FATE - das war doch eigentlich die Band von Hank Sherman, der sie auch sinnigerweise zu 50% nach seiner Stammcombo, den großen MERCYFUL FATE benannte. Mit dem Namen war aber auch schon die einzige Gemeinsamkeit benannt (bis auf den Gitarristen natürlich). So verschrieb sich die neu (1984) gegründete Band eher dem melodischen Hardrock.
Mir rutschte die Band durch den Rost der Zeit. Nun halte ich eine neue Scheibe der Dänen in meinen Händen. Wer ist FATE anno 2012?
Nichts oder besser fast nichts hat die Gruppe mit den FATE der Anfänge gemein. Bis auf den Bassisten ist kein Gründungmitglied mehr mit an Bord. Hank Sherman, Bandgründer und Leuchtpunkt, fehlt demnach auch. An den Vocals ist mittlerweile der dritte Sänger beim Sechsten Album. Macht es Sinn, einen Bandnamen weiter zu führen, ohne in der Lage zu sein, ein beständiges Line-up zu finden oder gar Trademarks zu setzen?
Anyway, die Dänen machen heuer musikalisch gar keinen so schlechten Eindruck. Geboten wird Melodic Rock mit krachenden Gitarren und melodiösem Keyboard. Das Tasteninstrument sorgt für die Farbkleckse und macht die Songs noch eine Spur eingängiger. Der Härtegrad variiert, ist aber eher eine Spur mehr Metal als das in der Vergangenheit war. Der Opener "Children Of The Night" geht mit seinem melodiösen und doch harten Drive ordentlich in die Glieder, die Gitarre generell macht zusehends Spaß beim "abhören". "Seeds Of Terror" kommt schön Metal-like daher, bleibt aber dennoch weich genug, um Genre-Fans zu begeistern. In den Refrains schwingt oft eine leichte Melancholie mit, die vor allem dem neuen Sänger Joensen und dessen Gesangslinie zuzuschreiben ist. Alles in allem rockt "Ghost From The Past" amtlich ab. Gitarre, Songwriting, Gesang und Produktion können sich sehen und hören lassen.
FATE ist 2012 eine nicht zu unterschätzende Truppe geworden, mit Ideen und Ausstrahlung, nur fehlt der Band ein beständiges musikalisches Gesicht zum Wiedererkennen. Mit festem Line-up, vor allem die Vocals und die Gitarre, welches länger als eine Veröffentlichung hält könnte dies gelingen.
THE KANDIDATE haben sich nach ihrem letzten Album an der Live-Front fleißig gezeigt und mit so unterschiedlichen Combos wie ROTTEN SOUND und VOLBEAT die Bühne geteilt. Im Sommer 2011 ging es dann in Jacob Bredahls (voc.) eigenes Studio, um das zweite Album einzuspielen. Und siehe da, „Facing The Imminent Prospect Of Death” ist einen ganzen Zacken heftiger als das Debüt ausgefallen. Mit einem druckvoll-erdigen Sound ausgestattet, kommen Groove-Monster wie „Let The Maggots Have It“ oder die Schädelsprenger „Fucked In The Search For Life“ (bei dem Mr. Bredahl alles gibt) oder der fantastische Abschluss „The Knives Split“ voll zur Geltung. Wenn sie wollen, können THE KANDIDATE mittlerweile alles in Schutt und Asche legen, was gerade auf der zweiten Hälfte des Albums überdeutlich wird. In der ersten Hälfte finden sich dagegen einige eher uninspierte Songs, die zwar saubrutal sind, denen aber das letzte bisschen Ellbogenfett beim Songwriting fehlt, um sie aus dem Death/ Thrash-Einerlei abzuheben. Wer durchhält, wird dafür mit einer bombenstarken zweiten Hälfte belohnt, in der THE KANDIDATE alles richtig gemacht haben. Jetzt bitte ordentlich touren und dann ein Album schreiben, dass sich an den letzten fünf Songs von „Facing The Imminent Prospect Of Death“ orientiert. Danke. Wer waren noch mal HATESPHERE?
Die Proggies KNIGHT AREA sind nun auch schon ein Weilchen unterwegs und lassen mit „Nine Paths“ ihr fünftes Gewächs auf die Menschheit los. Es wird entspannter und sehr schöner Prog geboten, der an diverse Inselvertreter wie IQ, ARENA oder auch PALLAS erinnert, aber mitunter auch an ihre Landsleute von AYREON. Im Gegensatz zu vielen Genrevertretern liegt bei KNIGHT AREA der Schwerpunkt nicht auf möglichst komplexen Instrumentalabfahrten, sondern auf einschmeichelnden Melodien. Dies bedeutet nicht das KNIGHT AREA platt wären, ganz im Gegenteil: Sie verstehen es angenehm zu Hörendes mit Anspruchsvollem zu verbinden. „Nine Paths“ enthält, wie der Name schon sagt, 9 verschiedene Wege. Manche sind länger als andere, manche sind Kurztrips, andere sind verschlungene Pfade, wo ein GPS schon von Vorteil sein kann. Was aber alle Wege gemeinsam haben: Sie sind sowohl für den Stadtmenschen, als auch für den erfahrenen Pfadfinder eine Herausforderung, aber immer angenehm zu gehen. Und das Schönste dabei ist, dass man sich dabei keine Blasen an den Füssen holt, sondern diese Trips gemütlich unterm Kopfhörer auf der Couch liegend unternehmen kann. Mark Smit's im besten Wortsinne poppige Stimme eignet sich perfekt für die eher ruhigen und träumerischen Kompositionen von Bandmastermind Gerben Klazinga. KNIGHT AREA haben mit „Nine Paths“ ein weiteres zum Träumen einladendes Werk eingetütet, in welches Prog Rocker auf jeden Fall mal reinlauschen sollten.
STEEL IGNITION sind eine junge Thrash Band aus Göttingen. Wenn ein Steel im Bandnamen auftaucht bin ich per se schon mal positiv gestimmt. Auf vorliegendem 3-Track Demo gibt es flotten Thrash zu hören, der aber eher nach den 90ern, denn nach 80er Mucke klingt. Ein wenig wie die flotteren Momente der deutschen WARHEAD (falls die noch jemand kennt). Die Songs kommen schön auf den Punkt und gehen im beliebten uffta-uffta Rhythmus gut nach vorne los. Allein der Gesang kommt noch etwas eintönig daher, auch wenn STEEL IGNITION beim Abschlußtrack „Cruel Responsibility“ so etwas wie eine Gesangsmelodie in den Chorus einbauen, ist der Gesang wohl noch die größte Baustelle. Aber für ein erstes Lebenszeichen schon recht ordentlich. Da die Homepage noch im Entstehen begriffen ist, kann man sich unter www.myspace.com/steelignition schon mal ein Bild machen.
Okay, ja, ich gebe es zu: Ich bin ein bisschen spät dran mit dieser Besprechung. Erschienen ist der dritte Longplayer der fünfköpfigen TEN SECOND EPIC nämlich schon Ende Oktober. Ist halt liegengeblieben, wie das manchmal so ist, und das ist ehrlich gesagt auch nicht weiter tragisch. Denn was die Kanadier auf „Better Off“ abliefern, ist dermaßen seichter und kraftloser Pop-Punk, dass es einem echt die Schuhe auszieht. Wobei das „Punk“ hier eigentlich fehl am Platz ist, „Alternative Pop-Rock" trifft es irgendwie besser. Dabei fängt das Album gar nicht mal so schlecht an: Der Opener „Young Classics“ startet mit einem fetten Riff, der Chorus drückt ordentlich und Sänger Andrew Usenik darf stimmlich mal richtig aus sich herausgehen. Auf den folgenden neun Songs drückt aber gar nichts mehr, stattdessen seiert ein einziger radiotauglicher, klebrig-süßlicher Einheitsbrei vor sich hin, der sogar an jeder College-Rock-Party durchfallen würde. Das ist so langweilig wie belanglos und dabei auch noch so auf Friede-Freude-Eierkuchen-Wohlklang produziert, dass es schon fast wieder aggressiv macht. Eine Album, das die Welt nicht braucht.