InterviewHi! Wie geht´s euch denn momentan so?
Sehr gut, danke der Nachfrage. Ich bin relativ frisch Vater geworden und mache also gerade nebst
den Anstrengungen auch die ganzen positiven Erfahrungen des Vater-Seins.
Wie habt ihr denn als Band zusammengefunden? Kanntet ihr euch bereits zu Zeiten, als ihr
noch in euren (ehemaligen) Hauptbands aktiv ward?
Der einzige, den ich schon von „ganz früher“ kenne, ist Bernhard, der ein alter Schulfreund von
Aran (Benjamin König) ist. Marcel und Dirk habe ich dann erst über die Musik kennen gelernt,
wenn auch schon sehr früh. Zusammengefunden haben wir dann über meine Initiative. Als ich nach LUNAR AURORA mit Musik jenseits meiner bisherigen Profession herumprobieren wollte, war meine Hauptmotivation eben das Experimentieren mit einzelnen Ideen und deren Ausweidung, sowie auch mit diesen Leuten, also Marcel, Dirk und Bernhard, das zu machen. Nicht nur brauchte ich eben Leute, die all das können, was ich nicht kann, Gitarre, Schlagzeug, Singen, usw..., sondern ich wollte auch den Stil genau dieser Leute haben. Zwar wusste ich bis zum Schluss auch nicht 100%ig, wie das Ergebnis dann klingen soll, aber ich war mir schon sehr sicher, dass ich den kreativen Input meiner
hochgeschätzten Kollegen brauche, um das ganze in die richtige Richtung zu bewegen.
Warum seht ihr KAMERA OBSKUR lediglich als Projekt und nicht als vollwertige Band an?
Sind denn überhaupt noch weitere Alben sowie Live-Performances geplant?
Eben aus oben erwähntem Grund: die Hauptmotivation für dieses Album war das Umsetzen
gewisser, mehr oder weniger konkreter Ideen mit gewissen Leuten. Das ist nun passiert und ich
wusste natürlich vorher noch nicht, was danach kommt. Mit denselben Leuten weitermachen und
eine andere Richtung einschlagen, mit anderen Leuten was machen, etwas komplett anderes
machen, vielleicht alles selbst lernen? Ich weiß es auch jetzt noch nicht und nachdem ich nie damit
zurechtgekommen bin, wenn bei Bands Mitglieder sukzessive ausgetauscht wurden, sich der Stil
wandelte, bis von der von mir so geachteten Formation nichts mehr übrig blieb außer dem Namen,
wollte ich nicht eine Band gründen, der dieses Schicksal vielleicht schon von Anfang an droht.
Ich habe aber durchaus vor, auch weiterhin Musik zu machen. Ich habe auch schon ein paar Lieder
soweit fertig, dass sie unter dem Namen KAMERA OBSKUR funktionieren könnten (genau genommen, komme ich mit diesen Liedern überhaupt erst auf den Punkt), allerdings auch ein paar, die definitiv eine andere Konstellation benötigen. Ob das ganze mal live zu sehen sein wird, wage ich zu
bezweifeln. Vielleicht, wenn sich in die eine oder andere Richtung etwas manifestiert, was genug
Bestand hat...
Die Musik auf "Bildfänger" hat kaum noch etwas mit Black Metal im klassischen Sinn zu
tun. Ist das Album eher ein spontanes Experiment, oder geisterten einige der Songideen
bereits seit Jahren in euren Köpfen herum?
Ein paar der Ideen in den Liedern sind in ihrer Grundform sogar schon sehr alt. Mich hat immer
gefuchst, dass ich nie einen rechten Platz für diese Ideen gefunden habe, sie nie zu Ende gesponnen
habe, oder gar weiter – da musste man doch was machen können! Und das war dann schon ein
spontanes Experiment, und ich hab auch später immer wieder auf alte Ideen zurückgegriffen, soweit
ich mich noch erinnern kann. Und habe es auch weiterhin vor. Im Übrigen glaube ich, dass viele der
Ideen sehr wohl mit leicht anderer Instrumentierung als lupenreiner Black Metal durchgehen
würden, ich benutze oft keine besonderen Harmonien, eher so klassische Mollakkorde, wie sie jeder
Black Metal-Azubi schon mal im Proberaum ausprobiert hat.
Auch die Texte von Songs wie "Ein Rest Im Glas" oder "Ballade Von Der Verlorenen
Kindheit" sind auf eine eher untypische Weise düster, um nicht zu sagen, recht schräg. Woher
kamen denn all diese Ideen und Motive?
Die Motive der Texte stammen in der Regel aus Gedankenfetzen, wie den, der bei „Rest im Glas“
verwurstet wurde: nämlich, wie aufschlussreich es wohl wäre, wenn man neben seinem eigenen
Unterbewusstsein an der Bar sitzen und es unter selbige trinken würde. Was da wohl aus diesem
versifften Wesen herauszukitzeln wäre? Und um solche Gespinste, Bilder, die bisweilen auch in
irgendwelchen Konversationen herumschwurbeln, habe ich halt kleine Geschichten gesponnen. Ich
glaube aber, was die Texte so schräg erscheinen lässt, ist die Tatsache, dass es mir eigentlich sehr
schwer fällt, Texte zu schreiben und ich die Meisten irgendwann einfach abgebrochen habe. Wobei
ich diese Uneindeutigkeit auch mag, sonst wäre es wirklich zu prosaisch geworden.
Kann man "Bildfänger" in gewisser Hinsicht auch als sehr persönliches, musikalisches
Statement sehen? Immerhin sind/waren eure ehemaligen Bands LUNAR AURORA, NOCTE
OBDUCTA und GRABNEBELFÜRSTEN eher "Exoten" (im positiven Sinn!) in der Black
Metal-Landschaft und wurden von vielen Szenegängern belächelt.
Meinst Du ein Statement im Sinne von Abgrenzung? Nein, ich glaube, das ist bei keinem von uns
der Fall. Ich weiß auch nicht, inwiefern jeder Einzelne sein Engagement in einen Kontext zu seinem
bisherigen Schaffen setzt. Für mich persönlich kann ich jedoch sagen, dass ich mich mit der Musik
nicht bewusst gegen irgendetwas stelle oder überhaupt versuche, musikalisch irgendwo Stellung zu
beziehen. Mir geht es vielmehr darum, eben das ganze außen vor zu lassen, und sei es nun Black
Metal als Grenze zu bezeichnen, die überwunden wurde oder von dem das alles aus ging – selbst das
halte ich für unsinnig, bzw. möchte auch auf diese Weise keinen Standpunkt definiert sehen, gegen
den ich mich abgrenze. Es ist natürlich schwierig, seine formenden Wurzeln zu verleugnen, das
versuche ich auch nicht, ich möchte nur klarstellen, dass nichts bewusst vor dem Hintergrund zu
überwindender „Altlasten“ passiert.
Apropos: wie steht es denn nun endgültig um eure Hauptbands? Wird es in dieser Hinsicht
noch Aktivitäten geben, oder seid ihr inzwischen alle ausschließlich in anderen
Bands/Projekten daheim?
Für meine werten Kollegen will ich nicht sprechen, das können die selber, und was mich selbst
betrifft: inwiefern LUNAR AURORA weitergeführt wird, weiß ich nicht, ich werde aber auch nicht mehr
dabei sein.
Gibt es denn aktuell überhaupt noch Veröffentlichungen des traditionellen Black Metal-
Genres, die euch gefallen, oder habt ihr mittlerweile allesamt andere musikalische Vorlieben?
Meine musikalischen Vorlieben sind in der Tat inzwischen weit vom Black Metal entfernt. Am
liebsten mag ich Chansons und die alten Sachen von Reinhard Mey. Trotzdem höre ich hin und
wieder schon noch sehr gerne Black Metal, wobei ich der neueren Entwicklung dieser
Musikrichtung nicht mehr recht folgen konnte. Die letzte Black Metal-Scheibe, die ich mir gekauft
habe, war glaube ich von TULUS „Biography Obscene“. Schönes Ding. Die letzte CD, die ich mir
überhaupt gekauft habe, war übrigens von NIRVANA „Nevermind“, ein Must-Have, das ich viel zu
lange nicht hatte.
Habt ihr noch berühmte letzte Worte?
Keine eigenen, tut mir leid. Zumindest dürften die nicht berühmt sein, also bedanke ich mich recht
artig für das Interview und hoffe, vielleicht dem ein oder anderen dadurch den Zugang zu dem
durchaus sperrigen Werk „Bildfänger“ zu erleichtern.
TANGENT PLANE klingen auf den ersten paar Songs schon wie eine der typischen italienischen Power-Metal Bands, die vor Jahren in Heerscharen den Markt überfluteten und mit nervigem Tralala-Melodien sowie sehr symphonischen Keyboardgedudel fast ein eigenes Negativ-Genre begründeten. Obwohl ganz so cheesy-catchy wie es „One With The Lies“ andeutet, sind die Herren dann auf „Project Elimi“ doch nicht ganz. Nach der eher leichten Muse zu Beginn versucht das Quintett dann gegen Ende mit zwei überlangen Progmetalepen die ganz große Keule rauszuholen.
Ansonsten ist bei dieser Formation noch „Multikulti“ als Bandkonstellation festzuhalten. Der wuselige aber insgesamt etwas blutleere Gitarrist ist aus Italien, da lag ich wohl garnicht so schlecht, der Basser kommt aus Pleitehausen ich mein natürlich Griechenland ansonsten kommen Sänger, Drummer sowie Mastermind & Tastenmann Ralph Swan Krieger aus Berlin. Macht ja auch nix, der unterschiedliche Background beflügelt ja oftmals eher, dass er zunächst Mentalitätenprobleme darstellen könnte. Die Krux bei dieser Formation sind aber ganz klar die grenzwertigen Vocals, die mal ganz vorsichtig ausgedrückt, sehr gewöhnungsbedürftig sind, wenn überhaupt länger als eine Albumlänge zu ertragen sind. Der Mann kann zwar schon singen, aber sein weinerliches Timbre mit diesem zittrigen Vibrato - oh je, dies dürfte nicht nur bei mir Stirnrunzeln hervorrufen. Außerdem liegt Jan Michaelis leider auch beim Thema Tönetreffen oft recht zielsicher daneben, dies allein macht dass Zuhören schon recht anstrengend.
Auch zu dieser Art Mucke paßt es nicht so echt, wenn er dann noch versucht etwas kraftvoller oder gar mal düster–böse (wie bei „Borrow Me Your Dullness“) zu klingen, wirkt alles zu sehr bemüht und aufgesetzt. Aber auch das Songwriting läßt wirklich noch einige Wünsche offen, wirkt zu konstruiert, zu betont auf Abwechslung und tausend Breaks getrimmt, es kommt einem vielfach so vor, als hätten TANGENT PLANE manchmal selber innerhalb ihrer Songs den Überblick oder eben mal völlig den roten Faden verloren.
Balladeske Töne gibt es zur Abwechslung natürlich auch, aber „Ice Age“ überzeugt weder durch die zu gezogene Gesangleistung, die leider fast ohne Gefühlregung auskommt oder solche erzeugt, noch durch den etwas konfusen Songverlauf, da hätte man schon was draus machen können. Auf dem getragenen „Deadborn“ zeigen Bassist und vor allem der Gitarrist, dass sie schon was drauf haben, die Keys halten sich auch schön zurück aber der Gesang gibt dem Song den Rest. „Do you Live“ klingt nach DREAM THEATER für Arme, sorry paßt einfach mich nicht, trotz einiger guter Ansätze. Bei den beiden recht komplexen Songs gegen Ende zeigen TANGENT PLANE, dass man sich tendenziell schon dem epischen Progmetal zugehörig fühlt alleine die fahrige Umsetzung läßt noch viel Spielraum nach oben. Vor allem in Sachen Songdienlichkeit sollten die „Berliner“ zukünftig ihre zweifellos vorhandenen guten Ideen besser bündeln und vor allem bei den Arrangements sich nicht zu sehr verzetteln wie hier. Bestes Beispiel ist das ziemlich blasse und nichtssagende „One Moment And The Murder After“; da bleibt einfach nichts hängen und ein Spannungsbogen ist im Ansatz unauffindbar. Das abschließende Titelstück „Project Elimi“ gefällt noch am besten, nur hätte man es nach gut zehn Minuten gut sein lassen, noch ein aufgemotzter Schluss von mir aus dazu und gut. Aber nein, dann verzettelt man sich hier tatsächlich nochmal auf insgesamt 20 Minuten. Da lieber einen zusätzlichen Song draus gemacht.
Wäre der Inhalt auch nur annähernd so gut wie das Cover oder die sicher vorhanden guten technischen Fähigkeiten der Musiker (bis auf den Sänger), dann hätte diese Newcomerscheibe sicher noch das Prädikat befriedigend verdient. So muß man feststellenn, dass dieses „Project Elimi“ (leider) gerade noch als ausreichend zu bezeichnen ist. Am durchaus soliden Mix von C. Schmid und R.D. Liapakis (u.a. MYSTIC PROPHECY) hat es letztlich auch nicht gelegen. Und für die wirklich freche Bezeichnung im Werbetext "Progressive Power Metal like PSYCHOTIC WALTZ" müßte man den Verfasser eigentlich verklagen, dies ist ganz klar Rufschädigung für diese Kultformation.
Project Elimi
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
8
Länge:
76:44 ()
Label:
Vertrieb:
Seiten