GRIFFAR sind nicht die schnellsten: nicht nur, dass sie satte zehn Jahre bis zum ersten Album gebraucht haben, es kommen auch noch mal vier Jahre Labelsuche dazu, bis „Monastery“ endlich in die Läden kommen konnte. In der Zwischenzeit haben sich einige Bandmitglieder mit ENTHRONED und TAAKE weitergebildet, was den neun Songs im handwerklichen Bereich anzuhören ist, GRIFFAR machen da alles richtig. Für sich genommen ist jeder Song des Albums gut gemacht, sofern ein Faible für Highspeed-Black Metal da ist. Problematisch wird die Chose über Albumlänge, da wird deutlich, dass die Songs viel zu ähnlich strukturiert sind, wodurch „Monastery“ schnell ermüdet und über Mittelmaß nicht herauskommt. Ganz nett eben, aber mehr auch nicht.
CLINGING TO THE TREES OF A FOREST FIRE haben gut ein Jahr nach ihrem letzten Release eine neue EP fertig, die auch als schicke 10” veröffentlich wird. Im Vergleich zum letzten Album “Songs Of Ill-Hope And Despairation” ist das Grundtempo reduziert worden, ebenso die wirklich heftigen Prügelattacken – CLINGING TO THE TREES OF A FOREST FIRE setzen auf einen alles zermalmenden, sich unaufhaltsam vorwärtsbewegenden Sound („Asthmatic“), der immer wieder Richtung Sludge Metal geht. Das geht aber nie zu Lasten der Aggressivität, auch „Visceral“ ist ein Schlag in die Fresse, wie ihn die meisten Grindcore-Bands nicht hinbekommen würden. Dank der druckvollen Produktion, die auch und besonders dem Bass viel Raum bietet, wird der musikalische Angriff passend an den Mann gebracht. „Visceral“ ist eine interessante Weiterentwicklung einer Band, die es wie nur wenige andere versteht, aggressive Musik interessant zu verpacken. Mit CLINGING TO THE TREES OF A FOREST FIRE ist hoffentlich noch lange zu rechnen, langweilig wird es mit ihnen so schnell auf jeden Fall nicht!
Bei INVERLOCH tummeln sich zwei der drei DISEMBOWELMENT-Leute, die auch schon Material ihrer früheren Band mit INVERLOCH gezockt haben. „Dusk… Subside“ ist die erste INVERLOCH-Veröffentlichung und bringt es mit drei Songs auf gute 22 Minuten. 22 Minuten, in denen es mächtig düster zur Sache geht, ganz wie bei der Vorgeschichte der beiden Bandchefs zu erwarten. mit einer fetten Produktion ausgestatett, lässt die EP keinen Stein auf dem anderen, was sich im nach einer der nihilistischsten Schlachten des Ersten Weltkrieges betitelten „The Menin Road“ endgültig zeigt. Extrem reduziertes Tempo, fiese Growls und eine Gitarrenarbeit, die eine verstörend-beklemmende Stimmung erschafft, wie sie nur wenige Bands hinbekommen, sorgen dafür, dass INVERLOCH dem durchschnittlichen Metal-Hörer echt herausfordern wird. Beinharte Doomster sind mit dem Stoff gut bedient, besonders natürlich, wenn sie mit DISEMBOWELMENT was anfangen können. „Dusk… Subside“ ist eine extreme Doom/ Death-EP, die so nur von wenigen Bands kommen kann und Lust auf ein komplettes INVERLOCH-Album macht.
„Holy Diver“ von Ronnie James DIO gehört zu den Grundessienzen des Heavy Metal. Das 1983 erschienene Debüt des ehemaligen RAINBOW- und BLACK SABBATH-Sängers darf man durchaus als Kult bezeichnen und dürfte jedem der sich auch nur ansatzweise mit unserer Musik beschäftigt geläufig sein. Über unsterbliche Hymnen wie den stampfenden Titeltrack „Holy Diver“, dem episch-fetten „Don't Talk To Strangers“ mit seiner Wahnsinns Gesangslinie oder dem fast schon poppigen „Rainbow In The Dark“ braucht man keine Worte mehr zu verlieren – großartige Songs mit einem noch besseren Sänger. Auch beim Rest des Albums hält vieles dieses verflucht hohe Niveau (Tipp – der heavy Opener „Stand Up And Shout“). Das zum Beispiel mit „Invisible“ auch mal nur gehobener Durchschnitt geboten wird, sollte man aber nicht verschweigen. Egal, ist es wirklich bereits zwei Jahre her, dass der kleine Sänger mit der großen Stimme von uns ging?
Disc 1 enthält das im Vergleich zur LP soundtechnisch überarbeitete Album in bekannter Form (also leider nicht richtig fett, aber sicherlich authentisch); Disc 2 kommt mit der starken „Holy Diver“-B-Seite „Evil Eyes“, der bisher unveröffentlichten B-Seite der „Rainbow In The Dark“-EP (Castle Donington Live-Aufnahmen von „Stand Up And Shout“ und „Straight Through The Heart“) sowie sechs tolle Live-Songs (aus der King Biscuit Flower Hour Radio Show), einschließlich des BLACK SABBATH-Songs „Children Of The Sea“ und des RAINBOW-Klassikers „Man On The Silver Mountain“. Dazu noch eine fette Aufmachung und ein umfangreiches 18-seitiges Booklet. Würdige Sache das Ganze, welche anscheindend auch den Segen von Dio’s Witwe hat. Wer wie ich das Teil bisher nur auf Vinyl und Live hatte (1986) darf da getrost zuschlagen.
DARKNESS BY OATH heißt die Melodic Death Metal-Kapelle, die aus Spanien kommt und sich dem Schwedischen Sound verschrieben hat. Die elf Songs sind eine weitere von etlichen hunderten Reminiszenzen an AT THE GATES, IN FLAMES und alle die anderen Bands, die da noch mit reinfallen. Dan Swanö findet es toll und Anders Björler (AT THE GATES, THE HAUNTED) und Marios Iliopoulos (NIGHTRAGE) haben Gastbeiträge geleistet. Sound ist super, Spielerisch geht das auch alles voll in Ordnung aber ansonsten kann man eigentlich nur gähnen… Sorry, aber diese Spielart ist so ausgelutscht wie sonst noch was. Elf Songs bietet „Near Death Experience” das dritte Album der Spanier und wer ein Alles-Käufer dieses Genres ist, bitte zulangen, ansonsten verpasst der geneigte Hörer nicht viel wenn er sich das einfach nicht anhört. Auf der Bühne bestimmt nett anzuschauen und auch für den einen oder anderen Kopfnicker wird bestimmt gesorgt. Mehr aber leider nicht. (mobe)
Spanien gehört nicht zu den Ländern, aus denen es sonderlich viele Bands über den Underground hinaus zu uns schaffen, aber DARKNESS BY OATH aus dem Baskenkand sind drauf und dran, auch jenseits ihrer Heimat große Sprünge zu machen. Das Quintett hat sich die Jugend hörbar mit Bands wie AT THE GATES, alten DARK TRANQUILLITY und IN FLAMES (letztere haben dieses Jahr übrigens Jubiläum – 15 Jahre seit der Veröffentlichung des letzten guten Albums…) oder NIGHTRAGE versaut und nähern sich den Höhepunkten ihrer Vorbilder von Album zu Album mehr an. „Near Death Experience“, das dritte Werk der Jungs, bietet entsprechend sehr guten Elchtod früher bis mittlerer 90er-Prägung, der in durchweg starken Songs wie „In An Obscure Eternity“, „Violent Intentions“, „A Cry Of Terror (Voices From Nowhere)“ (klasse!), „Unequivocal Evil Excitement“ oder „Terror In Thousand Faces“ (mit coolem melodischen Klargesang am Ende) gipfelt. Auffällig sind die große Spürnase der Band für eingängige, sägende, treffsichere Riffs sowie der hervorragende „Gesang“ von Aritz Nabarro, der sowohl fieses, kehliges Kreischen wie auch kellertiefe Growls richtig draufhat und in diesem Bereich zu den stärksten Frontern gehört, die ich seit Langem gehört habe. Wenn DARKNESS BY OATH ihre Fähigkeit, packende Melodeath-Hymnen zu schreiben, auf ihrem nächsten Werk noch ein Stückweit perfektionieren, ist mit großer Wahrscheinlichkeit auch der „Tipp“ drin. Eine tolle Scheibe!
Nach den ersten beiden Hördurchgängen hätte ich „Rise and Fall“ von den STRANGERS sicher etwas zu oberflächlich als typischer RUNNING WILD Rumpelmetal bzw. als IRON MAIDEN-Kopie (z.B. „The Curse of the black Pearl“) zu ihren Anfangstagen bezeichnet. Nach einigen weiteren ausführlichen Durchläufen hat die Band aber durchaus etwas mehr eigenes Charisma auf den 13 Tracks anzubieten, vor allem der Schluss mit einem recht untypischen Longtrack ist überaus gelungen.
Die noch relativ junge Kapelle mit dem sorry total einfallslosen und altbackenen Bandnamen (klingt nach miefiger 70er Jahre Tanztrio) stammen aus Sachsen-Anhalt und hinterlassen auf diesem selbstproduzierten Zweitwerk neben einem durchaus gelungen Coverartwok auch musikalisch mit oldschooligen Vibes einen soliden Eindruck.
Die Erfahrungen als Coverband als man u.a. mit Songs von BLACK SABBATH, GUNS’N’ ROSES oder MOTÖRHEAD unterwegs war haben geprägt, man hört den oft urwüchsig mit treibender Rhythmusarbeit, betont strukturierte Basslinien, schön Riffs, meist gelungene Refrains mit etwas Hymencharakter. Das alles vermischt mit einem leicht räudigen Dirty-Rock-Touch, bedingt auch durch den recht meist kräftig-kehlig-gröhlenden Sänger (der aber deutlich besser singt als Lemmy oder Rockin’ Rolf) dafür stehen die STRANGERS. Trotz aller Geradlinigkeit sowie energiebetontem, sehr straightem Spiel (handwerklich recht solide vorgetragen) versucht dieser Fünfer durchaus auch mal etwas zu variieren und betont mit wohl dosierten Breaks und Tempoveränderungen etwas aus den gängigen Songschemata auszubrechen. Insbesondere legt man großen Wert auf gelungene Refrains, dies gelingt bei Sachen wie dem rau-charmanten „Only the Ghost“ gerade noch so mittelmäßig, da etwas zu gequält, "Different Battledays" ist da schon ein echtes Highlight und auch "Holy Ghost" überzeugt mich absolut. Eher grenzwertig ist die etwas Platte Hookline bei „Love Song". Das simpel-krachende „Yourself“ hört sich dann an wie ne MOTÖRHEAD-Nummer, nur mit einem echt guten Gitarrensolo und gutem Gesang. Auch bei „We sold our Souls“ bin ich etwas skeptisch, klingt etwas nach BÖHSE ONKELZ für Arme, nee dass ertrage ich nur ab 3 Promille.
Aber wer’s etwas prolliger mag kein Problem, denke mal live kommt die Mucke insgesamt ganz gut rüber energiebetonte Oldschool Heavy-Metal mit hohem Mitgrölfaktor zum Abbangen. Die Stimme ist meine Sache zwar eher nicht aber wer auf gepresst,raue Organ abfährt liegt hier goldrichtig. Zum Schluss überraschen die STRANGERS mit dem satten 11-Minüter „The Loner“, der mit gepflegt-ruhigen Gitarrenparts beginnt, sich mit schönen Tempoeinschüben sowie klasse Rhythmuswechseln fortsetzt, mit verschiedenen Stimmungen aufwartet und sich zu einem fast progressiv-komplexen kleinen Epos entwickelt. Mensch Jungs ihr könnt ja auch richtig anspruchsvoll klingen – zukünftig bitte etwas mehr davon, dass können so nicht viele. Insgesamt is die Platte sicher überzeugend.
Mit Flo Mounir von CRYPTOPSY (Drums), Rune Eriksen von AVA INFERI und AURA NOIR (Gitarre), Novy von BEHEMOTH (Bass) und ex-MORBID ANGEL Steve Tucker („Gesang“) hat sich hier ein echtes All-Star-Package gefunden, über dessen musikalische Ausrichtung man nicht viel sagen muss: das Quartett zockt sehr knackigen, technischen und furztrockenen (leider auch etwas dumpf produzierten) Death Metal, der sich qualitativ nicht hinter den Hauptbands der jeweiligen Musiker verstecken muss. Ferner sind auf diesem Debütwerk noch die Herren Attila Csihar (MAYHEM), Travis Ryan (CATTLE DECAPITATION), Tony Norman (MONSTROSITY), Destructhor (MORBID ANGEL) und Nick McMaster (KRALLICE) zu vernehmen, was den Sternchenfaktor zusätzlich nach oben treibt und „In The Flesh“ allein schon fast zur Pflichtveranstaltung für Todesmetallfetischisten und sogar scheuklappenfreie Black Metaller macht. Warum es bei diesem erstklassigen Aufgebot nicht den „Tipp“ gibt? Ganz einfach, weil das Album äußerst sperrig und nur schwer zugänglich ausgefallen ist; höchst anspruchsvolle Chaosstampfer wie „Petrophilia“, „Exhaust Capacitor“ oder das superbe „Sulffer“ wollen auch beim x-ten Durchlauf kaum im Ohr landen und sind eher auf erstklassige instrumentale Kabinettstückchen denn eingängiges Songwriting ausgelegt. Bedenkt man, dass eben die Hauptbands der Herren diesen Spagat zumeist mühelos gebacken bekommen, erfüllt „In The Flesh“ nicht ganz die hochgesteckten Erwartungen. Ein sehr hörenswertes Werk für Brutalisten, die jedes Klangloch mit Güteklasse A gestopft haben wollen, ist es dennoch!