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Origins Vol. 2

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Coveralben sind bekannter Maßen ja nicht jedermanns Sache und mein Fall sind sie eigentlich auch nicht. Nachdem ich mir aber “Origins Vol. 1“ von ACE FREHLEY schon gegönnt hatte, war ich mehr als gespannt, was uns der gute ACE nun auf “Origins Vol. 2“ präsentiert.

SPACE ACE ist definitiv die coolste Socke im Rockuniversum und dementsprechend haben nicht nur seine eigenen Kompositionen viel mit Groove zu tun, sondern auch die Nummern, die ihn und seinen Stil, nach eigener Aussage, nachhaltig geprägt und beeinflusst haben. Da er in der Vergangenheit schon etliche Male auf die Ergüsse von anderen Künstlern zugegriffen hatte und Hits wie “New York Groove“, "Do Ya“, “Into The Night“ und zuletzt “The Joker“ und “I Wanna Go Back“ veredelte, scheint das mit dem Covern wohl irgendwie sein Ding zu sein. Mr. FREHLEY hat nicht nur ein Händchen, was die Auswahl der Songs betrifft, er transferiert die Tracks quasi in sein eigenes Sonnensystem – er assimiliert sie förmlich. Wie bereits beim ersten Streich sind Interpretationen von LED ZEPPELIN (Good Time Bad Times), den ROLLING STONES (Jumpin' Jack Flash) und JIMI HENDRIX (Manic Depression) ganz weit vorne. Gerade die STONES Nummer mit Lita Ford, bei dem ACE gesanglich größtenteils den Background beisteuert, ist richtig klasse. Diese Songs liegen ganz und gar auf seiner Wellenlänge. Sowohl der Schnoddergesang als auch die ACE-Gitarre passen wie die Faust aufs Auge. Zu meinen persönlichen Highlights zählen indes noch “Space Truckin'“ von DEEP PURPLE aus dem kurzer Hand “Space ACE Truckin'“ wird, “Never In My Life“ von MOUNTAIN, bei dem sein unnachahmliches Gitarrenspiel dermaßen abräumt, sowie das CREAM-Cover “Politician“. Selbstverständlich darf eine Reminiszenz an seine KISS-Vergangenheit nicht fehlen und findet sich im Klassiker “She“ am Ende der CD, allerdings als Bonustrack, wieder. Es sind abermals diverse Gäste mit am Start. Lita Ford und John 5 waren derzeit bei “Origins Vol. 1“ mit dabei, Robin Zander (CHEAP TRICK) und Bruce Kulick (GRAND FUNK RAILROAD, ex KISS) dürfen dieses Mal darüber hinaus noch mitmischen. “Origins Vol. 2“ ist eine Platte, die durch und durch ins Raumkontinuum vom Spaceman passt. Im Vergleich zum Vorgänger, ist die Auswahl der Stücke ebenso wie die Interpretation derer noch einen Tick stimmiger und organischer.

Meine Auffassung war bis dato, dass man klassische Rockperlen nicht besser machen kann, das kann ich an dieser Stelle nur bedingt bestätigen, cooler geht hingegen allemal.

 

Origins Vol. 2


Cover - Origins Vol. 2 Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 12
Länge: 46:57 ()
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Ordinary Madness

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Vielleicht muss man so krank gewesen sein, um so entspannt und gelöst zu klingen wie WALTER TROUT. Ohne Zweifel hat sein gesundheitliches Comeback den 69jährigen auch karrieretechnisch aufgeladen und beflügelt. Der ganz alltägliche Wahnsinn geht weiter, aber der Fokus ist ein anderer, ein milderer. "Ordinary Madness", so heißt des Amerikaners neues Werk. Und der Titelsong erzählt von Ängsten und Zweifeln, in musikalischer Abgeklärtheit und dem Wissen eines alten Mannes. Ein Bluessong, der entschleunigend, relaxed und doch inhaltsschwer und melancholisch ist. Kontrastreicher sowohl vom Titel als auch vom Sound könnte die folgende Nummer "Wanna Dance" kaum sein: fröhlich, beschwingt und fast trotzig gegen alle Wolken und dunkle Gedanken antanzend. Ein Song, der wie Brandbeschleuniger auf einen Funken guter Laune wirken kann - großartig! "All Out Of Tears" ist eine epische Trauerballade, welche die Spannweite von GARY MOOREs "Still Got the Blues" in sich trägt und durchaus auch dessen "Flughöhe" erreicht. Das athletische "Final Curtain Call" könnte auch von LENNY KRAVITZ sein, und "The Sun is going Down" ist ein psychedelischer Sonnenuntergang, den man am besten in einer liegenden Hörposition genießen kann.
 
WALTER TROUT legt mit "Ordinary Madness" ein Album vor, das die Messlatte für alle Blues-Alben in diesem Jahr definiert: abwechslungsreich, inspiriert, auf der einen Seite melancholisch, empfindsam und auf der anderen hoffnungsvoll, markig und beschwingt.
 

Ordinary Madness


Cover - Ordinary Madness Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 11
Länge: 57:43 ()
Label:
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Five Of A Kind – Live In Tokyo 2020

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Die Schlagzahl bei den Ladies aus Tokyo bleibt ungebrochen hoch. Knapp 13 Monate nach ihrem ersten Live Doppel-Album „Daughters Of The Dawn“ legen LOVEBITES mit einem weitern Livepackage nach. Dieses gibt es wahlweise als DVD, BluRay oder Doppel-CD zu erwerben. Der Sound ist fett aber dennoch mit genug Haken und Ösen versehen, um das Livefeeling nicht missen zu lassen. Auch wurden die Publikumsreaktionen sehr gut eingefangen.

Und wenn schon die CD ein fettes Statement darstellt, so richtig beeindruckend wird das Ganze mit visueller Unterstützung. Die BluRay verfügt über ein gestochen scharfes Bild, verzichtet dankenswerterweise auf allzu hektische Schnittfolgen und es ist eine Freude zu beobachten mit welchem Spaß und Virtuosität LOVEBITES zu Werke gehen. Auf 5.1 Spielereien wurde zu Gunsten eines kraftvollen Stereosounds verzichtet.

Die Show vom 20.02.20 steht zwar im Zeichen des neuen Albums „Electric Pentagram“, bietet aber einen guten Querschnitt aus allen bisherigen Veröffentlichungen. Angefangen beim Thrasher „Thunder Vengeance“ über die allererste Single „Don’t Bite The Dust“, den kleinen Hit „Rising“ bis hin zur aktuellen Single „Golden Destination“. Es ist unglaublich welche Entwicklung LOVEBITES in ihrer noch jungen Karriere gemacht haben. Spielen konnten sie ja schon immer, aber nun fühlen sie sich auch auf größeren Bühnen sichtbar wohl. Midori erinnert in ihrem wilden Bühnengebahren ein ums andere Mal an Jeff Waters, Haruna liefert Schwerstarbeit hinter dem Kit, Miho ist auch im weißen Rüschenkleidchen Metal durch und durch, Sängerin Asami ist noch stärker geworden und dirigiert die Fans vor der Bühne mehr als souverän und sogar bei der eher introvertierten Miyako kann man ab und zu ein Lächeln erkennen.

Gerade was Midori und Miyako für ein Feuerwerk an gnadenlosem Shredding und doppelstimmigen Soli abliefern ist mehr als beeindruckend. Den Vogel schießt aber Miyako ab, als sie sich ans Piano setzt und die Etude Op. 10, No. 12 von Chopin spielt als sei es das Normalste der Welt. Und beim folgenden „Swan Song“ wechselt sie innerhalb des Songs von einem Instrument aufs Andere. Hut ab.

„Five Of A Kind” ist eine Machtdemonstration einer der besten melodischen Power/Speed Metal Bands, die die Szene aktuell zu bieten hat. Ich bin sehr gespannt, wohin der Weg LOVEBITES noch führen wird.

Five Of A Kind – Live In Tokyo 2020


Cover - Five Of A Kind – Live In Tokyo 2020 Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 19
Länge: 106:12 ()
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Warrior

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CANEDY? 2tes Album? Also Newcomer? Nicht wirklich. Namensgebend ist Schlagzeuger Carl Canedy, welcher seit über 40 Jahren bei THE RODS den Beat vorgibt und ähnlich wie Kollege David Feinstein ab und zu fremdgeht. Musikalisch versteht sich.

Mit „Warrior“ hebt sich Carl etwas vom sehr klassischen Proto US Metal seiner Stammband ab und hat ein überraschend abwechslungsreiches Album zusammengezimmert.

Beim sehr heavy tönenden Opener „Do It Now“ werden beim Rezensenten Erinnerungen an das Erstlingswerk von WICKED MARAYA wach. Das folgende „Not Even Love“ ist um einiges melodischer und versprüht eine latente Melancholie, die mir persönlich sehr gut gefällt. Bei „Lies“ wird dann auch mal etwas Gas gegeben, was etwas an HOLY MOTHER erinnert und CANEDY sehr gut zu Gesicht steht. Das Titelstück, zu dem auch ein Video spendiert wurde, ist stampfender US Metal aus dem Lehrbuch, welches mit zum Heulen schönen Klischeelyrics punktet. Ein Metalwarrior verliert im Grungeboom den Glauben an den Stahl und lässt seine Brüder im Stich, bis er erkennt, dass in Europa wahrer Metal noch geschätzt wird und er wieder in die Schlacht reitet. Da habe ich doch fast eine kleine Träne im Augenwinkel. Bei sowas werde ich immer emotional. Besser als jede Hollywoodschmonzette.

Auch der Rest der Platte pendelt zwischen melodischen Stücken, kraftvollen Stampfern und wohl dosiertem Uptempo hin und her. Dabei sind die Stücke alles andere als gleichförmig und langweilig. Nur der Rausschmeißer „Atia“ irritiert an dieser Stelle. Bei aller Freude an Abwechslung, das klingt jetzt plötzlich eher nach College Rock und könnte aus dem Soundtrack zu „Buffy“ stammen. Gut gemacht ohne Frage, wirkt es wie ein Fremdkörper. Aber wer weiß…vielleicht wächst es noch in das Gesamtbild hinein?

Und sonst? Produktion ist fett und zeitlos, technisch sind die alten Hasen über alle Zweifel erhaben. Da habe ich nicht viel zu meckern. „Warrior“ ist kein moderner Klassiker aber ein eigenständiges Album, welches Fans der unterschiedlichsten Lager gefallen könnte und beileibe kein zahnloses Altherrenwerk.

 

Warrior


Cover - Warrior Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 10
Länge: 45:35 ()
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The Wild Hunt

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Ein Blick auf das Cover mit dynamischem Zossen, wildem Reiter und schwertigem Logo löst böse Vorahnungen aus. Kommt hier ein germanischer MANOWAR-Verschnitt? Zumal Songtitel wie „Sword And Sorcery“ die Annahmen zu unterstützen scheinen. Und dann beginnt die Chose auch noch mit einer Akustikgitarre... Doch, und das ist unglaublich erfrischend: die junge Band DON´T DROP THE SWORD macht guten, alten Speed Metal, der verdammt nah an die frischen BLIND GUARDIAN andockt. Nicht ganz so basisch wie „Battalions Of Fear“, aber eben auch nicht so bombastisch wie die aktuellen Werke der Krefelder Blaupause. Erstaunlich, wie ähnlich der Schwert-tragende Sänger Anti die Wächter-Atmo hinkriegt – und wie gut er singt. Überhaupt dürfte „The Wild Hunt“ gerade Veteranen wieder mal vor Ohren führen, wie sehr sie echten, trockenen, wahren Speed Metal vermissen. Also: Nach besagtem Intro-Einstieg knallen die Süddeutschen locker-lässig los, im Uptempo selbstverständlich – is‘ ja Speed Metal. Es gibt absolut geile Gitarrenlicks, -riffs und -melodien, starke Chöre, kleine Grunze und große Stimme - toller Song! Herrlich: Das Pferd galoppiert weiter, die Schwerter rasseln, der Power Metal hat Kraft, Speed ist wirklich das, was der Name sagt, alle fünf Songs beweisen die Trademarks wie ein Monument. „Strings Of Sanity“ zeigt trotz Violine eine etwas ungehobeltere Variante mit fetten Double-Bass-Parts. „Sword And Sorcery“ sorgt nochmal für einen Schuss gesteigerte Epik, das abschließende „It Never Sleeps“ fasst die vier vorherigen Songs noch mal beispielgebend zusammen. Mann, was für eine gute Stimme, was für eine geile EP, ein wenig anachronistisch vielleicht, aber gerade deswegen so gut. DON’T DROP THE SWORD sind das uneheliche Kind von Hansi Kürsch und Kai Hansen, unerzogen und mitten in der Pubertät. Und vielleicht genau deswegen so gut. Polier mir einer das Schwert! Aber bitte niemals diese Band. Mehr Infos gibt es hier.

 

The Wild Hunt


Cover - The Wild Hunt Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 5
Länge: 31:35 ()
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Æquiizoiikum

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Mit dem Dortmunder Trio hat sich vor sieben Jahren eine der vielleicht originellsten heimischen Extrem-Formationen gegründet, bestehend aus Ex-Mitgliedern von ZUUL, PARIA oder HAVOC VULTURE. Und mit dem erstklassigen Debüt-Album „SeroLogiikal Scars (Vertex Of Dementiia)“ sowie der anschließenden Split „With Gangrene Edges ​/​ Voiidwarp“ mit HOWLS OF EBB, auf der KHTHONIIK CERVIIKS ihre amerikanischen Kollegen mal eben locker an die Wand spielen, hat sich gezeigt, dass der Underground nach wie vor offen ist für schräge Töne. Die bei Erstkontakt wahrlich nicht leicht verdauliche Mischung aus VOIVOD-Sound und einem schwer kategorisierbaren Akustik-Gulasch aus Death- und Black Metal funktioniert auch auf dem zweiten Langspielwerk „Æquiizoiikum“ (sämtliche Titel wie auch die Pseudonyme der Musiker sind immer irgendwas Verrücktes mit möglichst vielen „i“) außerordentlich prächtig, was sicher auch daran liegt, dass sich die Jungs ganze fünf Jahre Zeit für das Album gelassen und die Songs allesamt sehr detailverliebt durchkomponiert beziehungsweise durchkonstruiert haben. Dabei klingt „Æquiizoiikum“ jedoch nicht wie eine Pseudo-Frickelorgie, sondern im Vordergrund steht ganz klar das rabiate, subtil hymnische Songwriting, das aufgrund der (nach längerer Einarbeitungszeit) stets nachvollziehbaren Strukturen sogar so etwas wie eine grenzwertige Form von Eingängigkeit aufkommen lässt. An dieser Stelle Anspieltipps zu nennen, spare ich mir ausnahmsweise, da man das großartige Album erstens sowieso am Stück genießen sollte, und ich zweitens nicht den Formeleditor für die Songtitel benutzen möchte. KHTHONIIK CERVIIKS haben eindeutige Einflüsse, machen daraus jedoch einmal mehr etwas völlig Eigenes und schaffen es dabei sogar, nicht allzu stark zu polarisieren, was ihre Beliebtheit noch weiter wachsen lassen dürfte. Und mit was? Mit Recht!

 

Æquiizoiikum


Cover - Æquiizoiikum Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 8
Länge: 41:0 ()
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The All Is One

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Wie aus dem Nichts und ohne große Vorankündigung hauen MOTORPSYCHO diesen Hammer von einem Album raus. „The All Is One“ bildet den Abschluss einer losen Trilogie, die mit „The Tower“ begann und vor allem über das Artwork zusammengehalten wird, für das hier auch wieder der norwegische Künstler Håkon Gullvåg verantwortlich war. Knapp 85 Minuten ist es lang, wobei im Zentrum das fünfteilige und über 42 Minuten lange „N.O.X.“ steht, das selbst den ein oder anderen hartgesottenen Fan des Trios stellenweise fordern dürfte.

Am Anfang stehen aber gewohnte Klänge: Der Opener und Titeltrack könnte mit seinen schwelgerischen Harmonien auch das epische Finale eines langen Stücks sein und erinnert an frühere Phasen der Band. Gleiches gilt für die folgenden „The Same Old Rock (One Must Imagine Sysiphus Happy)“ mit seinen Wechseln zwischen balladesken und graden Rock-Parts und „The Magpie“, dessen treibender, unwiderstehlicher zweistimmiger Gitarrenlauf sich direkt im Ohr festsetzt. Am Schluss dieses ersten Teils steht mit „Delusion“ ein kurzes akustisches Stück. So ruhig, zart und verletzlich hat man diese Band selten gehört.

Dann aber beginnt das bereits erwähnte „N.O.X.“ und nimmt einen mit auf eine wilde Reise, auf die einen höchstens MOTORPSYCHOs Kooperation mit Ståle Storløkken auf dem fantastischen Album „The Death Defying Unicorn“ vorbereiten könnte. Die musikalischen Einflüsse sind hier ähnlich und stammen – grob umrissen – aus den Bereichen Progressive, Psychedelic und Jazz-Rock. Es kommen Streichinstrumente und Bläser zum Einsatz, aber auch Synthie-Space-Sounds. Mal geht es dabei meditativ und atmosphärisch zu, mal gnadenlos treibend, der lange vierte Teil wird zu einem großen Teil von Tribal-Beats bestimmt. Die Taktzahlen sind meistens krumm, trotzdem fließt und groovt es durchgehend. Das gesamte Stück ist fast durchgehend instrumental gehalten, bis auf das Chor-artige Hauptthema, das an einigen Stellen wiederkehrt und teils auch variiert wird.

MOTORPSYCHO gehen hier äußerst dynamisch zu Werke, bauen Passagen auf und ab, verdichten, fahren wieder zurück und schaukeln sich immer wieder zu grandiosen Höhepunkten auf. Am Ende scheint kaum noch eine Steigerung möglich zu sein, doch mit dem letzten Teil setzen sie in Form eines knapp 6-minütigen, wahnwitzigen Finales noch einen oben drauf. Um all die verschiedenen Elemente und Entwicklungen nachvollziehen und dieses Stück in seiner Gesamtheit erfassen zu können, braucht es mehrere Anläufe. Wenn es einem dann aber irgendwann gelingt, kann man gar nicht anders, als sich mitreißen zu lassen, und stellenweise glaubt man, die Intensität des Gehörten mit den Händen greifen zu können.

Der letzte Teil des Albums knüpft an den ersten an. Mit „Little Light“ und „The Dowser“ gibt es noch einmal zwei kurze und ruhige Akustik-Nummern zu hören, wohingegen das toll aufgebaute, zwar rockige, aber hoch melodische (und im Kontext des gesamten Albums trotz seiner gut neuneinhalb Minuten kurz wirkende) „Dreams Of Fancy“ auch wieder ein älteres MOTORPSYCHO-Stück sein könnte. Zum Abschluss wird es dann noch einmal verhältnismäßig gradlinig: Das Hard-Rock-lastige „Like Chrome“ verneigt sich vor LED ZEPPELIN, in der Strophe aber auch vor David Gilmour und seinem Gitarren-Sound ca. zu Zeiten von „Wish You Were Here“.

Mit „The All Is One“ haben MOTORPSYCHO ein so ungewöhnliches wie geniales Album aufgenommen. Mit dem überlangen „N.O.X.“, im Prinzip ein Album im Album, betreten sie musikalisches Neuland, wagen Experimente und erweitern ihren Sound wieder einmal auf faszinierende Art und Weise. Den Rahmen dafür bilden Stücke, mit denen Sie Bezug auf diverse Facetten ihres bisherigen Schaffens nehmen und so an ihre Vergangenheit anknüpfen. Vielleicht ist es noch zu früh, um von einem Meisterwerk zu sprechen, aber auf jeden Fall ist das, was MOTORPSYCHO hier abliefern, absolut meisterhaft.

 

The All Is One


Cover - The All Is One Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 13
Länge: 84:52 ()
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Nothing As The Ideal

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Beständigkeit ist nicht so das Ding der aus Nashville Tennessee stammenden Band ALL THEM WITCHES - zumindest was deren Label sowie die Position des Keyboarders angeht. So wurde das neue Album als Trio, ohne "Neu"-Keyboarder Jonathan Draper, eingespielt, der die Band nach nur einem Album bereits wieder verlassen hat. Auch der Sound der Amerikaner unterliegt Schwankungen und ist nicht immer leicht zu kategorisieren; Psychedelic Rock, Blues, Stoner- oder auch der Begriff Hard Rock ist partiell richtig angewendet. Also heuer präsentieren sich ALL THEM WITCHES ganz ohne Keybord-Polsterung, und das lässt das neue Album roher, kantiger, aber auch luftdurchlässiger wirken.

Die Eröffnungsnummer "Saturnine & Iron Jaw" ist ein grober Monolith, der verstrahlt und düster aus einer fernen Galaxie auf den Hörer trifft. Leichter und rockig folgt "Enemy of My Enemy", wobei auch hier eher nachdenkliche Vibes und ein gewisser Ernst der Lage zu erkennen sind. Ein Album, das in die Zeit und zur Situation in Amerika zu passen scheint. Die hingebungsvoll aufspielende Gitarre gefällt. Sound-Spielereien, ein kurzes, liebliches Instrumental und lange Intros ("See You Next Fall") geben dem Werk zuweilen einen improvisierten und Jam Session-artigen Charakter. Künstlerisch und leidenschaftlich vorgetragen ist "Nothing as the Ideal", nur packen oder begeistern können mich ALL THEM WITCHES damit leider nicht. Zu freudlos, irgendwie zu dröge präsentieren sich die drei Musiker. Stoner-Anhänger und Alternative-Fans der eher grüblerischen und dysphorischen Art dürfen gerne mal reinhören.

Nothing As The Ideal


Cover - Nothing As The Ideal Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 8
Länge: 43:36 ()
Label:
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Band:

ALL THEM WITCHES

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Sex, Death & The Infinite Void

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Vor diesem Review hatte ich ehrlich gesagt ein wenig Angst, da CREEPER eine Musikart spielen, in der ich nicht ganz so firm bin. Was tun? Beim Chefredakteur krank melden? Die CD einfach ignorieren? Die Post hat die Scheibe verbummelt? Hm, alles irgendwie keine Optionen und daher ab durch die Mitte! Wird mich schon nicht aus der Kutte hauen.

Und siehe da - bereut habe ich es nicht. CREEPER haben schon mit ihrem Debüt für Furore sorgen können und ziehen nun mit „Sex, Death & The Infinite Void“ nach. Textlich hat man sich sehr viel Mühe gemacht und die Platte in eine mitreißende Geschichte über eine zum Scheitern verurteilte Liebe verpackt. Es geht um einen gefallenen Engel und ein Mädchen namens Annabelle, welche sich (oh großes Wunder) ineinander verlieben. Die Geschichte erinnert ein wenig an derzeit angesagte Jugendromane / Verfilmungen und wird wahrscheinlich diese Zielgruppe besonders ansprechen. Da CREEPER auch die Konzerte ihrer Debüt-Tournee sehr theatralisch gestaltet haben, kann in dieser Hinsicht Einiges für die Live-Shows erwartet werden, da das ganze Album eher einem Musical gleicht und somit nach einer gelungenen Live-Aufführung quasi schreit. Die Vorbereitung auf die Geschichte von „Sex, Death & The Infinite Void“ übernimmt im Intro Patricia Morrison, die durch ihr Engagement bei den SISTERS OF MERCY bekannt sein dürfte. Somit sind die Einleitung und der Spannungsaufbau des Albums schon mal in beste Hände gelegt worden.

Was nun folgt, ist musikalisch großes Drama, Gefühle und gelebte Leidenschaft, die man eher von Ikonen wie THE CURE, HIM und Konsorten kennt. Hier wird bei jedem Lied auf eine genaue und passende Stimmung geachtet. Und dies gelingt! Text und Musik verschmelzen tatsächlich zu einer Einheit und packen den Hörer über die gesamte Spieldauer. Ein großes Augenmerk wurde auf mitreißende Refrains gelegt, die in Songs wie „Napalm Girls“ oder „All My Friends“ zum aktiven Mitsingen animieren. Klar, die Musik und der Wechselgesang von Will Gould und Hannah Greenwood gewinnen keinen Innovationspreis, aber die Verpackung als Gesamtkunstwerk macht hier den Ausschlag. Über die gesamte Spiellänge werden echte Gefühle vermittelt und die Musik authentisch gelebt und perfekt vertont. Man nimmt der Band einfach jeden Gefühlsausbruch ab, und das macht die Veröffentlichung doppelt sympathisch.

Also, ich habe etwas gelernt. Habe niemals Angst vor dem Unbekannten. Ich konnte mit dem Album sehr gut leben und habe die Gothic-Punk-BritPop-Mischung gut hören können. Man merkt, dass hier Profis an „Sex, Death & The Infinite Void“ gebastelt und getüftelt haben. Hier sitzt jede vertonte Stimmung, und das Album geiert nur so nach einer Aufführung auf den (Theater-) Bühnen dieser Welt. Gut gemacht.

 

Sex, Death & The Infinite Void


Cover - Sex, Death & The Infinite Void Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 16
Länge: 40:10 ()
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