Die 1996 aus den Black Metallern FORGOTTEN WOODS hervorgegangene Band haben bis heute sicherlich die wenigsten Fans auf dem Schirm, denn einerseits ist der Bekanntheitsgrad des Trios außerhalb des Undergrounds (hier konnte man schon unter Anderem mit Splits mit URFAUST und BETHLEHEM glänzen) nicht sonderlich hoch, und andererseits hat man sich stilistisch eine ganze Ecke vom traditionellen Schwarzmetall entfernt. Genau kann man die düstere, recht schräge und hoch originelle Musik auch gar nicht einordnen: Mundharmonika, Banjo sowie bisweilen psychedelischer Gesang inklusive mitunter arg verrauchter Hintergrundchöre sind dem gemeinen "True"-Black Metaller allzu höchst befremdlich. Zwar findet sich bei genauerem Hinhören noch ein räudiges Fundament, das man mühelos dem Norwegen der 90er Jahre zuordnen kann, aber JOYLESS stellen in erster Linie die Wirkung ihrer Songs in den Vordergrund. "Without Support" klingt nach dem ersten Durchlauf zutiefst kurios, wenig hart und brutal, sondern einfach nur reichlich obskur. Es braucht mindestens fünf Durchläufe, bis der Hörer realisiert, dass die Band sämtliche Erwartungen an düstere Musik unterwandert und sogar mit vermeintlich lebensbejahenden Melodien lockt, die sich im Kontext des Albums aber als fast schon zynisch herausstellen. Beste Beispiele hierfür sind Stücke wie "The Adorn Japetus", der hypnotische Ohrwurm "Shimmer And Shine", das rockige "Trilobite" oder das überragende "De Profundis Domine", die nicht nur aufgrund der (öfter verzerrten) Stimme von Frontfrau Ida Hellebo metertief unter die Haut gehen. "Without Support" ist nichts für Normalhörer, sondern für Liebhaber dunkler Künste jenseits aller (Black Metal-) Klischees, die hier ein Meisterwerk entdecken werden, das für mich persönlich zu den bisherigen Highlights des Jahres zählt.
USA und Black Metal – es ist ein Trauerspiel. Kaum eine Black Metal-Combo von jenseits des Atlantiks schafft den Sprung rüber nach Europa, was angesichts der oftmals bescheidenen Qualität der US-Combos aber auch nicht weiter tragisch ist. WOLVES IN THE THRONE ROOM sind leider die Ausnahme als die Regel. WINTERSUN werden das nicht ändern, soviel steht fest. Schnell sind sie ja unterwegs, aber mehr als Standard-Black Metal-Riffs fällt WINTERUS dann doch nicht ein, das wird in den eigentlichen Songs deutlich (das vierminütge Intro kann getrost vergessen werden, ebenso die drei Live-Songs). Dazu kommt eine schlechte Produktion, die keinen Blick für den Gesamtsound hatte, und die völlig heterogen wirkenden Songs, durch die „In Carbon Mysticism“ keinen roten Faden erkennen lässt, sondern viel mehr so wirkt, als wären jier ein paar Überbleibsel aus den Studiotagen anderer Bands zusammen auf eine CD gepackt worden. Nee, das ist alles nichts. Nicht mal durchschnittlicher Black Metal – „In Carbon Mysticism“ ist einfach nur schlecht.
Bereits 2009 und 2010 veröffentlichte EMI die ersten Alben des Backkatalog von NICK CAVE & THE BAD SEEDS in Form aufwendig rekonstruierter Doppel-Packs (jeweils remasterdes Originalalbum auf CD und zusätzliche DVD mit dem Album in Dolby 5.1. Surround und Extras). Jetzt folgen in 2011 vier weitere Schätze des düsteren Poeten. Denn das NICK CAVE einer der ungewöhnlichsten Künstler unserer Zeit sein dürfte ist hinreichend bekannt; seine Alben, wie der Künstler vielschichtig, abwechslungsreich und doch immer wieder Melancholisch.
Die neue Staffel startet mit dem 1994 erschienenen „Let Love In“, die letzte Platte auf der NICK CAVE & THE BAD SEEDS gelegentlich ihre brachial, aggressive Seite intensiv auslebten bevor es erst mal gänzlich in ruhige Gefilde ging. Zu diesen lauteren, durchaus schnellen Kompositionen gehören auch „Jangling Jack“ und „Thirsty Dog“. Aber die Highlights sind definitiv das beklemmend und bedrückende „Red Right Hand“ (hypnotischer Song), das eindringliche „Do You Love Me“, das wunderschöne „Nobody`s Baby Now“ (der heimliche Hit der Platte) und das geniale, spärliche „Ain`t Gonna Rain Anymore“ – allesamt eher langsamer Stoff, aber wie nicht anders von NICK CAVE & THE BAD SEEDS zu erwarten – intensives über Liebe, Verzweiflung, Wut und Trauer. „Let Love In“ gehört zu den besten Scheiben des MR. Cave in den 90ern.
Die Bonus-DVD bringt 5 zusätzliche Tracks (siehe unten), 4 Videos und wie immer ein paar O-Töne zum 94er-Album „Let Love in“.
CD:
1. Do You Love Me?
2. Nobody's Baby Now
3. Loverman
4. Jangling Jack
5. Red Right Hand
6. I Let Love In
7. Thirsty Dog
8. Ain't Gonna Rain Anymore
9. Lay Me Low
10. Do You Love Me? (Part 2)
DVD:
1. Do You Love Me?
2. Nobody's Baby Now
3. Loverman
4. Jangling Jack
5. Red Right Hand
6. I Let Love In
7. Thirsty Dog
8. Ain't Gonna Rain Anymore
9. Lay Me Low
10. Do You Love Me? (Part 2)
Bonus Tracks
11. Cassiel's Song
12. Sail Away
13. (I'll Love You) Till The End Of The World
14. That's What Jazz Is To Me
15. Where The Action Is
Videos:
16. Do You Love Me Like I Love You (Part 8 : Let Love In)
THE KILIMANJARO DARKJAZZ ENSEMBLE begeben sich mit „From The Stairwell” in Film Noir-Gefilde, also in eine etwas andere Ecke als mit ihrem kürzlich als Re-Release erschienenen Debüt. Mit „All Is One“ gibt es zudem einen überraschenden Einstieg in das gut einstündige Werk, ist das Stück doch eine fast schon klassische Jazznummer inklusive Frauengesang, was natürlich zur beabsichtigten Atmosphäre schafft (verrauchte Nachtclubs, in denen eine geheimnisvolle Dame vom Klavier begleitet schwermütige Songs zum Besten gibt…), überrascht aber trotzdem. Aber schon das folgende „Giallo“ kommt Soundtrack-lastiger daher und läutet den eigentlichen THE KILIMANJARO DARKJAZZ ENSEMBLE-Teil ein. Rein instrumentale, verstörende Musik voller Jazz-Anleihen und Elektronik-Einflüssen gleichermaßen, mit denen es die Holländer mühelos schaffen, den Hörer auf eine faszinierende Kopfkino-Reise mitzunehmen. Piano, Synthies, Violinen, Cello, Trompete, Saxophone, Klarinette – die Band greift auf sehr viele unterschiedliche Instrumente zurück, die zu einem homogenen Sound verwoben werden und eine bedrückende Atmosphäre schaffen. Zwar etwas unpassend bei strahlendem Sonnenschein, aber in der richtigen Umgebung, am besten unter Kopfhörern, eine faszinierende Erfahrung, die schwer zu beschreiben. Darkjazz trifft es da am Besten. Gänsehautmomente und großes Kopfkino garantiert!
Mit 14 Jahren schon komponierte CLAUDIA RUDEK ihre ersten Songs, jetzt wird die Songwriterin mit ihrem selbstbetiteltes Debütalbum vorstellig. Sehr entspannt und mit reichlich Folk-Flair klingt das Ganze, im Vordergrund stehen zumeist selbstredend Akustikgitarre und Stimme. Dabei gelingt es, eine irgendwie persönliche, vertraut wirkende Atmosphäre zu schaffen, die einem ein bisschen das Gefühl eines privaten Wohnzimmerkonzerts gibt. „Cage“ kommt flott und trotz des wenig positiven Texts recht fröhlich, „Young Girl Sitting At An Old Piano“ hingegen lässt, wie schon der Titel impliziert, ausnahmsweise mal die Gitarre beiseite und verbreitet stattdessen hübsch melancholische Klaviertöne. Alles klingt einfühlsam und harmonisch, Ausfälle gibt es auf dem Album überhaupt nicht, stattdessen kann man zu CLAUDIA RUDEKS Klängen wunderbar abschalten. Wer also ruhige Töne für ein entspanntes Wochenende braucht, sollte hier mal reinhören.
Ehre wem Ehre gebührt. Die Japaner verneigen sich, als anerkennen und als Geste des Respekts. Wie war das wohl am Ende des Konzertes 2010, in Kawasaki?
Alle guten Dinge sind drei, und so ist es auch bei URIAH HEEP´s Live Bootleg Reihe. Nach zwei eher mäßigen Veröffentlichung, vor allem soundmäßig, kommt mit Live in Kawasaki endlich ein amtliches Ergebnisse raus.
Die ersten ein, zwei Minuten des Konzertes braucht der Soundmixer noch um sich einzugrooven, dann hat er es aber geschafft und wir bekommen einen rohen, aber klaren und authentischen Live-Klang zu hören der die zwei Vorgänger Alben vergessen macht. Die Musiker leisten sich kaum Fehler und Sänger Bernie Shaw liefert einen tollen Job ab. Sicher schwächelt die Stimme mal hier mal da, was aber normal bei Liveauftritten und den Stageacting geschuldet ist.
Die Songauswahl ist Top, immerhin 21 Tracks mit einer Spielzeit von über zwei Stunden. Unter anderem ist das komplette „Demons and Wizards“ Album eingearbeitet. Aber auch Songs wie "Free in Easy", "Wake the Sleeper" oder "Gypsy" sind an Bord. Gänsehaut Garantie liefert das halb akustisch dargebotene "Lady in Black" am Ende des Konzertes.
Das schöne Fantasie Cover, welches entfernt an „Demons and Wizards“ erinnert, im Digi Pack Format, rundet die gelungene Veröffentlichung ab. Der geneigte Heep Fan kommt an diesem Live Schmankerl eh nicht vorbei, aber auch alle anderen sollten mal ein Ohr riskieren, hier wird Live gerockt ohne Overdubs und Nachbearbeitungen mit einer Songauswahl die sich gewaschen hat. Daumen hoch für "Live in Kawasaki", und tief verneigt vor dieser großen alten Band.
Über NO TURNING BACK müssen nicht mehr viele Worte verloren werden. Seit Ewigkeiten tourt sich die Combo im DIY-Bereich den Arsch ab (inklusive eigener Booking-Agentur), hat mehr zu sagen als die durchschnittliche HC-Combo anno 2011 und ist dabei ehrlich und sympathisch geblieben. „Take Control“ ist das sechste Album der Veteranen, knapp drei Jahre nach „Stronger“. Genau wie der Vorgänger ist auch der neue 13-Tracker schnell, direkt und rotzig, ganz so, wie NO TURNING BACK ihre Songs seit jeher schreiben. Die Herren verstehen es mittlerweile, die Chose interessant zu gestalten und durch Mid-Tempo, Groove und Gangshouts zu variieren, so dass nicht die Spur von Langeweile aufkommt; gleichzeitig klingt „Take Control“ sehr homogen. „Remain“ oder „Always Will Be“ stehen dabei für die dezenten Änderungen beim Songwriting, während „Justice“ oder „Bleed For Me“ gewohnt erstklassigen, typischen NO TURNING BACK-Hardcore bieten. Kurzum: ziemlich gute Platte einer HC-Institution. Keine Kompromisse, keine Anbiederungen, einfach NO TURNING BACK.
Die Band hat vorher Technical Death Metal gemacht, mittlerweile ist es viel mehr Progressive Metal. Wie auch immer man so eine Wandlung durchmachen kann – „Lost Inside“ ist nun einmal ohne Geballer. Und das ist auch gut so, denn diese Pressung weiß durchaus zu gefallen.
Mit cleanen und sehr gut getroffenen und präzisen Vocals ist der Musikstil am ehesten wirklich guter Prog Metal den man mal wieder mit Vergleichen mit den Szenegrößen belasten könnte – ich verkneife mir das an dieser Stelle mal, auch wenn es ein verdienter Vergleich wäre. Auf jeden Fall gibt es einen starken und druckvollen Gitarrensound, Takte die meiner Meinung nach schon lange nicht mehr nur 4/4 sind und ein abwechslungsreiches Drumset – eben alles was solche Musik brauch. Das Ganze wird auch ab und an von kurzen elektronischen Ergüssen aufgefüllt; „Kill Me Everyday“ oder „Survive“ beginnt zum Beispiel wie eine SAMSAS TRAUM-Nummer, im Großen und Ganzen aber wirklich sehr dezent.
Allerdings gibt es nicht nur positives zu berichten teilweise kommen nämlich die Wurzeln der Band durch, eine Tatsache die ich nicht per se schlecht finden würde; in diesem Falle passiert das aber erst mit der Nummer „Lost Inside“ (Titelgeber mit der Tracknummer 6), hier werden Screams und Doublebass mit einigen clean gesungenen Passagen kombiniert, in verträglicherem Maße auch kurz in anderen Titeln. An sich nicht mal schlecht, gerade weil die Riffs die damit einher kommen sehr geil sind, aber irgendwie nichts was ins Konzept der Scheibe passen will. Oder anders gesagt: Kann man machen, kann man aber auch lassen. Die reine Elektronummer „Electric Breath“ ignoriere und skippe ich einfach mal; zwei schlechte Titel in insgesamt zehnen ist nämlich noch verträglich. Im Großen und Ganzen aber eine durchaus überzeugende CD!