Beginn auf die 12, später wird es atmosphärisch mit cleanem Gitarren- und Basszwischenspiel. Zum Ende lassen NIDARE noch einmal aggressivere Hardcore-Töne durchscheinen. Thematisch dreht sich der letzte Song um fremdenfeindliche Züge der heutigen Gesellschaft. Jeder Song des Albums beschreibt laut Band den individuellen Weg einer Person. So ist auch der Albumtitel „Von Wegen“ zu erklären.
Das Album ist ordentlich, aber noch nicht die ganz große Hauptattraktion. Soundmäßig wäre auf NIDAREs „Von Wegen“ noch mehr rauszuholen, die Stimme hat es mitunter schwer sich durchzusetzen, die Gitarren sind im Mix sehr dominant.
2012 ist HARAKIRI FOR THE SKYs selbst betiteltes Debütalbum erschienen. Jetzt, also zehn Jahre darauf, nahmen sie die Scheibe (sowie den Nachfolger „Aokigahara“) neu auf und veröffentlichen die Neuinterpretation. Die beiden Protagonisten J. J. und Matthias Sollak holten sich für dieses Unterfangen ihren Live-Drummer Krimh (SEPTIC FLESH) als Verstärkung. Produktionstechnisch hat die Post Black Metal-Truppe aus Österreich inzwischen andere Möglichkeiten; nun erstrahlt das Songmaterial in neuem Glanz, ohne dass einschneidende Veränderungen vorgenommen wurden.
Das Gitarrenspiel beim Opener „Lungs Filled with Water“ startet in der neuen Version ohne Regenplätschern. Die Neuaufnahme ist dynamischer und klarer. Der Gesang von J.J. kratzt weniger und ist besser zu verstehen. Der Klang seiner Stimme tendiert bei der neuen Aufnahme etwas mehr zu seinem erfolgreichen Soloprojekt KARG. Bei „02:19 AM Psychosis“ verhält sich das ähnlich. „From Yesterday To Ashes“ ist ein wirklich starker Song: mollige in Trauer getränkte Harmonien, sehnsüchtige Leads, super harmonisch-melancholisches Tremolo-Gitarrenspiel und zum Teil anspruchsvolles Drumming. „Drown in my Nihilism” ist in der Neuinterpretation virtuoser gespielt, aber der Track verliert an Garstigkeit und an Back Metal-Feeling. Die Band versuchte die ursprüngliche Stimmung beizubehalten, das ist nur teilweise geglückt. Das gilt insbesondere für den kratzigen Klang der alten Vocals.
Jedoch gelingt es HARAKIRI FOR THE SKY immer hervorragend Klangbilder und Emotionen zu erzeugen und durch melodiebetonte Riffs und geschwärzt verzweifelte Wut kathartisch zu sein. So vielschichtig das Songwriting und das Instrumental der Musik von HARAKIRI FOR THE SKY auch sind, so eindimensional sind JJ`s Vocals. Natürlich ist sein Schreien, dem immer etwas leidender Selbsthass innewohnt, sehr markant, aber halt kontrastlos.
Das Re-Release erscheint auch in verschiedenen schönen Vinylversionen, z.B. ist es erhältlich in limitierter grey und black & white spot-Färbung. Das dezent anders gestalteten Cover-Artwork ist von „Art Of Maquenda“.
Ich verstehe die Idee, Alben der Anfangstage neu aufzunehmen: die Bedingungen haben sich verbessert, eventuell ist man auch fitter am Instrument. Allerdings ist ein Effekt nicht zu unterschätzen: Nämlich, dass ein Album auch von Unperfektheit leben kann und so manch raue Produktion der Stimmung schmeichelt.
„Den Svevende Festning“ enthält unveröffentlichtes Material, welches während der Album-Sessions zu „Katedralen“ aufgenommen wurde und drei Live-Tracks. „Katedralen“ erschien im März letzten Jahres und beinhaltete mehrere hochkarätige Gastauftritte (DARKTHRONE, KAMPFAR, SKEPTICISM). Auch nach dem Vorgängeralbum „Det Svarte Juv“ lieferte MORK eine EP nach („Pesta“), man könnte also von einer Art Tradition sprechen. Fans können die EP nutzen, um eine Portion Bitterkeit und Boshaftigkeit zu tanken und die Wartezeit auf den nächsten Longplayer damit überbrücken.
Thomas Eriksen veröffentlichte unter dem Namen MORK bereits fünf Alben, seit der Gründung 2004. Den Hörer erwartet norwegischer Black Metal im Stil der zweiten Black Metal-Welle mit flirrender und mal aufschreiender Gitarre.
Eriksen berichtet in der Presse-Info, dass "Den Svevende Festning" eine Hommage an seine Heimatstadt Halden mit ihrer majestätischen Fredriksten-Festung ist. Der titelgebende Opener ist eine gute Mid-Tempo-Nummer, „Ormtunge“ ist aus einem ähnlich rauen Holz geschnitzt und erinnert zum Teil an CELTIC FROST. „Fodt Til A Herske (Med Strykere)“ besitzt etwas melancholisch-episches und einen abwechslungsreichen Gesang. Im Verlauf des Songs entwickelt sich ein ritterlicher Stil. Bei dem Track handelt es sich um ein alternatives Arrangement des Titels, der im Original bereits auf dem vergangenen Album veröffentlicht wurde. Weiter geht es mit Livemitschnitten: „Arv“ überzeugt mit pathetisch atmosphärischem Klargesang im Refrain. Die drei Live-Songs „Arv“, „Det Siste Gode I Meg“ und das dreckige „Svartmalt“ stammen alle vom „Katedralen“-Album.
„Den Svevende Festning“ erschien am 16. September via Peaceville und es wird 150 handnummerierte Exemplare geben, die exklusiv über MORKS's Store erhältlich sind. Die Produktion ist puristisch gehalten, der Sound ist höhenlastig aber im Mix nicht zu altbacken. „Den Svevende Festning“ ist ein gutes und kraftstrotzendes Output; aber es ist diskussionswürdig, ob man EPs mit letztlich nur zwei neuen Songs tatsächlich braucht.
ACOD erschaffen auf “Fourth Reign Over Opacities And Beyond” eine düstere Atmosphäre mit kraftvoll-symphonisch pathetischem Epos. Es handelt sich um das zweite Kapitel einer Trilogie, die mit ACODs letzten Album „The Divine Triumph“ begann. Stilistisch könnte man die Mucke der Franzosen als Mischung aus Symphonic Black Metal und Melodic Death Metal bezeichnen, die vor allem für Fans von Kapellen wie DIMMU BORGIR, HYPOCRISY, DALKHU, SEPTIC FLESH oder BEHEMOTH interessant ist.
Nach dem Intro „Sur d'Anciens Chemins...“ inklusive verschwörerischem Geflüster, folgt das majestätisch-melodische „Genus Vacuitatis“ mit Keyboard und Streicher-Sounds. „The Prophecy Of Agony” wartet mit französischen Spoken Word-Passagen, herrlichem Bassgefrickel und gutem Refrain auf. Und ähnlich geht’s auch weiter: ACOD fabrizieren schöne Gitarrenmelodien und unter der Musik wurde ein breiter Keyboardteppich ausgelegt. Bläser-, Streicher- und Chorsounds verleihen der Platte etwas sehr Opulentes, ACOD mögen es heroisch. „Artes Obscurae“ hebt sich durch progressive Tempowechsel von den anderen Tracks ab. Zwischendurch gibt es in den Songs für meinen Geschmack zu viel Gelaber, hier erinnert Sänger Frédéric an BEHEMOTHS Nergal (z.B. bei „Fourth Reign Over Opacities And Beyond“). Zum Ende wird zu „Empty Graves / Katabasis“ noch einmal alles rausgeholt: der Song ist gut aufgebaut und wird durch melodische Pianoklänge angereichert.
Das Duo aus Marseille besteht aus dem Sänger Frédéric Peuchaud und Gitarristen/ Bassisten Jérôme Grollier; Schlagzeuger auf dem Album ist Nicolas Muller (EON), bei Live-Auftritten nimmt Raphaël Clément am Schlagzeug Platz. Ich muss gestehen, beim ersten Reinhören bin ich von einem Drumcomputer ausgegangen. Insbesondere der rasante Start des Tracks „Sulfur Winds Ritual“ riecht nach Kollege Computer. Die Drums sind außerordentlich sauber getimt und der Schlagzeugsound kommt etwas klinisch daher. Insgesamt ist die Produktion von “Fourth Reign Over Opacities And Beyond” sehr fett, lupenrein und modern. Aufgenommen haben ACOD in den Fascination Street Studios, Linus Corneliusson hat gemischt und Jens Bogren gemastert.
“Fourth Reign Over Opacities And Beyond” enthält zehn gute Tracks, leider ist der Wiedererkennungswert überschaubar.
Das dynamische Duo Samuel und Jorge sind aus Liebe zu ihrer Musik nach Berlin gezogen, um die Welt zu erobern. Ursprünglich spielten die Beiden in der spanischen Band SADISTIC, welche sich auf Death-Thrash-Metal spezialisiert hatte. Bei VULTUS sieht die musikalische Ausrichtung ein wenig anders aus und man konzentriert sich auf den Bereich des Black Metals, der aber immer wieder mit dem klassischen Heavy Metal eine innige Beziehung eingeht. Aus diesem Grund ist die interne Stilbezeichnung „Black Heavy Metal“ nicht wirklich falsch gewählt und trifft sogar den Kern.
Besonders im instrumentalen Bereich wird oft zwischen den Genres Black und Heavy gewechselt, was der Sache eine besondere Note verleiht. Den Sound der Band kann man durchaus mit dem Schaffen von MANTAR oder BÖLZER vergleichen, obwohl deren Intensität nicht ganz erreicht wird. Dies liegt aber auch an der etwas trockenen Produktion, die keinen kompakten Gesamtsound zulässt. VULTUS machen nicht den Fehler, sich dem hemmungslosen Geknüppel hinzugeben, sondern grundsätzlich wird sehr songdienlich gespielt, was besonders an der überzeugenden Schlagzeugarbeit liegt, welche kleinste Soundlöcher solide zu stopfen vermag. Auch die vorhandenen Soli können eine eigene Duftmarke hinterlassen, da diese betont melodisch eingesetzt werden und den Heavy Metal-Kontext nochmals unterstreichen. Besonders die Mischung aus Black und Heavy macht VULTUS zu einer interessanten Band, obwohl die Mischung teilweise auch aufgesetzt wirkt. Nicht immer bleibt der rote Faden innerhalb der Songs erhalten, aber scheinbar ist dies von den zwei Idealisten auch so gewollt. Grundsätzlich gefällt mir „Sol Invicto“ ziemlich gut und aus diesem Grund würde ich der geneigten Leserschaft anraten, dem Duo eine Chance zu geben und ein Probehören ins Auge zu fassen.
Hallo Heljarmadr! Danke dass Du Dir die Zeit für ein paar Fragen nimmst.
Hallo Erik.
Die Veröffentlichung von "We Are The Apocalypse" ist nur wenige Tage her. Mir gefällt die neue Scheibe ausgesprochen gut. Wie hat die Presse bisher auf das neuste Werk reagiert und wie sind die Rückmeldungen?
Bis jetzt ist es großartig! Wir sind in mehreren Ländern in den Albumcharts und das Interesse der Magazine ist auf einem wahnsinnigen Niveau! Ich gebe ein Interview nach dem anderen und auch die Fans sprechen sich in den sozialen Medien sehr positiv aus.
"We Are The Apocalypse" startet mit der zweiten Singleauskopplung „Nightfall“. Der Song ist eine wahre Granate mit einprägsamer Hookline; hymnisch-schneller Black Metal wie man ihn sich wünscht. Die erste Singleauskopplung "Let the Devil In" klingt auch sehr gut, aber ist im Stil ganz anders. War es Absicht, zwei so unterschiedliche Songs als Singles vor dem Albumrelease zu veröffentlichen?
Wir haben die Singles danach ausgewählt, wie sie das Album repräsentieren. Es ist ein vielseitiges Album und das kommt in der Auswahl der Singles zum Ausdruck. Welchen Sinn hätte es, Singles zu veröffentlichen, die sich alle ähneln?
„When I'm Gone“ ist ein etwas untypischer Song; er ist verhältnismäßig langsam, aber groovt. Denkst Du "We Are The Apocalypse" hebt sich durch mehr Abwechslung und Variantenreichtum von den bisherigen Scheiben ab?
Vielleicht schon, aber die Leute vergessen auch die alten Songs wie „My Funeral“, „In my Dreams“, „Goddess of Sodomy“, „Shadows Over Transilvania“ und so weiter. Ich denke nicht, dass wir hier das Rad neu erfinden, aber es ist ein abwechslungsreiches Album und mit Sicherheit sehr dynamisch. (photo: Szydlowski)
Du hast die Texte für das aktuelle Album geschrieben. Kannst Du etwas zur Entstehung der Songtexte und dessen Bedeutung erzählen?
Das würde ewig dauern, denke ich. Ich denke, sie sind ziemlich klar für jeden, der sich die Zeit nimmt, sie zu lesen. Ich habe alle Texte geschrieben und sie sind über einen Zeitraum von zwei Jahren entstanden. Genau wie die Musik sind sie sind sie vielfältig und repräsentieren verschiedene Momente in der Zeit.
Gibt es für Dich so etwas wie einen Lieblingssong auf "We Are The Apocalypse" und welcher Track wird wohl live besonders abgefeiert?
Ich würde sagen, dass „When I'm Gone“ die größte Herausforderung war und auch sehr überzeugend wurde, als er endlich fertig war. Man bewegt sich immer auf Messers Schneide, wenn man mit den Texten etwas tiefer und persönlicher geht. Es ist ein sehr schmaler Grat zwischen großartig und kitschig – da ist nichts dazwischen. Ich erwarte, dass dieses Stück und „Leviathan“ sehr gute Live-Tracks sein werden.
Es ist kein leichter Job, Schlagzeuger bei DARK FUNERAL zu sein. „A Beast To Praise“, „Nightfall“ und „Beyond The Grave“ unterstreichen dies sozusagen. Zahlt ihr Jalomaah eine Art Blastbeat-Aufschlag als Ausgleich für das hohe Tempo?
Haha, vielleicht sollten wir das tun! Er hat wirklich einen tollen Job gemacht und er ist ein großartiger Schlagzeuger und Freund.
„We Are The Apocalypse“ ist die erste Veröffentlichung, auf der Schlagzeuger Jalomaah und Bassist Adra-Melek zu hören sind. In den beinahe 30 Jahren Bandgeschichte gab es viele Wechsel in der Besetzung. Von der ursprünglichen Besetzung von 1993 ist lediglich noch Gitarrist Lord Ahriman an Bord. Hat die Band gute Chancen in dieser Konstellation länger zusammen zu spielen? Harmoniert die Band gut?
Wir hoffen es! Wir sind jetzt schon seit ein paar Jahren stabil, vielleicht erreichen wir sogar bald eine Art Rekord (lacht). Die Chemie ist gut und wir arbeiten wirklich gut zusammen.
Ihr seid eigentlich eine Band, die einen vollen Tourplan hat. Nun sind kaum Konzerte möglich. Seid ihr sehr auf Konzert-Entzug und gibt es schon neue Pläne für eine Tour?
Wir haben in diesem Jahr eine Reihe von verschobenen Auftritten aus den Jahren 2020 und 2021 zu absolvieren. Natürlich planen wir, so schnell wie möglich überall (betont) hinzufahren! Vergewissert euch, dass ihr den Neuigkeiten in unseren Social-Media-Kanälen folgt. Der erste Gig ist die Release-Show hier in Stockholm am 16. April. Es wird ein Konzert mit Publikum und einem Live-Stream sein, so dass ihr von überall aus dabei sein könnt.
Aus Schweden kommen gute Black Metal-Bands: WATAIN, MARDUK, natürlich DISSECTION und BATHORY und eben DARK FUNERAL. Schweden und Norwegen sind gefühlt schon ewig zwei sehr florierende Szenen des Black Metal. Wo siehst du die Hauptunterschiede zwischen der schwedischen und der norwegischen Szenen und gibt es Vorzüge? Gibt es auch Konkurrenz?
Ich denke, der Wettbewerb ist heute global. Es gibt überall großartige Bands. Was auch immer Norwegen haben mag, wir werden immer jeden Wettkampf gewinnen, weil wir BATHORY und ABBA haben!
DARK FUNERAL ist noch immer eine dieser ursprünglichen Bands, die ihrem rifflastigem Stil treu geblieben ist. Wie denkst du über neue Stilrichtungen wie Post Black Metal und Blackgaze, die Black Metal mit anderen Genres wie Ambient oder Jazz mischen?
Eigentlich weiß ich gar nichts über diese Art von Subgenres. Für mich ist es entweder Black Metal oder es ist keiner. Ein Genre zu verwässern ist einfach „weird“, so als ob man einen Fuß im Boot haben möchte, aber auf sicherem Boden bleiben will.
Man könnte sagen, die Band hat alles mitgenommen: 2007 kam es zu einem delikaten Projekt, DARK FUNERAL spielten im Porno "Club Satan: The Witches Sabbath" die Hauptrolle. Du warst du dieser Zeit noch nicht Teil der Band, hättest Du Dir vorstellen können hier mitzuwirken oder ist vielleicht sogar Teil 2 geplant? (grins)
In einem Pornofilm mitspielen? Nein, ich glaube nicht, dass das etwas für mich ist.
Seit langer Zeit läuft Corona-bedingt auf der ganzen Welt vieles anders. Ein Gedankenspiel: Wenn du für Freunde einen Sampler als Soundtrack der letzten 2 Jahre zusammenstellst, was muss unbedingt rein?“
(lacht) Alles von BATHORY oder ABBA.
Hast Du heiße Tipps für unsere Leser, in welche Platten muss man unbedingt reinhören (außer in die neue DARK FUNERAL natürlich)?
Hier ist meine Top-Ten-Liste für 2021:
ABBA - Voyage
CANNIBAL CORPSE - Violence Unimagined
GAAHLS WYRD - The Humming Mountain
IMPALED NAZARENE - Eight Headed Serpent
INHUMAN CONDITION - Rat God
IRON MAIDEN – Senjitsu
NECROMANCIA - To The Depths We Descend
THE CROWN OFFIFIAL - Royal Destroyer
THYRFING – Vanagandr
YOTH IRIA - As The Flame Withers
SAXON haben gerade ein tolles Heavy-Metal-Album herausgebracht, und ich bin gespannt, was JUDAS PRIEST noch so draufhaben werden. Es wird eine Menge neuer Musik kommen und es wird sicher ein interessantes Jahr.
Vielen Dank Heljarmadr, für das Interview! Beste Grüße und viel Erfolg mit dem neuen Album!
Danke Erik für deine Zeit und das Interesse.
2022 Dark Funeral / Century Media- All Rights Reserved
CELESTE blicken bereits auf eine 15-jährigen Karriere zurück und das Quartett aus Lyon mit französisch gescreamten Gesang und einer hypnotischen Art und Weise ihren Post Hardcore mit Post Black Metal zu würzen, ist in aller Munde.
Das Cover zeigt ein Portrait in schwarz-weis der Fotografin Nedyalkova und ist typisch für die Band.
Wüst und erdrückend klingt der neue Streich „Assassine(s)“: Sludgiger Bass, klobig harte Fleischerhaken-Riffs, die Gitarre und das Schlagzeug fabrizieren beinahe Djent. Dezente Synthesizer-Sounds und Gitarren versehen die Tracks mit Melodie, während der wütend-angepisste Gesang in seiner Variation ziemlich einheitlich bleibt. Die Hardcore-Wurzeln sind präsent und Antoine Royers hochkarätiges Schlagzeugspiel sticht immer wieder hervor.
Bei "Des torrents de coups" erhält der Hörer sofort einen kräftigen Kinnhaken: CELESTE produzieren sepiafarbene Albträume und erzählen leidvolle Geschichten. Der Song "Draguée tout au fond" ist eine kontrastreiche Breakdown-Schlacht, „Elle Se Répète Froidement“ beinhaltet wunderbare Leadmelodien und das sehnsuchtsvolle gute Schlussstück „Le Coeur Noir Charbon“ überrascht mit Frauengesang.
Die Produktion von „Assassine(s)“ ist außergewöhnlich und kann als durchdringende Sound-Apokalypse bezeichnet werden. Der Sound ist dicht, klar und immer druckvoll und erinnert an die Landsmänner GOJIRA, was am Produzenten Chris Edrich liegt.
CELESTE haben ein komplexes und nicht unkompliziertes Album erschaffen, mit einer großen Vielfalt an Tempi. Es ist eindringlich und unbequem; ihre Musik ähnelt einem schmerzgekrümmten Lebewesen, sie ist anstrengend, reich an Atmosphäre und qualitativ hochwertig.
Lässt sich der kreativ schräge Avantgarde-Sound von den golden maskierten IMPERIAL TRIUMPHANT auch live gut umsetzen?
Das hatte ich mich schon mal beim Hören des 2020er Albums „Alphaville“ gefragt. Und ich kanns schon mal vorwegnehmen: es gelingt. Im Laufe der Zeit (mit vier Alben und einigen EPs) hat man beobachten können, wie sich IMPERIAL TRIUMPHANT zur obskuren jazzig-düsteren Kreatur entwickelt hat. Ihre Musik ist extrem unberechenbar und verschachtelt, deshalb kann man ihnen das Prädikat Avantgarde Metal geben. Die stürmische Mischung aus progressivem Dark Jazz, Black Metal, Ambient und Synthesizer-Sounds ist gewöhnungsbedürftig, aber auch beindruckend. Die Amerikaner vertonen das Chaos der Großstadt New York City.
„An Evening with Imperial Triumphant“ ist kein typisches Live-Album, da es ohne Publikum aufgenommen wurde. Ein bitteres Relikt der Corona-Zeit: Live Musik ohne Live-Publikum und folglich ohne Publikums-Reaktionen. Zachary Ezrin (Gitarren, Gesang), Steve Blanco (Bass, Keyboards) und Kenny Grohowski (Schlagzeug) haben sich mit Gastmusikern, wie zum Beispiel Posaunist J. Walker Hawkes, zusammengetan und im New Yorker Slipper Room gespielt. Dies ist übrigens ein Varieté-Theater, das sonst Burlesque- oder Comedy-Veranstaltungen beheimatet.
IMPERIAL TRIUMPHANT jammen durch ihre Stücke und die Tracks unterscheiden sich teilweise von den Originalfassungen. So zum Beispiel „Atomic Age“: ein geordnetes Durcheinander mit Stop-Start-Riffs und die Band experimentiert mit allerhand Klängen, seltsamen Gesängen und tackernden Percussions, Schreien und Alarmgeräuschen. „Chernobyl Blues” wurde bereits als Video veröffentlicht, hier wird auch schonmal mit der Champagner-Flasche Bass gespielt. „Cosmopolis“ beginnt mit einer spätabendlichen Jazzclub-Atmosphäre im New York der 20er Jahre und mit einem Saxophon-Intro und endet in einem heillosen Chaos der Dissonanzen. „Transmission To Mercury“ beinhaltet eine einfallsreiche Kombination an Bläsern und Blastbeats und „Swarming Opulence“ von ihrem Debütalbum „Vile Luxury“ ertönt mit Hörnern, Gitarren, Growls und stotternde Riffs. Die mitgeschnittenen Songs auf "An Evening With" stammen beinahe ausschließlich von "Alphaville", dem letzten Album von IMPERIAL TRIUMPHANT.
Resümierend empfinde ich den neuen Silberling stellenweise eher interessant, als schön anzuhören. Nicht destotrotz ist „An Evening with Imperial Triumphant“ hörenswert: Die Scheibe ist ein bisweilen anstrengendes unkonformes Werk, eine wilde Collage und ein fieberhafter Trip! Für Fans sind die Liveversionen spannend, da die Band zeitweise abwandelnd interpretiert und nicht lediglich reproduziert.
ERNTE nennen Ihren Stil „True Hellvetic Black Metal“. Wahrscheinlich eine Homage oder Verneigung bezüglich des sogenannten „True Norwegian Black Metal“.
Das passt auch zur Mucke, auf ihrem Debut „Geist und Hexerei“ liefern die Schweizer urwüchsigen erdigen Black Metal für Traditionalisten mit einem ordentlichen Fundament nordischer Melodien. Freunde von Schwarzkappelen wie KAMPFAR und URGEHAL sollten mal bei ERNTE reinhören. ERNTE besteht aus V. Noir (Songwriting und Gitarren) und Witch N. (Gesang, Bass und Violine). Das Duo ist nicht neu und grün hinter den Ohren: Künstler V. Noir macht Dark Ambient-Musik und die Sängerin Witch N. spielt in den Bands ACHTAR und SHEVER.
Die Scheibe startet mit dem Intro „Prozession“, welches sich durch obskure ritualähnliche Sounds kennzeichnet. Es kommt mittelalterliche Stimmung auf: Glöckchenklang (Ja ist denn heut schon Weihnachten?), Violine, Drums und Schreie. In „Betyle (The Holy Stone)“ wird direkt aggressiv losgerotzt und temporeich melodisches Flirren der Gitarre führt durch den Track. Witchs Gesang ist garstig kreischend und aggressiv. Der Song handelt von Aberglauben und Steinkult. ERNTE verbleiben im Laufe der ganzen Platte bei einem ähnlichen Stil und es gibt wenige Überraschungen: Knüppel und Midtempo wechseln sich ab.
Mein persönliches Highlight auf „Geist und Hexerei“ ist „Montane Mastery“ mit einem eingängigen Monster-Riff und einem Text über Naturgeister aus den Schweizer Bergen. Beim Rausschmeißer „The Ending Void“ gibt’s nochmal tief düstere Atmosphäre.
Die düstere ambient-artige Melancholie, die immer wieder zwischendurch im Album aufkommt, ist eindeutig eine Stärke von ERNTE. Zudem haben sie einige scharfe Riffs im Gepäck. Die programmierten Drums offenbaren aber leider einen sterilen Drumsound und stören die Gesamtästhetik.
Nun ist er erschienen, der dritte Teil ihre Album-Trilogie und der Nachfolger von „Moonlover“ (2015) und „Starmourner“ (2017) kommt mit weniger Postrock-Elementen aus. Die Scheibe ist düsterer, kompakter und deftiger. Was bestehen bleibt, ist ein emotionsgeladener Batzen an DSBM, kaskadischem Black, Post Metal und Death Metal und eine Fülle an Verzweiflungsschreien, Samples und flennenden Frauenklängen. Schroffheit und neoklassische Momente wechseln sich ab oder gehen ineinander über. GHOST BATH verändern immer wieder die Atmosphäre der Songs, variieren im Tempo, mitunter wirkt das wild und chaotisch. Als Gastmusiker wirken CJ McMahon (THY ART IS MURDER) und Graf (PSYCHONAUT 4) mit. Das Artwork ist, wie bereits bei den letzten Alben, gut gestaltet. Als die Band 2012 gegründet wurde, verlautete man, dass sie exotischer Weise aus dem chinesischen Chongqing stammt. Bald wurde jedoch klar, dass die fünfköpfige Truppe tatsächlich aus North Dakota im Amerika kommt. Ein Schelm, der da an eine Marketing-Kampagne glaubt.
GHOST BATH starten „Self Loather“ mit der Vorabsingle „Convince Me to Bleed“ und haben schnelle Riffs und heulenden Gesang im Gepäck. Schon bald übernehmen melodische Gitarrenparts die Regie. Wenn ich die Zutaten und den Musikstil betrachte, dann würde ich davon ausgehen, dass mir die Mucke zusagt. Aber spätestens bei „Hide from the Sun” merke ich, dass ich nicht so recht glücklich werde: das choruntermalte Frauenweinen nervt und die Gitarre klingt dünn und wie verstimmt, insbesondere bei den Soli. Die Melodieführung ist unaufgeräumt und die Melodien bleiben nicht im Kopf. „Shrines of Bone” ist eine aggressive verfrickelte Nummer. „Sanguine Mask“ stellt eine Steigerung dar, die facettenreiche Gesangsperformance umfasst gute Tieftöner-Growls und hysterische Schreie. „I hope death finds me well” ist ein schwermütiges Klavierstück. Zum Ende der Platte wird’s flotter und in „Unbearable“ und „Flickering Wicks of Black“ wird vermehrt die Black Metal-Keule geschwungen. Ghost Bath ließen Xander Moser produzieren und Jack Shirley (DEAFHEAVEN und OATHBREAKER) hat gemixt und gemastert.
Der Name ist Programm, auf „Self Loather“ regiert psychopathologischer Selbsthass. Eine emotionale Formierung wirrer Song-Strukturen. Kann man haben, muss man aber nicht.