Nun ist er erschienen, der dritte Teil ihre Album-Trilogie und der Nachfolger von „Moonlover“ (2015) und „Starmourner“ (2017) kommt mit weniger Postrock-Elementen aus. Die Scheibe ist düsterer, kompakter und deftiger. Was bestehen bleibt, ist ein emotionsgeladener Batzen an DSBM, kaskadischem Black, Post Metal und Death Metal und eine Fülle an Verzweiflungsschreien, Samples und flennenden Frauenklängen. Schroffheit und neoklassische Momente wechseln sich ab oder gehen ineinander über. GHOST BATH verändern immer wieder die Atmosphäre der Songs, variieren im Tempo, mitunter wirkt das wild und chaotisch. Als Gastmusiker wirken CJ McMahon (THY ART IS MURDER) und Graf (PSYCHONAUT 4) mit. Das Artwork ist, wie bereits bei den letzten Alben, gut gestaltet. Als die Band 2012 gegründet wurde, verlautete man, dass sie exotischer Weise aus dem chinesischen Chongqing stammt. Bald wurde jedoch klar, dass die fünfköpfige Truppe tatsächlich aus North Dakota im Amerika kommt. Ein Schelm, der da an eine Marketing-Kampagne glaubt.
GHOST BATH starten „Self Loather“ mit der Vorabsingle „Convince Me to Bleed“ und haben schnelle Riffs und heulenden Gesang im Gepäck. Schon bald übernehmen melodische Gitarrenparts die Regie. Wenn ich die Zutaten und den Musikstil betrachte, dann würde ich davon ausgehen, dass mir die Mucke zusagt. Aber spätestens bei „Hide from the Sun” merke ich, dass ich nicht so recht glücklich werde: das choruntermalte Frauenweinen nervt und die Gitarre klingt dünn und wie verstimmt, insbesondere bei den Soli. Die Melodieführung ist unaufgeräumt und die Melodien bleiben nicht im Kopf. „Shrines of Bone” ist eine aggressive verfrickelte Nummer. „Sanguine Mask“ stellt eine Steigerung dar, die facettenreiche Gesangsperformance umfasst gute Tieftöner-Growls und hysterische Schreie. „I hope death finds me well” ist ein schwermütiges Klavierstück. Zum Ende der Platte wird’s flotter und in „Unbearable“ und „Flickering Wicks of Black“ wird vermehrt die Black Metal-Keule geschwungen. Ghost Bath ließen Xander Moser produzieren und Jack Shirley (DEAFHEAVEN und OATHBREAKER) hat gemixt und gemastert.
Der Name ist Programm, auf „Self Loather“ regiert psychopathologischer Selbsthass. Eine emotionale Formierung wirrer Song-Strukturen. Kann man haben, muss man aber nicht.
Rauh, tragisch und melodisch klingt DODSDRIFTs atmosphärischer Black Metal.
Zwei Jahre sind seit DODSDRIFTS Debütalbum „Weltenszission“ vergangen und nun meldet sich die anonyme Black-Metal-Formation von der deutschen Ostseeküste mit ihrem Nachfolger „Ødnis“ zurück.
Typische Merkmale der Truppe sind das druckvolle Schlagzeug (das immer mal wieder kurze Kriegsmarschausflüge unternimmt), das kalte scharfe Gitarrenspiel mit viel Gitarrenmelodie und der rau-säuerliche Kreischgesang.
Der erste Song heißt “Fährde“ und ist die Singleauskopplung des Albums; er entpuppt sich als kraftvoller Auftakt. Das Schlagzeug ist schnell und unerbittlich, der Basedrum-Sound beinahe computerhaft. Die Leads flackern, es zeigt sich eine wunderbare Gitarrenmelodie und einprägsame Hookline. Bei „Schattenschafott“ kommt der Schlagzeugsound teilweise dumpf-scheppernd rüber, Tremolo-Melodien flimmern und DODSDRIFT zocken old school Black Metal, im Stil der zweiten Welle ohne Schnick Schnack. Die deutschen Texte sind dabei zumeist verständlich. Mit „Ruß“ folgt ein echtes Highlight voller fieser Melancholie. „Herbstluft“ hat seine Melodic Death Metal-Momente, was ansich ja nicht schlimm ist, mich aber nicht wirklich überzeugt. „Laere“ besticht durch coole Riffs und „Der letzte Pfad“ ist ein schöner treibender Track mit verträumtem Ende. „Enthauptet“ ist ein passender Rausschmeißer mit vielen Rhythmuswechseln.
Die Band beweist auf „Ødnis“ ein schönes Gespür für Gitarrenmelodien und traurige Harmonien. Eine gute Platte, an der zwar nicht alles rund läuft und ausgefeilt ist, aber die Hörerschaft interessiert aufhorchen lässt. Sofern man sich den Namen „DODSDRIFT“ nach ihrem Erstling noch nicht gemerkt hat, sollte man das nun erledigen. Vor allem wenn man auf melodischen Black Metal von einflussgebenden Kapellen wie DER WEG EINER FREIHEIT, HARAKIRI FOR THE SKY oder auch ODAL steht.
Als Zugabe zum Vorgänger-Album „Utgard“ hauen ENSLAVED eine lohnenswerte EP raus. Mit ENSLAVED kann man nix falsch machen! Die ausgereifte Band liefert immer punktgenau ab, und beweist jede Veröffentlichung aufs Neue ein erstklassiges Songwriting. Melodie und Härte: eine kompositorische Streitmacht mit technisch nuancierter norwegischer Qualitätsarbeit seit den frühen 90ern. Die Band entwickelt sich stetig weiter, expandiert und wandert erfolgreich in progressiven Gefilden. So auch auf der EP „Caravans to the Outer Worlds“, auf der sich vier Songs befinden.
Direkt der erste Song und Titeltrack bietet viel: Black Metal mit Raserei und düsterer Atmosphäre, psychedelischen und progressiven Klängen, Hammondorgel, einem schmucken Gitarrensolo von Arve "Ice Dale" Isdal, Grutle Kjellsons raspelnden Screams und dem klaren Gesang von Håkon Vinjes. Nach einem rockigen Instrumental-Intermezzo mit eindringlichem Basslauf, folgt das akustisch-melodische „Ruun II – The Epitaph“ mit ausschließlich clearem Gesang. „Ruun“ hieß auch das sehr starke (aber weitaus härtere) Enslaved-Album von 2006. „Ruun II“ ist eine schöne Psychodelic-Progressive-Rock-Nummer mit tranceartiger Stimmung. Es türmen sich Soundwände auf. Fließend geht es in den instrumentellen Abschlusstrack „Intermezzo II - The Navigator“ über, der in verträumten Keyboardsounds endet.
Wie der Titel bereits ankündigt, nehmen ENSLAVED den Hörer mit auf eine spannende klanglich halluzinierende Reise. Leider ist die EP zu schnell zu Ende, der Appetit auf Nachschub ist definitiv geweckt.
Die USBM-Band ist für mich eine mit Recht gehypte Band: eine amerikanische Antwort auch den skandinavischen Black Metal-Sound der 90er, ohne diese Wurzeln links liegen zu lassen und ein Gegenteil sein zu wollen. WOLVES IN THE THRONE ROOM bestehen seit beinahe 20 Jahren abseits einer Genre-Norm, wurden von den Brüdern Nathan und Aaron Weaver gegründet und haben seit dem Debut "Diadem Of 12 Stars" ein bahnbrechendes Gespür für die Balance aus ästhetischer Atmosphäre und garstiger Härte! Beim sogenannten Cascadian Black Metal treffen fette heroisch- pessimistisch tragende Gitarrenflächen und üblicher Krächzgesang auf ökologisch-antifaschistisches Gedankengut. So verschieden kann Black Metal sein und so unterschiedlich sind die ihn praktizierenden Musiker und ihre Message.
„Primordial Arcana“ ist das siebte Album der Truppe aus Washington, die bei der Aufnahme, der Produktion und der Abmischung komplett autonom im bandeigenen Owl Lodge Studio arbeitet. Das Ergebnis sind sieben starke Kompositionen, im bandtypischen Gewand. Insgesamt finden sich weniger hypnotische Wiederholungen als auf älteren Veröffentlichungen; wahrscheinlich stellt das die bewusste Idee dar, die Musik direkter, kompakter und geradliniger zu gestalten. Aber keine Sorge, auch auf „Primordial Arcana“ schwingt wieder etwas Magisches und Verträumtes mit. Die fetten EMPEROR-affinen Keyboardpassagen werden zu keinem Moment kitschig und fügen sich sehr gut in das große Ganze ein.
Beim Opener „Mountain Magick“ steigen Gitarrenriffs steil empor und es ergeben sich berghohe Gitarrenwände. Darauf folgt „Spirit Of Lightning” melancholisch mit barocken Harfensounds und “Through Eternal Fields” hält harte Breakdowns bereit. “Primal Chasm (Gift Of Fire)” ist ein orchestraler Black Doom-Song und “Underworld Aurora“ wartet mit Ambient-Klängen und Donnersamples auf. „Masters Of Rain And Storm“ kann man als Highlight des Albums bezeichnen. Passender Weise ist es mit elf Minuten der längste Track und entwickelt sich abwechslungsreich: ein Lied wie Schlachtenepos. Die Gitarren werden zumeist schnell klirrend gespielt und legen sich auf tragende Keyboardteppiche.
Fans, die sich nach mehr Wut und Tempo sehnen, wie zum Beispiel auf „Black Cascade“, werden vielleicht enttäuscht oder gelangweilt vom neuen Output der Wölfe sein. Mich enttäuschen WOLVES IN THE THRONE ROOM mit „Primordial Arcana“ gar nicht, sie setzen erneut ein Ausrufzeichen und entführen mich in düstre tiefe Wälder, zu Bergen und zu Flüssen in denen sich der Mond spiegelt, ohne dabei schmalzig zu sein. Großes Kino!
Punk is not Dead! MAYHEM präsentieren sich auf „Atavistic Black Disorder / Kommando“ von einer anderen Seite!
MAYHEM berichten im Promo-Schreiben des Labels Century Media, dass sie noch einiges an ungenutztem Material von den „Daemon“-Sessions (Veröffentlichung aus 2019) hatten und dieses auf ihrer neuen EP raushauen. Hinzu kommen krawallige Klassiker von den DEAD KENNEDYS, von DISCHARGE und den RAMONES sowie von RUDIMENTARY PENI. Der Gitarrist Ghul berichtet, wie die Band im Proberaum gerne Punk-Coversongs spielt. Drummer Hellhammer schwärmt für den RAMONES-Schlagzeuger Marky Ramone, und betont die wichtige Rolle von Punkrock für die verschiedenen Genres im Extreme Metal. Man konnte mit Maniac und Messiah zwei alte MAYHEM-Sänger zum Mitwirken gewinnen.
Im ersten Teil der EP kriegen wir eine ordentliche Portion Norwegian Black Metal serviert. Old-schoolig lassen uns die Norweger im Riff-Gewitter stehen, Teloch brilliert auf ein Neues mit seinem flächigen Gitarrenspiel! Die ersten drei Tracks sind als Ergänzung zum letzten Album zu betrachten und weisen denselben Stil auf. „Voces Ab Alta“ startet düster und majestätisch, im Song ergeben sich einige Wendungen. Man hört hier die alten Zeiten MAYHEMs raus und "De Mysteriis Dom Sathanas" lässt grüßen. “Black Glass Communion” und “Everlasting Dying Flame” wird der ein oder andere bereits kennen, sie fungierten als Bonustracks für „Daemon“. Insbesondere „Everlasting Dying Flame“ ist eine gute abwechslungsreiche Nummer mit disharmonischem Riffing und Attilas beschwörendem Keifen.
„Kommando“, der zweite Teil der Scheibe, ist dem Hardcorepunk gewidmet und macht Laune. Hier ist vor allem „Hellnation“ mit Maniac am Mikro und die RAMONES-Nummer „Commando“ hervorzuheben. Letztgenannter Track offenbart eine coole rotzige Derbheit mit Messiah am Gesang. Mich freut es, dass mit MAYHEM ein absoluter Black Metal-Veteran Punk-Klassiker covert und die enge Verbindung von Punk und Black Metal noch einmal verdeutlicht. Black Metal entwuchs Anfang der Achtziger aus der punkigen Fuck-Off-Attitüde und hob den Punkrock quasi auf eine nächste Stufe. Bei ihren Coverversionen bleiben die Jungs relativ nah am Original; man hätte vielleicht noch mehr MAYHEM-Black Metal-Trademarks in die Songs packen können. Aber auf der anderen Seite wagt sich die Band hierdurch noch mehr auf andere Pfade und zollt beiden ihrer Wurzeln gleichermaßen Respekt.
OLD FOREST spielen auf ihrem sechsten Album "Mournfall" unwiderstehlichen Black Doom, der den Hörer in seinen Bann zieht.
Die Einflüsse und Parallelen zu Truppen wie IN THE WOODS, PARADISE LOST, MY DYING BRIDE, EMPEROR und EWIGKEIT lassen freudig aushorchen und zeigen wo es hingeht. Schwermütige melancholische Melodien treffen auf Black Metal im Stil der 90er Jahre. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: „Mournfall“ ist abwechslungsreich und stimmig zugleich. Mit IN THE WOODS und EWIGKEIT gibt es personelle Überschneidungen. Dreh- und Angelpunkt ist James Fogarty, auch bekannt als Kobold, Grond oder Mr. Fog. Er mischt bei allerhand Bands und Projekten mit und ist bei OLD FOREST für Vocals und Keyboard zuständig. Seine Stimme ist auf „Mournfall“ sehr variabel: kreischende und klare Parts wechseln variantenreich.
Die Band gründete sich 1998 in Sussex/ England, legte zwischenzeitig ca. 8 Jahre Pause ein, und seit der Aktivierung von OLD FOREST haben sie drei Alben veröffentlicht und ihr Debüt im Jahr 2020 neu aufgelegt.
Der Opener „Tyrant Spell“ offenbart direkt eine große Bandbreite an Stilelementen, die Mucke lässt sich schwerlich in eine Schublade packen. Aber das ist ja auch nicht nötig! Kräftige monumentale Doom-Riffs und folkige Einflüssen sind zu hören. „The Anvils“ zeigt sich flotter und härter: ein EMPEROR-affiner Song mit schöner Balance zwischen Aggressivität und Melodie. „Dispair is my Name“ ist mein absoluter Lieblingstrack auf der Platte: 457 Sekunden Magie! Eine treibende düstere Mid-Tempo-Klanglandschaft mit Keyboarduntermalung (das Keyboard erinnert mich etwas an HEAVENWOODs „Diva“ oder auch an MORGULS „Parody of the Mass“), und einige Momente haben eine tanzbare Industrial-Darkwave-Note. Wenn die Stimme kratzig wird und sich der Synthiesound vordrängelt, erahne ich BURZUM- Parallelen. Das ist mitreißend und hymnisch und macht süchtig! Ein weiterer Anspieltipp ist „Shadows Immemorial“: verschachtelt und beinahe progressiv mit melodischen Leads. Als Zugabe gibt’s noch vier Songs, und zwar wurde die „Sussex Hell Hound“-Demo von 2001 angeheftet, die es bislang lediglich auf Musikkassette gab. Die Songs sind ungleich garstiger und Lo-Fi produziert. Das Material passt nicht so recht zum Rest, ist aber auch hörenswert.
"Mournfall" hinterlässt bei mir einen positiven Eindruck, einige Songs sind hervorragende Kompositionen. Die Tasten- und Gitarrenharmonien sind düster, verzweifelt und vielschichtig. Der atmosphärische Keyboardeinsatz (die 90er lassen grüßen) schafft zuweilen eine interessante Gothic Metal-Atmosphäre. Mit roher Raserei haben OLD FOREST in jetzigen Schaffensperiode nicht mehr viel am Hut.
Ganze acht Jahre sind seit dem letzten Langspieler „Olm Og Bitter“ der norwegischen Black Metaller vergangen, wobei man sagen muss, dass das Trio (dessen Line-Up in den letzten knapp 30 Jahren erstaunlich stabil war – nur am Bass gab es ein paar wenige Rotationen) sowieso nie zu den Veröffentlichungsfreudigsten gehört hat. Album Nummer Sechs von Sarkes ältester Kapelle (neben den jüngeren KHOLD und natürlich SARKE) ist abermals ein herrlich rotziges Gerät geworden, das sich hauptsächlich in (teilweise flotten) Midtempo-Regionen aufhält und dort sehr gut aufgehoben ist. Die ewigen Vergleiche mit späteren DARKTHRONE und rockigeren SATYRICON mögen berechtigt sein, was die stilistische Ausrichtung betrifft, eine blasse Kopie sind TULUS aber nach wie vor nicht. Und auch wenn groovige, gerne mal in black´n´rolligen Gefilden wildernde Nummern wie der verhalten beginnende Opener „Hel“, das ordentlich nach vorne peitschende „Flukt“, das melodisch-treibende „Folkefall“ oder der doomige Abschluss “In Memoriam“ (mit knapp über viereinhalb Minuten quasi der „Longtrack“ des Albums) nicht als überragend, sondern nur als durchgehend solide bis gut durchgehen, so ist „Old Old Death“ doch wieder ein Kleinod für jeden Fan von typisch knochentrockenem, basischem Fuck-Off-Sägesound norwegischer Prägung. Ach ja, mal schauen, wie das nächste Album heißen wird… auf „Olm Og Bitter“ folgt „Old Old Death“… lässt der kanadische Amboss grüßen?
Handelt es sich beim ersten Langspieler "I & II" der nur sehr spärliche Informationen von sich preisgebenden Truppe um eine Compilation der ersten beiden Demos, so stellt das Nachfolgewerk "III : Songs Of Happiness, Words Of Praise" lediglich eine etwas längere EP dar - "Feuer" ist somit das offizielle Debütalbum von (DOLCH) und wird, so viel sei bereits verraten, genauso polarisieren wie sämtliche Vorgängerveröffentlichungen. Stilistisch wird nach wie vor extrem atmosphärischer, psychedelischer, reduzierter Black Metal zelebriert, der bisweilen an LIFELOVER, CIRCLE OF OUROBORUS oder vor Allem aufgrund des weiblichen Gesangs an JOYLESS erinnert und sehr wenig auf Genre-typische Effekthascherei denn auf subtiles, doomiges und von unten herauf durch Mark und Bein kriechendes Unbehagen setzt. Dabei fällt auf, dass hier stellenweise klanglich etwas weniger auf die knarzende Verzerrung der früheren Werke gesetzt wird, und die Band noch etwas melodischer agiert als zuvor, was sich vor Allem im großartigen, verträumten Opener "Burn", dem treibenden, vorab als Single veröffentlichten "Psalm 7" und dem ersten Abschnitt des abschließenden Titelsongs bemerkbar macht, der jedoch nach rund zwei Dritteln ein unerwartetes Break erlebt und danach in Sachen Sound eine Brücke zu den ersten Demos schlägt. Aber auch das lavaflüssige "Halo (Afraid Of The Sun)" oder das hypnotische "Mahnmal" verströmen diese einzigartige Stimmung, der man sich spätestens nach dem dritten Durchlauf einfach nicht mehr entziehen kann. Lediglich das verhältnismäßig kurze "A Love Song" nervt mit dem ständigen Wiederholen einer einzigen gesprochenen Textzeile, aber bei einer Band wie (DOLCH) gehört ein solch gewollter Ausreißer zum Gesamtkonzept. Wie eingangs erwähnt, kann man sich über die Klasse dieses Albums bis auf´s Blut streiten, aber genau dieser Umstand krönt ja viele Black Metal-Meisterwerke, so eben auch "Feuer".
Die Band aus Valencia ist nicht nur bereits seit 2001 in der Szene unterwegs und hat es bislang unter Anderem auf vier Studioalben gebracht, sondern gehört zudem zu den aktivsten spanischen Extrem-Metal-Bands. Mehr als 20 Touren durch Europa und Asien hat sie schon absolviert und dabei Größen wie MARDUK, GORGOROTH, TAAKE, NAPALM DEATH, SAMAEL, IMPIETY, HATE oder VOMITORY supportet - ein Indikator dafür, dass sich die Band in keinem Genre zu 100% heimisch fühlt, sondern einen Stilmix aus (hauptsächlich) Black-, Death-, und einem Schuss Thrash Metal zelebriert, der sich nur schwer in eine Schublade stecken lässt. So verhält es sich auch mit Album Nummer Fünf, "The Black Consecration", das den Hörer erst einmal ein wenig ratlos zurücklässt. Hier treffen brachial-infernalische Klangwände von BELPHEGOR und BEHEMOTH auf an NECROPHOBIC erinnernde, flirrende Gitarrenmelodien sowie auf hochverdichtetes Knüppelfeuerwerk der Marke HATE ETERNAL oder NILE. Das Ergebnis ist dabei jedoch deutlich homogener als es diese wilde Mixtur vermuten lässt, denn letztendlich legen NOCTEM ein breites Schwarzmetall-Fundament, das bewusst auf einen reduzierten, trockenen Sound, speziell bei den fast völlig ohne Hall auskommenden Drums, setzt und Hymnen wie den überlangen Opener und Titelsong, das eingängige "Sulphur", das mit einem saustarken Mittelteil garnierte "Coven", das mit stimmigen Breaks versehene "All That Now Belongs To The Earth", das grandiose, fast schon als progressiv durchgehende "The Court Of The Dying Flesh" oder den wahnsinnigen Abschluss "Dichotomy Of Malignancy" auf den Punkt genau veredelt. "The Black Consecration" sitzt zwischen vielen Stühlen, aber nicht zwischen allen, denn auf den Stuhl des erstklassigen Extrem-Metals passt es mit der gesamten Breite des Allerwertesten!
Ich kann mich noch gut daran erinnern, als ich vor über zehn Jahren das Debütalbum "Eerie Sceneries" des nordrheinwestfälischen Duos God Killing Himself (Gitarre, Bass, Gesang) und Herbst (Drums) in den Händen hielt: das Album mit der internen Kennung "Ván021" gehörte neben den Frühwerken von THE RUINS OF BEVERAST oder natürlich den NAGELFAR-Re-Releases zu den ersten Veröffentlichungen des seinerzeit noch jungen Labels Ván Records und war nicht nur sehr liebevoll aufgemacht, sondern enthielt auch klanglich minimalistischen, abgrundtief finsteren Black Metal erhöhter Güteklasse. Seitdem ist es ruhig um IMPAVIDA gewesen, die dieser Tage mit ihrem Zweitwerk "Antipode" erneut aufhorchen lassen. Stilistisch hat sich trotz eines Wechsels im Line-Up (God Killing Himself spielt hier sämtliche Instrumente und überlässt dem US-amerikanischen Neuzugang He, Who Walketh The Void den Gesang) nichts verändert: nach wie vor setzt das Duo auf minimalistischen, sehr atmosphärischen Black Metal, der seine Vorbilder etwa bei frühen BURZUM oder FORGOTTEN WOODS haben könnte und trotz des Dauereinsatzes von Keyboards zu keiner Zeit schwülstig oder pompös klingt. Hinzu kommen die markerschütternde Schreie von He, Who Walketh The Void, die einmal mehr stark verwaschene, Genre-typische, aber zur Musik passende Produktion sowie die durchweg packenden Kompositionen (zwei sehr lange, zwei sehr kurze Stücke), die "Antipode" zum Genuss am Stück verpflichten. Wie schon der Vorgänger, ist dieses Album für Normalhörer höchstwahrscheinlich ungenießbar, qualitätsbewusste Black Metaller müssen aber zuschlagen. Da IMPAVIDA selbst innerhalb der Szene weitestgehend unbekannt sind und hier wieder einen wahrhaft abgründigen Hassklumpen absondern, vergebe ich für die angepeilte Zielgruppe sehr gerne den "Tipp"!